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- Erscheinungsdatum
- 1906-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190602058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-05
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten. --r. 84. Seite S. M» Montag, 8. Februar LV1»t» kKanseven,: viloeleu. Tie Annahme .vohlinsoriniecrer Kreije. daß Enffcheidung vor Monte», 1 heutet kaum zu gelvartigen ist, oosiyt iIahr'ch-inlichkeil. Deutsches Reich. T>« K r o u p r i u z e j s i n Lecilie Ileht einen, frohen Ereignis entgegen. Die Schwierigkeiten, einen neuen hciirdAsvolitischeu Zustand nmicheii dem Deutschen Reiche und den Bereinigten Staaten von Norsauierika tzcrbeiznsühren, sind in den maß- -lebenden deutsche» Regierung»- und Parlamentskreiscn niemals verkannt worden. Wenn neuerdings in amerikanischen Depeschen vre Rede davon ist. Deutschland iverde sich auf ein Handels- Provisorium von lech» Monaten einlasten, so wird denmegenüber non unterrichteter eoeue positiv versichert, daß im Bundesrate die Meinung stark überwiegk, eS sei besser, cs aus einen Zol!- krieg mit den Bereinigten Staaten ankommen zu lassen, als aus Abschlagszahlungen von einer Minderwertigkeit einzugehen, Sie nicht wohl unterboten werden könne. Die I n t e r n a l i o n al e A u t o m o b i l - A u sstcl l » „ g >906 wurde in Berlin Sonnabend vormittag U llhr erö'Diel. Da der Kaiier sowohl wie der Prinz Heinrich der Hoftrauer wegen der Erö'nungsseier tcru bleiben mußten, io verlies diese ul denkbar einsachsler Form. Der Präsident des Arbeitsaus- ichusses, Genera! Becker, übergab die ,^ur Eröffnung fertige" Ausstellung dem Präsidenten des Kaiser! Autoinobii-K'luos. verzog von Ratibor, der dann die Eröffnung namens des Pro- irktorS der Ausstellung, Prinzen Heinrich von Preußen. mit einem Hoch aus den Kaiser vollzog. Der allgemeine Eindruck der Ausstellung, der vierten ihres Zeichens, ist glänzend. Mit der .fülle des Dargebotenen wetteifert dre Eleganz seines äutzcren AustretenS und da-S Geschick seiner Aufmachung. So viel Schönes und Hervorragendes wie die vorige, dritte. Allsstellung auch bot — mau sieht losort. oaß wir neue Fortschritte gemacht gaben, und das, eine ungemeine Rührigkeit au» dem Gebiete LeS Automobilismus herricht. Wir stehen zweifellos noch nicht am Ende seiner Entwicklung, aber ihr zeitiger Stand konute schwerlich zu stattlicherer Repräsentation gelangen: namentlich erfreulich berühren die Leistungen unserer deutschen Werke, sie ganz augenscheinlich voll auf der Höhe lind und oen auslän- Aachen Wettbewerb, der ihnen sa aiisänglich oorauSgeeiit war. rstcht z» scheuen brauchen. Auch die Kunst des AnsstellenS weist geistliche Bervollkommilung aut: die im Grunde doch wenig r »er Schönheit als dem Nutzen dienende, mehr oder minder das lecknisch'e Können verkörpernde Ausstellung bat ein so ich mack- «olles. stelleistveiS durch originelle Eharalieristik überraschendes iste.oand anzulegen verstanden, da« auch Aestyelik und Ge'chmack durchaus zu ihrem Rechte kommen. Uni die sfertigstellung Des Etats zum 1. April zu ermög liche». besteht die Absicht, alle von den neuen Stenern betrosfe- .n Positionen ans dem Budget auszuichallen und zn Nachtrags- Etats zu vereinigen, die später, nach der eventuellen Annahme »er Stenervvrlage, zur Verabschiedung gelange» sollen. Aus diese