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Dieses Blatt wird dm Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Ab-nd-Ausgabs verugsgebiihr: k' eNelitUirltrli Nir »«»»«„ bei tSalick tweunaliaer Zutraaun, durch uniere Bolen ««de»»« und » »»,»»«. an Lon»- und Monla-en nur einmal» 2»oPi.. durch auSwäNiaeSom- miili-uär, L Ml. b«t. » Ml. »o BI Bei emmaliaer Zuiieliuna durch die PotiOMt. iadneveftellgeld». im Aus land mit entivrrchendem Zuichlaae. N ackdruS aller Artikel u, Oriamal- MitteNuuaen nur mit deutlicher Luellenangabei.Drrtd.Nachr") »uiäM». NachtrLaliche Lonorar- aniprüche bleiben unberücklichti-t; unverian-ie Manuikrivte werden nicht auldewabrt. relearamm-Ldrelle: «»chrichte» »rbSde«. 188V Norlcrg von Kiepsrh L Reicliardt zugestellt, während es die Post-Aboinicule:, am Morgen in einer Gesamtansgabe eihgstNi. Knreigeu i-a-ü. «nnallme von A.:lü»d3iu:.«en bis »ackmüllaas u lilu Lo»u und lieicrlaaS nur Maneniuaü- 38 von II bis '/-I Mir. Tic l ivalliae Grnnd- neile <ca. « Lüben Lu Big. An- tündinunac» am der Pnvaiiclte Zeile LS Pi». » die Lwalliae Zeile als „Ein- akiaudt" oder ani Tcriiciie bo Pia. v» Nummern nach Lon». und Jeier- iaaen l der rinalliae Grundzeiten so. so bei. ea und so Pia nach de- iondereni Tarif. AuSwärüae Aus- irage nur gegen Vorausbezahlung. Belcabläucr werden mit to Pig. bcrechiikl. llernivrechanichlux: Amt I Sir. 11 und Nr. 2US«. Ill» „Imtlusi' sircluictilsli" ilt ! üilvi88SII Uulr« >m»I reolit« > «lep Lide tL §1 Lei » 2 iV » I» Ä monxvi»!, linst DSU" ksiireti IL » k t « i I, 8 irueI>!tl»n«Nunk ^ >WO (llurt knibbe). Aelsgvii, IlliwtruLsv Xo. 12. Neueste Drahtberichte. Hvsnachricktk». Wahlmältticrwahle». Steuerfreies Gehnltüsüiistel. vSS» Vvllüll. Gerichtsverhandlungen. Kamincrmtisikabenb. Berliner Leben. Wetlinslistung. Freitag, 9. Oktober 1903. Neueste Drahtmeldungen vom 8 Oktober. München. Der frühere Präsident des Oranjefreistaates Steijn ist mit Frau und Tochter heute mittag nach Cannes weitergereist. München. Kammer der Abgeordneten. In Be antwortung einer Interpellation über die Fcuersicherheit der Warenhäuser erklärte Minister Freiherr v. Feilitzsch. daß in den nächsten Tagen neue bau- und feuerpolizeiliche Anordnungen er gehen werden, um eine möglichst große Feucrsicherheit der Waren häuser und anderer großer Geschäftshäuser herbeizuführen. Bei der Neuanlage von Warenhäusern und großen Geschäftshäusern sei ein ausreichender Abstand von den anderen Geläuden einzu halten. Auch sei die Einrichtung von Wohnungen, Werkstätten »sw. über den Geschäftsräumen unzulässig. Bei den bestehenden dürsten nur solche Wohnungen belassen werden, für die eine sener- sichere Trennung und eigene Treppen vorhanden seien. Weiler werde gefordert ein feuersicherer Abschluß der Verkaufsräume, feuersichere Trennung der Kellergeschosse und feuer- und rauch- nchere Anlage von Treppen und Ansgängen, sowie die Trennung der Maschinen- und Heizräume. Weitere Anweisungen betreffen die Hcizungs- und Beleuchtungsanlagen. Bei den Neuanlagen werde unbedingt Zentralheizung gefordert. Petroleum- und Spiritusbeleuchtung würden nicht zugclassen werden. Ferner ent hüllen die neuen Anordnungen auch Vorschriften über die Revision der Warenhäuser zwecks Äufrcchterhaltung der Fcuersicherheit. Frankfurt a. M. Ter „Franks. Ztg." zufolge tritt die internationale Zuckcrkom Mission am 15. Oktober zu- jammen, um die neuen Vorschläge Rußlands und Dänemarks zu prüscn und den Beitritt von Peru und Luxemburg zu bestätigen. Frankfurt a. M. In Königslvinter wurden, wie die „Franks. Ztg." schreibt, in einem Steinbruche zwei Arbeiter ver schüttet: der chne wurde als Leiche hervorgczogcn, der andere lit lebensgefährlich verletzt. