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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-24
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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gelegten Verwaltungsbrrickt au« da» Jahr 1902 war u. a. zu «nt» nehmen. daß Ende de« BerichtsiabreS im Mttaltederkakaster 3484 Getamtbetriebe (gegen 3412 tm Vorjahr«! mit 83445 Dalchkchnttts» arbeiter» (31 «36 Vollarbeitern) einschließlich 33 Seldstversicherern eingetragen waren. Von diesen Betrieben entfallen 2081 am Krast- und 1403 aus Handbetriebe, sowie aijs jeden Maschinenbetrieb durchschnittlich 13.7 Personen, aus iedrn Handbetrieb 3.5 oder auf ,eden Betrieb durchschnittlich 0.6 Perionen. In der Zeit von» l Oktober 1885 dis 3i. Dezember 1903 sind insgesamt M 092 836 Mk. an Löhnen und 2381 332 Mk. an Entschädigungen gemdlt ivorden. Im Berichtsjahre gelangten 1l 15 Unfälle (gegen 1097 tm Vorjahre) zur Anzeige und an Entschädigungen wurden im Jahre >002 gezahlt 340 237 Mk. (gegen 308138 Mk. im Vorjahre). Lo- nach rtt im Berichtsjahre 1902 wieder eine Steigerung der UMall- cnffchädiguiigen gegenüber den, Boriadre um 10.4 Prozent ein- getreten. Die glimme der anrechnungSfOhigen Gehülter und Löhne betrug 26 368 161 Mk im Jahre li«02 gegen 25 IW 998 Mt. «m Vorjahre. 2In lausenden Verwaltungskosten einschließlich Unfall- unterluchungskosten. Kosten für ärztliche Gutachten, Schieds gerichtskosten und Köllen für Ncberrechnung der Betriebe sind für daS Jahr 1902 50 043 Mk auizubringen (gegen 49 328 Mk. im Vorjahre), das ist eine Durch,chnittSbelastung von 1 Mk. 41 Pig vro Kops der durchschnittlich versicherten Personen oder 1 Mk >oo Pig. auf je 1000 Mk. Lokniuinnie. In den Reservefonds sind gemäß g 34 des Gewerbe-UnfallversicherungSgeieheS einzulegen: <>0167 Mk.. beziehentlich unter Anrechnung der Zinsen deS Rejecve- londs aut das Jahr 1902 mit 21806 Mk. — 38 360 Mk. Diele Reservesi'ndszuichläge belasten, wie ausdrücklich hervorgehobeu wird, die Industrie i» bedrückender Weise. Die weitere Steigerung der Beiträge dürfte noch eine Reihe von Jahren anhalken. bis ein ge wisser BebarrungSzustand eintritt. Die vermehrten Ausgaben sind aber nicht nur innerhalb des Bezirks der Sächsischen HolzbeiufS- genossen'chast. sondern bestehen in den anderen HolzberusSgenossen- ichaflen des Reiches in viel erhöhterem Matze. So entfielen z B. aus 1000 Mk. anrechnungsfählge Lehne im Jahre 1901 an Unsall- entschädigungen bei der Banrischen Holzderussgenosienichas! 17.26 Mk, bei der «üdwestdeuischen 14.51 Mk.. bei der Nord deutschen 14,39 Mk., bei dee Sächsischen 12.25 Mk. Die Sächsstche arbeitet also immer noch am billigsten. DieDurchichnittsbelastung im Berichtsjahre betrug 12 Mk. 99 Pig. vro Kops der duich- ichniltlich versicherten Personen und 16 Mk. 47 Psg. aus je 1000 Mk. Lohnsiimme. Berusungsiachen waren 214 zu verzeichnen, wobei in 28 Zöllen ein Vergleich erhielt, in 64 Fällen die Ge nossenschaft verurteilt, in 65 Fällen aut Verwerfung erkannt wurde Die technische Revision erstreckte sich aus 198 Betriebe. Die Jahresrechnung der Hvlzberussaenoffenschast schließt bei 425 609 Mk. Einnahmen mit einem Kassenbestand von 3643 M. 32 P'g ad. die Vcrmögensübersicht für ultimo 1902 mit 1058 962 Mk >6 Pig in Aktiven und Passiven. Der Herr Vorsitzende begrüßte in, weitere» Verlaufe den als Verteter des Ministeriums des Innern