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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906011001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906011001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-10
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Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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— Prtvatdozrnt Dr. pbU. et i»r. Paul Langheineke» anü Edeinnt» hat den Titel und Nana eines autzervrdrnUIchen Professor» mr Zivtlprozetzrecht und deutsches Siecht an der Univer sität München erhalten. -König Friedrich August hat genehmigt, bah der Borstand de« 6. WoblfabttSoolizel-BezickS Inspektor Stein born da» „Fürstlich Reubische a. L. Ehrenkrenz 4. Klasse" an- nebm« und trage. — Wie bereits gemeldet, ist dem KreiShauptmaiin Schmiedel i» Dresden dir nachgksuchte Entlassung aus dem Staatsdienste mit E"»>e nächsten MonatS bewilligt und der Geh. Regierungsrat Dr. Rumpelt im Ministerium des Innern vom l. März d. I. ab zum AreiShauptinanu in Dresden ernannt worden. Das hohe Alter des Herrn KreiShauptmannS Schmiedel — in diesem Jahre vollendet er das 75. Lebensjahr — erübrigt jede Erörterung über den Anlab zu seinem Rücktritte. In ihm verliert die sächsische Beamtenschaft eine Persönlichkeit, deren Tätigkeit mit der Ber- waltungSrechtspflege Sachsens während der legten 30 Jabre ausS engste verknüpft ist und die sich aus Grund ihrer unermüdlichen ArbeitSfreudigkeit. weit umfassende» Sachkenntnis und wohltuen den Liebenswürdigkeit größter Shmpathie» ersreut. — Geheiinrat Dr. Rumpelt, dessen Berufung an die Spitze der Dresdner KreiShauptmannschaft auch speziell für die Stadt Dresden »ach Lage der Tinge von besonderer innechvlilllcher Bedeutung ist, wurde am 10. Februar 1853 in Nadeberg bei Dresden als Sohn eine» Kaufmanns und Fabrikanten geboren. Nachdem er i» dem Kransrschen Institut in DreSden-Reusladt und i» der Kreuzschule seine Borbildung genossen hatte, studierte er von 1671 bis 1875 in Leipzig und Stragburg die Rechte und genügte nach Been digung seiner Studien der Militärpflicht als Eiuiährig-Freiwilliger im Schützen-Regiment. Als Referendar war er bei den« Bezirks gericht Dresden, beim Gerichtsamt Reichenbach und bei der Polizeidirektion Dresden tätig. 1870 bestand er das zweite »irtftische Staatsexamen und wurde als Bezirks- bezw. Regie- rungSassessor bei den Amtshauptmaunschastc» Flöha und Borna und bei der Kreishauptmannschaft Leipzig beschäftigt. 1887 wurde Dr. Rumpelt als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern berufen, 1891 zum Amtshauptmann von Glauchau und 1893 zum AmtShauptman» von Ehemnitz ernannt. 1898 erfolgte seine Be rufung als Vortragender Rat und Geh. RegierungSrat in das Ministerium des Innern. Seit dem 1. November 1898 leitete er auch daS Sekretariat der bildenden Künste, von demselben Zeit /unkte war er Vorsitzender der ärztlichen Ebrengerichtshöfe. Besondere Verdienste hat sich Geheimrat Rumpelt um das Zu standekommen und Gelingen der beiden groben Kunstausstellungen in Dresden in den Jahren 1001 und 1903 erworben, denen er in seiner Eigenschaft als Regierunaskonnnissar eine anf bemerkens wertem Sachverständnis beruhende Teilnahme entgegenbrachte: