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- Erscheinungsdatum
- 1906-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190601086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-08
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Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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Briefkasten. *** Verität». .In der neuen Over .Salome'» bandelnden Hauptperson Salome ein Charakter beigeleat, derselbe» entschiede» nicht vorhanden war. Diese wird er .Salome' wird der der bei - als ein von glühendster Liebrdleidenschaft zu Johannes dem Täufer er griffenes Weib, und sodann, nachdem eS abgewiesen worden, als «ne rachgierige und blutdürstige Hyäne gegen den tugendhaften und von Ekel erfüllten Mann Johannes yingestellt. Sie, die Salome, soll vom König HerodeS als Gunstbewcis den Kopf des ledteren in einer Schussel verlangt und die Erfüllung ihres Wunsches durchaeiedt haben. Diese Handluna kann nur aus der biblischen Beschichte und zwar aus dem Evangelium Markus Kapitel 6, geschöpft lein. Da aber diese dort ganz anders beschrie ben ist, so liegt meines ErachtenS eine grobe Geschichtsfälschung vor. Die Salome war nach der Erzählung in der Bibel ei» iunaeS -Mägdelein", welches vor dem Könige HerodeS bei einen, tzastmahle getanzt hatte. Der König, darüber erfreut, erlaubte ihr. sich eine Gnade ansznbitten, deren Gewäyrunä ihr im voraus jUgrlaat wurde. Da aber Salome selbst keinen Wunsch hatte, so fragte sie ihre Mutter Herodias, die Schwägerin des Königs, mit dem dieselbe in verbotener Weise lebte, was sie sich wünschen solle. Da jedoch Joliannes dem König den Vorwurf gemacht hatte, daß er das Weib seines Bruders habe, so war die HerodiaS diesem allseitig verehrten freimütige» Mann feindlich gesinnt, und sann auf Rache, „sie stellte ihm nach nnd wollte ihn töten und konnte nicht". Hier nun wurde ihr Gelegenheit dazu gegeben. Sie beauftragte ihre Tochter, vom Könige das Haupt des Johannes auf einer Schüssel »l verlangen. Höchstwahrscheinlich hat das Hinge „Mägdelein" den Johannes, welcher sich übrigens im Ge fängnis befand, gar nicht gekannt und auch gar keine Kenntnis vpn der Feindschaft ihrer Mutter zu ihm gehabt, leoenfallS aber hat sie die Tragweite deS Verlangens nicht ermessen können. Sie gehorchte einfach ihrer Mutter und trug dem König den Wunsch vor. Letzterer war darüber sehr betrete», und hätte seinen verehrten und geachteten Ratgeber in manchen Sachen gern am Leben erhalten wollen, allein er hielt sich wegen seines Versprechens für gebunden und ließ mit schwerem Herzen Johannes enthaupten und dessen Haupt der Salome übergeben. Die Salome hatte für Johannes gar kein Interesse, am allerwenigsten aber lag eine Liebesraserei und ei» Rachegefühl bei ihr vor. Die Anstiftcrin war nur ihre Mutter Herodias. Nun ist die Frage, wie kommt der Dichter dazu, daö Mägdelein Salome, die ganz Unschuldige, als ein so bösartiges, in sinnlicher Begierde ganz verstricktes Weib hinzu- stellen, welches aus gekränkter Eitelkeit (weil Johannes es verab scheut und die Liebeswerbnng mit Ekel zurückgemieirn hatte, aus Mord sann und diesen herbeiznführen wußte? Mir fällt hierbei noch ein, daß ich jüngst in einer illustrierten Zeitung ein Bild eines orientalisch reichgekleideten und geschmückten Weibes von etwa 25 bis:lO Jahren mit im höchsten Grade leidenschaftlich ver zerrten Gesichtszngen sah, vor sich eine Schüssel mit einem bluti gen Haupt und der Unterschiift „Salome". Wir