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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030927026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903092702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903092702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-27
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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Schacht der Laurajittt« zwei Bergleute unter Tage im Gesicht und am Leibe Brandwunden erlitten. Die in Oberschlesien um laufenden Gerüchte über ein großes Unglück sind völlig auS der Luft gegriffen. Haag. In der Streitfrage zwischen Venezuela und den Mächten bezüglich des Barzugsrechtes aus 30 Prozent der venezolanischen Zolleimiahmen hat der russische Kaiser zum dritten Schiedsrichter den Professor Martens-Petersburg ernannt. London. Der Pariser Korrespondent der .Daily Mail* bet)auptet, nach Mitteilungen aus unbedingt zuverlässiger Quelle die Nachricht von einem im Einverständnis mit Spanien und, wie er glaube, auch mit Wissen Italiens, Mischen Frankreich und England getroffenen Abkommen bestätigen zu können, das aus die Errichtung eines französischen Protektorats in Marokko gebe. Ein Küsteastreifen lverde als neutral erllärt werden. Als Entgelt würden England wahrscheinlich Borrecht« an der ägyptnchen Küste zugebilligt werde». Konstantinopel. Nach einer Mitteilung der Pforte an die österreichisch-ungarische und die russische Botschaft ver urteilte das Gericht m Goritza drei Individuen wegen Vieh- diebslahls bei der Maire in SmerdrS IKreis Castoria) zu je drei Monaten Zwangsarbeit und zu einer Geldstrafe von >e 1 Pfund, 206 zu je 3 Monate» Gesäirgnis und nach der Entlassung zu Stellung unter Polizeiaufsicht. In dem Bandenkampse im Vilajet Saloniki, über den bereits ausführlich gemeldet wurde, wurden ISO Komitatschis getötet. Die Unterwerfung und Waffen- ablieferung seitens der bulgarischen Landbevölkerung schreitet fort. Belgrad. Der serbische Gesandte in Konstantinopel Gruic meldet, der Sultan habe ein Jrade betr. die Anerkennung der serbischen Nationalität in Makedonien unterzeichnet. Sofia. Auf die Notifikation des Jrade an Hilmi-Pascha, betr. die Einstellung der Verfolgungen der Make donier, erwiderte der Ministerpräsident, der türkische Vor schlag sei so lange wertlos, als nicht die Türkei tatsäcmich die Verfolgungen einstelle und «brüste. Das Jrade soll auch das Zu geständnis der Einsetzung einer gemischten Resormkommission unter Hinzuziehung von Bulgaren, Griechen und Rumänen enthalten. Die Kommission würde unter Vorsitz Hilmi-Paschas stehen und ihren Sitz in Monastir haben. OertlicheS und LächstscheS. Dresden. 26. September. —* Im Aufträge Sr. Majestät des Königs wohnte der Köniql. Zeremomenmeister Graf v. Rex heute nachmittag 3 Uhr der Einsegnungsfeier tzer am Donnerstag verschiedenen Frau Erb prinz-1 sin von Schönbura-Waldenburg im Trauer hause Wiener Strohe 38 bei und legte am Sarge der Verstorbenen einen Kranz nieder. — Ihre Maiestät die Königin-Witwe wohnte dieser Trauerfeier in Begleitung der Frau Okerhof- meisterin v. Pflugk und des Qberhofmeisters, Wirkl. Geh. Rats v. Malortie bei und lieh am Sarge der Verewigten ebenfalls einen Kranz niederlegen. — Im Aufträge des Karserpaares erschien der preußische Gesandte Gras Dönhoff und legte einen Kranz nieder. / —* Die König in-Witwe