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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-04
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Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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dm tiSterigen Gang der Unlerluchung mehr und mehr Licht »» komme». LS steht seht fest, dab der in Hast genommene, der Tat dringend verdächtige Hossmann eine Zritlang bei derselbe» Magdeburger Versicherungsgesellschaft in Leipzig angcklellt ge- wesen ist. wie der ermordete Hartman» und sowohl di« örtlichen Verhältnisse, al» auch die persönlichen Gewohnheiten seines Opfers genau gekannt hat. Aus diese Kenntnis hat er äugen- scheinlich den Plan zur Beraubung einer Kasse, deren Schlüssel Hartmann als Kassierer führte, gebaut. Selbst nicht Manns gruug. die Tat auSzuführen. lieb er «inen ihm bekannten Hand- festen und unerschrockenen Mann, namens Blecha. den älteren von zwei Brüdern, aus Mir» kommen und weihte ihn in seine verbrecherischen Absichten ein. Aus welche Weife beide die furchtbare Tat ausgesührt haben, ist noch nicht klar. ES ist möglich, dab sie den Hartmann ver giftet haben; wahrscheinlich jedoch nach dem Befunde der gestern nachmittag auSgeführten Sektion ist es. dab sie ihn er-' drosselt haben. Bei dieser Sektion wies Hofsmann selbst auf Strangulierungszeichen am Hals« der Leiche hin. Ein eigentliche« Geständnis, dah er der Täter sei. hat Hoff- mann jedoch noch nicht abgelebt; er schiebt vielmehr alle Schuld auf den mittlerweile in Wien in einem Jrrenhcmie untergebrachten Blecha. Mährend dieser im Hause der Magde burger Versicherungsgesellschaft in Leipzig den Raub und den Mord ausführte, habe er unten vor dem Hause gestanden. Das ist jedoch kaum als wahr anzunehmen, denn er allein, nicht ober Blecha, kannte die Art und Weise, wie das in dem Kassen schranke befindliche Vexierschloss zu öffnen war. Der hier eben falls gegenwärtig in Untersuchungshaft befindliche Blecha ist nun ein jüngerer Bruder des mutmaßlichen, in Wien befind lichen Mittäters und hat von dem Mord direkt keine Kenntnis gehabt. Er hat die Tat wahrscheinlich nur aus Vermutungen geschlossen, die in ihm nach Aoußeruiigen seines Bruders und Hoffmann«, mit dem er bekannt lvar, aufstiegen. So erzählte er u. a.. dab er einmal mit Hoffmann durch die Strohe „Am See" gegangen sei und daß Hoffmann dabei auf das Haus M. 14 gedeutet und gesagt habe: „Dort brennt schon einem die ewige Lamp e." — Nach alledem scheint es. dah Hoffmann, wenn er vielleicht nicht selbst den Hartmann getötet hat, so doch jedenfalls der geistig« Urheber des verruchten Anschlags und «in direkter Mittäter gewesen ist. — Platz mustk aus dem Altmarkte. Heute mittag Uhr spielt die Kapelle deS 13. Jäger-Bataillons folgende Stücke: 1. Nibelungen-Marsch aus der Operette „Die lustigen Nibelungen", von Snanb: 2. Prolog aus der Oper „Bajazzo' von Leonccivallo: 3. Gebet: „Verlaß uns nicht", von Kücken 4. Immer oder Nimmer, Walzer von Waldteufel: b. Chor der Zigeuner und Canzone ans der Oper „Der Tronbadonr" von Verdi; 6. Oesterrekchische Netraite, Tongemälde von K-ler-Bula — In den kine matographischen Vorführungen deSFlottenvereins kommt jetzt während jeder Vorstellung der Teil „Manöver und Exerzieren" i»it zur Darstellung, der