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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060208010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906020801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906020801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-08
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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Sonn- unk ftrieNag» >i»r Marieilstrake » von N di« '/»i Ulir Di« livalligevrund- «eile lca s <--ilden> so L>^ . »»- liindiguugrn au! derPriual'citeRite L vig : die sivallige Äeile gusDeN leite so Bla . als Lingeiaildt äetl« « Pig An Nu««rn> «ach S»uu- und ffeieriage» l lvallige vrundreile oo Pig.. au! Brivgtteite ec, Hia . ilwallige. .e,le au! Wertteile und ai» lkingklandl M Pi, AuLwärüge?lui> trüge »ur gegen Dorauc-detad!»«,. lvelegbiätter teilen ro Psciinige. Srriiivncher: Nr. U und rvSÜ. -aupt-richastüslele: Marienstr. SS. 80MN8- um! fü8t-Vl!8clielilili »>O »parts Ikoutsll«n ^ 1iLr«Iir>><d„. »II« I»rvty>»»tr«ru. v — 2? krikärloli küMmstuii UokUo/viANt Li -!aj. <1o» Lümzs OoIHOÜÜ OdI, uw-8lk. Lus. kviukurül s Lesstrasrs s. LevMe kmiwiil- ml tmls MM jecter /irt. ketnldtor LI« leettvn «n«I «tose. tzneAözungfo-strmöertL^ <ti« »n u»<1 ktN»-», t)k-k«'«n»kun§vo <1«kT K<munß» orgons loiclori. Dillli-.k. tir, ffl 1»«^ Ink»Ir»r«^ , l' N. ?. u. tt'Mn dl. 10. ttiMadgrek'isnul^. tiL X««»»-, VerliSliPtvik-kiiKe.. pre.riid»" Nifplnilogi'spli llsku Kaekk., wlüilsillkii'ilttl! iill. n. Z'j DE" rnnaebon bäräinanctl'lLtr unä Uüreurrvleso llllllll Illiill !1I llulltbl t. llnt/anä Vlsit Ll. 6, kkrössors Formats sitt- «preeliknä. 8perirliit.it: I-etiensecosssUcutrüti? in ?L»teII etc. — Oiuppen- unci XilKiolTn.i- nlliimeo in besonders rrskixneren ^tei:e>8. Tmlllcrstllli, 8. ^rbruar lWi;. Kirclienlknttdnle in Fmiilleich. Slmflkttdciiloilslreiionen, Schlcichwiel>vers>chkrunnsknsscn, Mulmakl.Wittcrung: v»* v»lk»sl. L.'imr>tnttSvel>ic»idlilnaen. LnndwilllcklislSrot, Bm^nnne aus dem ^Hrnnc»lc>l>". LvUericliste. Schncefeell. Die französischen Kirchcnskandale dauern bereits ein« Woche kann <m. und es scheint, daß sie noch «»wer nicht ganz unterdrückt sind. Wegen dieser Hartnäckigkeit der Unruhen könnte es auf den ersten Blick den Anschein ge- Winnen, als handelte es sich um eine Bewegung ernsterer Art, die in einer spontanen Empörung «weiter kirchlich gesinnter Volkskreise begründet wäre. So liegt die Sache aber nicht, sonder» di« an verschiedenen Stellen wie Hlackcrieuer auslodcrn- Len Tumulte haben ihre Enlstehungsnrsache in einer von langer Hand vorbereiteten Aktion der hierarchisch gesinnten feudal, kreise, die auf solchem Wege einen letzten Trumpf gegen das Äirchentrennungsgesetz ausspiclcn. Die begleitenden Umstände, unter denen sich die Putsche vollziehen, lassen hierüber keinen Zweifel. Schon der äußere Anlaß zu dem Vorgehen ist förm lich an den Haaren herbeigczogcn. Turch das Kirchcn- trennungsgcsetz ist der Uebergang des gesamten kirchlichen Ver mögens in das Eigentum des Staates verfügt worden, aber nicht in der Form einer Konfiskation, sondern so, daß der Staat das bisherige Kirchenvermögen auch ferner den aus Grund des Gesetzes neugebildeten oder noch zu bildenden Knltnsvcrcinen. sofern sie die gesetzlichen