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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060127029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906012702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906012702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-27
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Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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OertltcheS und SSchftscheS. Dresden, 26 Januar. —* He Majestät der König und Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg begaben sich heute vormittag mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 10 Uhr 8 Min. von Dresden» Neustadt aus nach Berlin zur Beglückwünschung des Kaisers anläßlich dessen morgenden Geburtstages. In ihrer Begleitung Ucfurden sich die Herren Kämmerer v. Criegern. General ö I» suite Generalmajor o Altrock, Fiügeladjulant Oberst von Mlucki und Adjutant Haupdniann Freiherr v. Berlepsch. Die Rückkehr des Königs wird voraussichtlich Sonntag mittag er» >olg«n. —* Se Majestät der König vergnügte sich gestern mittag init den drei Punzen und Prinzessin Mathilde mit Eisläufen auf dem im Heidepall des Verein- .Bolkswohl" herrlich gelegenen Thümmrlplatz. —* Der Herzog und die berg. die im Kaiser Mlbeli» heute Dresden wieder verlassen >in vonLeuchten» zcstiegen tvaren, haben —* Heute trüb ist der Professor am Königlichen Gymnasium zu Dresden-Neustadt Herr Dr. Martin Lange ver- «chieden. Er gehörte der Schul« seit ihrer Begründung an und erfreute sich v« seinen Kollegen und Schülern grober Be liebtheit. —* HilfSauSschuß für die notleidenden Deut schen Rußlands. Der Arbeitsausschuß für die DreSd » er Sammlungen funktioniert seit einer Woche und es ist bereits i» einer Anzahl von Hallen rasch und tatkräftig geholfen worden. Zur Unterrichtung für die Betroffene» sei beme»kt: Vorsitzender des Ausschusses ist Herr Dr. med. Ritter. Äalpucgissttaße 4; Prüfuiigsdelsitzer sind die Herren Geheimer Medizinalrat Professor Dr. v. Rehher. Wiener Straße 18, und Knpellmester v. Haken, Strehlener Ltratze 28. Gesuche sind an diese Herren zu richte». —* Bei anhaltendem Frostwett« wird am 30. d. M. je eine Batterie der Feldartillerie-Regimenlcr Nr. 12 und Nr. 48 im offenen Gelände bei Niederrödern bei Radeburg Scharf schießen abhalren. Beginn des Schießens: Die Batterie des >2. Regiments bei Tagesanbruch, die des 43. Regiments vor mittags 10 Uhr 30 Min. —* Im Königreiche Sachsen ist noch eine alte Dorf- seuerlöschordnung vom 18. Februar 1775 in Kraft. U. a. enthält dieselbe eure Bestimmung über die Privatseuer- löichgerate, wonach in »en läMichen Gemeinden in jedem Hause eine bestimmte Lciternmenge, eine gebrauchsfertige Laterne, zwei aefüllre Wassereimer und eine hölzerne Handspritze vorhanden 'ein müssen. Gegen diese Bestimmungen werden jetzt vielfach Einwendungen erhoben, und mau macht die Meinung gellend, daß dieselben ebenso wie verschiedene andere Paragraphen des Gesetzes nicht mehr zeitgemäß und überflüssig seien. Die Revi sionen ergaben vielfach, daß die Leitern m mangelhaftem und gebrauchsuntüchtigein 'zustande sind, und außerdem ist jede Ge meinde verpflichtet, nir ausreichende und gebrauchstüchtige Leitern zu lorgen. Die Königliche Londesbrandversicherungs- anstalt hat