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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031022022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-22
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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L, Pia - Ur kündiaunaen auf der DrwaNcile Zct -L Via - die 2ival»ae Zeile als ,i»»' aeiandi" oder aul Terticile no Pia Au ilUrmmein nach Sonn und 2cm lasen I- bc» 2,vall,,e Gru»d,cU,ü zv- «o bcz « und »a Pia na» t,e ionderem Tarn. Auswärtige -Au, träac nur seaen Lorausbcjatilung ipclegdlütier werden mit ro Pia berechnet. Sernlvrechanichlutze Amt I Nr. U und Nr. 20k»N. iiii „«ririilm lirclu-iclilsii" l« miü EZVPI 12 1L ?! lie!» ml "HW clui-eil tk. «t: Knd» HO Iflmlmii I, Neueste Trahtbericbte. Hvinachiichten, Me>sterlucse. Kvmmeis. Gerichtsverhandlungen. El», EistrS Philharmonisches Konzert. Literarische Ausblicke. j Tlinnerstlili, 22. Oktober UW2. Neueste Dralltmeldungen vom 21. Oktober. Potsdam Heute mittag wurde das von der Stadt vor dem Brandenburger Tore errichtete Standbild Kaiser Friedrichs enthüllt, und zwar in Gegenwart des Kaiserpaarcs, des Kronprinzen und sämtlicher in Potsdam und Berlin wc.,en den Prinzen und Prinzessinnen, der Zivil-' und Militärbehörden und der Stadlocrtrctiing. Am dem Fcstplatze waren Schulen. Bereute, die Generalität, das Osfizierkorps des Gardckorps, das Erste Garderegimcnt, die Leib-Eskadron des Regiments der Gardes du Corps und die Lcibkoinpagnie des Ersten Garde- Regiments ausgestellt. Bei der letzteren waren die fünf jünge ren Prinzen cingelrctcn. Das Kaiserpaar wurde von dem Publi kum mit Hochrufen begrüßt und nahm, nachdem der Kaiser die Front der Ehrcnkompagnie abgcschritien, unter einem prunkvollen Baldachin Ausstellung. Der Potsdamer Mannergesangverein eröffnete die Feier mit einer Hymne. Bürgermeister Vorkaslner hielt eine Aiyprache, in der er den Kaiser Friedrich, der jahr zehntelang unter den Potsdamern gelebt habe, als das Vorbild der Tapferkeit, Mannhaftigkeit, Standhaftigkeit, Gotlergebenbett und Geduld, als de» Förderer des Kunstgcwcrbcs, der Volks bildung und der Jugenderziehung, sowie als den Mithelfer bei der Errichtung des Reiches feierte. Durch dieses Brandenburger Tor sei 1871 der Kronprinz nach dem Liege mit den Garden einaezogen. Hier brachte ihm die Vaterstadt Potsdam den letzten Scheidcgruß auf dem Wege zur Gruft. Nach der Rade siel aus einen Wink des Kaisers d e Deukmalshüilc. während die Truppen präsent-ertcn. Ter Bürgermeister brachte c:n Hoa, aus de» Kaiser aus, und die Fcstvcri'ammlung sang die 'Nationalhymne. Der Chor trug sodann das „.Mederländische Dankgcbei" vor, während Abordnungen Kränze niedcrlegtcn. D-e Majestäten be sichtigten dos Denkmal und zogen den Schöpfer desselben. Börmel. und den Bürgermeister, sowie andere Herren ins Gespräch. Ein Vorbeimarsch der Truppen beschloß die Feier. Kiel. Der mit einer Holzladung hier cintresseudc Stettiner Dampfer „Saronia" wurde gestern abend in der äußeren Jöhrde von dem auslausenden Könlgsbergcr Dampfer ,,Sparta" an gerannt und schwer beschädigt. Die „Saxonia" wurde bei Friedrichsort aus den flachen Strand geletzt, um das Schiss vor dem Sinken zu bewahre». Auch dw „Sparta" erlitt erhebliche Beschädigungen. Menschen sind nicht verunglückt. Stuttgart. Im württembcrgischen Kurhaus ,,Aus der Heide" erfolgte gestern abend, wahrscheinlich infolge einer Un vorsichtigkeit, eine schwere Explosion des Gaserzeugungs apparats. wodurch Fensterscheiben und Türen eingedrückt wurden: außerdem wurde durch das Feuer, das ausbrach, ein Teil der Treppen zerstört. Architekt