Volltext Seite (XML)
Dr. Lancheinrich.Bayreuth, folgende» au»: Ich stimme dem Herrn Ersten Staatsanwalt bei. daß der Fall Gott sei Dank ein ganz seltener ist. Auch ich verurteile die Roheiten de» Ange klagten. Es ist kein Zweifel, der Angeklagte hat sich schwer ver üb« eine der vornehmsten Familien schweres Menschenlebe ks ist kein gangen. Er hat ü! Herzeleid gebracht, er hat ein blühendes Menschenleben vernichtet und ein weitere» junges Kind in einer Weise mißhandelt, daß auch diese» leicht hätte zu Tode kommen können. Ader trotz alledem dürfen Sie versagen. Der Anc ständigen zugegeben "i,-»».» hat zweifellos einen moralischen Defekt. Ware dies nicht der Fall, dann wären seine Handlungen unerklärlich. Der Angeklagte ist tte zu Tode kommen können. Ader trotz den, Angeklagten mildernde Umstände nicht 'Sagte ist. wie auch die Herren Sachver- haben, offenbar genüg miiwerwcrttg. Er anlaßte ihn. der Familie Koch seine hervorragende . Befähigung zu zecken. Das erklärt seine sonst unbegreifliche van, luncchweise. Ich oin weit entfernt, gegen lemanden einen Vor wurf zu erheben. Allein nachdem der Familie Koch bekannt war. dah der Angeklagte ihre Kinder mihbandle, dann hätte doch Frau Kommerzienrat Kock, als sie Ende Januar wiederum von den schrecklichen Mißhandlungen hörte, nach Ziegenberg fahren sollen Jedenfalls haben die Herren Rittmeister Bugge und Dr. Vogt ihren Auftrag schlecht erfüllt. Ja, ich finde es unbegreiflich, wie ein so hervorragender Psychiater sich derartig von einem einfachen Hauslehrer täuschen lassen konnte. Ich bin der Meinung, wenn man dies alles in Erwägung zieht, dann wird man dem An geklagten mildernde Umstände nicht versagen können. — Erster Staatsanwalt: Ich will dem Herrn Verteidiger nur erwidern F-rau Kommerzienrat Koch war über das Geständnis ihres Lieb lings Heinz, er habe ihr Geld gestohlen, so fassungslos, dah s dem Heinz schrieb, sie wolle ihn erst Wiedersehen, wenn er sich vo ständig gebessert haben werde. Dies war die Ursache, dah Frau Kommerzienrat Koch Ende Januar nicht nach Ziegenberg fuhr. — Vorsitzender: Angeklagter Dippold. haben Sie zu Ihrer Ver teidigung noch etwas anzusührcn? — Angeklagter: Nein. — Der Vorsitzende erteilt alsdann den Geschworenen die vorgeschriebene Rechtsbelehrung, worauf sich diese zur Beratung zurückziehen. Nach einer Viertelstunde treten die Geschworenen wieder m den Saal. Unter gespanntester Aufmerksamkeit des überfüllten Hörerraums verkündet der Obmann den Wahrspruch: Die schworenen haben beide Schuldfragen besaht, die Fragen wegen mildernder Umstände verneint. lLautes Bravo im Zubörerraum. Ter Vorsitzende ermahnt das Publikum zur Ruhe. Der Ange klagte wird wieder in den Saal geführt »nd nimmt aus der Anklagebank Platz. Nachdem ihm der Gerichtsschreiber den Wahr sprach der Geschworenen vorgclescn, erhält der Erbe Staats anwalt das Wort zur Stellung des Strafantrages: Wollte ich mich vei meinem Strafantrage von der Empörung leiten lassen, die die Volksseele ersaht hat, dann mühte ich das höchste Straf maß beantragen. Allein cs muh doch berücksichtigt werden, dah der Anaeklagte noch nicht vorbestraft ist. und sich noch im jugend lichen Alter befindet. In Berücksichtigung dessen beantrage ich wegen des. Verbrechens an Heinz Koch 7 Jahre Zuchtbaus, wegen des Vergehens an Joachim Kock 3 Jahre Gefängnis. Diese wären cn 2 Jahre Zuchthaus umzuwandeln. Gemäß 8 74 des Str.