zur Klärung der Situation nunmehr vor einiger Zeit vom Landesverband sächsischer Feuerwehren ein Gutachten ein gefordert und erhalten. Das Gutachten geht dahin, daß die vollständige Aushebung der alten Dorsfeuerlöichordnuna sich zu nächst noch nicht empfiehlt, weil noch nicht in allen Gemeinden geordnete Feuerlöschzustände bestehen. Dabei wird allerdings in dein Gutachten nicht verkannt, daß. den modernen Verhält nissen entsprechend, die meisten Häuser, auch in ländlichen Ge meinden. über eine entsprechende Wassermeng« und genügende Beleuchtungsmittel jederzeit verfügen. Wenn auch gute Leitern bei der Bekämpfung von Bränden von größtem Werte sind, so sei doch die Forderung, daß jedes Haus über eine entsprechende Leilernmenge verfügen muß, nicht mehr zeitgemäß an Orten mit moderner Bauweise. Das Gutachten kommt zu dem Schlüsse, daß eine Verordnung am Platze wäre, wonach die einzelnen Ort schaften berechligl sind, von den Vorschriften der allen Dors- feuerlöschordnung von 1775 hinsichtlich des Privatfeuerlöschgeräts Dispens zu erteilen in den Gemeinden, wo wohlgeordnete und aut organisierte Feuerlöicheinrichttnrgen vorhanden sind. Da die Gutachten des Landesverbands auf einer gründlichen Kennt nis der Verhältnisse im Lande sowohl als auch der seuerwehr- technischsn Einrichtungen und Fortschritte beruhen, so steht zu er warten, daß in nächster Zeit entsprechende Maßnahmen erfolgen werden, um veraltete und lästig« Bestimmungen zu beseitigen. — An Zwangsversteigerungen fanden im Monat Dezember 1.^. wie die „Dr. Bürger-Ztg." mittelst, ii^- gesamt 62 gegen 85 im Noveniber statt, wovon allerdings eine nur zum Zwecke der Aushebung des Gemeinschaftsbesitzes ge schah^ während vier die Versteigerung ideeller Grundstncks- aitteile belrafen. Die sämtlichen 62 Grundstücke ivaren gerichtlich aus einen Werl von 5 218 763 Mk. inkl. Zubehör geschätzt und mit 6 262 622 Mk. Hypotheken belastet: da das Meistgebot 4 042 572 Mk. betrug, so fielen nach Bezahlung der Kosten usw. 1 554 550 Mk. aus. Unter Hinzurechnung der Erstcherhypo- cheken stellte sich der Uebernahmepreis sämtlicher Grundstücke aus ,4 883 938 Mk. Von den 62 Grundstücken waren 50 Wohn häuser, 1 Gaslhossarundttück, 4 unvollendete Wohnhausneubauten. 4 Baustellen, 1 Baukomplex. 1 Wiese, 1 Waldgrundstück. Ans den Bezirk der Stadt Dresden entfielen 49 Grundstücke, näm lich 14 aus die Johaiiustadl. 8 aus Striesen, 4 aus Cotta, je 3 aus Antonstadt. Kaditz, Pie'chen und Südvorstadt, je 2 auf Altstadt, Löbtau, Plauen und Leevorstadt und je 1 aus Naußlitz, Neustadt, Seidnitz. Streblen. Trachau und Wilsdruffer Vor stadt. Die restlichen 13 Grundstücke verteilen sich mit je 2 auf Blasewitz und Döltzschen und je 1 auf Briesnitz, Wblau, Coschütz, Klotzsche, Leutewitz, Loichwitz, Niedersedlitz, Obe» iößmtz und Rähnitz. Zwei von den versteigerten Grundstücken waren „herrenlos". Wirkungskreis ohne Erhöhung Le» JobreSbeitraa« <80 Ha kür 1000 Mk! dahin zu erweitern, daß di« Mitglieder zugleich gegen Verlust« infolge schweren Diebstahls versichert sind. Die Gin- tragung der Latzunasäuderung m das Genosienschastsreglster hat sich trotz großer Beschleunigung durch dir Behörden bi» jetzt verzögert. Dos Reichs» ufsichtSamt hatte nämlich dem Verein aufaegeben, nach Genehmigung der neuen Satzung durch das Amtsgericht