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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060119025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906011902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906011902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-19
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Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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Liederk der Satz: ..Erst das Vaterland. Kanu die soziale Frage" einen langandalien- den Beifall e»>, und wußte doch Tr. Karl Peter« mit dem Warle Ostrinbetkas: ..Wenn wir etwa» wünschen, io lallen ivir immer daran denken, aber nicht davon spreche n" geschickt zu archaisieren, was die »englischen Bellern" vor »ns voraus haben. — Exzellenz v. L i c b e r l führt« un einzelnen etwa aus: Heule vor 35 Jahren habe er als innger Leutnant vor St Elaud gelegen und mit hohem Stolze die Hahnen nach Versailles zur Haiseröroklainativ« geführt Heute ei dies ,uuge Reich durch die Macht der Verhältnisse in dst Stellung einer Weltmacht liineingelvachsen. weshalb es heute, aas damals die stärkste Landmacht wurde, eine starke Flotte dringen» notig habe So ivett wir >n der Weltgeschichte zurück- »licken, !ehe man. daß die Völker, die zuerst die Lceherrichaff erlangten, zugleich die Macht über die andere Welt errangen. Am iiltereisaniesteii ist der Kamps um die Zee zwischen Frank- reich und England Sah Frankreich schließlich unterlag, ist die Schuld Ser Regierung Ludwig XlV.. der persönliche Triumphe 'eiern wollte und sie Ratschläge zum 'Ausbau der französischen Seemacht nicht befolgte Nach dem endgültigen Siege Englands um die Wende zum 19. Jahrhundert pH ui sich England seine Etappenstraße ..,->>u»>I iln- eeorlcl" von Helgoland bis Hongkong. Tos nach die'er Leislung verkündete Gesetz vom ..uv iraclo' lFreihandels bedeutet nur die Herrschaft des englischen See Handels. Heute besteht die Konkurrenz ttir England bereits in Frankreich., Deutschland. Rußland. 'Amerika. Ja»»,. Während England früher das .. Idv» .-«'»nclurri' aiissrellke. das Gesetz, das; die englische Flotte immer grösser sein mnsse als Sie vereinigte Flotte zweier anderer Seemächte, ist es heute bereits zum . Ibres poccsrs r-lamlurcl" übergegangen und will immer drei vereinigte Seemächte übertrumpfen. Die jetzigen grandiose» Leistungen Englands für seine Flotte, die nenen Kriegshälen und Docks, würbe» vom Redner in ihrer Bedeutung entsprechend ge würdigt : in dieser Beziehung sei er. wie er ausführte. ein voüer Bewunderer des englischen Volkes, bas alles tue. »in seine See macht mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten ES wäre zu wünschen, wenn man unserem Volke einen Funke» von diesem Opfermut einimpsen könne Mit kühner Voranssicht habe Eng land die tOM Kilometer lange U ga » dab a l> n gebaut, init der es linieren oslafrikanischen Kolonien das Hinterland ab- grabe. während das Reich sich begnüge, „Stichbahnen" zu banen. Eingehend besprach Exzellenz v. Liebcrt sodann dieUnter- 'chiede im engliicheu und deukschen Schiffsbau, daß insbesondere den englischeii Schisse» von 18 OM Tons Deplaee>nent von deut- 'cher Seite nur als größte solche mit einer Vetbrängnng von 13(>M gegenübergestelll würden. Die Hauptfehler des Flollengesetzes vom Fahre I9M seien. die Eimechnniig