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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060214014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-14
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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verugrgedMin «»EtNnN« e»v »"«»^ b»I,»-N« piktma«,», tzun»«»n, durch unik» Boiei, «»«»« und »»»,-««. au Sonn- uud Moutaurn nur etnmav »Mi »oHi>.durchau«u>«r>t,e»om. mtMonSrr S MI dr«, , «N. »o ük. vr« »inmaNarr ZntuNiin« durch dt» Voll »MI iodnrV,IielI««ld>> im Au». land mH »nr'vlrchrndkm Zuicdiaae. N «chdruck aUrr »Mtrl u. Onornal- Mittrtlunani nur mu druilich«r Qurllenanaadr i.Drrvd. ?!a»r."> NilärN,. Aach«r!>a»chr Lonviar- an'vrllchr dieiden nndrrültlich»«!: «iv»ruui»i« Maiiu'IrN't« »»r«« mcht autdewavrt. »Ie,ramm-rldrei»r: «»chrichten »re»»««. Gegründet s836 Lodeek L 60. kloslrosoranton kn, Dias. ä. fföniks v. Knolmon. vdoeolLüell, Vaeavs Vv88vrt8. klinralvsrkauf: »niKllcn. Dstmarlrt 2. ^nresgen.^E «nnakrme von «nkünbioiirioen bi» nachmitlaa» » Ukr, Lo»n- und KeiniaaS nur Marienstrabr 8» von II bi» '/»lUbr. 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Milder Frust. ! -vt I» I IWlil, I 1 V I Nil I I RZ » Ter sozialdemokratische „Hofskandal" IN Dormstadt gehört zu den zahlreichen, halb komischen, halb tragischen Erscheinungen und Vorgängen innerhalb der Partei des Umsturzes, di« daS klaffende Mißverhältnis zwischen der angeblichen schrankenlosen „Freiheit" des Sozialismus und dem seinen Bekennern in der Praxis gewährten Spielraum zur unge hinderten Betätigung ihrer eigenen Persönlichkeit grell und drastisch beleuchten. In Wirklichkeit läßt sich kaum ein System denken, das sein« Anhänger enger und unerbittlicher an die Fessel einer starren Gewaltherrschaft schmiedet, als es auf Schritt und Tritt die Sozialdemokratie tut. Mit der brutalsten Riicksichts- losigkeit wird von dem an der Spitze der Partei befindlichen „zielbewubten" Jakobinertum jedwede Regung im Keime erstickt und erdrosselt, die sich, wenn auch nur anscheinend, dem einzigen und alleinigen Lebenszwecke des politischen Sozialismus, der be dingungslosen Reoolutionierung der Geister, hindernd in den Weg zu stellen droht. Unter diesem Gesichtspunkte muh auch daS Darmstädter Vorkommnis, dessentwegen der „schuldige" Reichstagsabgeordnete Cramer sein Mandat niedergelegt hat, beurteilt werden. Der genannte „Genosse" bat das in den Augen der „Zielbewnhten" völlig unverzeihliche Verbrechen be gangen. in einer kommunalen Angelegenheit den unfruchtbaren Boden der Verneinung um jeden Preis zu verlassen und sich aus diesem Anlab mit seinen bürgerlichen Kollegen in der Stadt verwaltung zu einer Audienz beim Grobherzoge zu begehen — es bandelt sich um Bestrebungen zur Verschönerung der Residenz, denen der Grohherzog ein besonderes Interesse ent- gegenbringt. — Darob Heller Aufruhr im Parteivorstand, Zu- sammentreten des Scherbengerichts und parteioffizielle Hin» richtung des Verfemten durch eine offenbar von Berlin aus inspirierte Darmstädter Partei^Persammlung mittels einer Resolution, in der die doppelte Verfehlung des „Genossen" gegen dos revolutionär-republikanische Prinzip in dem sattsam bekannten Tone gerüffelt und der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß der Verirrte „seine Fehler einsehen und durch tat- krästigeS Mitarbeiten in der Arbeiter-Bewegung — d. h. also üu rein revolutionären Sinne — wieder gut machen werde". Schrecklich in der Tat! Der „Genosse" Eramer unterfängt sich, nicht bloh vor einem regierenden Fürsten zu „katzbuckeln", sondern auch noch einen Ansatz zu positiver Mitarbeit an einem Werte der bürgerlichen Gesellsä-ost zu machen: was will ein solches räudiges Schas überhaupt noch unter