Leipzig noch b»e Zustimmung der dortigen Kreis- haupkmannschast «inzuholen. Letzter« erklärte sich jedoch für unzuständig Da aber da- Amtsgericht di« Eintragung ohne diese Zustimmung nicht oornabm, so legte der Verein bei dem Landgerichte Berufung eiu. Diese- hat — auf Antrag de» Amtsgerichts gebührenfrei — entschieden, daß die Eintragung ohne die kreiskauptmaimschastliche Genehmigung der Satzungen zm erfolgen habe Das ist denn auch am 20 d M. geschehen. Die neue Satzung ist nunmehr in vollem Umsang« in Kraft getreten. — Der Verein hatte am 31. Dezember 1904 11 781 Mitglieder mit 71 Millionen Versicherungssumme. — Wie man in den Hotels geweckt wird Diele Frage wird in einen, Artikel des Hamburger FachblattrS „Küche und Keller" wie folgt erörtert: „In einem Hotel, welches modern ist. mug in jedem Zimmer, will «S aus „hochfein" Anspruch machen, eii» Ukr sein, natürlich eine solche, die die richtige Zelt anzelgt Der Reisende, der pünktlich seine Kunden besuchen will, der pünktlich an der Bahn sein muß. um nicht den Zug zu ver säumen, muß die Uhr vor sich haben. „Um 6 Ubr wecken Sie mich morgen in der Frühe", sagt der Reisende Schmidt zum Portier. Dieser teilt dies aus einem besonderen Zettel dem Haus- burschen niit. Einen Wecker bekommt Herr Schmidt nur dann ans das Zimmer gestellt, wenn eine Doppeltür« nach de» anderen Zimmern geht. Denn der Lärm soll die andere» Gäste nicht aus ihrer Ruhe schrecke». In einem ersten Geschättsreisenden-Hotel las ich in jedem Schlafzimmer «in Schild mit folgenden Worte» in deutsch, siniizösisch. englisch und italienisch: „Der Gast, der sich durch den Wecker wecken läßt, wird gebeten, diesen nicht zu viel aufzuzietze»; der Hansbiirsche veisieht des Morgen- den Wecker- dienst Er ist genau so pünktlich wie ein Wecker, der aufgezogen wird. Durch zu großen Lärm der Weckeruhr werden andere Gäste aus ihrem Schlafe geweckt. Jeder Mensch ist schlafbedürftia wie Sie. Was würden Sie dazu sagen, wenn ein anderer Gast durch die Weckeruhr Sie störte?" Als ich den Wirt fragte, ob dieses Schild seinen Zweck erfüllte, lautete seine Antwort lächelnd : „Ja". Das Wecken der Fremden im Hotel sollte des Morgens ohne un nötigen Lärm geschehen. Ein einmaliges Klopsen gegen die Tür genügt, wenn der Gast sofort deutlich und nicht etwa noch halb schlaftrunken antwortet, woraus der Hausknecht dem Herrn Reisen de» Schmidt zuruft: „6 Uhr. Herr Schmidt!" Ei» energisches, entschiedenes Vorgehen dein, Wecken erfüllt besser seinen Zweck Mid stört die Nachbarn weniger als eine lange dauernde Unter haltung bet geschloffenen Türen. Die Benützung der Weckuhren im Hotel hat vielfache Nachteile. Der Klang geht leicht durch die dünnen Wände. Praktischer sind die Weckeinrichtungen. eine elektrisch- Schelle über dem Belte, die der Hausbursche von der Portierloge eine Sekunde i» Bewegung setzt, ein elektrischer Knopf, ans den der Verschlafene drücke» muß, was im Portier heim wieder sichtbar wird durch Herunterfallen der Klappe auf Zimmer 17. Darf ma» sich wundern, wenn ein Gast aus dem Hotel zieht, weil der Weckuhrapparat des Nachbarn ihn jeden Morgen 3 Minuten vor 5 Uhr ails dem Schlafe weckt? In der 'Nachtruhe gestört zu weiden, ist für keinen Menschen ein Ver gnügen." —* Der Verband Sächsisch-Thüringischer Schuhgcmeinschaften für Handel und