u. a. das Einsetzen einer 15000 Kilogramm schweren Barkaffe mit dem elektrische» Kran, Schießübungen ans Schiff und Strand, einen sehr interessanten Torpedodurchbrnch und höchst sehenswerte Flottenmanöver bringt; den Schluß bildet eine Fahrt des „Slelpner" im Sturm, die die Blocht der See und die Kühnheit der KriegSschtssahrt deutlich veranschanlicht. Herr Mürbe läßt i» seine Erklärungen reichlich Humor einflicßen, so daß manches, ivas die „Landratte" auf de» Seebildern zuweilen nicht gleich saßt, schlagend ins Verständnis gerückt wirs. Der Beiuch der Vorstellungen ist, wie erwartet, glänzend. — Aus industriellen Kreisen wird noch folgendes zu den sehenswerten Veranstaltungen geschrieben: .,Es würbe insbesondere mit Dank zu begrüßen lein, wenn sich zu diesen Vorführungen auch möglichst viele Zuschauer aus Arbeiterkreisen einsindcn würden, und liegt es jedenfalls im Interesse der hiesigen Industriellen, das Unternehmen event. durch Kartencntnahme für ihre Arbeiter zu unterstützen, um so mehr, als bei Entnahme von 20 Karten «ine,.Preisermäßigung eintritt. so daß für den 1. Platz nur ir den 2. Platz nur 35 Psg. und für den 3. Platz nur berechnet wirs. Hoffentlich unterstützen recht viele ,....cke durch ein« derartige Kartenentnahme die Bestre bungen des Flottenvereins. Verständnis und Interesse für die Aufgaben der Kriegs- und Handelsflotte namentlich auch in die- jetzigen Kreis« zu tragen, die bisher unter dem Einflüsse einer einseitigen Berichterstattung ihrer Parteizeitung wider ihr eigenes Interesse gegen eine Entwicklung der deutschen Flotte gestanden haben." — Wie bereits mitgeteilt, findet Freitag, den 2. März, tm Konzertsaol der Ausstellung zum Besten des Penstons- Vereins für Witwen und Waisen der darstellenden Mitglieder der Königlichen Hoftbeater ein Böser Buben - Ball statt. Tem Ball voran geht eine Aufführung, welche die Mitglieder des Königl. Hosschauspiels veranstalten. Der künstlerische Leiter dieser Veranstaltung ist Herr Hofschauspieler Fischer. Im Rah men von allerhand Parodien, dramatischen Schnurren und der gleichen, die durchweg neu und zu dem besonderen Zwecke ver- saßt worden sind, werden fast alle Mitglieder des Hosschauspiels amlreten: die Damen Gasny, Pölitz, Serda, Bleibtreu, Diacono ujw.. di« Herren Wiecke. Fischer, Neumann, Gebühr, Blanken stein. Lecarli, Froböse, Winos, Mehnert. Eagerth, Hufs usw sich an den humo - u.er Lv o n i ra i > g re i ts - iska »i mt l»ev i>ält am 14. Februar ieffi Fastiiachtsvergnügen lgnng „A Ileman»ia"-Dresde» hält am Uhr im Nenltädter Kasino, Königstiaßc 15. Auch Mitglieder der Konigl. Oper beteiligen russischen Darbietungen, u. a. Frl. v. d. O,».», Scheidemantel. Burrian. Rüdiger und Herr Balletmeister Ber ger. Das reichhaltige Programm, das u. a. auch eine Paro die von .Salome" aufweist, wird noch besonders veröffent licht werden. Die Karten lauten auf Namen. Die Listen liegen zur Einzeichnung bei Nies aus. — Im städtischen Ausstellungspalaste hielt am Freitag der Allgemeine Dresdner Hausbesitzerverein ein Maskenfest ab. das den weitgehendsten Spielraum in der Aus- n>ahl dsr Masken znließ, denn es stellte einen „Karnewal in Nizza" dar. Der reiche Besuch des Festes, bei dem namentlich die Damenwelt zahlreich vertreten war, füllte den Konzertsaal und