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18 T-aß Frau von Kallden „Io" sagte, war ebenso selbstverständlich, als bah sie es uüt vor Rührung bebender Stimme tat. Ein solcher Sohn! War sie denn wirklich eines solchen Sohnes wert ? — Es wurde noch verabredet, das» Hardy an die Expedition des Blattes schreiben sollte: daun kam Earl mit den Patronen, welche alsbald die Ge danken des junge» Herr» völlig in Anspruch uabuien. und zioar war dieses Sichverienken ,n sein Tagewerk bei linn io gründlich, das, er am nächsten Morgen nach einem brillanten Iagdüiner sehr verwundert aussah, «IS seine Adresse in ganz fremden, klaren, energischen Schristzügen vor seine etwas verschlafenen Augen gelangte. Wer sollte denn da Er überflog die paar feilen, wußte erst absolui nicht, was sie zu bedeute» halten, und rieb sich dann gähnend die Stirn Ach io. von dem Mädel da! Irgend etlvas erschien ,hm verwunderlich, wenn er den Begriff einer dürftigen kleinen Buchhalterin mit diesem knappen, höfliche» Briese vereinen wollte, aber die ei» wenig dämmerige Verfassung 'eines Kop'eS und der Anblick seiner bereits wieder gepackten Jagdtasche gestatteten ibm nicht, sich diesem Erstaunen länger als ein paar flüchtige Augenblicke hinzugeden. Er fchickle das Schreiben seiner Mutter hinüber und sagte ihr eine Stunde später nach einem ausgiebigen englischen Frühstück, strahlend in Frische und Wohlbehagen, wieder Lebewohl. „Tann laß Dir nur in aller Beschaulichkeit vorlesen. Mama, und gib dem Wurm was ordentliches zu eisen: wird'S wohl brauchen können! Wir haben heul' nur ein paar kleine Treiben — kein Frühstück dran sie» Mamsell hat mir doch alles eingepackt? Auch ein paar Lach Sb reichen? Na, denn addio!" Nock» ein freundliches Nicken vom Wagen, ein Zügel ruck, und er fuhr in den frischen Winterlag hinein, mit dem erhebenden Be wußtsein, heute den Genus; ganz besonders verdient zu habe». Seinem guten Herzen verdankte ja ein geplagtes Menschenkind eine Erleichterung deS mühseligen TaseinS. er war der Reiche, von dessen Tische die Brosamen fielen. Wieder eine willkommene Be stätigung seiner Theorie, daß durckzariS nicht immer große Anstrengung dazu nötig war. sich zu einem hervorragend nützlichen Milgliede der menschlichen Gesellschaft zu machen! 2. ttaprtel. Auch heute trennten sich die Iagdgäste erst zu später Nachtstunde. ES war eine kurze Jagd gewesen und ein langes Beisammensein — der „angebrochene" Tag mußte doch gehörig ausgenützi werden Bor dem Hanse deS Wirtes, eines vergnügten Jung gesellen mir ziemlich vielen Ansprüchen und ziemlich wenig Mitteln, hielten die hohen, o"enen Wagen mit ihren wie feurige Augen schimmernden Laternen in langer Reihe, und die jungen Männer, angeregt durch guten Wein und laute Unterhaltung, nahmen in dem großen Hausflur geräuschvollen Abschied für diesmal. „Also Du bist bestimmt übermorgen dabei, Kallden!" vier der Hausherr dem Genannten zu. welcher sich, den 'irrigen leineS prächtigen Pelzes hochgeschlagen und die Mütze tief über die Dhren ge zogen, durch die schwatzende Gruppe schob. ,,Zeit hast Tn ja wohl, Du bevorzugtes Menichenkind, wie?" „Ja, wcr's w Hütte, wie der hier!" meinte ein anderer, .Hardy einen freundschaftlichen >inu-i mit dem Ellbogen versetzend: „sagen Sie mal, lieber ziallden.Iüe Idee mit dein Ankäufen haben Sie dock' wohl schon acl »etu gelegt ? Wozu wollen Sie sich plagen ? Leben in der Stadt hundertmal begucmer. Elegante Woh nung — Eguipage — Moneten — Herz, was begehrst Du noch mehr! Und glauben Sie mir. Sie sind zum Barorüsieren geschaffen, ivie nur einer unter der Sonne!" Gutmütig lachend stimmte Hardy nach allen Seiten zu, schüttelte mehrere dick be» handschuhie Hände und bestieg endlich feinen Wagen, den die Füchse schon ungeduldig hin iina herriickien. ES war keine schöne Heimsahrl, pfeifender NordosI gerade ins Gesicht und eia Wirbel von treibenden Flocken, die wie