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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031021020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-21
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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Dresdner Nachricht*". Mittwoch. LL. Oktober L»»» ^ Str. L»L der deutschen Arbeiter empfindet noch religiös und steht nicht zum hartnäckigen Atheismus. Dies einsehend hat die jozialoemokratische Parteileitung die Religion als Privatsache hingestellt. Wie wenig ernst es ihr damit ist. davon wird rin etwaiger sozialdemokratischer Zukunftüftacit ein lehrreiches Bild liesern. Die Arbeiter lassen sich ihr Christentum nicht nehmen. Deshalb muh der Evangelische Bund auf Mittel und Wege sinnen, ur die sozialdemokratischen Massen religiöse Interessen hineinzutragen, wozu vielleicht die evangelischen Arbeitervereine dienen können. In liberalen Parteikreisen scheint die Erkenntnis der römischen Gefahr zuzu» nehmen, denn rn einem Wahlprogramm derselben wird als Haupt aufgabe betont der Kamps gegen die klerikal-konservative Richtung Es ist zu wünschen, daß dies aus der Grundlage deS Evangelischen Bundes geschieht. Seine treuesten Freunde hat der Evangelische Bund in den Nationalliberalen und Konservativen, die nie das Banner und das Erbe der Reformation sich bisher aus den Händen schlagen ließen. Schließen sich Konservative, Nationalliberale und Liberale im Reichstage zusammen, so kann das Zentrum besiegt werden, und dann kann das deutsche Volk wieder ausatmen. Auf- klärung in dieser Beziehung ist Ausgabe des Evangelischen Bundes. Sämtliche Bundcsmitglieder müssen sich anstrengcn, die Zeit genossen für die nationalen, sittlichen und idealen Ausgaben zurück- zugewinnen. damit die schwere Ausgabe. Errungenes zu erkalten, zum Segen des deutschen Volkes erfüllt werde. Protestantüche Interessen müssen allen anderen voranaehen. Wir Deutsche sind noch ein junges Volk und unsere Ausgabe iür die Welt ist noch lange nicht gelöst. lLebharter Beifall.s — Nach einigen Mitteilungen erfolgte» sodann Begrüßungen. Herr Bürgermeister Gerber-Ehemnih hieß die Versammlung namens der Stadt und deren Vertretung willkommen. Herr Oberpfarrer Dr. Költzsch-Ehemmtz sprach für den Landesver- band evangelischer Arbeitervereine im Königreiche Sachsen be willkommnende Worte und betonte, daß die evangelischen Arbeiter vereine wissen, dah sie mit dem Evangelischen Bunde eine ge meinsame Arbeit zu verrichten haben. Herr Uhlia-Chemnitz überorachle die Grüße der Freien Vereinigung der Arbeiterver eine des Königsreichs Sachsen. Herr Superintendent Dr. M e y e r - Zwickau dankte für die in den Begrüßungsreden zum Ausdruck gebrachten Gesinnungen. Wünschenswert sei es. daß sie Städte ihre Teilnahme im Kampse gegen den Ultramontanis- miis betätigen. Die Reformation habe ihre Aufgabe mit Untcr- ftützung des Bürgertums durchgesührt. und auch der Evangelische werde«. Nach den Dienstplänen müßten aber teilweise 2 und 8 Pausen gemacht werden, wodurch oft eine 1«. dt« lSslündtge Dienstzeit heiau-komme. Ebenso sei e- mit den dienstfreien Taarn. welche mindestens aller 7 Wochen auf einen Sonntag lallen sollen. DoS komme selten vor. und wenn ja. dann bekomme der dienstfreie Kollege Reserve, so daß er sich nicht« vomedmen könne. Auch bezüglich der Maßregelungen habe Herr Direktor Stöhn« sein Versprechen