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet aus Saloniki: In der Umgebung von Guemcndeche und im Kreise Serres haben neue Zujammenstöße mit Banden stattgefundcn. Dasselbe Blatt berichtet aus Sofia: Von Truowa werden neue Ruhe störungen gemeldet. Rcgicrungsanhängcr überjielen Anhänger der vereinigten Opposition, die Dr. Danew, sowie andere Partei- chesS noch einer Partewerjammlung Mr Bahn geleiteten. Es e»Manu sich ein Straßenkamps, der dem Revolverschüsse ab- gegeben wurden. Militär wurde requiriert. Eft Oberl t und ein öauvtmann wurden verwundet. Militärpatrouillen durchziehen die Ztraßen. Breslau. Gestern nachmittag wurden beim Eisenbahn- ueubau der Strecke Schweidnitz—Charlottenbrunn, der „Schles. ,siia." zufolge, beim Bau der Weistritzbrücke durch beladene, vom Abhang herabstürzende Karren ein Arbeiter getötet, zwei schwer verletzt. Lille. Die Textilarbeiter hielten gestern eine Ver- sammlung ab, um über die Frage des Gesamtausstandes schlüssig zu werden. Es wurde keine Entscheidung getroffen, da cm Teil der Arbeiter sich lediglich für den Ansstand der Weber mit Aus- chluj; der Spinner oussvrach. In Armentiöres dagegen wurde u cmer Arbeiterversammlung bcichlosscn, alles auszubicten, um einen Gesamtausstand durchzusetzen. Brest. Vier Heizer des Torpedoboots Nr. 48 wurden durch Explosion eines Kesselrohrcs schwer verletzt. Tomsk. In dem hiesigen geistlichen Seminar erregten die (aglinge wegen Entfernung eines Kameraden aus der Anstalt der- ulige Unordnungen, daß die Polizei die Ruhe wiederherstellen muhte. Das Seminar wurde geschlossen. Die Zöglinge sind relegiert und müssen die Wiederaufnahme nachsuchen. Belgrad. Aus amtlicher Quelle wird gemeldet: Die Nach- richten, nach denen ein Revolverschuß auf Major Lazarewitsch abgegeben worden sei und nach denen eine große Erregung »m Offizierkorps herrsche, die ernste Verwicklungen herbei- siihren konnte, entbehren jeder Begründung. Konstantinopel. Der bulgarische diplomatische Agent wird erst morgen der Pforte sein Beglaubigungs schreiben überreiche», hat aber bereits zwei Besuche im Aildiz- llalais gemacht und Verhandlungen über verschiedene Angelegen heiten begonnen. — Nach vertraulichen Nachrichten aus Sofia »oll die Zentralleitung der Komitees ein Manifest vorbereiten, m dem sie erklären wird, daß das Komitee, in der Erwartmrg. daß die Piorte die Unterdrückung der bulgarischen Makedonier und die Ausschreitungen gegen diese cinstellen werde, beschlossen habe, die Bandenbewegung und die Tynamitattcntate bis zum Frühjahr zu sistieren, um abzuwarten, ob die Reformmaßregeln durchgesührt werden. Der bulgarische Exarch hat dem Groß vezier gestern ein Bittgesuch um staatliche Hilfe für die Bewohner der abgebrannten Dörfer im Sandschak Serres über reicht, die sich in größter Notlage befinden. Der Großvezier ordnete sofort die nötige Hilfe an. Neuerdings sind bulgarische Zeitungen in der Türkei verboten worden, sie werden auch von den fremden Postämtern nicht ausgefolgt. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 8. Oktober. —* Se. Majestät der König bgt mit seiner Vertretung bei Eröffnung der Leipziger Motorfahrzeug-, Motoren-, Fahrrad- und Schreibmaschinen-Ausstellung am 15. Oktober, vormittags 11 Uhr, in der Alberthalle in Leipzig den Herrn Stagtsminisier von Metzsch beauftragt. Nach einer Ansprache des Herrn Ober bürgermeisters Dr Tröndlin als Vertreter der Sladt Leipzig und des Leiters der Ausstellung. Herrn A- v- Slowinski, wird der kommandierende General des 19. Armeekorps. Herr von Treiffchke, wiederum die Ausstellung eröffnen, woran sich dann ein Nund- aang anichließt. dem ein zwangloses Beisammensein des Ebren- Präsidiums, Ehren-Komitees und der Ehrengäste im blauen Saal folgt. —* Wie alljährlich, so hat auch dieses Jahr König Georg dem Unteroffizicrkorps der sächsischen Armee eine Anzahl wertvolle Taschenuhren als Schießprcise ausgesetzt. Sie sind in dem Schaufenster oes Lieferanten, Herrn P. Behrens, Uhrmacher, Hauptstraße 18. auf einige Tage aus gestellt. Auf der Rückseite der Uhren ist das Monogramm des Empfängers in gothischer Schrift graviert, während sich im inne ren Deckel unter der Königskrone das Monogramm Sr. Majestät befindet. Ferner liest man nach unten in deutlicher Gravierung: „Dem besten Schützen von 1903". Die Uhren sind sehr sauber und gediegen ausgcführt. —* Bei der vorgestern auf CunnerSdorf-Rein- hardtSdorfer Stualsrevier abgebaltenen Hofjaad, an welcher außer Sr. Majestät dem König noch 7 Jagdgäste teil- nahmen, wurden 13 Stück Hochwild, darunter einige lehr starke Hirsche, zur Strecke gebracht. —Prinz Waldemar von Preußen ist zu einer drei wöchigen Kur in Dr. Lahmanns Sanatorium auf Weißer Hirsch eingetroffen. —* Landtagswahlen Das definitive Ergebnis der Wahl männerwahlen stellt sich im 10. städtischen Wahlkreise Dres den! wie folgt: Für Handclskammersvnvikus Schulze wurden in allen drei Abteilungen IM. für Hoftat Dr. Osterloh 4. für den Sozialdemokraten 60 Wahlmänner gewählt. In 7 Bezirken haben Nachwahlen stattzusinden. — Im städtischen Bezirk Dresden IV sind für Kommerzienrat Grumbt insgesamt 94. für den Sozial demokraten 42 Wachmänner gewählt worden. Nachwahlen sind in 2 Bezirken ersorverlich. — Im Kreis Chemnitz I wuiden ins gesamt 135 Wahlmänner für Langhammer (nat.-lib..) 79 für den Sozialdemokraten abgegeben. In 9 Bezirken haben Nachwahlen stattzusinden. — Im 2. städtischen Kreise <B a u tz e n, Elstra. Kamcnz usw.) ist dos Geiamtrcsultat folgendes: 30 nationalliberale. 4 konservative, 6 sozialdemokratische Wahlmänner: 8 Nachwahlen. Die Wahl des nalionaUiberaten Kandidaten Richard Hartmann in dielem bisher koniervativ vertreten gewesenen Wahlkreise ist demnach gesichert. — Im 11. städtischen Kreise (Colditz, Gerings- walde, Grimma usw.) dürften bet der Abgeordnetenwahl 61 Stimmen ans den seitherigen Abgeordneten Gleisbera (nat.-lib.) und 6 auf den Sozialdemokraten fallen. — Km 19. städtischen Kreise (A nna - berg. Bnchholz uiw) ist die Wahl des bisherigen Abgeordneten Herrn Stadtrat Gracfe gesichert: denn im ganzen Kreise ist nur ein sozialdemokratischer Wachmann aus der Urwahl hcrvmgegange». Ausfallend ist die genüge Beteiligung der Urwähler, die in der 3. Abteilung ca. 20 Prozent, in der 2. Abteilung ca. 40 Prozent betrug und m der 1. Abteilung in den einzelnen Äeziikcn zwilchen 10 und 75 Prozent lchwankte. — Im 21. städtischen Krciie (Hartenstein, Kilchberg, Reichenbach niw.) ist die Wahl des bisherigen nationalliberalen Abgeordneten Neidhmdt gesichert. — Im 21 städtischen Kreile <A d o r f. Auerbach, Faikenstein nsiv.) ilt die Wahl BlepcrS (nat lib.) gesichelt — Im 20. ländlichen Kreise (O > ch a tz usw.) wird der bisherige kvnservative Abgeord nete Hausse wiederacwählt werden. — Im 24. ländlichen Kreise <D r es d e n - N eu st a d t - L a »t» wurden je 13 Wachmänner für Herrn Geh. Hosrar Dieterich-Heisenberg (kons.) und Herrn Fabrik besitzer Heino Kretzlchmar (nak.