der alten Schiffe in die gesetzlich sestgelegte Zahl der Fahrzeuge, sowie die langen Bauzeiten der Schisse. Die neue Floklenvorlage bedeutet eine Ergänzung und Erweiterung dieses Flottengesetzes von 1900. Bemerkenswert ei, daß. wie das Beispiel des riissuchen Kreuzers ,,'Roivlt" zeige, die deutschen 'Wersten die schnellsten Schiffe der Welt bauten, dag D entschland aber selbst diese Schisse nicht habe, weil die grojzen Maschinen zu viel Geld kosten. Bewegung Ü Zur Erläntecung des Wertes des größeren Deplace ments führte der Redner an. daß unsere Schiffe nur Geschütze mit 28 Zentimeter-Geschossen tragen könnten, mährend die eng lischen schüfe bis zu 30.5 Zentimeter-Geschosse schlendern könnten, diese hätten bis auf 6000 Meter Treffsicherheit, während die denk tchen nur auf 4>M Meter mit Sicherheit schießen könnten: dabei hätten wir das beste Geschütz System. Und was die Lieferungs- Möglichkeit der Panzelichisse anlange, so habe» die deutschen Weiften erklärt, sie würden alle 5 jährlich ie 2 Schisse ans Stapel legen können. wir müßten eventuell auch einen Ueberschnß von Arbeitern einslellen. für die ivir dann nach Vollendung der Flotte weiter sorgen müßten, aber: erst kommt das Vaterland, dann die soziale Frage. «Bravo!> — Rach einem kurzen Ausblick ans die wirtschaftliche Bedeutung der Flotte schloß Exzellenz v. Lieber! seine Ausführungen mit einem Appell an die Deutschen, sich nicht in der Politik, wie bisher, in Interessentengruppcn aller Art zu zersplittern, sondern einig zu empfinden und opferfreudig zu handeln. — 'Bach langanhaltendein, stürmischem Beifall gab d.e Ver-ammluna ans Auttordernng des Herrn Dr. Heinemann ihrer Zustimmung noch durch Erheben von den Plätzen Aus druck. Der zweite Redner des Abends. Dr. Karl Peters, ging mit feinen Ausführungen in ,ucckiu8 ro«, indem er uns Deutsche als ein 'Volk schilderte, das immer geneigt sei, zu theoretisieren. bestimmte Begriffe und Vstirie vorzüglich zu entwickeln und sesi- zulegen. aber nicht danach zu handeln. So Las Wort: ,,W e l i- politik". Die Engländer treiben „Weltpolitik" seit mehr als WO Jahren, trotzdem besitzen sie kein Wort dafür, während die Deutfchen mit dem Worte beginnen. Moderne Wcltpolitik in nicht der Wun-ck. die ganze Welt zu erobern, sie ist auch nicht der Wunsch, überall dabei zu sein, wo in der Welt etwas los ist. Weltpolink ist im wesentlichen identisch mit Weltwirt schaft. Eine Weltmacht sind wir nur geworden, weil wir uns in Europa nicht mehr ernähren können, unsere Weltmachtpolitik ist nicht Sache des nationalen Ruhmes, sie ist Sache der Wirt- schaN. der 'Rot. Bon der Wirtschaft innerhalb Deutschlands können etiva 15 Millionen Menschen leben, für die anderen 15 müsst» wir Erwerb im Auslände suchen. Dazu braucht man die See und eine starke Flotte. Man solle aber immer an das Wort GcrmbettaS denken: Wenn wir etwas erreichen wollen, so müssen wir immer daran denken, aber nicht davon sprechen. Wir bauen unsere Flotte nur zum friedlichen Schutze unseres lieber- eevcrkehrs: »vollen wir kämpfen, so sollen w,r nicht davon 'vrechen. wollen wir aber nicht kämpfen, io sollen wir erst recht nicht davon forschen. «Bravo!s Es empfiehlt sich für uns zuerst eine ausreichende wirtschaftliche Entwicklung u n s e- > e r Ko l o n i e n. Kolon ialgrnndunaen seien zu behandeln wie große Grundstücks-pekulationen der