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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041130021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-11
- Tag 1904-11-30
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Monat
1904-11
-
Jahr
1904
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Dresdner Nachrichten- Mittwoch. :«». November IttOl Nr. »42 vrechung herzlich begrübt. Er fügt hinzu, der Reichstag werde sich mit wichtigen Gejetze» zu beschäftigen haben, welche das Wohl des Volkes aut das lebhafteste berühren. Er mache nur ausmerk- tani aus den Etat und die Militärgefeve. aus die Festlegung der Tienstzeit für die Friedenöpräjenz. die Mililärpcnsionsgesetze chtiid zuletzt, d. h. zuletzt nicht der Wichtigkeit »ach, sonder» zuletzt nach der Reihenfolge, die Handelsverträge, die das Wohl des Reiches und die weitesten Geschäfiskreye io nah angehen. „Um diese wichtigen Geschiffte erledigen zu können, muß ich an Sie die Bitte richte», das; Sie eifriger, als in der letzten Zeit, fick an den Sitzungen des Reichstags beteiligen, der jchreckliche Absen» OsmuS. der uns in der letzten .'Zeit verfolgt l>ot. mutz aushören, jeder, der ein Mandat übernimmt, mutz sich dessen bewußt sein, daß er damit fick auch verpflichtet hat, hier zu erscheinen." (Leb- imjte Zustimmung.) B erli » lPrio.-Tel.) Im A bg e o rd n e te n ha u s e be> griindetc heute z)andclsininister Möller den Gesetzentwurf über die Beteiligung des Staates an der Bergwerks-Gesellschaft „H > b e rn i a". Er rechNenigte namentlich das von ihm durch den Ankauf der Aktie» durch Vermittlung der Dresdner Bank . ingeschlagene Vorgehen gegen die vielen Vorwürfe und Angriffe, die er deSlmlb habe erfahren müssen. Er selbst, so erklärte er. verstehe sich auf doS Geschäft (Heiterkeit): aber was wäre geschehen, wenn er sich mit einem Ankaussangcbote^ direkt an die Bankiers des Unternehmens gewandt hätte? Statt etwa Prozent Rente, tvürde man unter Hinweis auf die große Leistungsfähigkeit des Unternehmens eine Rente von etwa !l Prozent verlangt haben. Die Borlage wäre vielleicht eine Einigung auf einer mittleren Linie gewesen, und gegenüber dem, was der Staat alsdann zu zahlen gehabt haben tvürde, sei zweifellos der der gegenwärtigen Vorlage zu Grunde gelegte Ankaufspreis der vorteilhaftere. Durchaus unzutreffend fei auch der Vorwurf, daß seine Aktion eine illoyale geweien sei. Ter vorgänaige Ankauf von Aknen sei keineswegs ungebräuchlich. Weshalb iolle ei» kaufmännisch gebildeter Haiidelsminister nicht kauimännische Usancen verwenden, wenn sie durchaus ehr liche seien. Ebenso unberechtigt sei der ihm gemachte Vorwurf, das; er nnkonstitiitionell verfahren sei; denn Vas llebereinkom- ,»en mit der Dresdner Bank lei ein derartiges, das; die Re gierung nicht gebunden sei. Man habe ihm auch iiachgciagt, er suche jede Gelegenheit, nin Reden zu halten. In Wirklichkeit gebe es wohl wenig Minister, die io wenig sprechen als er. l.Heitcrkcit.l Er. sei kein Gegner der Syndikate: aber das ame rikanische Truslsyslem wollten wir doch bei uns nicht sich ein- uiiten lassen. Tie Rücksichten aus das öffentliche Interesse dürf ten von den Syndikaten nie außer Betracht gelassen werben. Ter gegenwärtige von den