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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031212022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903121202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903121202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-12
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
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Die I wattige Grund- »eile ica. s Silben» « Ply., An- klindigungen aus der Privatleite Zeile rs Ps, : die glvalttae Zelle als .Sm- aelandt" oder aut lertleite so Psg. In Nummern nach Sonn- und Leier- tagen I- bez rivaltige Grund,eilen 30. 40 be«, so und so Big. nach be sonderem Toris. Auswärtige Auf träge nur gegen Vorausbezahlung. Belegbtätter werden mll lo Llg. berechne». Sernlvrechanschlut: tll«t t Nr. U und Str.«»»«. ^^ill Iklllöl' I.kÜksWAI'LII. LödfLW- linli ^pr»rtv Xvulieilvu. kvkvvilrvr voekbier ir,«,»liei'Mi'WM !§ l>I Ilt 1 IM »keim kiMlllmt! Nr. 313. L »ikSkl . Neueste Trnhlbenckstr. Hoiiiachiickjlkii, Laudesblnnpvelsichciiiiigsanstali. Bettiksvbstbanvereiii, Gerichts- I . vkihaiidliiiigen. .Der suvzigsie Gebnitsiag. Liederabend Therese Behr. Hector BkUivz. SuilNlilicilV, lÄ. Dezember UW3. Neueste Dralltmeldungen vom 11. Dezember Berlin. lPriv.-Tcl.) Im Scniorenkonvcnt des Reichstags wurde heute über die Vertretung der Fraktionen in den Kommissionen verhandelt, nachdem anerkannt worden war. daß der neuen Gruppe der „Wirtschaftlichen Vereinigung", die vom Präsidenten Grafen Ballestrem als Fraktion nicht anerkannt worden ist, eine Vertretung in den Ausschüssen gemäß der Kopf zahl ihrer Mitglieder zu gewähren sei. Auf Vorschlag des Abg. Dr. Spahn lZentr.) soll der Vorsitz >n d-r Geschäflsordnungs- kommission, den in der vorigen Tagung Abg. Singer sSoz.j hatte, den Nationalliberalen eingeräumt werden. Für die Petitions- kommijsion soll das Zentrum, für die Budgetkommission sollen die Konservativen, für die Wahlpriisungskoiiiiinssion das Zentrum den Vorsitzenden stellen. Den Vorsitz in der Rechnuilgskomimssion, schlug Abg. Dr. Spahn vor, den Sozialdemokraten zu gewähren Abg. Singer lehnte das mit dem Hmwe le darauf ab, daß die Sozialdemokraten früher den Vorsitz in der Geschäftsorvminps- kommission gehabt hätten. Auf Antrag Spahn wurde darauf be schlossen, der Freisinnigen Volkspartei den Vorsitz in der Rech nungskommission zu «eben, für den Fvll. daß diese ablchnt, de» Rationalliberalcn. Berlin. Das Schulschiff des Deutschen Schulschiff- Vereins „GroßherzoginElisabc ih" ist gestern wohlbehalten in St. Thomas angekommen und wird am 15. d. M. nach Kingston weiter segeln. Elbing. In Preußisch»Holland wütete heute Nacht ein großer Bran d. Der „Elbinger Ztg." zufolge sind drei Häuser völlig und einS zum Teil niedergcbraiinl. Durch Flugfeuer wur den die Daebstühle zweier weiterer Häuser vernichtet. Die Feuer wehr aus Elbing war mit einer Dampfspritzc auf der Brandstelle tätig. Wien. Das „Fremdenblatt" veröffentlicht Unterredungen ieines Sofioter Korrespondenten mit dem Ministerpräsidenten Pctrow, dem Kriegsminisler und Tr. Tatortschew, e.nem der Führer der makedonischen Bewegun a. Petrow erklärte, Milgarcns Interessen beständen darin, daß Makedonien unge teilt und unabhängig erhalten ble'be. Bulgarien perhorresziere jeden LonduwpK und sede Gebietserweiterung in Makedonien. I» der RefrEAWe «vermißt Petrow die Amnestie. Er glaube, wlls infolge der Reformen keine