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- Erscheinungsdatum
- 1903-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190310131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-13
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Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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O ertliche- uud Gächstsches. — Dir alljährlich vom Stadtvereln für inner« Mit« slon mit ebenso viel Glück als Geschick arrangierten volkstümlichen Dichter« und Kompontstenabende sind kür die laufende Saikon am Sonntag abend mll dem ersten Vortragsabend eröffnet worden. Dieier war Adalbert v. Cdamtsso und seiner Mule gewidmet. Der große BereinShauSmal war vollständig gefüllt, den weitaus größten Teil der Besucher bildeten Damen. Der von den vorjährigen Dtchrecadenden noch in beiter Erinnerung siedende Herr Planer M ElauS - Medingen hielt den einleitenden Vor trag. in dem er in geistvolle, Weise einen Ueberbltck über EdamissoS Leben und Schaffen gab. Non Herrn Johannes Kötzschle tadellos begleitet, sang sodann Arl. Ublmann aus dem von Rod, Schumann konrvonierten Chamiffoschen Lteverzyklus „Fraueultebe und -Leben" die ersten drer Liever „Seit ich ihn ge- ieben", »Er, der Herrlichste" und .Helft mir. Ihr Schwelten,". Sie erzielte mit dem innigen und gelanglich sehr guten Vorträge dieser Schumannschen Lieoerperlen einen vollen Erfolg. Mit gleicher Sorgsall und küniilerlicher Auffassung trug sie im Verlaufe des Abends »och die Jenieuschen Konwvsilionen der Ehainissvschen Dichtungen .WaS ist's. o Vater, das ich verbrach". .Ich habe, bevor der Morgen" und „Denke, dente, mein Geliebter" vor und ichlreglich mit Frl. Schur > g. die an Stelle des auf dem Programm ge nannten. aber «krankten FrlS- Asbahr geirrten war. das Duett von Cornelius .Verratene Liebe". Vorzüglich, wie zu erwarten war. rezitierte Herr Hofickauivieler Waldeck einige Dichtungen von Chamisso. Einen besonders glücklichen Ton traf der Künstler, der für seine mefflerlichen Vorträge auf das Lebhafteste applaudiert wurde, in den Gedichten heiteren Charakters, wie .Der Szrkler Landtag", 'Minneoreust" und .Der rechte Barbier". Es war alles in allem em prächtiger Abend, dre>er erste volkstümliche Dlchterabrnd. und seine Nachfolger ver>prechen nicht weniger niteressant zu werde»: sind dvch nur tüchtige Kräfte als Aas- sribrcnde gewonnen worden. Auch der Minderbemittelte kann sich an dreien Abenden für wenige Groschen einen Kunstgenuß ver- phaffen, da der Eintritt für den 3. Platz auf 25 Prg. herabgesetzt worden ist. während für das Aufoewauren der Gnrderobe nur 10 Psg zu entrichten sind. Das Letztere mögen >>ch auch vie- ,eilige» Damen gejagt lein lassen, die um Sonnlag m rücknchls- ioicr Werfe durch ihre großen Hüte den hinter lhuen Sitzenden icdcn Ausblick auf das Koiizeiivok»,»» versperrten. — Dos am Sonntag in der Turnhalle an der Permoser- slraße abgehaltene Herbstfest des Allgemeinen Turnver eins erfreute sich erner äußerst zahlreichen Beteiligung, im ganzen mochten etwa 2000 Personen anwesend sein, darunter bemerkte man als Ehrengäste Abordnungen des Rates und der Stadtver ordneten, des Vereins der Vaterländischen Festspiele und mehrere Brudervereme. Dem Feste lag die Idee einer Krrchwerhseier in Äurzelhofen zugrunde mit einer Fülle abwechselnder Darbietun gen. Das ganze Arrangement war ein wohrgelungencs, Die Musik führten Mitglieder der Schützenkapelle aus. Der erste Aufzug brachte die Nürnberger Turnsestteilnehmer auf die Kirch weih, die der Bürgermeister