nicht gehalten: denn e« seien namentlich im Depot Druden eine Anzahl alter Kollegen ohne trtstigrn Grund. angeblich, weil sie nicht mehr «inwandsrrt seien, entlassen worden, wa» ihr« Kollege» als Maßregelung ansehen müßten. ES herrsche de«balb eine gewaltige Gärung, die Kollegen verlangten stürmisch, gegen die Direktion vorzugehen und eventuell in den Streik einzutretrn. lrlbsi wenn keine Unterstützung gezahlt werde: de, Verband tolle den Streik nur leiten. Er aber al« Verband«vorsitzender müsse ihnen zurnsen. ja ruhig Blut zu bewahren: denn wenn es etwa zum Krach kommen sollte, wie bei den Berliner Omnibuskutfchern und den Dresdner Bauarbeitern, dann hätten sie die Sympathien des Publikums ve»scherzt. und auch der Herr Oberbürgermeister, der ihnen viel habe mit erringen Helsen, könne dann selbftvecständ- lich nicht mehr so für sie elnrreten. An einen Streik sel letzt nicht u> denken, denn es leien noch nicht ganz 50 Prozent organisiert Der Erimmitichauer Wcberstreik und der Berliner OmntbuSkuticher- streik baden >o viel Geld gekostet, daß da» Pulver jetzt ver schossen sei. Sie würden nun versuchen müssen, den Herrn Direktor Stöhn« beim Ehrenwort zu fassen; bei der heutigen Unterredung mit demselben bade « den Eindruck gewonnen, als ob Verbesserungen emireten sollten; daß sie überhaupt empfangen worden seien, beweise ihnen, dag die Direktion ohne die Organisa tion nichts mehr anfangen könne. Bezüglich deS mißliebige» Dienstplanes sei ihnen erklärt worden, er werve geändert, denn dcrieiiige. der ihn entworfen bade, sei geisteskrank geworden. ES «eleu für die nächsten Tage noch einige Depoiveriammlunaen und schließlich eine geheime Abstimmung über das künftige Vorgehen geplant Später würven sie. wenn keine Aeuderung «„trete, noch eine Einwolinerveriammtuna e>nt»erusen. um die Allgemeinheit „über das Verhallen dieses VerkehrSinstftutS auszuklären-. — In der Debatte sprachen einige entlassene Straßenbahn«, die u. a. die Wirdereinstellung der namentlich im Drüben« Depot entlassenen KolleLen forderten und die Wiederdeseiligung der von den Führern als -Ltiasemrichiling empsu»denen Stromzähler verlangten. Ein anderer Entlaßen« hatte eine lange lchrillliche Resolution elnge- dracht. weiche zu verlesen und zur Debatte zu stellen sich der Ver» - ichüasien und schw «im eu Aufaabei? urllerer Tage' s«ü in die dandsvorsiyende deshalb weigerte, weil darin eine Anzahl ganz -u'»euer Forderungen enthalten eien, an die letzt, o lange die alter, "E" ^ fetter w,e^ ^.ch nick, «Ml leten. nicht hecangrtrerrn werden könne. Als ^ der Antragsteller wcnigstrnS auf den einen Punkt. Wiedereinstellrmg niema s ett^S rr ich^ der Gemangelten, drang, und der Vorsitzende auch das als rrn- ^ung d.env ^ Kat en d,?s er- -.urchsührbar brzeichnete. erschollen Ruse wie „ein Zeichen der ! Schwäche", wir sollen wohl warten. t»s wir alle hinauSgeworsen ^ ^ ^ ""v" ulw. Rack einigen kräftigen Ermahnungen zur Besonnenheit treten - K derber^ und die Versammlung wurde gegen Ja hresbercch t genehmigt, nachdem Herr Pastor Müller-, ,2 ^ U Versammlung de« GewerbevereIns. Chemnitz ergänzend noch bekannt gemacht hatte, daß nach den j ^ von Herrn Zivtliiigcnieur R. Hartwig geleitet wurde, lvrach n.uesteu Vorgängen ,n Mcerauc em neuer Zwe,ev«em mit 208 ^nächst Herr Mechaniker E. Wiuckler über .Da« SimonS- .Mitgliedern ms Leben getreten^ ist und nunmehr auch sämtliche