Nadelstiche aus Stirn und Wangen brannten. Hardy, der den Vormittag über dem scharfen Zugwinde aufgesetzt gewe>en war, spurte ein frösielndes Unbehagen, und als am nächsten Morgen um 10 Uhr Karl bescheiden an die Tür seines -Herrn pochte, erhielt er den brummigen Bescheid, dieser fühle sich nicht wohl und wünsche Ruhe zu haben — den ganzen Tag. Natürlich wurde der Befehl im Hanse bedingungslos respekiiert: sogar die Mama wägte nur ab und zu horchend an die Tür zu schleichen, hinter welcher übrigens sehr krustige. tieie Alemzügc verrielen, daß die Unpäßlichkeit keineswegs ernslkraster Natur war. Sie hatte solcher „Ruhetage" -daheim in Kempa viele erlebt, sie wußte auch, datz der „HerzenSjunge" auf Schonung seiner selbst so sehr bedacht war, wie eben nur unbeschäfiigke Menschen es sein können: ia, die jungen Damen des Bekanntenkreises hatten den hübschen, netten Hardy von Kallden, der immer wie das blühende Leben selbst aussah, häutig geneckt ivegen seiner Kenner'chaft in allen möglichen Hausmiltelchen und seiner Vorliebe tür K-uren, denen er sich hin und wieder zum Zeitvertreib unterzog. Sogar mit einer methodischen Abwehr der von fern drohenden behaglichen Korpulenz hatte er einmal begonnen, aber hierbei versagte seine Energie sehr bald, und Müllers allgemein be- rühmte Cakes- und Zwiebackvorräte wußten davon zu erzählen, waS einer leisten kann, der seinen beleidigten Magen wieder versöhnen will. - 1V - Beim Erwachen am dämmernden Abend fühlte Hardv, daß er auch diesmal wieder da» Rechte für seine strapaziert« Natur getroffen habe. Er dächte noch «ia Weilchen mit lächelndem Wohlgefallen darüber nach, wie das wohl gewesen wäre, wenn er heule morgen mit steifen Glieder» hätte ausstehen müssen, um an ein mühseliges Tagewerk zu geben und wie andere Leute so etwa» überlmupl möglich »lachten, dann klingelte er nach Karl, der geivohiihcitsmähia schon mit einem wohlbesetzten Tablett erschien und machte endlich langsam Toilette. Der Abend sollte Muttern gehören. 'Nur vorher noch «in paar Schritte i» der frischen Lust — es mußte «in herrlicher Tag gewesen sein, dem klaren Himmel nach zu urteilen, an welchem leuchtend die MondsichA I-«rauszog. Hardy war gemächlich schlendernd bis zur nächsten Straßenecke gekommen, wo sein Blick aus die einladend erhellte GlaStür der Apotheke siel. Gleichzeitig besann er sich daraus, daß es docki wohl praktisch wäre, etwas Chinin oder ein ähnliches Präservativ mit- zunehmen: das dumme Fieber konnte wiederkehren, und morgen war eine so vielver- sprechende Jagd! Also Chinin! Na ja — hm — ein wenig Anlage zum alten Jung geselle» hatte man jedenfalls, die nie ruhende Besorgnis um das verhätschelte Ich ließ darauf schließen, aber Gottlob, bei ihm, der programmgemäß einen Hausstand zu gründen batte, einen vornehmen, üppig behaglichen Hausstand, konnten solche versteckte Neigungen nicht erst beängstigend iverden. Er war, in Anbetracht der Wichtigkeit des Falles, noch in einen Meinungs-aus- lausch mit dem Provisor vertieft, einem ratlos auüsehendcn Jüngling, der voller Be flissenheit zwischen seinen Büchsen und Mixturen herumsuhr, als eine Dame eintrat. Sie mochte schon eine geraume Weile einen Schritt seitwärts von Hardiz gestanden haben, daS Ende der Konferenz abwartend, als dieser endlich, durch eine Beivegung aufmerksam gemacht, sich nach ihr um sah. Seine natürliche Ritterlichkeit regte sich sofort. „Bitte gehoriamst, meine Gnädige!" sagte er mit anssordernder Handbewegunq, indem er zurücktral, und während sie »un mit einer kleine» dankenden 'Neigung deS Kopses seinen Platz einnohm, hatte er Muße, die sehr schlanke, hohe und festigt iedrige Gestalt in dem schlichten, aber tadellos sitzenden dunklen Wintcrtleide unbemerkt zu mustern. Das unscheinbare Frlzhütchen beschattete ei» schmales Gesicht mit einem blassen kleinen Munde und erusllmsten, ruhigen grauen Augen. Im ganzen eine Erscheinung ohne