-lib.) gewählt. In zwei Bezirken sind für 3 Wahlmänner Nachwahlen vorznnehmen. Im ganzen Kat Dieterich 16, Kretziehmar 25 Wahlmänner erhalten. Hier hat die Nachwahl zu entscheiden. — Im 30. ländlichen Krene (Chem nitz-Land) wliibeu insgesamt für Ulrich (kons.) 45. für den Sozialdemokraten 27 Wachmänner gewählt. — Im 40. ländlichen Kreiie <Zw i cka u) ist Aussicht ans die Wahl des sozial demokratischen Kandidaten vorhanden. Ist die Aus stellung der „Zwick. Ztg." richtig, so sind in der III. Abteilung 34 Wachmänner für den sozialdemokratischen Kandidaten Stolle und in der II. Abteilung 17 Wahlmänner für Stolle und 16 für den Kandidaten der Ordnungsparleien. Guts- und Kohlenwerks- besitzer Albin Klötzer, gewählt worden. Ta die Zahl der Wach männer überhaupt 101 beträgt, so hat der Sozialist schon jetzt die Majorität. Es dürste demnach, io bemerkt das genannte Blatt, als erster und einziger Wahlkreis Zwickau-Land auch unter dem Klassenwahlgeietz einen Sozialdemokraten in die Zweite Stände- kammer entsenden. Bei den heutigen Nachwahlen der 3. Abteilung wurden im 4. städt. Wahlkreise Dresden <2. Bez.) 216 gültig, Stimmzettel abgegeben. Es wurden als Wahlmänner gewählt: Markthelser Wirth mit 134, Eisendreher Becker mit 133, Fabrikarbeiter Schulze mit 133 und Sortierer Zimmermann mit 133 Stimmen. Sämtliche Gewählte gehören der sozialdemokratischen Partei an. — Im 16. Bezirke des 1. städtischen Wahlkreises wurden 191 gültige Stimmzettel abgegeben. Es wurden gewählt: Kaufmann Kästner mit IM. Lehrer Harzer mit 106 und Kaufmann Kunath mit 106 Stimmen. Me drei gewählten Wachmänner gehören der Partei des Herrn Handclskammersyndikus Schulze an. —* In dem 3.. 5.. 10. und 13. Wahlbezirke der 2. Abteilung des 1. Landtags wähl kreis es der Stadt Dresden hat sich bei der am 6. d. Bk. stattgcfundenen Wahl von Wachmännern für keinen und im 14. Wahlbezirke der 2. Abteilung des 1. Land- tagswahlkreiscs nur für einen Wachmann die absolute Stimmen mehrheit ergeben. Es hat desyalb eine anderweite Wahl stattzusinden. und zwar Freitag, den 9. Oktober, vormittags von 11 Uhr bis nachmittags 2 Uhr. —* Zu der in Nr. 279 unseres Blattes abgedruckten Erklärung des Zentralvcrbandes der Kohlenhändler Deutschlands betr. die Petition der Beamten wegen Heranziehung mit nur vier Fünftel des Jahreseinkommens zur Gemeinde-Einkommensteuer wird uns aus unserem Leserkreise geschrieben: .,Jn weiteren Kreisen wird diese geringere Heranziehung der Beamten zu den Gemcindc- abaaben als eine ungercchtscrligte und einseitige Bevorzugung dieser Klasse betrachtet. Es sei aber auf folgendes hingewiesen: Nack § 16, Absatz 2 des Einkommensteuergesetzes sind Einnahmen, welche ihrem jährlichen Betrage nach schwanken, nach dem Betrage in dem der Eimchätzung unmittelbar vorausgeganaenen Kalender jahre anzunchmen, sodatz z. B. der Arbeiter auf Grund einer von seinem Arbeitgeber auszustellenden Bescheinigung imr mit dem wirklich im Kalenderjahre verdienten Einkommen versteuert wird und auch der Kaufmann oder Handwerker nur das auf Grund seiner Bücher nachgewicsene tatsächliche Jahreseinkommen zu ver steuern braucht. Bei bem Beamten dagegen, dessen Einkommen „feststehende Einnahme" bildet, muß das Einkommen nach H 16, Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes mit dem Betrage zur Zeit der Einschätzung angenommen werden. Sehr oft tritt nun der Fall ein, daß cm in dem Monate der Einschätzung oder im vorher- Kimst und Wissenschaft. 7* Kammermusik. Die König!. Kammervirtuosin Frau Laura Rappoldi-Kahrer und Frl. Elsa Wagner führten gcucrn den ersten ihrer Kammermusik-Vorträge mit vollem künst- icrischen Erfolge ein. Den Ernst um die Sache und die Be deutung, die sie ihren Kammermusik-Abenden zu geben gewillt und, bewiesen sie mit dem an die Spitze des Programms ge bellten Werke: Rob. Schumanns v-mall-Sonate, <>>>. 