Gewerbe hält seinen 24, Verbandstaa in Zwickau ab und wird dieser Tagung, die jedenfalls Ende Juni stattsinden wird, eine reichhaltige Tagesordnung zu gründe liegen. Zwickau ist der Sitz deS Ver- banosvorstanves. Außer den verschiedenen sächsischen Orts- gruppen gehören dem Verband aus Thüringen u. a. an die Vereine in Gero. Greiz, Apolda, Attenburg, Höhenrnölsen, Schmölln. Jena. Mühlhausen i. Th,. Weimar. Zeitz und Naum burg. —*Jm Photo-Kunst-Salon Oskar Bohr, Firma Otto L. Göring (JokannrS-Allee, neben Cafs Königs sind zurzeit interessante Photographien in großer Auswahl ausgestellt, die die vielseitige Verwendung der Photographie in Kiinstgewerbe, In dustrie und Handel veranschaulichen. Es sind dies Arbeiten der Firma Ma; Fischer, Photograph, Inhaber Konrod Klemm, die zeigen, daß die Photographie in ihrer heutigen Vollendung das beste Jllustrationsmittel darstellt. Die früheren Schwächen der Photographie, übertribene Perspektive, ungleichmäßige Schärfe des Bildes und unkorrekte Foibenwiedergabe, sind hier gänzlich über wunden. Diese Bilder zeige» die Gegenstände so. wie das menichliche Auge sie sieht Nicht nur die Form, sondem auch die Stimmung und der Charakter des «toiflichen wird in diesen Bildem wahrheitsgetreu wiedergegeben. Diese» Eigenschaften ver dankt die Photographie ihre mehr und mehr wachsende Verwendung als Jllnstrationsmiltel, Nicht allein der Architekt und der Künstler, auch alle industriellen und gewerblichen Unternehmungen haben längst die Photographie zur Jllusttalion von Fachzeitschriften, Katalogen oder Reklamen in ihre Dienste gestellt. Die früher übliche Hand zeichnung wird mehr und mebr verdrängt, denn die Photographie bietet neben der größeren Ratulwahrheit auch den Vorteil der Wohlfeilheit, Für alle, die sich für die Leistungsfähigkeit der tectmitchen Photographie interessiere», und die derartige Arbeiten meistens auch für ihre eigenen Zwecke mit bestem Erfolg verwen den können, wird diese Ausstellung Anregendes bieten. Der Besuch ist frei und unverbindlich. —' Dem Hoflieferanten Bäckermeister Hnrmamr Bngermann, Webergaffe Z8, ist von der Jur, der Wiener Kochkunst-Ausstellung, die unter dem Protektorate der Erzherzogin Maria Jolepha steht, da» Ltvlom Mk goldenen Medaille zurrkannt worden. —* P olizeibericht. 26. Januar. Fe st genommen wurde «in 20 Jahre alter Barbiergehitf« aus Neustadt i. S-, w «me« Betrag von 300 Mk, i. aeworde» war. - Ja letzt« j «ebstahl» »ur^i^eig« gekommenen am u zu Falle der einem dortigen Markts, stöhlen hat u«ch hieraus siüch sind von einem gier weaea _ . . Schulknaben u. a. 10b Kilogramm Rundeisenstücke von 39 bi« 100 Millimeter Durchmesser und 30 bi» 4b Zentimeter lang, sowie 33 Kilogramm Rund- und Winkeleijenstücke. die sämtlich von einem Diebstahl« herzurühren scheine», zum Kaufe an- aeboten worden. Eine Anzeige über den Bericht dieser Gegen- stände ist jedoch bisher nicht «„gegangen. Der Eigentümer «ird deshalb ersucht, sich in der Kriminal-Abtvili» potizei, Zimmer 39. zu melden. — In der Neustadt DienStag ein 8jähri«er Knabe auf einer EiLbabi und erlitt einen Bruch de» rechten Unterschenkel». — Der tief st «Schacht des Deutschen Reich» ist zurzeit der neu« dritte Schacht der Gewerkschaft „Morgenstern" im Zwickau« Strinkodlenrevler. Er hat bi» jetzt eine Tiefe von 1062 Metern