Dieses seit etwa JahreSir-st auch in Dresden in ein« ?a-'gel'sche,i Arbeitervereine iL-rch'-ns dem Bunde angehoren. aus der Zöllnerstraße gelegenen eigenen Bäckerei h«geneckte Ge- ^n der Besprechung des Berichts wurde u. m des vom Alldeutschen ! »„idhettsdrot. das sich recht gut eingesührl hat. unterscheidet sich Verbände angenommenen Antrages aus Selbstbeckeuerung der ^ ^n gewöhnlichem Bäcker- oder Mühlenbrot ganz wesentlich Staatsbürger zu einem bestimmten Zwecke Erwahining getan. daß es nicht aus Roagcnmehl. wildern aus ungemahlencn. Derselbe liegt zur Zeit dem Zentraloorstande des Evangelischen malzartig zubereiteten und dann zu Brei zerauelschteir Roggen- Bundes vor und durste nur m, Abanderunc-enAnnakm- nnden. fvrnern gebacken wird. Nachdem die Roggenkörner mehrfachen Dem Kassenbmcht, der zur Entlastung des Kos'wrcrs führte war Hjxj„jaungSvrozesseii untenvorse» worden sind, werden nennt« zu entnehmen, dag der Eandesverem mit emer Bilanz von 49,<2!vxm EinsiiMe feuchter Wärme der Keimung nahe gebracht, wodurch Mark und einem Kaisenbestande von 6500 Mark m LtMunaen . den ,„e,,ljgen Kern umgebende nahrhafte Kieker erweicht und und einem Defizit an barem Gelde von 224 Mark abgeschlossen ! die j„ ihm eiitkallene» wertvollen Näkrsalze «schlossen werden, bat. An die cvaiigeftsche Bewegung ,n Oesterreich wurden 28 843-xje d„rcd Z,„atz von Wasser noch des weiteren erweichten Ge- Mark abgefuhrtcchllcylich «folgte noch eine Beratung un^ ticidekörncr werden nach diesem 18 bis 20stü»bigen KeimungS- oder Festlegung der Wmterarb-lt des LandeSoereins und ein Teil-! Mal,uiigsprozesse zu einem lcigarligen Brei zerdrückt und mit Hefe bericht des Herrn suoerintcndenten Dr. Meyer über die cvange- vcrn,licht, um die Gäiung des Teiges zu drschieuuigen. Aus lische Bewegung in Oesterreich Dam,l war die Tagesordnung diesem Teige werden sodann die Brote geformt, die in einem rie- der nicht öffentlichen Veriammlung erledigt. - Am Montag ,">ge„ Backofen besonderer Konstruktion - je 300 aus einmal — abend wurde das Iakresseft mit einem Familie,,abend, dem binnen einer t2stü»d>gcn Backdnu« fertiggcfteckt werde». Ter mit Herrn Redakteur demnächst stottsindende Am 17. d. M. ist bei Straße ein 35- bis etwa 2000 Personen beiwohnten, beschlossen. Nach dem Vortrag einer Motette durch den M.-G.-V. „Orpheus" kielt Herr Ober- vsarrer Dr. Koitzsch als Vorsitzender des Ebcmniner Zweigvereins Vorzug Kiews Brotes gegenüber unseren gewöhnlichen Brotkarten liegt darin, das; alle im Roggenkorn enthaltenen Nährstoffe in ' denkbar ausgiebigster Weise «ichlossen und bei Ernährung deS des Evangelischen Bundes eure begrünende Amprache. Den . Menschen dienstbar gemacht werden. Die nach dem Vorträge an Hauptvortrag des Abends hielt Herr Pfarrer .Kröbcr-Wald- die Zuhörer verteilten Kostproben, unter denen sich auch rin für beim über den, „Evangeluchen Bund und die röinftcke Presse". Verehrer vegetarisch« Lebensweise jedenfalls beachtliches Rosinen- Der Vortrag fand starken Beifall. Weitere Ansprachen kielten! Krot-Gebäck befand, wurden allieftig mit gutem Appetit verzehrt Bundes, Herr Superintendent Dr. Meyer-Zwickau. .Herr Pastor Lic. Dr. Kühn-Dresden und Herr Pastor .Hockstettcr aus Trebnitz in Böhmen, welch letzter« die evangelische Bewegung in Oester reich beleuchtete und manche betrübende »nd auch manche er mutigende Erfahrung aus seinen. Wirken in der