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- Erscheinungsdatum
- 1903-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190310123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031012
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-12
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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Brieflasten. ,.„*** Srattisch Stetzsch. „Für Beantwortung nach stehender Skatsrage waren wir sehr dankbar: A. gibt, B. ist Vorhand und erklärt, bevor C. -um Reizen kommt: „Hab' ich!" Davaufhin patzt C., ebenso A., in der ganz natürlichen Meinung, datz B. em Spiel, also mindestens dochTournce hat. Statt dessen nimmt B- den Skat und spielt Schieberamsch! A. und B. pro testieren selbstverständlich sofort dagegen, da> dies nicht korrekt ser denn wenn B. sagt: „Hab' ich! " mutz A. und C. doch unter allen Umständen annehmen, datz B. ein Spiel hat! Ramsch ist doch kein Spiel, sondern gilt als gepatzt, also bei Anwendung obigen Satzes würde dies doch wohl heißen müssen: „Hab' ich nicht!", vorausgesetzt, datz B. sich eben, wie in diesem balle, in Vorhand von selbst erklärt, was er ja nicht notwendig hat. B. behauptet jedoch, das „Hab' ich!" wäre nur eine Redensart und verpflichte nicht zum Spiel. Wenn A. und C. im Unklaren gewesen wären, hätten sie reizen müssen! Wer hat Recht?" — Es ist hier, wie es scheint, auf beiden Seiten gefehlt worden. B. als Vorhand durste nicht „Hab' ich" sagen, bevor nicht von seiten der Partner gereizt worden war. Andererseits mutzten aber auch die beiden Partner, ehe sie Patzten, sich durch eine Frage vergewissern, ob der B. mit seinem „Hab' ich'^ irgend ein Spiel, und dann welches, meinte. Was aber die Behauptung B.s betrisst, das ,,Hab' ich" wäre nur so eine Redensart und oerpflichte nicht zum Spiele so ist das eine faule Ausrede, nne sie beim Skatspieler nicht ge braucht werden sollen, denn — „Klar und rein — Wie der Wein — Muh auch beim Spiel — Die Rede sein!" *** M . Abonnent seit 3(1 Jahren. „Kannst Du mir vielleicht angeben, wie viel elektrischen Strom eine Glühlampe zu 8 Kerzen, 1«, Kerzen. 25 Kerzen Und 32 Kerzen per Stunde verbraucht? Vielleicht wäre eS Dir auch möglich, mir z» sagen, was eine Gasglühlicht lampe (Normall und desgleichen Liliput in der Stunde verbrennt?" — Eine elektrische Glühlampe braucht an Strom bei 110 Volt 10 Kerzen W Watt oder eirca (1.3 Ampere, 10 Kerzen 55 Watt (ca. 0.5 Ampere). 25 Kerzen 87 Watt (en. 0.8 Ampere), 32 Kerzen 1l2 Watt (ca 1,0 Ampere); Ampere —Stromstärke. Volt---Strom spannung, Volt-Ampere (Spannung x Stromstärke» — Walt. eine Gasglühlichtlamve, normaler Grosze, verbraucht pro Stunde 110 Liter Gas; ein GnSglühlichtlilipni-Blenner pro Stunde 60 Liter. *** A b. L. „Ich bin noch nicht 30 Jahre alt und habe immer solid gelebt, wenigstens im Verhältnis zu den meiste» jungen Leuten meines Vekannlenkrestes. Mein Stolz war immer mein dichtes Kopfhaar, um das ich vo» jung und alt beneidet wurde. Seit zwei Jahren habe ich leider keine Uriache mehr, mir auf meinen „Künstierkops" etwas einzubilden. Mein Haar begann erst ganz unmerklich dünner zu werden, beim Kämmen blieben all mählich immer mehr Haare im Kamm und schliejzlich wurde der HaaranSfall ein so rapider, datz ich fürchte, in kurzer Zeit mit einer vollendeten Glatze in der Welt herumlaufen zu müssen. Was soll Ich denn nun beginnen? Gibt cs kein Mittel dagegen? An gewiesen werden za genug, aber was ich bis setzt vrobiert und verschmiert habe, war für die