Bedingungen erfüllen, unentgeltlich überläßt. Da nun aber der Staat als Eigentümer des ansgc- lrchenen Kirchenvermögens wissen muß, was und wieviel er aus- leiht, so ist von Amts wegen eine genaue Inventaraufnahme aller Kircherigüter angcordnet worden, und zu dem Zwecke hat es sich nicht umgehen lassen, daß auch die in den Tabernakeln befind- liehen zum Teil sehr kostbaren gottesdienstlichen Gesäße zur Registrierung und Abschätzung mit vorgczeigt werden müssen. Die Regierung hat aber ausdrücklich Anweisung gegeben, daß die inventarisierenden Beamten mit dem größten Takte Vor gehen und insbesondere die Tabernakel nur von den Priestern selbst geöffnet werden sollen. Di« amtliche Versügung über die Inventaraufnahme hat deshalb auch unter der niederen Geist lichkeit selbst so gut wie gar keine Proteste hcrvorgeruscn, und die ungeheure Mehrheit deS französischen Volkes wäre einfach darüber als über etwas ganz Selbstverständliches zur Tages ordnung übergegangen, wenn es nicht der kleinen intriganten Clique jener hochfcudalcn Kreise anders beliebt hätte, in denen sich die überlebten staatlichen und sozialen Anschauungen des «»noior» rö«ina«" mit einem überorthodoxen hierarchischen Kirchentum zu einer wunderlichen, in die moderne Zeit wie ein verwittertes Ueberbleidsel hereinragenden Mischung von allgc- meiner Rückständigkeit verquicken, die geradezu einen fanatischen Anstrich hat und dementsprechend in ihren Mitteln außerordentlich wenig wählerisch ist. Tie gekennzcichncten Gegner der Kirchcn- trennung spekulieren dabei aus die Einschüchterung der Ne gierung und die Sprengung des repnblitaniichen Blocs durch die Prägung des Schlagwortes von der „tempel- schänderischen" Regierung und hoffen, mit diesem Köder bei der Masse des Volkes einen guten Fischzug zu tun. der die reaktionären Netze bei den bevorstehenden Neuwahlen zum Parla ment gehörig straft spannen soll. Wie künstlich und terroristisch die Mache bei den Demonstrationen ist, erhellt u. a. daraus, daß dem Pfarrer einer Pariser Kirche, de, sich aus Gewissensgründcn weigerte, an der Aufstachelung seiner Beichtkinder zum gewaltsamen Widerstande teilzunedr»en, daraufhin von den „hohen Gönnern" seiner Kirche kategorisch erklärt wurde, sie zögen unter solchen Umständen alle bisher gewährten pekuniäre» Unterstützungen zurück. Daß unter der hshen Geistlichkeit nicht durchweg dieselbe Gewissenhaftigkeit zu finde» ist, vielmehr verschiedene Bischöfe mit den Aufwieglern an einem Strange ziehen und sogar eine öffent liche Aufforderung znm Widerstande zu erlassen wagen, darf bei den nahen Beziehungen, die zwischen dem Feudalismus und den Spitzen der Hierarchie in Frankreich noch vielfach bestehen, nicht wnndernehmen. Es scheint sogar, als habe der Vatikan selbst seine Hand bei den Aufwiegelungen mit im Spiele. Die feudal-klerikale Rechnung ist indessen ohne den republika nischen Wirt gemacht worden und ihr gründlicher Mißerfolg kann schon deute mit oller Sicherheit vorausgesagt werden. Zunächst denkt die Regierung auch nicht einen Augenblick daran, sich ins Bockshorn jagen zu lassen. Ganz lm Gegenteil fährt sie mit der Inventaraufnahme unerbittlich fort und hat sogar verfügt, daß die inventarisierende» Beamten fortan von einem Aufgebot der