Besserung eintrete, werde die Volksbewegung im Frühjahre wieder aufflackern. Ter Korre- somdent süat hinzu, Bulgarien beauftragte seine diplomatischen Agenten, mit allen Mitteln für dis Amnestie einzutrctcn, deren issewährmig nahe bevorstehen soll. Der Kriegsminisler betonte die friedlichen Absichten Bulgariens. Bulgarien habe keinen Alaun über den Friedensstand unter den Fahnen, während die Türkei ihre Grenzlruppen nicht verringere. Tatortschew bezeichnet die Bewegung in Makedonien als einen Kulturkampf. Die Souver änität des Sultans solle weder erschüttert, noch ein Anschluß an Bulgarien slattfinden. Tatortschew stellte , schließlich das Biederlosschlagen im Frühjahr bestimmt in Aussicht, wenn nicht inzwischen ein änderndes Faktum eintretc. Budapest. Ter Finanzminisier hat im Abgeordnetenhause eine Vorlage betr. das Budget Provisorium für die ersten vier Monate nächsten Jahres eincebracht. Paris. Die parlamentarische Untersuchungskommission in der Hum bert-Angelegenheit prüfte die im Kriegsmini- sleriuin aufbewahrten Akten in der Angelegenheit Bruaniöre. Hier- bei wurde festgestcllt, daß ein Schriftstück, in der die Begnadigung des desertierten Brugniöre befürwortet wird, die Untersihrist des Generals Boulanger getragen hat, daß diese jedoch wegradicrt ist. Madrid. Infolge des gerichtlichen Zeus cnvcrhörs über den Jagdunfall in Casa de Eampo ist ein Haftbefehl gegen den des Mordes an dem Hirten verdächtigen Waldhegcr erlassen worden. Petersburg. Die Kaiserin-Mutter, die Protek- lorin der Ausstellung „Die Kinderwelt",.besuchte diese gestern nach mittag und wurde von den Vertretern der an der Ausstellung beteiligten Staaten empfangen. Zunächst wurde die französische Abteilung besichtigt und nach derselben die deutsche. In letzterer überreichte die Vertreterin des Pestalozzi-Fröbel-Vereins der Kaiserin-Mutter ein Bukett, das die Prolektorin huldvoll entgegen- een des Vereins Ausdruck gab. Beim Verlassen der deutschen Abteilung bezeichnet«! die Kaiserin-Master diese als die reichhaltigste der ganzen Ausstellung. Petersburg. In der hiesigen Studentenschaft wurden in letzter Zeit Flugblätter verbreitet, die zum Kampfe für durchgreifende sozialpolitische Reformen und zum Protest gepen die Lekrobrigkc k auffordern. In einer jüngst abgehaltenen, sehr stürmischen Studenten-Versammlung wurde der Suoinspektor ge zwungen, die Versammlung zu verlassen. Kiew. Am 9. d. M. fanden einige Studenten-Ver- sammlungen statt, wo die jüngeren Studenten beschlossen, in Obstruktion zu treten. Vom zweiten Kursus der snriftischen Fakultät beschlossen 168 Studenten, den Rücktritt des Rektors zn fordern. E ne in revolutionärem Geiste verfaßte Proklamation beruft für den 11. d. M. eine allgemeine Studenten-Versammlung ein. Ans der Polytechnischen Hochschule ist die Studentenschaft gleichfalls in zwei sich befehdende Lager gespalten. Hier be schlossen 400 Studenten, morgen mit der Obstruktion zu be ginnen. Von den am 3. d. M. verhafteten Studenten wurden 43 mit Arrest von 3 Monaten bis zu 1 Jahr bestraft. St. Louis. Im Beisein des deutschen Konsuls Dr. Rieloff, des Vizekonsuls v. Reden, der amerikanischen Ausstelluiias- behörden, der fremden Ausstellungskommissare, von Vertreten, der Presse und zahlreichen hervorragenden Bürgern von St. Louis wurde heute das Richtfest des deutschen Hauses begangen Oertliches und Sächsisches. Dresden. 11. Dezember. —* Se. Majestät der König, Ihre Königs. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prin zessin Mathilde wohnten gestern abend der znm Veilen des Bincentins-Bcreins im R es ide n; t h e a t er stattsinbenden Aus führung der drrinktigen Operette „Der Zigeunerbarou" von Johann Stioutz bei. Die hohen Herrschaften wurden im Vestibüle des Theaters von Herrn Direktor Witt und dem Vorsitzenden des V'ncenti»»-Pereins. Generalleutnant v. Niesewand, Exzellenz, ehrfurchtsvoll begrüßt und zn der festlich dekmierlen Prvicenium- loge im ersten Range geleitet. Beim Erscheinen der höchsten Herrschaften erhob sich das Publikum von den Plätzen. Mlt großer Anteiliiabme folgte König Georg, der sich zwischen Prinz und Prinzessin Jvbmin Georg niedergelassen hatte, dem ungemein tempernmeutbollen Verlaus der Vorstellung bis zum Schlüsse. Das Haus war ansverkauft und ließ es nicht an rcichcm Beifall für die einzelnen Daisteller feblen. Beim Ver lassen des Hauses sprach Se. Majestät Herrn Direktor Witt in elueiiden Worten die siendige Aneitenmmg über das glänzende Geistige» der Aussübiung ans, und gab auch jclner Frende über das ausverkanstr Ha»S lebhaften Ausdruck. —* Se. Majestät der König empsing heute vormittag von IOV2 Uhr ab die Herren Staatsminister und den König!. Kabinetts sekretär zu Vorträgen. Mittags 12 Uhr erteilte er an nach stehende Herren Audienzen: Landsorslmcister Winter, Geh. Forst- rat Francke-Dresden, Amtshauptmann Dr. Mehnert-Dippoldis- »valde. Medizinalrat Dr. Drcschke-Freiberg. Landrichter Dressier- Leipzig, die Oberlehrer Professoren Dr. Arraß-Bautzen, Dr. Jlbcrg, Kahms, Kirmsse, Dr. Opitz. Dr. Schubert, Preuß- Leipzig, Dr. Langer, Müller-Zwukau, Voland, Dr. Stange- Dresden. Dr. Schulze und Zimmermami-Frcibcrg, Bürgermeister Olzscl)c>-Pausa, Direktor des Hotels Bellevue Ronnefeld-Drcsden, sowie Hauvtmann z D Freiherrn v. Hausen-Loschimtz. — Heute abend wird der König mit der Prinzessin Mathilde den ersten Aiifführungsabend des Tonkünstler-Vereins im Saale des Gcwerbehauses besuchen. —* Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde besuchte die Wcihnachtsausstellling des König!. Hoflieferanten Friedrich Pachtmann in der Schlußstriche und machte dort Bestellungen und Einkäufe. —* Jhie König!. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg besuchten gestern das Svezialgclcbäst für seine Stablwaren von C- Robert Kunde, König!. Holl.. Wallstraße 1. vorgestern zum Besuche der Königlichen Porzcllan-Maiuisaktnr in Meißen weiften, haben auch den Dom besucht und die im Gange befindlichen Arbeiten i» Augenschein genommen. —* Die Gültigkeit der Wahl des einzigen nationalen Neichs- lngsal'geord»e>en Sachsens. deS Herrn Heinrich Gräfe, im 3. sächsischen Wahlkreise Baußen-Kamenz ist, wie setzt bestätigt wird, von der Sozialdemokratie tatsächlich an ge fochten worden. —* Die Frist, innerhalb welcher die Z w a n z i g v s e n » i g - stücke aus Nickel bei den Reichs- und Lnndeskassen noch in Zahlung oder zur Umwcchslung anznirehnien sind, endigt mit dem 3l. Dezember 1903. —* Aus dem Bericht über die Verwaltung der Landcs- Brandversichcrungs-Anstalt erhellt, daß eine sehr er- hebliche Erhöhung, und zwar um rund 14 Prozent gegen die Vorpcriode, die Brand, und Blitzschlagfälle zu verzeichnen haben. Dieselben stiegen von 6424 aus 7320. Die Vorperiode weist nur 4222 Fälle auf, die eine Vergütung erforderten, so daß in den Jahren 1901/02 711 — 16,84 Prozent mehr zu ent schädigen waren. So sehr die