erreicht. — Dir alte Etadtkirche iu Hainichen ist mit dem früheren Kirchplatz in daS Eigentum der Stadtgemeinde über gegangen und wird demnächst abgebrochen werden. Das Inventar der Kirche ist. soweit eS nicht bereits für die neue Kirche Verwendung gefunden hat und erhaltenswert war. in da» neu begründete Hainichen« Stadtmusrum überführt worden, da» neben verschiedenen Reliauien deS Dichters Geliert die sehenswerten Zinnschätze der Haintchen« Innungen enthält. Aus dem alten Kirchplatze werden Promenaden-Anlage» errichtet. — Der ans dem BezirkSarbeitShause in Obercunners dorf entwichene, 53 Jahre alte unoerheiralete Korrektionär Julius Hcmpcl aus Oder-Oderwitz hat sich im Amtsgerichts- gcfängnis in Löbau erhängt. —* Zittau. Der Leutnant Bühner vom 103, Jnsanterie-Regiment in Bautzen, der als Adjutant zuui Bezirkskommando m Zittau kommandiert war, hat sich heute vormittag 10 Uhr in seiner Wohnung mit einem Jagdgewehr erschossen. Leutnant Bühner, der an einem ichweren Nervenleiden erkrankt und zur Schonung seiner Gesundheit das Kommando «halten hatte, lebte in d« letzten Zeit sehr abge- schlossen und scheint die Tat in einem Anfalle von Schwermut verübt zu haben. — Landgericht. 'Der 30 Jahre alt«, aus Leipzig gebürtige Arbeiter Friedrich Wilhelm Richard Bäßler hat sich vor der '2. Strafkammer wegen Sittlichkeitsperbrechens nach K 176L des Strafgesetzbuches zu verantworten. Der Angeklagte ist wegen gleichen Delikts vorbestraft. Ter Gerichtshof diktiert ihm nach geheimer Beweisaufnahme unter Zubilligung mildernder Um stände 9 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust zu: 4 Wochen Gefängnis gelten als verbüßt. — Gegen den 1865 in Bergaieß- Hübel geborenen, in Copitz wohnenden Handarbeiter Friedrich Oskar Barthel verhandelt das Gericht wegen Unterschlagung, Urkundenfälschung und wiederholten Rückfallbetrugs. Im No vember vorigen Jahres unterschlug der Angeklagte in Pirna einen ihm auverlrauten Geldbetrag von 2 Dik. und verschaffte sich mit Hilfe eines fälschlich angesertigten Schriftstücks ein geringes Darlehn. Das Urteil lautet auf 3 Monate Gefängnis. — Wegen Wechselsälschung hat sich der 1859 in Sprottau geborene Kaufmann Karl Wilhelm Louis Albin Sehmer zu verant worten. Der Angeklagte hat früher bessere Tage gesehen, verlor sein Vermögen und hat seitdem den Lebensunterhalt kümmerlich als Versicherungsagent erworben. Im Jahre 1903 trat er mit einem damals hier hochangeiehenen. jetzt in Untersuchungshaft besindlichen hiesigen Kaufmann Schn, in Verbindung und hals diesem nach und nach mit 10—15 000 Mk. aus. Da das Geschäft Schn.s ins Wanten geriet, gab Seymer. um sein Geld zu retten, noch eine Anzahl Gesälligkeiisakzepte her. welche jedoch schließlich nickt mehr honoriert wurden. In den letzten zwei Jahren hat dann Seymer 12 Wechsel über zusammen 6418 Mk. ich« Be träge von 159 bis 1642 Mk. unbefugt mit dem AHept hiesiger und Leipziger Firmen versehen und durch seinen Geschäftsfreund ln Verkehr bringen lassen. Der Angeklagte wird unter Zu- billigung mildernder Umstände zu 10 Monaten Gesängnis ver- urteilt. — Als Buchhalter und Reisend« eines hiesigen Bier- geschäfts unterschlug der Kaufmann Johannes Richard Seibt, 1876 in Dresden geboren, im Zeitraum von zwei Jahren min- bestens 3084 Mk, einkassierter Geld«, Teilweise ist Ersatz qe- leistet worden, so zwar, daß dem Angeklagten von seinen Arbeit, ackern monatlich nur 60 Mk. belasten wurden. Der Ver- leidig« behauptet fern« unwtdcrlegt. daß der Angeklagte von den Herren selbst auf eine schiefe Bahn gebracht worden sei, Tie moralische Schuld liege aut «eiten d« Anzeigeerstatter. Das Urteil lautet aus 1 Jahr Gefängn.s und 2 Jahre Ehrverlust: !