be waffneten Macht begleitet werden sollen. Gleichzeitig werden die Rädel-führer der Unruhen ohne jede Rücksicht auf ihre hochadeligen Namen exemplarisch abgestraft und nicht minder sollen die auf sässigen Bischöfe die Strenge des Gesetzes zu kosten bekommen. Ist so der Erfolg der Tumulte, soweit die Haltung der Regierung m Frage kommt, ein entschieden negativer, so läßt sich dasselbe schon heute auch von der Wirkung sagen, die daS revolutionäre Treibe» der feudalen verzöge, Grafen und Barone samt ihrem Hobe« hierarchischen Anhänge auf die republikanische» Kreise deS Parlament- und der Bevölkerung auSübt. Die Republikaner aller Schattierungen haben dir tiefere politische Absicht der reaktionären Drahtzieher der Kundgebungen sofort richtig erkannt und ohne Verzug tbr, Reiben zur gemeinsamen Abwehr geschlossen. ES sollen re publikanische Gegcnkundgebungen gegen die Kirchentumulte ver anstaltet werden, und überdies will die vereinigte Linke eine Novelle zum Trennnngsgcsetz einbringen, die dieses noch erheb lich verschärfen soll. Die feudalen Quertreiber werden also mit ihren der Republik feindlichen Umtrieben, die sie hinter kirchlichen Beweggründen verschleiern, lediglich das Gegenteil ihrer Absicht erreichen, indem sie den verhaßten republikanischen Bloe nicht nur nicht sprengen oder auch nur lockern, sondern ihn vielmehr noch fester als bisher zusammcnschweißen. Eine weitere von den Urhebern der Tumulte nicht gewollte Wirkung besteht darin, daß nunmehr jede Möglichkeit geschwunden ist, die in letzter Zeit auch von republikanischer Seite unterstützten Be strebungen zur Abmilderung dcsPrinzen-Berbannungs- gesetzes vom 22. Juni 1886 zu verwirklichen. Dieses Gesetz be stimmt, daß das Territorium der Republik den Chefs der Familien, die über Frankreich regiert haben, bedingungslos ver schlossen bleibt. Weiter verfügl es, daß alle Mitglieder der orleanistischcn und bonaparlistischen Familien vom Militär dienste, den öffentlichen Aemtern und der Wählbarkeit in Frankreich ausgeschlossen sind. Neuerdings machten sich ein flußreiche Bemühungen, man sagt unter Führung des Präsidenten Lonbct selbst, in dem Sinne geltend, den zweiten Dell deS Ge-! setzcz auf die Häupter der betreffenden Familien zu beschränken ^ und den ersten Teil dahin abzuändern, daß den Chefs der! Prätendcntenfamilicn der Eintritt in französisches Gebiet nur dann zu verbieten ist, wenn sie die Absicht haben, die republi- konische Necherungsform oder deren Einrichtungen zu ändern. Von einer solchen Revision des Gesetzes kann jetzt gar keine Rede mehr lein. Die Veranstalter der jetzigen Hetze! sind, wie sie cs von Anfang an waren, so auch heute noch blind gegen die offen kundige Tatsache, daß das französische Volk in seiner über- wyltigenden Mehrheit fest entschlossen ist, die Kirchentrcnnung durchzusühren, unter Umständen sogar unter noch weiter ver schärften Bedingungen, als das gegenwärtige Gesetz sie ausstellt, weil die breiten Schichten der Bevölkerung des ewigen kirchen politischen Haders, wie er unter dem Konkordat wütete, gründ lich überdrüssig geworden sind und weil die Erfahrungen der Geschichte die Unmöglichkeit der friedlichen Verbindung von Staat und Kirche unwiderleglich herausgestellt haben. An diesem Entwicklungsprozesse