Suche löschen...
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031031019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903103101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903103101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22, 27-28 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-31
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
einfältig klingt freilich der erwarten. daß die .Drei» BeNvahrungj Notiz nehmen.' . ich zu machen, °daraus sonst so unbekannten Anstandsrucksichte» zu „erwarten". — Betreffs unserer gestrigen Notiz über den Instrumenten- sabrikanten Gustav Albin Bauer aus Markneukirche» ersucht uns der Inhaber der hiesigen bekannten Firma C. A. Bauer, Herr Paul Albin Bauer, mitzuteilen, daß er mit deni Genannte» nicht identisch ist. — Landgericht. Sprelerprozeß(5. Fortsetzung.1 Gestern nachmittag wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Es ist im allgemeinen auS der Beweisaufnahme zu entnehmen, das; die gewerbsmäßigen Glücksspieler es verschmähten, sich an einem soliden Skat zu beteiligen, der zu wenig bringe. Zeuge Kriminat- wachtmeister Brand aus Hamburg, eui Beamter, dem in Hamburg speziell die Ueberwachung der als gewerbsmäßige Glückssprcler bekannten Personen obliegt, hat ermittelt, das, Herschel in der vornehmen Lebewelt .Hamburgs eine allbe- kannte Persönlichkeit sei' einer regelrechten, ehrlichen Be- schästigung gehe Herschel nicht nach. Ta H. sehr vorsichtig operiere, sei ihm eine Teilnahme an verbotenen Spielen schwer nachzuweiten. Ein Reisender aus Hamburg sagt, das, Herschel ausweichen zu wollen. Er hat telephonisch 'huldigten Ai um Dispens ge- usbleibens in eine beten, wird aber wegen unentschuldigte» Geldstrafe von 100 Mark genommen ( „ bekunden, daß Herschel einen ehrlichen Erwerb in Hamburg nicht >ß Herschi . . . „ , ehabt habe. Jedoch behauptet ein Knminaffoachtmeistcr ans ambura, daß Herschel ein intimes Verhältnis mit einer reiche», D - - - - - älteren Dame aus stützung in der Läge Hamburg unterhalte und durch deren Unter- na in der Läge sei, keinem besonderen Berufe nachgehen zu müssen. Dagegen wird von dem Inhaber eines Hamburger Geschäftshauses, bei dem Herschel in Stellung war, sehr günstig über den Angeklagten ausgesagt. Von einer im „Prinz Max" bcdienstet gewesenen Kellnerin wird ausgesagt, daß ein Bäcker- meister in Gesellschaft der Glücksspieler sein ganzes Vermögen — man spricht von 50000 Mark — verloren habe. Der nächst folgende Zeuge bestätigt diese Angabe, hat aber auch insgesamt 1200 Mark verloren. Eine längere Auseinandersetzung ent- spinnt sich bei Vernehmung eines Zeugen über die bereits er wähnte 400 Mark-Angelegenheit. Der Zeuge erklärt, sich aus die Kailsgeschichte nicht mehr besinnen zu können. Eine Anzahl anderer Zeugen wollen von den Vorgängen bei den Glücks spielen gar nichts wissen. Ein Kaufmann hat in der Vorunter, suchnng ziemlich ungünstig für die Spielergcscllschaft ausgcjagt, nimmt aber in der Hauptverhandlung ostentativ den Angeklagten Hirsch in Schuh. Es sei ja gar nicht möglich, daß Hirsch so etwas gemacht haben solle. Ein bei Petras bedienstct gewesener Kellner hat die Beobachtung gemacht, daß dort fast allabendlich Glücks spiele um hohe Einsätze cntriert und bedeutende Zechen gemacht worden seien. Petras habe sich gelegentlich am Spiele beteiligt und die Spiele hätten einen wesentlichen Einfluß auf den Gang des Geschäfts ausgeübt. Sektzechcn von täglich 100 bis 200 Mr wären nicht so selten gewesen. — Oberlandesgericht. Wegen U ebertretung der