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Dieses Blatt Wird den Lc'ern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellk. während es die Post-Abonnent,:/, am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgeMn ««nUItSInlitli s»r»r,1»n, dri U,Itck> „oeimalioer Zutraoun, durck unlerk Bolen ,»»">»« und «>r«'n«, an Sonn- und Monlaoen nur einmav , M. «oV>. dur» LuLwürtt»« Kvm- miillond« S M! de». » Mt. »0 Vf. Bei einmaliaer Zustellung durch die Post S AI, totmeBeftellaeld«, im «u»> land mit entsprechendem Zuschläge. R achdrui! aller Artikel u. Original- Mitteilungen »ur mit deutlicher Ouellenangade l.Dredd, StaMr.") julatlig. Nachträgliche Honorar- ontprüche bletben unberülknchtigt: gitverlangte Manuskripte werde» nickt ausbcwadrt. relegramm-Adrelse: «achrlchtrn Lr»«de». Verlag von Kiepfrh öd Roicliardt. Ureigen-tank. Lnnabme von Ankündigungen bis nachmittags 3 Ubr. Tonn und yeiertagS »ur Marienstrabc M von II bis >/,I Mir, Die UvaltiaeArrnd »eile lca, 8 Silben« A> Big, An kündlgunge» aus der Vrivatieite Zeile L5 Llg : die gspaltige Zeile als „2m. gesandt" oder aui Tcrtieile so Big, Ln Nummern nach Sonn- und Feier tagen t- bei glvalligc Grundieilen 30. uo de-, so und so Big nach de. wilderem Tarit. Auswärtige Auf träge nur gegen Aorausbg-cUiImig, BetegdlüNer werden mit IvV!g berechnet. Sernlvrechgnschlub: «mt 1 Nr. U und Nr. 20SS. SperisIitSt. VsrvivLvIullL Lodlittselurksn H"'««Ltn«r Gallien«!» a«8« X». 1—8, UokLvdüll«« —8, Uokixvdäurlt'. Nu» iTdisasl' Neueste Drahtberichte. Landeskrilturrat. Lokonrotwsüh er. Gerichlsuerbandlrrnge». Sonnentbal-Gastlpicl, «ZvC?« voUjji». Cogucriir-Gastspiel. Orpheus-Konzert, 5rlavik,ape»d Feigcrl. Kwilecka-Prozeß. Sonnabend, 7. November 1903. Neueste Dralitmeldminen vom 0. November. Egelsbach. Die Abreise des Kaisers erfolgte, wie bereits gemeldet, gestern abend 9^ Uhr, Beide Kaiser drückten iich bei der Verabschiedung mehrmals die Hände. Auch vom Grafen Lamsdorff verabschiedete sich der Kaiser in sehr herzlicher Äel'e; die Verabschiedung des Grasen Lamsdorff vom Reichs kanzler Grasen Bülow trug gleichfalls einen sehr herzlichen Charakter, Unter lebhaften .Hurrarufen setzte sich der Hoszug in Bewegung. Wildpark, Der Kaiser traf heute vormittag 9 Uhr hier ein und begab sich mit der Kaiserin, die ihn am Bahnhose emp fing. nach dem Neuen Palais, Arolsen, Königin Wilhelm! na und Prinz Heinrich der Niederlande sind gestern abend hier cingctrosscn, Berlin. Prozeß Kwilccka. Die heutige Zcugcnpcrnchmung dreht sich hauptsächlich um den Leumund Hcchelskls und die An wesenheit der allen Ändrusezewska in Wrvblewo am Tage der Entbindung der Gräfin. Die meisten Zeugen äußern sich günstig über Hechclski, nur einer weis! vom .Hörensagen, Hcchclski sei eui Intrigant, Hetze die Leute aufeinander und rlchte in anonymen Brieten viel Unheil an. Tie Zeugin Koch aus Posen, eine alte Bekannte der Ändrusezewska, bekundet, diese bestätigte ihr die Richtigkeit, der Niederkunft der Gräfin und klagte einmal, was aus der Hedwig werden würde, wenn sie sterbe. Unter der Menge,der über die^ Abwesenheit der Ändrusezewska vernom erkl' ar ihm aus Freude über die emaelausene Nachricht von der Ge burt des Knaben ein gutes Mittagbrot gab. Berlin. Um 11 Uhr 42 Min. nachmittags ist bei der Ein fahrt in Pranst der Personcnzug Nr, 552 aus den Zug Nr. 8466 ousgefabren. Drei Personen wurden leicht verletzt, vier Wagen beschädigt. Ter Betrieb zwischen Hohenstein und Pranst wird eingleisig aufrecht erhalten. Wien. Das „Jremdenbl." misst der Begegnung des Deut- scheu Kaisers mit dem Kaiser von Rußland eine größere Bedeutung als die einer bloßen Kundgebung der Bereitwillig