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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031030020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903103002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903103002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-30
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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Drer-ner Nachrichten. Freitag, »tt. Oktober 1»0.t »» Nr. ««« Der Bortrag hatte den Zweck, al» Vorbereitung für da- am Mittwoch, den 11. November, aus dem König!. Belvedere statt- nndende Kammermusik-Konzert lRussiscber Komponfften-^lbenvj zu dienen. In gewohnter klarer und präziser Weise entledigte sich der geschätzte Redner der ihm gestellten Ausgabe. Kein Ger.ngerer wie Hanz v. Bülow habe auf den Aufschwung der russischen Kunstmusik, wie er nach dem Krimkriege tatsächlich eingetreren sei. vorausschauend hingewiesen. Gleich den Böhmen, seien auch die Russen ein durchweg musikalisches Volk. Im Gegensatz zu den unseligen suhlen jedoch ihre Volkslieder auf der Kirche,itonart, wie der Vortragende durch Proben am Klavier belegte. Eiiizig und allein die mangelhaften Kullurzustände de- gewaltigen Reiches und die Unterdrückung der fahrende» Musiker durch frühere Herr- scher hätten die Schuld getragen, daß der Aufschwung so spät erfolgte. Erst Glinka sei es Vorbehalten gewesen, mit seiner Oper „Das Leben für den .Karen" größeren Anklang zu finden. Zu den bedeutendsten seiner Nachfolger zählten Peter Tichoikowsky und Anton Rubinstein, auf deren Leben und Wirken der Redner des näheren einging. Er erwähnte dabei u. a.. dag der letztere anher in Berlin, London, Paris und Amerika auch in Dresden längeren Aufenthalt genommen, wo er im Hotel „Europäischer Hos" gewohnt und geselligen Verkehr gepflogen habe. In gleichem Maße packend, faszinierend und imposant wie sein Spiel war er auch in seinen Kompositionen. Der ursprünglich für die Juristen-Laufbahn bestimmte Tschaikowsky sei dagegen eine mehr musikalisch-lhrisch veranlagte Natur von fast mädchenhaft, zartem Empfinden gewesen, hieben diesen Musik-Heroen weise daS Programm des Kammermusik-Abends auch die Namen neuerer russischer Komponisten, wie Gliöre und Eni, ans. Der Besuch dieser Veranstaltung sei für die Mitglieder und deren Gäste sicher, sehr lohnend. Den mit reichem Beifall ausgezeichneten Aus führungen, für die der Vorsitzende, Herr Kroesse, noch besonders dankte, folgten geschäftliche Mitteilungen. —* Nächste Mittwoch beginnen im Saale der Stadtverord neten. LandhauS.strabe 7. die öffentlichen Vorträge des Gemeinnützigen Vereins. Als erster Vortragender wird Herr Geh. Hosrar Pros. Dr. Woernrann über Ludwig Richler sprechen. Daran schließen sich am 11. November Oberstleutnant z. D. Netto, eine Rene »ach Persien mit >Lichtb>ldein!: 25. No vember Prof. Dr. Adolph Schmidt, medizinische Wissenschaft. Nakurheilmethode und Kurpfuschertum: 2 Dezember Staaisrat Pros Tr. Koch, die Nibelungensage in der Edda und bei Richard Wagner: S. Dezember Oberstleuinanl z. D. Tr. Alf. Levmaim. Bilder und Bilderbetrachtung. 