erschienenen Herrn Geh Regierungsrat v. Krieiche und teilte mit. daß sich laut Präsenzliste 6l Personen mit 9l2 Stimmen zur Versammlung einaesunden haben. Dem in den Rukeiiand getretenen langiährigen Bureaudirektor Herrn Julius Mohs widmete der Vorsitzende anerkennende Worte. Zum neuen Bureaudirektor ist Herr Di. j»r. Hops gewählt. Zum Gedächtnis des mit Tod abgcgangenen Vorstandsmitgliedes Herrn Tischlermeisters Güntzel- Lerpzig erhoben sich die Anwesenden von den Plätzen. Der Etat >ur die Verwaltungskoslen aus das Jahr 1904 wurde aus 59 000 Mk. festgesetzt. Zu Mitgliedern des Oienossenschattsvorstandes wurde» wieder bezw. neugewählt die Herren Kommerzienrat Grnmdt. Tischiervbermeister Zimmer-Dresden, Fabrikbesitzer Winkler-Mitl- weida und Sägewerksdesitzer Hering-Königstetn, zu Ersatzmännern die Herren Fabrikbesitzer Goedel-Leipzig. Tiscklervoermeister Sirbers-Lcivzig. Sägeweiksbesitzer Georg Spaltcbolz-Laubegast und Direktor Hüttig-Niederiedlitz. Daran schloß sich die Wadi des Aus schusses zur Prüfung der Jahresrcchnum,. Schließlich erstattete »och die Gesahrentarifkommiision de» Bericht über die von ihr beschlossene Abänderung des GesahrentarifK. —* Der Landeskulturrat für das Königreich Sachsen tritt am 5. und 6. November im Sitzungssaale der Ersten Stänöekammer zu seiner 41. Plenarsitzung zusammen. Außer dem Vortrag aus der Registrande. der Erledigung der Rechnungen und verschiedener Wahlen stehen folgende Punkte aus der Tagesordnung! Das Notierungswesen an den öffentlichen Schlachwiehmärklen (Berichterstatter: Geh. Oekonvmicrat Hähnel- Kupvritzs; Die Regelung der Haftpflicht bei durch Motorfahr zeuge verursachten Unfällen (Berichterstatter: Geh. Hofrot Opih- Treusnj: Die Abänderung der Bestimmungen über die Gewährung kommissarischer Beihilfe ^ur Ausführung von landwirtschaftlichen Meliorationen (Berichterstatter: Ervgerichtsbcsitzer Fisclwr-Rathc- waldej: Die Errichtung einer LandeS-Geffügelzuchtanstalt lBericht- erstattet:: Oekonomierat Vocke-Ge,ilsdors>: Die Erneuerung des Viehseuchen-Uebereinkommens zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn iBcrichtcrstatter: Oekonomierat Kasten-Rosen- bergl: Die staatliche Regelung der Schweine-Versicherung lBericht- erstatter: Geh. Oekonoiuierat Skeiger-KleinbautzenI: Die Schutz impfung gegen de» Rotlauf der Schweine und die Schweinei'euche (Berichterstatter: Rittergutsbesitzer Gontard-Mockaul: Die Rege lung des Viehschneidewesens (Berichterstatter: Rittergutsbesitzer Wunoerling-Neukirchenl: Tw Vertretung des sächsische» Garten baues (Berichterstatter: Rittergutsbesitzer Seidel-Grüngräbchen); Die Rückerstattung des Versicherungsbeitrages für nicht zu ent- schädigende Tiere und das Verbot des Vertriebes von Freß-, Mast- und Milchpuloern (Berichterstatter: Generalsekretär Dr. Raubold-Dresdenl —* Die amtlich geprüfte Sieger liste vom 10. Deut- ichen Turn teste in Nürnberg liegt nunmehr vor und hat bei Vergleichung mit der »n Nürnberg herausaegebenen Sieger- !