Hauser, sowie ein Kurgast und ein Hausdiener erlitten schwere Brandwunden. Wien Der Kaiser empfing heute Lord Metbucn, der ihm im Aufträge König Eduards den Marschallstab überreichte. Der Kaiser trug englische Marschallsunisorm. Wien. "Fliiaiizministcr Dr. v. Lnkacs wuroe heute vor mittag Vs- Uhr vom Kaiser in eineinhalbstündigcr Prioalaudicnz emviange» Nachdem o Lnkacs riestern dem Kaiicr über die im Neunerausichutz der liberalen Parte- herrschende Auffassung in Keniitms gestyi hatte, teilte der Monarch dem F-iiiauziiiinister heule seinen Standpunkt mit und beauftragte ihn, diesen Stand punkt zu vcrircle». Fiiionzminister v. Luiacü wird heute abend nach Budapest zurückkchrcn. Ministerpräsident Grat Khuen ist heute mittag 1V/- Uhr vom Kaiser in Audienz empfangen worden und wird poraussichilich gleichfalls heute abend nach Budapest zurückkehren. Trie fr. Bei dem Stavellous des seinen Namen tragenden Lloyddamvsers führte Ministerpräsident v. Äörber aus, der Lloud solle sich nicht entmutige» lassen, daß die heimische Produktion die Lloyddampfer nicht genügend beschäftige. Tie Konkurrenz werde die einheimische Produktion zwingen, die über seeischen Häsen aiifzusuchen. v. Körber sprach die Hoffnung aus, dag die bcriicueruug des demnächst ablaufenden UcberciitkommcnL ,wijchcn dem Lloyd und der Regierung zu siande komme, den» die Regierung möchte die erfolgreiche Tätigkeit des Lloyd nicht unterbrochen lehen. Paris. Der Deputierte Dcstoiirnelles erklärte einem Ver treter »es Newyork Hcrald", das sranzöstich-ciiglilchc Schieds gericht sa bko m m en sei nur ein erster Schritt. Andere elc'chartige, Abkommen mit Italien, Holland, der Schweiz und Norwegen seien in Vorbereitung. Der sraiizösisch-italicnische Ver trag werde noch vor der Reste des Präsidenten Loubci nach Rom veröffentlicht, die übrigen binnen kurzem unterzeichnet werden. .Paris. Ter „Eclair" meldet aus Algier, daß nach einem Gerücht der marokkanische Stamm der Scyuersa von Uzzam sich dem Prätendenten Bubamara augcschlosscn habe. Falls sich das Gerücht bewahrheiten sollte, würde die Lage für den Sultan sehr schwierig fei», da die Schucrfas einen großen Einfluß ui Marokko besitzen. Dünkirchen. Die Hafenarbeiter haben ihre Mißbilligung darüber ausgesprochen, daß die Kohlenverladcr ohne Zustimmung der Genossenschaft in den Aus st and getreten sind. Die Kohlen- vcrlader werden jedenfalls heute die Arbeit wieder ausiichmcn. London. Den „Times" wird aus Tanger von gestern gemeldet: Die Negieruiigstruvven wurden von de» Insurgenten am 12. d. M. zurückgeschlagen und erlitten beträchtliche Verluste auf dem Rückzuge zum Lager. Die Behörden heiiachrichtiglcii den belgischen und den englischen Gesandte» amtlich von einer Verschwörung mehrerer Stämme, sich der Perlon des belgischen Gesandten bei Gelegenheit eines Ausflugs -u bemächtigen, den be de Gesandte vor einigen Tagen »ach einem vier Stunden von Tanger entternten Orte unternehmen wollten. Tie Verschwörung scheiterte infolge von Uneinigkeit unter den Stämmen. Petersburg. Die „Nowoje Wremja" meldet aus Wladi- wostock: Aus die Anfrage des javanische» Koniuls. ob die Japaner Wlad-wostock verlassen sollen antwortete die javanische Regierung, aß kein Grund dazu vorliege. — Generalleutnant Lenewitsch. bisher Kommandeur des l. sibirischen Armeckorvs. ist zum Kommandeur des A m u r-Militär bczirks ernannt worden. Der „Invalid Rußki" meldet d'e Ernennung des Professors der Gcncralslabsakadcmie, Oberst Ogorodnilow, zum ersten Milstäragenten in China. Lertliches und Sächsisches. Dresden. 