12. Januar 1904 Prof. Dr. Geh. «Thema noch unbestimmt!: 20. Januar Dr. Beutbien, der Schutz gegen Nahnrngsmitlelversälichung: 27. Januar Dr. med. Gmeiner. Gesundheitspflege im täglichen Leben: 3. Februar Realgymnaiial» oderlehrer Dr Erter, Fraw.wis Villon. ein altfraruösiicher Dicdter- vagabnnd : 10 Februar Oberlehrer Marlin, Aus meinen Dorsakien. —« Die Neustädter Gruppe des Evanaciischen Arbeiter vereins zu Dresden und Umgegend hielt am 27. Oktober einen gut besuchten Jamilienabend im Saale deS „Ballhauses" ab. der dem Gedächtnis Ludwig Richters galt. Herr k. Unger schilderte in fesselndster Weise den Werdegang des Altmeisters deutscher Kunst, der. von inniger Liebe zur Familie, zur Heimat und zur Religion erfüllt, diese Heiligtümer in seinen Bildern verherrlicht und alle Glieder unseres Volkes mahnt, sie in deutscher Treue zu hüten und zu wahren. Reicher Beifall lohnte den geschätzten Redner. Eine Reihe von Lichtbildern, die von Emil Weises Buchhandlung, hier, gestellt waren, umrahmte den Vortrag. Ter Gesangverein ..Wettin" unter der bewährte» Leitung des Herrn Tonknnstleis Schaum erzielte durch seine trefflichen Dalbietunpen einen vollen Erfolg, wie auch Herr ch'ylophonvirtuos Kreth für sein meisterhastes Spiel allgemeine Anerkennung fand. — Es ist immer noch nicht genügend bekannt, in welch um- fassender und zweckmäßiger Weise in der hiesigen Lesehalle sWaisenhausstraße 9, 1. Etage, gegenüber dem Central-Theaterj auch für die praktischen Bedürfnisse und für die Bequemlichkeit der Besucher gesorgt ist, ganz abgesehen von der eigentlichen Hauptsache, 2cm großen Zettungs- und Zeitsckriften-Bestande und der sorgfältig zusammengestellten Bibliothek, die u. a. gegen 300 Adreßbücher enthält. Es mögen hier nur die wichtigsten der- artigen Einrichtungen genannt sein. Den Besuchern steh« unent geltliche Telephonbenutzuna frei. In jedem Zimmer ist Schreib- gelegenheit: an der Kasse kann man Schreibpapier und alle Post wertzeichen erhalten. Außerdem ist im Vestibül ein össcntlicher Briefkasten angebracht. Für den Empfang von Briefen und sonstigen Sendungen werden gegen mäßiges Entgelt verschließ, bare Privatbriefkästen — .sogenannte Boxes — vermietet. Zur schnellen Orientierung des Publikums über das Neueste, was in der Welt vorgeht, sind stets die letzten Telegramme, Sportnach richten, Börsen- und Kursberichte uiw. ausgehängt, die von den größten Tepeschenbureaus geliefert werden. Den Damen ist Ge legenheit geboten, sich in die mit höchstem Komfort ausgestatteten Damenzimmer, den Herren, sich in die behaglichen Rauchsalons zurückzuzichen. Uniformierte Pagen stehen bereit, die Besucher zu bedienen und Aufträge auszunihren. Dieselben servieren auch auf Wunsch Erfrischungen aller Art. Kurz, man genießt in der Lesehalle alle Vorzüge und Bequemlichkeiten des modernen Ver kehrs- und Gesellschaftslcbens, wie sie in solcher Vereinigung, namentlich aber so wohlfeil und leicht zugänglich an keinem zweiten Orte zu finden sind. —* In der Stadt lies heute Morgen daS Ger ü ch t nm. der kühne Radfahrer Herr Leinerl im Z > r ku s H e n rh sei während der gestrigen Nachmittagsvorstellung bei seinem Sprunge über die 9 Meter breite Kluft verunglückt und schwerverletzt aus der Manege getragen worden. An Ort und Stelle eingezogenr Ecknndiguugen haben ergeben, daß hier eine große Uebenreibung vorliegt: der Radfahrer hat nach einem machtvoll ansgesührten Sprunge wohlbehalten das Polster erreicht, ist aber hier augen scheinlich durch oen furchtbaren Anfpiall aus dem Sattel gekommen. Bereit? in der Abendvorstellung nahm Herr Leinert seine Fahrt wieder