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- - die L«ae»vereldlr«na in der BoruntersuLung ein schwere, gebier war. durch den dem Staate und den Geschwo renen unnütze Soften erwuchsen. Der Verteidiger führt dann aus. daß man dem Gutachten Professor Dichtens keinen Wert beilegen könne, worauf aus seinen Wunsch eine kleine Pause etntritt. — Die letzte Sch n e l l fahrt Martentelde—Zossen, welche die Studiengesellschaft in diesem Jahre veranstaltete, fand Sonn abend vormittag statt. Das Interesse des Publikums war infolge dessen ein ganz außerordentliche«. In Dablwitz schützte man die Zahl der Besucher auf über 3000. ES war dabei nicht leicht, nach dem sonst so stillen und verlassenen Dorschen zu gelangen. Auf dem Potsdamer Ringbahndoke in Berlin spielten sich von 7>/, Ubr morgens an den beiden. Schaltern, die für den gewöhnlichen Ver- kehr völlig genügen, lärmende Szenen ab, wie sie der Berliner Sladtbahn-Fahmast nur an den schönsten Somwersonnragen ge nießen dark Die beiden Kartenverkäuserinnrn vermochten bei größter Anstrengung nicht entfemt dle dargerrichten Silber- und Nickelmünzen zu bergen, und die drängende Meng« schwoll im Eingänge vrS Ringbahnbose« Immer mehr an. Man stürmte die Zelm- und Zwanztg-Viening-Automaten. die sehr bald trotz alles SchüticinS und Stoßens streikten, und schließlich rannte das GroS der Billettlosen aus den Balinsteig, wo die Kontrollschastner macht los blieben. In einem Wagen für Tragelasten fanden gegen M Dame» und Herren, darunter viele Offiziere, in fürchterlicher Enge wirksam Platz — und in de» anderen Abteilen laßen und standen die Fahrgäste wie aufeinandergeschüttete Heringe. Die Eisenbahnverwaltung batte an dem naßkalten, unfreundlichen Tage am wenigsten einen solchen Massenandrang erwartet. In Dahlwitz überflutete der Menschenstrom den Bahnkörper und die nach Zossen jükrenden Wege. Um 9'/» Ubr sanste der Stemensche Schnell- wagen mit unheimlicher Geschwindigkeit vorüber, bald daraus folgte der Wagen der A. E.-Gelelllchast. Aus dem Rückwege hielten beide in Dablwitz, und das Publikum batte reichlich Ge legenheit, die beide» elektrtlcken .Ungeheuer" mit de» mächtigen Greller» in nächster Nähe zu beschauen. Bei dem zeitweilig ein- setzenden Rege» bot ein am Bahnsteig stehender aller Güieiwageir als„Damenialon" schützende Unterkunft, denn die engen Räume der Haltestelle waren von den nirgends fehlenden Ansichtspostkarten- obiendern dicht belagert. Außer de» Karten, die das Bild der dabinraienden Schnellwagen tragen, waren Grog und Kognak die am meisten begehrten Dinge, doch waren iämtliche Vorräte im Nu vergriffen. Für die Rückfahrt hatte die Eisenbahnverwaltung zwei Ricfeiizüge mit ,e zwei Maschinen gestellt. ** Frau Pinnow, die Witwe des langjährigen ehemaligen Kammerdieners deS Fürsten Bismarck, hat ». n. folgendes Beileids schreiben aus dem Kabinett der Kaiserin erhalten: .Neues Palais, 20. November 1903. Jbre Mniestät die Kaüerin hat mich beauf tragt, Ihnen Allerhöchstibre Teilnahme auszusprechen über den Tod Ihres Mannes und gleichzeitig den Kindern, die mit Ihnen in io tiele Trauer versetzt sind. Gott schenke Ihnen allen leinen Trost und die lebendige Hoffnung auk die ewige Eclö'ung. Im Allerhöchsten Aufträge (gez.l Gräfin Brockdorff." — Pinnow hat 20 Jahre im Dienste des ersten Reichskanzlers gestanden. Eine grundehrliche Natur, war er seinem Herrn und Meister mit rüh render Treue ergeben. Man ist nicht der