Katze. Vielleicht kannst Du. bei dem ja aus dem großen Leserkreise so vieles zusammenströmt. mir doch Helsen." — Bei ravidem Haarausfall ist zu allererst dessen Ursache möglichst sestzustcllen und wird zumeist gemnden in Schwäche zuständen nach überstandencr Krankheit. Erkältung der Kopfhaut starken Affekten. Kummer nnd Sorge, schweren Anstrengungen und dergleichen. In lehr vielen Fällen liegt der Grund in dem Tragen zu schwerer undurchlässiger Kopfbedeckungen, weiches übermätzige Schweitzbildung und Erkältung der Kopfhaut, somit leicht Haar ausfall und schwachen Haarwnchs bewirkt und sich besonders bei Uniform tragenden Herren geltend macht. Ei» gelinder Haaraus fall im Frühjahr oder Herbst ist normal und gibt keine Veranlassung zu Besorgnissen, denen sich viele Leute zu leicht hingcven, beson ders wenn sie die weißlichen Verdickungen an den Enden der herausgesallenen Haare bemerken, welche sic fälschlich für die „Wurzeln" der Haare amehen, während dieielben nur den Talg drillen der Kopshaut entstammen. Ein Mittel, um da. wo das Haarlcben wirklich erloschen ist, .Haarwuchs hcrvorzuzaubern. gibt es nicht. Wohl aber läßt sich durch geeignete Pflege des Haares dessen Wachstum erhalten und fördern. Diese Pflege besteht in sorgfältiger Reinhaltung der Haare und des Hnarbodens und in der vorsichtigen Anwendung konservierender Einreibungen von sterischen und pflanzlichen Fettsuvstanzen (Klanenöle, Bay-Extrakt und dergleichen), sowie spiutuosen Präparaten. "* O- K. H. l2. „Können Sie mir vielleicht Mitteilen, wie das jetzt vielgenannte Radium chemisch dargestellt wird?" - Unser hciniatliches Erzgebirge genießt den Vorzug, als eine Hauptsnud- üclle des Minerals genannt zu werde», aus welchem Radium isoliert werden kann. Indes ist die Gewinnung eine zu komviizlertc, als daß sie in Beantwortung Ihrer Anfrage sich kurzer Hand in Form einer „Vorschrift" Mitteilen ließe, ganz abgesehen davon, daß die Wissenschaft ohne Zweifel abschließenden Bericht in dieser Beziehung »och nicht gegeben haben will. Unter Berücksichtigung dieser Annahme iet Ihnen nachstehendes »ickgctcilt: Nachdem Prot Becauerel in Paris sestgestellt hatte, dag aus Uranvcch blende abgeichredenes Uran für das Auge nicht wahrnehmbare Strahlen aus'andte. die durch undlirchsichtige Körper drangen n»d kräftig ans die photographische Platte reagierten, nahmen sich Prot. Eurie »nd dessen Frau, die wisjenscl,ältlich gebildete Madame Sllobvwska. der Sache an und experimentierten mit Erfolg an der Akademie Fraiwaiie. Unter anderem zerlegten sie Pechblende mit Scbweselwasserstoffgas und erhielten Thorium und Uranum in Lösung, während Blei, Arsen. Antimon. Kupfer und WiSmuth die sie auch in kleinen Mengen enthielt, gelallt wurden. Da bet den weiteren Untersuchungen sich hcransftellte. daß letzteres die Becauerehchen Strahle» abgab. wurde dasselbe in Lösung ge bracht und durch fortgesetztes Behandeln mit Wasser und geeig neten Agentien derart verändert, daß eine Substanz sich atnchied, welche an radioaktiver Krast das Uran wohl tausendfach übertraf Das gewonnene neue Material wurde zu Ehren der Frau Professor, welche eine Polin war. „Polonium" genannt. Um die Wimderkläste dieses interessanten KörverS zu enthüllen, wurde selbstredend die Arbeit fortgesetzt und führten gar bald zur Isolie rung des Radiums. — Beiläufig sei erwähnt, daß fast gleichzeitig mit der Pariser Entdeckung auch der deutsche Forscher Gtesat den Stoff abgeschieden hat. Vorsitzender Joh. Sch in., Bautzen. „Es gilt eine