auf. I- -«»« d«, Geschäftswelt. Bon den im Gebrauch be- Ifitidllchen Dau-rdrandüien bat sich im Laus« der Zeit der Irische Oken ein wesentliches Üebergewicht über dir sogenann ten Anierikanerösrn zu erringen gewußt. Mehr noch, seitdem e« gelang, denlrlben für jede« nur einigermaßen mager« HrennmatrrZal geeignet zu machen, ist leine Verweisung > von Saison z» Sallon gewachsen und lein« Uebenegenheit über all, anderen Oieuipiteme unbestritten. Da« Fürstlich Stvtberglche Hüttenamt. dessen Alleinvertretung Herr R. Hubkchmanu. -strotze 5.' DreSden-AItstad», Victorias übernommen hat. Kat an alle» Verbessern»«?» der Lesen Jochen SvslemS allezeit ledbast mitgearbeitet. ES bat nicht allein der Erzielung einer ein wandireien Heizung und Rrgulierung sein Augenmeik gewidmet, 'andern auch der äußeren Ausstattung der Oefrn. ES wird de«- halb beute dem Publikum ein Fabrikat ersten Ranges, da« auch den höchsten Anforderungen entlprichk, geboten. — Einen vollstän dige» Umbau hat daS Restaurant „Kronvrinz Rudolf", Schreidcrgaste 12. erfahien. Die bedeutend vergrößerte» Varterre- lokalitäten wirken nunmehr außerordentlich freundllch und an heimelnd und sind deshalb auch sür Janiilienbe'uch zu empfehlen. An dein Umbau, der in den Händen des Herr» Baumeisters Krebs lag, beteiligten sich vorwiegend Dresdner Firmen. Beionders geichmackvoll wirlen die von Herrn Dekorationsmaler A Loos vergrstkllten Wandmalereiei» und das Arrangement der Portiare», Lamverien nn» Stores von Herrn Tb Jentsch, Am Poppitz. Küche »nb Keller des Herrn Traiteur Schröter, der das Etablisse ment bewirtschaftet, dielen stets das Beste. —* Polizei bericht. 29. Oktober. Gestern abend lief ein achtjähriger Knabe beim Ueberschreiten der Schloßstrahe in eine Droschke hinein und wurde überfahren. Er erlitt starke Bein-Quetschungen und Hautabschürfungen. Der Droschkenkutscher ist schuldlos. — Auf der ^Radeberger Straße stürzte vorgestern ei» Arbeiter vom ersten Stockwerke eines Neubaues herab und erlitt einen Schädelbruch. —* DaS geiler» in Leipzig gefeierte SOiährlge Bliraer- inblläum deS Herrn Kommerzienrats Blülhner brachte dem Jubilar eine Fülle von Glückwünsche» aus nah und fern. Vom Rate der Stadl ging ein Glückwunschschreiben bei ihm ein. ebenso von der Vecwalinng seines Geburtsortes Falkenbain bei Meuselwitz, die gleichzeitig Mr die ihr vom Jubilar zu milden Zwecke» überlassenen 5000 Mark Dank zum Ausdruck brachte. Am 7. November voll enden sich übrigens auch 50 Jahre, seitdem die weltbekannte Blüth- nersche Hofpianosorleiabiik in Leipzig errichtet wurde. —* Das dreijährige Söhnchen des Fleischers Busch in Leutzsch wurde gestern von einem Motorwagen ersaßt und über fahren. Man brachte das tödlich verletzte Kind nach dem Diako- nissenhauS in L.-Lindenau. wo eS kurz nach seiner Eiulieferung verstarb. —* Militärgericht. Vor dem Kriegsgericht der 32. Di vision hat sich der 29 Jahre alte Vizewachtmeister Otto Richard Hilbert von der 2. Batterie des 64. Feld-Ärtilleric-Regiments in Pirna wegen militärisch ausgezeichneten Diebstahls in zwei Fällen und Anstiftung eines Untergebenen zum Belügen eines Vorgesetz ten unter Mißbrauch der Dienstgewalt zu verantworten. Der Angeklagte, der von 'einem Batteriechef sehr aut beurteilt wird, hat geständigermaßen eines Tages Ende Avril in seiner Eigen- Ichaft als Futtermeister von den ihm vom Proviantamte sür die Batterie