des Festortes sH'err Hanschs an der Spitze der Terlaner Scheibenschützen aus dem Dorsplatze begrüßte, wofür die eingetrossenen Gäste durch ihren Sprecher sHerrn Stadt verordneten Unrasch) dankten. Nach Musikaufführungen der Dorf kapelle und des Gesangvereins zu Wnrzelhosen führten 72 Turn- iahrerinnen unter der Leitung des Herrn Turnlehrers Munier einen Reigen auf, der ihnen viel Beifall elntrug. Die dritte Männerabteilnng des Vereins veranschaulichte das Leben und Treiben der Holzhacker im Walde und wie sie sich am Feier abend zum Tanz vereinigen. Im Anschluß hieran tanzten zwei Trotzköpschen eine Scherzpolka. Das Kinderpaar, ans der Schule des Herrn Tanzlehrers Büchsenschuß, brachte angenehme Abwechslung in das Progrgmm, ihre Aufführung wurde lebhaft applaudiert und mußte wiederholt werde». Mit einem Reigen der Wurzclhosencr Dorfsch'önen zu Ehren der fremden Turn- sahrcr schlossen die turnerischen Aufführungen der Fraucnabteilung. Während bald darnach der Kirchjpeihball in seine Rechte trat, be lustigten sich die Festteilnehmer^uus dein zu einer echten Kirch weih gehörenden Schietzstand uns in den verschiedenen Bier, und Wcinschenken, der Rutschbahn und dem Tanzplan des fidelen Seppei. Ortsseuerwehr und Ortspolizei belebten das Bild. Äußer- ordenüich reichhaltig war der Glückshafen mit wertvollen Ge winnen ausgeslattet: zu denselben hatten die Herren Nähmaschinen- labrikaiit Großinann und Direktor Förster je eine prachtvolle Nähmaschine gestiftet. Im ganzen wies der Gabenteinpcl 2400 Gewinne aus, von denen 500 Schenkungen waren. Das Fest nahm einen gelungenen Verlauf. - Der Verein der Blinden in Dresden und Um- gegend^feserte vorgestern abend in Meinholds Sälen sein zweites Stiftungsfest. Der Vorsitzende, Herr Kaufmann Baron, riöfsiieie das Fest mit einer Ansprache, in welcher er darlegte, wie der Verein von kleinen Anfängen sich zu einer ansehnlichen Zahl uon Mitgliedern und Blindciffreunden entwickelt hat. Hieraus folgte ein von Fr. v. Malgpert gedichteter Prolog, der den viel fachen Segen, den der Berein in materieller, wie in geistiger Be ziehung für die Blinden gehabt, betonte, und das Familienver- Mnis hervorhob, das die Schicksalsgenossen, die zuvor verein samt gewesen, durch gleiche Interessen und herzliche Teilnahme vereint Eine Reihe vortrefflicher Vorträge, teils von Künstlern ooil ,>ach, teils von den Blinden selbst ausgeführt, füllte den Abend angenehm aus. Besonderen Beifall fanden die vorzüg lichen Violin-Darbietungen des Herrn Julius Boß, Lehrers am Königlichen Konservatorium: lehr gefällig wirkten auch die Dekla mationen des Frl. Emmn Devrient und das Pianospick des Herrn M. Winkler, sowie der anmutige Gelang seiner Gattin. Warme Anerkennung fanden ferner die Gesänge der Blinden, in Chören, wie '!, den Solls exakt unl mit schönem Stimmmotcrial crus- acfübrt: das „Sanctus" von Bortnianskv und der Chor „Abend- Mahnung", von dem blinden Dirigenten Otto Vierling komponiert, wurden gleichfalls sehr schön zum Vortrags gebracht. — Im „Hotel de France' hielt am Lviuiabcnd abend der Lttsverband Dresden der P e n s i o n s a n st a l t Deutscher Journalisten und Schriftsteller «Dresdner Srbriststeller- nnd Künstlerllub» nnter Vorsitz des Herrn Redakteurs Mäoer eine zahlreich besuchte Mitgliederversammlung ab Ter Vorsitzende widmete dem verstorbenen Mitgltedc. Herrn Knnstmaler »nd Lchriststeller Scknirig. eine» ebrenden Nachruf. Nach Aiffnnbme neuer Mitglieder wurde bekannt gegeben, daßderVortiagsansschuß einige UitterhaltniigS- und Vortragsabende