kommt dcrMaler aber dazu, ein junges, unschuldiges Mädchen als ein solches exaltiertes Weib und i» solchem Aller lunzustellen? Meiner Ansicht nach muß doch jeder Dichter oder Maler die geschichtlichen Gestalten so darstellen, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach ge wesen sind. Warum, so frage ich, hat es »och leine berufene Feder unternommen, die Ehrenrettung Salomes zu versuchen? Erkläre mir, Graf Ocrindur. diesen Zwiespalt der Natur!" — Sie haben ja recht, aber Dichtung nnd Wahrheit sind eben oft zwei himmelweit auseinanderliegcnde Dinge. *** A. R. Antwort: Nach dem Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894, 8 14, ist dericnigc, welcher wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit Waren mit dem Namen eines anderen widerrechtlich versieht, dem Ver letzten zur Entschädigung verpflichtet. Hat er die Handlung wissentlich begamen, so wird er außerdem mit Geldstrafen von 150 bis 5000 Mark oder mit Gefängnis bis zu 10 Mvnatcn bestraft. Ferner ist nach 8 8 des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1896 derjenige, welcher im geschäftlichen Verkehr einen Namen in einer Weise benutzt, welche darauf berechnet und geeignet ist, Verwechslungen mit dem Namen hcrvorzurusen, deren sich ein anderer ve- fuaterweise bedient, diesem zum Ersätze des Schadens ver pflichtet. Auch kann der Anspruch aut Unterlassung der miß bräuchlichen Art der Benutzung geltend gemacht werden. *** 40jährigcr Abonnent. „An meine Vorgesetzten Behörden sind mehrmals grundlosen Inhalts anonyme Briese ergangen, welche mich sehr geschädigt in Ansehen und Ehre, so- wie auch pekuniär. Welcher Weg ist ei »Zuschlägen, wenn ein kSchristenvergleicher meinen Verdacht über die Persönlichkeit des Äriefschreibers bestärkt? Kann ich diese bei der Staats anwaltschaft anzeigen oder muß ich noch andere Beweise bringen?" — Wenn ein Schristcnvergleicher mit aller Bestimmt heit unter Eid anssaaen kann, daß diejenige Person, auf die sich Ihr Verdacht, die beleidigenden Briese geschrieben zu lmben, lenkt, diese Briefe auch wirklich nach dem Ergebnis der Schriftenoergleichung geschrieben hat, so werden Sie die Be strafung des Brieffchreibcrs tm Wege der Privalklaae, und .zwar nach § 186 oder, falls der Briefschreiber wider besseres Wissen die in den beleidigenden Briefen enthaltenen unwahren Tatsachen behauptet Hot, nach 8 187 des Strafgesetzbuchs hcrbei- kühren können. Sie können aber auch Anzeige bei deö Königl. Staatsanwaltschaft erstatten, es ist jedoch nicht anzunehmen, daß diese die Angelegenheit im öffentlichen Interesse übernimmt. Letzteres würde vielleicht geschehen, wenn die Beleidigungen in Beziehung aus Ihren Beruf als Beamter ergangen fein sollten und Ähr amtlicher Vorgesetzter Strafantrag stellen wurde. Falls eS sich aber um die Verletzung einer Amtspflicht oder um die Begehung einer strafbaren Handlung handeln sollte, wegen der Sie der Briesschrelber wider besseres Wissen bei Ihrer Be» borde angezeigt hat, so können Sic wegen falscher Anschuldigung «ei der König!. Staatsanwaltschaft Anzeige erstatten. Zu be merken ist jedoch, daß man der Schriftenvergletchung mit Recht etwas skeptisch gegenübersteht, weil sich in zahlreichen Prozessen die Urteile der zuaezogenen >schriftenvergleicher oft direkt wider sprochen haben Der eine sagt: Ja, die Schrift rührt von dem Beschuldigten her, der andere verneint dies ebenso entschieden. Wie soll da der Richter entscheiden, wenn er nicht selbst aus Grund eigener Vergleichung