Hibcrnia-Jntcresienten beschlossene rrotztrufr, wie er die geplante Festlegung der Hibernia-Aklien nennen möchte, würde von ihm anfgefaßt als ein Knüppel, durch den die Betreffenden die Mehrheit dieses Hauses zum Stolpern bringen wollten: außerdem als ein Knüppel, der ihn selbit, den Minister, stolpern machen solle. Er habe die .Herren von diesem Trotzirust lebhaft aügemahnt und ihnen vorgehaltan, wie bedenklich und gefährlich ein solches Vorgehen sei. Von dem Kohleniyndikar würden Hüttenzechen so sehr bevorzugt. Tie leitenden .Herren scheinen ja auch bereits cinaesehen zu haben, daß das ein Fehler fei, und würden diesen hoffentlich abstellcn. Gerade er und fein Kollege voni Finanzministerium hätten sich, da sie bisher.stets für Syndikate cingetreten seien, dop- velt oervtlichtct gefühlt, /durch Ankauf der Hibernia einzu- schreilcn, um sich noch einen Einfluß auf daS Syndikat zu sichern. Einen wirklich maßeebendcn Einfluß des Staats aus die Preis bestimmung für Koblen würde er allerdings für ein bitterböses Danaergeschenk tmlten. So lange wir uns noch feen von dein sozialen Staate halten, sei es richtiger, die maßgebende Preis bestimmung den bisher Berechtigten.zu überlassen, Tie Herren in seiner Heimat hätten sich erst selbst das Verstacitiichnngs- gespeust, das Gespenst der Verstaatlichung des gesamten Kohlen bergbaues, künstlich konstruiert, um das.Publikum und sich lelbit in die nötige Rüge zu versetzen. Aber iobald sich das Syndikat zu einem Monopol auswachsc, werde das Volk erregt werden. Das möchten die Herren bedenken. Das Volk werde stch sagen: soll cs schon ein Monopol sein, dann lieber ein Staats,nonopol, als ein Privalmonopol. Er könne seinen früheren Freunden nur zu erwägen geben, daß die Privotinteressen auf die Dauer nicht den ösfeiulichen Interessen entgegengestellt werden dürsten. DaS würde sich das Volk im Lande und im Reiche nicht gefallen lassen. (Schwacher Beifall.) Stuttgart. Gestern traten hier Vertreter der Eilen- b a h n v e r w a I l u n g e n von Preußen, Sachsen. Bayern, Baden und Württemberg zusammen, um über eine Verbes serung der Schnellzugsverbind ii ngen aus dem Wege Berlin—Würzburg—Stuttgart—Zürich—Wesischweiz—Ita lien zu beraten. Stuttgart. Tie hiesigen vereinigten Gewerkschaften beschlossen wil großer Mehrheit, künslig am 1. Mai keinen U m z n g mehr zu veranstalten. Unter den größeren Gewerk schaften. die sich geg^n den Umzug erklärten, befanden sich auch die Buchdrucker und Metallarbeiter. P a r i s. Bei dem Festmahl für die skandinavische n Parlamentarier führte Combes aus, das Erscheinen dcrielben erfolgte auf den Ruf Frankreichs zur Einigung der Völker und zu fruchtbringendem Frieden. Als Boten des Frie dens würden sie nur Worte des Friedens heiinbringen. Frank reichs unbestrittene Tavscrkeit gibt ibm mehr als irgendwelcher Ration die Ermächtigung, den Frieden zur unabänderlichen Regel der auswärtigen Politik zu machen und die Schicdsoerträge u vermehren. Tie Anwesenden beschlossen alsdann, an die Könige von Schweden und Norwegen und Dänemark Telegramme zu senden, worin sie für den Anteil an der Organisation der internationalen Gerechtigkeit danken. M a i l a n d. Infolge des Ergebnisses der Ergänzungswahlen von Mumzipalräten haben