abzubaiten beschlossen habe. Der erste findet am 24 Oktober im Weißen Saale der .Drei Raben" statt. Herr Schriftsteller Beyer bat einen Vor trag über das Tbema : .Das Volkslied und die volkstümliche Dich tung in der neuen deutlche» Literatur" zugesagt : auch stehen ver- ichicdene angemeldete musikalilchc Genüsse in Aussicht. Weite, wurde beschlösse», zum Besten drr PensionSarrttalt einen vornehmen Gelellickaitsabend. etwa ein hervorragendes Künitlerkonzert mit anschließendem feinen Ballfest, im Verlause des Winterbalbiahres ab,»Hallen. Als Termin wurde Anfang Februar in Aussicht ge- namnren Dankbar begrüßt wurde ein Schreiben des Präsidenten des hiesigen König!. Landgerichts, das, einer ergangenen Vor stellung Folge gebend, beffere geräumigere Arbeitsstellen für die hiesige» Gerlchtsberichterstatter. soweit dies möglich, zusaate. Zwei Uiileistützungsgesuche bedürftiger Kollegen, die dem Klub und Lrtsveibande nicht angeboren, fanden Berücksichtigung. — Ter erste — älteste — Volkskindcrgarten des All gemeinen Erziehungsvereins bezieht morgen sein neues Heim im Garten des Güntzyauses auf der Friedrichstraße. Infolge eines Erweiterungsbaues deS GüntzhauseK war ihm sein altes Heim gekündigt worden. Durch Intervention des Herrn Oberbürger meisters Geh. Finanzrats Beutler, an den sich der Bezirksverein der Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt direkt gewandt hatte, wurden ihm die neuen schönen und besseren Räumlichkeiten ge schaffen. Während der obdachlosen Zeit halte die Matthäus- «e G' fügung gestellt. --Polizeibericht. 12- Oktober. Anfang dieses Monats ist in verschiedenen größeren Wäsche- und Konfektionsgeschäften eine unbekannte etwa 30 Jahre alte Frauensperson. die sich in anderen Umständen befindet, erschienen, hat sich als Ehefrau eines adeligen Gutsbesitzers ausgegeden und größere Einkäufe bewirkt. Die Waren bar sie dann, ohne Zahlung zu leisten, nach einer hiesigen Pension — wo sie sich efft am Tage vorher eingemietet hatte — schicken lassen. Vor der Unbekannten, die ans Betrug ausgeht. wird hierdurch gewamt und gebeten, sach dienliche Mitteilungen an die Kriminalabteilung — Hauptpvlizei, Zimmer 29 - zu 6. Unbek. ^ 3634 gelangen zu lassen. — In einem hiesigen Restaurant wurde am Sonntag abend der 2l Jahre alte Expedient Felix Schleicher auS Leipzig, in dessen Begleitung sich eine mnge Dame befand, von der Polizei trstaenommen. Der Genannte war an demselben Tage in gemeinde ihre Konfirmandcnsäle, der Evangelische Arbeiterverein, Gruppe Friedrichstadt. den Garten seines Sommerheims zur Ver Leipzig nach Unterschtagung von I960 Mk.. davon 1500 Mk. in Baulnviea, flüchtig geworden. - In dem überglasten Hofe de- Grundstücke» WilSdrusfer Straße 18. der von dem dort beiiudllchen Zwickauer Porzellan- Warengeschäft von Göcke als Packraum benutzt wird, entstand gestern gegen mittag ei» Brand, durch den verschiedenes Pack- material vernichtet und Gebäudeteile zerstört wurde». Sä'nitlichc Scheiden des Glasdaches <50 Stück) waren iittolge der Hitze ge sprungen. Die Feuenvehr war schnell zur Stelle und unterdrückte de» Brand mit einer Schlauchleitung vom Straszcichydranten in kurzer Zeit. Ein Televhvnarbeiter ioll beim Arbeiten mit einer Lötlampe zum Packen benutzter Holzwolle zu nahe gekommen sein und dadurch den Brand veranlatzt haben. Während der Lösch- arbeite» war der Slraßenbahnbetrieb gestört. — Einen großen M en s ch e n a u fl a u f verursachte gestern nachmttiag kurz vor 3 Uhr aut der Marie nstra ße ein Vor fall, der leicht von den schlimmste» Folgen