>ie Untersuchungshaft wird mit 2 Wochen angerechnet. — Unter Ausschluß der Oessentlichkeit verhandelt die 6. Strafkammer gegen den 1846 in Riesa geborenen Wagenmeister Karl Friedrich Hermann Streube wegen Siltstchkeitsverbrechens nach tz 176,3 d«S Strafgesetzbuchs. Das Gericht erkennt nach längerer De- weisausnahme auf Freisprechung. —* Die endgültige Spruchkiste der Haupt» geschworenen enthalt die Namen folgender Herren: Kom merzienrat Aulhorn in Dresden, Oberförster Mch. Hohn in Postelwitz, Fabrikbesitzer Robert Mittelbach in Kötzschenbrvdo, Rentier Äiermairn in Wienvischfähre, Zahnarzt Felix Hochberg in Dresden. Kunstmaler Voigtiänder-Tetzn« in Dresden, Hosl Stadtrat a. D. Weigandt daselbst, priv. Kaufmann Brockmann in Radebeul, Geh. Hofrat Dr. phil. Alex. Emil Hofman« tu Dresden. Kaufmann M>. Alb. Wnschetzky in Dresden, Fabrik- direktvr Nägel in Döhlen, Kürschiiermoister Hoflieferant Mett« in Dresden, priv. Kaufmann Alb. Hofmann in Radeberg. Hos» ipediteur John in Dresden, Rittergutspächter Gneist in Gamig. Fabrikbesitzer Lilienfeld in Naundorf, Kohlenhändler Kunze in strehla, Fabrikbesitzer Franz Ernst Wiedemann in DkaSden, Ortsrichter Kegck in Loschwitz. Gutsbesitzer Gust. Schumann in Bannewitz, Rentner Karl August Adam in Dresden, Gemeinde- Vorstand und Friedensricht« Pfeif« in Dölzschen. Bmuneister Würdig in Loichwitz, priv. Apvchek« MertzyauS in Blasewitz, st Wir müssen deshalb unsere naturgemäß flüchtige Wände» rung im zweiten Geschoß beginnen, wo wir zunächst einigen trefflichen Bildnismal«» des ausgehenden 18. Jahrhunderts be gegnen. Unter diesen ragt besonders Anton Grass, der in Winterthur geborene, in München und Augsburg herangereists Dresdner Hofmaler mit ein« größeren 'Anzahl durch weg vortrefflich« Bildnisse hervor. Ihm reihen sich Tischbein, Schick. Kolbe und der Hamburg« Walck würdig an. Die Mitte xs Saales füllen einige meisterhafte Skulpturen des alten Ber liner Schadow aus. Von hier gelangen wir in ein Kabinett, vas ausschließlich mit Werken öfterreichischer Mal« besetzt ist, .iieist liebenswürdige, anziehende Erzeugnisse Altwien« Kunit, c»e teils von halbverschvllenen Künstlern, wie Pcler Fendi, Wald müller und Karl Schindler, teils von wohlbekannten, wie Rudolf M und Pettenkof«. stammen. Dann gelangen wir in eine Abteilung, die als einer der Glanzpunkte der ganzen Ausstellung ;u bezeichnen ist. Hier hat d« unermüdliche Lichtwark eine Sammlung ausgezeiamct« Werke Hamburger Künstler des 19. Jahrhunderts zur Schau gestellt, von denen einige, die bis her in weiteren Kreisen ziemlich unbekannt ivaren, wie Offen barungen wirken, und zwar um so stärker und nachhaltiger, je frischer, eigenartiger und unabhängiger von den allgemeinen Movcströwu»gen sie sind, .Hier finden wir zahlreiche prächtige Arbeiten Runges, Morgenstern-;, Ruths und anderer Ham burg« Künstier, deren Bekanntschaft zu machen ein wirkliches Vergnügen ist. Im Porbeigchcn werten wir