sich ein richtiges Urteil bilden kann. Die Erfahrung hat eben gelehrt, daß gerade in Sachen der Schriftenvergleichung, namentlich wenn es sich um verstellte Handschriften handelt, irren nur zu sehr menschlich ist. *** Frau M. Z. (30 Psg.) „Macht sich derjenige straf fällig, der bei einem Prozeß Armenrecht in Anspruch nimmt und »och 2000 Mk. Vermögen Hai? Kann jemand gezwungen werden, den Offenbarungseid zu leisten, und was geschieht, wenn er ihn vcrloeigert?" — Auf Bewilligung des Arincnrcchtes hat An spruch, wer ohne Beeinträchtigung des für ihn und seine Familie notwendigen Unterhalts außer stände ist, die Kosten eines an sich aussichtsvollen Prozesses zn bestreiten. Daß diese Voraus setzungen nicht gegeben feien, ist damit, daß jemand 2l>00 Mk. Vermögen hat, noch nicht gesagt. ES kann also die Erteilung deS Armcnrechts onch in diesem Falle durchaus gerechtfertigt fein. Weigert sich der Schuldner ohne Grund, den Qsfen- barungseid zu leisten, so kann er verliastct nnd durch Hast in der Dauer bis zu sechs Monaten dazu angehalten, werden. *** Langj. Abonnentin, (50 Psg.) „Die vielen Notschreie von Frauen über treu- und gewissenlose Ehemänner veranlassen mich, einmal bei Ihnen anzusragen, woran das liegen muß. Selbstmorde und Dergiftungsszenen sind setzt an der Tagesordnung, nnd es muß jedes junge Mädchen ein Grauen vor der Ehe erfassen. Meinen -sic nicht, werter -Briefkastenonkel, daß wir Frauen noch zu dumm und vertrauens selig find und es an uns selbst liegt, wenn wir uns von einem solchen ehrlosen Menschen betrügen lassen?" — Unglückliche Ehen hat eS immer gegeben, auch in der sogenannten guten, alten Zeit: aber darin haben Sie recht, daß das Nebel beute ganz besonder» schroff in die Erscheinung tritt. Woran das liegt? Vielleicht einmal daran, daß cs heute mit weniger Umständen und Kosten verknüpft ist, eine Ehe zu schließen und insolgedcssen die Paar« vielfach „zusammenlaufen", bevor sie Zeit gefunden haben, ernstlich zu prüfen, ob ihre Charaktere auch zusammen harmonieren. Dann aber, und wohl nicht zum geringsten Teil, daran, daß man in gewissen Kreisen die Institution der Ehe überhaupt als eine recht überflüssige Sache ansieht, ohne die man, wenn das Gesetz die sogenannte „freie Liebe" erlaubte, recht gut auSkommen wurde. Eine traute Häuslichkeit. Familienglück, redliche Teilung in Freud' und Leid ist ja vielen heute ein über- wundener Standpunkt, und das non plui ultra oller irdischen Glückseligkeit der „Zukunftsstaat" mit Beseitigung aller beengen den Samilienbande durch staatliche Kindererziehung usw.l M. A. (50 Pia.) Sie schrieben unS lsirh« Briefkasten vom 27. Dezember): „Wir haben seit vier Jahren eine Woh nung inne. welche wir schon in sehr schlechtem Zustande über nahmen. In den vier Jahren sind nun die Tapeten und der Fußboden noch vollend» schlecht geworden, so daß das Ganze einen fürchterlichen Eindruck macht. Unser Hauswirt weigert sich, die Reparaturen machen zu lassen und rät unS, über die schlechten Fußböden Teppiche oder Linoleum auf unsere Kosten legen zu lassen. Wir zahlen über 3000 Mark Miete lloll es etwa 300 Mk. heißen? D. Red.) und haben noch zwei Jahre Kontrakt. Ich horte, daß ein HauSwirt gezwungen werden könne, eine Wohnung in Stand zu setzen, wenn der Mieter wenigstens 5 Jahre darin wohne oder 6jährig«n Kontrakt zur Hälfte abgewohnt hätte. Ist hieran etwas Wahres und welch« Schritte hätte ich dannzutun?"