sämtliche Nebenräume vollständig. Ein großes italienisches Küstenbild umgab die ganze Rotunde und spiegelte so den warmen, wohligen Süden wider. Blühende Bäume und reicher Schmuck von Blumengirlanden ergänzten den Eindruck auss beste. Aus allen Zeiten und Völkern waren höchst originelle und elegante Kostüme vertreten, die ein glänzendes Zeugnis von dem auser lesenen Geschmack der modernen Maskenschneiderei oblegten. Ter „Einzug des Fürsten von Monaco", ausgeführt vom Veranü- gungsausichusse. gab Herrn Stadtrat Leutemann Gelegenheit zu einer scherzhaften Bearüßung des lustigen Maskenvolkes. Auch nach der Demaskierung hielt Tanz und mancher lei lustige Neckerei die vergnügte Gesellschaft aufs fröhlichste zu- lammen. — DaS rasche Aufblühen des im Sommer 1904 hier gegrün deten alpinen Deutschen Touristen-Veretns macht bereits die Zergliederung deS Vereins ln Sektionen erforderlich Die stärkste Sektion ist z. Z. D r e s d e n mit über 200 Mitglie dern. Der Verein, welcher sich nicht mit dem Erbauen von Schutzhütten besaßt, gewährt allen seinen Mitgliedern nicht »»r in, prächtigen Alpengeoiete. sondern vor allem auch in der Säch sisch-Böhmischen Schweiz, dem Erz-, Lausitzer-, Jeichken-, Jser-, Riesen- und Mittelgebirge,c. die weitestgehenden Vergünstigungen und Kat zu diesem Zwecke in allen diesen Gebirgen über 200 Tou ristenstationen erlichtet. Außerdem stehen den Mitgliedern sämt liche berg- und Wintersportlichen Aiisrüstuiiasartikel kostenfrei zur Verfügung. Der Jahresbeitrag ist 6 Mk. Bergsrennde, Touristen und Alpinisten können sich jederzeit zur Mitgliedschaft An der Frauenkirche 19. Part, bei A. Mvrgeneyer oder Schefselstraße 19, Part, bei Schnster anmelden. — Die durch ihre Veranstaltungen bestens bekannte Bezirks- Verwaltung Dresden des Dentschen Techniker-Verbandes ladet für Sonnabend, den 10. Februar, abends 8 llhr, zu einer öffentliche» Versammlung nach den Wettiner Sälen" ein, in welcher Herr Verbandsdrrektor Dr. Tissen-Berlin über das Thema sprechen wird: „Die sozialen Aufgaben der technffchen Stände und die Stellung des Deutschen Techniker-Verbandes zu den selben". Auch die Beteiligung der Trchnikerschaft an den Stndt- verordneten-Wahlen wird zu eingehender Besprechung gelangen, so daß ein reges Interesse aller beteiligten Kreise für diese Ver sammlung sicher zu erwarten ist. Es soll hierdurch den Technikern jeder Bernfsart und Stellung, ob Chef, Beamter oder Ange stellter, Gelegenheit gegeben werden, sich über diesen wichtigen Punkt zu lnformleren. „ — Dre am Donnerstag m den Räume» des städtischen AuSsteIlunaSpaiasteS stattsindende Künstter-Ne- doute der Dresdner K un st g e n oj s e n jch a s l verspricht ernS der anzrchendsten und unterhaltendsten Feste der Saison zu werden. Dre Rünstlerjchast ist bemüht, dem Feste einen eigenartigen, originellen Anstrich zu geben, da« in seiner Eigen- schalt als Maskenball den besonderen Beifall der besseren Ge- lellschaftskreise finden dürste. Nähere Auskünfte erhält man in der Hofkunsthandlung Emil Richter Nächst., Prager Straße 13. und >m Vereinslokale der Dresdner Künstaenossenschast, Schösscr- aasse 4, 2.. wo auch die Anmeldungen zu bewirken sind. Galerie- sZuschauer-jkarteir werden nur »m Vereinslokale ausargeben. — BereinSnachrichten. Die Gesellschaft ., Bürger- Tal