auch noch einen Blick auf Werke von Künstlern aus anderen deutschen Städten, io aus die ganz tüchtigen Arbeiten der beiden Danzig« Meyer- Heims. des Vaters und Großvaters unseres berühmten Tier malers: so aus Entwürfe zur Odmsee Prellers-Weimar und itimmungsvolle Landschaften des Dresdners Adrian Ludwig Richter. Wir steigen die Treppe hinab, bewundern im Treppen haus« Menzels berühmtes Fragment „Die Ansprache Friedrichs »cs Großen cm seine Generale vor Leuchen", ferner einen großen, 'urbenvrächtigen Karton Fcuerbachs und >m Vorraum vcr- ichiedene gut gemachte Fürstenbildnisse, namentlich van Franz 'trüg«, sowie Schaldows bernhmle Marmorgruppe der Königin Lurse uniü ihr« Schwester. Der erste Saal gehört wesenl- ich den Münchnern älterer Zeit, unter denen man freikich -manchen berühmten Künstler, vor allem Piloty, o« doch sicher eine „Wersten" hatte, schmerzlich vermißt. Hier treten namentlich Nichckm v. Ko bell, Baitch. Reinberg, Li«. Adam »n«d Biirkel mit einigen vorzüglichen Bilder« hervor, Gabriel Max st mit einigen älteren, ungemein 'ruchen Stücken vertreten. Laaeb«a tzaüeu noch «udrr» süddeutsche Künstler Platz gesunden. von denen beionders der hervorragende Tiermaler Schmitson genannt sei. Im nächsten Saale treffen wir vorzugsweise auch Berliner Künstler. Taß diese aus der Ausstellung nur in geringer Zahl vorhanden sind, erklärt sich daraus, daß man ihnen, um den Gälten den Vortritt zu lassen, im benachbarten Neuen Museum einen Saat eingeräumt Hot. m dem etwa 300 Berliner Werke aus dem vorigen Jahrhundert ausgestellt werden sollen. Die Eröffnung die!es Saales kann aber «st in der nächsten Woche stattfinden. Hier finden wir neben bekannten Namen, wie Menzel, Meyerheim. A. v. Wern« und Gustav Richter nament lich unbekannte, ab« höchst beachtenswerte Gemälde von Franz Krüger. Alsdann kommen wir zu den Düsseldorfern, die neben ihren Achenbachs, Gebhardt, Vautier und Dückn sich namentlich mit einer Sammlung köstlich« Sachen von Ludwig Knaus sehen lassen können. Dieser berühmte Genremaler ist fast nicht minder groß als Porträtist, wovon hi« etliche Beweise vorhanden sind. Dann geht es zu den Dresdnern, unter denen in zwei vollgefüIlten Kabinetten der Wied« neucntdcckte, geniale Land schafter Kaspar David Friedrichs mit seinen wie -Offenbarungen wirkenden, unendlich seinen und doch großzügigen Bildern alles rings umher buchstäblich totschlägt. Man hat nur noch Augen »nd Sinn für diese wundervollen Landschaften, in denen sich Natur und Kunst zu einem erhebenden Ganzen vermählen. Wir müssen eine längere Panse wachen, um auch den anderen tüchtigen Dresdner Meistern gerecht zu werden, dem trefflichen Dahl, der die besten Motive zu seinen Bildern aus Norwegen nahm, der Heimat seines Vaters, der ebenialls als Mal« in Dresden lebte und wirkte: dem Schüler des letzteren, Thomas Fearnley, auch ein Norweger, der seine entscheidende Ausbildung in Dresden genoß und von dem herrliche Landschaften mit nor wegischen Motiven ausgestellt sind: dem am schönen Rhein gebore nen >md einst an der Dresdner Kunstakademie wirkenden Gerhard n, Kügelgen, dessen religiöse und mythologische Bilder ganz im Eklektizismus sein« Zeit verschwimmen, »nd dem farbenfrohen, gestaltungsfähigen Carus, In diesem Saale treffen wir auch auf die lauber gemalten Innenansichten des