Bahn- ordnimg sür die Nebeneiienbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1802 waren die Fabrikarbeiter Ernst Alwin Bvnitz und Bernhard Emil Müller in Lugau voin Schöffengericht Stollberg zu entlvrechcn- den Geldstrafen verurteilt worden. Bonitz barte außerdem noch wegen Beamtenbeleidigung Al Mark Geldstrajc erhalten Ihre dagegen eingelegten Berufungen hatte das Landgericht Ebemnitz verworsen. Aach den tatsächlichen Feststellungen der zweiten Instanz haben die Genannten am Morgen des 10. Febniar d. I. am Bahnübergänge in der Nähe des Haltepunktes Lugau der Seknndärbahn Wüstenbrand-Oelsnitz, als die Schranken wegen des Nahens eines Güterzuges geschlossen worden waren, diese eigenmächtig geöffnet, während noch der letzte Wagen vorübcrfiihr, niid die Gleise überschritten. Als die Bahnwärtern! den Beiden wegen ihres unpassenden Benehmens Vorhaltungen machte, wurde sie noch obendrein von Bonitz beffhimvft. Die Angeklagten machten von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch, in der gerüat wurde, die gesetzlichen Bestimmungen leien zu Unrecht auf das Tun der Angeklagten angewcndet worden. Tic von der Berufungsinstanz festgestellten Tatsachen genügten nicht zur Berurtkiiung. Gemäß dem Anträge des Oberstaatsanwalts Grasen Bitzthum v. Eckslävt verwirft das Obcrlandcsgericht unter Vorsitz deS Senatsviüsidenten Knrtz die Revisionen und legt den An- gcllagten auch die Kosten sämtlicher Instanzen auf, weil das an- geiochtcnc Urteil nach Ansicht des Gerichts einen RechtSlritnui nicht erkennen lasse. Daß die Gegründet 1866 allen Dresdner kläMli voran infolge ihres täglich Smaligen Erscheinens ihre Leser über alle wichtigen Vorgänge in der ganzen Welt aufs schnellste unterrichten, ergibt sich aus folgenden Tatsachen: In die Morgenausgabe» die den Lesern in Dresden und den Vororten durch eigene Boten oder Kommissionäre zugestellt wird, finden Aufnahme: alle von nachmittags 4 Uhr bis moraeus Ä Uhr ein gehenden auswärtigen Depeschen und Berichte über Vor gänge in Dresden und Sachsen (Politische Nachrichten. Kritiken über Theatervorstellungen, Stadtverordnctenberichte, große Festlichkeiten am Abend vorher rc.). Diese Nach- richten können alle nur abends erscheinenden Blätter erst am folgenden Abend bringen. Die Abendausgabe die den Lesern in Dresden und den Vororten noch an dem selben Tage zugestellt wird, enthält alle von morgens bis nachmittags 4 Uhr eingehenden auswärtigen Depeschen. Nachrichten und Berichte aus Dresden und Sachsen (Politische Nachrichten, ausführliche Theaterkritiken, Berichte der Dresdner und Berliner Börse mit Schlußkursen rc.). Ein nur morgen- erscheinendes Blatt kann diesen Inhalt erst am nächsten Morgen bieten Die Leser der „Dresdner Nachrichten" müssen daher über wichtige, allgemein interessierende Vorgänge fortlaufend besser unterrichtet sein, als die Leser aller anderen Dresdner Blätter. Der Bezug kan« mit jedem Tage beginnen. Bezugspreis für die Monate November und Dezember Mt. 1,70 sür Dresden. von einer Einigung Tagesgeschichte. Deutsches Reich. - Die Kommission sür die Reform des Strafprozesses tritt am 10. November wieder im Reickzsju tizamte zusammen. Sie setzt die Beratung über das Vorverfahren, welch« in der letzten Tagung begonnen hat, fort. Insbesondere werden die Aus gestaltung der Voruntersuchung und die Vorschriften über die Er- offnung des Hauptversahrens Gegenstand der Erörterung bilden. Als neuer Gegenstand ist die Erörterung über die Einführung eines abgekürzten Verfahrens auf die Tagesordnung gesetzt. Die Reichstags-Kommission