21. Oktober. —* Im Austrage Sr. Majestät des Königs wohnte der König!. Oberieiemoiiieuineister Gins v. Wallwitz heute mittag >/,1 Uhr in Wohla bei Kamen; der Beietzung des am Sonnabend verstorbenen König! KammnHerrn v. Wiedebach bei. -* Ihre Maiestär die K ö n i g i n - W i t w e ist heute vor mittag, bealeiret von der Frau Oheihosmeislemi v. Pflugk. der Hofdame Gräfin Reiiktncr von Weyl und dem Obcryoinieister Wirkt. Geh. Rat v. Malortie, z» einem etwa lilägigeii Auienihalt nach Schloß Sibvllenoil in Schlesien ahaerrist. Als ihre Gäste reiften seruer Gräfin Mary Neuilucr von Weyl und Frl. v. Abelen mit nach Sibyllenort. —Ihre König!. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde wohnten heute vormittag II Uhr der in der Ania der König!. Akademie der bil denden Künste tlattgcnindenen Ludwig Richter-Feier bei. —* Ter preutziiche Gesandte Gras Doenhoss hat an den Geheimen Hosrat Rudolf n Go!, schall in Leip zig die Mitteilung gelangen lassen, daß Kaiicr Wilhelm ihm durch Erlaß vom 6. d. M. wie bereits in einem Teile der Morgen ausgabe unseres Vlaiics milgcieili, eine dauernde Unicrilützung von jährlich 2000 Mk. gewähre Gleichzeitig überunilellc der Herr Gesandte die besten Glückwunsme des Herrn Reichskanzlers Grasen v. Nülow und des Herrn Staalsickretärs im Auswär tigen Amt Frhrn, v Richtöoien und seine eigenen zu diesem Gnadcnakt und zu dem kürzlich begangenen 80. Geburtstage. —* Aus Be'khl des Kaiiers ist die von ihm gesnsteke Denk münze ans Stahl Herr» Bürgermeister Bl üb er in Fre>berg in Anerlenming seiner Verdienste um die Erpedilion nach China vcc liehen worden. — * Am 10. Oktober staib in Row in Schottland der Majorats- Herr Row Fogo osRow» der bis zum Jahre 1901 in Dres den. Gutzkowstraße 34. 3 wohnte und dann nach der Nicdeilösmitz ' verzog Bielen wird die kraftvolle Gestalt in der schottischen Nationaltracht mit dem kurzen Kilt und den bloßen Knien, gefolgt von dem prächtige» Schäferhund, noch in lebendiger Erinnerung seit —* Die Neumal,! für den Reichstag im 13. Wahl kreise des Königreichs Sachsen findet nicht am 15., londer am 17 November statt. * Ter Bundcsrot hat nunmehr über die Wahl des künftigen R c i ch s g c r i ch t s p r a i i d c n t c n Beschluß gciaßt und bc - Kaiier den Wirk!. Geh. Rat Gutbrod, bisher Direktor >m Reichsjiislizamr, zur Ernennung ooraeichlanen. Ta dies nur r. ' Vuslimmnng der preußischen Regierung geschehen sein durste, wnc man wohl Dr. Guibrods Ernennung zu erwarten hoben. In juristischen und parlamentarischen Kreisen wird Dr. Gutbrod oh einer der critcn Kenner unseres öiientlichcn und privaten Recht - hoch geschätzt. Aus dem würtrcmbcrgischeii Richlcrstande hervoi gegangen, trat er früh in den Reichsmcnst über und hat nahezu 25 Jahre dem Ncichs-Iustizomt angchori. Hier hat er an ollen großen Ge'ctzesvorlagen des letzten Jahrzehnts hervorragenden Anteil gehabt. In Ancrkenmina seiner hervorragenden Verdienst! um die Vorarbeiten kür dos Bürgerliche Gesetzbuch und um das neue Hanöelsgcsetzüuch ernannte ihn die Uniocrniäl Tübingen zum Ehrendoktor der Rechte. Dem Bundesrate gehört er als stell vertretender Bevollmächtigter Preupens an, er hat dort vielfach die Sitzungen des Iustiz-Ausschniies geleitet und sich als schars- sinnigcr Jurist und praktischer Geschäftsmann großes Vertrauen erworben. Tr. Guibrods Vorbildung liegt wesentlich aus zioi- lisiischcm Gebiete, während sein Vorgänger, Herr v. Ochljchlägcr. aus der staalsonwalllichcn Laufbahn hervorgegangen war. Er siebt im 60. Lebensjahre und erfreut sich einer ungewöhnlichen Arbeitskraft. Seine Lebensarbeit hat sich bisher vornehmlich in der Stille der Bureaus vollzogen: aber was man von dem neuen Präsidenten