>ste ergeben, daß außer emer Anzahl hauvtsämlich durch den Umsong und d's Eile der Arbeit verursachten Schreib». Druck- und Rechenfehlern drei Sieger in der Nürnberger Liste nicht cuihalten sind, und daß Zwei andere Wetturner dort als Sieger ausgesiihrt wurden, die keine Sieee erlangt haben. Die ver- aessenen Sieger gebären dem Männerturnverein Fürth, dem Mäiinerturnverein Kiel und dem Turnverein Starnberg an. ^iieressaui sind die amtlichen Zusammenstellungen über die Er- a.wuih'e des Scchskamvses. Daraus ist folgendes von allgemeinem Interesse: Zum 6. Male ist aus deutschen Turnfesten im Sechs- kampt gekochten worden, und stetig bat sich die Zahl dieser Wetturner vermehrt. Sie betrug in Frankfurt a. M. 152. ins Dresden 311. in München 508, in Breslau 709. in Hamburgs ttOO, in Nürnberg 1411. In ähnlichem Verhältnis stieg die: Zahl der Sieger, denn sie betrug in Frankfurt a. M. 8. in Dres den 36. in München LS. in Äwslau ISS. in Nürnberg 20L S» sin» erreicht worden 60 in Frankfurt einmal, in Dresden S. in Münch«. .. ... in Hamburg 6 und in Nürnberg 11 Mal- 55 di« LS.S Punkte in Frankfurt einmal, in Dresden 14. in München 12, in BreSlan 48. in Hamburg 23. in Nürnberg 51 Mal: 50 bis 54.9 Punkt» in Frankfurt 6 Mal. in Dresden 19. in München 42. in Breslau 90. in Hamburg 76. in Nürnberg 1S8 Mal. Die drei besten Gerätturner erreichten in NürnbergZ»^, 40H4 und 3S'/- Punkt« Der beste ockkstümlich« Turner (Mitglied de« MSnnerturnver- eins Atel) erreichte mit 30 Punkten die höchstmiMich« Punkt zahl, ein Ergebnis. daS noch auf keinem deutschen Turnfeste er» ielt wurde. Die beiden nächstbesten Turner erzielten W bezw geturnt bezw. gewertet, am schlechtesten am Reck. Das Verhält- nis in der Güte des Turnens am Pferd, Barren, Reck war un gefähr 6:4:3. In Hamburg ist an den drei Geräten un» aefähr gleich Gutes geleistet worden, in Breslau war das Ver hältnis Pferd, Barren. Reck 1 : 3 : 9. also gerade umgekehrt als in Nürnberg. Beste Leistungen bei den volkstümlichen Hebungen (8 bis 10 Punktes wurden erzielt beim Weitsvringen 26, beim Stabhochsprüngen 143 und beim Stcinstoßen 99 Mal. Die schlech teste Leistung war im Weitspringer! 3 Punkte, im Stabyoch- springen 4 Punkte und im Stcinstoßen 3 Punkte. Unter den 18 deutschen Turnkreiscn hat Bayern mit 38 die meisten Preise », Nürnberg errungen, Ihm solch das Königreich Sachsen mit 24. Drei und mehr Nürnberger Prelle fielen an 17 Städte München 13, Leipzig 12, Berlin und Kiel je 10, Nürnberg und Hannover je 7. Frankfurt, Fürth. Hambura je 5. Offcnbach und Philadelphia je 4. Bremen. Dresden, Eßlingen. Greiz, Kann statt, 'Ätuitgart je 3. Drei nnb mehr Preise fielen an 14 Ver eine: Hannover Tnrnklub 7, Berlin Turnerschaft und München Mäniiertiirnvsrein je 6, Fürth, Männerturnverein. Kiel. Männer tiirnvercin und München. Turnverein je 5. Leivzig. Allgemeiner Turnverein und Turnverein je 4. Berlin. Turngemeinde, Frank» siirt, Turnverein. Greiz, Turnerickafi, Nürnberg. Turnverein, Ottenbach, Turnverein und Philadelphia, Turngemeinde, je 3. Das Alter der Sieger schwankt zivischen 18 und 96 Jahren. —* Der Mannergesangverein „TannHäuser" hielt vor» gestern in seinem Veremslokal, Restaurant „Kronprinz Rudolf", Lchreibergasse 12. seine 59. Jakres-Hauptversammluna ab. Der vom Schriftführer, Herrn Kaufmann Lange, zum Vortrag ge brachte Jahresbericht war ein recht erfreulicher. Die Mitglieder zahl ist bedeutend gestiegen. In gesanglicher Beziehung hat der Verein unter der vortrefflichen Leitung seines Chormeisters, Herrn M. Stranßkh, große Erfolge erzielt. Auch der pekuniäre 'Abschluß war ein guter. Zum ersten Male wurde den Mitgliedern ein geknickter Jahres- und Kassenbericht vorgelegt, der. nachdem er noch vom Kassierer. Herrn Uhrmachermeister O. Wild, erläutert worden war. auf Antrag der Revisoren, Herren