Diaspora mit- teilte. Zwischen den einzelnen Ansprachen bot der Gesangverein Lieder nationalen und volkstümlichen Gevräaes. Den Schluß bildete der gemeinsame Gesang des Bundesliedcs: „Evangelisch bis zum Sterben, deutsch bis in den Tod hinein." —* Tie Angestellten der Deutschen (roten) Straßenbakngei'ellschast hielten vergangene Nacht von 2 Uhr an im Volkshauie eine vo» etwa 250 Personen besuchte Versammlung ab Auf den Einladuiigsvlakatea war. jedenfalls ;ur Beruhigung für Wankelmütige, der Vermerk angebracht. Fadr- meistern. Kontrolleuren :c. ist der Zutritt verboten. Die Tages ordnung lautete: Entspricht der neue Dienft den gesetzlichen Be stimmungen ? wozu der Vorsitzende deS Verbandes der Handels- und haben gewiß vem neuen Nevräscntanlen des ..täglichen Brotes" manchen Kostgänger zugeführk. — Den Hauptvor trag deS Abends hielt Herr Dr. V. Daun von der Humboldt Akademie tu Berlin über: „Die moderne Skulptur ini l9. Jahihunvcrt." In formschöner, gewandter Rede zeigte der Vortragende den Entwicklungsgang der neueren Bildner« inner halb des lekttvergangeiie» Jahrhunderts an einer ziemlich langen Reihe iypvch« Kunstwerke, die aus ein« mächtige» Leinwand tn außerorveirtlich« Schärfe und mit fast plastisch wirkend« Schöm heit in lresfticke» Proieklionen «schienen. Der Werdegang der modernen Btldhaueikunst wurde vom Redner kurz als ein allmäh ltches Fortschreiten vom Nachahmen des antiken hellenischen Kunst ideals zum selbuändig schassenden Realismus und Naturalismus um«« Tage gekertnzeicknet. Was ein Wiackelmann. ein Goethe. Lessing. .Herd« und Wieland in ihren ästhetischen Abhandlungen als Evangelium verkündet halten : daß nämlich eure wahrhaft großc bildnerische Kunst ohne Anlehnung a» die griechtscken Vorbilder gar nicht denkbar sei — das setzte ein Eanova in lein« Perieus- und Transportarbeiter Herr Richier-Cbemnitz das einleitende Statue und in seinem tnackten!) Napoteon-Standbilde. ein Stein Referat hielt und auSsülnte: Herrschsucht der Direktion lei die Ur- Häuser in iriner avolloähiilicheii Goeihcfiaur und ltn höherem Sinn«, iache der heutigen Unzufriedenheit d« roten Straßenbahn«. Es auch ein Thorwalbsen in seinem Jason-Ltanddilde. in seinen herr werde mit EMenzen gerader» gesvielt Tie Unzufriedenheit iei lichen beiden Reliefs .Tie Nacht" und .D« Tag", sowie in seiner entstanden. weil die Direktion der roten Straßenbahn die im weltbekannten EkriftuSfiglir in Talen um. Im Gegensatz zu den August d. I. getrossenen Abmachungen nicht gehalten habe. So genannten Bildhauern vttlieh Gottiried Schadow <B«lin» seinen solle bei halbstündiger Unterbrechung die lOltündige und bei zahlreichen Standbildern friederictanischer Generäle zum erstenmal läng«« Unterbrechung die ISstündige Dienstzeit nicht überschiitlen moderne realistische Züge: völlige Porträtäknlichkeit. der Zeitevoche Akt fast so lang ist wie eine Soohoklcssche Tragödie, dann frage ich. wo werden wir die Schauspieler finden, das zu spielen, wo das Publikum, das anzuhören? . . ." Ta glitzerten Laubes Augen vor Freude: das war ihm aus der Seele gewrochen, und er ries: „Der Wieland hat ganz recht — den Brief sollte man drucken lassen!" Aus den ersteren Proben ließ Laube, die Intentionen der cuizelnen Darsteller genau beobachtend und prüfend — er studierte hierbei förmlich seine Leute — sich das Stück einfach Vorspielen. Nur wenn ihm die zu tage tretenden Absichten