in o" hält Heine abend 6 Ubr im Saale des Hotels „Zur Grünen Tanne". Köniasblücker Straße, ein geselliges Beisammen sein mit Tanz lNachllänge vom TnarSball» ab. — Der Mäuner- Gesangoerrin „Loreley" veranstaltet am 13. d. M. im „Ball- Hause", Bantzner Straße 35. sei» Fastnachisvergnügen. — Der Mäniiergrsangverkt» „Lied Hoch" veranstaltet Dienstag den 6. Februar im „Eldorado" einen Maskenball. Beginn 8 Uhr. — Ein „Strandsest ans Helgoland" wird derBezirkSneretn der Leipziger Vorstadt «Neustadt-West und Nordwest» bei seinem am 7. Febmar im Saale von „Stadt Leipzig". Leipziger Straße 76, abzuhnltenden Maskendalle veruMcha» sichen, dem am Sonntag daraus eine Nachfeier im „Kulmbacher Hos" in Kötzschen- brvda folgen wird. — Ter Wohltätigkeits-Stammtisch „Hotel zur Tanne" hält am ab. — Die Verein! 6 Februar abends 8 . ei» aioßeS bolländi'ches Volksfest ab. — lieber „Die Bedeutung der Stenographie sin Handel »nd Gewerbe" wird Herr I>r. pliil. Schramm. Mitglied des Königl. Stcuogrirphistheii Instituts, henke abend 6 Uhr ini Cv r istl i cd e n Verein i » nger M änner. Neummkt 9. 3.. einen Bortrag Hallen. Abends >/»9 Uhr findet religiöse Ansprache, gehalten von Herrn Prediger Peper, statt. - Die Friedrich st äbter Gruppe des Evangelischen Arbeitervereins hält morgen »m 8 Uhr im Saal ves „Kealerheim" eine» Famiffeuabcnd ab Herr Hauvtmann von Sehkrlitz-Gersteuberg spricht über „leine Reise nach Algerien und Tunis" mit Vorführung vo» etwa 75 Lichtbildern. — Militärgericht. Gegen den 1876 zu Hermsdors bei König- uein geborenen vormaligen Expedienten und Unterossizier der Landwehr l. Aufgebots Otto Hermann Jakob Hai der Gerichts herr das Nachtragsverfahren cingeleitet zur Entscheidung dar über, ob I. noch für würdig zu erachten sei. sernerhin dem Unteroffiziersstande anzugehören. Der Genannte hat sich im Lause des Sommers 1906 als Angestellter der Straßen- und Wasserbau-Inspektion I Pirna an der ihm anvertrauten Kasse vergriffen, indem er in Einzelpösten von den vereinnahmten Eich- und Sclmserschulgeldern insgesamt 1169,55 Mark unter schlug und die Unt-rschleife durch falsche Eintragungen in den Kontrollbüchcrn zu vertmcben versuchte. Er'ist deshalb vom Schwurgerichte wegen Verbrechens im Amte zu 1 Jahr 3 Mo naten Gefängnis verurteilt worden, die er gegenwärtig in der Strafanstalt zu Bautzen verbüßt. Das Kriegsgericht der 23. Division spricht die Degradation des Angeklagte» aus. — Tagesordnung der Zweiten Kammer für die kt. öffentlich« Sitzung am K. Februar, vormittag« ll Uhr: Schlußberatung über den schrtsllichen Bericht der Rechenschasts-Deputatwn über Kapitel 1, 2, 3, 6k, 62, 63, 63a, 61, 68, 66 unv 66 de« Rechenschaftsberichts aus die Finanzperiode 1962 03, Forsten, Domänen und Intraden, Kalkwerke und Departement des Innern betreffend, sowie über die Petitionen des Stadt- gemrinderateS »u Plauen, die Abtrennung Plau-ns vom Bezirksverbande uno Bildung eine» eigenen texernien) Bezirkes betreffend und des Bolks- schullehr-rs a. D. Seidel, vertreten durch leinen Psleger, Rechtsanwalt German» in Schueeberg, Riickgängiginachung der verfügten Dienstcnlsetzung betreffend. AuS den amtlichen Bekanntmachungen. Vom 6. Februar ab wird die Magdeburger Straße, Mischen der Zusahrtsstrqße zum künftigen Schachthof und der Wailtherstraße, wegen