begleitet sein konnte. Tort wollte ei» vom Antviisvlatz bezw. von der Knnngewerde- schule hertommender größerer Knabe noch vor einem im Gange befindlichen Straßenbahnwagen die Straße überichrcilen, wurde ledoch von einem in gleicher Richtung wie der Mokmwagen fahren den Radsahrer-Depeschenboten zn Boden gerissen nnk> kam so un glücklich zu Fall, daß er unter den Vorderstandplatz des Straß«,- dabnwagrns geriet. ledoch ohne dabet Verletzungen zu erleiden. Daß der ganze Vorfall so glimpflich ablief, ist mir der Getstes- aegeiiwcttt des MotorivagensühlerS zu danke», der blitzschnell, seinen Wagen so bremste, daß der Knabe nicht mehr unter die Räder kam. — Der kostbare Kranz, welcher im Aufträge des Deutschen Kallers bei der Beerdigung des Wirkt. Geheimen Rates von Tschirichty niedergele tt wurde, stammte aus der Kunstgäcknecci des Herrn Kart Rülcker, Königlicher Hoflieferant. — Die skr den Sonntag geplante Lustballonaussabrt der Dresdner Luflsch.fsei Lücke und Länimel. von der Wald- i'chiößchcii-Terrasse aus. mutzte des ungünstigen Wetters wegen abermals aussallen. Ter Anistieg findet am nächsten Svnnrag bei einigermaßen günstigem Wetter tlotr. — Der heutigen Nummer dieses Blattes liegt für die Gesamt auflage ei» Proipekt der Vereinigten Anthracit-Werke G. m. b H., Tresden-A., Prager Straße 43. bei, außerdem iür die Stadtauilage ein Prospekt über das . Iabr- und Orien tierniigsbuch sür Haus und Geichäst 1004" ans der Buchhandlung von Calebow L Co.. Gcrokstiaße 64. — Der K i rcd e ii v o rsta n d von Vorstadt Plauen hat in seiner letzte» Sitzung die durcv de» Ataüemfchcn Rat aus- gesnbrten G e m ä 1 d e vom Königs. Kultusminister.um übei rr o m in e n. Die ichöne, säst ganz umgebaute Plaueuiche Kirche hat mit dem von P,o». Johannes Ramel Wehle gemalten Bilde ver .Hochzeit zu Kana" abermals ei» wertvolles Kleinod er hallen. Das Gemälde ffr in dem zum größten Teile wohl älteste» Raume des Goitcshauies, in der Vraulhalle. vollendet morden. Schon sind mehrere Brautzüge dort gesammelt und von da aus »ach dem Altar grführt worden. — Moritzburg. Am Sonntag kam im Ballsaal deS hie sigen Knrbades eine jener Veranstaltungen zu slaiide, die sich >eit einer Reihe von Jahren, dank de» rührigen Bestrebungen des Frauenvereins, insvcondcre der ersten Vorsitzenden desselben, Marre Gräfin zu Münster, und dank der opferwilligen Liebens würdigkeit einer stets biifsbereiten Künstlerichaar. dem kunstsinnigen Publikum von Moritzburg und Umgegend bieten. Angesichts bes edlen Zweckes — Errichtung emer Gemeinoediakonie — und der Beteiligung erster Krittle an der Durchführung des reichen Programms wäre ein regerer Besuch zu erwarten gewesen. Erirente das » oa p s l I -r - Q u a r te l t der Damen Dietel, Görisch-Mede- fiiid, Gersteroph und Freitag-Winkler durch den Klangrei, der Stimmen, so sand die Jnurumenialkiinst in Herrn Hoskviizerr- meister Bärtich. Herrn Banck, Herrn Kammermusiker Johan nes Smith viclieilige und virtuose Vertretung. Mit den ge nannten Herren vereinigte sich Herr Kapellmeister v Haken zum einleitenden Vortrag des O-nwii-Quarrcits von Mozart, sowie zweier Sätze aus Rheinbergers Klaoiecquartett in Ls. DicHörer- zchaft, unter weicher sich Frau Prinzessin Schönbnrg-Hermsoors, Gebeimrar Fiedler, AmlSbauplmann v. Craushaar rc. beenden, dankte durch warmen BeiffU. — In Meißen wurde der Schutzmann Uhlich auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden verhaftet unter der Beschul- digung. in einer Beleidigungsklage vor dem Meißner Schöffen gericht gegen zwei dortige Einwohner einen Meineid geleistet zu haben. — Die Weinlese in den Bergen der Umgegend Von Meiße » ist zum Teil bereits beendet. Im Ratsbeige wird die Leie nächste Woche beginnen. Ter oieSiäbrige Most bietet einen ganz besondc- len Geiiutz. da er nicht künstlich versüßt zu werden braucht und dabei nach Oechsle 80 bis 84 Grad wiegt. — Döbeln. 