der Maire, die Beigeordneten und alle Munizipalräre, die den Parteien der äußersten Linken an gehören. ihr« Entlassung genommen. Infolgedessen wird die Verwaltung /von Mailand bis zu den allgemeinen Munizipalratswahlen ein Königlicher Kommissar über- nehmen. London. Das M B." erhielt Nachrichten aus Kabul (Afghanistan) vom 23. Oktober, die am 6. November von Prscha- wur weitergegeben wurden. Nach diesen Nachrichten meldet der Gouverneur von Bolak dem Emir, daß eine neue russisch« Armee bei Hisarkwangar einaetrossen ist. Der Gouverneur von Saisabad meldet ebenfalls, daß der russische Posten auf der anderen Seite des Flusses Kokscha auf 4000 Mann verstärkt wurde. Der Gouverneur von Herat berichtet über eine unge- wohnliche militärische Tätigkeit der Russen. Der letztgenannte Gouverneur verlangt 20 000 Mann Verstärkungen, die ihm vom Emir bewilligt wurden. Der Emir sandte dem Gouverneur von Satsabad Karten von der Greiize und ermächtigte ihn, eventuell jeder Grenzverletzung durch Rußland Einhalt zu tun. Der Kommandant von Saisabad erhielt Befehl, die Stadt durch Feslnngsgräben und vier neue Türme in Verteidigungszustand zu setzen. Der gleiche Befehl ging an den Gouverneur von Maimna. Zwei Brüder des Emirs werden Afghanistan bereisen. 2 trömstad (Schweden). Ein Fischerboot ist gestern aus der Fahrt von Nässet hierher verunglückt. Ein Fischer und drei Frauen sind ertrunken. St. Louis. Ter Anarchist Johann M o st ist hier der- hastet worden. Saite. Und wenn die unendliche Fülle Ebopinschen Gefühls lebens durch die Musik einem Menschen sich mittelst, dessen ganzer i-.örper donockr drängt, die'c Stimmungen aus dem gerade ihm gewordenen Wege künstlerischer Offenbarung, das ist hier des "onzec-,, weiterzütrcigen. westerschwingen zu lasten, so !vll daS Frevel sein am heiligsten? Wer als künstlcri'cher Mensch empfindet — und das ist allerdings etwas ganz Anderes als aste ein bloß musikalischer Mensch — für den bedeutet die Duneon- ist!'? Wiedergabe Chooin'cher Seelenbekennlnisse ein natürliches künstlerisches Erlebnis wie jedes andere, eine Selbstverständlich- teii. bei der Vergleiche und Rechenexempel überflüssig werden. Gewiß, jede Kunst hat das ihr eigene, durch die Sinne begrenzte Ausdriicksgebiet: bei der Ueberlragung von einer Kunst in die andere wird stets ein Rest bleiben, der nicht oufaebi, und so Gimte und mußte z. B. auch das Auge in der rhvtmnisch-körper- lickwii Interpretation der Ebopinschen Stimmungswelt durch Irl. Tuncan mehrmals Gewaltsamkeiten, Unebenheiten bemerken, welche das Ehr im Original nicht wahrnimmt. Aber über diele Unvollkommenheiten trägt Einen sofort der Genuß am Ganzen hinweg, an der Einheitlichkeit mimischer Künstlerschafi nls solcher. Groß und ehrlich war die Begeisterung, die sich Fiadora Tuncan trotz anfänglicher Sprödigkeit des Publikums vei dem glänzend besetzten .Hause errang. Mehrere Zugaben and der eiserne Vorhang erst konnten den Huldigungen am Schlüsse ein Ende bereiten. Am die einzelnen Nummern deS Programms einzugehen. hieße das gc'amtc Panorama Chopin- icher Seelenaual und Ehopinlchcr Scelenlust anfrollen, von der stumpfen Resignation bis zur hellauf ins All jubelnden Lebcns- bejahvng, von der Sehnsucht zur Tat. vom Spiel zum Kamps - alles, alles erlebte Isadora Tuncan vor un-s in jeder Fiber chres Kürvers. in jeder Bewegung ihres Seelenleibes. Ein Meisterstück rhythmischer Dichtkunst war ihre F^-clur- Polontste, entzückende Bravourleistungen die beiden Walzer »p. 64, Nr. 1 und 2. ES war, als ob das Auge in dieser keuschen Schönheit natürlicher Grazie, an dieser lebensvollen Sprache deS menschlichen Körpers sich ge sund bade von aller Verlogenheit der Bretter- und Brettlwelk. Niemand wird diesen Eindruck vergessen, niemand das große, seltsame Staunen leugnen, das ihn gestern vor der Kunst Isadora Duncans besing. — Am Klavier saß den ganzen Abend H.err Professor yermann Laioisi, der auch mehrere Ebovinsche Nummern solo vortrug, >n der .Hauptsache brav musikalisch, aber ohne neben der exzeptionellen Erscheinung seiner Partnerin tiefe re» Interesse wecken zu können. 2. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 29. November. —* Am gestrigen Abend besuchte derErzherzogFranz Ferdinand von Oesterreich-Este das Central- Theater und folgte den Darbietungen der Tanzkünstlerin Isadora Tuncan mit großem Interesse. —* Tas Gesuch des ersten KonsistorialrateS Herrn Land- aerichtsrat a. T. Franz Suchanek um Enthebung von seinem Posten aus Gesundheitsrücksichten ist bestätigt worden. —* Anßerordrnrlicher Landtag. Heute vormittag hielten wieder beide Kammern Präliininarsitzungcn ab. Die Sitzung der Ersten Kammer, der die staaisminisler v. Mehsch und, Dr. v. Setzdewitz beiwohnten, wurde mit verschiedenen Mitteilungen eröffnet. U. a. gab Präsident Graf o. Könneritz bekannt, daß sich König Friedrich August anläßlich der vor den Sitzungen erfolgten Verpflichtung der beiden Kammerpräsi denten mit dem lebhaftesten Interesse nach den Verhältnissen der Ständeversaminlung erkundigt habe. Wie lein Vater, iverde auch der Monarch nach dem Schlüsse des Landtags die Kammer- miiglieder nochmals empfangen. Es folgte hieraus die Ver pflichtung der in die Erste Kammer neu eingetretenen Mitglieder Geh. Finanzrat Dr. Iencke und Kammcrherr v. Boxberg durch den Präsidenten mittelst Handschlags nach der vorher auf Grund von 8 82 der Verfassung abgelegten Eidesformel. Sodann schritt die Kammer zur Wahl des Vizepräsidenten und der Sekretäre, und Lwar wurden auf Vorichlag des Kammermit- aliedcs Tr. Pfeiffer durch Zuruf die Herren Oberbüreermeister Beutler zum Vizepräsidenten. Kammerherr Dr. Sah rer o. Sahr zum ersten und Oberbürgermeister Tr. Kae übler zum zweiten Sekretär ernannt. (Diese Herren bekleideten be reits im vorigen Landtage diese Aemter.) — Nächste Sitzung: Morgen mittag 12 Uhr. Tie heutige Sitzung der I w e i t e n K a m in e r wahrte nur wenige Minuten. Präsident Dr. Mehnert teilte mit, daß die Präsidenten beider Kammern soeben vom König verpflichtet worden seien und erklärte, da sich eine Verpflichtung neu cin- gelretener Mitglieder nicht nötig machte, die Kammer sür konstituiert. — Nächste Sitzung: Morgen vormittag 10 Ubr. Wahl der ordentlichen Tepülationcn und Konstituierung derselben —* Einen für die wirtschaftlichen Verhältnisse in Dresden unter Umständen sehr bedeutungsvollen Beschluß hat auf Veranlassung des Herrn Oberbürgermeisters Beutler die 1. Abteilung deS Rates gefaßt, nämlich: in den Fällen, in