Weise würde der ReichShausvalt ohne ein Notgefetz. wie es vor .wei Jahren erforderlich war, in das neue Etaisjahr eintrcten löniien. Amerika. Venezuela macht, wie nach Newvork ge- angle Nachrichten erkennen lasten, in der Tat einen Mobil- ui a ch u n gS v e r f u ch. der allerdings merkwürdig genug aus« Allen toird, da die vcnczolaniiche Armee grösstenteils auS Offizieren besteht. Die Provinz Earaboba allein oersngt über 7ED Offiziere, die ein Siebente! der ganzen Bevölkerung ans- machen. Von diesen Offizieren sind 149 Generäle und 627 Obersten. Der „Rewoork Herold" veröffentlicht ein Telegramm aus Willemstad des Inhalts, das; Präsident Castro perchnlich an den Deutschen .Kaiser avpellierte. dauiii dieser inter veniere. um die deutschen Interessen in Venezuela in schützen. Er habe die aleiche Forderung an England gerichtet, das sie jedoch wegen seines freundschatilich-m Verhäliniffes mit .Frank reich zurückgewiesen habe. — Beim Deutschen Kaiser dürste Herr Castro wohl erit recht kein Glück habe». Blau ist in Newpork vollständig davon überzeugt, daß Venezuela mit den nötigen Entschuldigungen und Erklärungen schließlich Frankreichs Forderungen annchmen «wird. Kunst und Wissenschaft. ! In der König!. ,H c» soper gelangt heute Abend 7 llbr Bizets „Carmen" zur Aufführung. Im Königl. Hof- schau spiel gibt man das dreiaklige Lustspiel „Tie zärt lichen Verwandten" (Ottilie: Frl. Lang a. G.>. und Couttelines tragische Posse „Der ge i» ntli ch c K o m mi > lär". Beginn halb 8 Uhr. st Das R c s i d e »z t b e a t e r läßt heute Abend halb 8 Uhr als weitere Schanspse!-2lbonnemeii>s Vorstellung Birch-PseisterS ländliches Charakterbild „Die Grille" in Szene gehen. st Im Mulenhauie findet heute (7 Uhr) der --.Perri-slreich- Quartett-Abend statt. st König!. Hojjchaulpiel. Als Aoigail in Scribes Lustststel „Er» Glas Was,er" scyte Frl. Hannewald vom Hof- theater zu Kassel ihr auf Engagement abzielcndeS Gastsviel vcn- -restern abend fort. Der Eindruck war ein weniger erfreulicher als Tags zuvor. Bor allem sah die Künstlerin in de» sehr kleidsamen Kostümen etwos einnehmender aus. Auch der Kops war besser zurecht gemacht, das Gesicht wirksamer geschminkt. Austastung und Darstellung mochten angchen. übefftiegen aber nie den besteren Provinzdurchschnilt. Charme in Spiel und Grazie in der Re- vrä'entalion fehlten wieder emvstndlich: hier und da störte über dies ein schwank,rliger Einschlag, vornehmlich in den Szenen mit Mascha»! (Herr Gebühr sehr lieb und drollig!/, der dem Last- wiel-DuktuS Scribes ganz fern liegt. 2m ganzen und großen auch vorgestern keine Leistung von irgendwelchen hervorragende» und eindrucksvolle» Qualitäten, die die Kritik bestimmen könnten, die junge Dame fürs erste Fach an unserer Hosbühne zur An- stellung vorziischlagen. — Sonst wäre von der Vorstellung, mit de» Damen Ulrich und Salbach. sowie Herr» Stahl aus da-Z trefflichste besetzt, nur Gutes zu berichten, wenn dazu ein Anlaß Vorlage. DaS Publikum zeigte sich sehr animiert und applaudierte aus das lebhafteste. st'. st Das Königl. Kvnjervatorüim ,sieht vor ser langen Reihe einer alljährlichen P r üfi» ng ö-A urf üh rnnge ri. Ter .rite dieser Abende — vorgestern im Muienhairse abgehalken 'oar als Mozart-Abend vorgesehen. gelangten ans- chließlich Werke dicseö Meisters zur Ausführung. Den Aistang .nachte, von der