Wette! (Schon wieder?) Mein Stammtisch „Fidele Brüder" behauptet. Du weißt nicht alles, ich ober behaupte, Du weißt doch alles! Nun beweise es ihnen einmal und beantworte die von ihnen gestellte Frage nach der genauen Adresse von Mr. Andrew Carnegie, genannt der Stahlkönig." — Andrew Carnegie. Esqrc. Sklbbo Castle. Scotland. So, da hast Du die Adresse. Aber wenn Du glaubst, daß ich alles für bare Münze nehme, was Du mir von Deinem Skammtffch und der Wette vorfkunkerst. dann befindest Du Dich auf dem -Holzwege. Vermutlich bist D» gerade in Verlegenheit »in eine Million »nd beabsichtigst den Mr. Carnegie um diese Kleinigkeit regelrecht anznpumven. Du bist übrigens seit einigen Wochen »naesähr der fünfzigste, der von mir die genaue Adresse von den, Krösus haben will. Verschiedene von diesen Neugierigen sind Dir aber insofern noch über, als sie sich nicht mit dem einen begnügen, tondern die Adressen sämt licher amerikanischer Milliardäre in Erfahrung bringen wollen. Ja. es bat sich sogar bei mir ein schönes, aber mit Glücksgntern nicht gesegnetes Fräulein Müller gemeldet, das sich siir eine leibliche Nichte Carnegies hält und in Sehnsucht nach diesen, so schön bemittelten Onkel schier vergeht. *** Elise. (30 Pfg.) „Ich bin verlobt »nd werde demnächst heiraten. Mein Bräutigam ist Ingenieur, herzensgut, aber etwas materiell. Er legt leider viel Werl auf gutes Esten. Nun redet er mir immer von kot au kmr-Gerichten Das wäre besser wie alles, was ich sonst gelernt hätte. Zn seinem Geburtstage möchte ich ihn mit einem selbstgekochten kot au fou-Gerichtc überrasche». Hilf mir!" — kot au ksu ist eine französische Nationalsnppc. die in einer ausgezeichneten Rtndfleischbrühe besteht, welche über ge rösteten Semmelscheiben angerichtet wird, während das Fleisch nebst den i» der Brühe gekochten Wurzeln und Gemüsen angerlchtet wird. Für 4 Personen nimmt man 750 Gramm sriicheS Rindfleisch von der oberen Keule, sowie 260 Gramm Rinds- oder starke, klein gehackte KalbSknochen, legt diese in einen Topf, darauf das Fleisch mtt 30 Gramm Salz und gießt 3 Liter kaltes Wasser dazu. Das Fleisch kann man mit Bindfaden umschnüren, damit es eine gute Form bekommt. Nun bringt man alles zum Kochen, aber langsam, dem, daS Fleisch darf nicht aufwallen. sondern nur teile zittern, ichäumt gut ab: um dies sorgfältig machen zu können, gießt man immer ein wenig kaltes Waller zu. Nach l'/, dis 2 Stunden tut man 2 Möhren, eine mit einer Gewürznelke be steckte Zwiebel, eine Porreezwiebel, einen halben Kopf Sellerie, 2 kleine Prtersillenwurzrln, «in Pastinake, ei» Bündchen Peter silie. eine» Ziveia Tbvmian und ein kleines Lorbeerblatt dazu und läßt alles noch 2 Stunden langsam kochen. Auch einen halben Kopf Wirsingkohl kann man mit kochen Dann gießt man die Brühe ad. richtet sie über geröstete Grmmelicheivrn an. das Fletsch zerschneidet man und umiegt es mit den zerschnittene» Gemüsen und Wurzeln. Nun mach' Deine Sache gut. denn eS wäre doch ein wahrer Jammer, wenn die Verlobung etwa wegen einer verpfuschten Suppe wieder aus dem Leime gehen sollte. *** Zwei alte Abonnenten. „Wir sind am Biertische in Streit geraten, un^ zwar über nichts Geringeres, als das Wässerchen, welches unsere Büraerwiesenaiflagen durchfließt, den Kaitzbach. Ich behaupte, es mutz der Kaitzbach heißen, während mein Gegner, der überhaupt immer alles besser wissen will, die Bach für sprachlich richtig erklärt, und dafür als Beispiel ansührt, daß es in der Geschichte nicht heiße: „Die Schlacht an dem Katz