Fritzsche und Ziller, einstimmig genehmigt wurde. Dem Kassierer, sowie dem Gesamtvorstande wurde Entlastung erteilt. Hierauf wurden die Herren Kaufmann Earl Wiclisch zum 1. Vorsitzenden, Uhr- machcrmelster Otto Wild zum Schatzmeister und Kaufmann Karl Lange zum Schriftführer mit großer Majorität wicdergewählt. Die verschiedenen Ausschüsse wurden teils ganz neu. teils durch Wiederwahl zusammengesetzt. Wegen 'Ausgeltaltung des im nächsten Jahre stattfindenden 60. Stiftungsfestes soll in nächster Zeit eine außerordentliche Versammlung stattfinden. Der Verein, welcher neben dem deutsche,, Liede ganz besonders die Geselligkeit vtlegt. hält nächsten Sonntag in der Großen Wirtschaft seine dies jährige Krrmesfeier ab. wozu die Frauen des Vereins mit allen Sorten selbstaebackcnem Kuchen aufwarten werden. Beitritts- erklärungcn können jeden Dienstag im VereinÄokale bewirkt werden. —' Die am « Oktober von Herrn Pfarrer Gamxer bei Wiederilder- nakme seine» Amtes nack langer, schwerer Krankheit in der Refor mierten Kirche gehaltene Predigt iU in Druck erichicnen. Sie ist In der Buchhandlung C. Tittmann, Pragerftraße iS, zu 30 Psg. zu baden. — In Jagdzeitungen kann man fortwährend von Mitteln lesen, wie man eine Anjiedlung von Krähen vertreiben kann. Ununterbrochenes Schießen zur Brutzeit, so daß die Jungen aus Mangel a„ Wärme umkommen, da die Eltern das Nest nicht ausznsilchen wagen, scheint am meisten empfohlen zu werden. Human kann man diese Vertilaungsart schwerlich nennen, und da mindestens stundenlang geschossen werden muß, so kann sie auch nicht sehr billig sein. Dabei hat der Direktor des Frankfurter Zoologischen Gartens Dr. Schmidt bereits vor vielen Jahren ein ebenso einfaches wie praktisches Mittel empsoblen, auf das hier hingewiesen werden soll. Er hatte ein besonderes Inter esse daran, daß mit Rücksicht auf die Eier und junge Brut ieiner Pfleglinge sich keine Krähen in der Nähe ansiedclten. Er be- streitet, daß die Zerstörung ihrer Nester irgend welchen Zweck hätte und schildert das von chm angewandte Verfahren folgender maßen: Alle in dieser Richtung entfaltete Tätigkeit blieb indes erfolglos, denn stets begannen die Vögel sofort mit Errichtung neuer Wohnstätten und cs siel ihnen gar nicht ein, ihren bis herigen Nistplatz zu verlassen. Offenbar tvar der Anblick der zertrümmerten E,er und der getöteten nackten Jungen ihnen weniger peinlich als den Menschen, die sich dadurch bewogen sahen, aus minder grausame Mittel zur Vertreibung der Roben bedacht zu sein. Der Tierschutzoerein nahm sich der Sache an und brachte in Erfahrung, daß das Aushängen von Strohbüschcln an den von Raven bewohnten Bäumen diese sofort zur Auswanderung veranlasse und daß dieses einfache, aber sichere Verfahren im Schwarzwaide und in estrigen Teilen der Schweiz längst bekannt und gebräuchlich sei. Als nun die Krähen dieses Frühjahr in den städtischen Anlagen wieder zu bauen begannen, wurde das Auf hängen von Strohwischen ru ihrer Vertreibung versucht und zwar mit dem gewünschten Erfolge, denn die Vögel verschwanden sofort und kehrten nicht wieder. Kurz darauf beeilte sich ein Paar, welches wahrscheinlich zu den verjagten gehörte, auf einer hohen Ulme an der Westseite unseres Gartens fein Nest zu errichten, uno ick nahm gerne die Gelegenheit wahr, ine Wirksamkeit der Raben scheuchen aus eigener Mschauung kennen zu lernen. Das Nest wurde