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- Erscheinungsdatum
- 1903-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190309229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-22
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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Versammlung kann mit einfacher Stimmenmehrheit beschließen, ven nach Zahlung von 6 Proz. Dividende an die „Borzugsaktlen Lit. -i" und „Aktien Lit. X" verbleibenden Reingewinn ganz oder den, bis eine weitere Generalversainmlnng der Gesellschaft späte stens bis 1. Februar 1904 durch Beschluß festgestellt haben wird, Bank den zugezahtten Betrag an die Gesellsckmst zur Auszahlung bringen. Im anderen Falle zahlt die Dresdner Bank den zu gezahlten Betrag ohne Zinsen an die Zuzahlcnden zurück. Die ttnraklunoen sind I»r Hälsl^ lasnrt »nd zu eine»! 'Vierteil am Mühlmann ged. Behnisch au» Koselltz, zuletzt hier wohnhaft ge wesen. vor der 5. Straikammrr zu verantworten. Tie Angeklagte wobnte im Sommer mit ihrer Tochter. 4 Enlellindem und einem wiährigen Pflegekinde, dem Knabe» Göpserl, zuiamme». Letzterer war der Angeklagten ein Dorn im Auge, obwohl sie ihn selbst als kleine» Kind aus der Frauenklinik in Leipzig in Pflege genommen »alte. Der Knabe hatte häufige Mißhandlungen zu ktdulve», obwohl er von Hausbewohnern als willig und iolgsam geschildert wird. Am 4. Juni befand sich die M. mit dem Knaben allein in der Küche. Als der Knabe nichts ahnend am Fenster stand, schlich die M. von hinten heran nnd goß dem Kinde l'/s Liter kochendes Wasser in den Racke». Rasend vor Schmerzen kroch der Knabe vor Angst unter die Ofenbank. Ei» herbeiaerusener Arzi tonst»- lierte schwere Beibrennungrn an Rücken. B>ufl nnd Anne» nnd Zuzählungen sind zur Hälfte sofort und zu einem Aierteil am ordnete die llnlerbringung des sklnververletzte» Knaben im Kranlcn- 15. November 1900 und zum letzten Bierteil am 16. Januar 1904 Hauke an. wo er sich noch befindet. Da an den verbrannten Stellen sich neue Haut nicht bildete, hat sich eine Hautanfpflanzung nötig gemocht. Der als Sachverständiger In der Hauptveihnnd- lnng vernommene Ar,t bezeichnet die dem Knaben zugesüaten Besetzungen als lebensgefährliche, da etwa ',/> der Korperoberfläche verbrannt ist. Bei Verbrennung des drille» Teils der Körperbau! trete der Tod ein. Die Mühlmann sucht de» traurigen Vorgang auf einen Nngliicksfall zurückzusühre». findet aber keinen Glauben. Das Gericht diktiert ihr 2 Jahre Gefängnis z». Amtliche Bekattntmachminctt. Die bisher im Grundstücke Oppcllstraße 22 befindliche Wohlsahrtspolizei-Inspektion des 13. Stadt bezirks (Leipziger Vorstadt, östlicher Teil> Ivird heute vormittag nach Bischofsplatz 4, 1. Obergeschoß, verlegt werden. Daß dl- zu bewirken. Die Anteilscheine lauten aus Namen und sind durch Abtretungserklärung oder Indossament übertragbar. 'Dieselben sind mindestens aus der Hälfte des jährliche» Reingewinns nuitels Auslosung und Einlösung nach dein Nennbeträge oder durch frei händigen Rückkauf zu tilgen. Im Falle der Auslösung der Ge sellschaft wird der »ach Befriedigung der Gläubiger verbleibende Teil des Gesellschastsvermogens vorerst — und vor allen Aktien — zur, gleichmäßigen Tilgung der etiva noch vorhandenen Anteil scheine bis zum Nennbeträge verwendet. Auch an derzeitige Gläubiger der Gcsellscl-aft, >velcl)e zur Abfindung ihrer an erkannten Forderungen Anteilscheine bezw. Anweisungen auf solche nehmen, werden solch« ausaegcben. Die durch Zuzahlungen er langten Beträge sind zur Deckung der Kosten der Durchsührnng der heute