Selbstverständlich war Dr. Rumpelt auch an der gesetzgeberische» Arbeit der sächsischen Regierung in den letzten Jahre» in hervor ragendem Matze beteiligt. So hat er u. a. das allgemeine Baw gesetz. sowie die Aerzteordnung bearbeitet. Auch die vielbesprochene Denkschrift über die Wahlreform war Rumpelts Werk. Geheimrat Rumpelt, der bis 1893 drni Schützen-Regiment als Oberleutnant der Landwehr angehörte, ist Inhaber mehrerer hoher Orden. Er besitzt den Komtur 2. Klasse vom Albrechlsorden, den Verdienst orden 1. Klasse und den preutzischen Roten Adler-Orden 3. Klasse. — Uebrigens steht demnächst auch ein Wechsel für den Posten des Kreis h a up t m a n n s i» L e i p z i g zu erwarten, da der bis herige Inhaber, Herr v. Ebrenstcin. seines vorgerückten Alters wegen sein Abschiedsgesuch eingercicht hat. — Die Beerdigung des Herrn Generalleutnants z. D. v. Cerrini erfolgt heute nachmittag 3sK Uhr von der Parcnta- lionshalle des Kötzschcnbrodaer Friedhofs aus. Se. Majestät der König läht sich durch den Königlichen Kämmerer General v. Criegern vertreten. Die Offizierkorps des Leib-Grerradie» Regiments, des 12. Jägerbataillons, der Jnvalidcndank jür das Königreich Sachsen und der Tonrünstlcr-Vcrein widmen dem Entschlafenen warm empfundene Nachrufe. — In der nächsten öffentlichen Sitzung der Erste» Kammer steht zur allgemeinen Vorberatung das Dekret 19, Veränderungen in der Zusammensetzung der Ersten Kammer betreffend. Diese Sitzung dürfte von allgemein Interesse sein. — 'Das Modell für die Umgestaltung des Theaterplatzes mit Umgebung ist bis 21. Januar von 11 bis 4 Uhr im alten Restaurationsbau des Ausftellungsgrnnd- stücks öffentlich zur Besichtigung ausgestellt. — WaS die für L c i p z i g a m 2 1. I a n ua r angesetztcn W a h l r e ch l s p ro t e st v c r >a m m l u n g c n anlaugt, so hört man. datz sie polizeilicherseits nicht verboten werden sollen, aber es wird sofort cingeschritten werden, wenn sie einen anf reizenden, staatsfeindlichen Charakter annchmen. Nach den Versammlungen geplante Umz ü g c werden nicht gestattet und gegebenenfalls mit Gewalt verhindert werden. — Jeder fünfte Student ein Russe. Die Zahl der studierenden Russen in Deutschland ist zurzeit eine ganz ungewöhnlich grobe. Die jüngeren Flüchtlinge benutzen uer- ständigerwcife ihren Anfenchalt zu Studien. Allein bei der Technischen Hochschule in Darmstadt, der Heimat der Zarin, studieren 361 Russen. Da der Gesamtbesuch der Hochschule 1908 beträgt, so ist in Darmsladt in diesem Winter jeder fünfte Student ein Russe. Gezählt sind dabei sowohl Hörer wie Studierende. Auch Dresden hat 159 studierende und hörende Russen, die mehr als die Hälfte aller Ausländer an der Hochschule ausmachen. Jeder siebente Student und Hörer ist inDresden einRujse. Auch die Technisch« Hochschule in Braunschweig zäblt verhältnismäßig viel Russen Dort befinden sich unten 476 Studierenden 80 Russen und nur 10 aus dem übrigen Ausland. Es ist also jeder sechste Student ohne Hörer ein Russe. Stuttgart hat unter seinen 897 eigent lichen Studierenden 12 Russen. Geringer ist der Anteil der Studierenden an den preutzischen Hochschulen. Selbst in Berlin, der ersten Station der Flüchtlinge, sind von 379 studierenden Ausländern nur 69 Russen. In Hannover