12. Oktober. Ter Metallichleiser Walther in Sormitz erhielt für entschlossene Rettung eines 5 Jahre alte» Mädchens vom Tode des Ertrinkens eine Geldbelohnung. — Am , Wehrlcich am Schloßdcrg wurde eine unbekannte 20 bis 24 Jabre alte FrauenSpenon als Leiche aus der Mulde gezogen. — Leipzig, 11. Oktober, lieber die Entstcbungsursache des gestrigen bereits telegraphisch gemeldeten Brandes im Kristallpolast-Theater gehen die Ansichten sehr ausein ander. Während die einen glauben, daß durch Kurzschluß der den elektrischen Ventilator treibenden Leitung das Feuer sich dort zuerst gebildet und dann durch den Lusischacht über der Vor- oühne den Dachstuhl ergriffen hat, vermutet mau auch daß von den auf dem Schnürboden beschäftigten Theatcrarbeitern irgend ein Versehen zur Entzündung Anlatz gegeben har. Jeden- falls hätte der Verlauf der Brandkataftrophe sehr verhängnisvoll für die den großen Saal vollständig füllenden Zuschauer werden können, wenn schon die Vorstellung weiter vorgeschritten ^ der Zuschauerraum — wie es sonst geschieht — verdunkelt — Dem Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr in Mutz« schen, Däberltz. und dem Odersignalisten Lange wurde die Jeueuvebr-ÄuSzeichiutug für Astädrige Dienstleistung, sowie den, Svritzeiizugführer Kurfürst da» vom Landesverband gestiftete Dtvlom »ur 20iährige Dienstleistung verliehen. — Osch atz. In einer am Sonntag nachmittag hier ab- gehaltenen, von etwa 100 Personen besuchten Versammlung, die einige konservative und agrarische Einwohner des Bezirks der Ämtshauptmannschast Oschatz auf Veranlassung des Koniervatwcn Landesvereins für das Königreich Sachsen einberufen hatten, fand unter dem Vorsitze des Rittergutsbesitzers Oberstleutnants a. T. v. Schönberg, des Bezirksvorstehers vom Bunde der Landwirte, die Gründung und die konstituierende Versammlung eines konservativen Vereins für Oschatz und UmgeLeno statt. Jnffeiner Begrüßungsansprache bezeichnete Herr v. Lchön- berg die Nationalliberalen, weil sie in Freiberg bei der Reichs tags- und in Dresden-Altstadt bei der Landtagswahl selbständig vorgegcmgen sind, als unzuverlässig, betonte, daß auch der hiesig, oesyalb "" ' - ' - und gewesen wäre. Da dies aber zufällig versäumt war, konnte m dem erhellten Saale das Publikum — beruhigt durch die Zurufe einzelner Herren — in aller Ruhe durch die'Stuhlreihen sich zu den Ausgängen begeben, an denen ja auch hier kein Mangel ist. Auch die Trennung der elektrischen Lichtanlage des Auditoriums von der Bühnenbeleuchtung halte den großen Vorzug, daß, wäh rend auf der Bühne vir. elektrischen Drähte durch die Hitze ge schmolzen waren, kein Licht mehr gaben, der riesige Zuschauer- raum — die Halle faßt über 2000 Personen — noch vollständig intakt beleuchtet blieb. Ten größten Schreck erlitten wohl die auf der Bühne und in den Garderoben agierenden Mitglieder des Personals der Otero, sowie letztere selbst, die in eiliger Flucht von der brennenden Bühne stürzte und ihre kostbaren Toiletten, die aber später gerettet wurden, zurückließ. Im bloßen Kops, nur in einen kostbaren Skipelz gebullt und krampfhaft in der Hand ihre Pretiosentasche haltend, sah man sie durch die Couloirs auf die Straße