übergebenen 180 Schütten Stroh 60 Schütten durch den Gefreiten Wehner an einen Fouragehändlcr daselbst für 19.20 Mk. verkaufen lassen und den Betrag für seine eigenen Zwecke ver braucht. Desgleichen hat er Ende Mai. als sich die Batterie zu Schießübungen in Zetthain befand, 6 Zentner Hafer, Eigentum des Militärffskus. entwendet und sür 40 Mk. verlaust. Das Geld verwandte der Angeklagte zur Bezahlung von Schulden. Nach dem der erste Diebstahl zur Anzeige gelangt war, suchte er den Gefreiten auf und befahl ihm. auf Befragen durch den Batteriechef zu erklären, er sei von ihm sdcm Angeklagten! mit dem Gelbe zu d«m Jonroaehäudler zurückgeschickt worden, um eS wieder zurückzugeben. Tatsächlich bat der Gestelle diele falsche Angabe auch gemacht. Unter Berücksichtigung des groben Ver- trauensbrucks und des Umstandes, daß durch dir Handlungsweise ves Angeklagten die Disziplin außerordentlich gefährdet werde, er kennt daS Gericht auf 8 Wochen Gefängnis und spricht auch die Degrabation aus. während eS von Versetzung in die 2 Klasse des Soldatenstandes mit Rücksicht aus die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten und seine gute Führung absieht. Durch die er littene Untersuchungsliast gelten 4 Wochen der erkannten Strafe als verbüßt. — Der 1884 In Sirbenlekm geborene Soldat Konrad Emil Franke von der 2 Kompagnie des 13. Jägerbataillons war vor seinem kürzlich erfolgten Dienstelntrltte bei einem Kaufmann in Meißen als Buchhalter und Reisrnder beschäftigt. Als er sich Mitte August in Riela geschäftlich anfbielt. hat er dort für seinen Prllinval cinkassierte Kundengelder in Höbe von 52 Mk. zum Teil verzecht, zum Teil zu anderem Zwecke verbraucht, ohne Ersatz leisten zu können. F. ist wegen desselben Deliktes bereits vor bestraft. Das Urteil lautet gemäß dem Anträge des Vertreters der Anklage auf 6 Wochen Gefängnis. —* Landgericht. Spielerprozeß. s2. Fortsetzung.! Heute vormittag wurde in die Beweisaufnahme cmactreten. Vor läufig sind 24 Zeugen geladen. Kriminalgendarm Zeißig, wel cher seit vier Jahren mit der Ueberwachung der Glücksspieler be- traut ist, lagt, daß Lehmann seit Jahren als Glückssvieler und Bauernfänger bekannt ist. Wenn L. nicht selbst spiele, mache er den Schlepper: nicht besser seien Albinus und Lau; letzterer ist seit 30 Jahren Spieler und als solcher in Dresden, Leipzig und Berlin ausgehoben worden. Einen besseren Rus genieße Petras, dessen Zntreiber seien Weymann und der flüchtige Mühle gewest», jedoch werde auch er als geriebener, gemein gefährlicher Spieler angesehen, welcher sogar gegen Wechsel Geld ins Spiel lieh Hcrschel komme in den Polizeiakten zurrst als Zuhälter, seit 1884 als Spieler vor. Bei Bert hold sei in den letzten Jahren der Sammelpunkt der berüchtigtsten Spieler gewesen. DaS Merkwürdigste sei, daß bei einem Spiel, an dem Berthold teilnabm, der Kartenstand stet« derart war. daß v. im«e> gewann. Er habe meisten« auswirt« gespielt und sei nur ao einem Tage in der Woche, dem Dienstage, in seinem Lokale anwesend gewesen. Als jüngste, Mita'" ' ' Spielergrsellschast gilt Dt' ^ ^ ^ «mer Konsequenz, welche die Widerstrebenden zum der Befragung angegeben, daß Lehmann. Lau. Albinu«. Hirsches, Berthold die ..Hauptmörder von Dresden" seien, lieber diese Aussage entspinnt sich ein« lebhafte Auseinandersetzung zwischen den beiden Minne, bei. Petra« und