Orchesterklassc Kutzschbach gespielt, die kleine IW-'lur.Sinwnie, die Mozar, im Alter von 8 Jahren in London «l7(A> .komponierte. Das Werkcheu, das bereits das Genie seines Schöpfers ahnen läßt, wurde mit lebhastem Iulereffe gehört. An größeren Jnslrnmentaiwerken gelangten ferner' zur Auffüh rung: zwei Säue ans dem O-nioil-Streicl-gninreti >1787 kom ponierst vo>k Schülern der Wolsermannschen ffiU'ammciisoielklastc technisch exakt und sauber vorgetragcn und aas Allegro des Eoilcertanten Quartetts kLz-ckurj für Oboe. Klarinette. Horn und -siaaott mit Orchcsterbegleitung, in dem sich trefflich vorgebildete Schüler der Kammervirtuosen Herren Lange. Bichring. Gabler und der Kanimermiiffker PGe und Dränkner bewährten. Als eine der besten Leistungen ist an erster Stelle das von Herrn »Schanz Glaste Bauers und Frl. Christine Schmidt Glaste Frau Berzonj ge'vielte Konzert m ,7-clur für Flöte u-d Har»e mit Orchester <1. und 2. Satz) mit zu neunen, das mit der Bcfäaigung »er AusffihreN'dc» die G-dicaenheit des Unterrichts uachwies. Die gleiche Anerkennung verdiente sich Herr Berneburg, ein 'Schüler des Herr» Tywn-Wolff, mit dein Megro-Lahe des O-ruc-Il-Klaoicr-Konzertes mit Orchester. Auch gier ilansen Technik und Vortrag bereits auf bemerkenswerter künstlerischer Döste. Weientüch schwächer sielen dagegen die Gelänge, vor träge aus. Frl. Braasch sKlasie Frau Sohle) ließ mil einer Arie aus „Jdomeneuü" („Genug, ich bin eut'chloffen") keinen Augenblick verkennen, daß ne Dem technischen Studium noch fleißige Sora- rakt und Ausdauer zu widmen hat. Etwas bester ließ lick Frl. Bößneck lKlussc Frl. Sievert! in. der Arie „Dein bin ich" aus ..kl re psstors" abschätzen, als stimmlich begabter und reifer im Stiünum. in der Ausbildung aber denn doch wohl noch nicht ge nügend vorgeschritten, um in einer solchen Aufgabe anstandslos bestehen zu können. Das weitaus Bessere an diesen beiden Vor trägen war die geschickte und sichere Anssübrnng der obligaten Viölinstimmen durch die Herren Schnurrbusch und Spindlcr -'Klaffe Petri). Beurteilt als das, was es ist und sein soll, als Schülerleistungen, verdienen die Darbietungen dieser ersten PrüfunaSauifführuna immerhin tzob und Anerkennung. Bor allem überzeugten sie von vortrefflichem Unterricht und er'via. reicher Atristildrmg in streng knDrlerffchcm Sinne. Talente schaffen m nicht csache des Instituts un» der Lehrer. Wen», wie hier, für die Ausbildung in st» auSoezeichneler Weif« gesorgt wird, erfüllt die Anstalt verdienstvoll di« erste und vornehmste chrer Pflichten. H. 8t. ? ^'.'1! dlnlab der virzttch «»folgten Enthüllung d« »leift« <Ä«de»rtaf«I aus >Kkr Villnttze» Ttttihe nist Robert vlnmer einige Daten zu dem Thema Kleist «»Dresden in LUnne» nmg. 2m September 19>X> kam derDichter, drelundzwanstgiahria. l» dre ktirfittstlich« Hauptstadt Dresden. Er hatte als Srkonde. leuinaiit aus sein «»stichen im Frühling des Borjahres den Ab schied e»Hallen und dann an der Universität seiner Vaterstadt Frankfurt a. O. hauptsächlich Philosopdie studiert. Sein dama liger erster Aufenthalt in Dresden währte nur einige Tage. Den hiesigen Sammlungen stand er „stemd gegenilber und ächtte ste an" In einem B»!efe. den er von hier auS an leine Braut Wilhklmiiw v .Zeuge schrieb, zeigt er sich alS der »lorali- sieiende Schüler NomseanS. Nach «einem eigene» Bericht besuchte er hier den englische» Gesandten Lord EUtot. 