eilen. Bezeichnend für die Haltung des Publikums und das geräuschlose Eingreifen der Feuerwehr ist auch die Tatsache, daß dicht hinter der brennenden Büyne in der Albcrt- Halle die Baristo-Vorstellung ruhig ihren Verlaus nahm, während in den Vordertälen des vom Feuer gefährdeten Etablissements Konzerte und Ball abgehalten wurden, deren Besucher keine Ahnung von der drohenden Gefahr hatten. Heute, Sonntag, abend, ist der Betrieb der Vergnügungen in allen Teilen wieder ausgenommen worden, nachdem die Schäden an der Bühne pro visorisch ausgebessert waren. Sehr empfindlich wäre bei einem größeren Umsichgreifen des Feuers auch die Allgemeine Motor, wagen, und Fahrrad-Ausstellung betroffen worden, die am 15. d. Mts. in diesen Räumen eröffnet werden wird. — Ob die Vorstellung später hier noch stattsindet, ist fraglich, jedenfalls hat Fran Otero eine große Einnahme eingebüht. Neichsverein als zukünsttg wenig verläßlich zu betrachte» — Leipzig. 12. Oktober eute früh */<4 Uhr hat der 25jäbrige, aus Markweiben gebürtige Markthelfer Hübner der gleichaltrigen Falzerin Selma Schack, mit der er ein Liebesver hältnis gehabt, das von der Schack gelöst worben ist. an der Ecke der Stephan- und der Sternwarteustiaße ausgelauert und sic mit einem Revolver tn den Rücken geschossen, wobei vermut lich die Lungeschwer verletzt worden ist. Der Täter hat sofort die Flucht erg,tffen, sich ins Johannistal begeben »nd sich dort durch einen Schuh an der rechten Stirnseite leicht verletzt. Beide wurden in das städtische Krankrndous gebracht. Ob die Schack mit dem Leben davonkommt, ist fraglich. — Wegen frecher räu berischer Erpressung an einem ,unae» Manne im Rosental wurden eine 21jährige Kontrollierte von hier und deren Zuhälter, ei» 18jährlger. trotz seiner Jugend schon dreimal vorbestrafter Stallschweizer festgenommen. — Thum, 11. Oktober. DaS 200>ährige Jubiläum der St. Annentirche sinder gegenwärtig hier statt. Der etwa sei, und erklärte das Zustandekommen des Kartells /ür die nächsten Wahlen als sehr fraglich. U. a. meinte er auch, der Bund der Landwirte habe im hiesigen Kreise noch zu wenig Anhänger, namentlich fehlten viele größere Grniidbcsltzer. Dann hielt Hen Direktor Pache im Aufträge des Konservativen Landesverciiis einen längeren Vortrag über Zwecke, Ziele und Ausgaben der konservativen Partei. Sodann erfolgte gegen wenige Stimmen die Gründung und Bildung des Vereins. Zum Vorsitzenden wurde Herr Rittergutsbesitzer v. Scbönbcrg auf Bornitz, zum Schatzmeister Herr Bankbeamter Marthaus und zum Schriftführer Kammerherr v. d. Planitz-Naundorf gewählt. — Buchbolz, II. Oktober. Eine Gasexplosion ci- rignete sich gestern nachmittag im Retmiei,gebä»de der städtischen Gasanstalt. Durch zu großen Truck war Gas in die Retorten zninckaediänat worden, wodurch die Explosiv» herbeigeführt worden ist. Sie erfolgte unter zweimaligem heftigen Donner. Durch den Luftdruck wurden die Fenster des Gebäudes dcinoliert. — I» Schkeuditz wurde» vorgestern drei an einem BergeS- hange stielende Kinder des Einwohners Riednch. zwei Knaben und ein Mädchen von heiatzstürzenden Erbmassen verschüttet. Zwei der >m Alter von 7 bis 13 Jahren stehenden Kleinen wurden sofort getötet, eins lebensgefährlich verletzt. — Landgericht. Wegen Diebstahls und Hehlerei habe» sich vor der 5. Straskamnier zn verantworten der Fleiicbergeielle Karl Martin Richter aus Dittersdorf, der Kaufmann Joies Appell aus Schlag, der Kausmann Paul Anglist Georg Jurinan» aus Zolz, der Ha»dcubciter'ZJ»Iins Max Hauke ans Struppen und der