falsch erschienen, griff er ein und begann auf den weiteren Proben die Ausarbeitung und Ausschmückung der einzelnen Rollen. Den Schwerpunkt legte er auf die Rede und ihren Ausbau, aus das Wort. Vor allem müsse der Schauspieler verstauben werben, nur dann habe das Publikum einen Genuß. Deutlichkeit war seine erste Regel und Forderung. Das heute leider so sehr beliebte Markieren der Rolle duldete er nur in äußersten Fällen. Was die Ausarbeitung der Szenen betrifft, belebte er diese und machte sie verständlicher durch ireffliche Zusätze: er verlieh der Rede Nachdruck durch ein ein- gcschobenes Wort oder eine passende Geberde, er zeigte der Naiven reizende Nuancen unb stattete die Rolle des Komikers mit stets wirksamen Extempores aus. Goldew Wahrheiten enthielten lcmc aus dem tiefen Schachte seines dramaturgischen Wissens und sein« reichen Bühnenersahrnng gewonnenen Grundiätze, Aus sprüche unb Lehren, die er uns mit verschwenderischer Freigebigkeit aus den Proben zum besten gab. Einige Bcnviele mögen ge nügen: Man lasse sich nie durch das Talent »«leiten, die Grenze zu überschreiteu, die der Verstand gezogen hat. Ein unverständ licher Schauspieler wirkt unangenehm. Tie Zuhörer bekommen das Gefühl der Taubheit und beachten ihn nicht weiter. Für viele Komiker ist das Lachen der Zuschauer das Sckfarlachtuch. welches den Stier unbändig macht. Ihr Oesterreich« seid merkwürdige Leute! Wenn ihr in euerem Dialekt reden dürft, seid ihr plötzlich doppelt jo gute Schauspieler. Virtuosen sind die Vater der Elaaue. Die Halste der Schauspielkunst heißt Fleiß! Bei markierenden Schauspielern hat man immer das Gefühl, sie wollen ihre Un fähigkeit, voll zu spielen, verbergen. Die letzten Proben benützte er für das Ensemble und die .Komparserie. Seiner Aufmerksamkeit entging nicht das geringste, ein am Unrechten Platze stehender Statist wurde von ihm sofort bemerkt und verdonnert. So kam endlich die Generalprobe heran. Jetzt schritt das fertige Stück zum letzten Male an ihm vorüber. waS. wie srüher erwähnt, ihn jedoch gar nicht hinderte, noch im letzten Augenblicke eine vorteilhafte Acnderung vorzunehmen oder e ne den Schluß ausholtende Szene zu streichen. So wuchsen unter Laubes Führung das Stück, das Ensemble, die Darstellung und nicht zuletzt die Darsteller. Er wußte uns zu begeistern und durch sein kurzes, schneidiges Kommcmdowort zieloewußt zu bilden. Aus seinen Proben ging es ernst zu. doch verschloß er einem treffen den Scherzworte nie sein Ohr. Er selbst lieferte eine Unzahl humoristischer und kerniger Bühnenaussprüche, die sich in der Schauspielerwelt von Mund zu Mund fortgepflanzt haben. Eine Störung der Probe ersähen ihm als das Widerwärtigste. Vielen Aerger bereitete ihm in dieser Hinsicht der Präsident des Direk, tionsrates vom Wiener Stadttheater, Freiherr v. Schey, der zu, meist aus die Bühne kam, um Laube geschäftliche Mitteilungen zu machen. Da Laube seinem Präsidenten doch schwer das Be> treten der Bühne untersagen konnte, versuchte er cs, dem Proben stör« auf alle mögliche, oft ziemlich derve Weise begreiflich zu machen, daß er hier Ruhe haben wolle. So blieb Laube, als einst Baron Schey aus ihn zukaim ruhig auf seinem Regiestuhle sitzen und probte weiter, bis endlich dies« ihm zuflüsterte: „Lieber Doktor, haben Sie wenigstens die Güte, auszustehen, wenn ich komme!" Ei» andermal ging der Präsident mit knarrenden