Völker Ein Vorbild dafür ststmc setzt die 'Ausnützung der Lüneburger Heide sein. Man hat ins den Vorwurf gemacht, daß wir fcheinbar nur 'chwci ertraaS'äing zu gestaltende Länder erworben haben. Aber erst müsse man Land besitzen: wen» man hinterher erkenne, daß es nichts wert sei. könne man- allemal aufgeden. Die Kommonikalionssrage ist die wichtigste Frage in der Nutzbar machung der Kolonie» Die Kolonien reichen aber für die Expan sion des deutschen Volkes nicht aus. neuen Raum füi friedliche Kolonisation finden wir in der Entwicklung der unteren Donauländer und Klei »aliens als deutsche Han- del - gebiete. Ein anderer Weg geht nach Südweste», »ach Argentinien, da sei Raum für viele Millionen Deutsche und Absatzgebiete für die deutsche Industrie. Alle diese Unternehmun gen sind aber abhängig von der Seehelischaft. Noch einmal hat letzt in England der Freihandel gesiegt: aber die Arbeitslosigkeit und die Not in den englische» Industriezentren werden schließlich auch in England zum «lege des Schutzzolles führe», wodurch der deutsche Handel anßerordentlich schwer geschädigt werden wurde. Um unserer Industrie eine» sichere» Markt zu schassen, niüsse» wir versuchen, de» Dreibund zu einem Zollverdande nmzugeslalten, dazu käme Belgien, Holland, Dänemark. iBravo!) Dieser m i l t e l e u rov ä i s ch e Z o l l v e r b a » d würde eine weit größere Macht darstellen, als England. Wen» Enrvpa seine Stellung ans der Erde behaupten wolle, so könne cS dies nur durch eine solche Entschließung in der Richtung der „Vereinigten Staaten von Europa" tun. DaS ist wirtschaftliche Wellpolitik. — Der Beifall nach diese» Rede war ungeheuer und wollte fast kein Ende nehmen. — Die Feier »ahm sodann ihre» Fortgang i» einem allgemeinen Kommers, dem Herr Eand. rev. techn. Ich ne vom Verein Deutscher Slndente» präsidierte. Oertliches unv Sächsisches. Dresden. 18 Januar. * So. Majestät der König bringt am 27. d. M. dem Kaiser die Glückwünsche zum Gebnrlstage in Berlin persön lich dar. —* Se. Königs. Hoheit P r i nz Ludwig von Bayer n besuchte in den gestrigen NachmittagSstundeu. begleitet von Sr. König!. Hoheit Prinz Johann Georg, die Gemäldegalerie und das Historstche Museum und empfing kurz vor der Tafel eine Abordnung des 3. Infanterje-Regimeiits Nr. 102 ..Prinz- Regent Luitpold von Bayern", bei welchem Prinz Ludwig unter gestrigem Tage L In suits gestellt worden iil. — Die K önigl. Galatasel, die gestern nachmittag (56 Uhr zu Ehren des Prinzen Ludwig von Bauern im Resioenzschlosse stattsand. zählte 69 Gedecke Die Gäste versammelten sich im Stucksaale der zweiten Etage. Vor der Französischen Galerie stand eine Paradcwache des König!. Garde-Reiter-Regiments. um den An kommenden die militärischen Ehren zu erweisen. König Fried rich August begab sich vor dcr Tafel zu seinem hohen Gaste und erschien mit demselben im Roten Salon, wo sich oie übrigen Fürstlichkeiten versammelt hatten. Dcr Königl. Hof trat im Eortc-ge. dem die König! Letbpagen voranschritlen, in den großen Ballsaal ei», wo die Galatafel hergestellt worden war. Prinz Ludwig von Bayern nahm ui der Mitte der Tafel Platz und zwar zwischen dem Könige und der Prinzessin Mathilde. Kur Rechten des Königs folgten Prinz Johann Georg, Frau Over- Hofmeisterin v. Gablentz-Linsingen, Staatsminister Dr. Rüger. Hofdame Frl. v. Schönburg. General der Kavallerie