— In einem hiesigen Wochenblatte glaubt nun ein Anonymus ,,F. M." unter ,,Stimmen aus dem Leserkreise" die Authentizität Ihrer Zuschrift anzweiieln, bez. sie für eine u»S bereitete Mystifikation halten zu sollen, und die Redaktion dieses Blattes tritt in ihrer Antwort dieser An sicht ohne weiteres bei, indem sie erllärt, „daß auch aus sie Ihre Anfrage den Eindruck einer Finte mache, entweder ge- dankenlos aus einer Brieskastenkorrespondenz abgedruckt, oder daraus berechnet, den Hansbeiitzern wieder mal eins anznhängen". Eins so absurd wie das andere. Die Redaktion jenes Blattes scheint gar keine Ahnung davon zu habe», wie viel Anfrage» bei unS wöchentlich eingehen und wie viel Auskünfte aus Mangel an Platz im Blatte mündlich und schriftlich erteilt werden, oder überhaupt unbeantwortet bleiben müssen. Daß wir unS unter solchen Umständen noch einer sogen. „Brieskastenkorrespondenz" bedienten, ist ein geradezu belustigender Gedanke. Sie würden uns sehr verbinden, wenn Sie weniLstcns uns gegenüber aus Ihrer Anonvmität hcransträten und uns nachträglich Ihre Adresse cinschickten oder sich persönlich in unsere Redaktion be- mübteii. Selbstverständlich bleibt, wenn Sie es wünschen, so- wohl Ihr als Ihres Hauswirts Name Nedaktionsgeheimnis. FrnnzJ.. Teplik. „Als langsähriger Leser Ihres geschätzten VlatteS bitte ich höslichst behufs Austragung einer Wette um gefällige schristliche Auskunft darüber, ob n u r der Answins von Lungenkranke» oder auch der Auswnrs von Bronchitis :c. unter gewissen Umständen im Wasser untersinkt?" — Der Aus wurf sowobl von Lungenkranken wie von a» Bronchitis Erkrankten kann untersinken. wenn er sehr kondensiert ist und nur wenig Luft enthält. Das Untersinken des Answurfes beweist mithin nicht, daß es sich nm einen tuberkulösen Prozeß handeln muß. *** N. N. „Ich habe vor reichlich zwei Jahren eine Vormund schaft erhalte». Kurze Zeit nach der Geburt des Kindes wurde der RindeSvnter zwei Jahre zum Militär eiubernsen. Während seiner Mililärzeit wurden Beipflichtungen gerichtlich abgemacht. Nn» ist der Kindesvater jetzt vom Militär entlassen, und hat bis liente noch keinen Pfennig Alimente bezahlt. Er ist von Pmiession Maurer. Wie ziehe ich jetzt die Alimente ein? Muß ich mir irgend welche gerichtliche Vollmacht verschaffen? Der Vormund wohnt i» Dresden, das Vornilindschaftsgericht ist in Radcberg. Der Kindcsvater wohnt in einem der uinliegenden Dörfer. Die Kindesmntter ist verheiratet." — Sie müssen nnier Ueberreichnng Ihrer Bestallung als Vormund und eines Armutszeugnisses für das Kind bei dem Amtsgericht, in dessen Bezirk der Kindesvater seinen Wohnsitz hat, nni Erteilung des Armcnrechtcs mrd event. um Beiordnung eines AimenanwaltS wegen weiter Entfernung Ihres Wohnsitzes vom Sitz des zuständigen Gerichts nachstichen und Klage erheben. Alles weitere wird Ihnen dann vom Gericht oder von dcni beigeordneten Rechtsanwalt mitgeteilt werden. TaS Gesuch um Erteilung des Armenrcchts können Sie ebenso wie die Klage ans der Gerichtsschreibcrei oder in einer schriftlichen Eingabe an das zuständige Gericht anbringen. Das Armuts zeugnis wird Ihnen von der zuständige» Berwaltungshehörde lStadtrat zu Nadeberg) erteilt. Eventuell wird Ihnen auch vom Borinnndschastsgericht auf Grund derBormiliidschaftSaktcn beschei nigt. daß Ihr Mündel mittellos ist. *** N. M. in B. <50 Psg.) „Vor ungefähr vier Wochen wurde mein bis dahin völlig gesund und munter gewesener Dachshund plötzlich krank, was mir unerklärlich, weil er stets unter meiner.Beobachtung war. Da ein Tierarzt nun keine Hilse mehr wußte, habe ich