eines Morgens zerstört, das Stroh ausgehängt und in zwischen flogen di« Krähen weg. Während sie aber bei früheren, ihre Vertreibung bezweckenden Versuchen stets sofort nach Zer störung der Nester wieder erschienen waren und sich mit lautem Gekrächze ans den Bäumen niedergelassen hatten, sah ich sie dieses uwserne Bühne gehört, das ist freilich eine andere Frage. Kleist nun bat in seinem „Amvbitrnon" dieien Grundgedanken verwischt, invem er die ganze Geschichte aufs mystische Gebiet hinüberspielte und aus dem Opfer des Zeus eine rührende Bühnengestalt machte. Sie als solche sich den herrlichsten weiblichen Gestalten seiner Dramen würdig anrecht. Dadurch aber, daß Kleist das Ganze in eine höhere Sphäre erhob, bekam die Handlung etwas Zwie- ivältiges: denn Zeus hat doch auch bei ihm im Grunde sich da durch^ daß er unter der Maske des Amphitryon dessen eheherrlichste Rechte hinterlistig einnimmt, einer unehrenhaften Handlung schuldig gemacht, wodurch unser Gefühl um so mehr verletzt wird, ze ernster und würdevoller Kleist seinen Gegenstand zu bcchandcln versucht Hot, derart, daß nun die spaßigen 'Austritte zwischen dem echten und dem falschen Diener Sofias gar nicht mehr recht zu,den ernsten Szenen vasten. Dr. Heiizen bat hier nun,versucht, die,bessernde Hand anzulegen, indem er den Gott minder schuldig erscheinen läßt, dafür aber den Amphitryon als einen Wciberjäger hmstellt. Das Erstere könnte man allenfalls billigen, ich sage: allenfalls. Da durch ober, daß Amphitryon als em Mann dargcstcllt wird, der eigentlich um kein Haar bester ist, als Zeus selbst, vielmehr neben seiner 'Alkmene noch alle möglichen anderen Weiber liebend um- jchließi, kommt in die Komödie ein völlig fremder Zug herein, und man begreift nicht mehr recht, weshalb Alkmene einen so treu losen Gemahl dem Zeus noch vorzstbt. Ich kann danach wenig stens in dieser Hinsicht, die ziemlick belangreich ist, diele neue Ueber- arbeitung der Molidreschcii Komödie für keinen Gewinn ansehcn, ebensowenig die Balletteinlage inmitten des Stückes, die an solcher Stelle immer beweist, over doch daraus schließen läßt, daß hier die Handlung aus einmal ins Stocken geraten ist. Äon den Dar stellern verdienten diesmal am meisten Lob die der beiden Sosiasse. di« Herren Hänselei, und Dem me. nächst diesen Herr gewünscht, etwa das Frk. Nolewska. Im übrigen war das Werk durch Oberregisseur Geidncr mit Geschick und Geschmack in Szene gesetzt. — Aus den „Ampbitryon" folgte ncueinstudiert Moliöres „Eingebildeter Kranke r", gleichfalls unter Geidners Regie: l das war eine der besten Lustspiel-Ausführungen der letzten Jahre, ! alles wie aus einem Gusse, und alles so, wie es sich der Dichter ! mir hätte wünsche» können: von den Darstellern verdienen ganz (besonders hervorgehobeu zu werden .Herr Hutk, als Argon, 'rl. Dalldorf als Toincttc und die kleine Frida Reumann als ouison. Prof. Dr. Karl Siegen. Vermischtes. * Eine der absonderlichen christlichen Sekten der Nardamerika- 11er. die sich „ Zi 0 nisten" nennen, hatte unter ihrem „Propheten" Dowie in einer Reihe von Extrazügen auS ihrem Entstehungsorte Chicago einen .ErodernngSzug" nach Newyork unternommen, um hier das Christentum nach ihrer Art zu predigen. Dr. Dowies „Krrnzzug gegen daS sündige Newyork" muß indessen als gescheitert betrachtet werden. Die große Halle, in der er seine Predigten hält, wird zwar von Tausenden von