2m April >801 kam er mit der Stiefschwester Uliike zum zweitenmal hierher. Das >stndinni der Knutschen Philosophie hatte dazu beigetragen, sei» Gemüt zu verdüstern. 2» einem damals hier geschriebenen Briete finde» sich die sein« Stimmung entwiect,enden Worte: „O. mir einen Dropse» Vergessenheit!" — Kleist ging »ach Paris und erkannte in sich de» Berus des Dichtels. — Damit begann Dramatiker e niemand mehr Zeit." »Ich Hab« tatsäch mir Herr B. schüttelt mir di« Hand und t. mich bei feiner Frau melden zu lasse» jener furchtbare Dajeinskanipi. i» den, der große ' untemrhe» sollte. 2m Mai 1802 löste er. nachdem Schassen schon nmnche Bitternis bereitet hatte, sein Verlöbnis. 2m gleiche,, Jahre vollendete er das Drama „Die Familie Schroffenstein". Um diese Zeit beschäftigt ihn auch sein „Gnis- card". Wieder kam Kleist nach Dresden, es war im Juni 180-9. Hier fand er Caroline v. Schlicken und die Freunde Emst v Psuel und Rühle (letzterer schrieb ein Buch über den Feldzug I86v>. Kleist war in einer verzweifelten Stimmung und kani in jeder Unterredung auf de» Tod zu sprechen. Ihn erfaßte der Wiinlch. in Gemeinschaft mit einem Freunde dem Dasein zu ent fliehen. Psuel suchte ,h» scherzend mid spottend vvn seinem krank haften Verlange» ab,»bringen und heuchelte Zweifel an Kleists staleiit. Dadurch gelang eS. den immer jo Herd Verschlossenen zu bewege», die drei ersten Szenen des „Zechrochcneii Kruges" zu diktiere». Das Stück wurde 1806 vollendet. Damals sah Kleist auch de» hier weilende» Dichter de la Motte Fonquv. Beide hatten den Rhetiifeldzng mitgcmacht: sie freuten sich hier des Zusciiiimeiitlefskns. Kleist plant eine abermalige Reise. Er ichieibt an Ulrike, die Reise sei »vtia. „um der große» Bestim mung seines Lebens genug zu tun". Geäiigstigt durch des Dich ters lrankhaftes Selbstgefühl, kani sie mit mehreren Verwandten. „Sie halse» ihm über alle Geldfragen großmütig hinweg." Ende Juli IrM geht er von Dressen fort. Er reist zu Fuß nach Ober- italien: dann nach Frankreich. Auf der Rückrene verfiel er in schwere Kianklieit. Narb seiner Genesung fand er ein bescheidenes Amt in Königsberg. — Im Januar >807 war Kleist im Begriff, »ach Dresden zu ivaiidem. Er wird jedoch in Berlin vvn den Franzosen, welche in der danialigen kriegerstchen Zelt die Herren in der preußische» Hauplstadt waren, verhaftet, -sie vermuteten in ihm eine» Spion. Er wurde nach Frankreich gebracht. Im 2»li ließ man ihn frei, und er kam im Herbst desselben Jahres wiederum nach Dresden. Sein Lustspiel „Amvhilrhon" war bereits zn Ostern 1807 erschienen und zwar hier in Dresden bei Arnold Kleist zog in das Hans Pillnitzer Straße 20. an dem unlängst, wie schon erwähnt, sei» Bildnis angebracht wurde. Der letzte Soinieifftrahl des bescheidenen Glückes, das diesem Ruhelose» bejchieden mar. traf ihn hier. Kleist empfand, daß er vor einem neucii Lebensabschnitt siehe Die treuen Freunde hatten ihm beigestanden. wo sie nur konnten. Dresdens Gesell schaft zeigte sich empfänglich für seine Kunst. Ein Liebhabertheater im Hause des öslerrerchiichen Ge>andlen. Grasen B»vl. mit wel chen, der Dichter bekannt geworden, brachte die Komödie „Der zeibrochkne Krug" zur Aufführung und „die zwei niedlichsten .Hände Dresdens" schmückte» ihn mit einem Lorbeerkranze. Es war wohl die