v. Broizeck. Generalleutnant v. Kirchhach ufw. Links von der Prinzessin Mathilde schlossen sich an Herzog Karl Borwin zu Mecklen- burg-Strelitz. Hofdame Freiin v. Gärtner, Staatsminister Dr. Otto, Hosfrcrulein o. Schönburg. König!. Bayr. Generalleutnant v. Zwehl, Generalleutnant d'Elsa »sw. Den fürstlichen Herr- schatten gegenüber saßen: Obersimarschall Gras Vitzthum v. Eck- städt, König!. Bayr. Gesandter Gras Montgelas, Staatsminister v. Metzsch. Staatsminister General der Infanterie Freiherr von Hainen. Präsident Geheimer Hoirat Dr. Mehnert. General der Infanterie o. Reyher. Generaladjutant General der Infanterie v. Minckwitz, Oberschloßlmuptmann v. Earlowitz-Hartitzsch, Ge sandter Freiherr v. Friesen. Generalleutnant o. Schweinitz, Oberstallmeister v. Haugk, Generaldirektor Gras v. Seebach und Oberbürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler. Die Fest tafel war mit dem goldenen Service auS der Zeit Augusts deS Starken, sowie mit dein alten TLatteau-Porzellan geschmückt. In der Mitte befand sich ein kunstvolles teppichartiges Arran gement aus rosa Rosen, weißen Orchideen und Maiblümchen, den zu beiden Seilen herrliche rosa RosenbukettS cust großen, goldenen Epargnen folgten. Die beiden Längsseite» deS Saales schmMten große, mit Blattpflanzen umgebene goldene Büfetts, auSgestattet mit hervorragenden -Kunslgegeirständen in Form von goldenen Pokalen, Tabletten, Decken. Terrinen usw. 'Nachdem der ^Braten serviert worden war. erhob sich Seine Majestät der König zu folgendem Drink- spr » ch : „Eure Königl. Hoheit heiße ich am heutigen Tage in meinem Hause herzlich willkommen als Vertreter Seiner König!. Hoheit des Prinz-Regenten und meines Onkels Luitpold und als meine» lieben, werten Gast. Wie schon an den für mich denkwürdigen Tagen meines Aufenthaltes in München, wo ich es aussprach, daß Bayern und Sachsen unverbrüchlich verbunden sind zum Heile unserer Länder, zum Segen unseres lieben deut- schen Vaterlandes, so ergreife ich an dem heutigen festlichen Tage mit Freuden erneut die Gelegenheit, um zu betonen, wie eng unsere verwandtschasllichen bundcssreundlichen und verlönliche» Beziehungen sind. Gerade in den jetzigen Tagen, wo die poli- t i f ch e Erregung, hoch geht, die auch nicht allent halben eine rosige Ausficht für die Zuknnsl eröffnet, ist es von allergrößtem Werte, daß wir. die wir verwandtschaft lich — die Fürstenhäuser und die Länder — verbunden sind, engere Bande miteinander knüpfen. Dadurch, daß Ein. Königl. Hoheit die Gnade gehabt haben, die Stellung n ln «uito meines 3. Iiisanterie-Regimenls Rr 1(t2 zu übernehmen, dessen Eher Höchslihr erlauchter Vater seil beinahe zwanzig Jahren ist. hoffe ich, wird die schon vor längerer Jett in ernsten Tugen geknüpfte Waffenbrüdersckast unserer beiden Armeen auch für d«e Zukunft neu befestigt uni-so Gott will unzerreißbar hergeslellt werden- Alle dir Dünsche, welche ich am heutigen Tag« für Sein« Königl. Hoheit, den greisen Regenten des Königreichs Bayern habe, faste ich in die Worte zusammen: Seine Königl. Hvhelt Prinz Luitpold, des Königreich Bayerns Regent, er lev« hoch. hoch, hoch!" Unmittelbar daraus erwiderte Seine Sönigl. Hoheit Lri», Ludwig folgendes: ..Erlauben Eiv. Majestät, daß ich meinen tiekgefühttaften Dank für die Worte ausspreche, di« Sie die Güte halten, an «ich zu wenden. Erlauben