besuchte am Freitag nach mittag mit den Söhnen des Kronprinzen, den Prinzen Georg, Friedrich Christian und Ernst Heinrich, die sie vorher von Wach witz abgeholt hatte, das Schillerhäuschen und das Denkmal an der Schillerstraße in Loschwitz. —* Der Erbprinz von Metternich und die Prinzen Sigismund und Friedrich von Schönburg-Waldenburg, sowie Graf Wnrmbrandt-Stuppach trafen hier ein und nahmen im Hotel du Nord Wohnung. —* Am 24. d. Ni. vollendeten sich 50 Jahre, seitdem Herr Pfarrer cm. Dr. Paul Wilhelm Kitz, der viele Jahre in Taucha und Sommerfeld als Seelsorger tätig war, Doktor der Philo sophie der Universität Leipzig iit. Ans diesem Anlah übermittelte ihm die plnlowvh'ische Fakultät ein Gliickwunschdiplom. —* Lein 30jähriges Bernisinbiläum feierte gestern der Proku rist der Bankfirma Philipp Elimc»cr. Herr E r n st M unke. Dem Jubilar wurde ans diesem Anlah u. a. auch eine Ehrenurkunde seitens der Handelskammer Dresden überreicht. —* Der Invalide und Buchdrucker Adolf Blichmann. hier, erhielt von der Kreishauptmannschaft für die von ihm bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens eine Geld belohnung bewilligt. —* Heute, Sonnabend, 8 Uhr abends, findet st, EhlichS Restaurant zu W a ch w t tz eine W ä l> l erv ersa m m I» ng des 24- Landtagswahlkreises für die Wiederkondidatur des bisherigen Abg. Herrn Hofrats und Rentiers Dietrich-Helsenberg statt. Ur sprünglich sollte die Versammlung in Lanbegast abgehalten werden, doch weigerten sich die Wirte aus Furcht vor dem Boykott durch die Sozialdemokratie, ihre Säle herzugeben' —Die altehrwürdige Dresdner Scheiben» ichutzengilde rüstet sich bereits jetzt zu ihrem im nächsten Jahre llatlfindenden 450jährigen Bestehen. Die Gilde ist eine der an gesehensten Gesellschaften der Stadt und ist mit Dresden selbst eng verwachsen. Hie Festlichkeiten sollen in einem größeren Rahmen abgehalken und weitere Kreise hierzu eingeladen werden. Gegen wärtig ist die Gilde damit beschäftigt, auf ihrem herrlich gelegenen Schützenhofe in Trachenberge einen Neubau aufzusühren, welcher einen schönen^ neuen Saal. schützen- und Kneipzimmer usw. ent hält, Der Schützenhof dürste infolgedessen auch für die Zukunft von zahlreichen Dresdner Gesellschaften zu Wintervergnügungen uiw. benützt werden, um so mehr, als die Verbindung mit der elektrischen Bahn eine ganz vorzügliche ist. Die Scheibenschühen- gilde hat bei dem letzten 14. Deutschen Bundesschiehen in Hannover sehr mit abgeschnitten, und zwar erzielte dieselbe folgende Resultate: Auf Feldsestschciben: Ehrenpreis Stadtsteuer-Inspektor Rvbert Braune: Geldpreise Kaufmann Paul Beyer, Tachdeckermeisler E. Kinzcl s2s. Restaurateur F. Guttermann, Magnetiseur Hugo Straube, Fabrikant Aark Grob M Kaufmann Hugo «orack. Auf Staiidscslscheiben: Ehrenpreise Robert Braune. Paul Beyer. Stephan. Karl Groß, Baumeister Bernhard Nickol, Kaufmann Robert Neumann. Auf Pistolen,eslscheid«: Ehrenpreis Paul Beyer; Geldpreise Hugo Straub«. Emil Stephan, Bernhard Nickol. Auf Feld- uno Standmeisterscheiben: Geldpreise Karl Grob l2), tz. Guttermann, Emil Stephan. Aus Pistolenmeister- schribe: Geldpreis Hugo Straube. Auf Jaadscheiben: 1 Ehren- »reis und 1 Geldpreis Karl Grob- Auf Fesstcheiben: Ehrenpreise Stadtsteuer-Inspektor Robert Braune. Kaufmann Paul Beyer, Dachdeckermtlsler E. Kinzel (3 Preise). Restaurateur F. Gutter mann. Magnetiseur