-G.-B. beantraqe ich eine Gesamtstrafe von 8 Jahren Zuck>tbaus, 10 Jahren Ehrverlust, Zurlastlcgung der Köllen des Verfahrens und die Einziehung der von dem Angeklagten bei den Mißhandlungen aiigewandtcn Werkzeuge. — Verteidiger: Ich ersuche den hohen Gerichtshof, den Angeklagten nicht ins Zuchthaus zu schicken. Es liegen doch trotz der Schwere des Falles immerhin Milderungsgründe vor. Ich bitte auch zu be rücksichtigen. dah eine Zuchthausstrafe einen gebildeten Menschen, wie Dipvold. schwer trifft. — Vorsitzender: Angeklagter, baden Sie noch etwas onznsühren? — Angeklagter: Ick bitte den hohen Gerichtshof, da Gefängnis zulässig ist, nur auf Gefängnisstrafe zu erkennen und mich nicht ins Zuchthaus zu schicken. — Nach kurzer Beratung verkündet der Vorsitzende: Der Gerichtshof hat dem Anträge des Herrn Ersten Staatsanwaltes entsprechend auf eine Gesamtstrafe von 8 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehr- Verlust erkannt. Der Gerichtshof hat außerdem auf Einziehung der Stöcke »nd Stricke erkannt und dem Angeklagten die Kosten de? Verfahrens am'erlegt. Bei der Strafzumessung hat der Ge richtshof einerseits die Jugend und die bisherige Unbescholteicheit des Ängcklagien. andererseits aber auch erwogen, daß der An geklagte eine beispiellose Gefühlsroheit und Gemeinheit der Ge sinnung an den Tag gelegt bat, daß er das Vertrauen der Koch- schen Famifie in schmählichster Weise mißbraucht und die ihm anvertroutcn Kinder fortgesetzt in grausamster Weise mißhandelt hat — Ter Angeklagte, der bei Anhörung des Urteils kreide bleich wird, unterhält sich noch eine Zeit lang mit seinem Ver teidiger und erklärt sodann, daß er auf Revision verzichten wvlle. — Der Angeklagte, der, um chn vor der Wut des Volkes zu schützen, in der Nacht im Landgerichtsgebäude untergebracht war, wird auch vorläufig noch nickt abgestibrt, da Ausschreitungen be fürchtet werden. Vor dem Gerichtsgcbäude hatte wiederum eine große Menschenmenge Ausstellung genommen. * Das Lebensbild des Generals der Infanterie Karl von Wrangel s1812—18991, dessen Denkmal kürzlich, wie mitgeteilt, m Flensburg enthüllt wurde, zeichnet bei diesem Anlaß eine Familienangehörige, A. v. Liliencron sGotha, bei F. A. Pertbesh aus Grund der eigenen Aufzeichnungen Wrangels, die vielfach wörtlich mitgctcilt werden. Wrangel, ein Neffe des „alten" Wrangel, hat als Regimentskommandeur an den Kämvsen der Moinarmee 1806 hervorragenden Anteil genommen: 1870 bat er an der Spitze der 16. Division (Flensburgs vor Metz gckämvft und hiernach den Zug gegen Orleans nutgemacht; aber