Ew. Majestät, daß ich meincn ganz be sondere» Dank ausspreche dafür, daß Sie mich L In suite eines der ältesten sächsische,, Regimenter gestellt haben, dessen In- l-aber mein Bater ist und besten Vorgänger Se. Maieslät König Albert selbst war Ew Rtajestät haben aus die alten Äezichun- gen hingetvielen, die zwischen den beiden Häusern bestehen. Gott lei Dank waren es wenige Fälle, wo sie gegeneinander gekämpft haben, aber sehr viele Fälle, wo sie miteinander gekämpft l-abe». und nicht am welligsten in dem verflossenen Jahrhundert und in dem denkwürdigen und glorreichen Jahre 1870. dem die Neu begründung des Deutschen Reiches zu danken ist. Schon öfters bin ich hier in Dresden gewesen, zum erstenmal sehr >una, vor bald 46 Jahren. Damcus regierte der weise König Johann Ich wurde wie ein Kind im Hause ausgenommen. Skshe ick ja persönlich in nächster verwandtschaftlicher Beziehung zu dem ganzen sächsischen Königshaus»:, bin ich aus beiden Seiten ein angeschwistert Kind desselben. Damals kam ich auch in di« Mvritzburg. und eS tvar mein Wunsch, diesmal sie auch wi^xr zu sehen. Daß Ew. Majestät eine Jagd daran gereiht haben, daran hatte ich nicht gedacht: es wäre unbescheiden gewessn. es zu wünschen. 'Nachdem aber Ew. Majestät die Gnade gehabt haben, es zu veranlassen, so danke ich auch hierfür von Herzen Wenn ich nach München zurückkomme, werde ich nicht verfehlen, von dem schönen Empfange, den ich in der Residenz Ew. Majestät nicht nur von Ew. Maieslät und dem Äönigl. Hause, sondern auch von feiten der Einwohnerschaft dieser schönen Stadt ge sunden bade, zu berichten. Gestatten Ew. Majestät, haß ich mein Glas erhebe und in den Ruf ausbreche: Se. Majestät der König Friedrich August und sein ganzes königliches Haus, sic lebe» hoch, hoch, hoch!" Bei beiden Toasten bliesen die Königl. HoftrMpeter drei- malige Fanfaren. Rach ausgehobener Tafel fand im Stuckfaale Eercle statt, wobei der Kaffee und Likör serviert wurde. Um 1H8 Ukr begab sich der König mit dem Prinzen Ludwig zur Feslvorslelliing ins Königl. Opernhaus. Heule früh gegen 8 Uhr begab sich König Friedrich August mit seinem l-ohen Gaste zur Tiergartenjagd nach M o r i tz b u r g. Die Schützen trafen um 9 Uhr im dortigen Jagdschloß ei». daS Frühstück wurde mittags im Hellhause ein genommen. 6>,5 Uhr nachmittags findet die Königl. Iagdtasel un Schlosse Moritzburg statt, an der auch Prinz Johann Georg und Prinzess,» Mathilde teilnehmen werden. Nach der Tafel wird die hohe Jagdgesellschaft nach Dresden zuriickkehren und Priirz Ludwin wird dann das Souper bei Prinz Johann Georg im Palais Kinzendorsstraße einnehmen. 1l Uhr 40 Minuten abends gedenkt Prinz Ludwig Dresden wieder zu verlassen. —* Der Genera! n 1a suits Generalmajor v. Altrock begibt sich morgen früh im Aufträge des Königs nach Leubnitz i. Vogt!., um der Beisetzung des verstorbenen Obersten von KöSpoth bcizuwohnen uüd einen Kranz niederzulegen. —* Als Kommandeur des Schützen regiments an Stelle deü verstorbenen Obersten von Kospoth wird der Abteilnng-Schef im Kwiegsnnmsterium Oberst Horst Edler von der Planitz genannt. —* Weitere bayerische Ordenscmszeichmmgen, Dem Ober- hofmarschnll Freiherr» v. d B ns s ch e - S t re i th o r st, dem Oberstallmeister von Haugk und dem Oberkainmerhcnn Grasen von Wallwitz ist das Gwßkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael, dein