bach", sondern ,,an d e r Katzbach". Um den Streit aus der Welt zu schassen, sind wir übcremgeiommen, den Onkel Schnörke als Schiedsrichter anzuruscn. Also, was ist richtig, der oder die?" Das verschiedene Geschlecht vieler deutscher Wörter beruht aus den verschiedenen Mundarten. So fft das Wort Bach in den oberdeutschen Mundarten, also in Bayern, Schwaben, in der Schweiz u. a. durchaus männlichen Geschlechts, in den mittel- und niederdeutschen Mundarten dagegen ist es weiblichen Geschlechts. Daher sagt das Volk in Hessen, Thüringen, Schlesien, Sachsen, in der Wetterau usw. die Bach. Unsere neuhochdeutsche Schrift spräche hat sich nun aus ober- und mitteldeutschen Elementen zu lammenäesetzt. In dem vorliegenden Falle gab Luther dem männ lichen Gcschlcchtc den Vorzug, nahm also die oberdeutsche Form der Bach in die Schriftsprache aus; er gebraucht das Wort nur in dieser männlichen Form. Aus diesem Grunde hat in unserer Schriftsprache das männliche Geschlecht bei dem Worte Bach den Sieg erlangt, und man darf es daher in der Schriftsprache nur als Masculinum gebrauchen. Natürlich hat sich bei allen Flutz- namen, wie: die Katzbach, die Saubach u. a. das alte mitteldeutsche Femininum auch in der Schriftsprache erhalten, und diese müssen daher auch als Feminina in der gewähltest-m Sprache verwendet werden. Bei Bächen aber, die keinen hervorragenderen geographi scheu Namen haben, liegt in der Volkssprache vielfach das'muud artliche Geschlecht mit dem schriftsprachlichen im Streite, indem das alte mitteldeutsche Geschlecht durch das schriftsprachliche nach und nach verdrängt wird. Also begrabt die Streitaxt und fallt, wenn Ihr vom Biertische nach Hause torkelt, weder in den noch in die Kaitzbach. *** N. N. (20 Pfg.) „Ich möchte mich gern der Kranken pflege widmen, und zwar wurde mir der Orden der Albertincrinnen geraten. Wohin hätte ich mich da zu wenden, und unter welchen Bedingungen könnte ich eintreten? Da ich große Kinderfreundin bin, fände da vielleicht mein Wunsch, in die Kftiderabteilung zu kommen, Berücksichtigung? Ist die Ausbildung der Schwestern kostenlos, und werden besondere Zeugnisse verlangt, außer dem ärztlichen?" — Gesuche um Aufnahme in den Verband der Albertincrinnen sind an das Direktorium des Albertvcreins zu Dresden, Carolahaus, zu richten. Bewerbersinen sotten das 20. Lebensjahr erreicht, dos 35. noch nicht überschritten haben und müssen neben körperlicher Rüstigkeit wenigstens eine Schul bildung besitzen, wie sie durch den erfolgreichen Besuch einer Volks schule erworben zu werden Pflegt. Dem Aufnahmegesucbe sind bcizufügcn: Geburtsurkunde oder Tauszeugnis, ein ärztliches, ein psarramtlichcs, ein behördliches Zeugnis, ein selvstversaßter Lebenslauf, eine Photographie, wenn persönliche Vorstellung nicht erfolgt, Tie Eintrctcndcn haben eine dreftährige Lehr- und Probe zeit abzuleisten, nach Ablauf derselben erfolgt Anstellung als Berufsjchwester, Nach lOjähriger Dienstzeit als Bcrufsschwester tritt Pensionsberechtigung ein. Der erste Monat der Lehrzeit wird als Prüfungszeit derart angesehen, daß die Schwester innerhalb dieser Frist ohne weiteres und ohne irgend welche Entschädigung wieder rustrcten kann, wenn sie sich für den gewählten Berus etwa nicht geeignet fühlen sollte. Die Ausbildung der Lehr- schwestcrn erfolgt nicht nur kostenfrei; dieselben erhalten vielmehr bereits vom 2. Monat ihrer Lehrzeit ab ein Taschengeld von 12 Mk. monatlich, welches sich vom Bestehen der theoretischen Prüfung ab aus 18 Mk. erhöht. Mit