Kammerdiener eines großen Mannes, ohne daß allerhand Versuchungen an den Inhaber die>er Stellung von außen heraiirreten. Pinnow bat. wie er mit Stolz erzählte, alle derartigen Anerbietungen zurück- aewieien. Auch nach dem Tode des Fürsten ist er der schweig same, nie aus der Schule plaudernde Diener seines verehrten Fürsten geblieben. Er hat mit ungewöhnlicher Intelligenz vieles beobachtet, viel erfahren, aber niemals einen unlauteren Gebrauch hiervon gemacht. Sein schwerster Dienst im Hause des Kanzlers begann, als bei dmern die Anzeichen des hohe» Greffenalters be merkbar wurden. Der Fürst war an Pinnow gewöhnt und ließ sich nur von ihm bedienen. Da hieß cs Tag und Nacht aus dem Posten sein und ikdem Ruf der Klingel auf der Stelle entsprechen. Für Pinnow war dies alles nicht Dienst-, sondern Gewissensiache. Als sich die Tage des Einsiedlers von Friedrichsruh zur Rüste neigten, kam der Getreue wochenlang aus seinem Zimmerchen nicht an die irische Lust. „Ich darf nicht, Durchlaucht kann rufen!" . . . Kein Geringerer als der Kaffer hat diese Ovferfreudiakeit des treuen Dieners rühmend anerkannt. Alle die vielen Fürstlichkeiten, die im Lause der Jahre noch Frirdrichsrub kamen, verfehlten nicht, bei ihrem Abschied sich an Pinnow zu wende»: .Sie pflegen den Fürsten doch auch weiter recht aut. nicht wahr?!" — Oft wurde der jetzt Heimgegangene von Persönlichkeiten, die dem Fürsten nabegestanven, zu diplomatischen Missionen benutzt. AtS der Fürst, der unter einer Magenverstimmung litt, bei Tische eine halbe Fla'che Chamvagncr verlangte, mußte Pinnow antworten: „Es sind keine Kalben Flaschen da!" Der Fürst warf ihm einen schaffen Blick zu und befahl: „Dann sofort eine ganze Flasche. Pinnow!" Bismarck leerte den» auch die ganze Flasche mit großem Behagen. Pinnow hat niemals ein böses Wort von dem ,Mlen gekört. Eines Tages batte er das Mißgeschick, seinen Herrn sehr herzhaft auf die Füße zu treten. Der Kanzler stieß einen Sibmerzensrus aus, beruhigte aber bald den Erschrockenen mit de» Worten: .Ein anderer Europäer, lieber Pinnow, hätte mir nicht auf die Hühnerauge» treten dürfen I" . . . Der Fürst, der bis in die letzten Lebenslage hinein ständig seine lange Pfeife ranchie, hatte in Pinnow den verständnisvollsten Pseifenstopfer gesunden In, letzten Drittel deS Juli 18!« wurde Fürst Bismarck ganz apathisch und wollte nicht mehr rauchen. Pinnow war tief betrübt. .DaS ist das Ende!" sagte er. Zwei Tage später ver langte der Fürst plötzlich nach seiner Pfeife. Der treue Menich wurde vor Freuden rot und schrie: .Der Fülst raucht wieder! Da soll gleich ver Deubel dreinschlagen!" Als dies dem Schwcr- stanken erzählt winde, lachte er herzlich. .Ja. der Ptnnow, der kennt mich!" Einen Tag später hauchte Bismarck seine große Seele aus. Nun ist ihm auch sein Getreuer gefolgt. * Die Odyssee eines Deserteurs wurde in einer Verhandlung nuigcrollt. die vor dem Kriegsgericht der 1. Garde- Jiiiantclir-Tivision in Berlin stattfand. Der 39 Jahre alte Berg mann Johannes Schmitz hatte sich im August des Jahres 1900 als Freiwilliger für den Chinakrieg gemeldet und war in das Ost- asiatvche Pionier-Bataillon eingestellt worden. Am 31. Oktober dcSwIbcn JahreS lies daS Schiff, auf dem er sich mit anderen be fand, Antwerpen an. Die Mannschaften erhielten die Erlaubnis, in geschloffenem Trupp ipazieren zu gehen und sich die Stadt an- zu!ehen. Schmitz verlor bei einem Einkauf seine Kameraden aus dcm