Neugierigen besucht, aber die Besucher bekehren sich nicht, sonder» haben sehr bald genug von Ken Redc» des Fanatikers. Hunderte verlassen während der Predigt die Halle, obwohl Dr. Dowie in unchristlicher Weise kür dieses Vorgehen de» Zorn des Himmels auf sie herobruit Die Polizei kommt natürlich dem Verlangen des Propheten, den Flücht lingen den AuSgong zu verwehren, nicht nach. Am 19. Oktober hielt Dr. Dowie einen ioarnannren „HeilgottrSdtenst" ab, in dem seiner 'Ankündigung gemäß Hunderte von ihren Krankheiten gebellt werden sollten. ES hatten sich denn auch zahlreiche Krüppel etn- gesnnden. doch gelang es dem beißen Gebet des Vroplwten nicht, auch nur eine einzige Heilung zu stände zu bringen Dr Dowie droht ictzt. Wallst.eet aufzusuchen, um die bölen Wege der Finanz leute vor alle, Welt auuuvecken. Unter der Armee de« wieder- gekehrten Elia« Meint übrigen« eine Rebellion auSbrechen zu wollen Die Soldaten sehen nicht «in. daß sie sich kostet«» sollen, während Dr. Dowie in einem der ersten Hotel« in Loxu» lebt. kurze Z«t auf vro lenen «ach ihrer che- alsbald wieder ob. rf ewe neben ihrem ^ schrie«! eine Zeitlang. woraus sic sich aber wieder entfernten und seitdem nicht mchr ge sehen worden sind. Ich kann mcht leugnen, daß ich anfänglich wenig Vertrauen in die Wirksamkeit der Rabenscheuche letzte, dm» ich glaubte nicht, daß Vögel von der Intelligenz der Krähen, die ich,a genügend kennen gelernt batte, sich durch Schreckmittel dertreiben lassen sollten, dessen Harmlosigkeit sie za altbald durch- schaut haben mutzten. Um so mchr tvar ich von dem Erfolg überrascht und fand eine teilweise Erklärung dafür m einer beim Menschen gemachten Wahrnehmung, welche kürzlich zu meiner Kenntnis gelangt«. Ein hiesiger Wirt, ehemaliger Koch, sprach sich nämlich entschieden gegen dieien,gen Küchen großer Etablissements aus. welch« unter dem Boden gelegen und oben mit starken Gla«platten bedeckt sind, über welche em Weg sillm Er machte al« Grund seiner Abneigung gegen «ne derartige Lin- richtung hauptsSchlich den peinlichen Eindruck gelterch, den e« jedesmal auf die unten befindlichen Personen bervorbringe, wenn oben jemand über das Gla« gehe und dieses verdunkle. Selbst nach über das Glos bewege. Eine ähnliche Empfindung mag wohl die Raben bei dem unregelmäßigen Hin- und Widerschwanke» de« Strohwisches überkommen und ihnen den Aufenthalt in dessen Nähe verleiden. Der Begründung, die Direktor Schmidt gab. kann man weder zustimme» noch widersprechen, so lange nicht weitere Beobachtungen vorlieg,n. Biel näher aber läge doch folgender Gedankengang: Der Vogel meidet einen Baum ol« Brutplatz, der etwas Ausfälliges trägt, um sein Nest nicht m verraten. Ist dos der Fall, so wäre ein Strohwisch nicht gerade von nöten, sondern jedes bunte Tuch würde denselben Zweck er füllen. Oder die Krähe befürchtet, baß der seltsame Gegenstand ihren Jungen Schrecken einjagt — was vielleicht noch wahrschein, sicher ist. Jedenfalls dürfte es zweckmäßig sein, auf diese« be währte Mittel aufmerksam zu machen. Sobald es erst häufiger Anwendung findet, werden wir ivabrscheinlich auch dahinter kommen, weshalb der so kluge Vogel vielen Vovanz meidet. —* Das Stelldichein zur gestrigen 9. Reitjaffd des Großen - hainer Varforcejagdoereins war nahe am Steinbruch südlich Zschauitz. Gegen 55 Teilnehmer stiegen in den Sattel. Trotz des tiesen Bodens ging es in slottem