keit bei, auch ferner die für den Frieden ihrer Nationen und den Frieden Europas so wichtigen guten Beziehungen aufrecht zu er- halten. Das Zusammentreffen Bülows mit Lamsdorff lasse dar auf schließen, daß über aktuelle Fragen verhandelt wurde. Daß die Begegnung beider Staatsmänner nach dem Besuche Lams- dorsis ln Paris stattsand, erhöhe unzweifelhaft ihre Bedeutung. Einen nicht geringen Platz in den Unterredungen werden die Balkanangelcgcnheiten einnehmen. Deutschland verfolgt dort keine volitischcn Ziele und beschränkt sich darauf, seine kommerziellen Beziehungen zu erweitern. Es hält fest an dem Grundsätze der Imegrität des Türkischen Reiches und zeigt dem Sultan bei großen und geringen Anlässen ein Wohlwollen, das sein vollstes Ver trauen erweckt. Ui» so größeren Eindruck würde es in Kon- ftantinovel Hervorrufen, daß auch Deutschland die Resormfor- derungcn unterstützt, die Oesterreich-Ungarn und Rußland er heben, Die Pforte wird hieraus ersehen, daß die Forderungen tatsächlich den Weg bezeichnen, aus dem sie sich vor schwerem Unheil bewahren kann. Wenn Deutschland das Programm der beiden Mächte billicst, so ist das ein Beweis für die Notwendig keit desselben. Das Wort Deutschlands fällt daher diesmal ganz be sonders ins Gewicht und wird hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlen Tie Zusammenkunft der beiden Kaiser und der sic begleitenden Diplomaten habe die Reihe der diesjährigen Begegnungen abge schlossen. deren Verlauf die Nationen mit der Beruhigung er füllt habe, daß der Friedenswille in der europäifchen Politik sortbestehe und daß die Monarchen und ihre Staats männer bei aller Wahrung oer ihnen anvcrtrauten Interessen aus die Ausrechterhaltnng des Friedens bedacht und bestrebt seien, auch außerhalb des europäischen Jricdcnszuslandcs Friedens störungen zu verhindern. Budapest. In der heutigen Sitzung des Abgeord netenhauses wurde einstimmig beschlossen, von der Demission Apponyis mit aufrichtigem Bedauern Kenntnis zu nehmen und ihm für die Verdienste, die er sich als Präsident erworben, An erkennung auszudrücken. Ferner wurde ein Antrag angenommen, das Haus erwarte, die Beratungen würden auch künftighin vom Präsidenten in dem gleichen Geiste wie von Apponyi geleitet werden. Paris, Ein Hirtenbrief des Erzbischofs von Rouen, F»zet, der den Geistlichen emvsiehlt, sich jeder Politik zu enthalten, da eine Einmischung in diese die Geistlichkeit nur schwer schädigen würde, wird von nationalistischen Blättern ziemlich abfällig besprochen. Die „Libre Parole meint, der Erzbischof vergesse, die genaue Grenze sestziislellen, wo die Politik beginnt. Ebenso sei eS zu bedauern, daß er auch die Einmischung der Politiker in die religiösen Angelegenheiten nicht getadelt hat. Lnon. Hier hat sich unter dem Namen „Europäisch-Ost- asiatische Handelsgesellschaft" aus Industriellen ein Komitee gebildet, welches die direkten Handelsbeziehungen zwischen Frank- reich einerseits und Japan und China andererseits fördern will. Madrid. Der Kriegsminister erklärte das Gerücht, daß die republikanischen Umtriebe Von Generälen unterstützt werden, für vollkommen erfunden. — In der Deputicrten- kammcr kündigten die Ncvublikcincr die Absicht an, ibre Ob struktion bis Montag fortzusetzcn. — Im Senat teilte der Minister- Präsident mit. daß die Lage in Bilbao wieder normal ge worden sei. London. Tie „Times" melden aus Peking: Das chinesische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten drückte dem russi schen Gesandten seine Verwunderung über die Wiederbesetzung von Mukden aus. Ter russische Gesandte erwiderte, er sei erstaunt, daß China sich über Rußlands Vorgehen wundere