weiß, läßt erhoffe», daß er der Mann ist, durch eine kluge und energische Führung der Präsidialgeschäste in dem höch sten Gerichtshof sich bald auch in weiteren Kreisen Vertrauen zu erwerben. Die König!. Sächsische Staatsregierung wendet bereits seit einigen Jahren im Rahmen der allgemeinen Bestrebungen zur Földecung des darniederliegenden Handwerks auch den Meister kur s e n ihr besonders Interesse zu, um >o mehr olS die Forderung nach Unterstützung wlcher Kurie in den Versammlungen der Hand werker immer oster gellend gemacht wird. Nachdem die Regie rung ieit drei Jahren an der Schuhmacherschule in Siebrnlehn den Versuch gemacht hat. unentgeltliche Meisterkurse für das Schuhmachergriverbe zu bieten, wobei bedürftige sächsische Meister und Gesellen nock Brihistcn bis zu wöchentlich 10 Mark und freie Fahrt 3 Klasse erhielten, veranstaltete sie kürzlich auch erstmalig einen MeisteikuriuS für Klempner und Installateure an der Blech arbeiterschule in Aue, Bei diesem letzten Kursus ist der Erfolg allerdings ein überraschend ungünstiger gewesen, indem sich nur eine Perlon, die noch dazu aus Württemberg stammt, angemeldet hat. Nichtsdestoweniger beabsichtigt die Regierung, mit der Aus dehnung des Benuches mit Mcistelkursen sortzusahren. und hat deineimvicchend erhol»? Mittel in den nächsten ordentlichen Etat eiiigciiellt. Tie fragliche Summe hält sich in bescheidenen Grenzen und dürste beim Landtage wohl kaum irgendwelchen Widerspruch hervolNlfcn. Daß die Regierung trotz des mißglückten Kurstis in Aue, der init einem Teilnehmer adgehalten wird, sich nicht ab- »chrecken läßt, aus der betretenen Bahn weiter vorwcirtszugehen. wird in Handwerkerkreiieit mit lebhafter Genugtuung begrüßt werden, denn die Restilinte von Mcisterliiricn in Bautzen und einigen anderen Erte» berechtigen zu guten Hosinungen. Besonders lehncich ist der Verlaus des in Wrissenberg bei Löbau durch eine» doikigen Lehrer veranstalteten McislerküisuS gewesen. Die Erfah rung Hot hier gezeigt, daß in Handwcrkcrkreise» zum Teil noch eine ganz falsche Aufsasinng über das Wesen und^die Erteilung dieser Kurse besteht und daß der Erfolg zum großen Teile von deni Geschick und dem Takte des Veranstalters und Instruktors ab- hängt. Ter Veranstalter des Weißenderger Kursus hat es ver standen. zunächst in Form einer ganz unverbindlichen Unterballung eine Anzahl dortiger Meister für ihre Weiicibildiing zu gewinne», ihnen hieraus mit dem denkbar besten Erfolge die llcbcrzeugnng von der -Notwendigkeit der Buchführung auch im Haudwertc bei- gebracht und ihnen dann dieselbe mit anderen theoretischen Kennt nisten gelehrt. Die ganze Bcwegung steht in unserem Vaterland? noch in de» Anfaiigsstadicn. jedoch ihre Weiterentwicklung und Kunst nud Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- thcater. Iui Opernhause wird Donnerstag, den 22. Lktober. Richard Waaners „Tannhäuser" m>t Herrn Burriou in der Titelrolle gegeben. — Als zweite Volks- Vorstellung geht Sonntag, den 25. Oktober, nachmittags halb 2 Uhr Ibsens vierakliges Schauspiel „Ein Vo'tsfeind" in Szene. Der Borvcrkaui findet Sonnabend, den 24. Oktober, abends 8 bis 9 Uhr in der 4. Bürgerschule ITicckstraßej statt. An der Kasse wird wiederum eine aus den Theaterzettel gedruckte Er- iäulcrung des Stückes ausgegeben. Erstes Phtltzarmonischcs Sonzert. Die allgemeine Be liebtheit. die sich diele Konzerte in itnem vortreffliche» Anange- meni. durch den interessanten Inbalt ihrer Programme und die svliililche Mitwirkung erster künstlerischer Kräfte bisher verdient, ist ihnen, wie der gestrige erste Abend der neuen Saison überzeugte, auch diesmal