denen zu Spekulationsbauten Bauland ausgeschlossen werden soll, vom Straßcnausbane bis auf weiteres ab- zu sehen, im übrigen aber die Genehmigung zum Ausbaue neuer Straßen oder Straßenteile der Vorberatung des Ticf- bauansschnsscs der 1. Ratsabteilnng Md der endgültigen Ent schließung des Gesamtrates auch dann zu unterstellen, wenn die Straßeiiherstellungskosten ausschließlich von den Anliegen! zu tragen sind. Tie Bedeutung dieses Beschlusses wird von allen vänen anerkannt werden, die einen Einblick haben in die schwere Krisis, unter der der Grundstücksmarkt in Dresden infolge des Ncbermaßes der Bauspetulation schon seit langer Zeit leidet und die nicht etwa allein auf den Grund besitzen, lastet, sondern auch in liefeingrcifender Weise die zahl reichen Besitzer von Hypotheken trifft. Man dari nur hoffen und wünschen, daß mit der erwähnten Maßnahme dem Weiter- vorwärtsichrciten der Krisis ein Einhalt getan wird. Ein an schauliches Bild ihrer Größe bietet die bereits mitgeteilte, amtlich oorgeuoiiimene letzte StatsstiS über die Lage des- Dresdner Grnndstücksmarktes, welche die Zahl von 9 5 39 leer st ehe n- den Wohnungen feststcllie. Wie sehr sich die Krisis seit einem Jahre noch verschärft hat. geht aus einem Vergleich her vor: Im Oktober 1903 bezifferte sich der Prozentsatz der leer stehenden Wohnungen aus 7,21 Prozent, im Oktober d. I. auf 7,54 Prozent. Im Vorjahre belief sich die Zahl der leerstehenden Wohnungen auf 8796. In diesem Iabre stcheu also 713 Wohnungen mehr leer. Der Größe nach sind das saus- schließlich von 400 mit Gewerberäumen verbundenen Wohnungen) 40 (im Vorjahre 33) Wohnungen ohne ein heizbares Zimmer, 3568 (3128) mit 1 heizbaren Zimmer, 2380 s2306) mit 2, 1503 s1405) mit 3, 837 (800) mit 4. 375 (320) mit 5. 201 s191> mit 6. 113 (92) mit 7, 61 (17) mit 8, 61 (59) mit 9 und mehr heizbaren Zimmern. Von den Kleinwohnungen (ohne Gewerberäume) mit 1 heizbaren Zimmer und 1 oder mehreren nicht heizbaren Zim mern und Küche oder mit 2 heizbaren Zimmern und Küche kosten 2820 bis zu 250 Mk.. 1285 251 bis 300 Mk.. 750 301 bis 350 Mk.. 533 351 bis 400 Mk., 551 über 400 Mk. - Der jetzige Beschluß des Rates bedeutet in jedem Falle eine Umkehr von der eine lange Reihe von Jahren verfolgten Bodenpolitik, welche immer weitere Terrains durch die Aufstellung von Bebau- ungsplänen als Objekt« der Bauspckulation erschloß und die weiterhin eine starke Förderung erfuhr durch die Gründung der städtischen Grundrenienbank, welche einer großen Anzahl fast ganz mittelloser Spekulanten den Bau von Grundstücken durch Uebernahme der Straßenbaukosten wesentlich erleichtert hat. — Gleichzeitig sieht sich übrigens auch der Rat von Chemnitz veranlaßt, im Interesse einer aus dem Gebiete des Grundstücks und Wohnungsmarktes gesunden Fortentwicklung der Stadt und zur Verhütung unausbleiblicher Rückschläge für die Beteiligten erneut vor weiterer Neberspannung der Bautätig keit eindringlichst öffentlich zu warnen. —* Die sonaldemokrattsche „Sächs. Arbeiterztg." bringt in der Nummer vom Montag unter der Rubrik „Realpolitik" zwei an gebliche Gespräche. die Herr Oberbürgermeister Beutler mit Sen Ztadträten Dr. .Heinze und Dr Latze geführt haben «oll. Wie »ns Herr Oberbürgermeister Beutler