Glänzel. Albinus. Lehmann, Lau waren regelmäßig da, Lehmann und Lau haben meistens die Bank gehalten. Der Einsatz betrug bis zu 20 Mark. Auffällig war. daß gewisse Karten stark besetzt wurden und dann auch immer sur Lau. AlbinuS und Lehmann schlugen. Im „Bier- stall" kam ich einst mit AlbinuS und Lehmann zusammen, und es wurde „tzammelrennen" gemacht. Ein Bekannter machte mich auf- merksam, daß L. mit dem Jinäer einen Würfel außen am Becher sesthielt und immer hohe Zahlen warf. Ich Hab« ziemlich viel Geld verloren, machte L. am anderen Tage aus den Trick aus- merksam und sorderte mein Geld zurück. Lehmann gab mir 500 Mark und bat mich, zu schweigen und ihn und seine Familie nicht unalücklich zu machen. Ich und mehrere meiner Bekannten halten Lehmann de- Falschspiels verdächtig. Bei Petras ging das Spiel gewöhnlich um eine Flasche Sekt loS. dann wurden die Einsätze immer höher. Petras hat leidenschaftlich gespielt und fast immer gewonnen. An einem Tage habe ich bei ihm an 1206 Mark verloren, die Hauptgewinner waren Lau und Mühle. Nach meiner Ueberzeugung bin ich im Spiele betrogen worden. 400 Mark gab mir Petras zurück, als ich mit zwei Gendarmen on- rückle. — Eine Anzahl weiterer Zeugen sagen über die Vermögens und Erwersverhältnisse der Hauptangeklagten auS. Mit mehr oder weniger Bestimmtheit wird Lehmann als Falschspieler und Meister im Volteschlagen bezeichnet. Gewöhnlich habe man mit einem unschuldigen Skat begonnen, bis namentlich Lehmann, Minus und Lau durch Dreinreden und „Kiebitzen" die Gesellschaft sprengten. .Ach, da ivll wohl wieder eine „Tante" gemacht werden!" soll dann die gewöhnliche Redensart gewesen sein. — Einem anderen Zeuge» hat der verstorbene .weißbärtige Lehmann"" einmal erzählt, daß der Inhaber eines hiesigen grüßen Gcichästsdauses im Sviel lOOOOMk. verloren habe. — Eln GuiSbesitzer aus Lichten der« verkehrt ieit 5 Jahren in einem im „Viktoriahauir" taaenben Skatklub. Er bezeichnet Lehmann. Berthold und Albinus als die jenige». welche den Klub zu sprengen suchten. Zeuge habe in der .Tante" an 1000 Mk. verloren. Lehmann an ,edem Svielabend durchschnittlich 50 Mk. gewonnen. — Die Beweisaufnahme geht nur >ehr langsam von statten, da die Zeugen in ihren Aussagen zurückhaltend, teilweise sehr unbestimmt sind. — Vom gegenwär tigen Besitzer und dem gegenwärtigen Wirt deS Hotels ..Prinz Mar", den Herren Baumeister Scdönborn und Hotelier Schmid. werde» wir ersucht, daraus binzuwelsen, daß Glänzel ichon seit September 1902 nicht mehr Besitzer des genannten Hotels ist. Amtliche Bekanntmachungen. Diejenigen Steuerpflichtigen, welche den dritten, am 18. Ok- tober fällig gewesenen Termin der Gemeinde-Einkommen- st euer und der Beiträge zur Dienstbotenkrankenkasse auf das Jahr 1903 noch nicht entrichtet haben, haben diesen Termin" bis spätestens am 5. November im Stadtsteueramte ^ zu bezahlen. Nach Ablaus dieser Frist beginnt das geordnete Einziehungsvcr- fahren. Nachdem der Termin abgelausen ist. bis zu welchem die Be- träge der in diesem Monat zuaezertigten Rechnungen über den Gas-, Elektrizitäts- und Wasserverbrauch zu be- richtiaen sind, wird vom 2. November ab das Erinnerunqsverfahren eingeleitet und vom 3. November ab eine Erinnerungsgebühr von 25 Pfg. erhoben werden. Vom 1. Januar 1904 ab ist die Stelle des Hausarztes bei dem Duckwitz- und Günh-Hciuse, hier, Jriedrichstraße Nr. 