Pflegetochter Goltsiied Körners. Julie Kunze, die ihn mit dem Lorbeer zierte. Di? Anmut in dem ernste» Manne machte ihr Eindruck. Gewiß empfand auch er Zinieigmig. „Ta das Mädchen sich ihm gleichfalls zuneigtc, so sah man froh dem Kommenden entgegen." In der Beziehung des Dichters m Inliane trat indessen eine Wenduiig ein. — Roch 1806 vermählte sie sich mit dem Grasen Einsiedel. Kleist näherte sich seines lliitergange. Tie vvn ihm begründete Zellschrist „Phöbris" sah im Jahre ihres Anfangs — auch ihr Ende (1808). Wie aber diese Werke schuf: den Roman Michael Kohlhans, dasRitterschau- 'piel ..Käthche» von Heilbronii" und das Drama „DieHermanns schlacht". diese — „großartige Poesie des Hasses". Den Ruhmes titel. seit Schiller „das größte drainnlische Genie" zu sein, erlebte er nicht. — Im April 1800 verließ er Dresden. 1811 erschoß er sich. ES war eine düstere Tat der Verzweiflung an einer besseren Zukunft. s 2» Berlin ist am Freitag die Urne mit der Asche Hed wig N i e in a ii n - R a a b es ans dem Matthäiknchhote in einem dort von ihrem Gatte» errichteten Erbbegräbnis beigcsctzt worden. > Ludwig Speidel, der langjährige Kritiker der „R. Fr. Pr ", ist vorgestern nachmittag »ach langem Krankenlager in Wien gestorben. Speidel, der am ll. April 1830 in Ulm geboren war und in München Philosophie studiert hatte, kam in der Mitte der sünstiger Jahre nach Wie» und war hier bald bei den ver schiedensten Zeitungen als Bnrgtheater-Kriliker, Musikreferent und Feuilleton Redakteur tätig. I» den sechziger Fahren bildete er mit dem Dichter Bernhard Scholz den Mittelpunkt eines regen literarische» Kreises. 1872 kam er zur „R. Fr. Pr." und wandte sich vornehmlich der Burgtheater Kiilik zu. So wurde er aewisser» maßen daS „Gewissen des Bnigtheaters". Im Jahre 1887 wurde ihm, nach dem Abgänge Wilbrandts. der Dlrektorposten des Hof- burgtheaters cmgebolcn. doch zag er es vor. anstatt des Direktors der Kritiker des BurgtheaterS zu sein. Fast drei Generationeu haben aus seinen Kritike». in denen er sich als vornehmer und feiner SUlist zeigte, Anregung und Belehrung geschöpft. Srnft »«d , „ , .. den Sie Zelt?" „Ein vaar Minuten," antwortet mir Herr B etwas zögernd und wirst «inen Blick aus die Standuhr. (Ich muß in- Geschäft! Sehr wichtig« Angelegenheit«« l Sie vu»sch«n also —" „Gar nicht«; ich wollte nur willen, ob Die Zeit hätten. Ich bin vom Herrn Protessor Müller beauftragt, t un Interesse eines wissenschaftlichen Werke- Umtroge sowohl bei hrrvonaaenden Persönlichkeiten wie bei schlichten Leuten au« s drm Polte zu halten: „ob sie Zeit haben". Man behmiptet väm- j lich. eS hätte heutzutage niemand meh " ' ,lich keine", antwortet mir gibt mir den guten Rat. ^ . und ihr dir Frage vouulrgen. „Vielleicht hat sie manchmal Zeit." Damit eilt er fort, wringt in sri» Co»v» und weg ist er! Die gnädige Fra» empfängt mich sehr liebenswürdig und fordert mich auf. Platz zu nehmen. Aber Hut und Handschuh liegen auf dem Tuch — sie will allo auSgrhen. Ich muß mich kurz fassen und lege ihr ohne große Umschweife die bewußte Frage vor: „Haben Eir Zeit ?" „Rein!" anlwortet sie sehr entschieden. „Ich bin von fiül, bis abends beschäftigt. Wenn nian Gattin. Mutter und Hausfrau ist. wenn man in lebhaftem gesellige» Verkehr mit be freundeten Familien und mit StandeSgenollen steht, Kat man tat- lächlich keine Zeit. Man