121. Die Sonate stammt aus der letzten Zeit des Meisters und ist in ihrem vorwiegend düsteren und grüblerischen Charakter nicht jedem leicht zugänglich. Auch verlangt ihr meist herber, rauher Inhalt, in dem nur in vereinzelten Momenten die alte ch.iärme des Empfindens zum Ausbruch kommt, nach männlicher Auffassung und Wiedergabe Diesen Schwierigkeiten begegneten die Konzertgeberinnen indes sehr erfolgreich durch intelligente Er kenntnis des Inhalts und durch eine Sorgfalt der Ausführung, die auf ernstes, gediegenes Studium hindeutet. Vor allem war das Zusammensptcl mit großem Fleiße gepflegt und namentlich n> den beiden letzten Sätzen von fast tadellosem Fluß und Guß. Etwas auffällig berührte anfangs allerdings der öfter recht trockene, harte Anschlag Frau Rappoldis und die Energie des Ausdrucks, die sie ihrem Part gegen die Geigenstimme gab. Später milderte sich diese Erscheinung schr zu gunstcn des Ganzen, sodaß >»e mehr in Einklang mit Frl. Wagners tiefempfundenem, poetisch 'chöncm Spiele kam, das besonders innerlich im langsamen, wie von Geisterstimmen gesungenen Satze berührte. Noch mehr, als in diesem Vorträge bewiesen die Damen ihre Befähigung und Berufung zur Kammermusik mit einer Sonate stü-ckurs von Chr. Sinding. Das Werk, das ln Form und Inhalt mehr wie eine Fantasie an- mutet, verlangt weniger nach Stil und läßt dem Vortrag freieres Tpiel. Daneben ist dem Klavier- wie dem Violinvart oft Ge legenheit gegeben, einzeln brillant hervorzutreten und, namentlich im letzten Satze, technisch glänzend zu wirken. Beide KAnst- lerinnen traten in diesem Vortrage denn auch aus das Erfolg, reichste hervor; sowohl in der Virtuosität der Technik, wie in der von distinguiertem, künstlerischem Geschmack geleiteten Ausführung befriedigten sie allgemein. Als Schlußnummer verzeichnete das Programm Schuberts Ockur-Fantasie (op. 159). Die Aufnahme war ehrenvoll und glänzend und wird nicht verfehlen, die all gemeinere Aufmerksamkeit auf die folgenden Kammermusik- iffende der Damen zu lenken. H. 8t. Berliner Leben. L. Berlin. 7. Oktober. Die Berliner Wagner Woche liegt glücklich hinter uns. Wöhl verstanden: das einzige Glück dabei ist, daß sie vorüber ist. Eine solche Summe von Ungeschicklichkeiten und Unerquick- lichtesten ist wohl noch selten, bei einer derartigen Gelegenheit vielleicht noch niemals, zusammen gewesen. Die Berliner Presse hat mit ganz verschwindenden Ausnahmen gegen dielen Gipfel der Geschmacklosigkeit Front gemacht und fick erfolgreich bemüht, durch ihre Haltung zu beweisen, daß die Berliner Kunstwelt an dieser Versündigung gegen den Geist Wagners keine Mitschuld trägt. Freilich bei einem Blatte, dessen bisheriger Besitzer kürz- sich im Romeick-Prozeß eine wenig rühmliche Zcugenrollc spielen mußte, hatte diese Entrüstung einen häßlichen Beigeschmack. Be sagtes Blatt sah sich wieder einmal genötigt, den Eigentümer zu wechseln, und Herr Leichner hatte es durch einen Rcchlsanwasi unter der Hand ankaufen lassen. Er hatte sich aber Vorbehalten, von dem Kaufverträge, der am 1. Oktober rechtsgültig werden sollte, zurückzutreten, falls die Sache vor diesem Zeitpunkte öfsent- sich bekannt würde. Den Zweck der Hebung konnte man sich un gefähr denken. Es kam dem Vielverlästerten vermutlich darauf an, sich wenigstens ein Blatt zu sichern, das ihn während der kritischen Tage verteidigte, ohne daß seine engen Beziehungen zu diesem Organ bis zur Denkmals^nthüllung offenkundig wären. Aber das süße Geheimnis blieb nicht gewahrt, und Herr Leichner, für den der