fortdauernde Steigerung der Zahl der Brände zu beklagen ist, so erfreulich ist die Tatsache, daß die Zahl der Fälle, in denen vorsätzliche Brandstiftung er wiesen, beziehentlich aller Wahrscheinlichkeit nach anzunehmen ist, verhältnismäßig geringer wird. Werden von der Gesamtzahl der Brände und Schadensälle sowohl die zündenden als die kalten Blitzschläge ausgeschlossen, so ergibt sich, daß die böswilligen Brandstiftungen in der Vorperiooe 1899/1900 28,94, in den B» richtsjahren 1901/02 aber nur 26,73 Prozent betragen haben. Dagegen haben sich die fahrlässigen Brandstiftungen von 37,13 auf 39,93 Prozent erhöht. Diese Erhöhung fällt in dessen in Ansehung der Vergütunassumme nicht so sehr ins Ge wicht, da die Mehrzahl solcher Brände nur geringe Entschädi- aungsbcträge erfordert. Unter Einrechnung der Blitzschläge ent fallen in den Berichtsjahren 1901/02 ans die vorsätzlichen Brand stiftungen 22,50 und aus die fahrlässigen dergleichen immerhin noch 33,61 Prozent der gesamten zu entschädigen gewesenen 4933 Schadensälle. Die Anzahl der durch Kinder verursachten Brände bat wiederum eine Steigerung erfahren; sie betrug in der Vorperiode 338 und ist in den Jahren 1901/02 auf «6 ge stiegen. Die Zunahme beträgt daher 48 — 14 Prozent. Dos Verhältnis zur Gesamtzahl der Brände gestaltet sich jedoch insofern günstiger, als in der Vorperiode auf je 100 Schadensälle rund S, gegenwärtig aber nur noch 7,82 kommen. Die Zunahme der Kinderfälle überhaupt läßt es erklärlich erscheinen, daß auch die Brände, die erwiesenermaßen oder allem Vermuten nach durch Spielen oder fahrlässiges Gebaren mit Streichhölzchen von Kindern hcrbeigeführt worden sind, sich vermehrt haben. Es sind dergleichen m der Vorpcriode 235, in den Berichtsjahren 1901/02 aber 263, daher 28 — 12 Prozent mehr zu verzeichnen. Die Zahl der Fälle, in denen Erwachsene durch fahrlässiges Ge baren mit Streichhölzchen Brände verursacht haben, ist auf 231 gestiegen. In 96 Fällen besteht ein Zweifel darüber, daß die Brände auf die angedeutete Art entstanden sind, nicht, während in 135 Fällen nur die Vermutung besteht, daß die Entstehung dieser Brände auf Unachtsamkeit bei dein Gebrauche mit Streich hölzchen znrückzusübren ist. Für die durch die 231 Brände ver ursachten Gebäudcjchäden mußten 113544 Mk. bewilligt werde». Tic Zahl der Blitzschläge hat gegen die Vorperiode eine Er. Höhung von 52 erfahren; sic beträgt 781. Das Jahr 1901 weist 493, das Jahr 1902 dagegen nur 288 dergleichen Schadensälle nach. Blitzschläge mit zündender Wirkung haben sich wiederum weniger ereignet. Deren Anzahl ist von 164 — 22,50 auf 159 — 20,35 Prozent gesunken. Von den 781 Gebäuden, in die der Blitz cinschlng. waren 134 teils mit vorschriftsmäßiger, teils mit ungenügender Blitzableitnno versehen. Ter Blitz entzündete 6 mit Blitzableirung bewaffnete Gebäude, und es betrugen die Schäden 32280 Mk. Dagegen erforderten die Schäden, welche die 123 kalten Schläge verursacht haben, eine Entschädigung von 19 459 Mark. — Der Dresdner Bczirksob st bauverein hielt am 7. d. Mts. in den „Drei Raben" unter Vorsitz des Herrn Pros. Dr. Hantel seine letzte diesjährige Bezirks Versammlung ab, welche bei der Wichtigkeit der Tagesordnung sehr gut be sucht war. Ans den zahlreichen Eingängen ist hcrvorzuhebcn eine Kunst und Wissenschaft. h* KSnial. Hofschauspiel. Znm ersten Male: „Der sieb zigsie Geourtstag", Lustspiel in 4 Akten von Heinrich Lee. — Die Sache ließ sich zuerst ganz nett an. ja bis zur Mitte des zweiten Aufzuges versprach sie sogar recht amüsant zu werden. Ein „stiller Dichter", Carl Hosmann, der in Ehren und Entsagung grau geworden ist, ohne es in seinem Leben zu einem irgendwie nennenswerten äußeren Erfolge gebracht zu haben, wird über Nacht berühmt: Ein übereifriger Verehrer und ein rcklamesüchtiger Verleger zerren den bislang in den weitesten ßwe.sen unbekannten „populären Erzähler" aus dem Daminerschein seiner bescheidenen Redaktionsstellung an das lärmende Licht der Lcssentlichkeit. Es wird ein großer Festrummel inszeniert mit Earl Hosmann als Opferstier und all dem ausdringlichen Jnbiläumstomtam, der jedem künstlerisch feinfühligen Menschen b«s in den Tod verhaßt sein muß. Doch kaum ist der von der ..ganzen deutschen Leserschaft mit innigster Teilnahme begangene Ehrentag" vorüber, so sinkt das Gran des Alltags wieder über das Dasein des „stillen Dichters", der schließlich noch froh sein muß, un Hause seines kreuzbraven und reichen Schwiegersohnes einen warmen Unterschlupf zu finden. In der Hand eines echten Dichters hätte sich aus dem Stoss eine wundervolle Satire formen lassen, etwa in der Art von Wassermanns „Hockenjos" oder Robert Mischs „Nachruhm". Tausend Stützen gegen Go«t und alle Welt lieg die dramatische Verwertung des Anekdotischen der Komödie zu. die gegen sichluh hin — da, wo der Dichter wieder in se«ne frühere llnbekannthest zurücksinkt —, sogar eine Wand lung inS Tragische vertragen hätte. Statt dessen begnügt sich Heinrich Lee, dessen „Schlagbaum" uns in lustiger Erinnerung sieht, recht simpel damit, das Publikum aus billige Weise durch allerhand Nebensächlichkeiten zu amüsieren, dem eigentlich Künst lerischen in der Fabel geradezu aus dem Wege zn gehen und mit oilliaen Schwankmitteln auf die Lachinnskeln zu wirken. Der Lchuß Biedermeicrei. der dem Ganzen beigegeücn ist, kommt zu wenig als „Stil" zur Geltung, da der Antor nach dem dritten Akte zu den Fleischtöpfen des allein selig machenden Familien- schausvielS zuriickkebrt und sich gegen Schluß hin nur noch in auszesahrenen Gleisen bewegt. Ab und zn fällt noch ein Witz gcs Wort, eine treffende Wendung, und an mancher guten Beobachtung kann man selbst im dritten oder vierten Akte noch seine Freude habe». Aber, aber — d>e fürchterlichen Längen und Breiten! Der Verfasser hat geradezu eine Manie, alles zwei oder drei Mal seine Personen sagen zu lassen, und die kürzeste Szene in die Länge zu ziehen, wodurch er sich selbst um seine oestcn Wirkungen und Pointen bringt. So ging der Abend, der ganz munter ein- setzte, eigentlich recht unbefriedigt aus. wenn auch äußerlich ein sehr lebhafter Heitcrkeitsersolg zu stände kam. der sich in reichem Applaus an den Aktschlüssen und auch bei offener Szene wiederholt dokumentierte. Freilich, zn danken hatte die mehr als freund liche Aufnahme der Novität Heinrich Lee in der Hauptsache der Darstell,mg, namentlich Herrn Müller, der mit der ganzen Köstlichkeit seines Talents für verblüffend treffsichere Chargie rung eine allerdings ungemein dankbare Episovcnsigur — den Verlagsbnchhändlcr Rummler — in den Vordergrund des Inter esses während dos ganzen Abends stellte. Auch sonst nahm sich die Darstellung unter Herrn Oberregissenr Erd man ns Spielleitung mit Sorgfalt und Liebe des VicraktcrS an, der hoffentlich bei W ederholungen energisch gekürzt wird. Neben Herrn Müller machten sich die Herren Neumann