muh froh sein, wenn man pünktlich seine täalichrn Pflichten erfüllt. Ost fehlt es mir an Zeit, um ausführliche Bliese zu schreiben. Ich begreife nicht, wo vie Leute früher dir Zeit hergenoniiiien haben, um einen Bogen nach dem anderen mit ihren Gedanken und Gefühlen anzufüllen. Ich muß froh sein, wem, ich rasch eine» Gruß auf einer Kart« an Ver wandte oder Jugendfreundinnen absrnde» kann, um zu zeige», daß ich noch lebe und gesund bin. ES ist noch sehr früh am Tage, aber ich habe schon viel geleistet. Sie lächeln — aut, ich wills Ihne» auszähle». Mit oer Köchin das Mittagessen be sprochen. daS Wirtschaftsbuch durchgerechuet, die Speisekammer revidiert. Sonst geht alles drunter und drüber. Dann die Schneiderin zur Anprobe empfange», die eine Ewigkeit gedauert hat Jetzt bin ich i». Begoss, auszugehen. um nolwendtge Be- Fnr das Tiner, da- wir nächsten Sonnta usen, für den Tameukassee am Freitag " Sport-Nachrichten. Renne» zu Pa„ am t. Fcbrucrr. Der Prix de la Pelonie von 10000 Francs wurde von Moni, Guestierö „Juliae" gegen „Peiiia" und „Fleur d'Avriö' gewonnen. '20 Pferde lieieu. Tol.: !t : 10. Platz: 29, 20, 38 : 10. In den übrigen kleineren Konkurrenzen siegtt-ri „Arierte" l'>8 : 10). «Duc su Maine" <22 : !0< und „Krüncr" ff,9 : 10). Die Weltmeislerichast im Eis-Kunstlaiiien. die gestern aus vom Kicinhesseloher Sec in M n n ch c n zum Austrag gelangte, wurde von G. Fuchs-München gewonnen: 2. K. Burger-München, 3. B. Meoer-Stockholm, l M. GolSan-BerUil. Der Europa- Meister Ulrich Salchow-Stockholm startete nicht. In der deutschen Meisterschaft im Kunstlaufen siegle K. Burger-München vor- R. Seuger-Müuchen und M. Gordan- Verliu. Die D a rn e n m e i st c r > ch az t gewann Fräulein Reiedschniidt-Berliii. die fick schon bei den Eisfcsten in Davos auszuzeichiien vermochte. Tie Kämpfe um die deutsche sorgungeii z» mache». geben. Menükailen kciii,-.-, >>., «,«> und Torten beim Konditor bestellen und im Blumenladen Teller- sträußchcii und Tafrlichimick. In der Kuustwaschaiistalt »ach den Gcildinen fragen, die schon seit acht Tagen fertig sein sollen,' und beim Juwelier mein goldenes Armbai,v abholen. Um >2 Uhr ist Sitzung i» nnsereni ÄohltätigkeitSvereiii, um 2 Uhr wird gegessen. Daraus ein kleiner Spaziergang mit n,einen Töchtern, um b Uhr zum Tee bei einer besceuilvelen Familie; um 0 Uhr sind wir zu einer großen Abendgesellschaft geladen. Sie sehen, der Tag ist vollständig aiiögefüllt." Damit erhob sie sich — die Audienz war zu Ende. „Meine Töchter sind im Rebenzimmer," fügte sie liebenswürdig hinzn. „sie haben nicht so viel zu tun wie ich. vielleicht können sie Ihnen Auskunft geben, ob sre Zeit haben." Damit ging sie. Ich war natürlich so trei, die Erlaubnis der Mama zu benützen und legte die bewnkte Frage auch den Töchtern vor. Das war ein Lachen und Kichern, ein lustiges Geplänkel, bl ich endlich Antwort bekam. Sre lautete entschieden: Rein! Sie batten keine Zeit! Musik und Malerei müßten geübt werden, heute rief sie die Pflicht zum Tennisplatz, morgen aab's eine Tanzprobe zum Maskenball. Sie gingen in den Nächvereiu, sie besuchten Arme und Kranke, aber Zeit, um sich nach eigenem Gutdünken zu beschäftigen, halten sie nicht. „Ich weiß nicht, wo unsere Großmutter die Zeit hergenvmmell hat, um die un zähligen Strümpfe zu stricken, die wir nach ihrem Tode in einer mächtig