34/36, au« die Dauer von zunächst drei Jahren anderweit zu besetzen. Die Vergütung beträgt 400 Mark lährlich. Tagesgeschichte. x Deutsches Reich. Der Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren in Wiesbaden wird der deutsche Botschafter in Petersburg Graf Aloensleben beiwohnen. Die Zuziehung des Reichskanzlers Grafen v. Bülow zu der Kallerbegrgnung erfolgt aus Einladung des Zaren, von dem auch die Anregung zu der Zu sammenkunft ln Wiesbaden auSgegangen ist. lieber die Disposi tionen sür diese Kaiiertage werde» noch folgende Einzelheiten de- kannt: Kauer Wilhelm wird am 3 'November dem Zaren Niko laus in Tcnmstadt einen Besuch abstcitte» und am 4. November den Gegenbesuch des Zaren im Königlichen Schlosse zu Wiesbaden empfangen. Kaiser Wilhelm wird bereits am Abend des 3. 'November in Wiesbaden cmtrrffen, der Zar am folgende» Tage gegen Mittag mit Gefolge dort ankommen, an dem Gala- diner im Schlosse teilnevnien und abends gemeinsam mit dem Kaiser der Vorstellung „Oberon" im Königiichen Hostheater bei wohnen. Nach der Vorstellung begibt sich Zar Nikolaus nach Darnistadt resp. Jagdichlog WolfSgcmen zurück. Wie verlaulet. beabsichtigt Kaiser Wilhelm, noch einige Tage in Wiesbaden zu verbleiben, um mehreren Theatervorstellungen beizuwohnen. Aus diesem Aulaß wird der Generalintendant v. Hülsen demnächst dort erwartet. Bei der Ankunft des Zaren am 4. November findet am Wiesbadener Bahnhöfe großer militärischer Empfang statt. An diesem beteiligen sich außer der kriegsstarken Eskadron de« in Paderborn garnttonierenden Huiaren-RegimentS Kaffer Nikolaus II. opstrte aber wiederum sür gewisse Passionen, namentlich für Wein nnd Werk, gewaltige Summen. Er war mir dem Dichter der Meinung, datz jeder brave Mann einen Rausch haben müsse, und er trieb die Bravheit in dieser .Hinsicht möglichst weit. Aller dings hielt er stets auf einen standesgemäßen Rausch, den er sich mit Vorliebe durch echten Champagner hcrslellle. Minder vornehm dachte er im zweiten Punkt. Da verschmähte er auch das niedrigste Freiwild nicht, das ihm aerade m den Weg kam. Freilich hatte er daneben auch einige dessere Iagdgründc fest gepachtet. Ans die Frage des Präsidenten, weshalb es denn zwischen dem Grafen und der Gräfin so häufig zu Skandalszenen gekommen sei, antwortete er. das sei aus Eifersucht geschehen, es habe sich um Verhältnisse mit anderen Frauen gehandelt. Auf die weitere Frage des Prä sidenten: „Hatten Sie denn solche Verhältnisse?^" ersolgte die klassische Gegenfrage des 64jährigen. verheirateten Graten: „Warum soll ich kein Verhältnis haben?" Das Publikum nahm diese naive Aeußeruna mit schallender Heiterkeit aus. Sie verdient doch aber auch, nachdem der erste uiiwiderstebliche Lachre z über wunden ist. eine ernstere Betrachtung. „Warum soll ich kein Verhältnis haben?" Diese Selbstverständlichkeit bezüglich eines ehebrecherischen, unsittlichen Verkehrs ist leider nicht mebr aus polnische Schlachtschitzen, denen man eine bejvnders laxe Moral nachsagt, beschränkt. Sie greift auch in autdeusichcn Kreisen unserer Millionenstadt um sich, wie Kenner» der Verhältnisse längst be kannt ist und der weiteren Oeffentlichkeit von Zeit zu Zeit bei be sonderen Anlässen bekannt wird. ' In einem anderen Zimmer des Moabiter Kriminalgebäudes ist gleichzeitig unter strengstem Ausschluß der Oeffentlichkeit wieder einmal , ein großer