Weiterführung des Abfangkanals auf die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Aus der Stiftung des am 25. Dezember 1887 in Frank furt a. M. verstorbenen Grasen Carl August Bose werden zu Ostern mehrere Stipendien in Höh« von je 600 Mk. jährlich anderweit verfügbar. Sie sind sür befähigte, fleißige und minderbemittelt«, aus dem Königreiche Sachsen Schüler des Gymnasiums zum heiligen Kreuz zu Dresden, welche in Leipzig oder Jena Medizin oder Naturwissenschaft studieren, bestimmt; in erster Linie sindjedoch. und -war ohne Rücksicht aus die Universitätsstudien, Mitglieder der Familie Bose, die aus dem Königreich« Sachsen gebürtig und zur Führung deS adligen Familienwappens berechtigt sind, zu be- rücksichtigen. Für die von dem verstorbenen Stadtvate Böttger be gründete Stiftung sür unversorgte Töchter gebildeten Stand« sind 400 Mk. unter der Bezeichnung „Ungenannt Ll. L. 8." ein gegangen. Mit dem Kanalbau in der Bernhardstrab«, zwischen dem Plauenschen Ring und der Großmannstraße, soll am 14. Februar begonnen werden maßlosen Angriffen von gegnerischer Seite «m wohlverstandenen Interesse der Allgemeinheit diesen Schutz ausrecht erhalten haben. ie-Koll« ' las preus Landes-Öekonomie-Kollegium erblickt in den Tallesgcfchichte. vom preußischen LandeS-Oekoaomie-Kollegium ist als Hauptberatungsgegenstvnd das Fleischteuerungs thema gewählt worden. Wie bereits gemeldet, hat sich ein leitend der preußische Landwirtschaftsminister v. Podbielski dazu in einer bemerkenswerten Rede geäußert. Aus den Verband lungen ist weiter zu erwähnen, daß ver Berichterstatter Landes ökonomieral Ring-Charlottenburg folgendes ausführte: Von einer Fleischnot habe im vorigen Sommer keine Rede »ein können. Das konservative Scbiächtergewcrbe hat sich leider im letzten Jahre aus die falsch« Seite gestellt. Die Fleijchteuerung sei leider zur politi > chen Agitation verwertet worden. Die Demonstration des Stcidtetoges habe mit einer glänzenden Niederlage geendet. Aus der einen Seite verlangten die Städte Freizügigkeit für ausländisches Vieh und Fleisch, während sie für die Aushebung der hohen Fleischsteuern und großen Gewinne der Viehhojsverwaltungen zu gunsten der städtischen Säckel nicht zu haben waren. Der Landwirt erhalt« trotz der um 40 Proz gestiegenen Löhne und Preise der sür die Landwirtjckiasten not wendigen Bedarfsartikel kaum mehr sür sein Vieh als vor 30 Jahren. Der Konsument aber müsse infolge des Fleisch- moniwols der Städte und der ungeheuren Abgaben der infolge der Schlachthausgesetzgebung wirtschaftlich unrichtiqen Organi sation des gesamten Viehhandels bis zum Ladenschlächter Preise im Kleinhandel mit Fleisch bezahlen, die in keinem Verhältnis -u den Preisen stünden, die der Bauer für sein Vieh erhalte. Landesökonomierat Ring beantraat« folgende Erklärung: „Das La »des - Oekonmnie-K'oll eg inm erklärt: Die deutsche Landwirt jchaft hat die Ausgabe, den Bedarf der Bevölkerung an Lebens mitteln, insbesondere an Vieh und Viehproduklen zu decken. Tie Entwicklung unserer Viehhaltung trägt dieser Aufgabe durchaus Rechnung. Grundbedingung für die Leistungsfähigkeit der deutschen Viehzucht ist ein dauernder und ausreichen der Veterrnärschutz gegen die Einschleppung von Vieh seuchen. Die Landwirtschaft erkennt dankbar an, daß der