der Ernennung zur Beruss- schwester erfolgt Erhöhung des Taschengeldes auf 24 Mk., steigt nach drei Jahren auf 27 Mk, und in weiteren drei Jahren au? 30 Mk. monatlich, wozu nach 15 bezw. 20jähriger Dienstzeit noch Dienstzulagen treten. Jeder Berufsschweftcr steht ein jährlicher Erholungsurlaub von vier Wochen, den Probcschwcstern ein solcher bis zu drei Wochen zu. *** P. Sch. (40 Pfg.) „Ich bin in der Klemme und bitte Dich, mir herauszuhclsen: Ich hatte mir von einem Bekannten eine Summe Geldes geborgt, die ich ihm durch die Post zurück gegeben habe. Zugleich hatte ich ihn gebeten, mir eine Empjangs- bcltätiguna zu geben und darauf zu vermerken, daß er nun die mir geliehene Lumme voll und ganz zurückerhalten hat. Ich habe aber bis dato noch keine Antwort erhalten und werde voraus sichtlich auch keine bekommen: ich möchte nun gern wissen, ob ich eine solche Bestätigung zu fordern berechtigt bin, oder ob cs nur sein guter Wille ist, mir eine solche auszuflellen? Postquittung über die Absendiing des fraglichen Geldes habe ich in Händen," — Die Postquittiing hat für Dich nur so lange Wert, als bei der Post die Einzablungskarten mit der Quittung des Empfängers aufbcwahrt toeroen. Sind diese, cingestamoft, was in der Regel nach zwei Jahren geschieht, so ist der Beweis, daß dem Adressaten das Geld auch wirklich ausgczahlt worden ist, nicht mehr zu erbringen, und Du könntest eventuell in die nnanaenehme Lage kommen, den Betrag noch einmal bezahlen zu müssen. Du wirst also gut tun, Temen ehemaligen Gläubiger noch einmal energisch eine Empfangsbestätigung abzufordern und Dir diese, falls er darauf noch nicht reagiert, aus dem Wege der Klage zu verschaffen *** 2l. M. 100. (1 Mk.) „Meine Braut ist jüdischer, Ivährend ich evangelisch-lutherischer Religion bin. Da wir den Wunsch haben, daß meine Braut zur evangelisch-lutherischen Kirche Übertritt, bitte ich um gefällige Angabe der hierzu wohl erforder lichen Schritte, sowie um Mitteilung vor allem auch darüber wie die ganze Uebertritts- bezw, Aufnahmesache etwa vor sich geht und welche Zeit sie in Anspruch nimmt?" — Ihre Braut acht zum Rabbiner und erklärt dort schriftlich zu Protokoll ihren Austritt, woraus sie sich nach Ablauf wn vier Wochen ihren Äus- trittsschein geben läßt, mit welchem sic dann zu dem evangelischen Pfarrer ihres Bezirks geht und unter Vorweisung dieses Scheins um Aufnahme in die evangelisch-lntherische Landeskirche bittet, die sich dann nach Erteilung einiger Unterrichtsstunden in kurzer Zeit vollzieht. Der Uebertntt darf aber nur dem eigenen Willen der Braut entspringen. Eine Verleitung zum Uebertritte von dritten Personen oder eine Beeinflussung hierzu ist strafbar. *** Nichte M. T. (50 Pfg.j „Bitte mir als Tochter einer langjährigen Abonnentin mckzutcilcn, auf welchen Tag und in welches Himmelszeichen der 8. August 1876 und der 3. -Oktober 1674 fielen nnd was diese Himmelszeichen bedeuten. Ferner bitte ich um die Bedeutung der Vornamen Richard und Margarete." — Ter 8. August 1876 war ein Dienstag, der 3. Oktober 1874 ein Sonnabend. Elfterer fiel in das Zeichen des Löwen, letzterer in das Zeichen der Wage, Was ein Löwe ist, erfährst Du im logischen Garten, und über die Bedeutung einer Wage kann > ledes Geschäft für Haus- und Küchengeräte — z. B. Gc brüder Eberstein, hier — aufklären. Der Name Richard be- deutet: „Der Mächtige" und Margarete: „Die Perle", lind nun will ich nur wünschen, daß Tu wirklich eine Perle bist »nd Dein Richard mächtig genug ist, Dich geziemend