Mechaniker Adalbert Schmidt ans Lochntzcn. Hauke ardeitete früher in einer hiesigen Fahrradsabrik, stieg zur Nachtzeit wieder holt in das Fabrilgrundstück ein »nd stahl Giimmüchläuche, Jahr- radmäiitel nud andere Fahnadhestandteile von ganz bedeutendem Werte. DieMitangeklagte» mit Ausnahme Appells, verkauften das gestohlene Gut in Dresden und Glashütte. Appelt wird sreigesprocheu, Richter erhält 6 Woche», Jnrmanii 1 Monat, Hnnle 2 Jahre 1 Monai. Schmidt 6 Wochen Gefängnis. — Unter der Anklage des Rnckfalldieb- stahls erscheint die 66 jährige Arbeiterin Emma Pauline Liebscher ans Meißen ans der Anklagebank. Da sie einer dortigen Annvärterin ei» Kinderkleid wegnahili, diktiert ihr das Gericht die Miiideslstraie von 3 Monate» (Mängnis zu' — Das Tienstinädche» Jda Marie Richter ans BerthMdors der Brand unterschlug zum Schaden ihrer früheren Diemlherrschaft einen Geldbetrag von etwa 30 Mk. und einen an ihre Elter» gerichtete» Brief und fälschte eine» Krante»- kassenschein Die Angeklagte gibt zu ihrer Entschuldigung an. daß ihr die Ersparnisse von ihrem Geliebte» abgeborgt morden seien, Dos Urteil lautet auf 4 Wochen Gesängnis. — Die Bewohner des Hcrnses Klingcstraße 5 in Löbtau machten schon längere Zeit die Beobach,iing, daß ihre Wohnungen mittels Sverrhakens geöffnet nud ausgevlüiidert wurde». Am 8. Jnni vermißte eine Schmieds- chefran ei» Zwanziginaikstiick und ein Bettuch, und da man sich erinnerte, dag schon im Januar die im Hause wohnende Post- schafsnersehefrau Alwine Voigt yeb. Bibrach aus Schönbach be obachtet worden war, wie sie ui einer Nachbarwohnung einen Kommodei'schubkasten revidierte, sich aber beim Eintreten der Wohnuiigsnihaberin versteckte, wurde in der Wohnung der Voigt eine Hailsiuchnng vorgenommen, welche das gestohlene Bettuch zu Tage brachte. Trotz allen Leugnens wird die Angeklagte überführt und zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. — Gegen den Gastwirt Johann Georg Robert Nohn aus Strehla ist Anklage wegen Beleidigung und versuchter Nötigung erhoben worden. Zur Verhandlung und 15 Zeugen geladen, darunter Hanptmann Partzsch, Vizewachtmeister Lehm und Gefreiter Böhme vom Ricsaer Artillerie-Regiment, da es sich um eine Beleidigung von Mitglieder» der bewaffneten Macht handelt. Ter von Rechts anwalt Or. Giese verteidigte Angeklagte wird beschuldigt, am 20. Jnni 1903 in Beziehung auf den Hauptman» und Batteriechef Partzsch eine nicht erweislich wahre Tatsache behauptet und den selben durch Bedrohung mit einem Vergehen zur Unterlassung einer Handlung genötigt zu haben. Am Morgen des 20. Juni, so erzählt Rohn, sei er auf seinem Fahrrade vom Schlachthose kommend nach Hanke gefahren, vorschriftsmäßig sich auf der rechten Seite hallend. Kurz vor seiner Wohnung seien ihm der Haupt mann Partzsch. Vizewachlmeister Lehm und Gefreiter Böhme zu Pferde eiitgegengekoiniiien. Da die Reiter sich auf der linken Straßen seite hielten, sei R. in Gefahr gekommen, übcrntten zu werden: nur iciiier Geschicklichkeit als Radfahrer habe er es zn verdanken, daß dies nicht geschah. In ruhigen Worten habe er dann dem Burschen Vorhaltungen gemacht über die vorschriftswidrige Benutzung des Weges. Daraus habe sich der voianreitende Haliptmann nach dem Burschen umgewendet mit der Frage: „Was wollte denn der freche Kerl?' Ganz konsterniert sei er in seine Gaststube gest'niiiien und von seinen Freunden nach dem Vorgesallenen gefragt worden. Tie Augenzeugen hätten ihm sofort den Rat gegeben, die Sache nicht ans sich beruhen zu lassen, besonders s>i> die genannte