angesichts der hartnäckigen Weigerung Chinas, aus die russischen Forderungen einzugehen. Rußland st Nt jetzt ferner die Forderung aus Er nennung eines russischen Residenten in Mukden, der dem Tar- tarengeneral beigegcben werde und diesem in allen Angelegenheiten seinen Rat erteilen solle. Petersburg. In einer Besprechung beleuchtet die .Nowosti" die unbedingt friedliche Politik Deutsch lands in den letzten Jahren und betont die Notwendigkeit iebr naher auf Vertrauen basierender Beziehungen zwüchen Deutschland und Rußland. Wenn infolge gegenseitiger Zngenmidinssc der Ab schluß eines lür beide Teste günsstgea HandelsvertraaeS gelingt, io wird das auch aus die politischen Beziehungen zurückwlnen. Die Zugehörigkeit beider Mächte'zu verschiedenen Allianzen bebält zwar ihre Bedeutung, jedoch hat die Zeit den Antagonismus zmnclie» ihnen ausgeglichen. Beide Bündnisse sichern das politücde Gleich gewicht Europas, ohne einen lchädljchen Einfluß aus die Beziehun gen der Mächke auszuüben. Die Wiesbadener Begegnung muß einen großen Einfluß auf die Festigung des europäischen Friedens und die Schaffung günstiger Bedingungen für die Handelsvertrags- Verhandlungen ausüpen. K v n sta n t i n o v c l. Die Antwort der Pforte auf die Rcformnote enthält auch die Mitteilung, daß der mit Ergän zung und Reorganisation der Gendarmerie betiauten Koinnüisian die deulichen Instruktoren Ariler-Paicha und Niiügiscb-Pa'cha an geboren. Die Pforte ist sichtlich bemüht, die Berhttltnisje in den drei Vilajets oberflächlich zu bessern, und glaubt dadurch den Resorinfoidcrungcn der Ententemächte zu eniaeben. New park. Wie der „Newyork Herold" meldet, hat Prä sident Roosevclt beschlossen, die Frage der Anerkennung der Un abhängigkeit Panamas dem Kongreß anheimzugcbcn. Colon. General To vor hat sich mit der gesamten hier befindlichen 463 Mann starken kolumbischen Streitmacht zu Schuf nackt Cartagena begeben und den Isthmus in den Händen der Unabhängigkeitsvartei gelassen. Denver. Die Kohlengräber in Colorado. Utah, Mexiko und Süd-Wyoming haben beschlossen. Montag in den Aussland zu treten. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 6. November. —" Die Fm» Fürstin Anna von Schwarzburg-Rudol- stadt bemchle das Magazin für Amatelirovotographle von Carl Plaul. Hoflieferant. Wallstraße 25, nur namhafte Einkäufe zu bewirken. —* Frau ObeiiegiernngSrat v. Döring, Vorsteherin der Kinderbewabranftait in Seidau u»d Vorsteherin des Alberl-Zweig- vereins zu Bautzen, wurde die silberne Carola-Medaille verliehen. ^ —* Der Landeskulturrat für das Königreich Sachsen setzte heute vormittag seine Beratungen fort. Zur Regelung der Haftpflicht bei durch Kraftfahrzeuge verursachten Unfällen lBerichterstatier: .Herr Geh. Hof- rat Opitz-Treuen! ist von dem Landeskulturratsmitglied Herrn Wunderling auf Neukirchcn unter Hinweis ans die Gefahren, die der Automobil verkehr für die Geschirre mit sich bringt und die dadurch auf dem Lande heroorgernsene Erregung der An trag an den Landcskulturrat gestellt morden, „beim Ministerium aus,, daß zwar in einer Verordnung vom 30. April 1901 Vor schriften zur Verhütung von Unglüclsfällcn bei dem Verkehr mit Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Wegen bereits ergangen sind, daß auch die Fahrgeschwindigkeit ausdruRich festgesetzt ist, und zwar dahin daß solche bei Dunkelheit, innerhalb von Ortschaften, aus abfallenden Wegstrecken, sowie beim Begegnen und Ueberholen anderer Fuhrwerke nicht größer sein darf, ms die Geschwindrgkeir eines Pferdes in kurzen: Trabe, d. i. ungefähr 15 Kilometer inner halb der Stunde, indessen erkennt der zur Prüfung der Sachlage eingesetzte Sonderausichnß