in Gold fassen zu lassen. *** Tochter eines langjährigen Abonnenten. „Ich fürchte mich seit einiger Zeit geradezu, in Gesellschaft zu gehen, weil mich oft plötzlich ein Gähnen überfällt, das ich ver geblich zu unterdrücke» suche. Wenn es kommt, muß ich sofort , um Taschentuche greifen, da mir beim Gähnen das Wasser im Munde zusammemciuft. Mir wurde gesagt, daß cs aus dem Magen komme und namentlich -bei hungrigem Magen auftrcte. Aber das Letztere ist bei mir ganz bestimmt nicht der Fall, da ich auch manchmal gähnen muß, wenn ich kaum erst gegessen habe. Weißt Du Rat. lieber Onkel Schnörke?" — Die normale Ursache jener krampfhaften Affektion der Gcfichtsmuskeln, die man als Gähnen bezeichnet, ist in der Ermüdung des Nervensystems zu sichen. Außerdem wird der Mensch allerdings auch durch Hunger zum Gähnen gebracht, ja sogar schon durch eine gewisse Jdeen- association, welche bewirkt, daß man beftn bloßen Anblick eines Gähnenden oder durch Anhören eines aus das Gähnen bezüglichen Gesprächs zum Gähnen veranlaßt wird. Daher die landläufige Redensart: Gähnen steckt an. Treten rasch aufeinandersolgendc Gähnakte, welche man als Gähnkrcimpse bezeichnet, ohne die vor erwähnten Ursachen auf, so ist bei dem damit Behafteten ans Blut armut, Nervenschwäche, Hysterie usw. zu schließen. Du mußt Dich eben an einen Arzt wenden unv vurch diesen kestileuen u»i,en, wo bei Dir der Haken sitzt. *** A. S . Bischofswerda. l30 Pfg.) „Wenn ich meinem Sohne zur Führung seines Haushalts jährlich 500 Mk. Zuschuß gebe, wer hat da diesen Betrag bei der Einkommensteuer- deflaration anzugeben, mein Sohn oder ich? Fragliche 500 Mk. würde ich meinem Sohne nur als unverzinsliches Darlehen geben. Darf ich diese Summe bei meiner Defloration in Abzug bringen, da ich doch keinen Nutzen davon habe?" — Ten zur Gewährung eines jährlichen Haushalts-Zuschusses von 500 Mk. an Ihren Sohn verwendeten Teil Ihrer Einkünfte dürfen Sie be> der Bereit, nung Ihres steuerpflichtigen Einkommens nicht kürzen. Der Ab zug derartiger Zuwendungen vom steuerpflichtigen Einkommen des Gebers ist übrigens stets nur dann statthaft, wenn für letzteren eine zweifellos rechtsverbiiidlicl-e Verpflichtung vorliegt, der An spruch des Empfangsberechtigten gegen den Verpflichteten also nach Befinden im Rechtswege ohne weiteres verfolgdar ist. *** H. S. „Bitte mir doch ein Rezept anzugehen. wie Dampfnudeln zuberecket werden." — Zu Dampfnudeln nimmt mau 500 Gramm Mehl, zwei Eier, 60 Gramm Butter, einen Löffel Zucker, eine Prise Salz und 30 Gramm Hefen. Davon macht man mit etiyas lauer Milch einen glatten Teig, der etwas fest sein muß. Nachdem er hoch aufgegangen ist, sticht man mit dem Löffel Stückchen ab, die man mit den Händen rund dreht nnd auf einem bemehlten Brett abermals aufgehen läßt. Eine Pfanne oder Kasserolle streicht man mit Butter aus, setzt die Nudeln hinein, gießt von der Seite so viel kochende Milch in tue Pfanne, daß sie zwei Zentimeter hoch darin steht. Nun deckt man die Pfanne zu und stellt sie in die Röhre mit guter Oberhitze. Hat man diese nicht, muß man auf den Deckel glühende Holzkohlen legen, oder hat man d-ese nicht, kann man auch Glühstosf ver wenden. Wenn die Milch völlig aufacsaugt ist, nimmt man den Deckel ab und läßt die Nudeln von oben etwas Farbe annehmen. Man gibt Vanillen-, Wein- oder Fruchtsauce dazu. Auch ge röstete Pflaumen und Pflaumenmus scknneckeir gut dazu. *** Alter Ab. (30 Pfg.f „Vor 8 Jahren übernahm ich infolge von Erbrcgulierung ein Grundstück, zu dem auch