werden von 84 Aus ländern unter den Studierenden 19 als Russen bezeichnet. — Die überwiegende Mehrheit dieser ruffischen Studenten sind mosaischer Herkunft. — Die Deutsche Adelsgenossenschaft erlätzt fol genden Aufruf: „Die Deutsche AdclSgenossenschaft ist willens den ans Rußland vertriebene» deutschen Edellenten, welche sich in bilfsbedi'nstigcr Lage befinden, »ach ihre» Kräften hilfreiche Hano zn leisten. Diejenigen, welche diese Hilfe in Ansvrnch nehmen wollen, bitten wir. sich unter Darlegung ihrer derzeitige» Lage an das Schcistsühreramt der Deutschen Adelsgeiiossenschnft, Berlin 1^.7, Mittelstratze AI,27, zu wende». An die Mitglieder niiserer Genossenschaft aber und an alle, welche für das Unglück der so plötzlich von Haus und Hos Vertriebenen ein warmes Herz bade», richten wir die Aufforderung, Beiträge zur Linderung der Not zu spenden und dieselben für Rechnung der Deutsche» Adels genoffenschaft unter der Bezeichnung „für die Balten" an dieKnr- iind Neumärkische Ritterscyastliche Daclehnskasse, Berlin VV. 8. Wilhelmplatz 6, einznzahlen. Gutsbesitzer, welche geneigt sind, vertriebene Familien oder einzelne Personen anf ihren Gittern aufzunebmen, bitten wir, uns hiervon unter Angabe der Be dingungen Kenntnis zu geben. Wir bemerken, datz wir im Ein vernehme» mit dem HilfSauSschntz für die notleidenden Deutschen Rußlands hniidcln. Der Vorstand der Deutschen Adelsgenossen schaft. Ernst Günther, Herzog zn Schleswig Holstein, v. Wedel, Minister des Könial. HausesT — Anknüpfenb an die in den Vorjahren stattgeftindcnen Familienabende veranstaltet das Königliche Hofschau - spiel zu gunstcn der Witwen- »ird Waisenkasse der darstellen den Mitglieder beider Hoftheater am 2. März im Konzertsaale der Ausstellung einen „Dresdner bösen Buben- Ball". Tos Protektorat über diese Veranstaltung hat Se. Exzellenz Herr Gras Seebach übernommen. — Infolge der bereits seit längerer Zeit schwebenden Differenzen in der Schuhfabrik Eduard Hammer G. m. b. H. ist wiederum ein Streik ausgebrochen, an Sem von den etwa 850 Arbeitern, der Firma die in den Fabriken beschäftigten 500 beteiligt sind, lieber die näheren Umstände ver wendet ine Finna eine umfangreiche Darstellung, der wir foigen- ^ entnehmen: „Um nach unserer letzten Aussperrung neu« Bounnchignngen zu vermeiden, bewilligten wir aus einige Zeit unsere alten Lohnsätze, di« bei weitem über daS in der Branä-e Tebliche hinauSgehen. Dagegen halten die Arbeiter nichts rin- zuwenden oder nur formelle Einwendungen erhoben. Am 4. Januar wurde mit den von uns ange.ernlen Zwickern und anderen Hilfsarbeitern, die zu hohen Wochenlöhncn gearbeitet batten, ein Akkovdtary vereinbart. Gleichzeitig wurde gesagt, datz dieser Tarif nur so lange gültig sein soll, als gewisse Vor richtungen noch nicht die nötig« Perfektion haben, denn ein Ein gehen auf die jetzigen Forderungen wunde einen gänzlichen Miß erfolg der einäesührten Zwick - und Ueberholmaschincn bc- deuten. Wir haben diese utopistischen Forderungen be- willigt, 1. des Friedens halber und 2. um unseren Liese- rungsverpslichtungen Nachkommen zu können. Am 5. Januar früh winden uns von den Maichinenwendern und von den Handwendeln neue Tarife eingereicht, die wir den Leuten zurück- gaben, mit der Aufforderung, sich