Kuvveleiprozeß verhandelt worden, der an sich hier leider nichts Besonderes mehr bietet, der aber durch die Verquickung von Unzucht und Spiritismus immerhin seine eigene Note erhielt. Interessant sollen auch die Zeugen gewesen iein, unter denen sich nicht nur Träger klangvollster 'Namen befunden haben, sondern auch Leute, die i» unserem öffentlichen Leben als Tugendwächter austreten und diese dankbare Rolle mit besonde rem Eifer spielen. Damit auch die Kehrseite der Medaille nicht fehle, gehörte zu den allerdings nur kommissarisch vernommenen, aber nicht minder intim beteiligten Zeugen auch ein lauter Vor kämpfer gegen die „kavitalistische Korruvtivn", die mit schnödem Mammon die armen Töchter des Volkes verführt und sie sich ihren gemeinen Lüsten dienstbar macht. Es ist Genosse Singer, der also oft genug öffentlich wetterte und dann heimlich der nunmehr wegen Kuppelei, versuchter Erpressung und "Sufftistunq zu diesen Straftaten zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteil ten Dame Gustava Schettler schlich, um sich dort von den An- strengungen dieser Sittenpredigten zu erholen. „Die Prostitution wurzelt unausrottbar in den bestehenden Zuständen und wird unter ! Umständen zum Bedürfnis auch für diejenigen, die ihre Verwerf lichkeit innerlich voll empfinden." So erklärt der „Vorwärts", der sonst bei anderer Sünde so tapfer schmälen kann,, milde zur Verteidigung des Obergenoffen Singer. Wenn dieser sich aber erst an ein solches „Bedürfnis gewöhnt hat, ist dann nicht zu be-. > fürckten, daß er die üble Gewohnheit auch in den glorreichen Zu- ! kunftsstaat mit herübernchmen wird? Inzwischen hat die Evangelische Generalsynode ! Preußens den Kamps gegen die Prostitution von neuem eröffnet s und eine längere Resolution angenommen, die sicher gut gemeint ; ist und manche richtige Gesichtspunkte enthält. Namentlich wird i man gern der Forderung zustimmen, daß alle Diener der Kirche und der Schule, alle kirchlichen Gemcindeorgane, alle Eltern, Er zieher und Pfleger der Jugend gegenüber jeder Form der Un zucht zu erneutem Ernst der Wachsamkeit, des Zeugnisses und § dcs Vorbildes ausacrufen werden sollen. Hiervon wird man sich noch immer den meisten Erfolg versprechen dürfen, obwohl die traurige Erscheinung beinahe so all ist, wie jede menschliche Kultur, und höchstens vorübergehend eingedämmt. aber niemals ausgerottet werden kann. Mtt Polizeimitteln richtet man ihr gegenüber cr- sahrungsmäßig wenig aus, und eine Erweiterung der gesetzlichen > Machtmittel in der Richtung der abgelehnten Teile der früheren s Ivx Heinze ist kaum minder bedenklich, als das Uebel selbst. Wenn der Befürworter der Resolution sich sür diesen Punkt darauf be- ruft, daß auf dem jüngsten Hamburger Frauentage eine Lehrerin aus Svandau für die Frauen das Recht des außerehelichen ge schlechtlichen Verkehrs in Anspruch genommen habe, so wird gewiß s icder, der sich ein gesundes Fühlen nnd Denken bewahrt hat, diese traurige Verirrung mit ihm verdammen. Aber Wie und was das Gesttz dagegen ausrichten koll und kann, ist unerfindlich. Wenn eine anständige Frau den verwerflichen Mut findet, eine derartige Ansicht öffentlich ouszusvrechen, so überläßt man sie einfach dem sicher vernichtenden Urteile der öffentlichen Meinung und übergibt sie nicht dem Strafrichter, der sie doch nur zu einer Märtyrerin machen würde. Wohin die Reise gehen würde, wenn eine neue lax Heinze in Frage käme, zeigte der weitere Hinweis dcs Berichterstatters der Gencralsynode aui Maeterlincks „Monna Banna". Man mag dieses vielüberschätzte Stück vom literarischen Standpunkte aus angreffen. aber man wird es doch immer als ein ernsthaftes Werk anerkennen müssen, gegen das man nicht mit Ttrcffmitteln. sondern nur mit Gründen der Kunstkritik ein» schreiten darf. Ueberhonpt war es der größte Fehler der früheren I.