Hugo Straube; Fabrikant Karl Grob l2 Preise), Kaufmann Hugo Borack. —* DaL Sekretariat des Dresdner Rennverein» er sucht uns um Aufnahme folgender Mitteilung: „Infolge de» Vor gehens der Steuerbehörde in Sachen des Vereins-Totalisators» sieht " " " ' ' ' ' . Das Vorgehen der »Steuerbehörde halte den Vorstand sich genötigt, auch schon die Renne» am 4. Oktober aus- -u lassen. Da aber die Nennungen für dieselben sehr zadl- emgegangen sind, wird dieser Tag aufrecht erhalten. — Wie . sich der Vorstand des Dresdner Rennvereins genötigt, die ,ür den 31. Oktober angesetzten Rennen au stallen zu lassen. Das Borgehen der »Steuerbehörde hätte den Vorstand eigentlich genötigt fallen zu lassen. reich elngegangen — es überhaupt nn nächsten Jahre wird, ob in demselben Rennen abaehalten werden können, hängt von der Entscheidung des ein geleiteten Prozesses ab.* —* Iugendspiele während der Mickaelts- ferien für Knaben werden Montag, Mittwoch, Donners tag und »Sonnabend von halb 5 bis halb 7 Uhr nachmittags auf dem umzäunten Platze der Güntzwielen an der Lennsstraße ab- aehalten. Jedes Kind, das die Schule besucht, kann sich an den Spielen beteiligen, ohne dafür etwas zu bezahlen. Ein Leiter der Iugendspiele des Gemeinnützigen Vereins hat diese Spiele eingerichtet und Herr Oberlehrer Dr. Sie,ich als Vorsitzender des Spielausschusses des Gemeinnützigen Vereins die Spiel- aeräte zur Verfügung gestellt. Dienstag und Freitag fallen die Spiele aus. da für tue!« Tage Ferienwanderungen angeletzt sind. — Die „Blätter für Volksgesundheitspflege* schreiben über das Radfahren der Frauen: Nicht ohne Berechtigung wird dem Radfahren die Schuld für manches Frauenleiden gegeben, und die Erschütterungen, die auf dem Straßenpflaster und bei sonstigen Unebenheiten des Bodens den Körper während des Fahrens wegen der eigentümlichen Sitzart unmittelbar und bedeutend stärker als im Wagen treffen, müssen sich oft um so folgenschwerer äußern, als der geschnürte Oberkörper der Frau nicht ein genügendes Ausweichen der e'nzelnen Organe ber einem solchen plötzlichen Stob gestattet. Andererseits aber sollen gerade unsere Frauen hinaus in Wald und Feld, besonders sie dürfen sich nicht äugst- sich abschliehen von gymnastischen Hebungen, und so würde aus doppeltem Grunde das Radfahren für sie zu den gesundesten Be wegungen gehören, wenn sie mit einiger Verständigkeit den mög lichen Schädigungen vorzubeugen wissen. Dazu gehört in erster Linie, daß die Frau ohne Korsett daS Rad besteigt: Herz und Lunge sowohl wie auch die Unterleibsorgane dürfen beim Rad fahren keiner Beengung von außen unterliege», sie müssen eine vollkommen freie Beweglichkeit haben, ohne welche besonders eine genügende Ausdehnung der Luirae undenkbar ist. Und um diese Ausdehnung auch nicht durch die Haltung zu beeinträchtigen, soll die Radlerin aufrecht wie beim Resten und nicht mit vorn- übergebeugtem Oberkörper auf dem Rade sitzen, auch soll sic wie beim englischen Reiten sich auf den Pedalen im Sattel heben, wen» Unebenheiten kommen, um die dadurch für den Körper schädlichen Stöße zu vermindern. Einige Aufmerksamkeit auf den Weg läht die Erschütterungen durch mehr oder weniger grobe Löcher vollkommen verhüten und beseitigt damit eins der größten Bedenken, welches die Aerzte gegen das Radfahren der Frau äußern müssen. Unbedingt ist im allgemeinen das Radfahren den