Generalditeklor der Königlichen Hoslheater Grasen von Seebach der Michaelsorden l. Klasse, dem Hof- maischall Grasen vo» Rex der Michaelsorden S Klasse »nt Ster», dem Königl. Flügeladiiitanten Obersten v. Schönberg das Konitulkreu; vom bayrischen Mililärverdienstorden. dem Zereiiw»ieniueiste>- Grasen v. Wilding und dem Kammerberm Freiherr» v. Burgk der Michaelsorden '2. Klasse, dem Hofwirt- schaflssekretär Wa lther der Michaelsorden 4. Klasse und vom Königl. Marstallperional dem Oberbereiter Drechsler das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael, dem Rech- »nngssekretär Hein; und dem Oberwachtmeister Schulze das Verdienstkrenz des Verdienstoldens vom heiligen Michael, dem Kutscher Fälsch, dem Kutscher Queißer und demWagenbalter Ha lang die Verdienstmedaille in Silber verliehen worden. —* Dem hlesigcn bayrischen Konsul, Kommerzienrat Reichel, sind gestern gleichzeitig das Ritterkreuz 1. Klasse vom sächsischen Mbrechtsorden, und das Verdienstkrenz 4. Klasse des bayrlschen Ordens vom heiligen Michael verliehen worden. —* Die Trauerfeier sür Herr» Staatsinmister vonNostitz - Wallwitz in Sohland an der Spree fand Sonn abend mittag V,1 Uhr in dcr Kirche statt. 'Nachdem am Vorabend die Leiche und die nächste» Familienglieder ans dem Bahnhose eingctrofsen, ertönte das Trauergeiäut in die stille 'Nachts hinaus. Die zur Trancrparade angetretene Ehrenwache der priv. Schützen- gilde, des Königl. Sächs. Militärvereins und des Königl. Säch Kriegcrvereins präsentierte und unter den Klängen des Parade marsches trug man den Sarg nach dem Leichenwagen, woraus sich der Kondukt unter Fackelbeleuchtung nach der auf steiler Höhe ge lcaenen Küche in Bewegung setzte. Hierauf wurde der ssarg ani Altar niedergesetzt. Die kirchliche Feier begann mit der vom Kirchcnchor gesungenen weihevolle» Arie: „Selig sind die Toten". Herr Pfarrer Löwc-Sohland und Herr Pfarrer Pfeissei-Oppach widmeten dem verblichenen treuoerdienten Kirchenpatron, Gönner und Freunde der Annen und Bedrängten tieferareifende Worte des Dankes und Abschieds. Rach nochmaligem Gemeindegesangc Oiialen des Harrens nach Möglichkeit »bzukürzcn und „Ein- cinge" auch anßergo'.o Ser D'iensislunden. ja sogar, wie die bc- uhmtü Rcichtglocke beweist, zu „nacht'chlast-nder Jett" mtverziig- :ch zii erlediaen. Dreier Bierei'er der Gcneralordenskommifsion :>t am so höher anzuerkevnen, als andere preußisclzc Staats- -ehörden mehr dem Grundsätze des Kaisers Aucmsius „Eile mit Weile" huldige». Es sei nur daran erinnert, daß der Berliner Oberbürgermeister Kirichner ein rundes Jahr aus die Bestäti gung Hincr Wahl warten mußte und das Berliner Rathaus in- 'oigedeisrn den Beiname» „Wartburg wider Willen" erhielt. Auch die Entscheidungen über Steuer-Reklamationen lassen viele Mvnate auf sich Ndirlc», Do ist eS wenigstens ein Drost, zu .nsseii. daß die Generalordenskomminloii die Richtigkeit des englischen Wortes „linx- w mono.v" l,.Ie:t ist Ge!d"i anerkennt uv ganz im Sinne des Zeitalters der Elektrizität arheitet. Auch allst sieht diese rührige Behörde au» der sogenannten Höhe der seit, die nun wiima! einen ausgesprochenen Fug nach dem Dekorativen au'welil. 