an. daß diese Vorschriften in verschiede nen Beziehungen Ergänzung bedürfen und empsiehlt deshalb, an das Ministerium das Ersuchen zu richten, „die Verordnung vom 30. April 1901 dahin zu ergänzen, daß die an den Kraftfahrzeugen anznbrmgendcn Mimmern aus allen vier Seiten und in mindestens 25 Zentimcler Höhe in erkenntlicherer Weise einzurichten sind, daß ferner eine schärfere Kontrolle eingeführt und diese da durch erleichtert wird, daß die Anbringung von Geschwindigkeits messern an den Kraftfahrzeugen vorgeschricben und ein Höchstmaß für die einzuhaitende Fahrgeschwindigkeit festgesetzt, sowie, daß die Benützung von öffentlichen Wegen für Wettfahrten mit Kraftfahrzeugen untersagt wird. Weiter soll die König! Stoatsregierung ersucht werden, auf den Erlaß eines Gesetzes bedacht zu sein, nach dem der Besitzer von Kraftfahrzeugen auch für solche durch den Gebrauch der letzteren verursachte Schäden haftbar gemacht wird, Lei denen ein Verschulden des Besitzers nicht vorlregt, oezw. wenn sich die König!. Staatsregierung hierzu nicht für zuständig hält, im Bundcsrate auf den Erlaß derartiger Be>timmungen hinzuwirken." Referent gibt der Hoffnung Auf druck, daß die Staatsregierung den gegebenen Anregungen mit aller Energie und tunlichster tLMrelligkeit nachgehe» werde, damit der Unfug, der jetzt iWLMm größten Teile mit diesen Vehikeln getrieben wird, ein?.Wvmirrmng erfährt. Herr Gchcimrat Merz erklärt, daß dqH'Ministerium keineswegs die schweren Schädigungen durch, AütainoMe verkennt, cs habe ober bislang noch Abstand gesetzgeberisch einzugrcisen, cincstcirs, um noch weitere UMM-amr zu sammeln, andernteils, weil auch von den Erwägungen in dieser Sache eingeleitet sächsische Staatsregierung habe ihre des Innern cin- gesandt. Ter V o rsWWW^führt aus, daß es ihm bisweilen verkomme, als lebe Mn rn zwei von einander ganz verschiedenen Welten. Auf der eisten Seite gehe man mit allerlei Hnmanitäts- vorschriften vor, die dem Individuum die Luft bis aus den Kubik meter zumessen möchten, ans der anderen Seite werde es ruhig geduldet, daß Leben. Gesundheit und Eigentum der Mitmenschen von Automobilsahrcrn in geradezu herausfordernder Weise ge fährdet werden. Ter Vorsitzende stellt den Antrag, „die Fayr- geschwindtgkeit möge rin Höchstmaß von 12 bis 15 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten. Herr Oekonomierat Reichcl- Oherstrahwaldc beantragt, daß olle Automobile drei Laternen, die mittelste mit bunten Scherben, zu führen haben, welche die Fahrbahn auf 15 Meter hin beleuchten, und Herr Oekonomierat Schubart-Enba fügt in einem zweiten Anträge bei, „das König!. Ministerium zur Ausstellung einer Statistik über die in den letzten Jahren vorgekommenen unglücksfälle zu veranlassen. Frhr. v. Trützschler- Torfstadt nennt mit Rücksicht auf die Kunst und Wistenschaft. f* Mitteilungen aus dem Bureau der Koni gl. Hos- theatcr. Im Schauspiel Hause wird Montag, den 9. No vember. nach längerer Pause das drciaktige Lustspiel „Das große Geheimnis" von P. Wolfs mit Frau Baste, Frau Bleibtreu. Frl. Gasny und den Herren Müller, Stahl und Decarli wieder ausaeführt. — Im Opern Hause findet Freitag, den 13. November, eine Ausführung von Richard Wagners „Tristan undJsolde" statt. Frl. Therese Malten, Ehrenmitglied des König: Hoftheatcrs, wird die Partie der Isolde singen. t* Koiitgl. Hoffchittispicl. Avals von Son » enthal. — der Name bedeutet ein Stück Wiener, vielleicht logar ein Stück deuticher Tbeatergelchicbte. Kein Wunder, daß man den illustien ölast aus der stolzen Kaiserstadt an der blauen Donau gestern abend, da er sich nach mehr denn zwei Jahrzehnten zum erstenmal wieder in Dresden