hat in dem Bericht, erstattet in der zweiten Session 1900/1901. ein abgekürztes Verfahren vorgejchlagen gegen Personen, die auf frischer Tat betroffen oder verfolgt „„y vorläufig festgenommen worden sind, ferner vor den Schöffengerichten, wenn der Beschuldigte sich freiwillig stellt, und bei Ueberlretungen. Weiter war damals voraeschlagen, dem Amtsrichter das Recht einzuräumen, den voraeführren Beschuldigten ohne Zuziehung von Schöffen abzuurteilen, wenn dieser geständig ist und. falls es sich um Vergehen handelt, auf die Zuziehung von Schöffen ver zichtet. Die diesmaligen Verhandlungen werden «ine Woche in Anspruch nehmen. Zn der Meldung, daß dem Reichstage in diesem Jahre eine neue Militärvorlage nicht zugchen werde, bemerkt die „Dtich. Tgsztg.": Es muß dein Reichstage uuiereS Erachtens eine neue Hceresvorlage zugehrn, da das sogenannte Qniuguennats- gesetz niit dein 1 April 1004 abläust. Eine neue Regelung der HeereSverhältnisse ist sonach erforderlich. Das Milstärpeiisinns- gesetz, das i» der betreffenden Mitteilung gleichfalls erwähnt wurde, hat mit der Heeresvoilage nichts zu tu». Auch die Errich tung neuer Lberstlcurnantsstellen dürfe nicht in der Heeresvorlage, sondern im Etat gewidert werde». Wenn sonach die fragliche Meldung irgend einen positiven Hintergrund hat. io liegen nur zwei Möglichkeiten vor: entweder die neue Milirärvorlcige enthält keine beionderen Mchrforderimgen oder die Geltungsdauer der alten Hecresvorlage wird durch verfassungsmäßigen Beschluß um ein Jahr verlängert, so daß die neue Vorlage erst ini nächste» Jahre den Reichstag zu beschäftigen brauchte. Dann würde man freilich ihre Geltungsdauer aus 4 Jabre beicbränken müssen. In Sachen der Börsengesetzreform wird der „Ostpr. Ztg. aus Berlin gemeldet: Handclsminister Möller betonte ans eine an ihn gerichtete Anfrage, daß alle Nachrichten, die von der Festsetzung bestimmter Punkte in der Börsengcsetznovclle han deln, durchaus unrichtig sind. Insbesondere die Angaben, die hinsichtlich des Termingeschäftes^ des Difse- — nwandes. sowie von der Herabsetzung des Börsenstempels zu berichten wissen, sind aus der Lust gegriffen. Der Entwurf zur Aenderung des Börsengesehcs ist seinerzeit vom preußischen Handelsministerium dem Äundesrat unterbreitet wor den. In den nächsten Sitzungen des Bundesrates kommen nun die Wünsche der Einzelstaaten zur eingehenden Erörterung. Wann die Beratungen hierüber abgcichlosscn sein werden, läßt sich nicht voraussehen, doch steht zu hoffen, daß der Reichstag sich in der nächsten Tagung mit dem Entwürfe beschäftigen wird. Sir Tbvmas Ltvron in London lichtere am 27. Oktober ein Telegramm an den Deutschen Kaiser in welchem er sich erbot, den Pokal, welchen er sür eine internationale Jachlwettfahrt über den Atlantischen Ozean gestiftet habe, zurückzuziehen, da er gebört habe, daß der Kaiser ein ähnliches Anerbieten gemacht habe. Lipton fügte hinzu, daß zwei Rennen über den Ozean in vermelden Jahre den Wünschen der Wettbewerber nickt entsprechen würden und daß dadurch kein unanfechtbares Zeugnis sür die höchste Segelknnst geschaffen würde. Kaiser Wilhelm erwiderte am 28. Oktober unter warmer Anerkennung des sportsmännrschen Ver haltens Sir Thomas Lrplons. daß er allerdings durch den deutschen Boischaffer in Washington einen Pokal sür eine Wettfahrt über den Ozean zur Verfügung gestellt habe und daß er Vas in so ritterlicher Weise angeborene Zurücktretcn Sir Thomas Liptons im Interesse des schönsten Sports der Welt gern anrrebme. Ter preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat an die Königlichen Eisenbahndircktioncn folgenden Erlaß betreffs Richtigstellung einer sozialdemokratischen Behauptung gerichtet: „Aus Anlaß der bevorstehenden Landtagswahlen ver weise ich die Königlichen Eisenbahndirektionen auf meinen Er- laß vom 19. Juni 1908, in dem ich die Unwahrheit der in sozial demokratischen Zeitungen und Flugblättern verbreiteten Be hauptung, ich wünschte, daß die Eisenbahnbedicnstcten sozial demokratisch wählen möchten, ausdrücklich fcstgcstellt habe." Eine große Versammlung der P o st - U n t e r b e a m t e n Berlins, in welcher zu der Frage deS Wohnungszuschusses Stel- lung genommen werden sollte, war nach dem Kellerschen Eta blissement in der Bergstraße einberufcn worden. Wie auf den Postämtcn mitgeteilt wurde, konnte die Versammlung „zwingender Gründe wegen" nicht abacbciltcn werden. Welcher Art diese Gründe waren, ist nicht bekannt geworden; vermutlich bat die Ober-Postdirektion die Einberufung der Versammlung nicht gern gesehen. Da sich, wie ein Berichterstatter mitzuteilen weiß, für die Gravamina der Post-Unterbeamten Abgeordnete der konser vativen, der Zentrums- und freisinnigen Partei interessieren, werden diese Dinge wobl auch im Parlament erörtert werden. In der „Augsb. Abendztg." findet sich nachstehende Darlegung, die weit über den behandelten Einzclsall hinaus Interesse be- anspruchen darf. Es heißt daselbst: „Ten rcichsverdroffenen bayriichen Partikular! st eir ist eine unerwartete Hilfe in der ^„Wiener Zeit" erwachsen. Dielcs Matt, ^daS sc^on, „häufig st? „!sayk Podewils was der neue bayrische Ministerpräsident gesagt habe, sei ja ganz gut und schön. Die Hauptsache aber sei doch, was er verschwiegen habe. Dann werden die einzelnen Sünden Preußens gegen das Reich aufgcführt. Die erste Todsünde, von der Freiherr v. Pode wils geschwiegen hat, die aber nunmehr „Die Zeit" bestätigt, ist, dag Bayern den ihm von der Verfassung zustehenden Vorsitz im Bundcsrate bei Behandlung der Auslandspolitik hartnäckig von Preußen vorcnthaltcn wird. Wer nur einigermaßen unterrichtet ist, weiß, daß Preußen niemals seit Bestehen der Reichsverfassung auch nur den geringsten Versuch gemacht hat, irgend ein darin den Bundesstaaten cingeräumtes Recht irgend einem vorzuenthalten, am allerwenigsten aber Bayern, das übrigens auch der letzte Staat wäre, der sich derartiges bieten ließe. Gemeint ist offenbar der Ausschuß des Bundcsrats für auswärtige Angelegenheiten, worüber der dritte Absatz des Artikels 8 der Reichsverfaffung de- sagt: „Im Bundcsrate wird ans den Bevollmächtigten der Konig- rcickze Bayern, Sachsen, Württemberg und zwei vom Bundcsrate alljährlich zu wählenden Bevollmächtigten anderer Bundesstaaten ein Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten gebildet, in welchem Bayern oen Vorsitz führt." Selbstverständlich wird dieser Ausschuß alljährlich gebildet und so oft er zusammengclrctcn ist. hat Bayern den Vorsitz geführt, was ja auch ganz natürlich ist, da Preußen darin gar nicht vertreten ist. Daß dieser Ausschuß nur äußerst selten in Funktion tritt — nebenbei gesagt, geschieht dies, so oft eines seiner Mitglieder auf Berufung anträgt bezw. der die deutschen Einzclstaaten durch mclallographische Abschriften der wichtigeren Deveschen und durch Mitteilung der Ergebnisse auf dem diplomatischen Gebiete weit über seine dienstlichen Ber- »slichtungcn hinaus über die auswärtige deutsche Politik auf dem Laufenden zu erhalten. Lediglich deshalb und weil infolgedessen kein Verlangen nach weitere» Aufklärungen