'Nicht weniger als '22>t>iOO Mk Zibt sie ighrlich für die Anschaltung und Unterhaltung von Ordens- illignien aus. Das ist eine hübsche runde Summe, die jähr ich ui dem Dreimilliardcu-Eta-t des preußischen Staates ver- chwürdel. an sich betrachtet aber immerhin sich recht stattlich lusnimmt. Wie viele ttnopflochichmerzcn kann man damit 'ürdernl Daneben siiivet diese stark knpchättigie Behörde noch die Feit, einen recht schwunghaften Handel nul alten Orden zu lelreibcii AuS ihrem Etat ergibt sich, daß sie im vergangenen Jahr: „sür znrüclgekommene alte OrdenSiusigiucn" 19 500 Mk. oere'nnakmk hat. ES handelt sich dabei natürlich mn. um. kost- aares Material, namentlich Brillanten, die veräußert werden. Wollte man die Orden selbst mit allen Rechten verkaufen, dann würden wob! Hiinderitauiende dafür entgehen. Es ist übrigens merkwürdig aenug.-daß der Reichsschatzsekretär aui seiner Suche ach neuen Steuerobjekten hieran achtlos vorübergegange» stt. Anstatt den Vorschlag zu machen. Eiienbahniahrkarten und Ouittunqen zu besteuern, hatte er lieber eine Besteuerung dcr menschlichen Eitelkeit Vorschlägen sollen. Wer würde nicht für inen Orden mit Wonne eine Steuer von 100 Mk. auswärts, nir aoS Wörtchen „von" vor seinem Namen 1090 Mk. und darüber grhlen! Das wären einmal Steuern, die mit Vergnügen ent richtet werden würden und denen dcr Reiclistag mit nicht ge ringerem Vergnügzustimmcn würde! Von der Welt des Scheins z» der Welt der Arbeit, des iozialen Ringens, »n die unS die soeben in Berlin erösinete M r un l c r - A u S si el l u n g führt. >it ein gewaltiger Schritt. Der große Belgier, einer der bede-utendslen moaerncn Bildhauer, klagte vor Jahren einmal: „In Berlin kennt man mich nicht und in Berlin will man mich nicht kennen!" Er hatte damals rechl. Auf dcr Berliner Jnbiläums-AuSstelluna von 1891 waren drei seiner Meisterwerke ziemlich unbeachtet geblieben. Man war damals in der deutschen ReickrShauptstodt sür diese echt moderne Kunst ün besten Sinne des Wortes augenscheinlich noch nicht hinreichend reif. Erst eine süns Jahre später in Dresden peranstaltetc Sonder-Ausstellung begründete und befestigte seinen Ritt und Ruhm auch ans deutschem Böden. Vvn da ab wurden auch die Berliner aus diesen Meister von markiger Energie, Leidenschast und Gedankenfülle nzid zugleich vo» ganz modernen Anschauungen aufmerksam und begannen, seine Größe uns Be deutung zu würdigen. Er lvar ein richtiger Söhn leincr Zeit, die wie keine vor ihr das Leben deS arl>eitenden Volkes nicht nur inst kalter, teiliiahmloier Neugier, sondern mit wa-mem Interesse Iludicrt und iür dessen hohe Wichtigkeit volles Ver ständnis besitzt. Auch er stichle mit Vorliebe das Volk bei der Arbeit au> und behandelte dieses Thema in zahlreichen Varia tionen stets mit derwlbeu lebenswahren Beobachtung und warme» Hingebung. In der Berliner Ausstellung -dürfte so ziemlich das ganze Lcbenswerk des kaum vor Jahresfrist verstorbenen rk - , . - . - Zeichnungen zusam menzubrinaen. Tie verschiedensten Techniken dcr bildenden Künste beherrschte Meunicr vollkommen. aber daS Größte und Bleibendste leistete er doch auf dem Ge biete der Plastik. So war auch gleichsam ais mächtiges Filiale seiner reichen Lebensarbeit daS leider un vollendet gebliebene- „Denkmal der Albest" gedacht, ein im ponierender Torsv, dcr den Mittelpunkt dieser Gedächlnis-Anö- stelluiig bildet. Vier Hochreliefs stellen in packenden Gruppe» eine Eisenschmelze im Hüttenwerk, den Bergbau, die Schissährt und Landbau dar, verkörpert durch kolossale