großen Truhe vorfaiiden." sagte die Aeltcste und schüttelte das hübsche Köpfchen nachdenklich, „und diese Massen von Leinenzeug, alles mit der Hand genäht, Stich für Stich, denn damals gab es noch keine Maschine! Und -wenn wir Tag und Nacht arbeiteten, wir brächten es nicht fertig." „2« daz,i„ mal hat der Tag mehr wie 24 Stunde» gehabt." behauptete die jüngere Schwester. „Sind nicht die alten Herren gemächlich- vor dem Stadttore spazieren gegangen, haben sich von Krieg und Kriegsgeschrei erzählt und abends mit den langen Pfeifen und einem Krug Schwarzbier vor der Haustüre gesessen und mit den Nachbarn geplaudert'? Ja, die haben noch Zeit gehabt." „Mit der Postkutscli« ist unser Urgroßvater zur Leipziger Messe gefahren, moei volle Tage umerwegs, und unserem Papa geht's mit dem Eilzuge noch nicht schnell genug, und das Auto nennt er eine Schneckenpost, wenn er im Innern der Stadt langsam iahreu muß. Draußen sollten Sie ihn einmal fahren sehen! Wie der Blitz! Wir haben wirklich keine Zeit. Aber unsere Ticirstleute, die leben gemächlich. Wenn Sie sich bei ihnen erkundigen wollten —" Ich verabschiedete mich mit herz lichen Dankesworten von den inngcn T-amcn und stieg die Treppe hinunter, die in das Bereich der Domestiken führte. Bei der Köchin kam ich mit meiner Frage sehr schlecht an. Sie hätte hier in diesem Hause so viel zu tun, daß >ie einfach nicht wisse, wo ihr der Kopf stehe! Der Herr würde alle Tage wähle rischer mit dem Essen, nichts könnte man ihm recht machen, eine Gesellschaft folge auf die andere, und die Aufregung und der Äergcr hätten sie schon oft an den Rand der Verzweiflung gebracht. „Zeit haben! Ich weiß gar nicht, was das ist," sagte die krastige, rotwangige Therese, die durchaus nicht den Em° druck einer-stillen Dulderin oder einer Mn »pflanze machte. „Das Stubenmädchen und der Diener, die haben Zeit. An die müssen Sie sich wenden." Den Rat befolgte ich pünktlich, aber der Erfolg war ebenfalls negativ. Zeit hatten beide ebenso wenig, zählten ihre Tagesarbeitcn ans und wußten nichts ob sie den „Traich" noch lange oushalten würden. Laß das 'Stuben- mädchen mit der Herstellung ihrer kunstvollen Frisur mit Löck chen und Puffen gewiß tagtäglich eine geraume Zeit zubrachte, erwähnte sie natürlich nicht, und daß der Diener in der be nachbarten Billa einen Flirt mit der Kämmerjungfer unter hielt, der ihm ebenfalls viel Zeit kostete, erfuhr ich nebenbei. 'Aber oaö ging mich das an? Die Beiden sagten: sie hätten keine Zeit und sie mußten es doch am besten selbst wissen. I» Familien bin ich lestdem nicht erngedrungen: ich habe mich daraus beschränk!, die Leute aus der Straße zu beobachten und bin da zu souderbarcu Entdeckungen gekommen. Wen» die Elek trische einen kleinen Aufenthalt erleidet, wenn ein Hinder nis aus dem Gleise liegt, so gebärden sich die Fahrgäste, als ob ihnen die kleine Verzögerung einen empfindlichen Nachteil bringen müßte, als ob sie im Begriff wären, eine Reise um Welt ' . . - die Welt zu unternehmen und den Zug veriäumen könnten. 