Herr Reichskanzler und die Bundesstaaten den Bestrebungen aus Be- eitiguna des Grenzschutzes gegenüber fest geblieben sind. Die jetzige Organisation der Fleischversoroung der Konsumenten schließt jeden Einfluß der Landwirtschaft aus die Gestaltung der Fleischvrerie aus und bewirkt, daß die Spannung zwischen Vieh- und Fleischpreisen zu ungunsten der Komumenten ständig wächst. Das Laiides-Oekonomie-Koltegium beschließt daher, den Land wirtschaftskammern dringend zu empfehlen: 1. die Viehproduk tion, sowohl in bezug auf Quantität wie Qualität mit allen gebotenen Mitteln weiter zu fördern: 2. den Zusammenschluß zur genossenschaftlichen Viehverwertnng zwecks Erlangung maß- gebenden Einflusses auf die Preisbildung auf daS energischste in die Hand zu nehmen." Vom Freiherr» v. W a >t g e n h e i m - Kl-Spiegel und Kommerherrn v. O ld c n b u rg - Januschau ist hierzu folgende Resolution eingcbracht worden: „Ter dauernde Schutz der de») chen rur tm christlichen gängliche Voraussetzung für die aesicherte steigende Versorgung 1 deutschen Volkes mit ausreichendem gesunden Fleisch. Dem rrn Reichskanzler und dem Herrn Laiidwirtschaslsministcr Landes-Oekonomie-Kollegium aufrichtigen sie gegenüber den ebenso kurzsichtigen wie Personen des Herrn Reichskanzlers und des Herrn Landwlrt- jchastsminislers die sichere Gewähr dafür, daß auch in Zukunft die deutsche Landwirtschaft, insonderheit die deutsche Viehzucht deS nötigen Schutzes nicht entbehre «nd daß so das endlich wiederkehrende Vertrauen der landwirtschaftlichen Bevölkerung zur Königl. Staatsregicrung sich mehr und mehr befestigen wird." Mit Mehrheit stimmte die Versammlung der Resolution des Abgeordneten Rina z» und nahm einstimmig die Resolution Wangenheim - v. Oldenburg an. Zur Hamburger Wahlrechtsreform haben natürlich die sozialdemokratischen und linkslibcralen Blätter allerorten ein gewaltiges Lärmen und Rumoren ange hoben. Die nunmehr gesicherte Wahlrechtsresorm bezeichnet u. a. der „Vorwärts" und im Verein mit ihm das „Berliner Tageblatt als ein „klägliches Beispiel, das die größte deutsche Republik geboten habe". Beide sind der Ansicht, daß dem Staate daraus schwere innere Käuipje erwachsen werden. Hierzu bemerkt das amtliche Organ der sächsischen Regierung, das „Drcsdn. Iourn." folgendes: „Man wird wohl mit Ruhe abwartcn können, ob die>e dem Aerger über die Vereitelung der sozialdemo kratischen Wünsche entsprungene Prophezeiung sich bewahrheitet. Der cnornie Handel Hamburgs, der siir das ganze Reich von größter Bedeutung ist. braucht vor altem sichere und ruhige innerpolitijche Verhältnisse, und daß diese durch die Wahlrechts änderung gesichert werden konnten, ist ein Gewinn von schwer zu bestimmender Tragweite." Im Anschluß daran zitiert das selbe Organ Aeußcrungen der „Deutsch. Tagcsztg." zur Sache, in denen es heißt: „Die Hamburger Wahlrcchtscinderung ist, nachdem die grundlegende Bestimmung die erforderliche Drei- vicrlelmehphcit erhallen hat. beschlossene Sache. Bisher wurde von der 160 Köpfe starken Blirgerschastsvertretung ein Vierte! von den sogenannten „Nolabcln", ein Viertel von den Grund eigentümern und die Hälfte in allgemeinen Wahlen gewählt, an denen jeder teilnehmen konnte, der das Biirgergeld von 30 Mark entrichtet hatte. Man wird nicht behaupten