Frauen zu gestatten, ja sogar zu empfehlen, aber freilich muß es stets mit der Vorsicht geschehen, die die Gesundheit erfordert und die notwendig ist, wenn nicht sonst zweifellose Vorzüge in das Gegenteil verkehrt werden sollen. —* Das am Tage der Enthüllung des König Albert-Denkmals in Erimmitschau an den Deutschen Kaiser gerichtete Hnldi- gungstelegramm ist in nachstehender Weise beantwortet worden: Berlin, den 19. September 1908 Herrn Bürgeimeister Beckmann. Crimmitschau. Seine Majestät der Kaiser und König haben die Meldung von der Errichtung eines Reiterstandbildes Seiner Ma jestät des Hochseligen Königs Albert von Sachsen gern entgegen- genommen und lassen für den Huldiguiigsgruß der zur Ent- dnÜungSsei« versammelt gewesenen Bürgerschaft bestens danken. Auf allerhöchsten Besebl der Geheime Kavinettsrat. I. A.: V. Valentin. Geheimer Lbec-Regierungsrat. —» Schwurgericht. Zwei der schlimmsten Raubgesellen haben sich wegen schweren und einfachen Diebstahls und räuberischer Erpressung vor den Geschworenen zu verantworten: es sind dies der 1879 in Dresden geborene Arbeiter, frühere Schlosser August Gustav Viehisch und der 23>ährige Schweizer, jetzige Schlosser Hugo Arthur Hertwig anS Hainichen. Beide sind wiederholt vor bestraft. Am 26. August erst standen sie vor der 2. Feriensttas- kammer und wurden verurteilt. Bießlich zu einer Gesamtstrafe von 7 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 10 Jahren Edrve tust, Hert- wia zu 6 Monaten Gefängnis. Sie wurden damals überführt, in Gesellschaft eines gewissen Scholz im Sommer 1900 ans dem Friedrichstädter Girterbahnhose eine Anzahl Eisenbahnwagen er brochen und ausgeraubt zu haben, sowie mit Waffen versehen in mehiere in Loschwitz gelegene Villen eingedrungen zu fein, um daselbst zu stehlen, endlich versucht zu haben, einen nn der Wettiner Straße gelegenen Laden zu erbrechen. Die Seele der auSgesührten Unternehmungen war damals Bießlich und auch heute erscheint er wieder als Hauptangeklagter. Er hat früher eine Zeit lang bei der Güterumladestelle gearbeitet und dort die Kantmenlnhabrrin Boh,tisch kennen gelernt, auch deren Wohnung, Gärtnerstraße 5. erfahren und endlich die Beobachtung gemacht, daß die Wirtin Mittwochs und Sonnabends stets größere Geldbeträge elnkassierte. Sofort reift« in B der Plan, die Frau in ihrer Behausung zu berauben. Lange aber bot sich kein« Gelegenheit. Bleßlich und Hrrtwla verließen deshalb in Gesellschaft «ine» gewissen Lehmann einstweilen Dresden, um sich ein wenig in der Welt umzusrtz«. B- hatte angeblich ISO Mt. erspart, nahm diese» Geld mit und rüstete sich und leine Begleiter mit Gewehren, Revolvern und Dolchen au» DaS saubere Kleeblatt reiste nach Nürnberg, wv Lei,mann verblleb. und Bießlich und Hertwig wandten sich nach München. Da» Geld ging bald zu Ende, und nun ging» wieder nach Dresden. Am Avenv deS 18. Juli wurde der langaeplante Raubzug ausgeführt. B. war mit den Berhältntsien der Vohntsch aufs Genaueste vertraut, und in der Nacht gingen die beiden Räuber, nachdem sie sich die Gesichter mit Ruß beschwärzt und sich falsche Bärte angeklebt hatte», ln das Hau» Aärtnergasse 5. Es gelang ihnen nicht, ohne weiteres in dle Wohnung zu dringen, vielinehr nahmen sie ihren Weg Über daS Dach und begannen nun. dle Zimmer nach Geld und GeldeSwert zu durchsuchen. Sie ent deckten in einer Lade jedoch nur