ein mit Obsidäumcn bestandener Garten gehört, lieber diesen führte schon damals die Starkstromleitung des städtischen Elektrizitätswerkes weg, und zwar gar nicht hoch. Diese Leitung ist nicht isoliert uno da die Stangen auf Nachbwrgrundstücken stehen, hängt diese Leitung bei heißer Witterung sehr tief. Durch verschiedene Un- glückssälle an anderen Orten, besonders den vor einiger Zeit in einem Orte bei Pirna vorgekommcncn, bin ich auf die Leitung aufmerksam geworden und habe gesunden, daß sie nicht mehr über meinen Garten weg, sondern durch 5 Obstboume hindurch geht, die in den Jahren nachgewachsen sind. Unter diesen Um- ftänden ist es meiner Ansicht nach ooch äußerst gefährlich, bei regnerischer Witterung mit den Bäumen in Berührung zu kommen und das Abnehmen von Obst müßte offenbar lebensgefährlich sein, wenn es da überhaupt noch etwas abzunehmen gäbe, was — ver mutlich infolge des Starkstromes — schon seit 5 Jahren nicht mehr der Fall ist. Frage nun hierdurch ergebenst an, welche Rechte und Pflichten mir zustehen, wenn oem gefährlichen Zu- stände abgeholfen werden >oll. Kann ich verlangen, daß die Leitung andere Richtung bekommt, damit diese nicht mehr durch meinen Garten geht, oder daß dieselbe höher gelegt wird, oder muß ich mir stillschweigend gefallen lassen, wenn eines schönen Tages die dazu beauftragten Leute kämen und mir die Aeste aus - den Bäumen so aussägten, daß nur noch 5 Strünke anstatt Bäume stehen blieben? Unter den Bäumen bleichen und trocknen meine Mieter die Wäsche. Würde ich für Unfälle, oie durch diese Leitung entstehen, als .Hauswirt verantwortlich sein? Gibt es denn keine Aufsichtsbehörde über öffentliche Elektrizitätswerke mit ihren Leitungsanlagen? Welchen Beschwerdeweg muh ich ein- schlagen, wenn sich die Gemeinde weigert, Abhilfe zu schaffen?" — Wenn die in Frage stehende elektrische Anlage nach den be sonderen Umständen des Falles in der Tat, wie es ja Ihrer Dar stellung nach allerdings scheint, eine erhebliche Gefahr )ür Leben und Gesundheit in sich birgt, so dürfte es wohl nicht zweifelhaft sein, daß eine Anregung an der zuständigen Stelle genügt, um die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maßnahmen zu veranlassen. Daraus ergibt sich der zunächst einzuschlogende Weg von selbst. Sollte derselbe wider Erwarten nicht zu dem gewünschten Ziele führen, so wurde Ihnen immer noch die Mög lichkeit der Klage wegen Eigentnmsstörung bleiben. Denn nach 8 905 des Bürgerlichen Gesetz-Buches erstreckt sich dos Eigen tumsrecht an einem Grundstück sowohl auf den Erdkörper unter der Oberfläche, als auch aus den Raum über ihr. Eine Be schränkung besteht nur insoweit, als der Eigentümer Einwirkungen nicht verbieten kann, die in solcher Höhe oder Tiefe vorgenommen werden, daß er daran kein Interesse hat. Daß die Abhilfe durch entsprechendes Verschneiden der Bäume geschaffen wird, kann Ihnen nicht ohne weiteres zugemutet werden. Das wäre nur unter der Voraussetzung angängig, daß eine vertragsmäßig oder sonst wie begründete Verpflichtung zur Duldung der Lcitnngs- anlaae für Sie bestände. Besondere öffentlich bestellte Organe zur lleberwachung von Starkstromleitungen gibt es nicht. Diese Aufgabe dürfte aber wohl mit zur Zuständigkeit der Sicherheits- und Wohlfahrtspolizei gehören. Für einen Schaden, der Ihren Mietern aus der mangelhaften Anlage der Leitung etwa erwächst, würde man Sie, wenn nicht besondere Umstände dies rechtfertigen, nicht verantwortlich machen können. *** Nichte Helene. s30 Pfg.) „Bckte^ mir, einen Kursus zu nennen, »vo ich abends nach 7 Uhr das Schneidern erlernen kann. Auch bitte ich um Bescheid bezüglich des Kostenpunktes." — Wenden Sie sich an die Fortbildungsschule des 1. Dresdner Frauenbildungs-Vcreiiis, Struvestraße 19, 2. Etage, woselbst Abendkurse zur Erlernung des Schneiderns und Schnittzeichnens eingerichtet sind. Das monatliche Schulgeld für ein Fach beträgt 1 Mark bei 1 Mark Eintrittsgeld. *** Kol. (30 Pfg.j „Ich möchte neben der Ortskrankenkasse noch in eine Kasse eintreten und bitte, mir zu sagen, ob cs auch solche gibt, die bei eintretendem Tode eine bestimmte Summe als Beerdigungskosten an die Hinterlassenen zahlen." — Im V. Ab- schnitt III. Teil des Adreßbuches von Dresden finden Sie die Krankenkassen aufgeführt; diese gewähren auch Sterbegelder. *** G. A. G. (1 Mk.j. „Die Bewohner eines hiesigen Grundstücks (4 Beamte und 3 Handwerker) sind wegen einer bei allen Parteien vorgenommencn ungerechtfertigten Haussuchung aufs höchste empört und möchten gern erfahren, ob sie gegen den bezw. die Urheber in irgend einer Weise gerichtlich Vorgehen können. In einem benachbarten Grundstück, in welchem dessen Besitzer eine Holzhandlung betreibt, wohnt bei einer älteren, ge- chiedenen Frau ein jüngerer Mann, nnd diese beiden wollen eines Nachts zwilchen 11 und 12 Uhr gesehen haben, wie jemand von einem Holzstöße im Hose ein Scheck Holz nahm und in das von uns bewohnte Haus trug. Die Leute teilten ihre Beobachtung dem Holzhändler mit, und auf dessen Betreiben nahm der Bürger meister eine sofortige Haussuchung unter Beihilfe des Holzhänd- lers vor. Es wurden wegen des Holzscheites nicht nur Boden und Keller, sondern auch jede Wohnung der sieben Hausparteien durch- ucht. Die Haussuchung war erfolglos. Trotzdem verbreitete die Frau, welche den Dieb gesehen haben wollte, die Geschichte weiter, weshalb sie von den beteiligten Hausbewohnern vor den Friedensrichter zitiert wurde, aber zu dem von diesem an- .craumten Termine nicht erschien. Läßt sich nun gegen diese Frau nicht wegen Verleumdung oder falscher Anschuldigung, oder gegen den Holzhändler wegen der veranlaßten Haussuchung oorgchen? — Da bei Verfolgung auf frischer Tat oder bei Gefahr im Ver zug nach ö 104 der Strafprozcßordniina Wohnräume auch zur Nachtzeit durchsucht werden dürfen, werden (sie gegen die An ordnung »nd Durchführung dieser Maßregel im Beschwerdewege kaum etwas einwendcn können. Auch die Anstrengung einer Privatflage wegen V ' Durchsuchung bietet egen den bezw. .die Urheber der „ ,t allzuviel Aussicht aus Erfolg. Denn zunächst ist es zweifelhaft, wer als der Beleidigte zu be trachten und demgemäß zur Stellung von Strafantrag berechtigt ist. Aber selbst wenn man über diele Schwierigkeit vielleicht da- durch, daß die sämtlichen Bewohner des betreffenden Grundstücks als Verletzte Strafantrag stellten und Privatflage anstrenyten, hinwegkommen wollte, würde der Ausgang sehr fraglich sein. Denn eine Bestrafung wegen Beleidigung wurde ohne den Nach- weis, daß die Anzeigecrstattcrin ihre Bchauptung wider besseres Wissen ausgestellt Hove, kaum erfolgen können. Dieser Nachweis würde vielleicht dadurch zu führen sein, daß die Privatflagc zu nächst gegen die Anzeigcerstatterin gerichtet und die in Frage kom mende zwecke Person als Zeuge benannt würde. Viel Aussicht auf Erfolg bietet aber auch dieser Wea nicht. Die letzte Möglich- Dresdner Nachrichten. Ir. 283. Seite 3. "Ml Montag. 12. Oktober LV03
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