kostspielige Kauf nun wohl keinen Zweck mehr hatte, trat vom Vertrage zurück. Alsbald fiel jenes Blatt, das bis da hin der Denkmalsfrage gegenüber eine mindestens wohlwollende Neutralität beobachtet hatte, über Herrn Leichner her und über schüttete ihn tagaus tagein mit einer Flut gehässiger Bosheiten. Dergleichen häßliche Erscheinungen sind ja natürlich dem Ansehen der Presse sehr abträglich. Obwohl sie auch in der vielgestaltigen Berliner Presse nur verschwindende Ausnahmen bilden, ist doch das große Publikum nur allzu sehr geneigt, sie zu verallgemeinern und sie einfach der ganzen Presse zur Last zu legen. Da wir uns gerade mit der Berliner Journalistik beschäftigen, so sei noch ein anderer Fall erwähnt, der nicht so schlimm, aber doch immerhin seltsam genug ist. Sudermanns Komödie „Der Sturmgeselle Sokrates" hat von Rechts wegen in der Berliner Presse nur ganz vereinzelt ein uncingeschrännes Lob geerntet. Das Werk ist schwach, aber so schlimm, wie es namentlich einige freisinnige Blätter machen, «aus Entrüstung über die verzcichnetcn Zerrbilder, die Eudermann von den ihnen politisch nahestehenden Achtundvierzigern entworfen hat, ist es schließlich doch nicht. Zu den wenigen unbedingten Lobrednern der Komödie gehörte nun auffallenderweije der Kritiker der Richtcr- schen „Freisinnigen Zeitung". Er urteilte in einer kurzen, im Telgrammstil gehaltenen Vornotiz der Sonntags-dinmmer also: „Großer, echter Erfolg, höchst interessantes Zeit- und Charakter bild, feine und verständige Zeichnung, der Kamps der alten mit der neuen Zeit, viel Witz und Humor. Tiefes Gemüt. Dar stellung brillant. T-r Dichter nach jedem Akte stürmisch gerufen, aufrichtige, warmherzige Huldigungen, und das Beste — er verdients." Man kann über ein einwandfreies Meisterwerk von Ewigkeitswert nicht mit mehr Begeisterung urteilen, als cs hier geschieht. Inzwischen hatte nun aber Eugen Richter aus den Besprechungen der anderen Blätter ersehen, um was es sich eigent lich bei diesem „höchst interessanten Zeit- und Charakterbild" han delt, nämlich um eine durchaus nicht „seine und verständige Zeich nung", sondern um eine überaus vluinpe, nicht Witz noch Humor noch gar „tiefes Gemüt" verratende Verhöhnung der alten Acht- undvierziger. Sein Theatcrkritiker hatte ihm da ein schönes Kuckucksci ins freisinnige Partcinest gelegt. Es muß am Mon- tag hinter den Rcdaktionskulisscn der „Freisinnigen Zeitung" einen fürchterlichen Kdmch gegeben haben. Denn in der nächsten Dienstag-Nummer erschien die übliche längere Besprechung des Sudcrmanlischen Stückes nicht. Dagegen bringt die Msttwoch- Nummer zunächst eine eingehende Inhaltsangabe des Stückes, „das eine traurige, weil nicht einmal witzige Parodie wirklicher Zustände bedeutet". Daran, schließt sich die Wiedergabe eines Leitartikels der „Vossischcn Zeitung", der „Sokrates den Sturm- aesellcn" auch vom politischen Standpunkte aus in Grund und Boden verdammt. Die „Freisinnige Zeitung" bemerkt dazu: „Einer weiteren Kritik im einzelnen fühlen wir UNS überboben; denn in Wahrheit ist das Stück unter aller und jeder Kritik." Ist das nach jener das Stück verhimmelnden Vornotiz nicht köstlich? Aber das Schönste an der Sache ist. daß der in dieser Weise vom politischen Leiter des Blattes vollständig verlcugnete Theater- kriliker nicht etwa ein in völliger politischer Unschuld lebender Schöngeist ist, sondern ein wohlbestallter deutschfreisinniger Reichs- tags, und Landtagsabgcordncter, ein allezeit getreuer Schild knappe Richters, der „voll und ganz" und „unentwegt" Immer zur fortschrittliche» Parteifähne geschworen hat, Den» dt«!«