gefaßten Beschlüsse, zur Fertigstellung der Anlagen und Einrichtungen in Kohlmühie und Schnitz, soivie als Betriebs' kapital zu verwenden. Ter durch die Zuzählungen erzielte Buch gctvinn ist zur Deckung der Unlerbilanz und zu außer' ordentlichen Abschreibungen nach Ermessen des Anffictsts- rals und Vorstands zu verwenden; soweit er hierzu nicht ersorder sich ist, ist er dem gesetzliche» Reservefonds zuzusühren. Der durch Ausgabe,von Anteilscheinen behufs Tilgung von Schulde» erzielte Buchgewinn ist zu außerordentlichen Abschreibungen und Rück lagen nach Einneffen des Aussichtsrats »nd Vorstandes zu ver- lvendet. — Die Gesellschaft wurde im Jahre 1872 gegründet nnd arbeitete ursprünglich mit einem Aktienkapital von 1 200 0M Akk., das im Jahre 1896 durch Zusammenlegung der ''Aktien von 4 zu 3 um 300000 Mk. auf 900 000 Mk. herabgesetzt wurde. Im Jahre 1899 machte sich eine erneute Sanierung notwendig und zwar wurde auf die Aktie von 300 Mk. eine Zuzahlung von 100 Akk. cingefordert, die auch von sämtlichen Aktionären geleistet wurde. Der im März 1901 beschlossene und seitdem serliggcslclltc Neu bau der Anlage Kohlmnhle bildete das Schmerzenskind der Sebnitzer Papierfabrik. Dieser Neubau war hauptsächlich auf Beo anlassung der Berlagsfirma August Scherl G. m. b. H. in Berlin mit einem Kostenauswandc von 4 Mill. Mk. errichtet; aber August Scherl trat, da der Papierliefcrungsvcrtrag infolge Fehlerhaftig keit der, Maschinen nicht innegehalten werden konnte, zurück, wo durch die Gesellschaft in eine äußerst schwierige Lage geriet. Die Lieferanten und größeren Gläubiger mußten schließlich für ihre Forderungen Vorzugsaktien in Höhe von 1876 000 Mk. in Zahlung nehmen, sodaß das Aktienkapital gegenwärtig 2 776000 Mk. be trägt. Ferner besteht noch eine auf Altsebnitz zur ersten Stelle eingetragene Hypochekarameihe von 861900 Mk., und schließlich werden ln der Bilanz p« l902/03 Hvpothcken in Höhe von 1 500000 Mk. aufgefichrt, die unseres Wissens aus der Anlage Kohlmühle hypothekarisch eingetragen sind. In den Aktiven wer den die Grundstücke, Immobilien und Maschinen mit 4 844354 Mk. bewertet. — Nach dem sozialdemokratischen Parteitage bat am Sonntag »och eine Konferenz der preußischen P a r t e i t a gs d e l eg i ert en im großen Saale des „Volks- liauics" stattgesunden. Mg. Bebel, der die Verhandlung leitete, führte aus: Die Konferenz sei berufen worden, »in noch einmal anszulprechen: Die Sozialdemolraten geben bei den preußischen LandtngSwahlrn zunächst selbständig durch Ausstellung eigener Wahliiianiier und Abgeordnete» vor. Bet den Uttvahlstichwahle» werde» die Sozialdcinokraicii fick die libe- iüle» Wablmäiiner stimmen, wenn dicielben e>llärt habe», daß sie auch einem iozialdrinokratticben Abgeordneten ih»e Stimme geben werden. Sollte» die Liderale» die getroffenen Vcreinda>unge» nicht halten oder de» Sozialdemokraten die ilmea gebührende Vertretung nicht gewähren wolle», dann iei es den Sozialdemo kraten bitterer Ernst, die Livernle» »nnnchsichtlich durchsallen z» lassen. Dadurch entstehe alleidings die Gefahr, das; aus dem preußischen Mgevrd„ete»hci>ise der Liberalismus vollständig »er schwinde und daß für Preußen reaktionäre Geletze, womöglich, wie man schon einmal versucht bade, ein sogenanntes kleines Svziali'ien- geietz, d. b. eine Beschränkung des Vereins- und Vermin,nsiings- rechtS, geschaffen würde. Einmal iei »bei eine lvlchc Gefahr mich setzt nicht ausgeschlossen, anderrrieis würde man es sich vielleicht »och überlege», ehe man einer Katastrophe enigegentieihe. Die Sozialdemokraten