-x Heinze, daß darin der von allen gebilligte Kamps gegen die Prostitution und ihre Nebenerscheinungen mit dem doch nur von einem verhältnismäßig kleinen Kreise gewollten Kampfe gegen . künstlerische Erscheinungen oder selbst Auswüchse verquickt worben 'ist. Wegen die elfteren rufe man die Strafrichter auf. die letz»! teren überlasse man den Kunstrichtern. Glücklicherweise ist aber vorläufig auch keine Aussicht vorhanden, daß unsere Regierungen in absehbarer Zeit mit einer neuen Auflage der lex Heinze an den deutschen Reichstag herantreten werden. Sie haben vorläufig mit den früheren unliebsamen Erfahrungen auf diesem Gebiete hinlänglich genug. Jedenfalls kann man nur wünschen, daß von privater Seite der Kamps gegen die Unsittlichkeit in jeder Form nachdrücklich fortgoführt werde und daß sie dabei seitens der zu ständigen Behörde jede tatkräftige Unterstützung finde. Es regt sich ja nach dieser Richtung erfreulicherweise überall. In dieses trübe Kapitel gehört auch die neuerdings mit Eifer und Erfolg ausgenommene Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels, worüber gegenwärtig die hier stattsindende zweite deutsche National- konferenz verhandelt. Dieser Kampf wird allerdings immer schwieriger, je großartiger sich die Verkehrsverhältnisse entwickeln. Schon jetzt bietet die Ueberwachung der größeren Bahnhöfe, der europäischen Hafenstädte, der verschiedenen Grenzen und der außer- europäischen, namentlich südamerikanischen Verschleppungsorte, Maß- verwirklichen sollten. Zwar so schnell, wie manche Leute annehmen, wird eS da mit «chwerlich gehen. Die Blättermeldung, daß bereits zwischen der preußischen Regierung und einer der beteiligten Berliner Elektrizitäts-Gesellschaften Verhandlungen wegen Herstellung einer zwischen Berlin und Hamburg einocleitet seien. solchen Verbindung zwsicyen Verun unv Hamburg emaelettet ,e>en. hat sich schnell genug als eine fette Ente herausgestellt. Soweit ind wir denn doch nicht. Erst müssen noch mehr praktische Er- ohrungen und feste Unterlagen gewonnen werden, ehe an eine olche Schnellbahnvcrbindung herangetreten werden kann. Hat doch auch die Technik noch nicht ihr letztes Wort gesprochen. Nach- dem es kürzlich die Studicngesellschast von Siemens u. Halskc ^ ... ...t ihre» Wagen mcsen Rekord noch geschlagen und cs auf die fabelhafte Ge schwindigkeit von 210 Kilometer gebracht. Das sind wahrhaft be wundernswerte Triumphe der deutschen Technik! Ihr Erfolg würde auch dadurch nicht geschmälert werden, wenn Ä in abiehbarer Zeit nicht gelingen sollte, derartige Schnellsabrten in größerem Maßstabe dauernd cinzufübren. Aber daß die« in nicht mehr ferner Zeit möglich sein wird, und daß wir die Fahrten von Stadt zu Stadt noch ganz wesentlich mehr abnirzen werden, «ÜS bis her schon, ist die wachsende Ueberreugung hervorragender Sach verständigen.
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