können, daß dieses Wahlrecht nbermähia liberal gewesen sei. Aber die klugen Hamburger, die den Staalszweck »nd die Staatssicherheit über den Liberalismus stellien, sahen ein, daß daS Wahlrecht keine genügende Sicherheit gegen sozialdemokratische Ueberslutnng biete, und scheuten sich nicht, an die so wenig volkstümliche Aen- derung beranzulreten. Nach menschlicher Voraussicht wird es aus Grund des abgcändcrten Wahlgesetzes der Sozialdemokratie höchstens gelingen, den sechsten Zseil der Bürgersclrastsmandate zu erringen. Was haben sich die Hamburger „Protzen und Pfefsersäcke" nicht in den letzten Monaten alles jagen lassen müssen! Aber die Herren blieben kalt und klar. Sich nicht ver blüffen zu lassen, ist ja Hamburaer Art. Während man ander wärts hier und da ein wenig zu schlottern begann, behielten die Hamburger ihre Nerven und änderten das Wahlrecht. Allen Respekt! Wir haben sonst für das Hamburgertum wenig übrig: aber ihre ruhige, kühle, furchtlose, nüeßtecne Politik in dieser Frage verdient Bewunderung und Nachahmung." Deutschland im Spiegel französischer Schilderung. In der „koeus ciss Iwux Llonclaa" gibt der französische Aka demiker Bicomtede Voguc> die Elndlücke wieder, die er aus einer Reise durch Norddentschland empfangen hat. Seine Aeußerungeii unterscheiden sich durch Ueberlcgtheit und Ueberlegen- heit des Urteils ganz wesentlich von den sonstigen Berichten fremdländischer Reffenden. De Vagus hat ans Wesentliches den Blick gerichtet, gut beobachtet und ernst verglichen. Von seine» Urteile» und Betrachtungen mögen einige mach einem in der „Nenen Züricher Zig." erschienenen Auszug seines Berichts» hier verzeichnet sein. Die Summe seiner Effidrücke saßt er in die Worte zusammen: „Alan hat mir mein Deutschland verändert, die gute, alte Frau hat sich zu einer junge» Riesin hercinsgemansert. Ans der alten Kaserne der Svldatenkönige ist eine fleißige und friedliche Werkslätte geworden." lieber einen Feierabend in Köln schreibt er: „Das Bier stießt in Strömen: kein Glas Absinth. Keine Spnr von diesem Gift habe ich in Norddentschland gesehen." Im Ruhrgebiet staunt er über die Entwicklung der Industrie: „Nirgends vielleicht auf unserem alten Festlande ist die menschliche Arbert so riesenhaft, so gewaltsam gespannt, als im Rnhrgcbiet." Auch in Bremen ist Leben, modernes Leben. Er findet die Stadt so lebendig wie Hamburg, daß fast fünfmal so viel Einwohner Kat. Bei einer Besichtigung des Lloydschisses „Kaiser Wilhelm ll.", das er bewundert, macht er folgende Wahrnehmung: Unter den Scharen der Auswandeier sind keine Deutschen, während sie früher vorherrschten. Das industrielle Deutschland bietet heute allen Händen Arbeit, all seinen Söhnen Brot; der Deutsche wandert nicht mehr aus; eine bemerkenswerte Tatsache, folgenschwer für die alte Welt und für die neue." Großen Eindruck macht es aus Vogns, als sein Führer, einer der Bremer Handelsherren, sich ivegen seiner raschen Gangart mit dem Wort entschuldigt: „Das ist der Ka i s e rs ch ri t t. " Dieses Wort ist dem französischen Beobachter der Schlüssel zu allem, was er sieht. „Ja, diese Männer trete» in die Fnßtapse» eines Generaldirektors, der alle ihre Unternehmungen anregt. „Indem ich der tapferen kleinen Weser Lebewohl sage, denke ich an die weilen Flußmündungen unserer