Bemerkung Abbitte zu »ordern. Rohn richtete daran» a» de» Rcaimeiitskommandeur eine Eingabe, forderte eine Abbitte des Haiipttnanns und drohte im Weigerungsfälle, die ganze Sache in der auswärtigen Presse zur Sprache zu bringen. Ter Angeklagte gibt den Inhalt der Eingabe zu, bcbanvtct aber, daß die beleidigende Aenßerung wirklich gefallen »ei. Haupt- niann Pnrtz'ch als Zeuge sagt, daß er mit seinen Untergebenen im kurzen Bogen nach der linken Straßenseite geritten sc», wie es bei Straßcnbiegungen üblich sei, kann aber nicht in Abrede stellen, daß er die beleidigende Aeußerung gebraucht haben könne. Ein anderer Zeuge bestätigt dagegen ausdrücklich, daß der Ausdruck „frecher Kerl" wirklich gefallen ist. Unter diesen Umständen kann ans die größte Anzahl der Zeugen verzichtet werden. Staats anivalt Klotzsch erklärt, daß die Beweisaufnahme vieles z» grinste» des Angeklagten ergeben habe. Ter Ausdruck „frecher Kerl" sei gefallen, Die Meldung an de» Oberst enthalte die Wahrheit, sei alio keine Beleidigung, damit falle auch die Anklage wegen versuchter Nötigung, Jedoch erblickt der Staatsanwalt in einem in der Eingabe ciithalkr'iicn Passus: „Der Herr Hanptmann mag denken, daß der Mensch erst bei ihm anfängt", eine Beleidigung, und beantragt diescrbalb Bestrafung. Rechtsanwalt Gieie bean tragt Freisprechung unter der Begründung, daß die letztangezogene Bcinerkiiiig nur als eine Erwidcrniiii ans die beleidigende Be merkung des Hauptmanns anzinehen sei. Auch wenn die Beweis aufnahme nicht so zu gunstcn des Angeklagten ausgefallen wäre, habe eine Verurteilung wegen versuchter Nötigung nicht ciiitrcten können, weil R. nicht mit einem Vergehen oder Verbreche», son dern nur mit Veröffentlichung des Tatbestandes gedroht habe. Ter Angeklagte wird »ach kurzer Beratung des Gerichtshofes frei- geiprochen. — Wegen Vergehens gegen das Kranken- und Jnva« lideiiversicheruiigsgcscv wird dem Bildhauer Friedrich Herniaiin Wittig von hier eine Strafe von 20Mk. oder 4 Tage Gesängnis zndiktrert. — Ter Hnndliingsgehilte Otto Bruno Schuster fälschte unter Miß brauch des Namens einer Leipziger Firma einen Wechsel über 825 Mk. und schickte ihn durch einen Dienstmanii z»m Diskont a» ein hiesiges Bankhaus. Der Kassierer war indes durch frühere gleich artige Vorkommnisse vorsichtig gemacht worden, benachrichtigte die Polizei und ließ den Schwindler festlich»»«». Sch. wird zu I Jahr 3 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Außer anderen Vorstrafen hat der Handarbeiter Anton Robert Ströer aus Klingenthal schon 6 Jahre Zuchthaus verbüßt. In, Januar »nd Februar verübte er in Strehla, Klein- »nd Groß- rügeln 5 Einvruchsdikbstähle und betrog am 28, Februar in Nonnenvid einen Gastwirt um 1,80 Mk. Zeche. Die Diebstähle brachten ihm außer 30 Mk. Bargeld einige Uhren. Kleidungsstücke, Lebens- und Geniißmittel ein. Das Urteil lautet an» 8 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizei-Aussicht. — Amtsgericht. Am 6. Juli geriet der Maurer Emil Gomm- lich aus Wilschdorf mit den Arbeitern Hermann Kuntzsch und Karl Ä00 Einwohner zählende Ort fft geschichtlich bekannt, da anN Emil Prcusche aus Rähnitz in einem'Gaslhofe in einen Wort- 15. Januar 1648 hier ein hitziges Reitergesecht. deS 30,ädrigen > Wechsel- darauf kam es zwischen Kiinhsch und Gommlich zu einer KriegeS letzter Kamps in Sachsen, stattfand. > Balgerei, in die Preusche zu Unaumten des letzteren mit ein- Dreröirev Nachrichten. Nr. 284. Seite V. WM Dienstag. IS. Oktober IVOS
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