mit unseren Vertrauensmännern bezw. Werksührer» ausznsprechen. Diese Aussprache ist nicht er folgt. Dagegen traten die Arbeiter am Abend nach Äcschäfts- schlntz zusammen, um die sofortige Arbeitsniederlegung ohne weiteres zu beschließe». Am Montag erschien niemand zur Arbeit, statt dessen eine Erklärung von der Streikleitung, aus der hcrvor- ging, daß sie erwartet, datz angesichts der jetzigen Geschäftslage unsere Firma „sehr bald" die „gerechten" Wünsche erfüllen würde. Alle Arbeiter, die bisher durchaus zufrieden und mit auskömm lichen Löhnen bedacht waren, wie Stanzer. Zuschneider. Vor richter, Stepperinnen rc., überreichten weitere Forderungen. Ans diesem Akte acht hervor, datz wir vergewaltigt werden sollte». Tie jetzigen Löhne, die u»S avaezwungen werden sollten, sollten auf ein Jahr sestgelegt werden. Der ganze Streikplan der Arbeiter war seit Wochen wohl erwogen und gut organisiert. Alle Forderungen, die früher aufgestelli waren, sollten schon den Streik hcrbeisühre», und lediglich weil wir die alten Forderungen akzcptletten, wurden neue hervorgesncht. Hätte die Organisation resp. die Arbeiterschoft bei uns die neuen Zwicllöhne dnrchgesetzt, dann würde man ohne weiteres die anderen hiesigen Schnhsabri- kanten zu einer Tarifgemeinschaft niit uns gezwungen Hatzen, und was schließlich in Dresden versucht wnrde, hätte dann vielleicht zu einer Tarifgrundlage für das ganze Deutsche Reich benützt werden sollen." -Am Freitag hielt die FreieVereinigung Dresd ner Staatsbeamten ihren 3. Winter-Vortrags abend in Form einer Weih nachts- und Neujahrsseier im Ver- einshause alb. Der erste Teil des reichl^iltigen Programms wurde unter Darbietung interessanter Versuche mit dem Vor trage des Herrn Ingenieurs Grempe-Berlin über: „Sauerstoff nnv flüssige Luft, höchste und niedrigste Temperaturen" aus gefüllt. Unter besonderen Schwierigkeiten war es dem Herrn Vortragenden gelungen, noch in letzter Stunde die zu den Ver suchen erforderliche Menge flüssiger Lust zu erhalten. Die Vor führungen gingen weit über den Nahmen des seinerzeit in den hiesigen Varietes über das gleiche Thema Gebotenen hinaus und fanden reichen Beifall der den Saal bis aus den letzten Platz füllenden Erschienenen. Der zweite Teil umfaßte musika- lische Darbietungen, von denen ein Weihnachtspastorale von Psretzschner und das Mozartiche Larghetto für Orgel und Violoncello, von den Herren Organist Kötzschke und Kammer musiker Zenker vorgetragen, lebhaften Beifall fanden. Von Herrn Richard Hertel sÄariton) gesungene eriffte und heitere, der Feier entsprechende Lieder, sowie Rezitationen, darunter das Melodram „Weihnachtsengels Erdenfahrt", von Fräulein Jda Hast oorgetragen, ergänzten diesen Teil des Programms, während noch ein von drei Mitgliedern des Königll Hosopern- ballettkorps getanzter Matrosentanz, sowie eine Tyrolienne Ab wechslung in das Programm brachten. — Der Dresdner Geflügelzüchter-Verein hält vom 13. bis 15. Januar im Etablissement „Königshof", Dresden- Stiehlen seine 42. Ausstellung ab. — Vereinsnachrichten. Ter Verein für Erd kunde zu Dresden veranstaltet am 12. d. M. im Konzerthause des Zoologischen Gartens einen Vortragsabend. Herr Haupt- mann Winkler, bisher in der kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südivestasrika, spricht über ,,Die geographischen Verhält- nisse in Südwestafrika und ihre wirtschaftliche Bedeutung". - Der Verein Deutscher Chemiker, Bezirksverein für Sachsen-Thüringen, Ortsgruppe Dresden, hält Sonnabend, den 13. Januar 1906, abends 7Va Uhr ein« Versammlung ab zur Be sichtigung des elektrochemischen Laboratoriums der Königs. Tech- Nischen .Hochschule und zu einem Vortrage des Herrn Prof. Dr Alfred Lottermoser über Colloide. — In, Verein für Ge sundheitspflege und arzneilose Heilweisc sinden nach der üblichen Panse demnächst zwei interessante Vor- träge statt: Freitag, den 12. Januar, spricht im „Ballhaus" nur für Frauen und junge Mädchen Frau Liebert-Constanz über: „Das Becken und leine Wichtigkeit für die Frau", und Mittwoch, den 17. Januar, in der „Tonhalle" vor Herren und Damen Dr. med. Klsinschrod, -Sanatorium Schloß Spetzgardt über: „Die Naturhcilmethode und das Gesetz der Vererbung". Beide Abende Gäste willkommen. — Hausfrauen seien auf den beute nachmittag von 4 bis 6 Ilhr im Sgale des Linck eschen Bades stattsindenden Experimentiervortrag über „D ampf Wäscherei i ni Hause" aufmerksam gemacht. Ter Eintritt ist frei. — Die Vereinigung „Alemonni a" hält heute abend eine Weihnachtsfeier im Saale des Restaurants „Kron prinz Rndols". hier, Schreibergasse 12. ab. — Der Verband Dresdner Kegelklubs hält nächsten Sonntag im „Keglerheim" ein mit wertvollen lffewinnen ausgestattetcs Preis kegeln ab, bestehend in Klubwcttkegeln, Dainen-Prciskegcln und Punktkeq-ln. — Herr Privatus Liebezeit und seine Ehefrau in Großenhain begingen am 6. d. M. die goldene Hochzeit. Herr Superintendent Poche überreichte den, Jubelpaare die vom evangelisch-lutherischen Landcskonsistorium gewährte Ehrenbibel. — Am Sonnabend feierte Herr Lohgerbernicister Anton Jungnickel in Lötznitz sein 50:ährigcs Bürger jubiläum. — Eine englische A r b e i t e r»A b o r d nu n g traf gestern, von Nürnberg kommend, in Planen ein und wurde von der Stadtvertretuna, sowie von Vertretern der Industrie und des Handels begrüßt. Die englischen Arbeiter besichtiqtcn die große L. O. Hartensteinsche Gardinensabrik. die Paul Körnersche Stickereitabrik, die Hempclsche Avvrettiranstalt, die Könial. Kunstschule für Textilindustrie, die Vogtiändisch Maschinenfabrik, die Arbeiterwohnbüuser der Ballgesellschaft und die Kochschul« der 6. Bürgerschule. Abends fuhr die Abord nung nach Chemnitz. Von da begibt sie sich nach Dresden, Breslau usw. — Die Expedition besteht ans den Herren Linnorty, Mann, Prvctor, Mottershal, Brown, Beilleu und Calvet. Führer der Expedition ist Linnarty, der auch den Dolmetscher macht. — Ten seit 30 Jahren in der Rauchwarenzurichtcrei und -Färberei von A. Herzog in L.-Lindenau beschäftigten Werk Meister Sürbe und Läutermeister Vogler ist das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Tagesordnung derZweiten K a m mer für die SK. öffentliche Sitzung ai» lv. Jcmuar, vormittags 10 Uhr : Lcblukberatcma über Tit. 1K» dis k von Kai>. 