wieder gesichert: Der Saal war ousverkauit. die Aufnahme überaus warm und herzlich. Das wesentlichste Merk mal gab dem Abend Herr A l fr« d R ci s e n a n er. Er ist bei uns längst heimisch, längst in den weitesten Kreisen bekannt ge worden, als einer der hervorragenden Künstler, die nur zu kommen brauchen, um ihres Erfolges sicher zu lein, um die volle Sympathie eiitgcgcnzunehmen. Die Musiker begrüßen in Herrn Reiscnauer aber noch etwas mehr, als den bloßen Virtuosen, wie er in unserer, der Technik spottenden Zeit mehr oder weniger z» den alltäglichen Erscheinungen gebürt, sie schätzen in ihm einen der wenigen LiSztichüler. dir. Im Studium mit diesem unvergleichlichen aller Klaviermeister, dessen Erbe angctrelen und mit dem höchsten Grade der Technik sich ein Stilgefühl, eine llebrrlegenheit groß zügiger Austastung erworben haben, die sie hoch über viele andere stellt. So kennen und schätzen wir Retienauer seit langem und io bewährte er sich auch gestern wieder, zunächst in Liszts brillantem sis-ciiir-Konzert. Er ist in diesem Werke so völlig ansgegangen und beherrscht es in allen Einzelheiten io meisterlich, daß man in Verlegenheit kommt, was mehr zu rühmen sct: die grandiose Tech nik und Bravour, der vollendete, alle Schattierungen erschöpfende Anschlag, die geistige Beherrschung des Materials, der Lisztiche Geist und besten persönlicher Stempel, der hier sonderlich markant heworrritt. Es mag Stimmen geben, die Reisennurrs Spiel weniger glänzend preisen, als das eine» d'AIbert und Padrrcwsky, die ihm gewisse, seinem Vorträge anhaftende Begnenilichsciten und Absonderlichkeiten schwerer «„rechnen, als sie eS verdienen oder nicht verdienen, in einem werden aber selbst diese Einsprüche sich begegnen: in der Anerkennung, daß ReisenanerS Kunst sich turm hoch erbebt über dem. was man virtuoiennackten Vortrag, bloße Aeußerlichkeit und Strebe» nach Estekt um icdc» Preis nennt. Ieoenialls hat er sowohl mit dem LiSztichen Konzert, wie mit den in jeder Hinsicht auSgczeichieet geivieilen Stücken von Chopin: sti8-chir-Prsliik>e. HI-,Iur-Wc>Izer. Ebnat polcmsis und Liszts b-clur- Rhav'odte wieder allgemein gefesselt und sich den rauschenden Beifall der Hörer vervient. Eine neue Erscheinung im Dresdner Konzertiaale war Opern sängerin Frau Ottilie Metzger vom Hamburger Sladtkheater. In letzter Stunde eist tsteiker vrrusen. hatte sie die nicht leichte und wenig dankbare Ausgabe. Fra» Schumann-Heini zu vertreten, deren Mitwirkung durch Erkiankung unmöglich geworden war. Es konnte nicht unbemerkt bleiben und zu Frau Metzgers aunilen nicht besonders förderlich sein, daß diele unabwendliche Abänderung des Programms zueist einige Verstimmung >m Publikum hervorries. Als ,rrau Metzger aber Beweise ihrer nicht gewöhnlichen Begabung mit Vitcllias Rezitativ und Arie aus Mozarts „Titus" gegeben, wurde man allgemein anderer Meinung, und die Stimmung wen dete sich rum vollen Vorteil der Künstlerin. Sie hat in der Tat io ziemlich alles für sich, was von einer ersten Altistin zu erwarten ist: ein volltönendes, sonores Organ, sonderlich auSgiebig, klang schön und machtvoll Im tieien Register, dem sich in gutem Em- klange das gleichwertige Medium anpaßi. und z» dem scheinbar auch die Höhe gut stand hält. Aehnlich vorteilhaft ließ sich auch der Bortrag schätzen. Er war meist künstlerisch sorgfältig, intelli gent und stilgemäß, bis auf die leider nicht z» verkennende Absicht, den. allerdings «ehr schön »nd pastvs klingenden tiefen Töne» durch Osten- und Forlesingen besonderen Nachdruck zn gcbe». Dies wirkte öfter ebenso störend für das seiner empfindende Olir. ivic nicht