das Tier vergiften lassen. Ich habe nun Verdacht, daß dem Hunde von anderer Seite Ltrtichnin in vielleicht ganz kleinen Dosen bcigcbracht worden ist. Dieser Verdacht entstand bei mir erst jetzt, wo ich erfahren habe, daß jemand bei mir im Hause, der absolut kein Hunde- sreuird ist, dieses Gift vorrätig hat. Der Betreffende hat meinen Hund zweimal mit in feine Behausung genommen, und seit dieser Zeit war der Hund krank. Ich bitte, mich nun, wenn möglich, darüber aufzuk'ärcn, in welcher Weife sich eine solche Vergiftung äußert. Grnni) meiner Anfrage ist der, daß ich mir zum Schutze des Geschäfts wieder einen Hund anichcrssen muß und ich mich aber, wenn meine Vermutung zutreffen sollte, vor Betreffendem hüten müßte." — Eine Strychniiivcrgistuna dürfte als ausgeschlossen anzuschen sein, da sich dieselbe durch heftige Streckkrämpfe, die, onsallweise auftrctend, von Pausen der Ruhe unterbrochen werden, und durch enorme Schreck- Hastigkeit zu erkennen gibt. Auch bei fortgesetzter Zufuhr oder kleinen, an und für sich keine Vergiftungscricheinungeu er zeugenden Strychningaben tritt über lang oder kurz das Bild der vollen Vergiftung mit Krampfanfällen ebenso auf. Warum yabeii Sie keine Sektion machen lassen? Das würde doch der einfachste Weg, nm Klarheit zn erlangen, gewesen sein! *** Alaun platz. „An unserem Stammtische entstand eine ziemlich heftige Debatte bezw. ein Meinungsaustausch, den ich Unglücksmensch herbeigesllhrt habe. Ich erinnere mich näm lich, einmal in Deinem Briefkasten gelesen zu haben, daß cs möglich ist. die gesamte deutsche Armee (in Friedensstärke! auf unserem Dresdner Alaunplatze ansstellen zu können, natürlich Mann an Mann und ohne Geschütze usw. Meine Stammtisch brüder hingegen behaupten, der Alaunplatz biete nicht einmal genügend Platz für die sächsische Armee. Lieber Schnörke, als Schlichter so manchen Streites bitte ich Dich, auch im vor liegenden Falle durch Deine Aufklärung die Gemüter zu be ruhigen und zu belehren. Wer hat recht? Wieviel Mann könnten aus dem Alaunplatze ausgestellt werden, also wohl verstanden, Mann an Mann?" — Der Alaunplatz ist 450 Meter lang und 250 Meter breit, nimmt also einen Flächenraum von 112 500 Quadratmetern ein. Ta das gesamte deutsche Heer in FriodenSzeit etwa 700 000 Mann stark ist, io kämen auf den Quadratmeter mindestens 6 Mann. Das Einfachste wird jctzl fein, Ihr laßt Euch einen Kästen bauen, 2 Meter lang und OchO Meter breit, und darin stellt Ihr Euch, 6 Mann hoch, in zwei Reihen auf. Dabei werdet Ihr finde», daß bei einigem guten Willcn und wenn nicht gar zu viel Schmerbäuche darunter lind, die gesamte deutsche Armee, Mann an Mann gestellt, aller dings aus dem Alaunplatze untergebracht werden könnte. *** Chauffeur, Ruhland i. Schl- (20 Psg.) „Ms Abonnent Ihres geschätzten Blattes ersuche ich Sic hierdurch höfischst um Auskunft, da ich große Lust habe, mich als Chauffeur auszubilden, aber leider nicht über die nötigen Mittel verfüge. Nun hört« ich von einem meiner Freunde, daß in München Chauffeure gratis ausgebildet würden. Können Sie vielleicht mir hierüber Näheres mitteilen?" — Das Beste wäre schon, Sie wendeten sich an ein größeres Automobiigeschaft. Es ist möglich, daß Sie bei bescheidenen Ansprüchen dort zunächst als Putzer oder Arbeiter Anstellung finden. Als solcher lernen Sie zunächst die Motorwagen, wenn auch nur oberflächlich, kennen, und wenn Sic anstellig sind, wird man Sie bei Reparaturen mithclsen lassen, sodaß Sie allmählich auch die Maschinerie kennen lerne». Es wird nun von Ihrer Geschick lichkeit und Zuverlässigkeit abhängen, ob man Sie schließlich zum Wagenführer ausbildet. Jedenfalls dürft« dies ein einfacher Weg sein, um Chauffeur zu werden, und mancher ist es schon so geworden. Porr »ziehen ist natürlich der regelrechte Weg, d. h. drei Jahre Maschinenschlosser lernen und dann eine Chausseurschule besuchen. 