initteilt, lind diese Geiprächc von Anfang bis zu Ende erlunden. InS- bciondcre ist die Anführung, der Herr Oberbürgermeister habe Herrn Stadlrat Dr. Lvtze mttgeteilt. „er müsse a»f eine Wieder wahl verzichten, well ihn die Reformer nicht mehr wollten", eine grobe Entstellung der Wahrheit. Alte mit der »Mischen Verwaltung betrauten Kreise wissen vielmehr seit Wochen, daß von zahlreichen Personen, ganz besonders aber auch von Herrn Oberbü^ermriitcr Beutler, leider ohne Erfolg, ve»luck>t woiden ist. Herr» iLtadlrat Dr. Lotze von seinem Entschlüsse, auf eine Wiederwahl zu verzichten, abznbringen. —Ten hier, Wachsblcichstraße 59, wohnenden Angehörigen des Reiters der Schutztruppe in Deulsch-Südwestafrila. Emil Büttner, ging die Mitteilung zu. daß dieser im Lazarett zu Olahandw am Typhus verstorben ist. —* In der amtlichen HauptkonserenzderLehrer» schast des Schnlaufsichtsbezjrks Dresden II. die Donnerstag. r, vormlUag» 10 ubr. hier rm „Earolagarten. stottfindet, wird noch Ansprache de» Vorsitzende», » Fmk. und dem Chorgesana „Ehre sei Aou in M. Hauptmann. Herr Schuldirektor Matthe» de» 1. Dezemver, vormtttag» 10 Uhr. hler rm „Earolagartm". Gerokstvaße 27, stattfindet, wird nack Herrn Schulrat» Fm ' ' " der Höbe^von M. . au» Döhlen einen Bortrag »Iber da» Thema: „Der hanswtrt- lchastliche Unterricht in der Volksschule" halten. Nach der Ver sammlung findet ein gemeinschastliche» Mahl und um 3 Uhr eine gesellige Vereiniguna mit den Familien der Aonfereoz- besucher im genannten Etavlissement statt. —* Von einer Schenkung von 8000 Mark zweck» Gewährung von WeihirachtSaeschenken au» den ZinSerträgnillen an die ältesten Hospitalitcn des Büraerhospital» nahm der Rat Kenntni» und brichloß, die Slistunasvcstimmungen de» Schenk- aeber» unter VorauSsetzuna der Beseitigung «mer darin ent haltenen Unklarheit anzunehmen. — Der zweite volkstümliche Komponistenabend de» Stadtverein» für innere Mission, der am Sonntag statl- fand, hatte sich wieder eine» außerordentlich guten BejucheS zu erfreuen. Er vermittelte die Bekanntschaft mit Hector Berlioz. Ten einleitenden Bortrag hielt Herr Dr. Neu- Haus, Solo-Korrevetitor an der König!. Hofover. Der Redner wies zunächst darauf hin, daß der französische Meister lange ver kannt wurde und in seiner ganzen Bedeutung erst jetzt rechi verstanden werde. Beeinflußt von der ausländischen Kunst, saud er »m eigenen Lande heftigen Widerstand, und doch gewann kein anderer lemer Landsleute über die Landesarenzen hinaus einen solchen Einfluß auf das musikalische Schaffen, als er. Redner erzählte dann, wie Berlioz' Elten» gegen die musikalisch« Neigungen des Sohnes ankämpften und wie der Meister unter unsäglichsten Entbehrungen zum Ziele gelangte. Er war be geisterter Anhänger der französischen Romantik und gelte als eigentlicher Begründer der Programm-Musik. In seinen Oven, brach cd gründlich mit dem zstile der damaligen französischen Oper: doch habe er vergeblich versucht, dos Rätsel des Dramas ,^u lösen. Das Ausland sc» ihm die eigentliche künstlerisäie Heimat geworden: so sei seine Ausnahme in zwei Konzerten im Dresdner König!. Opernhause glänzend gewesen, und er habe sich damals in höchst anerkennenden Worten über die Dresdner Mnsikverhältnisse