3. Sulzbcrg 2 Min. 58.2 'Lek. Der Meisterschafts-Titel wurde lesoch noch nicht vergeben, da der zweimalige Sieger Schier bei der ersten Konkurrenz am Sonnabend über 5000 Meter iResirltat: l. A. Schulze-Altona 10 Min. 34,4 Sek., '2. Becker- Altona 10 Min. 52,8 Lek., 3 Sulzbcrg-München) wegen einer Fnßverletzung nicht gestartet hatte. Letzter wollte diese Strecke am Sonntag nachlau'en, wogegen die anderen Konkurrenten vrotesticrlen. Eine Entscheidung steht noch aus. Jur inter nationalen Juniot'-Kümnairsen siegte L. Velisch-Mnnchen und im Paar-Laufen Fräulein Anna Hubler—Herr H. Burger- München. Es herrschte sowohl am -sonnabend, »ne am Sonn tag starkes Schneegestöber, infolgedessen war das Eis schlecht und die erzielten Zeiten mäßige. Gestern, nachmittag wohnte Prinz Rupprecbt oon Bayern den Wettkämpfen be). Das Venneit-Nenneil der Motorräder um den internatio- naleu Pokal deS Motocycle-Clnb de France hat beim Nennungs- schluß am 31. Januar die Beteiligung von vier Nationen er geben. Außer Oesterreich al» Pokal . Verteidiger sind «- Deutschland, Frankreich und England. Da jede Natron nur orei Maschinen in den Kamps senden kann, der am 2S. Juni arff der Patzaner Rundstrecke in Böhme» stattfindet, werden in den einzelnen Ländern AuSwahlrennen stattfinden Müsse». köpf um 'eine Achse dreht, uni eine» nachgemachteii Brillant schmuck zu zeigen. Oder ein Kanarienvogel ist entflogen oder ein Betrunkener wird oo» einem hilfreichen Schutzmann noch. Nummer Sicher gebracht. Ta hat jeder Zeit! Wenn an der Kirche Hochzeitswatzen vorsähren, läuft die Mutter von, Wasch faß fort, vergißt Kinder und Mittagessen und weicht nicht von der Stelle, bis der letzte Hochzeltsgast fort ist und der Kirchner die Warle zrffchließt. und drinnen hat eine Lame mit An wendung oon lauster Gewalt den besten Platz erobert. Mau hält sie snr eine nahe Verwandte der hochzeitfciernden Familie, aber der Irrtum klärt sich auf, als sie mit ganz unschuldiger Miene ihre Nachbarn fragt: „Sagen Sie mal: Wer wird denn eigentlich getränt'?" Niemand kann und darf von Ar beitern und Arbeiterinnen oeriangen, daß sie über d>e vor- geschriebene Zeit arbeiten. Sie sollen Leit zum flbuhen und Schlafen paben. Als jedoch bei uns «traßendemonstratioue» slattsanden, da hatten Tausende Zeit, mitzuziehen, zu brüllen und zu johlen und Lachten nicht daran, nach Hause zu gehen. Solange einer im Amte ist, muß er des Dienstes Aerch- gestelltcr Uhr gehorchen und hat nur selten Zeit für sich: aber wenn er sich zur Ruhe setzt, wird'S auch nicht viel anders. Der eine gibt sich mit Blumenzucht ab, der andere halt Vögel oder sammelt Briefmarken, Staniolkapseln und Zigarren-Lelb- binden. Der dritte stellt seine Uhr täglich nach dem Zeitmesser im Mathematischen Museum und der vierte macht fortwährend Notizen über den Stand vom Barometer. Thermometer und Hygrometer. Und jeder klagt, wenn er irgend etwas versäumt bat: „Man hat ja keine Zeit!" Wie viel Frauen gibt'-, die keine Zeit für Mann und Kinder haben, und wie ein Meteor nur selten am Familienhimmel austouchen, weil sie ganz und gar im VereinSIeben anfgehen. und wie viel« sind in der eigene» Wirtschaft fremd, weil sie sich um die Angelegenheiten anderer bekümmern, di« sie durchaus nichtS angehen. Ich könnte noch manches berichten, waS ich von der nervösen Unrast unseres henligen Geschlechts erfahren Hobe, aber ich will dem Herrn Professor Müller nicht vorareifen, der bereit« mit dem aeroben, wissenschaftlichen Werk« „U-ber den Wert der Zeit" beschäftigt rst, und außerdem habe ich — ganz offen gestand-» — -u einer längeren Plandern - k,!«c Zeit!
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