'Davon, daß man in München gratis zum Chauffeur ausgebildet wird, ist mir nichts bekannt. *** LangjähriaerAbonnent. „Hat nach heutigem Gesetz ein Vater das Eigentumsrecht verloren aus daS Geld, welches er in das Sparkassenbuch seines Kindes eingetragen hat? Kann «in Kind Anspruch auf dieses Geld erheben, weiches doch nicht von demselben erstiart ist? Steht dem Vater das Recht zu, dieses Geld wieder zu entheben?" — Wenn ein Vater ans ein auf den Namen seines Kindes lautendes Sparkassenbuch Geld einzahlt, so wird im Zweifel anznnehmen sein, daß das Geld dem Kinde geschenkt sein, daß es also Eigentümer desselben wer den soll. An dem Vermögen des Kindes steht dem Vater die Nutznießung zu l§ ISIS), d. h. er kann die Zinsen in feinem Nutzen verwenden, lieber das Kapital selbst darf er jedoch ruckst zum Nachteile deS KrndeS verfügen. Er hat es vielmehr nach 8 1642 des Bürgerlichen Gesetzbuches nach den sur dt« Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften anzmegen. Nichte M artha. „Bitte, teile mir doch mit, ob sich ln Dresden eine Reparaturwerkstatt oder Fabrik befindet, wo Lokomotiven repariert werden?" — In Dresden-Friedcichstadt de findet sich «ine Werkstätte der Könial. Sächsischen Staatseise» bahnen, in welcher Lokomotiven repariert werden. Die Werkstätte ist der König!. Werlstätten-Jnspelilon in Dresden-Friedrichstadt unterstellt. *** Merkur. „Als langjähriger Leser der „Dresdner Nach richten" und speziell des Briefkastens gestatte ich mir hiermit, auch einmal um Aufnahme einiger Zeile» zu bitten, womit ich vielleicht im Sinne mancher Leser handle, die den Aufsatz „Freelooking, Frcelearning" in der Nummer vom 28. Dezember „studiert" haben, denn derselbe ist zweifellos von einem Gelehrten geschrieben, de, sich über den Wert des Patentgesetzes kein maßgebendes Urteil bilden kann. Ein Beralcich zwischen den Fähigkeiten eines SangeskünstlerS, der aus sein hohes 6 leinen Schutz bekomme» kann, und einer Elsindung aus technischem Gebiete, die den Patentschutz erhält, ist doch ein Unding, den» der Küiislier Hai schon durch seine begnadete Stimme ein Privilegium, was keines höhere» Schutzes bedarf, dagegen würde jede Erfindung, wenn sie ohne Schutz in den Handel käme, bei der heute in jeder Branche bestehenden Konkurrenz in kurzer Zeit wertlos sein nnd der öetressende Artikel bald zur gewöhnlichen Marktware werden. WaS den 15jährigen Schutz betrisst, io ist doch wohl bekannt, daß derselbe nur von einem verschwindend kleinen Prozentsatz in An spmch genommen wird, denn bei der in der Industrie nie rasten- denden Strebsamkeit wird eine Erfindung bald wieder von einer andere» überboten und gerade deshalb ist der Patentschutz wenigstens für eine Zeit von Nutzen. Gewiß hat der Patent schütz, wie jede Sache, zwei Seite», doch will ich auf die „wirk sichen" Nachteile, die ja auch der betreffende Einsender nicht ec wähnt, nicht eingehen, aber der Patentschutz ist eine Sache, die. durch die Verhältnisse selbst geschaffen, von allen industriellen Nationen als eine bedingte Notwendigkeit betrachtet wird. Es haben ja auch die Geleinten. Komponisten, Schriftsteller