ausgesprochen. Die Bedeutung von lsterlioz liege in seinse romantischen Natur und darin, daß er die musikalischen Ideen vertiefte, eine andere Form fand und die Mittel des mnsikalisäien Ausdruckes vermehrte. Redner ver band in interessanter Weise die bekannten Lebensdaten init dem Fortschritt im Schassen des Meisters. Nach dem fesselnden Vortrage spielte das Orchester des Koni gl. Konserva- toriums unter Leitung deS Herrn Hoskapellmeisters Kutzsch- dach die Ouvertüre: „Die Fchmrichter", jenes Werk, das den Ruhm Berlioz' begründet hat. Die Aussiihrung war eine sehr gute, der effektvolle Schluß erzielte in seiner bravourösen Wiedergabe einen mächtigen Eindruck. Prächtig gespielt wurde auch die „Liebesszene" aus der sinfonischen Dichtung „Romeo und Julia , die Berlioz selbst als sein schönstes Werk bezeichne tz hat. Es folgten noch das Vorspiel aus dem biblischen Dramack ,,Tie Flucht nach Aegypten" und ein rhythmisch, wie orchestrall interessanter Marsch aus „Fausts Verdammnis". Das» Hirtenterzett für zwei Flöten und Harfe konnte leider trotz ehrlichen Mühens der Flötisten wegen der Widerhaarigkeit der Harfe nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Auch die Sängerin, Fräulein Asbahr, die übrigens vom Orchester in subtilster Weise begleitet wurde, vermochte mit ihren Vorträgen, „Der Geist der Rose" ans dem Liederzyklus „Die Sommernächte" und „Die Gefangene", nicht recht zu erwärmen, die Stimme klang verschleiert und versagte in der Tiefe ganz. Störend wirkte auch, daß die Sängerin ganze andere Texte sang, als die auf dem Programm verzeichncten. — Vor Weihnachten findet nur noch ein Dichterabcnd. am 11. Dezember, statt. — Die Dresdner Radfahrer-Vereinigung „Turner" 1886 hatte für Freitag abend zu einem Sport- fest eingeladen, an dem neben den VercinlSangchörigen Mit glieder von acht Vrudervereinen teiliiahmcn. Das Fest fand in der „Ecntrxst-Hailc" am Jischhos-PIatz statt, deren verstärkt^ Hauskavclle den instrumentalen Teil des Abends ausführte. De.» ersten Willkommensgruß entbot Fräulein Käthe Vogel den Gäben durch einen ausdrucksvoll gesprochenen Prolog. Daß die 2cr- einignng in sportlicher Tüchtigkeit aus der Höhe der Zeit sich erhalten hat, bewiesen ihre sportlichen Vorführungen, die aus einem von 16 Mitgliedern ausgesührlen Begrüßungsfahren, cinem Achtcr-Niederrad-Lchul- und einem ebensolchen Kunitreigest be- standen. Diese waren aus schön kombinierten Uebungey zu- sammengestellt und wurden von den Vereinsmitgliedern «mit großer Ruhe und Sicherheit gefahren. Im ersten Teile des Programms sang -Herr' Konzertlänger Geiling die Arie aus dem ^Troubadour", >m zweiten Teil trat mit Vokalvorträgen ein von Mitgliedern gebildetes komisches Quartett aus. Ein von zwei Mannschaften ausgesührtes Radballspiel erregte das be- sondere Interesse der Festgäste: es dauerte 16 Minuten bei 8 Minuten Seitenwechsel. Sieger wurde die zweite Mannsckmsi mit 6 : 5 Punkten. Um seine Mitglieder sportlich immer weiter anszubilden, hat der Verein während des vergangenen Sommers verschiedene Veranstaltungen getroffen: an dem Sonn tags-Tourenfahren beteiligten sich 45 Mitglieder, insbesondere wurden an den 32 Uebüngstagen 21623 Kilometer gefahren, darunter befindet sich kein Teilnehmer, der