einen Beutel mit 68 Mt., den Hertwig a» sich nahm. Inzwischen war Frau B. durch rin Ge räusch aufmerksam geworden, öffnete die Tnr und stand zu ihren, Schrecken den beiden Einbrechern gegenüber. Hertwig ergriff mit seinem Raube sofort die Flucht, während sein Komplize unter Drotiredrn verlangte, die Frau solle ihm den Aufbewahrungsort ihres Gelbe» verraten. Zitternd vor Angst erklärte dle Frau, sie bade nichts, worauf der Räuber erwiderte: .Sie sind ein Kind des Todes, wenn Sie mir nicht Ihr Geld geben.* Er letzte idr hierbei de» Dolch aus die Brust und drängte sie in ihr Bett. Dann nistete der Einbrecher sich zum Ausbruch, wusch sich Gesicht und Hände und ging aus drniselben Wege, den er gekommen war. wieder zurück. Er erreichte unbemerkt die Straß«, traf noch in derselben Nacht leine» Komplizen und teilte mlt ihm da» geraubte Geld. Die Polizei erhielt erst Kenntnis von dem Uebcrsall. als die beiden Verbrecher bereits über alle Berge waren. In der Haiiptverhandlung sind beide Angeklagte geständig, bestreiten aber, die Absicht gehabt zu haben, einen Raub auSznfülzren. Bießlich zeigt sich äußerst frech und nicht dle geringste Reue, während Zein minder verdorbener Komplize seine Tat zu bereue» scheint. Die Geschworenen lehne» mildernde Umstände ab und der Gerichtshof erkennt gegen Bießlich aus eine Geiamlstrase von 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, gegen Hertwlg auf ins gesamt 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus uno 5 Jahre Ehrverlust, egen beide auch auj Stellung unter Polizeiaufsicht. Da- Gericht edauert, gegen Bießlich als einen gefährlichen Feind der Mensch heit nicht auf ein höheres Strafmaß zukommen zu können, ver dient hätte er es schon. — Amtsgericht. Der Kaufmann Mar Tantau, in Adelaide geboren, war als Leiter eines Ziaarren-Filialgeschäfts tätig, machte aber auch für einen anderen Prinzipal einen Laden auf, d. y. er wollte zwei Herren dienen. Um nun die gutgehende Spezial marke seines derzeitigen Gefchäftsherrn auch in dem neuen Unter nehmen mitführen zu können, entwendete er mehrere Tausend Zigaretten ans dem alten Geschäft und schob andere Marken dafür unter. Die Zigaretten repräsentierten einen Wert von 330 Mark. Ferner wird der Angeklagte des versuchten Betrug- de- schuldigt, weil er einem Kunden für den Preis der besten Sorte eine mrnderwertige Marke geliefert, dies aber verschwiegen hatte. Hätte der Kunde sich nicht erst erkundigt und den Preis sofort bezahlt, dann wäre er um 60 Mark geschädigt worden Das Urteil lautet auf 2 Monate 1 Woche Gefängnis. Die Strafe gilt bis cnff 1 Monat verbüßt. — Der 1859 geborene Arbeiter Friedrich Otto Gabriel in Vorstadt Cotta war am 6. Mai vom Schöffengericht wegen groben Unfugs zu 15 Mark Geldstrafe oder 3 Tagen Hast verurteilt worden. Die Bezahlung der Geld strafe wurde ihm auf sein Ansuchen bis zum 20. Juli gestundet Gabriel ließ diesen Termin verstreichen und rührte sich nicht. Es erging darauf «egen ihn am 22. Juli Haftbefehl, der ihm am 26. Juli mündlich durch einen Gerichtsdiener mitgeteilt wurde. Dieser stieß bei der Verhaftung auf den heftigsten Widerstand, so daß er sich von der nächsten Polizeiivache Unterstützung erbitten mußte. Die Abführung zur Polizeiwache erfolgte unter größten Schwierigkeiten. Gabriel zeigte sich, höchst renitent und be schimpfte den Gerichtsdiener, wie den zur Unterstützung