hervortritt, besteht dieser Ausschuß zwar zu Recht, aber meist auf dem Papier. — Die zweite Anklage des Wiener Blattes lautet Tatsächlich hätten die Bundesstaaten hinsichtlich der Auslandspolitik des Deutschen Reiches gar nichts mehr zu sagen. Diese Politik mache seit Jahren Kaiser Wilhelm allein, obwohl er weder als Deutscher Kaiser, noch als König von Preußen irgend ein Recht dazu habe. Das ist, was der Franzose einen „Gipfel" snämlich an lüiwisscnbeitj nennt. Artikel 11 der Reichsverfaffung lautet: „Das Präsidium des Bundes steht dem Könige von Preutzen zu, welcher den Namen Deutscher Kaiser führt. Der Kaiser yat das Reich völkerrechtlich zu vertreten, im Namen des Reiches Krieg z» erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und andere Verträge mit fremden Staaten einzngchen, Gesandte zu beglaubigen und zu empfangen." Das beißt also: Die Führung der auswärtigen Politik des Reiches steht dem Kaiser zu. Er bedarf nur zur Erklärung des Krieges im Namen des Reiches der Zustimmung des Bundesrats. Das ist die einzige Beschränkung, die ihm die Verfassung hinsichtlich der ' bärtigen Politik aufcrlegt. Das Wiener M o konnte ginnen. auswärtigen Politik aufcrlegt. Das Wiener Blatt fährt nun fort: 'omrte der „König von Preußen" (!> den Eyinaseldzug be ll. ohne vorher die Einzelstaaten zu benachrichtigen, die nach» der Me MMMMt'/zU Deck MftMUtMrktgeck mußten. Natürlich hat der König von Preußen nur als Deutscher Kaiser diesen Feld zug begonnen und er hätte ohne Befragung der Bundesstaaten bezw. des Bundesrates Vorgehen dürfen, da von allen beteiligten Mächten die Fiction arffrecht erhalte» wurde, daß es sich um gar keinen Krieg handle. Dennoch hatte Graf Bülow. damals noch Staatssekretär des Auswärtigen, in einem Rundschreiben von, 11. Juli 1900 den deutschen Bundesregierungen ausführlich de» Anlaß und das Ziel der deutschen Ehinaoperattonen dargelegt. Aus seine Veranlassung war auch vorher der Bundesratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten zusammengelreten, halte dieselben programmatische» Erklärungen über die Ehinawirren entgegen genommen und ihnen seine volle Zustimmung erteilt. Also auch in dieser Hinsicht ist das Gegenteil von dem wahr, was „Die Zeit" behauptet hat. — Ferner machte sie dem Könige von Preußen einen Vorwurf daraus, daß er nach jenem Feldzuge für die aus dem ganzen Reiche stammenden Krieger einseitig einen Orden gc- Tie Wahrheit ist, daß im Einverständnis mit den deutschen Einzel- staatcn eine Chinadenkmünze gestiftet und den Teilnehmern an dem Chinaseldzuae verliehen wurde. Hierbei ging alles glatt ab, ohne den geringsten Konflikt. Schließlich wird »och dem Kaiser voraeworfen, daß er beim Jubiläum des Germanischen Museums in Nürnberg zwar in bayrischer Generalsunisorm, aber mit dein vreußischen Helm oder richtiger einem Phantasiehelm erschienen sei, anstatt mit dem Federhute der bayrischen Geiienrlftöt. Diese Behauptung ist die einzige, die talsächlich richtig ist. Aber desselben „Verbrechens sollen sich mich gut bayrische Teilnehmer an senei» Feste schuldig gemacht haben, und das ganze Verbrechen bestand auch nur darin, daß der Kaiser den Generalshelm einige Zeit früher trug, als er tatsächlich eingesührt wurde. Wer da weiß, wie peinlich genau der Kaiser gerade in miliiürffcheii Dingen ist, wird jede böse Absicht hierbei ohnehin sür ausgeschlossen halten. So bleibt von den Anklagen deS Wiener Blattes nichts übrig. Es kann auch nur wieverholt scstgeslellt werden: Bayern und die anderen großen Bundesstaaten erfreuen sich einer weitgehenden