jede» bestechenden Reiz, nicht mehr in der ersten Jugendblüte und doch durch ein ge wisses Etwas in Haltung und Bewegungen den Blick an sich fesselnd — „rassig — nicht kleinstädtisch — Dame von Stand", wie der gewiegte Fraucnkenner im stillen urteilte, „natürlich aber das gerade Gegenteil vvn meinem Geschmack, selbst wenn sie jugend- frischer wäre." ' Sie beschäftigte übrigens den aufopfernden Apothekerjüngling nur sehr kurze Zeit. Um ein Stärkungsmittel handelte eS sich, wie Hardy hörte: mit knappen Worten hatte sie es gefordert und war dann gegangen Und wieder war ihr leichtes Kopfneigen, in dem eine ruhige Sicherheit lag, ein wenig auch an Herrn von Kallden gerichtet, gleichsam in Anerkennung seines Entgegenkommens, und unwillkürlich antwortete er mit einer Verbeugung, als wäre dieselbe einer Fürstin bestimmt. Eine halbe Stunde jpät:r kehrte Hardy nach Hause zurück. Eben im Begriff, das Zimmer seiner Mutter zu betreten, hört,- er drinnen die Stimme der alten Dame, die leohast sprach und zwar nicht zu Mamsell, wie der Ton ihm sofort verriet. „Aha, da ist das Mädel schon an getreten." dachte er. auf dem Fuße umkehrend, „na, das könnte mir gerade fehlen!" Hinter der nur angelehntcn Tür schien man seinen Schritt, welchen der dicke Teppich dämpfte, nicht vernommen zu haben. Hardy rollte geräuschlos einen Sessel an den Tisch inmitten des halbdunklcn Salons, warf sich mißmutig in die Polster und trommelte einen gedämpften Marsch auf der Tischplatte. Wie nun hinwegkommen über den langen, öden Abend? 'Nebenan erzählte die Mama, augenscheinlich in munterster Laune, weiter. Mas sprach sie nur immerfort zu der fremden Person! Da — der gelangweilte, junge Herr horchte ärgerlich auf — von ihm sprach sie. Sollte man'S glauben! „Er war schon als Kind so unvergleichlich angenehm. Sie haben jedenfalls ein solches Kind noch niemals gesehen, liebes Fräulein. Immer ruhig, immer vergnügt. Ich erinnere mich nicht, ihn jemals schreien gehört zu haben. Und so gut und lieb ist er geblieben, mein einziger Junge, der ja nun — manchmal scheint mir's selbst unglaublich — schon die dreißig er reicht bat. Sein ganzes Leben hindurch hat er mir immer nur Freude gemacht/ Eine kleine Panse. Dann sagte eine Frauenstimme, deren eigentümlich sympathi scher. etroas dunkler Klang in dem Lauscher eine unbestimmte Erinnerung weckte, im Tone pflichtschuldiger Höflichkeits-Anteilnahme: Und Ihr Herr Sohn weilt augen blicklich bei Ihnen zu Besuch, gnädige Iran?" Nun wieder die Mama, und ztvar so gehoben und gesättigt von mütterlichem Stolz, wie wohl anno dazumal die treffliche Iran Rat bei ihrem berühmten: is suis In uwre clo Oootlrv!" „O, Gottlob, nicht nur das, er ist immer bei mir, wir leben zusammen. Mein Sohn ist — er ist Reseroeossizier beim hiesigen Regiment." tSortsedung folgt» XiEliltNLs 2. K1r»88v 10. Ull<1 l 1. «sttnurir. ll. 8. I.siiüö8-!.v1!me Ziehung 2. Klasse 10. und II. Januar, empfiehlt ElistLv Lsrlcks, Aunenstr. tt (gegenüber der neuen Hauptpost. Achtung! kesiaulaieuler verwenden Sie Vonillon-Prävarate? Dann verlangen Sie bitte bcninstertc Offerte in „WM". UE- Larad Lernbarä. ?Aris schreibt: Herr IMelmor! leb bin sehr glüclilied, Ihnen tür Ihre hsrvunäsrnsrverton ll'ahriliutv d-rnken ru können. lob vvrdo mich nternnls »ne-In- urrdeior Theater Mrl'rimorign doüienen uncl Iknsn von Daris meine FukträL« übermitteln- Lgrrrk Lernbarü. Diese -rllinrencko Frier Kennung ist ein grosser Triumph der l.vlsliov» schon IEo«1«l uncl 8e-I>n»inleku. — Lesevctsrs empfehle: I-«ieI»ii«L8 I illpuelEi. L,vlo>»u«i8 Uermoliupuliv»', L-vli;Iluvr8 ä8pri8jt»M<toi'. Ds sincl vorrüxliclre Oesiclrtsprrder /um tödlichen Oebrauch. Man sieht nickt, dass man xepndsrt ist. vielmehr erhält das Vvsiclrt zerre interessante 8chönhejt, die alle IV,-It l ecvundvrt. — Debeiall /u haben, aber nur in verschlossenen Dosen. 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