1Ü des ordentlichen Etats, Neu- und Erweiterungsbauten und Arealerwerbuugcn bei Land- uuv Amtsgerichten und »ine daraus be- ,»gliche Pclivon: — Säiluhberalung über Kav. S8 und S9 des Rechen- ichaftsberichls aui die Furan,Periode lEWS, Juftirmirnsiertu», nebst Kau,lei und Svortelfiskalat, sowie OberlandeSgerlcht und Siaalsanwaltschastcn beim Oberlandetgericht nebst Kanzleien betreffend. Die Lage in Rußland läßt auch nach den weiter vorliegenden Nachrichten vom 8. d. M. ein langsames Fortschreiten des Beruhigungsprozcsscs erkennen. Die Energie der Regierung scheint erfreulicherweise immer mehr zu erstarken, und sie äußert sich sowohl durch tat kräftiges Vorgehen gegen die Revolutionäre wie durch amtliche Widerlegungen unsinniger und aufreizender Gerüchte. Auch der letztere Umstand läßt auf ein Wiedercritarkc» des Auwritäts- bewnßtseins schließen. So erklärt die halbamtliche Petersburger Telegraphen-Agcntur: Mehrere russische sozialistische Blätter be haupten unter Bezugnahme auf die SäMierigkciten in den Ber- bindungen mit dem Kaukasus, die infolge des Post-, Eisen- bahn- und TAegrophcn-Altsstandes cingetreten seien, daß der Kaukasus vollständig von Dem übrigen Reiche aligeschnitten sei und dort der volle Aufstand herrsche. Diese Nachrichten wurden dem Auslande übermittelt. Die Petersburger Telegraphen- Agentur erfährt aus absolut sicherer Quellc. datz die Lage ün zeouialuv fo ist. wie sie vor einigen Monaten war, datz di« Per» binsungen, obwohl mit Schwierigkeiten, gegenwärtig aufrecht er- luilteii werden. Im Kaukasus wiederholt sich, was sich einige Fahre vorher i» den asiatischen Teilen der Türke, unter dem Namen armenische Metzeleien zugetraaen hat. Rußland«, währte damals edelmütig den Massen der arm erreichen Flücht linge eine Zufluchtsstätte. Jetzt bringen diese felben Ärmemer nach dem Kaukasus ihre revolutionäre Organ Natron und regie rungsfeindliche Ägilaiion, sie stiften Unruhen an und bringen die Mohammedaner gegen sich auf, wie es in der Türkei ge schehen ist. Dies ist der Grund der Metzeleien, welche an mehre ren Punkten des Kaukasus sich zugetragen haben. Die Regie rung hat energische Maßnahmen ergriffen, um die Bewegung ni bekämpfen. — Ter kaiserliche Statthalter, Fürst Woronzow- Daschkow. ist krank und wird durch eine andere Persönlichkeit ersetzt werden. Dieselbe Telegraphen-Agentur meidet ferner: Um die öffent liche Meinung zu erregen, berichten gewisse linksstehende Zeitungen über Verhaftungen einer sehr großen Anzahl von Revolutionären und über die Grausamkeit der Truppen bei Zusammenstößen mit den Aufständischen. Wir können versichern, daß die Verhaftungen nur den Zweck hatten, von den Revolutionären geplante Attentate auf die sriedliche Bevölkerung zu verhüten. Bei den Verhaftungen sind Waffen und Svrengstoffe in solchen Mengen gesunden worden, datz sie hiiigcreicht hätten, Tausende von Personen zu töten und ganze Städte zu zerstören. Was die svgenannte Grausamkeit der Truppen betrifft, jo mutzten infolge des unmenschlichen Vorgehens der Revolutionäre gegen die treuen Diener der Monarchie strenge Maßregeln ergriffen werden. Di« Regierung ist überzeugt, daß die Bevölkerung die Haltung der Truppen gutheitzt. Ein Telegramm des Gcneralgouverneurs Sollohub aus Riga an das Ministerkomitee besagt: Eine Abteilung Truppen, die nach Windau geschickt wurde, verhaftete das dortige sozialdemokratische Lokalkomitee. Bon den 16 Haupträdels- führern wurden bei dem Versuche, zu fliehen, drei getötet und einer schwer verwundet. Der Dampfer „Wolga" ist, wie aus Königsberg gemeldet wird, sür eine weitere Reise nach Rußland gechartert worden und hat Befehl erhalten, nach Rußland zu fahren. Auf der Rückfahrt wird der Dampfer Libau, und wenn möglich, auch Pernan anlausen. In Rostow am Don ist der Kriegszustand er klärt worden. Der Vorort Termernpk wurde gestern von Kosaken besetzt, nachdem er sechs Tage lang von Artillerie und Infanterie beschossen worden war. Die Revolutionäre sind vollständig niedergeworien. Tiinesgeschlchte. Zur Neichssinanzreform. Es ist bereits erwähnt worden, daß im ersten Januarhefte der „Deutschen Jurislen-Ztg." der ehemalige Unterstaats, sekretär, jetzig« Professor an der Münchner Universität, Dr. von Mayr, über die Neichssinanzreform spricht. Mit Recht betont er, datz heute die Kardinalfrage der Haushallsführung des Deutschen Reiches, nämlich die Aufgabe der Kräftigung der Reichssincmzen durch Eröffnung neuer Ein nahmequellen, darum so akut geworden ist, weil seit Jahren ans ihre gründliche Lösung verzichtet worden ist. Diese csaumselig- keit habe, so dem er kr er weiter, zur Folge, daß jetzt eine viel größere Summe von Steuern ausgebracht werden müsse, als nölia wäre, wenn schon vor zwei oder doch ivenigstens vor anderthalb Jahrzehnten an .Kräftigung der Reichsfinanzen geschehen wäre, was hätte geschehen sotten. Tie Schätzung des Bedarfs durch die verbündeten Regierungen auf etwa i/z Milliarde hält er für einigermaßen zutreffend, dabei ist ihm sogar zweifelhaft, ob einzelne Positionen des Bedarfs hoch genug gegriffen sind. Mit großer Entschiedenheit tritt er grundsätzlich für eine reinliche Scheidung des Gebietes der Retchssinanz» g/e Walt und der Staatsfinanzgewalt in dem Sinne ein, datz das Reich ein Hinübergreifeu auf das Gebiet der direkten Steuern vermeidet. Aus diesem Grunde erscheint chm die Reichserbschaftssteuer, die er sachlich den direkten Steuern angliedert, für nicht unbedenklich. Aber er gibt zu, daß dieses „Opfer" wohl notwendig gewesen sei. nachdem die unselige Be- stimmung in § 8 des Flottengesetzes von 1898 die „unbegründete Verrufserklärung" der wichtigsten indirekten Steuern ge bracht habe. In der vorgeschlagenen Bierbesteuerung, bei der die Hebung der norddeutschen Sätze auf die Höhe der süd deutschen beabsichtigt wird, erblickt er einen etwas zu kräftigen Ruck, dagegen glaubt er, daß der Tabak mehr leisten müsse und von der in der Vorlage zum Ausdruck gekommenen Trennung der Tabaksteuer von der Zigarettcnstcuer Abstand zu nehmen sei. Er empfiehlt, wie bei dieser, so auch bei den übrigen Tabak- sabrikaten, von dem menia leistungsfähigen System der Matcrial- steucr auf das der Fabrikaisteuer überzugehen, und glaubt, daß bei Befolgung dieser Anregung die Besteuerung des Personen verkehrs und der Ouittungsstempel entbehrt werden könnten. Sein Geiamturteil faßt er dahin zusammen, daß die Annahme der Vorlage in ihren Grnndzügen — unbeschadet von Abändc- ningen in ihren Einzelheiten — von jedem Patrioten als er wünscht betrachtet werden müsse. Mayrs Urteil verdient allgemeine Beachtung; denn er ist — was ausdrücklich hervorgchoben werden »ruß — einer der besten Kenner der Reichsfinanzen, nebenher Spezialist in der Frage der Tabaksteuer. Ta dem Herrn