feine Kriegstaten reichen bis 1848/49 zurück, wo er als Hauvtmann dem schleswig.holfteinschen Feldzuge in der Avantgarde beiwohnte und an dem blutigen Tage von Kolbing (23. April 18491 sich durch tapfere Entschlossenheit ouszeichnete, mit der er, als schon die Räumung der Stadt befobien war. einen nochmaligen Vor stoß zur Rettung eines abgeschnittenen Truppenteils glücklich in Szene setzte. Da ein Trommler sich weigerte, Sturm zu schlagen, riß Wrangel ihm das Kalbsfell fori und paukte selbst mit arötzter Energie darauf los. bis er seinen Zweck erreichte; der Ehren name des „Trommlers von Kolding" ist ihm dafür bis an sein Lebensende geblieben. In die Friedenszeit fällt eine Mission nach Warschau 1853, wo Wrangel mit Kaiser Nikolaus zusammen- traf, eine Reise zu den russischen Manövern im gleichen Jabre mit seinem Oheim, dem Fcldmarschall, und ebenfalls in dessen Gefolge 1859 eine Gesandtschaft nach Stockholm aus Anlaß der Thronbesteigung König Karls XV. Wrangel hat diese. Ere'g nissc in seinem Tagebuch an'' Krieg und Frieden von altem Schrot und ...» »..v- nahme an den russischen Manövern, den Wladimirorden erhielt, beschlichen ihn, wie er in seinem Tagebuch schreibt, „unwillkürlich ganz eigene Gedanken über Ordensverleihungen, und er kragte sich: „Wofür habe ich dies Ding eigentlich bekommen?" „Wegen wirklicher Auszeichnung war ich im Feldzuge fünfmal zu Orden vorgeschlagen, die für mich damals einen unendlichen Wert ge- „ . für mich damals einen unendlichen Alert ge habt hätten. Ich habe sie nickt erhalten können — und setzt?!" !rangel en worden. Dieser, der die nervös-erregte Natur des betreffenden Offiziers kannte, legte der Aeußerung nicht viel Gewicht bei. Allein durch verschiedene zusammenwirkende Umstände wurde die Sache derart ausaebauscht. dah Wrangel sich veranlaßt sah, mit einem älteren Offizier seines Regiments Rücksprache zu nehmen, den er bat, chm die Auffassung der Kameraden mitzi,teilen. Die Antwort war, das Regiment sehe die Ehre des Beleidigten als verletzt an. Wrangel sandte nun dem Offizier, von dem die Beleidigung ausgegangen war, sogleich seine Forderung; doch konnte sie nicht angenommen werden, da der Betreffende inzwischen geistiger Umnachtung anheim- yesallen war. Kurz darauf starb er. nachdem er im Irrsinn seinen Spiegel zertrümmert und die Svlitter hinunterzuschlucken versucht batte. Das Duell war unmöglich, aber — das Regiment äußerte seine Auffassung dahin, daß die Beleidigung dock noch als ein Flecken aus der Ehre deS Angegriffenen haften bleibe (!>. So forderte Wrangel jetzt das ganze Offizierkorps, dem er es über- ließ ihm den Geoner zu stellen. Das Los sollte entscheiden: es traf einen guten Freund von Wrangel. mit dem dieser bis dahin m den kameradschaftlichsten Beziehungen gestanden hatte. Das Duell mit diesem fand dann wirklich statt, und Wrangel wurde durch einen Schuß in die Kinnlade lebensgefährlich verwundet - aber seine Ehre war jetzt endlich hergestellt! Fortsetzung siehe nächste Seite. Qsbi'. /^ntiolc! Vsisonksusslr. 