ist schlechterdings nichts mehr zu ändern, wenn die feudalen Herren auch darüber aus der Haut fahren möchten. Nur ein Fall ist denkbar, der den Wünschen und Hoffnungen der reaktionären Gegner der Kirchentrenuung ^ eine Aussicht auf Erfolg eröffnen kön,ntc: der Untergang der ! bürgerlichen Republik durch eine äußere Katastrophe. Eine ! solche zu verhindern und den dauernden Bestand der Republik durch eine von dem Geiste der Friedfertigkeit und Ver söhnlichkeit getragene auswärtige Politik zu sichern, muß daher in um so stärkerem Grade daS Ziel und Bestreben der bürgerlichen, republikanischen Gesellschaft Frankreichs sein, je höher sie die Kirchentrenuung »IS ein überragendes Kultur werk der dritten Republik einschätzt und je ernsjsicher sie dem gemäß auf die ungeschmälerte Erhaltung dieses Werkes bedacht sein will. Insofern hat die französische Kircheirpolilik auch einen unverkennbaren Wert als Jriedenssaktor. Neueste TralMeWitugei» vom 7. Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. sPriv.-Tel.I Am Bundesratstische: Staats sekretär Gras Posadowsky, Sächsischer Ministerialdirektor Dr. Fischer und der hanseatische Bundcsbcvollmächtigte Dr. Klüg- mann-Lübeck. Das Haus ist schwach besetzt. Auf der Tages ordnung steht die erste Bcrarunq des von den Sozialdemo kraten beantragten Gesetzentwurfs bctr. Abänderung des Artikels 3 der Reichsverfassung dahin, daß in jedem Bundesstaat und in Elsaß-Lothringen eine auf Grund des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts gewählte Vertretung bestehen müsse. Das Recht, zu wählen und gewählt zu weroen, soll allen über 20 Jahre altem Reichsangchörigen ohne Untcrichied des Geschlechts in den, Bundesstaate, in dem sie ihren Wohnsitz haben, zustehen. — Aba Bernstein lSoz.s empfiehlt den Antrag, der. abgesehen von den Bestimmungen über das Wählolter und über die Wahlberech tigung oer Frauen, vom Reichstag schon vor mehr als dreißig Jahren mit 192 gegen 88 Stimmen angenommen ivordcn sei. Damals hätten nur dos Zentrum aus partikuloristischen Rück sichten. sowie ein Teil der Konservativen dagegen gestimmt. Pie Notwendigkeit, die Kompetenz des Reichstages für eine ein heitlichere Gesetzgebung zu verwerten, sei ja auch vom Zentrum schon bis zu einem gewissen Grade anerkannt worden aus dem Gebiete der Wohnuiigsgesctzgebung und des Bergrechtes. Drin- gend notwendig sei es. von Reichs wegen auch in bezug aus das Wahlrecht in den Einzelstaaten vorzugehen. In Süddeutschland sei man neuerdings zu Reformen des Wahlrechts geschritten. Um so schlimmer aber liege die Sache in Norddeutschland. Während in Bapern der Thronfolger für eine liberalere Ge staltung des Wahlrechts eiugetrete» sei, seien in Norddeutschland teilweise sogar noch Rückschritte zu verzeichnen. So in Sachsen, wo jetzt 400 000 Wähler, die im Reichstage durch 22 sozialdemo- kratische Abgeordnete vertrete» seien, im Landtage nur noch einen einzigen Vertreter besäßen. Sei das ein gesunder Zu stand ? Auch in Lübeck sei die Masse deS Bol- keS entrechtet worden. Eine Wablentrechtung sonder gleichen, für die es schwer fei. einen parlamen tarischen Ausdruck zu finden, erfolge gegenwärtig i» Hamburg. Bei dem bisherigen Wahlrechte in .Hamburg hätte es die iorial- demokralische Arbeisericha't höchstens ans ',0 von insgelamr 160 Sitzen in der Biirgerichast bringen können: und trotzdem die jetzige völlige Walsienirechlnng. Redner wendet sich daun zu den Verhältnissen in Preußen, wo nur daS nackte Besir,- Inlereisc derer, die von dem bestehenden Zustande Vorteil hätte!