des letz teren hinzuaerufcnen Gendarmen, an dem sich Gabriel auch tät lich vergriff. Auf dem Wege zur Hauptwache wiederholte der Arrestant die Widerstandsszenen auf der Straße, bis schließlich seine Ehefrau hinzukam und die Geldstrafe deckte. Obwohl der Beamte in seinem Rechte lvar, sah er nunmehr von der weiteren Ausführung des Haftbefehls ab. Gabriel kam aber wegen des Widerstandes und der Beleidigung der Beamten unter Ankkvae, Das Urteil lautet auf 4 Monate Gefängnis und sofortige Jnhaft- nähme. Amtliche Bekanntmachungen. Auf Vorschlag des Herrn Stadtbezirksarztes und nach gut achtlichem Gehör des Aerztlichen Bezirksvererns Dresden-Stadt hat der Rat „Verhaltungsvorschriften bei der Pflege von Scharlach-, Diphtherie- und TvphrrSkranken", welche wichtige Ratschläge, und zwar namentlich für die besonders gefährdeten Personen der Umgebung solcher Erkrankter enthalten, aufgestellt. Druckabzüge von diesen Verhaltungsvorschriften, welche hierdurch zur Nachachtung empfohlen werden und bei dem Auf treten von. Krankheiten der bezeichneten Art zur Verteilung ge langen sollen, werden durch die Wohlsahrtsbezirkswachen auf Ver langen an hiesige Einwohner unentgeltlich verabfolgt. TageSgeschichte. X Deutsches Reich. Den Abschluß der Tagung des Inter nationalen statistischen Instituts bildete ein Festmahl im Zoologischen Garten. Präsident Inama-Sterneag brachte ein Hoch aus den Kaiser aus, aus den die ganze Welt bewundernd blicke. Der Minister des Innern Hammcrstein würdigte darauf die Bedeutung der Statistik. Die Arbeiten oes Kongresses hätten die höchstgespannten Erwartungen übertroffen. Redner schloß mit einem Hoch auf den Kongreß. Levasseur-Paris pries das mter- nationale Zusammenarbeiten, die Verdienste Deutschlands um die Statistik und gedachte der Wirksamkeit HammersteinS in Lothringen. Redner trank auf die deutsche Regierung. Die An- mehreren liübschen Kopien bestehen. Selbständigere Wiedergabe verraten schon die aus der Reile nach der Riviera und Südfrank- reich (1820—21) entstandenen Landschaften in dem gleichen Raume, zu denen auch noch eine figürliche Skizze des KupserftichkabinettS zu rechnen ist. Hier sehen wir auch ln den vier .Ansichten von nnd bei Freiberg" (1823) frühe Proben von Richters graphischer Tätig keit. Blätter, die außer der sauberen Ausführung sonst wenig An ziehendes bieten Reichere Anregung und technische Förderung gewann der Künstler erst durch eine italienisch« Reise (1824 bis 1826). die ihm neben zahlreichen, oft erst in späteren Jahren ver werteten Skizzen auch seine ersten Oelgemälde einbrachte. Scbon ein flüchtiger Vergleich zwilchen dem als frühesten Orlaemälde bezeichneten „Jnntale" und dem noch merkwürdig lustlosen „Watzmann" (1824) mit den nur d»rch Jahreslängen davon ge lrennten „Rocca dt Mezzo" und .Tal bei Amalsi* mit dem präch tigen Ausblick ausS Meer zeigt, daß der Künstler in eine andere Schule als die des pedantischen Zingg gekommen war. Jahrelang noch mußten die hier gewonnenen Skizzen und Eindrücke in der Heimat, wo Richter an der Meißner Zeichen!chuie eine be scheidene Stelle erhalten hatte, für seine malerische Begeisterung Vorhalten. Bilder wie „Civitella". „Arlcla". .Basar". .Grotta Ferrata* und Radierungen .Malerische Ansichten aus der Um gebung von Rom" entstanden so ans Grund der zahlreichen an Ort und Stelle entnommenen Skizzen, bis dann