18 BunlLtiaus 11suptsirss8ö 38 1L- mul VsrLsul voll 8t»3t8- llllä Vertpsptersll. » illlllüLwe voll kolSerll 2llr VerrtllLlwL. AM" krtvs1tro8oro (einzeln vermlotdar) unter eigenem VersoUllss der vieler. "*» ^ §! 81sin L Osss stlorilrslr. 14, pt. DanlLMSetläN Telephon I, 8888. uud Vorkauk von Staats und Dortpaploron, souiv ausi.'lndisdiou Koldsorteu. Dlskontlviunx von VVodisoIn. DomiLilstoUo tür >Vedlset. LiNffuuus laukoudor Dedluunxou, aud» mit kreditrrvnäln'uux. Lolettlunx dvison^rluxisor ^Vvrtpapiorv. eiioekvorkdir. ^vvalune von 6eIdoru rur Verrinsuux mit 3—4 "/§ j« nael» Lüud1?uur?8kdst. Vermietung eiserner 8diraulrkädler ln unserem vxt» astarken Danreisdirauk. VerrvalirunK und Vernaitunx offener und xeseffiossener Depots. Z Dresdner Lank. Vr«8«!eir. IZvnItn. tlrrmvun^. 8>«i»kn. I.o»«Ion. XUrnbeix;. Unnuvve». küokkt»n>8. vktiuolU. ltlanaketni. Okeumltr. Lntokaii. Veisicherungs-Abteilung. Mr Mlneilllirif f. AllsWlilgsmslMMM. umsaffend die im d>ovei»bki or. zur Verlosung gelangenden versicherungsfähige» Wertpapiere, ist heute erschienen und wird allen Interessenten auf Wunsch zugesandt. 8 I)r68t1n6r Lank. Alvnllvllvir 1»»r Horbst niitl VV intei ln ff. ükllkcliön u. englkeklen IliLlmsm sind in reichster Auswahl cingetroffen und cmpjehle solche zu niedrigsten, festen Preisen. Otto vsedoedo, Wallstratze 25, Eckhaus Breitestraße. NoclirM-«. keleZoMM- Osschouko ssäor Lrt aus korrsllan, Llasolika, Terrakotta, Lina u. s. v. u. s. rv. 8 L»rsi?l. l Gegründet 187L. Holl. ckobavostr. i^stimssetiinsn haben äurch idrs iv .jeäor Vglse xsäisxgno ^.uekübrunx einen IVettruk erreicht. Sie eignen siod nickt allein kür sllo in äer Haushaltung vor" omwenäon Xilbordeitsn, sonäorn aucb kür »Lmi8lsttolzvre1 nnä HV»8eI»k8l«»pIki kt etc Ait kllosjäkrixvr Oarantie unä kreier Rrtsilunx eines xiünäliebvn Entsrricbts in Xunststjckcn unä Stopkon ete. ru baden bei 8 H. V it'llniilillli . 8tr»vv8tpa886 v, rooükt»8t Osr IMas«r Strasse» ME" 1006 "WH kokte vi-terwarkeii, worunter 200 verschied., euch. Vcnez., Chile, Türkei. Ceylon, Argent., Australien. Spanien, Bulgarien, Madagaskar, Aegypten. Japan, H Hkl»- Porto Finnland. Cosiaiica, Reunion :c. nur "»»»» 20 Pf. extra. Kasse voraus. lEaiil Steuert, Llaiadurx. (8 Preisliste gratis. eines grosten Postens prachtvoller alter echter 8 § ^ s - «-r o L ;» Scnkvar »iesrigstru Preisen. Orient-Import .Voll. il'ttlilo. Dresdcrr-A., Struvestrafte 7. siklüiilben 8po2>afabt6iInvLs ksir keine Lorreu-Varäerodo. ^iisefiluss clio Lchteii. für s xulv LiLvll8vdattsll siMMMü- k'srnilisn- MW8Mk voäoroi» ol»a viel 6vlck spsri: ö raüro reelle Osralltto! Vsrl^suk in Orssclsn: ! kbemiikerttrurr LK » lsaiseiidLinKrWs 8, keiRixerttr»«« II, kct« 8tri«eiier5tr«»e. unä iv äer IHttiw^chlnen-llLnäluvg vov Lli Litiurumv, ^v äer vreüitzcux»Kirche 8. t Umen. Herbst-^eudsitsv fertiger -»rüge, psletotr. xeäisxonos rsicbss Lto§-I,r§ör, soi-MItssssto ^ MiissriokorULllus! ttsrm. iViülilbsrA, 1'