Gesichr, kneipte dann lange mir einem Mädchen und ließ sich zuletzt in einer anderen Schänke, die er im Raulch auisuchte, von einem Agenten bereden, zu desertieren und als Bergmann nach Frankreich zu gehen. Wenige Tage später befand sich Schmitz nus einem Tamvser, der ihn nach Algier brachte. Dort arbeitete er in einem Bergwerk 17 Monate, bis er krank und fast ohne Mittel entlassen ward. Er lag lange krank in Algier, kehrte dann nach Frankreich zurück und arbeitete dort wieder in einem Bergwerk. Nun lernte er ein lungeS Mädchen kennen, das er zu heiraten be schloß. aber vorder wollte er kein Vergehen wieder gut machen und dann erst benoten. So stellte er sich Im September der deut schen Militärbehörde und stand nun vor seinen Richtern. Mit Rücksicht aus die tiefe Reue des Fahnenflüchtigen und weil er sich iclbsl gestellt batte, verurteilte das Kriegsgericht den Angeklagten wegen Fahnenflucht im Felde zu der niedrigsten Strafe von 5 Jahren Gefängnis und Verletzung in die zweite Klasse des SoldaienstandeS. Acht Wochen Untersuchungshaft wurden in An rechnung gebracht. » Ein gutes Versteck. Der 89jährige Kunstschlosser Adolf Schallbammer in Berlin wurde wegen Betruges. Urkunden- sällchiing und Körperverletzung seit drei Jahren von der Kriminal- oolizei gesucht Diele ermittelte endlich, daß der Gesuchte öiter bei seinen Angehörigen in der Freienwalderstraße 30 verkehrte. Wenn sie das HauS ober absuchten, fanden sie ihn niemals, sodaß er aui einem geheimnisvollen Wege wieder entkommen sein mußte, ilm ihm auch diesen abzuichneiden. besetzten sie schließlich eines Tages nicht nur die Türen und Treppen, sondern auch das Dach. Dennoch war Schallbammer wieder verschwunden. Soviel man! auch suchte, die Wände und den Fußboden beider Stuben und der Küche avklovste und alle Behältnisse durchforichte, er war nicht zu sindeu. Zuletzt sah der Kriminalkommissar, daß die vinterwand der Speisekammer einen etwas helleren Anstrich hatte als dte Um- icbung. Er klopfte an und eS gab einen bohlen Klang, und doch wa, nicht recht daran zu denken, daß hier »och ein Versteck sein sollte, da die Wand mit einem Regal, das schwere Töpfe mit ein gemachtem Obst und dergleichen enthielt, verstellt war. Man unteffucbte aber alles aus das genaueste, und als man nun an einem anscheinend ganz bedeutungslosen Stift zog. da öffnete sich eine Tür. und hinter ihr stand in einem Raume, der ihn gerade faßte, wenn er sich aufrecht hielt, der lange gesuchte Kunstschlosser. * Dte Frau eine» Architekten in Bremen wollte sich von ihrem Manne scheiden lallen und bot deshalb einer ander» Frauensperson Gelegenheit, mit ihrem Manne die Ehe zu brechen. für ciis I^si'vsn. Illustriorts ürosekstrs ßMis unä franko von LLKIM L 6IL., Lsrlin L^V. 48. Kmseiilisilm Wedsllilil- uiiü Mseliilieii-kslM tMieiigllellsclissl in kmzeniisin. IktliNII IllmrtL I»1I NK. Die am 13. Oktober 1903 stattgehabte Generalversammlung unserer Gesellschaft hat solgcnde Beschlüsse gefaßt: 1. Das Grundkapital der Gesellschaft, welches bisher Ml. 1500 000.— beträgt, wird um Mk. MO 000,—, mithin aus Mk. 900000,— in der Weise herabgesetzt, daß je 5 Aktien zu 3 Aktien ziisammeiigclcgt worden. 