der revolutionären Herde? Nicht zwar, als ob der „Genosse" Cramer sich nun plötzlich gründlich gehäutet hätte und gewissermahen im Be- griffe stünde, mit fliegenden Fahnen in dos bürgerliche Lager überzugeben. Es wäre im Gegenteil grundfalsch, wenn unsere Mauserungs-Illusionisten auS dem Vorfälle Kapital schlagen und aufs neue mit ihrer schon so oft durch die Tatsachen gründ- sich widerlegten Prophetenkunst verkünden wollten: „Seht! So fällt ein Reis nach dem anderen vom revolutionären Stamme ab! Bald wird er ganz entblättert sein und die Sozialdemokratie sich in dem harmlosen Gewände einer einfachen radikalen Arbeiterpartei präsentieren." Der „Genosse" Cramer hat durch seine ganze parteipolitische Vergangenheit klar bewiesen, dah er Sa«iald«mokrat vom reinsten Wasser ist. Er gehört indessen zu der von Bebel und Konsorten bestgedahten Gruppe der Revisionisten, die, ohne innerlich dem revolutionären Prinzive untreu zu werden, doch in gewissem Umfange mit den realen Verhält nissen rechnen zu müssen glauben, weil sie rtnlehrn, dah es mit dem groben „Kladderodatich" noch tetne guten Wege hat und daß deshalb mit der anSschlicblichrn Beschränkung aus den revolutio nären Phiasendrusch praktisch nichts anzusangrn ist. Die revisionistiiche Richtung ist nun aber bekanntermaßen den rein jakobinisch veranlagten Diktatoren tn der Partei des Umsturzes ein Gräuel der Verwüstung. Seit Bebel auf dem Dresdner Iungbninnentage die eisten wuchtigen Keulenschläge aus die Revisionisten herabsauscn lieh, haben deren Schädel nicht ausgrhört zu dröbnen, so oft und so nachdrücklich ist seitdem das ZerschmetternngSversahren gegen die verhohlen Taktiker, die „rthtich-ästdettschen Schöngeister, Literaten und Akademiker" von den hrnschgewnltigen Veilrrlrni drS unbedingten Prinzips der „schwieligen Faust" wlrdrcholt worden. AlS geistig bcionders hervorragende Opfer der verschiedenen von den Varlrtpäpslen ver anstalteten Nrvlsionislen-Razzirn sind tn der letzten Zeit die „Ge nossen" Schtppel und Bernstein aut der Strecke geblieben: auch dir Affäre der „SechS" vom „Vorwärts" ist noch tn frischer Er innerung. Dabrt ist denen um Nebel zur Erreichung tbrer Absicht der gänzlichen Niederwerfung de» revisiontstlschen Heerbanns kein Mittel zu schlecht; lst doch sogar tn besonder» krasser Welse tm Falle Bernstein die Hungrrprtliche in anSgtrbigr Anwendung gebracht worden, die man nicht eher zur Ruhe kommen lieh, als bi» Bernstein» letzter Vclsiich. sich lltrrariich über Wasser zu halten, «n dem allgemeinen Pnrteiboykvtt geicheitert war. Aus solch« Weise erklär» es sich, dak die bisherige» Versuche der Revi sionisten. wider den Stachel der „schwieligen Faust" zu loke», regelniätzig kläglich tm Saude verlausen sind und einen für die Nerächter der Brdelschen revolutionären Allgewalt durchweg recht unrühmliche» AuSgang genommen haben. Der „Alte" kennt im Puiilte Revisionismus schlechterdings keinen Spaß. Als auf dem letzten Parteitage in Jena bei ilun im vertranten Kreise um ein milderes Verfahren gegen die Delinquenten plädiert wurde, soll er mit aller Gewalt mit der Faust aus den Tisch geschlagen und kategorisch erklärt haben: „Das gibt's einfach nicht!" Wie wird eS nun dem „Genossen" Cramer schließlich ergehen ? Wird er auch am Ende klein beigeben und pater peecavj sagen, oder wird man von Partei wegen, weil der Mann vielleicht wegen seiner lokalen Beziehungen zu groß dasteht, »ach erfolgter Abrnffe- lnng ein Auge zudrücken, oder endlich wird der Gemaßregelte im Falle weiterer Widersetzlichkeit in der Richtung der Diagonale des Parallelogramms der znsammenwirkenden Kräfte des Auf- muckens, Bebel-Tonnerkrachens und Hinausfllegens aus der Partei verschwinden? Auf den Ausgang der Sache darf man um so