re. am ihre geistigen Erzeugnisse einen Schutz, warum soll ihn der Erfinder ans industriellem und technischem Gebiete nicht haben ? Eins ist mir aber aus dein Aussatz klar geworden, der Herr Ein sender von Freelooking. Freelenrning hat noch nie — eine Eric» düng anaemeldet. Ich >a auch nicht, aber nach meiner Ansicht hat der Patentschutz seine volle Berechtigung." — Ohne Zweifel. Ihr Antipode in Sachen des Patentschutzes wollte ja auch nur eine Lanze für die sogen. „Duplikaterfinder" brechen, die noch den heute bestehenden Palentgesetzen leer ausgehen. „Nichte A. 100, jung und schön, welche Lust hat, zur Bühne zn gehen, bittet Dich, lieber Qnkel, folgende Fragen zu beantworten und mir Deinen guten Rat zu geben: 1. Wo habe ich eine gute und nicht zu teure Ausbildung? Und wie lange dauert der Kursus? 2. Wie hoch ist »ngesähr der Kostenpunkt? 3. Bekomme ich, sobald meine Ansbildnna beendet, Anstellung resp. Nachweis ? 4. Würdest D» mir. lieber Qnkel, dazu raten oder weißt D» was besseres ?" — Nichte A. 100, ..inng und schön". Auf da» halbe Dutzend Fragen gibts nur eine Antwort „Hand von der Butter". Denn wie die Verhältnisse augenblicklich liegen, kann man jedem jungen Menschenlinde nur dringend davon ab raten, zur Bühne zu gehen, wofern nicht sehr viel Talent, eine umfassende allgemeine Bildung und ein enormer Fleiß vorhanden sind, um die Tnnicnde von Schwierigkeiten, die sich gerade in dem Berufe jedem Anfänger und jeder Anfängerin bieten, sieg reich zu überwinden. Mit dem bißchen Begeisterung für das Theater ist es allein wirklich nicht getan, meine liebe Nichte „julig und schön"! Darm» bleibe lieber im Lande, wollte sagen im Hause, nnd nähre Dich redlich. *** Ein treue r A b. (20 Psa.) „Ich habe einen Sohn, welcher jetzt im vierteil Jahre ein Realgymnasium besucht. Da ich die Absicht habe, denselben zum Ingenieur ousbilden zu lassen, will ich ihn bis Oberprima schicken, dann aber die Tech nische Hochschule besuchen lassen. Neuerdings hat mich jedoch ein Bekannter daraus aufmerksam gemacht, daß mein Sohn dieses Ziel schneller und billiger erreichen könne, tvenn er em Technikum (Mittweida, Zwickau, Hainichen) besuche. An diesen Schulen genüge Volksschulbildung und könne er nach beendeter Lehrzeit als Maschincnjchlosser schon mit 16 Jahren ausgenom men und mit 19 Jahren Ingenieur sein. In diesem Alter ist er andernfalls ja kaum am Gymnasium fertig. Entspricht dies den Tatsachen?" — Junge Leute, welche das 16. Lebensjahr voll endet haben, können am Technikum Mittweida zu Ingenieuren ausgebildet werden. Wenn daS Einjährig-Freiwilligen - Zeug nis oder eine dementsprechende Vorbildung in Mathematik vor handen ist, so erfolgt die Ausbildung nach Lehrplan 1 (Dauer: 2>2 Jahres. Bei geringerer Vorbildung, event. guter Bolks- schülbilduna, ist Lehrplan II (Dauer: 3 Jahres zu wählen. Der Unterricht beginnt im II. Lehrpläne in allen Fächern von Grund aus. Beide Lehrpläne führen zu dein gleichen Ziele. Bei Zulassung zur Ingenieur-Haiiplpriisiing wird von der Anstalt der Nachweis über eine mindestens einiährige Praxis verlangt. Da Ihr Sohn noch sehr jung ist und vor vollendetem 16. Lebens jahre ohnehin nicht ausgenommen werden kann, io empfiehl' cs sich, ihn länger als ein Jahr, am besten drei Jahre, prak tisch arbeiten zu lassen. Eine umfassendere Praxis kann ihn für sein späteres Fortkommen nur von Nutzen sein. *** Otto R.