iVater Hos mann), Bauer (Geheimrat Klinkmüller) und Gebühr sHelm- holz), die Damen Bleibtreu, die als Mutter Hofmann doch wohl zu sehr „Hausdrache" war, und Gasnv — ganz reizend als Hede! — in größeren Rollen noch besonders verdient um den Erfolg des Abends, der leider recht wenig Zeugen im Nclistädter Hanse sab. Das ist ebenso sehr zu bedauern, w e das im Königl. Hofschauspiel neuerdings epidemisch werdende Zuspälkoinmen einiger Preniiörenbesiicher energischer Rüge bedarf Frl. Therese Vehr gab gestern einen gut besuchte» Lieder-Abcnd im M»senhn»sc, unter gleich günstiger Auf nahme. wie sie Frl. Behr schon oft in Dresden gefunden. Aus ihrem Programm interessierten diesmal am meisten die Braut- steder von Cornelius, ein ZhkluS von sechs Gesängen, der, ähnlich, wie Schumanns „Fralienlicbe und Leben", das Glück junger Liebe und Weiblichkeit zum Vorwürfe hat. Tie Lieder sind poetisch schön und echt empfunden, edel in Wort und Ton, leider nur etwas zu empfindlich sentimental und süß, zu monoton im Ausdruck, um in ihrem ganzen^U»,lange gleich lebhaft fesseln zu können. Irl. Behr sang die Stücke vartrcsslich. künstlerisch sein und geschmackvoll abgetönt, mit allen Vorzügen ihres ojt gerühm ten Vortraastalents. Außerdem hatte Frl. Behr Lieder von Schubert, Brahms und Wolf auf dem Programm. Auch diese Borlräac gelangen ihr meist zur vollen Zusriedenheit der Hörer und bestätigten ihre hervorragende Befähigung zur Lieder- säiigcrin. Diesmal schienen Irl. Vehrs Mittel allerdings etwas ermüdet und weniger clait sch, wie früher, und stärker als sonst trat der scharfe Gegensatz zwischen dem tiefe» Register gegen das mittlere und hohe hervor, ein Kontrast, der, namentlich in der von Irl. Behr fast ausnahmslos beliebten Anwendung des Ofscnsingciis im tiefe» Register und des zu oft gebrauchten Piaiiilsimo in der hohen Lage, das Organ deutlich in zwei Stimmenaitcn sckcidct. An, deutlichsten lieh sich das in Schuberts „Aufenthalt" beobachten. Nichtsdestoweniger war der Erfolg groß und allgemein. IO 8t. f Einem alten Brauche folgend, veranstaltete vorgestern abend dcrMänncraesangvcrcin zu Dresden-Plauen im „Wcstcndschlößchcn" ein Konzert, dessen Ertrag zum Besten einer Ctzr>stbcscheruiig armer Kinder der Vorstadt Planen bestimmt war. Die Wohltätigkcitsvcranstaltung wies einen recht guten Besuch auf. Zwei sliiiimnngsvollc Männerchöre von Schmölzer und Sturm leiteten das Konzert ein. In seinem weiteren Ver laufe börtc man noch eine Reihe Volks- und volkstümlicher Lieder, tüe unter der musikalisch-feinfühligen Leitung des Herrn Lehrers Walter Rößler sicher und frisch znm Vortrage gelangten; be sonders die «den Schluß bildenden „Das Erkennen ' von Loewe. .Dorf i's Dirndl liab'n?" von Zehnaraf, und „Tanzliedchen" von Nagler. Die schon wiederholt in den Veranstaltungen des konzert- gebenden Vereins ausgetretene Sängerin. Frl. Marie Albcrti, sang, von Herrn Hofkantor Knöbcl bestens begleitet, unter leb hafter Anerkennung Lieder am Klavier. Herr Paul Mürbe rezitierte mehrere Gedichte ernsten und hilmoristischen Inhalts und erzielte damit reichen Beifall, der ihn zu einigen Zugaben vcranlaßte. Hcctor BerUoz. Zur Wiederkehr ieines 100. Geburtstages. Ein großer, ei» iehr großer Künstler, vielleicht größer noch als Künstler de»» als Musiker. Ein außergewöhnliches Genie, in drjsen Brust zwei leider lehr »naleiche Seelen wohnten. Ganz im
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