Stieseln hinter dem Prospekt über die Bühne. Laube, hierdurch empfindlich gestört, springt auf und läuft dem Ruhestörer mit dreht sich um und kehrt zum Regictische zurück. Baron Schey der seinen ^.Doktor Laub« kannte, war viel z» liebenswürdig, um solche Ausfchrcitungen des von ihm hochgeschätzten Bühnenleiters allzu ernst oder übel zu nehmen. Laubes ausdruckvolles Gesicht war für seine Mitglieder ein Barometer: jeder wußte, wann heiteres, wann stürmisches Wett« kam. Seine blauen Äugen konnten lächeln wie L-onnenschein und drohend grollen wie Gewittersturm. Ob er zufrieden, ob er nickt zufrieden war. konnte man von seiner Stirne ablesen; seine Schauspieler waren darüber nie im Zweifel. Die so ausgesprochene Klarheit seines Wesens und Handelns war eine der voriressl'chsten Eigenschaften des Theaterdirektors Laube. Hunderten von Schau spielern hat er die Wege gewiesen; Talente hat er ermutigt und gefördert, sie mitunter aus der Verborgenheit emporaezogen, j manchmal sogar gegen den Widerspruch der öfsentl chen Stimme gehalten, bis das von ihm früh erkannte Können allseitig« An erkennung fand. Heinrich Laube war einer der bedeutendsten, reforrnatorisch wirkenden Lehrer dramatischer Darstellungskunst, einer der tüchtigsten Schulmeister der Bühne, eine scharf aus- ^evrogte, unvergeßlich bleibende Persönlichkeit des deutschen «ltkvrrcheitde Gewandrmg. lebensvolle Wllrme de« Ausdruck« uk» irlbst eul Kosten der absoluten Jormenicköndeit und der nin deal»n Linlensuhruni». Eine tn glücklicher Weile vermtttedL- leb«aang«stellung zwischen antikem Jdeali-mu« und modemen, Realismus nahmen Danneck« tn Stuttgart «.Aitadne aus dem Panther") und vor allem Christian Rauch (Königin Louile im Mausoleum zu Chariottenburg. Blücheislatur. Denkmal Friedrich de« Großen, die 7 Viktorien an der Walhalla zu Reaen«bmg ulw.j ein. In ähnlich eingehender Weise zeigte Redner dir FonentM- ung der modernen Skulptur in der immer deutlich« zu Tage tretenden Richtrma de« Realismus und Namralt-mu« tnSbelondere an Werken von Schilling. BeaaS. Kling« und besonder« au etuzel- neu Bildwerken der SteaeS-Aüee ln Berlin. Daß der Vortragende nicht mit diktatorilchen Be- und Verurteilungen über die im Bilde vorgefübrten Kunstwerke aufwartete, »andern m geschickter und un- parteiischer Weise feine Hörer durch die vergleichende Vorsührimg der umerichledlichsten Drulvluren zu selbständigen Urteilen hi», leitete, war ein besonder« Vorzug des ausgezeichneten Vortrag«, der am (etwa- späten' Schlüsse laute Beifallskundaebunaen M- löste. — Am nächsten Montag wird Herr Dr. P. Dehn über da« Thema: .Was wir von Amerika lernen können und was nicht" prrchen. —* Im Anschluß an die am 10. Oktober im Musenhaussaole iaiigeftlirdeire Versammlung zur Förderung der Bewegung für reichSaesrtzliche Regelung der Pensions- und Hinter- dliebenen-Versicherung der Privatbeamten hatten sich gestern im Restaurant Simon, Katdartnrnsttaße. ans Elnladung deS Herrn Redakteurs TteSl« eine Anzahl von Ber- l>aue»Sman»«n «»gefunden, um die wetteren Schritte tn dieser hochwichtigen Standesslage zu beraten. Wenn auch schon bet drr ersten Veriammlung durch Entnahme und Ausfüllung drr Frage bogen viel gewonnen wurden ist, so blelbt dom noch immer manches zu tun übrig. Bor allem gilt es einen gesicherten Agita- itvnSsond zu schassen, was nun dnich die MitglirderdeitrSge ge- ckehen kann, und welker