Rücksichtnahme seitens des leitenden Staates, Grund zur Be schwerde hätten allenfalls einige kleinere Bundcsstoatcn. denen mitunter nicht mit jener Rücksicht begegnet wird, die z» Zeilen des ersten Hcchenzollernkcnsers ausnahmslos beobachtet wurde. Es sei nur an den Livveschen Zwischenfall erinnert, insbesondere a.i den peinlichen Teveichcnweckffel zwischen dem Gra'-Ncgentcn von Livpc-Detmold und dem Kaiser Bayern jedenfalls bat kein Rech!, sich z» beklagen, eher andere Einzclstatten, die — ob init Recht oder Unrecht — finden, daß Bayern von den Berliner Machthabern bei jeder Gelegenheit geradezu bevorzugt und verhätschelt wird. Eine Maßregel gegen das Schwänzen soll, wie man der „Tägl. Rundsch." aus München schreibt, demnächst in der bavrischen Abaeordne'mkammer octroffen werden. Um das ac. wobicheftsmäßige Schwänzen gewisser Abgeordnetenkreise, namentt lich bäuerlicher Zentnimsmänner und Sozialdemokraten, bim- anzuhalten, soll bei ollen Abgeordneten, die länger als ffmr Sitzungen unentschuldigt fehlen, die Tagegelderzahlung slO Mk.I cinacstellt werden, ebenso bei Abcieordnctcn. die mit genügender Enti'chuldiaimg mehr als 14 Taae sernbleiben, und bei Beurlaubten bis zu ihrer persönlichen Wiederanmeldirng. Reimstagsabge ordnete, die zugleich dem Landtage angchören, bekommen für die Dauer der Abwesenheit zu den Rcichstaasverhandlungen ebenfalls keine Tagegelder mehr. Ueber d'e Anwesenheit der Abgeordneten wird ein Verzeichnis geführt, in das sich die Abgeordneten tag- lich persönlich cinzuzcichnen haben. Zum Kwilecki-Prozesse wird der „Magd. Zig." aus Berlin geschrieben: „Warum ;oll ich kein Verhältnis haben'?" fragte in dem Prozeß wegen Kindesilntcrichiebung der verheiratete Gras Kwilecki öffentlich mit vollendeter Seelenruhe. Den ultra montanen Verherrlichen: des ausgezeichneten Familienlebens ir» polnischen Adel könnten dabei die gehren geklungen haben: das gilt besonders auch von dem großen Zentrumsblatt ach Rhein: das Bonner Konkurrenzunternchmen brachte vor einigen Jahren Schil- derunaen aus Galizien unter der Souveränität der polnischen Tzlachta, in denen diese Käste wörtlich als die Ablagerung „aller sieben Todsünden" bezeichnet wurde, aber die Schilderung wurde plötzlich abgebrochen. Besonders weiland Herr Dr. Wmdthorst vries ans den deutschen Katholikentagen die häuslichen Tugenden der polnischen Frauen und stellte sie den deutschen Geschlechts- genossinnen als Muster in kirchlich-politischer Beeinflussung der Männerwelt hin: der bei diesen Anlässen entfaltete Humor des gefeierten Festredners war gelegentlich ein derartiger^ daß man ihn bei einem anderen zynisch genannt hätte. Was aber das Lehrreichste an der Sache ist: alle Katholizität der Polen hat nicht gebindcrt, daß bis tief in das 19. Jahrhundert hinein dort bei dem Adel die Ehescheidungen so häufig waren, wie jetzt in dem freien Amerika. Die Kirche drückte dabei ein Auge zu, und c» legcntlich beide, und man fand dafür beschönigende Formen usw. Gerade wie seit Menschenaffen: der südamerikanische Katholizis mus unter schweigender Duldung Roms die Pricsterehc liat. In Polen herrscht jetzt in dieser Hinsicht offiziell größere Strenge; wie es aber tatsächlich damit beschaffen (ft, zeigen die Romane des jetzt ultramontan gewordenen Henryk Sienkiewicz und zeigt auch eine so harmlos gemütliche Acußcrung wie die des Grasen Kwilecki vor dem Berliner Gerichtshof. Ungarn. Graf Stephan Ttsza. der neue Minister präsident, steht gegenwärtig im 42. Lebensjahre. Er ist der Sohn des ehemaligen Miniffelpräsivcnlen Kolomnn v. Tisza. der von 1875 bis 1800 die Geschicke Ungarns unbeschränkt lcttctc: den Grafentitel hat er samt einem sehr beveulcnden Vermögen von seinem Onkel, dem Grafen Ludwig Tisza. geeibt. Tisza machte seine Universitäissindicn zum großen Teil in Deutschland. 