Tempo an Döbritzchen vorbei bei der Gauschemühle über den Hopfenbach. Nachdem dieser beim Bach-Berg nock einmal genommen worden war, jagten die Hunde über den Achsel-Berg, um einen Keiler unweit deS Stein- Berges zu -ecken. Herr Leutnant von Minckwitz hob aus und der Präsident gab den Jang, worauf er an sämtliche Teilnehmer Brüche verteilen konnte. Die Länge der Jagd hatte 6 Kilometer betragen. —* Cbemnitz. An Stelle ihrer diesjährigen Httdstver- fammlung hielt die von Herrn Snverlntendent v. ideal. Meyer a»S Zwickau geleitete Sächsische Kirchliche Konferenz vor kurzem hier einen zweitägigen Jerienknrfus für Theologen ab Der Erfolg der für Sachsen neuen Gelegenheit zur wissenschaft lichen Anregung war überraschend gut. Unter den ca 80 Teil nehmern. von denen etwa 20 in Chemnitz ansässig sind, befanden sich nicht nur jüngere Theologen, sondern auch amtierende Geiß siche ans den verschiedensten Gegenden Sachsen-. Herr Professor l) Kirn auS Leipzig behandelte das Thema „Glaube und Well- anlchauung" in folgender Einteilung: 1. Die Faktoren der Welt- anlchauung. 2. das Recht und die Schranken der Entwicklungrielne und 3. die Natur und die Geschichte in der Anfsastung deS Glau bens. Herr Professor l>. Baumgarten aus Kiel stellte „Die Tanke bei Paulus und bei Luther und die Stellung der evangelischen Kirche zu beiden" zur Verhandlung. Ueber die beiden wistenschast- lichen Vorträge erwlgten Besprechungen. Vor Beginn des Kuiiu« hielt Herr Superintendent U. Meuer-Zwickau eine begrüßende Ansprache und gab dabei dem Wunsche Ausdruck, daß der Kursus zur wissenschaftlichen Klärung und religiösen Vertiefung der Teilnehmer beitragen werde, ein Wunsch, den der Vorsitzende nach seinen Tankeswarten am Ende der Tagung als erfüllt erklären konnte. -"Crimmitschau, 22. Oktober. Fünf Versammlungen der Ausständigen beausirggten die AuSstandsleitung, Einigungs- Verhandlungen mit den Fabrikanten einziilelten. —* Crand 0 rs. Jedenfalls ans Furcht vor Strafe Hai sich am Dienstag der Drechs.er und Handarbeiter R. erhängt. Er batte sich in BernSbach. wv er zur Zeit in Arbeit stand, eines geringsngigen Diebstahls lchuldig gemacht. R.. der 39 Jahre lß. hinterläßt eine Witwe mit 5 unerzogenen Kindern. —* Militärgericht. Fortgesetzte Mißhandlungen seiner Untergebenen brachten den 1881 zu Bärwalde (Kreis Neusteiiini geborenen Unteroffizier Emil Otto Wilhelm Zech von der 2. Batterie des 64. Feldartillerie-Regimcnts m Pirna auf die An klagebank. Der Genannte ist erst vor Jahresfrist Unteroffizier geworden und bat bis Mai 1904 kapitulier!. Wie die Verhandlung ergibt, hat er seine Stellung als Vorgesetzter in der unglaublich sten Weise mißbraucht. Am Morgen des 22. August, al« die Batterie sich bereits im Manövcrqelänüe bei Lommatzich befand, hatte der Kanonier B. das Pferd des Angeklagten nicht ordentlich gesattelt, und dieser versetzte ihm deshalb einen Schlag mit der Faust auf d'e Nase, dag diese längere Zeit blutete. Der Unter offizier bekam nun Angst und schickte den B. hinter das Geichüg. damit niemand den blutenden Soldaten, dem er sogar sein Taschen tuch zur Verfügung stellte, sehen sollte. Dabei bemerkte er w dem Geschlagenen, daß, wenn ihn jemand fragen sollte, was geschehen sei, er dann lagen falle, cr habe sich gestoßen. Während die Batterie sich dann auf dem Marsche befand, schickte er ihn an einen Brunnen, damit er sich obwaiche. Als später