Fühlung mit Persönlichkeiten zu ge Winnen, die ip der Lage siiiv. bei gewichtigen ReichStagsabgeoid neien die Interessen der zu gründenden Freien Vereinigung zu unterstützen. Vertreten waren 7 größere Verbände. E« wurde »nächst ein Ausschuß von 24 Herren Tiesl« alS Boisitzenven gewählt, um die konstituierende Verwmmlung oorzudereiteir. —* Polizei bericht, 20. Oktober, dem Portier eines Hotels der Pillnitz« ^ 40jähriger Unbekannter erschienen und hat unter Vorzeigung einer auf „Hans Koch" lautenden Visitenkarte um Herausgabe einer ^ andtasche gebeten. Da im genannten Hotel zufälligerweise ein .er- gleichen Namens gewohnt hat, so ist ihm ohne Bedenken »essen braunlederne Handtasche mit vernickeltem Bügel, ent- Faltend drei Kassenschlüssel, diverse andere Schlüssel usw., über geben worden: erst später hat sich herausgestellt, daß genannter Herr niemanden beauftragt hat, seine Tasche abzuholen. Es liegt zweifellos nur ein Irrtum seitens deS Unbekannten vor und wiw »«selbe hiermit ersucht, sich zu 6. Undek. ^1. 8730 bei der Kriminal-Abteilung — Houplpolizei, Zimmer 29 — zu melden. —* Heute vormittag in der 12. Stunde gingen auf der Pferde eines mit Ziegeln beladenen Last- r diese Straße entlang, über die Annen- Povpitz zu, wo der Wagen einen der dort lebenden großen Kandelaber anfuhr und glatt von der Erde weg abbrach. Dadurch kamen die Pferde zum Stehen, und der nach eilende Kutscher konnte sie wieder :n Empfang nehmen. Zum irößten Glücke ist be> der tollen Fahrt niemand zu Schaden ge- ommen; auch den Pferden ist augenscheinlich nichts weiter passim. —* Wermsdors. 19 Okmb« Bon der Jagvgenossemchait bl« ist die Jagdslur am Sonnabend endgültig an den König Georg verpachtet worden. Für den König waren 43 und für den Mitbewerber H.-Leipzig 10 Stimmen abgegeben worden. —* Gegen 50 Teilnehmer ritten gestern aus Foldern zur 8. Reitjagd des Großenhainer Parsorcejagd- Vereins. Die Jagd ging die Röder entlang über den Neu graben durch die Roftiger Büsche nach dem Lauschig, wo nach einem Galopp von 6 Kilometer die Hunde einen.Keller deckten. Herr Major v. .Holleben hob ihn aus und der Präsident gab den Fang, woraus die Brüche verteilt wurden. — Amtsgericht. Drr Schuhmachermeister Emst Hermann Reinecke in Löbtau erfuhr im Monat August von dem Ervedienten Ernst Paul Schneider, zuletzt in Leipzig wohnhaft gewesen, des ei» hiesiger Schuhmachermerft« einen größeren Posten LedersckMe zu verlausen habe: sie machten sich aus den Weg zu ihm und imr »en mit dem Verknus« über de» Kauspreis in Höhe von 125 M für den gesamten Posten einig. Nach den eidlichen Bekundungen oes Verkäufers fällte das Geschäft nur gegen bare Kasse gelten. Rcinecke und Schneider wußten aber den Verkäufer docd^u be- itimmen, die Waren ohne Barzahlung herauszugeben. >Lie er zählten. sie hätten einen anveiiveiten Käufer an der Hand, bei ihnen die Kausjummc sofort nach Lieferung der Waren eimchlieh sich eines kleinen Gewinnes aushändig«. wodurch sie in die Lage kämen, ihre Schuld zu bezahlen. Reinecke und Schneider teilten sich ,edoch in das Geld und dachten nicht mehr an ihre Verbind lichkeiten. Reinecke geriet mit dem Gelde in schlechte Geiellichait und hatte am anderen Morgen keinen Psennig mehr davon. Beide Angeklagte bestreiten hartnäckig ihre Schuld und behaupten, dei Ankauf der Schäfte sei ihrerseits kein Kassagefchäst gewesen: dei Kauspreis sei ihnen lediglich