2. Tie Aktionäre haben znm Zwecke der Zmanimcnlogung ihre Aktien nebst Talons und Dwidendciischciueii in einer vom Aufsichtsrate fcstzusetzciideii und im „Deutschen Reichsmizeigcr" bekannt zu machenden Frist, die jedoch nicht über den 3l. Dezember lüo:; hinaus bestimmt werden dars. bei der IffesellschastSkaffe in tstrostcnliai» oder bei der Dresdner Filiale der Deutschen Bank in DreSdcn einziircichcu und erhalten demnächst sür je 5 Aliicn 3 Aktie» mit den, durch Stempelung darauf anzubringenden und vom Vorstände eigenhändig zu unlerzeichnende» Vermerk folgenden Wortlautes zurück: „Gültig geblichen gemäß Znsammenlegnngsheschlnsses der Generalversammlung vom 13. Oktober 1903 und abgc- stcmpelt nls Nr " isolgt die Zahl der neuen Nnmmernsolge 1—900>. Zwei der cingereichten Aktien dagegen werden zuiückdehalten, verlieren ihre Gültigkeit und werden vernichtet. 3. Soweit die von Aktionären eingercichten Aktien zur Dnrchsührung der Zusammenlegung nicht ausreichcn, der Gesellschaft aber zur Verwertung sür Rechnung der Beteiligte» zur Verfügung gestellt werden, werden von de» sämtlichen in dieser Weite ein gereichten Aktien immer 2 vernichtet und 3 durch de» gedachten Stcmvelniifdrnck für gültig geblieben erklärt. Die letztere» werden, soweit sich die daran Beteiligten nicht unter sich einigen, zum Börsenpreise und in Ermangelung eines solchen durch öffentliche Ver steigerung verkauft. Der Erlös wird den Beteiligten nach Verhältnis ihres Aktienbesitzes zur Verfügung gestellt. 4. Soweit bis zum Ablause der voin Aussichtsrate nach Ziffer 2 festgesetzten Frist die Aktien nicht eingcreicht sind, oder soweit die eingereichte» Aktien die zur Ansiührung der beschlossenen Zusammenlegung erforderliche Zahl nicht erreichen, der Gesell schaft aber nicht behufs Verwertung siir Rechnung der Beteiligten zur Verfügung gestellt sind, wird die Zusammenlegung in der Weise ausgeführt, daß die Aktien sür kraftlos erklärt und an Stelle der sür kraftlos erklärten Aktien neue Aktien ausgegeben werden, und zwar sür je 5 alte immer 3 neue Aktien. Diese neuen Aktie» sind sür Rechnung der Beteiligten durch die Gesellschaft zum Börsen preise und in Ermangelung eines solchen durch öffentliche Versteigerung zu verkaufe». Ter Erlös ist den Beteiligten nach Verhältnis ihres Aktienbesitzes zur Verfügung zu stellen. L. Zugleich mit den abgestempelten Aktien sind neue Talons und Dividendenscheine auszureichen. 6. Die Zusammenlegung muß längstens bis zum 31. Oktober 1904 durchgeführt sein. Der Beschluß über die Herabsetzung des Grundkapitals ist am 21. Oktober 1903 in das Handelsregister eingetragen worden. Unter Bezugnahme hieraus fordern wir hierdurch unsere Aktionäre auf, binnen der vom Aussichtsrate festgesetzten Frist, nämlich bis längstens am 30. Dezember 1903, ihre Aktien nebst Talons und Tividendcnscheinen bei der Gesellschastskasse in Grostenbain oder bei der Dresdner Filiale der Deutschen Bank in Dresden zur Zusammenlegung im Sinne der obige., Beschlüsse einzureicheii. widrigenfalls das obenerwähnte Verfahren ciiigcschlagen werden wird. Gleichzeitig fordern wir die Gläubiger der Gesellschaft gemäß 8 289 Absatz 2 des H.-G.-B. auf, ihre Ansprüche anzumetden. Grostenhain» den 23. Oktober 1903. H 6ro8LsvkLmer Nsdsiukl- unä Lls.ZelÜQöL-I'Lbrik Hkt!ö2LöLö1IseLs.kt. HVtatbtei. Mer-lAW Reiche Lusrvabl von 35-75 LI. nach Llass 40—110 Ll. ÄM-ittttlM Reichs Lusrvadl von 35—75 L!. nach Llass 40—100L1. iZekroek-Lnriixs, Ulsters, Havelock-;, 6ummimLntsI, Ixulsogoppev, Deäerz'oppov. Laukßoppen, ScklulrSoks, Westen in grosser ^uscvabl. Orossos 8toll laxer. 8erreii-I!I«cke-k»M ILodvrl liniirv. Mmrlit - katd.M. Stllt 11 .»Dresdner Nachrichten« 11 Mittwoch. 28. November LittlS WW zzy