mehr gespannt sei», als „Genosse" Cramer sich einstweilen durchaus nicht den Anschein eine? Mannes gibt, der gewillt sein könnte, zu Kreuze zu kriechen. Er hat nämlich nicht nur im „Vorwärts" urtzi ot orbi zu wissen getan, daß er gar nicht daran denke, zu widerrufen, sondern überdies Gelegenheit ge nommen, gleichzeitig noch einmal seine ganze Haltung zu recht- fertigen und sich ausdrücklich zum revisionistischen Standpunkte zu bekennen. Es sind recht saftige Ketzereien, die der „Genosse" Cramer dem Parteivorstand in seinem Schreiben kaltlächelnd zu bieten wagt. Er erinnert daran, dab in Zeiten grober politischer Konflikte ein Mann wie Johann Jacobi sich nicht gescheut habe, den Gang zu dem „reaktionärsten preuhischen Könige" zu gehen, und daß niemals jemand auf den Gedanken gekommen sei, darum an der Ehrenhaftigkeit seiner Gesinnungen zu zweifeln. Weiter besitzt er die Kühnheit, es offen auszu sprechen, dah nach seiner Ueberzcugung in absehbarer Zeit die Hindernisse überwunden werden mühten, die der Teilnahme der Sozialdemokraten an den Bureaus des Reichstages und der Landtage a»S der Uebernahme der Repräsentatronspflichten er- wüchsen. Die im Anschluß hieran prompt bewirkte Mandats niederlegung vervollständigt den bis jetzt wenigstens durchaus guten Eindruck, den daS Verhalten Cramers gegenüber den gegen seine Person gerichteten Angriffen der Parteileitung her vorruft. Da zudem Cramers wirtschaftliche Position gefestigt zu sein scheint, so ist die Möglichkeit, dah er die Angelegen heit bis zum bitteren Ende durchführt, nicht ausgeschlossen, und Herr Bebel könnte immerhin in die Lage versetzt werden, endlich einmal einem Revisionisten zu begegnen, der sich nicht von der Klopfpeitsche des Diktators in den Winkel jagen läßt, sondern aufrecht in jedem Falle seinen Platz behauptet, jo oder so. Das entschlossene Vorgehen Cramers, das sich ln der un- verzüglichen Mandatsniedcrlegung bekundet, hat für die Partei leitung insofern noch einen besonderen Stich ins Unangenehme, als der Wahlkreis Darmstadt-Grobgerau <4. hessischer) durch- aus nicht znm sicheren Besitzstände der Sozialdemokratie zählt. Bis 1898 gehörte er fast ununterbrochen den Nationalliberalen, und erst 1893 und 1903 siegle die Partei des Umsturzes mit Hisse der persönlichen Beziehungen Cramers. Fallen diese bei der Ausstellung eines anderen sozialdemokratischen Kandidaten fort, so eröffnet sich die begründete Aussicht auf Wiedereroberung deS Mandats durch die bürgerlichen Parteien und auf eine weitere Stärkung des AbsplitterungSprozesseS, der sich bei den bisherigen Nachwahlen an der Sozialdemokratie vollzogen hat. Seit den letzten allgemeinen Wahlen im Sommer 1903 haben im ganzen 30 Nachwahlen stattgefunden. Davon sind nur drei zu sozialdemokratischen Gunsten ausgesallen, obwohl in 25 Kreisen besondere Kandidaien des Umsturzes ausgestellt waren und sechs sozialdemokratische Mandate zur Entscheidung standen. Der Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen im ganzen war bei den Nachwahlen sehr erheblich: er betrug nämlich 21 200 Stim men. Es wäre sehr erfreulich, wenn es durch die von vornherein vereinten Kräfte der bürgerlichen Parteien jetzt auch in Darm- stadr gelänge, eine Zersplitterung der stoatscrhallenden Stimmen zu vermeiden und im geschlossenen Ansturm den Wahlkreis der Ordnnngssache zurückzugewinnen. Neueste Tralltmeidunnen vom 13. Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. <Priv.-Tel.> Die Debatte zum Titel Staats sekretär de» Etats de» Innern spinnt sich weiter. Abg. Hagemann lnat.