lehen ließ, im Neustädter Hause eine glänzende Aufnahme bereitete: cs gab bei ,eder passenden Gelegenheit einen tuenden AvviauS. eine Huldigung an den großen 'Namen des Künstlers, der länger als vier Jahrzehnte dem K. K. Hofburg- tlnater in nabezu ungetiübter Leuchtkraft gestrahlt. Sonnenthal Wieste den 'Nathan, die Nolle alw, in der er selbst vor einer schärfer lstnbörenden Kritik, die nicht die Glanzleislunoeri aus der Blüte feiner Küiistlerschast ständig vor Augen und im Herzen har. noch in höchsten Ehren bestehen kann. Wie er den Natlian sich denkt, wie er die Figur aulfaßrt. dnö bat er. wie er — am 15. Januar l8S6 — die Rolle zum ersten Male ln Wien spielte, einem Inter viewer gestanden: »Die .Weisheit" Nalbans hat ihren «sitz vor vllem im Herzen, nicht bloß im Kopse. Seben Sie, fast jede der Perlenen, die sich im Stücke über Natbau äußert, nennt ihn auch „den Guten". Diele echt menichllche Güte, das große Wohlwollen gegen Freund und Feind, daS ihn bestell und worin mir seine größte Weisheit zu liegen Icheint, zum Ausdruck zu bringen, war ich bestrebt." Gau, im Sinne dieser Worte spielte der Künstler gestern abend den Natban. Eine unendliche Milde lag über der ganzen Gestalt, sprach ans seder Geste, aus jedem Worte; selbst da. wo man gern etwas mehr vom weisen Natban gebärt, ließ Sonncnthal nur den guten Natban z» Worte kommen, oft so stark, daß er es sogar nicht verichmäbre. für unser „norddeutsches" Odr wenigstens, süßlich und weinerlich im Affekt zu werden. Sonst liegt gerade >m Rberorilchen, beute mehr denn >e, die Stärke Sonnenthals in dieser Rolle. Was Ludwig Speidel, der Altmeister der Wiener Kritik, über den Künstler vor nun bald zehn Jahren in der Vorrede zu Effenbergs „Adolr Sonnenthal" gelagt: „Sein Bariton ist umfangreich und voll Wohllaut: einschmeichelnd weich, wo eS sein soll, einer großen Krastanstreirgung fähig, wo es sein muß. Seine licbensmürdigeKiinst. die Herzen gerangen zu nckmen und zu besiegen, lern starkes Vermögen, sic znm Mitleid hrnzu- reißeir und zu erschüttern, ist schon irr seiner Stimme voigevil- dei". — das bars noch heute als Wahrheit gelten, wenn auch nicht zu überhören ist. daß selbst das dunkle Gold dtestS herrlichen Kapitals der Rost des Alters nicht verschont hat. Trotzdem war und blieb die Behandlung des Rhetorücden der Rolle gestern das schönste und beste an seiner Leistung; und lo wurde wie von selbst der Vortrag der Ringvarabel »um natürlichen Höhepunkte des Abends. Groß empfunden, meisterlich gesprochen, von einer unend lichen Wärme des Tones getragen, wie sie nur aus der „Genialität des Herzens" stießt, kam das herrliche Stück Lessingscher Weisbeits kirnst gestern zu wundervoller Geltung; noch mehr vielleicht der kurze Monolog vor der Ningparabel. in dem Sonnenthal bewies daß er auch schlicht und natürlich sprechen kann, ohne jeden Dckla mationSapplomb in der schönen Linie. Mirtcrwurzer »nd Kainz, die beiden großen Antipoden der Darstellungskünstler älterer Lbier- vaiiz, scheinen also nicht umsonst tm Bnrgtbcater gewirkt zu haben. — Der Rahmen, in dem sich der gefeierte Gast bei uns präierr- tierte. war seiner durchaus windig. Wir können wirklich Staat machen mit unserer .Nolba»"-Vol>1ellung: sie gehört mit den Damen Salbach. Pölitz und Guinand, den Herren Decarli — als Tempelherr ganz vorzüglich! —, Wiene und Blankenstein trefflich bcietzt. zu den betten Leistungen unteres Ensembles. Wenn trotz dem die Ebren des Abends gestern auf der Buhne des Neustädter HauieS fast auSschlicßlicb Sonnenthal zugclchobcn wurden, so darf dreie Eourtoisir als ein schönes Zeichen neidloser Anerkennung der großen Vergangenheit des gefeierten