hinter IOOO Kilo meter zurückgeblieben wäre, Tie Anwartschaft auf den vom Mitglied Marquis de Frettes gestifteten Wanderpreis (eine wert volle Bronzegruppe „Rossebändiger") zur 100 - Kilometer- Meisterschaft erwarb sich Herr Hugo Richter. Im ganzen ge- langten 21, zum Teil recht wertvolle Preise an die Sieger in den verschiedensten Abteilungen zur Verteilung, Herr Reigen- Fahrwart Wachsmnt wurde durch Ueberreichung eines gratzen Lorbecrkranzes geehrt. Den Prämiicrungsakt schloß der Vor sitzende Herr Schnitze mit einem dreifachen „All Heil" aus den Deutschen Radsahrerbund. Den Schluß des Festes bildete ein Ball. — Bel der nächsten NachniittagSjusammenkunst der Frauen- Ortsgruppe deS Allgemeinen deutschen Schul de r e» n 8 zur Erhaltung des Deutschtums Im AuSIande. Don nerstag, den 1. De,ember. 4 bis 6 Udr, im Hotel „Bier Jahres zeiten" hält Herr Pastor emer. H. I. Scheinst« den Vortrag über „Deutsche und Engländer, zw« feindliche Vettern". —* Ihre Mcncstät die Königin-Witwe besuchte das kunstgewerbliche Magazin deS Hoflieferanten Georg Hcrrman», Seestraße. —* Erz ber^ogFranzFerdinandvonOe st er reich und Gemahlin besuchten gestern das Uhrengeschäft des Königs. Hoflieseranten Paul Thimig, Prager Straße Nr. 6, und machten dort Einkäufe. —* Einen plötzlichen Tod erlitt am Sonnabend abend der 37 Jahre alte Wirt des „Stodt w alds chl ö ßche ns", hier. Herr Maser, in folge Herzschlags. —* lieber die Leipziger Bahnhofsumbaute u hielt gestern abend im G c w e r b e v e r e i n der Vorstand des Ingenieur-Bureaus sür die genannten Bauten, Herr Könial. Banrat Toller, einen hochinteressanten, durch zahlreiche große Pläne veranschaulichten Vortrag. Das Vorhandensein von sechs getrennten Bahnhöfen (dem bayrischen. Dresdner, Magdeburger, Thüringer, Berliner und Eilenbnrger Bahnhöfe) in Leipzig hat infolge der Erschwernisse beim Durchgangsverkehr schon seit den 70er Jahren den lebhaften Wunsch nach einer zentralen Bahnhvfs- anlage wachgerufen Ein von der sächsischen Regierung schon damals ousgearbestetcr Plan zu einem Hauptpersonenbahnhose, dessen Kosten aus 171-5 Millionen Mark berechnet worden waren, scheiterte an dem Widerstande der vier Privat-Eisenbahngescll- schaften, denen bis zum Jahre 1886 die von Preußen her in Leipzig einmündendcn Linien gehörten. Di« nach der Verstaat- lichung dieser Bahnlinien alsbald wieder onfgcnoinmenen Erör- tcrungen und Verhandlungen führten im Jahre 1899 zu der prin zipiellen Einigung der beiden beteiligten Staaten (Sachsen und Preußen), daß eine den gesamten Personenverkehr vereinigende Hanptbahnhossanlage nach dem Kopsstationssystem und nicht allzu fern vom Stadtkern ans gemeinschastliche Kosten geschossen werde« solle. In den Jahren 1898 bi» 1902 ist die Planung in den Grundzuaen so wen sestgeslellt worden, daß nunmehr bereit» seit zwei Jahren an gewissen vorbereitenden Baulichkeiten sAnlage neuer Verbindungsgleis^ Erweitenina mehrerer Vorortbakmhöfe usw.) gearbeitet wird. Die den DurchschntttSreisenden besonders interessierende Ausführung des Personenhanptbahnhofe» wird allerdings noch einige Jahre au- sich warten lasten; vor 1908 wird nicht mit dem Bau. dieser Dauvtanlaae besonnen werden.
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