< Döbeln. <60 Psg.) „Meine Frau ist gau> unglücklich darüber, daß sie die Lieferfirma eines Präparats, ähnlich dem Liebig-Fleischextrakt, genannt Testons flüssige, Fleischextrakt, nicht mehr weiß. Ich wäre sehr danLar, falls ick bald eine Firma kennen lernen würde, die auch diesen flüssigen Extrakt liefert." — Testons flüssigen Fleischextrakt kennt man in den hiesigen Grossogeschäften süb diese Branche nicht. Wahrscheinlich hat Ihre Gattin den Namen verwechielt und meint Pepton. Dies ist ein dickflüssiger Fleischcrtrakt, den Sie in vielen Trogen-, Kolonial- und Delikcttcsscn-Gcschästen, wohl auch in den Apotheken, erhalten. *** L a n a j äh r. A bo n n e n t i n. (II Psg.) „Ich möchte gern wissen, ob Stottern heilbar ist und aus welche Weise das geschieht. Gibt es vielleicht ein Buch darüber?" — Unter Stot tern versteht man jene fehlerhafte Sprachwcise, Ivelche nicht aus einem fehlerhaften anatomischen Ban der S.orachwcrkzcuge be ruht, sondern durch regelwidrige Lautbilduiia uiid Lautverbiii' dnng infolge mangelhafter Beherrschung der Sprachorgane durch den Willen zustande kommt, namentlich bei jüngeren Personen. Ter Fehler tritt zurück oder verschwindet ganz, wenn das stotternde Individuum für sich allein spricht, mit Pathos deklamiert oder singt. Bekannt ist za die Anekdote von dem stotternden Apoihckerlebr- ling, der seinem Prinzipal Mitteilung von einem Kcllerbrande macht, indem er nach der Melodie: „Wir winden Dir den Jung,er» kränz" usw. singt: „Der Spiritus im Keller brennt und alles steht in Flammen". Sobald aber diese den Stottern den unbefangen machenden Einflüsse Wegfällen, tritt ein Miß verhältnis zwischen den Bewegungen ein, welche zur Lautbildung und denjentgen, welche zur Ausatmung dienen. Der Stotternde verweilt bei seinen Svrachoersuchcn unwillkürlich bei de, je- weiligen Artikulation der Sprachorgane zu lange nnd vermag den Vokal nicht unmittelbai anzusügen, fo daß der Fluß der Sprache durch) die zur Lautbildung erforderlichen Muskel- aktionen nicht augenblicklich, wie beim normalen Sprechen, so» dern anhaltend unterbrochen wird. Die Beseitigung des Stol terns erfordert Zeit und Geduld, namentlich wenn dos liebe! schon veraltet »no der Stotternde über die erste Jugend hin aus ist. Zur Beft'l'.gung des Nobels müssen besondere sprach gymnastische Nedungcn unter der Leitung eines m«t der Natur des Stotterns vertrauten Lehrers angestellt werden, was z. B. in der Sprachlos!anstatt für Stotterer und Stammler von C. F. Denhardt in Loschwitz, Pillnitzer Straße 47, geschieht. Lands christenbeurtetlung. Nicbte Erika <10 Psg ). Tie ni»t gerade harmonisch z» nennende Schrift verrat jene Sorte von Stolz, der sich nach unten hin at« Sochmnl iinbert mii dem un vermeidlichen Riwwftn des mehr oder weniger ttattilch geformten Riech organ« und nach oben hln zerschmilz» wie Butler an der Lonne. Ans wei tere Einzelbeitea Deiner Schuft etnzngeben, will ich mir und Dir ersparen, da doch nicht viel Erfreuliches dabei beranSkommen würde. — Nichte Mariannes» Bsg.s. Die feingelritzelte Schrift labt aus starlsinn und Willensschwäche schließen. Du bift vermutlich als kleines Kino schon ein Mutter von Folgsamkeit gewesen, hast immer nur demütig bitten »nd bet »ein. aber niemals etwas, aus Dein gute« Recht rockend, verlange» dürfen. Daö ist Dir in Fleisch und Blut lidergegongen und Du wirkt vermutlich nvn auch biS an Dein selige» Ende «in willenlose« Menschenkind dleiden. S6 und 27. — Ni»tr Lotte tia M.t. Lat »ll etivas andere«, von Nachrichten. Str. <». Seite S. Montag, 8. Januar Ivtt«
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