sonderlich empfehlend für den Geschmack der Sängerin. Leider war Frau Metzgers Wahl der Gesänge kerne ganz glückliche. Tie Mozartiche Arie paßt besser ans die Bühne. als in den Konzcrt- iaal, Franz Schuberts antiquierter „Zwerg" und E M. v. Webers .Heimlicher Liebe Pein" sind in gleich larmovanter Stimmung gehalten, io daß dieie drei Stücke hintereinander gelungen ziemlich eintönig wirken müssen. Besser sprachen zwei H. Wolfsche Lieder ^Begegnung', .Der Tambour" an. und noch bester die Richard Dagnerichen Gesänge: „Der Engel". „Im Treibhaus", „Schmer zen" und (als Zugabe) „Träume". Die letztere» sang Frau Metzger aber zu empfindlich aui ein »nd dknstelben Ton gestimmt, io daß auch hier bei Eriolg nicht über das Tiircküchiiiltsiixiß hinausging. In Herrn Reiscnauer. der sich sür die Begic>:»»g am Klavier galant zur Beringung gestellt, hatte Frau Metzger nicht nur einen Meist« des Accomvagnements gewonnen, sondern auch einen Part ner. in besten künstlerischer Bedeutung ihre Darbietungen wesent lich an Interesse gewannen. — Tie Gcwerbehauskapelle unter Herrn Kapellmeister Oll eus Leitung bewährte sich gleich vor trefflich in der Wiedergabe der Egmont-Luvcrtüre und der Tvendsenichen siirsonüchen Dichtung „Romeo und Julia", wie sie sich in der sicheren und zuverlässigen Begleitung des LiSztichen Konzertes und der Mozartschcn Arie auszeichnete. ü. 8t. Literarische Ausblicke. Bon Tr. Fritz W i ch m a n n - Rostock. „Hermatkunst", immer wieder ,,Heimatkunst"! Wenn der alte Riedl noch lebte, was würde 'ein kluger Humor mit diese-, neuesten Modetheoric im Reiche der Dichtkunst nicht alles an stellen. Immer wieder muß sich die „freieste" aller Künste von chablonisstcrendcn Schlagwörtern Freiheit erkämpfen. Siel- prägt man neue Etikettierungen, um für mancherlei zwciselliaist- Produkte der Poesie crucn gangbaren 'Namen zu finden, der ne einem stets mißtrauischen Publikum möglichst schmackhast erschei »cn lassen und ihm den Genuß echten, schäumenden Weines vor täuschen soll. Hcimalkuiist, Knust aus heimischer Scholle er wachsen! wie scheint dieier Begriff zu dem modernen Hang vieler zn passen, die sich in ihre kleine heimische Welt einspinncn, di - ganz allein mit sich lein wollen, wenn sic sich verärgert von dem politischen Treibe» da draußen in ihre stille Stube zurück-,iche», und alS von der Außcnweli abgeschlossene Iniienmcnschen ihren eigene» Betrachtungen, ihren eigenen Gedanken nachzuleben wünschen, lind doch der schematische Begriff der Heininfliinsi. fo viel Berechtigung ihm an bescheidener Stelle inncwo!»il. ist in der wachsenden Verallgemeinerimg, als werbendes Schlag wort betrachtet, eine lähmende Fessel, ei» Poesie- und vhantasie- tölcndcs Hemmnis, das vor starke» poetischen Individualitäten modernen Gepräges jedenfalls nick» stand ballen wird, und dessen ganze Bedeutung nur ist. einigen sekundären und molekularen Geistern zu einigem EinlagSlcbcn zu verhelfen. ES ist trotz allen Slräubens bewußt oder unbewußt reaktio närer Geister, mögen sie fick, in polilismes oder in künstlerisches Gewand kleiden, kein Zweitel, daß die Völker vorwärts schreiten ans dem Wege zur nienschliaien Geiellichafl. Selbst Herder, der erst die „Glückseligkeit" des men'chlichcn Gescblcchls in der Rück kehr zur Natur, in einem Auigebeu der Kultur erblickte, musste Kant recht geben, der jene „Glückseligkeit" als ein Zick gemein samen Ringens aus der kulturellen Bahn vorwärts erkannte. Naturwstscnschast und 'Geschichtswissenschaft, die großen Lehr meister der Menschen, und die mit ihnen verbündete Gescllschafts-
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