«, die Ab'chcststing des plmokralsichen Wahstnstems und der piuro- kratischen, haupt'ächlich den ländlichen Bezirken im Listen zu gute kommenden WahikreiseiiileHuna hindere. Tiefer Zustand ge reiche Preußen zur Nnchre. Ten Sozialdemokraten >-i es un möglich. aus eigener Kraft in das Abgeordnetenhaus l meinzn- kommcn. In England hätten die Liberalen den Arbencri, Sitze abgetreten. Gewundert habe es ihn, daß >ogar die neistunige Partei in Berlin sich nicht zu einem gleichartigen Ent'chlus'r habe ausrarfen können. Redner berührt dann auch die Ange legenheit der Straßendenionitrcil ionen. ll eberall so-rit in der Welt habe man Mitgestch! mit denen, vie m Rußland geordnete, verfassungsmäßige Vcrhäsiniisc anstrcben. nur in Preußen >ci bas anders.. - .Hanseatischer Bevollmächtigter Dr. K l üg- ma n ii-Lübeck: Hier im .Hawe inende ich vielleicht kernen Ein druck machen, aber außerhalb dieses .Haines wird man cs nicht verstehen, wenn hier der Gcmtzaebung von Einzclstaaten Brutaliiät nachgeiagt und sie w absichtlich öeleidigt wird. Wider spruch liuks.j Jawohl, absichtlich! Ist das Ihre Freibcst. Gleichheit und Brüderlichkeit? (Gelächter links.) Ja. dS Frei heit des Schnupfens! Das, tvaS in Hamburg geschehen sich reduzierte der Vorredner aut etwas Fenstereinwerchu. Er wei» doch aber gewiß, daß dieses Fenstcreimverien geschah in der Absicht des Stehlens. Nhrenladrn sind ausgeraubt worden. Die Frage der Wtchlaesetzrciorin in Hamburg rst allein zu entscheiden durch die Gesetzgebung Hamburgs. iLeb- hafter Wtdcripruch bei den Sozialdemokraten. Große Unruhe, lo daß Vizepräsident Gras Stolderg, von der Glocke Gebrauch machend, dringend ersucht, die Unterbrechungen zu unterlassen.) Der Reichstag ist durch keine verfassungsmäßige Bestimmung legitimiert, darüvcr zu entick-eiden, ob Hamburg mit leinem neuen Wahlgesetz Recht hat oder nicht. Tie Hansestädte stoben besonderen Anlaß, gegen ein solches Eingreifen des Reichstags in ihre eigenen Awgelcgenheiten sich zu verwahren. Die Sozial demokratie tritt ausschließlich für die Interessen der Hand arbeiter ein, sie ist Feindin des Handels. In rZhrem Zukunfts- staale kann cs .Handelsbetriebe in der jetzigen Weite nicht geben: der Handel erfordert aber zu seinem Betrieb« vollste Energie. Daß Sic an die Spitze von Handelsstädten kommen, dem muffen und werden wir uns daher widcrsctzen. (Lachen links.) Durch Drohunaxn lassen wir uns nicht schrecken. (Lebhafter Beifall rechts. Lachen bei den Sozialdemokraten.) — Abg. v., H o,m° vesch (Zentr.t: Wir halten an unserer früheren Auffassung fest, daß das Wahlrecht in den Eiiizelstaaten zu deren Zuständigkeit gehört und, abgesehen von Eisaß-Lothringen, der Kompetenz des Reiches entzogen ist; anderseits find wir der Meinung, daß in einem Staatsweicn mit allgemeiner Wehrpflicht und allge meiner Steuerp'slicht cs als ein Widerspruch erscheint, wenn einzelne Teile der Bevölkerung von der vcriassnngsmäßigcn^Ver- tretung ihrer Interessen und Rechte