Professor nicht mir Unrecht ultramontane Neigungen nachgesagt werden, ist sein Aerger über die Haarspalterei der Zentrumspresse doppelt erfreu lich, die immer von neuem in die große Finanzsrage die kleinlichen und ungerechtfertigten Bedenken aus 8 8 des Flottengesetzes vor bringt. Der nationale Grundion, der Mayrs Dar legungen durchzieht, erfrischt; hier bringt endlich einmal, wie cs Adolf Wagner jungst mit feuriae» Worten forderte, der große Gedanke die Nörgeleien zum Schweigen. Aus Bundesratskreisen verlautet, daß der sich ursprünglich von seiten einiger Einzelstaatcn gegen die Einführung einer R e i ch s e r b s ch a s t Sste u e r geltend gemachte, nicht unbe- trächtliche Widerspruch — die Gründe hierfür sind bekannt — einer anderen Stimmung namentlich auch aus einem wichtigen Gesichtspunkte inzwischen gewichen sei. Man sage sich nämlich: die Einführung einer Rcichserbschastssteuer werde dazu bei tragen, oie noch immer hie und da in nicht geringem Maße vor handene Neigung abzuschwächen, bei Heranziehung großer Ver mögen und Einnahme» zur Einkommensteuer Angaben zu machen, die der tatsächlichen Lage der Verhältnisse nicht entsprechen. Deutsches Reich. Wie aus Straßburg >. E. gcmeivel wurde, ist dort der reichsländiiche Unterstaatssekretär Dr. v. Schraut infolge eines Schlaganfalls gestorben. Er wurde am 3. Januar 1845 in Würzburg geboren und bewährte sich in seiner Beamten- lausbahn stets als ein kundiger Spezialist für Zoll- und Münz wesen. Im Ministerin», der Reimst-ande verwaltete er das Ressort der Finanzen, Gelverbc und Domänen. Er ivar der Urheber der elsaß-lothringischen Steuerreform, die 1889 mit der Neuregelung der Erb>c!)oflssteuer cinsctztc, dos ganze Ge biet der direkten Steuern --mfaßte und mit der Kapital, und Renlensteuer abschloß. Schraut hatte auch große Verdienste um das Handwerks- und Meliorationsweseii. Er verfaßte ferner wissenschaftliche Werke über auswärtige Wechselkurs«, über die Organisation des Kredits, die .Zukunft des Geldwesens, die Woh nungsfrage, sowie über das Lystem der Handelsverträge. — Schrauts Bruder, Regierungspräsident von Oberbaycrn, ging ihm vor kurzem im Tndc voraus. Der nativnallibcrale Delegierten tag für die R hei» prvvinz nahm folgende Resolution zur Flottenvorlage und zu den Steiierprmettcn an: „1. ES ist nnbedingt geboten, datz jetzt endlich daS Dentsche Reich zur Ordnnng seines Haus halts im Sinne einer Biianzicrnng der Einnahmen und Ausgabe» gelangt. 2. Dcnlichland bedars zur Erhaltung des Friedens, znni Schutze von Handol und Gewerbe und nir Förderung des allgemeinen Wohlstandes einer starken, ans vollwertigen Schiffen bestehenden Flotte. Die dem Reichstage vorgelegte Novelle znm Flotlongeietz enthält die Mindestforderungen, um welche zu diesem Ende die Feststellungen des Flottengesetzes erhöht werden müssen. ES ist dringend zii wünschen, daß noch darüber binaus der Ersatz minderwertiger Linienschiffe in etwas rascherem Tempo, als in der Vorlage vorgesehen ist. erfolgt. 3. Die Art, in der die S te ne rv o rl a ar n die Mittel für die Erreichung dieser beiden Pnnlte beschösse» wollen, erscheint im allgemeinen aU D*e»-ir-V Nachrichten. 8. Seite 3. l» Mittwoch. Itt. Januar 1VVS
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