Börner die Frage, ob er den Vorfall zur Anzeige bringen wolle, bejahte, er widerte der Angeklagte, er solle cs liebes nicht tun, sonst würde er es noch schlechter bekommen. Nach einiger Zeit kam der Unter offizier abermals zu B. und bat diesen, er solle so gut sein und die Sache nicht melden, er würde cs später auch sehr gut bei ihm haben, hatte damit aber kein Glück Hierbei kam auch heraus, baß der Angeklagte denselben Soldaten im Frühjahre wiederholt mit dem Stiefel gegen das Schienbein gestoben hat. Ferner ist dem Kanonier K. von dem Beschuldigten übe! mitgespielt worden K., ein schwerfälliger und nngcichickier Mensch, ist kurze Zeit nach Weihnachten beim Fußeserzicrcn, weil er die Hand nicht ordent lich angelegt hatte, mit der Säbelscheide van seinem Geschützführer aus den rechten Daumen geschlagen worden, sodatz dieser anjchwoll und eiterte, der Gemißhandclte etwa acht Wochen lang ärztlich behandelt werden mußte und keinen praktischen Dienst mitmachen konnte. Dem ibn behandelnden Arzt erzählte K., er habe einen Holzspliter im Finger: auch dem Angeklagten teilte er aus Furcht nicht den Grund mtt, warum er zum Arzt gehe. Uebrigens ist K. seit seinem Dienstantritte fortgesetzt von dem Unteroffizier ge peinigt worden; so hat ihn dieser mit dem Fuße gegen das Schien bein und mit der Säbclipitze aus die Zehen gestoßen, mit der Faust in die Seite geschlagen und wiederholt beim Turnen mit den Fingern in das Feisch gezwickt. Zu den Opfern des Angeklagten, der von seinem Kompagnicchcf aut beurteilt wird, zählt auch der Fahrer H., der kurze Zeit vor Ostern im Stalle ohne reden Grund vom Unteroffizier Zech eine Ohrfeige erhielt, sodaß ihm ebenfalls die Nase blutete. Auch er ist wiederholt von ihm gezwickt und mit der Faust gegen Kinn und Leib geschlagen worden. Schließ lich ist im vergangenen Winter der Kanonier M., weil er angeblich die Stube nicht schnell genug oussegte, von dem Unteroffizier am Rocke gefaßt und an die Wand geschleudert worden. Vor Gericht legt sich der Angeklagte in der Hauptsache aufS Leugnen und gibt nur geringfügige „Korrekturen" der Leute zu. Bezeichnend ist «S, daß cr zu dem Kanonier M.. als dessen Vernehmung beim Ge richt bevorstand, die Bemerkung tat, er solle nicht alles verraten. Zech wird wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Behand lung Untergebener, zum Teil während des Dienstes, Md unter Mißbrauch der Dienstwaffe, wegen des Unternehmen-, einen Untergebenen zum Belügen von Vorgesetzten anzustiftcn und rechts widriger Abhaltung eines Untergebenen von der Befchwerdrsührimg zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Von Degradation sicht das Gericht ob. Z. unterwirft sich dem Urteil. — Reicks - Post» unv Telearaphenverwaltung, Versetzt lind die Poktasslstenlen Böhmer <Ö) von Zeitbain Hebung«»!»« nach Dresden, Eben von Dresden nack Rauxel. Fritz sitz« von Sioiven, Glien von Schandau und Knocke von virkchfeld« nack Dresden. Oberländer von Leipzig'Lindenau nack Lmnaibe, Portzeick von Sednch mich Ktetn- ichachwitz, Rünick von Zittau nack Otzenrath, Sckmckt <F. L. L-) »on ' -rniSvori (Ittiendurgl nack RSHlingbauien, Leicherl von Nvdvvksck i»t letimar. In den Ruhestand treten. der Ober-Postlekretär Sackte in rrsden, der Postmeister Ritz« in KSniastein (Elbe) und der > ch in Leipzig. Gestorben ist > der Over-PostaMen
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