ausgeschloffen sind. Solche Fragen können aber ihre Lösung nur finden in Zeiten der Ruhe und des Friedens. Der Reichstag ist jedenfalls nicht in der Lage, in wichen Dingen die Initiative zu ergreifen: wenn aber seitens der verbündeten Negierungen an uns in der Richtung des vorliegenden Antrags Vorschläge hcrnntreten sollten, so sind wir bereit, ihnen unsere Zustimmung zu geben. Was Elsaß-Lothringen anlangt, so ist die Znstäiidigkc.t des Reichstags unbestreitbar. Der vorliegende Gesetzentwurf sit uns aber keinesfalls eine annehmbare Regelung. Wir werden an der weiteren Debatte uns nicht beteiligen. — Mg. »vu Norm an n lkoni.s gibt namens winer Partei die Erklärung ab, daß das Reich nicht das Recht habe, in die Verfassung der Einzelnaaten einzugreiscn. Seine Freunde lehnten daher den beantragten Gesetzentwurf mit aller Entschiedenheit ob. — Abg. Bass ermann snatl.) erklärt ebenfalls, daß seine Freunde den Entwurf ablchnten. Für die Anträge in der Richtung der ! früheren Anträge Büsing und Pachmcke sei der Reichstag zwar ! kompetent, seine Freunde seien auch der Ansicht, daß in vielen Einzelftaaten das Wahlrecht reformbedürftig sei, aber mit einer Mehrheit von Sozialdemokraten könne lein Staat regiert tver- den. Jur Lande iverde man wissen, daß es kein größeres i Hindernis Tür eine angemessene Reform des Wahlrechts gebe, als gerade die Sozialdemokratie mit ihrem demonstrativen ! Treiben. Das neue Hamburger Wahlgesetz iej lediglich eine i Wirkung des Jenaer Parteitages der Sozialdemokratie. Im Süden sei die Sozialdemokratie anders als bei uns im Norocn. aemäßigtcr, daher dort das freiere, Wahlrecht. Die besten ^ Schrittmacher für die Scharfmacher sind die Sozialdemokraten. Wir lehnen es jedenfalls ab, den Einzclstaaten solche Willi! > reckitsvorschristen zu macken, wie dieser Antrag es will. (Beisall.j — Abg. Träger streif. Bp > erklärt, daß seine Freunde das Reich allerdings für kompetent in dieser Frage hielten: des halb hätten sie auch früher bereits für die auf Mecklenburg bezüglichen Anträge gestimmt. Soweit jedoch gingen seine Freunde nicht, wie der vorliegende Antrag, das Wahlrecht schon vom 20. Jahre ab und autzerdem ohne Unterschied des Ge schlechts zu gewähren. Wenn der Präsident die einzelnen Teile des Antrags getrennt zur Abstimmung bringen sollte, würden er und seine Freunde im Prinzip für den Anirag stimmen. - Staatssekretär Graf Posodowsky: Fürst Bismarck ist der Schöpfer deS allgemeinen Wahlrechts im Deutschen Reiche ge wesen. Er hat cs zuerst in Frankreich kennen gelernt und geglaubt, daß eS sich bier ähnlich bewähren würde wie dort Es stellte sich das hinterher als Rechenfehler heraus. Die Romanen sind anders wie wir. Die Franzosen sind nicht so individualistisch. Die Regierung findet bei uns seitens der Bevölkerung nie ein« so wirksame Unterstützung, Vie sie in Frankreich eine Regierung findet, die dos Vertrauen deS völkes besitzt. Ich erinnere da nur an die Frage der SandeSver- teidrgung. Diese Erfahrungen, die Fürst Bismarck machte, hechen ihn enttäuscht, aber er hat trotzdem nie eine Aeußerung gr»m, daß «r die Absicht Hab«. daS allgemeine Wahlrecht g» «wer». l8'6L M8 .lSliMvsjs 'PMIU '^9g lölSlssOM ck9Upssck(i
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