in, Anfänge der 30er Jahre auch das Interesse a» der neuen Heimat tn schüchter nen Handzeichnnngen zum Durchbruch kam. In dieselbe Zeit tl832) fallen auch Richters erste illustrative Versuche, die in ver bekannten Zahrsschen Biblischen Geschichte als Steindrucke V« Wendung fanden: sie bieten trotz eines recht ansprechenden Kompo sitionstalentes im gründe freilich nur wenig Charakteristisches. Erst ein 1835 unternommener Ausflug in die Sächsische Schweiz und da« Bödmerland — die geplante zweite italtrnbche Reise ver eitelte leider familiäres Mißgeschick — läßt den Künstler die eigen artigen Reize der deutschen Landschaft voll erfassen, er wird in jenen sonnigen Tagen glücklichen WandernS der deutsche Land schaftsmaler nnd LandichastSzeichner der fleißige Mitarbeiter an «Heorg Wiegands .Malerischem und romantischem Deutschland , in dem er dir Sächsische Schweiz, den Harz, Franken und daS Riesengebirge in einer stattlichen Anzahl feiner nnd charakteristischer Blätter ichilderte. Es ist zu bedauern, daß da» Kuvkerstichkabtnett neben den zehn .Ansichten merkwürdiger Gegenden in Sachsen* ,18W> nicht auch mehrere Blätter vieler schönen Serien zur Aus stellung gebracht hat. Besonders hatte e» der böhmische Schreckrn- ftetn tzrm Maler onaekan. den er ungemein reizvoll und mit de- sondern Vorliebe wiedergegeben bat: außer zu mehreren kleineren Bildern und Farbenzeichnungen gab er dem Meister auch die An regung zu dem großen Gemälde der „Uebersahrt" (1837) in der Dresdner Galnie, daS nicht nur ein persönliche» Erlebnis de« Malers überzeugend schildert, sondern auch die stimmungsvollste bildliche Wiedergabe des bekannten Goethetchen Gedichtes »Ich fuhr von St. Goar" brelet. Das Kupferstichkabinett besitzt die figürlichen Bleistiftskizzen zu vielem Gemälde, die vor allem da- liebevolle Naturstudium, sie Sicherheit der Technik glänzend beweisen. Die 1836 erfolgte Berufung an die Dresdner Akademie besserte im Verein mit zahlreichen buchhändlrrischen Anftiägen auch die äußere Lage Richters wesentlich auf. Zwar lassen die zunächst folgenden Illustrationen zu Marbachs ^Deutschen Volksbüchern" und Lullers „Geschichte des deutschen Volkes", ebenso wie die späteren zu Bülaus „Deutscher Geschichte", Richters besonderes illustratives Talent weniger hervortreten, da ihm die wuchtige Kraft historischer Darstellung nicht sonderlich günstig lag. Dagegen zeigen .Reinecke Fuchs* und die 1842 erscheinenden Zeichnungen zu den Volksmärchen von MuiäuS Richters Begabung für daS Sinnige und Gemütvoll« auf das Deutlichste, Dir in der gleichen Zelt emletzende Mitarbeiterschaft an Nieritz' „Sächsischen VolkS- kalender" und weiteren folgenden „Volksbüchern" wechselten nun mit Bildern aus dem Rlcsengedirge und den Arbeiten an dem Dresdner Theatnvoihang. von dem ein Waffelfarbenblatt im ersten Kabinett der Kunstausstellung eine treffliche und bistorisch wichtige Skizze bietet, in raschem Wechsel ab. Einen Nachklang zu der Beschäftigung mit den Volksbüchern bildet das große Bild der „Genoveva" (1813). und die 1848 entstandene Radierung desselben Stoffes, dle leichte Abänderungen zeigt. Dle große „Abend andacht" des Leipziger Museums folgte 1842, der„Dorfgeian", der etwas drastischer die Töne mischt, 1845, wogegen aus dem Dresdner »Brautzug* (1847), zu dem ihn der Anfang des zweiten Aufzuges von Wagners .Tannhäuser* merkwürdiger Weise