kreditiert worden, lo daß kein straf rechtliches Vergehen, sondern nur ein zivilrechtlich« Krediianivaub vorliege. Da- wird den Angeklagten widerlegt. Mit Rücksicht aus den groben Vertrauensliruch und dir schon erlittenen Vorsttasiu erkennt da« Gericht gegen Reinecke, d« als treibendes Eleweni anzusehen ist. aus 1 Jahr, gegen Schneider auf 9 Monate Gesäng- nis und erkennt beiden die Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jabren ab. Da die Angeklagten bei der Höbe der Strafe fluchiverdächlig «scheinen, werden sie am Schlüsse der Verhandlung in Hast ge nommen. — Der 24 Jahr« alte Arbeiter Heinrich Karl Herz au« Breslau ging am 26. v. M. durch die Ziegelstraße und sab bei dieser Gelegenheit in einem Kieideigeichäft nahe der Ladentür einen neuen Anzug hängen, mit dessen Hilfe er Stellung zu finden hoffte, da seine Kleid« bereits sehr defekt waren. Herz trat an den Eingang des Ladens, nahm den Anzug heraus und wollte die Flucht damit ergreifen. Er wurde aber schon nach wenigen schritten festgenommen und zur Haft gebracht und erhält nun 4 Wochen Gefängnis, wovon 3 Wochen als verdnßt gelten. - Tn aus Schlesien gebürtige Ziegelciardeit« Vincenz PruSky. der bi« zum 28- August auf einer Ziegelei in Torna in Arbeit stand. «- ichien daselbst an dem genannten Tage in betrunkenem Zustande und verlangte seine Papiere, um .fremd" zu machen, d. h. mit die Wcmbeischaft zu gehen. Pr. begann mit den übrigen Ziegelei- arbeiiern Streit und Schlägerei: der HinauSweisuna au« dem Gnindstück leistete er kerne Folge und widersetzte sich auch de» Anordnungen eines herbelgerufenen Gendarmen. Da« Urteil lautet auf 5 Wochen Gefängnis. — Die Milchhändlerin Emilie Minna Dommatzschke verkaufte im Juli an drei Tagen durch Abrahmung verdünnte Milch unter der Bezeichnung.Vollmilch". Sie wird z» 10 Mk. Geldstrafe verurteilt. — Zwischen dem Schlosser Paul Sonntag und dem Kaufmann August Moh einerseits, sowie dein Drogisten Eugen Berger, dem Kaufmann Arthur Heller und dessen Ehefrau Martha Heller andererseits entstand am Abend deS 4. Juni in einem Restaurant in Blasewttz aus aeringfügiger Ur sache eine Schlägerei, die beide Parteien auf die Anklagebanl brachte. Für die ersteren beiden Angeklagten fungiert Herr Rest rendar Dr. Goltschall in Nachvollmacht deS Herrn Rechtsanwalt? Dr. Stöckel, iür die letzteren drei Angeklagten Herr Rechtsanwalt Klöckner als Verteidiger: znr Ausklärung deS Sachverhalts sind l2 Zeugen geladen, darunter zwei Aerzte, ivelche die Verletzungen der Angeklagten bestätigen Zur Entschuldigung ihres Vorgehen? behauptet jede Partei, in Notwehr gegen die andere gehandelt zu Häven. Diele Annahme ist ihnen nicht »u widerlegen: e« erfolgt daher dle Freisprechung sämtlicher Angeklagten. Amtliche Bekanntmachunge«. Die Abnehmer von Ga«. Elektrizität und Das! habe» bi« zum 27 d. M. die Rechnung-beträa« »1b« Gas-, Eil krizitäts- und Wasserverbrauch an den aus den Rechnungen t merkten Zahlstellen zu berichtigen. rageSgeschichte. X Deutsches Reich. Für die Entwicklung der R«i4t- einnahmenim lausenden EtatSjahr« ist es wichtig daß die Ei»' nahmen au« den Getreidezöllen sich dauernd auf einer Höhe sc hatten haben, di, in früheren Jahren nie erreicht wurde. Ob sic auch während der Herbst- und Äintermonate keinen Rückzug «' leiden, muß abgewartet werden Bei der Bier- und Branntwein-
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