9lach Ungarn zurückgetchrt widmete er sich erst dem Studium der Verwaltuiigsftage», und später den wirtschaftliche» Fragen. Vor etwa lö Jahren trat er an die Spitze der mit einer bedeutenden Staalsuntersiütznng errichteten Ungarischen Bank für Industrie und Handel, die Anstalt ließ sich tedoch m eine gewagte Spekula tion mit den rumänischen Petroleninanellrn ein und brach zu lammen. Wegen dieser unglücklichen Tätigkeit wurde Tisza von der Opposition oft in der heftigsten Webe angegriffen. Er ist ein äußerst frostiger, im Umgang mit andern kühler und zurückhalten der Mann, der sowohl in seinen Formen, wie auch in seinem Äußern auffallend an seinen Vater erinnert. Er vereinigt un gewöhnliche Entschlossenheit mit durchdringendem Scharfsinn und einer sehr umfassenden Kenntnis der politischen und wirt schaftlichen Fragen, die sein Interesse ganz erschöpfen. Als tüch tiger Redner wird er im ungarischen Adgeordnetenhauje. wo die Redekunst vier gilt, leicht berOchen können, wenn man sich mit dem Gedanken, ihn an der Spitze der Geschäfte zu sehen, vertrant machen wird Das wird jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nickt sobald eintrcten, denn Tisza ist seit jeher der unbeliebteste Staats mann im Lande gewesen. Von dem Haß, der sich gegen seinen Vater in den 15 Jabren seiner Regierung angesammelt, wurde ein großer Teil auch aus den Sohn übertragen, der sich ruinier als getreuer Fortfüvrer der Uederlicreriingkn seines Vaters gab. aber auch er selbst hat keine Gelegenheit versäumt, um seine Unbeliebt heit zu steigern, denn er schien immer eine wahre Wonne darin zu finden, stets den niivolkslüinlichstrn Standpunkt in allen Fragen zu vertreten I» der Konferenz der liberalen Partei verteidigte Graf Nndrassh ans das wärmste die Abäiiderungsvottchläge des Grafen Ttsza, welche die eigentliche Absicht des Nennerausfchusscs zum Ausdruck biäcbtcn. Nur im Komvrvmißwegc, um die Einheit der Partei zu wahren und um den Forderungen Avponyis Genüge zu leisten, lialie man die nrsprüngliche Fassung des Programms ge ändert Da aber daraus größeres Hebet entstehen würde und die Krone den Kompromißvorschlag Apponhis nicht annehmbar finde, befürworte er — Andrassy — TtSzas Abändeningsvorschlag ousS wärmste. Große Bewegung rief es hervor, als dann auch Hodossy, ein langjähriger Anhänger Anbraffhs, für die Abänderung Trszas eintral und ausführte, daß die Errungenschaften des Programms sehr bedeutend seien, durch Ablehnung der Abänderungsvorschläge TiSzas aber lehr gefährdet würden. Graf TiSza verwahrte sich dann dagegen, daß er Apponhis Austritt aus der Partei wünsche, er lege de» größten Wert aus dessen Mitarbeit. Die Szedcrkemsi-Fraktion, sowie Parteilose, Oppositionelle und einzelne Mitglieder der Voltspartei haben in gemeinsame, Koiiferenz beschlossen, die Obstruktion sortznfetzen. Frankreich. In der Tcputiertenkammer tadelte bei der Gencralsdiskussion des Budgets Massabuau (Nationalist) die andauernde Vermehrung der Ausgaben sür die Zivilverwaltung und empfahl als Mittel dagegen die Dezentralisation. Puech (Soz.j stellte dem gegenüber die wirtschaftlich« und budgetäre Lage als ausgezeichnet hin, ----- - Dresdner Nachrichten. -tr. 302. Seite 3. Sonnabend. 31. Oktober 1803
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)