aus Mecklenburg stammenden Kersting- Ein Kabinett für sich nimmt auch der köstliche, huiiwrbcgabte Münchner Kcnremal« Spitzwm ein, dann iolgen kleinere Säle mit Werken Frankfurt«, Stuttgarter, Breslauer. Schleswig-Holstein« Künstler, bis wiederum ein Saal, der mit entzückenden Schwindschcn Märchenbildern an- gcsüllt ist, jum längeren Verweilen Anlaß gibt, Steigen wir nun ins Erdgeschoß hinab, so kommen wir zu de« Abteilungen, die für d«n Kenner zwar wen« bieten, da sie ihn kaum etwas Neues noch sagen können, die ab« für dos große Publikum sich« die Hauptanziehungspunkte dieser Aus- stcllung bilden werden. Hier triumphieren namentlich die München«, die mit ihren stolzesten Namen vertreten sind: Feuervach, Leibl, Defregger. Speck. Schuch, auch Franz v. Len- dach, freilich nicht mit Meisterwerke», dominieren hier. Do- neben finden wir großartige Sammlungen früherer Werke von Hans Thoma, Äöcklin, Max Liebermann, Makart, Jettel — kurzum, fast jeder Name eine erste Nummer. Lenbach ist nur mit Jugend werken vertreten, die erst den werdenden Merster ver- raten. Immerhin zeigen seine Bildnisse schon die Vorzüge sein« späteren Schaffenszeit: die Kraft der Charakteristik und des tiefen Eindringens in die persönliche Eigenart sein« Modelle. Hi« finden wir auch «in kleine» Bild, das wohl memaiid Lenbach zuschreiben würde, «>«nn es der daran befindliche Zettel nicht deutlich besagte: einen Esel, den Lenbach mit einer Natur- treue auf die Leinwand gebracht hat, als ob « in seinem Leben nichts anderes als Vierfüßler gemalt hätte. Von außerordent lich« Reichhaltigkeit sind die beiden Sale, in denen ausschließ, lich Bilder von Wilhelm Leibl, nahezu 60, vereinigt sind. Air sehen hier die besten und berühmtesten Werke diese» Künstlers, d« schon den Uebergang zur modernen Malweise erkennen läßt, aber sich noch die Haupwarziiae der alten, insbesondere di« saubere Technik, gewalwt hat. Freilich erkennen wir an dieser ungewöhnlich großen Sammlung auch die Grenzen d« Leibl ichen Kunst: ivas er uns in seinen berühmtesten Werken: Frauen in der Kirche. Dorfpolitiker, in fernen besten Bild nissen zu sogen wußte, kehrt immer wieder auf seinen meisten anderen Bilder in den Grundziiaen zurück. Ihm fehlt« di« er staunliche Vielseitigkeit eines Menzel, dem « sonst einiger- maßen verwandt ist. Wie Lenbach, rst auch Defregg« auf dies« AuÄtcllung mit älteren Arbeiten, darunter auch Landschasten, nur schwach vertreten, desgleichen Albert Keller. Da» liegt eben daran, daß diese München« Meister ihre Hauptwerke «st nach 1880 geschaffen haben. Weit best« ist Han» Thoma fottge- kommen, der mit 35 Bildern, darunter wahre« Prachtstücken, allen voran eine erstaunlich lebendige Knob enbalgerei, «m großes Kabinett füllt. Auch Wilhelm Trübner ist mit einer "che" - - - ---- — reichen Sammlung vertreten, darunter sind Werk«, bi« bereits auf dem Höhepunkte seines Schaffens zxiaen. Nicht dasielbe kann man von Arnold Böcklin sagen. Seine älteren Arbeiten, die hi« vereinigt sind, geben nur ein« unvollkommen« Vorstellung von seinem späteren, alle Höhen und Tiefen einer gewaltigen, dichterisch beflügelten Künstlerphantasie durKmesi««- den Schaffen. SMt die im Besitze der Berlin« V«ti»a»- «L V beg uni we< de» zuc IIH> Ba den Bu bet An
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