schöne» Flüsse, Loire und Gironde. Die gütige Natur hat ans ihnen bevorzugte Auswege Europas nach dem Atlantischen Ozean gemacht ... So viel belohnte Tätigkeit bei den Fluß bewohnen, dieser entlegenen Küsten, die die Natur als Stiefmutter behandelte! So viel Schlaffheit bei den verwöhnten Kindern eines überreich bedachten Bodens!" In Hamburg envartet den Franzose» eine neue Trauer. Unter dein Wald von Masten, der den Hafen bedeckt, nur eine einzige französische Flagge. Sie gehört einem jüdischen Kauffahrteischiff aus Bordeaur, der „Sevhora Worms". Und doch war Frankreich einst die zweite Seemacht der Welt! In Hamburg empfängt der Reisende von den Denkmälern und Straßennamen und nicht nur von diesen den Eindruck großer Reichstreue, zugleich einer bezeichnenden Ruhe gegenüber den Vorgängen in ver äußeren Politik. „Der Grund davon springt in die Aiigen. Während eines Vterteliadrhunderts hatte Deutschland sein «Schicksal einer unfehlbaren, oder für un fehlbar gehaltenen Vorsehung anvertraut; das Volk hatte es nicht zu bereue», daß es dem Fürsten Bismarck ein weißes Blatt Papier gegeben hatte. Er ist verschwunden: die alte Gewohnheit bleibt, weniger vertrauensvoll sicherlich, aber immer noch passiv Dem Nachfolger des allmächtigen Steuermannes kommt es z», das Schiff zu führe», unter der Leitung de« herrschenden Lotsen. Was der letztere verlange» mag, man wird ihm gehorchen; fröh lich oder ergeben, je nach dem. Es ist überflüssig anszusprechen, daß in dicier Hamburger Welt, die ganz mit Industrie, Handel, großen Unternehmungen beschäftigt ist. die chren Reichtum aus machen, der allgemeine Geisteszustand durchaus friedliebend ist Dessenungeachtet, wenn man von diesen Leuten verlangen würde, zu marschieren, so würde» die Manneszucht und der Stachel der Vaterlandsliebe stärker sein als alles Widerstreben: sie würden marlchieren, traurig, murrend, aber sie würden marschieren. Alle, sogar die Sozialisten." Lübeck ist Vogue geschichtlich bemerkens wert. Aber, wenn der Zweck ist, Nen-Dculichland zu sehen, dann muß man nicht nach Liweck komme». „InBerlin, rn Magdeburg, i» Leipzig, in Frankfurt, da habe ich es gefunden." An einen Besuch endlich, den er der Germania im Niederwald abstattct, knüpft er Bemerkungen über das Volk »nd seine Wehr kraft. Das Volk ist „ernst, kräftig, blühend" wie das Weib, in dem es der Künstler dargestellt hat. Ueber die Soldaten, die er im Tamms manövrieren sah, sagt er„Ich beobachtete sie des wo ec arbeitet er befindet sich Abends, wo der Soldat small 'des Morgens, Die Güte dieses Soldaten ist nicht gemindert »che C einer Bewegungen, selbst bei der Hcimkebr von einem Marsche, etzen die Urberliesening des preußischen Veteranen fort, die wir gekannt haben. In der ganzen Entwicklung findet er den „Kaiser Ichritt" und meint weiter: „Der Krieg von 1870 7t. der unmittcl bar ein Todesbringer ist. war hier einmal wieder der Schöpfer eines kommenden Lebens." TijitSlleschichte. Deutsches Reich. Die Antwort des Kaisers aus die Glückwünsche des Magistrats von Berlin zum Geburtstage lautet: ^Ich habe mich gefreut, meinen Geburtstag im Kreisc meiner Familie und Erlauchter Fürstlicher Gäste in meiner Hauptstadt zu begehen und persönlich die herzliche Teilnahme 1
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