-llb.t weist die neulichen Angiisse Stücklecs gegen den ontilozialdemokraliichen Reictisverdand zurück Die an bei Spitze dieses Verbandes stehenden Herren haben Stückler Feigling genannt, die nicht wagten, sich selber unter das Volk zu mischen und an Veriammlungeii, z» denen man sie einladc, teil- zuiieiime». Komme man aber in eine sozialdemokratische Ver sammlung. so weide man dort beschimpft. Wenn er iRedner» von links als Schalsmacher bezeichnet weide, so akzeptiere er diese» Titel inst'sern, als er. wir überhaupt der ReichSveiband. bestrebt sei. das Gewisse» des Volkes zu schätfcn, damit dieses sich von der Sozialdemokratie abwrnde. Wen» die Sojialdcnwkiaten stets von den Unternehmern als Ansbentern und Belriiaeni sprächen, lo könne er nicht umhin, auch auf die vielen Fälle von Unter schlagungen hinzuweilen, deren sich sozialdemokratische Kassierer an Krankenkasse» rc. schuldig machien. (Große Unruhe bei den Sozialdcmokmten.) Redner zählt eine Reihe solcher Fälle an», dabei unaufhörlich von de» Sozialdemokraten mit Rufe» „nncr hört" »»tclbroche», so daß Präsident Gras Balle st re in ihm schließlich zürnst: Meine Herren, lassen Sic die Unlerbrechungc» Es sind ja von Ihrer Partei »och tOMan» znm Worte gemeldet' «Große Heiterkeit.) — Abg. Hagem an» weist sodann daraus hin, wie das Lob, welches Gras P o sad o wsky den Arbcilern so einseitig gespendet habe, von der Sozialdemokratie ausge schlachtet worden sei. Ebenso bedenklich sei, wie Graf PoiadoivsIv vor Weihnachten über die mangelnde Lvferwilligkeit der Besigeo. den geiorochen habe. Tatsächlich sei henizatage der Besitz m-äslen teils eine Last. (Lachen links.) Jawohl, denn wer einen land wirtschaftlichen Besitz oder ein industrielles Unlernehinen erbt, bedarf bei einer wirtschaftlichen Depression seiner ganzen Mannes kraft, um den Besitz zu erhallen. Redner glaubt, unter Bezug »ahme auf die treuliche Erklärung des Reichskanzlers im Herren banse, auch, daß wir gegenüber der Sozialdemokratie mit den bestehenden Gesetzen gut fertig werden: aber nur dann, wenn die staakserhallende» Kräfte Zusammenhalten. Wenn dies der Fall ist und wenn die Negierungen uns keine Knüppel zwischen die Beine werfen, dann werde» wir in diesem Kampfe siegen, aber auch nur dann! — Unterstaatssekretär Wermuth erwidert aus eine An regung .des Abg. v. Oertze» (Reichsp.), daß der Bundesrai über die von dem Staatssekretär angekündigte Vorlage zur Rege lung des Automobilverkchrs schon in den nächsten Tagen Be schluß fassen werde. Gras Posadowsky könne augenblicklich nicht anwesend lein, da die gestrige wichtige Staalsministerialsitzung heute sortgetrtzt werde. — Aba. Kulerski (Pole): Das Wort von der gefüllten Kompottschüssel, von dem man nicht bcstimmt wisse, von wem es gesprochen sei. beweise berzlosen Zynismus und Mangel an Mitgefühl mit dem sozialen Elend Redner kritisiert dann die prenßlsche Polenpolilik. Das letzte Ansiedlnngsaesetz ruiniere den polnischen Kleinbauernstand. Schwciiieställe oürse der polnische Bauer zwar bauen, aber Gebäude znm Wohnen sin sich oder seine Arbeiter dürfe er nicht errichten. Preußen macbe damit Deutschland vor dem Anslande Schande. — Abg. Leon Hardt (kreis. VvllSp.) verteidigt das Verhalle» der Aerzle in der Krankcnkassensrage. Wenn die Aerzte für die sreie Arztwahl ein- träten, so geschähe das lediglich im Interesse ihrer Unab hängigkeit sow'ohl von Arbeitgebern wie von de» Arbeitern Unerläßlich iei ein noch verstcirltes Vorgeben zur Eindämmung der Tuberkulose, aber auch gegen andere Volkssenchen, wie Ge schlechtskrankheiten und die Wirkungen des Alkohols. Zu ver werfen seien im Kampfe gegen die Geschlechtskrankheiten das Bordellwesen, die Kasernierung, zu empfehlen dagegen eine ver besserte Fürsorge sirr derartige Kranke in Krankenhäusern, sowie eine geeignete vorsichtige unlerrichlliche Aufklärung schon in den Schulen. Dankenswert sei der Antialkoholeilaß des preußischen