Künstlers und des Respekts vor dem Alter gelten, von dem die Jugend ja stets gern »nd willig lernen soll. P. A. Wolf f. f* Vciitral-rheater. Mr. E«»riielin »ioö verabschiedete sich gestern in den Komödien „l.o Oonckrs cko iklr. IWiriar" und Da ckais kait konr" als Darsteller des Porrier und des Noäl. Beide Rollen zählen seit Jahrzehnten zu seiner, berühmtesten, und, im Gegensätze zu mancher anderen, den Cyrano nicht ausgenom men, gehören sie, heute wenigstens, zu Lenen, die er. als guter Sechziger, mit restloser Wahrscheinlichkeit der ihm z» Gebote stehenden Mittel zu spielen berechtigt ist. Denn hier mit diesen, auf seiner eigenen Altersstufe stehenden Figuren, mit denen er einen bürgerlichen Vater in kritischem Alter und das »och ältere, an das Greisenhafte streifende Faktotum eines vornehmen Hauses gibt, mit diesen aus dem vollen Leben herausgcgnsseircrr Typen bringt er sich uns in ungezählten, bcwünhcrungs- würdrgen Charakterzügen, der unerschöpflichen Laune, des Gc- staltungsreichtums seiner Kunst, der vollendeten, immer in den - Grenzen des vorgcschriebenen Alters verbleibenden Mimik und ! Gestik io nahe dem Herzen und des innersten Mitempfindens, j daß seine Darstellung schlechthin als Meisterleistung zu bezeichnen ! ist. In der Vollendung der Schattierungen, in der verblüffen- den Natürlichkeit des Wechsels und Ueoerqangcs aus dem ab sichtslos Komischen in das ergreifend Ernste, aus dem drastisch Humoristischen ins naiv Tragische, wie cs in Momenten der Furcht vor der Freude in schnellstem Tempo, oft nur durch ein -vael . . ... seiner Kunst. Mag seine schauspielerische Umgebung, mag sein technischer Apparat, wie cs auch gestern wieder scharf in die Er scheinung trat, noch so unausrcichend. für bessere Ansprüche kaum erträglich sein, es genügt, daß er auf der Bühne erscheint und in Aktion tritt, um den hellsten Sonnenschein echtester Kunst zu ver breiten, alles vergessen zu lassen, was uns ohne ihn nur als dunkelster Provinzialismus erscheinen müßte. Unter solch' großen Eindrücken hat er Abschied von uns genommen, wohl für immer. Liese Eindrücke ober werden unvergeßlich bleiben, als Erinne rungen an einen Meister der französischen Schauspielkunst, den seine Zeit mit Recht als einen der Größten unter den Großen des Komödieirspiels nennt. — Seinem Impresario aber geben wir, namentlich soweit „Cyrano von Bergerac" in Frage kommt, den guten Rot, wenn er später wieder emmal eine Berühmtheit durch Deutschland zu schleppen beabsichtigen sollte, die Reklamen bedeutend tiefer zu stimmen, uns nichts von Originalbesehungen und -Ausstattungen wciszumachen und somit das mehr als teuer zahlende Publikum vor Enttäuschungen zu bewahren, die, wenn ie ähnlich von deutscher Seite in Frankreich versucht werden würden, sehr wahrscheinlich in einen mehr als unerfreulichen Ab schluß auslauren dürrten. Ü 8t. v* „Orpheus"-Konzcrt. Die guten Erfahrungen und aus gezeichneten Erfolge, aus die der „Dresdner Orpheus" jederzeit icr der Pflege des Volksliedes zuriickblickcn konnte, veranlaßten den Verein, auch in diesem Jahre mit einem Volkslieder» Abend vor Publikum und Kritik hinzutrcten. Allerdings waren es nicht ausichlreßlich Volkslieder im eigentlichen Sinne des Wortes, die man gestern im dichtgefülltcn Vereinshaussaale von den Orvheiden und ihrem musikalischen Generalissimus, Herrn Albert Kluge, zu hören bekam. Das wäre auch eine Einseitig- keit, die man eher zu verurteilen, als gutzuheißen hätte. Gleich die drei Eingangschöre des Konzerts waren vielmehr Kunstlieder, aber Kunstlieder jo volkstümlichen Gepräges, daß jre ebensowenig, aus dem Rahmen eines VolkslredeEbrnds heraussielrn, wir cvs»