Statuen, die unS die Vertreter jener Arbeitszneige in voller Tätigkeit vor Augen führen. Mennier wollte dieses plastische Loblied aus die Arbeit in Brüssel aus einem großen freien Platze aufstcllen aber engherzsne politische und soziale Bedenken verhinderten die Ausführung dieses Planes. Merkwürdig genug scheint man auch bei uns befürchtet zu haben, daß diese re», künstlerische Apotheose der Arbeit infolge der letzthin verschärften vartei- volstischcn Gegensätze bei dem Publikum von Berlin VV. An stoß erregen könnte. Die Veranstalter der Ausstellung hatten es daher sür angezeigt geholte», bei einem Dichter von unan tastbar patriotischer Gesinnung^ bei Ernst v. Witdenbruch, einen Prolog zu bestellen, den der v-chauspieler Emanuel Reicher zu Füßen des Denkmals bei der Eröffnung der Ausstellung wrack, Diese r-uptatio bk-ndvoiontino war recht überflüssig. Ein Künst ler von der Gestalt-ungskrast und dem hohen sittlichen Ernst eines Eonslcinlin Meniiter bedarf wahrlich keiner Entschuldigung in irgend einer Form, und noch weniger bedarf dieses gewaltige Monument, das den Höhepunkt seines Schaffens bildet, der Erst jchuldigung oder auch nur Erläuterung. ES spricht sür sich selbst. Ergrcisciid wirkt eS auf jeden einigermaßen empfäng lichen Beschauer, und man kann die bcigffche Regierung nur zu ihrem Entschluß beclückwünschen, in elnem neuen Brüsseler Museum sür dieses Denkmal einen besonderen Saal herzu- richtcn. Ebenfalls in die Welt der Arbeit führt eine andere, soeben eröffnet«; Berliner Ausstellung mitten hinein, aber — „wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" Wie anders und wie unendlich traurig. Die „Ausstellung vvn Erzeugnissen der H a u S i ii o u st r > c und der Heimarbeit in Deutschland winkt nicht so sehr durch die ausgestellten Gegenstände, als vielmehr durch die daran beseitigten — Zettel. Aus diesen ist genau verzeichnet, welchen Arbeitslohn der Verfertiger oder die Vev- sertigerin für das betreffende Stück erhalten bat. 'Das sind allerdings traurige, lies traurig stimmende Zahlen. An allen Ecken und landen Deutschlands sprießen die Läden mit ,wr- staunlich billigen" VrrkautSpreisen wie die Pilze ans der nassen Erde empor. In dieser Ausstellung gewinnen wir einen Ein blick in daS furchtbare Elend, aus dem diese erstaunliche Billig keit allein beruht Welche traurigen Geheimnisse der Heim- arbcit werden uns hier durch nüchterne Ziffern enthüllt! Do sehen wir auS den« bekannten Sonneberger Heimindustrie Gebiet Spielsachen, von denen einzelne Stücke den Verfertigern lmcist sind es Frauen und Kinders tage und schreibe 6 Pfennige Stundcnlohn cingebracht haben. Aber es kommt noch schlimmer Für ein Kasverle-Thccster mit 6 Figuren zahlt der Unternehmer 2 Mark, das wäre ein leidlich guter Preis, wenn di« Ber fertiger nicht das Mnze Material dazu selbst kaufen und dafür bare 1 Mark 78 Ptg. bezahlen müßten, so daß ihnen «in Nettoverdienst von 22 Psg. bleibt. Und daS für eine Arbeit, die ein« ganze Familie stundenlang in Anspruch nimmt. Aber auch auf dem teuren Berliner Pflaster wird die Heimarbeit miserabel entlohnt. Ein K'ncwcnanzug. aller- dings von minderwertiger Art und zu einem Schleuderpreises verkauft, bringt seinem Verfertiger einen Stundenlohn vcms 30 Psg. Etwa füllst Tage bruucht eine Näherin, um ein
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