Eilenbahnministers, denn zum Teil seien jedensatls die Eisenbahn- Unfälle aus den Alkohol jurückznfühlen." Im übrigen gelte auch für den AlkobolismuS, daß mit mechanischen Zwairgsmilteln weiiiger anszurichien sei, als mit Aufklärung. — Adg. Horn Sachien (Soz.) deutet an, daß dem Abg. Hagemann als Nichter wohl zuzruraiien sei, daß er Sozialdemokraten zu Zuchi bans verurteile, nur weil sie Sozialdemokraten seien. — Präsident Gras Ballest rem erklärt derartige Angrisse für unzulässig Abg. Horn sSoz.j verbreitet sich dann üoer die Arbeilsoer hältniste in den Glashütten. — Abg. Trimborn (Zentr.! weist persönlich Angriffe Sachseö auf ihn zurück. Auch in Flugblättern sei er aus unanständigste Art verdächtigt wordcu Wenn Sachse diese Kampsesweise in dieses Haus übertrage, w überlasse er das Urteil darüber dem Hause. (Beifall rechte und in der Mitte.> — Abg. Mertens (freist Vp.s tritt sirr die Regelung des Vogelschutzes ein, ferner für heimarbeitcr- schutz. Die Ausstellung, die gegenwärtig in Berlin stattsindr habe die Notwendigkeit eines solchen Schuhes als dringend er- wiesen. Welche ärmlichen Verhältnisse träten aus jener Aus stellung zu Tage, insbesondere im Erzgebirge, dem „Schmerz- gebirge", wie es deshalb auch genannt werde. Licht, Lust und Freiheit würden von den in der Heimarbeit beschäftigten Kin dern entbehrt. Das Kindcrschutzaeied dürfe nicht nur auf dem Papiere stehen bleiben, was offenbar teilweise noch der Fall sei. Wie könnten sonst Kinder 60 bis 62 Stunden in der Woche beschäftigt werden, da doch die Nachtarbeit durch das Kinderschutzgesetz verboten sei. Ein Rückschritt sei es, wenn jetzt vom Bundesrate die Anzahl der Beschäftigungen, zu denen fremde Kinder zugeiasscn werde» dürsten, also die Ausnahmen vom Geich, vermehrt worden seien. Nichi einschränken, sondern erweitern solle man die Beschäftigungs- Verbote. — Äbg. v. Ger lach (freist Ver.) verbreitet sich, wiederholt unter lebhaften Angriffen aus die Gutsbesitzer, über zu niedrige Löhne der ländlichen Arbeiter und Nnzulänqlichkcn der ländlichen Armenpflege. Er fordert Ausdehnung des Kvali- tionsrechts aus die Landarbeiicr unter Aushebung des Ge sindercchts. — Abg. v. Massow skons.) erwidert unter Bezug nähme auf einen bestimmten vom Vorredner angeführten Fall, die ganze Art und Weise, wie Gcrlach kämvse, müsse verbitternd wirken. Einen 7:!iähriacn Gutsbesitzer, der die Fcldz>üge mit gemacht habe, sollte doch ein junger Mann, der damals noch mit dem Hem'dcnzipfcl hinten heraus aus der Straße hcrumlich (Große Heilerkeilst nickst so onareifen. Die Annobcn über Bei- träge mit Jmstleulen usw., die Gcrlach gemacht babc. seien unzu> treffend. Er wolle kein Urteil über Gcrlach fällen Ein ihm heute zugesckncktes Blatt enthalte einenArffkel mit derUnterschritt Johannes Wilberg. Da sei darauf hingewiesen, wie oft Gcr lach seine Gesinnung gewechselt und wie er sogar die Dienstboten gegen die Dienstherrschaften verhetze. (Präsident Gras Ballestrein erklärt das Verlesen solcher Ausdrücke gegen Mitglieder des Hauses kür unzulässig.) Habe doch auch Mehring in de: „Leipzig. Bolksztg." Hernt v. Gcrlach einen politischen Leichen fledderer genannt. iGroße Heiterkeit.) iPräsident Gras Balle sirem: Ich habe Ihnen schon bemerkt, daß Sie solche Ausdrücke gegen einen Abgeordneten zu unterlassen baden. Im Wiede» holungskalle würde ich Sie zur Ordnung rufen.) Ick, habe dicke Ausdrucke nickst gebraucht, sondern nur auS der Zeitung verlesen iPräsident Gra, Ballestrem: Sie dürfen hier nicht alles sagen ums in den Zeitungen steht. — Abg. Schövslin (Soz.) erörtern die Arbeitsverhältnifse in der Braunkohlcnindustrie. — Abg Forst er-Reub (so-) widerspricht den neulichen Angaben
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