inspirierte, wieder der volle lyrische Zauber deutschen Frühlings und deutschen GemütS liegt. Mit diesem Werke ist die Reihe der größeren Oelbtldei für Richter abgeschlossen. Seine Lehrtättgket». die Aussührung radierter Blätter für den .Sächsischen Kunstverein", von denen die Ausstellung des Knpfrrstichkobinett» «ine große Reibe bietet, darunter die bekannten .Herbstabrnd*. „Rübezahl* und vie innig schöne, stimmung-reiche .Cbristnacht*. ferner die Zeichnungen zu den ! Holzschnitt-Illustrationen, für dir er sich innerhalb und außerhalb Studenten- und Volkslieder, die Mitarbeit an Georg Scherer- .Illustrierter Jugendzeitung". die Illustrationen zu Campe» .Robinson*. CoitaS „Bibel*. Hebels alemannischen und ClauS Grolhs plattdeutschen Gedichten. Bechstein» Märchen rc. Auch zu Goethes Dichtungen und Schillers „Glocke* schuf er zahlreiche Blätter, von denen die elfteren später zu einem stattlichen Goelhe-Album vereinigt wurden. Mil großem Geschick vermochte der Künstler in allen dielen Schöpfungen das charakteristische Moment der Darstellung mit sicherem Griff herauszuheben, wobei er durch die liebevolle Gestaltung der Personen und das nötige Beiwerk die jeweilige Stimmung gut zu erhöhen wußte. Größer, freier und selbständiger «scheint der Meister noch in den mit den 50« Jahren elnsetzenden. anfangs bei Georg Wiegand, später im Verlage seines SohneS Johann Heinrich Richter erscheinenden Holzschnittfolgen, wie „Beschauliches und Er bauliches*. „Vaterunser*. „Sonntag". „FürS HauS . „Unser täglich Brot" u. a. m, die. in der Folgezeit von AlfonS Dürr in Leipzig über nommen. jetzt auch zu ermätzigten Preisen im Kunsthandel erhält lich sind. In diesen Arbeiten steht Ludwig Richter aus der Höhe seiner meisterlichen Künstlerschaft. durch sie wurde er tn Wahihelt der Künstler des deutschen Volkes und deutschen Haules, der di» heute unübertroffene Darsteller deutscher Kinderlust und HerzenS- fceude Etwas Sonniges, durch nnd durch LebendejabendeS ruht auf allen dielen Blättern; sie erscheinen als die rechte Panacee. als der wirksame Jungbrunnen gegen moderne Nervosität und Tekadenze. sie sind ein wirklicher Schatz echter deutscher Kunst, von dem wenigstens einige Stücke in ,eder deutschen Familie zu sehen sein sollten. In dielen Werken trifft Richter den rechten Herzens- ton. spricht er am eindiinglirhste» zur Seele deS Volke«, und lehrt eS, gleich lbm mit unwandelbarer Treue an seinen Idealen festzu halten, Wle er in seinen besten Landschaften den idealen Charakter heimatlicher Natur In klassischer Darstellung zum Ausdruck brachte, so gibt er hier die unübertroffene Schilderung des Glückes in^r Beichränkung. — ,edes dieser Blätter ist ein wahres „Glück im Winkel". — Erinnern wir nnS noch daran, daß der Mein« außer leinen nach Tausenden zählende» künstlerischen Schöpfungen feinem Volke in den „Erinnerungen eines deutschen MalerS" ein litera risches Werk von gewissenhaft« Treue und retnstem HerzenSton geschenkt hat. daS mit den „Erinnerungen" von Kügelgen zusam men ein stkmäarä-vork Dresdner Lebens auS verflossenen Jahr» Hunderten ist, so glauben wir auch unsererseits einen bescheidenen Teil deS Tankes, den das deutsche Volk und dir deutsche Kunst Ludwig Richter schuldet, zu deS Meisters Jahrhundertfeier in geziemender Welse abgetragen zu haben. —ff.
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