wiiiden nlsdnnn nicht ans die Sttaße steigen, es bleibe ihnen nber die Tribüne des Reichstags, von der ans sie den Reichskanzler interpellieren können. Pflicht der Genossen in ganz Preußen iei es, Alles aufziibieten, damit wenigstens der moralische Eriolg ein großer werbe. (Stürmischer Beifall.1 Es siehe viel ans dem Spiele, es müsse aus nllc Fälle der energische Versuch gemacht werden, einige sozialistische LandlagSnmndate z» gewinnen. Solle es diesmal nickt mögicb iei». dann iei zum wenigsten ein Anfang gemacht. Wenn die Liberalen durch ihr etwaiges Verhalten ihre 'Niederlage sehen werden, dann werde» sic bei den nächsten Wahlen zweifellos anders handeln. (Stürmischer Beifall.) — Redakteur Dr. Adler (Kiel): In Kiel sei es aus Anlaß der Wahlbeteiligung bereits im liberale» Lager zu argen Zw ist ig ke i len gekommen Es sei das ei» Vorgang, über den die Sozialdemokraten nur Schadenfreude empfinde» können. Er cki der Meinung, die Librialcn, selbst der Eugen Ricdtersche Flügel, werde nach der Zahl der Krücke», die ihnen die Sozialdemokraten bieten können. Zugeständnisse machen. Ferner balle er es für erforderlich, überall, wo auch nur Aussicht vorhan den sei. 2 Wahlmänner durchzubringen. sich zu beteiligen. Es iei dies notwendig, damit sich die Genossen üderall im Kninpfe stählen nnd andererseits behufs Feststellung der Zahl sozialdemokratischer Äahlmänncr. Im wetteren halte er cs sick notwendig, eine um fassende Organisation zu treffen. Es seien Provinzial-, Kreis-, Bezirks- und Lokal-Wahckvmitees je nach Bedickfiiis »nd ent sprechend den örtliche» Verhältnissen z» bilden. — Abg. Singer: Die Organisation müsse de» einzelnen Orte» Vorbehalten bleibe» Die Konierenr solle »nr die Richtschnui geben, welche Taktik die Genossen zu beobachten habe». Er stelle ieff, daß die von Bebel gegebene Richtschnur keine» Widerspruch gefunden habe. «Lebhafte, Beifall.) Es werde daher keiner besonderen Abstimmung hiernve, bedicksen. (Ruck: Nein!) Wie weit man berechiigt tcin werde, Abgeordnetenmandate zu erlangen, ob 1 oder 2, Inssc sich heute »och nicht sagen, das hange vollständig von der Zahl der gewählte» sazialdemokralischen Walfliiiänner nb. Jedensnlls sei cs notwendig. ^ sofort an die Orguiifinlion zu geben, da die Reichstagswablkrcche Herzog Franz Ferdinand von Ocstcrrcich^stc, Kaiser! mit den Londiaaswahlbezlrken sich keineswegs decke». -- Dr, Hoheit, ä I» m.ito Meiner Marine gestellt, welche Arons: Die Porter als solche müsse daran sesthnlten, daß bei - . -- Stichwahlen für de» liberalen Wnhliiiann zu stimme» sei, wenn vorher die geforderten Garantie» gegeben worden seien. — Nach »och längerer Besprechung wurde nns Ansiag des Abg. Singer beschlossen, die Gelder für die Landtagswahl-Agiiaiion durch Glündnng eines Landtags-Zeittralwalstsvnds zu beschaffen. Der Vorsitzende Aba. Bebel schloß darnach die Konferenz. Es waren 120 preußische Landtagswahldezirke duich Delegierte vertrete». — In der Te»tschen Städtca ns stell nag wird beute Herr Schriftsteller Hermann Halter im roten Saale des AnS- slelliingspalnstes nachmittags 3 Uhr über Abteilung I (Tiefbau) und abends h«6 lkhr iider das Thema „Die Stadt als soziale Einheit" sprechen Die für heute »»gekündigte Gcsangs- aufführung Dresdner «Schulkinder, unter Leitung des Herrn Kantors Nönihiid. findet nicht statt. — Landgericht. Der ans Bachwik gebürtige Schweizer Karl Kasimir Nenlitz wird beschuldigt, in Rvchwitz einige» Mit- bedlrnstetrn geringe Geldbeträge gestohlen »nd ,n dem Zwecke auch eine» verschlossenen Koffer mittels Naclnchlüsscls zu offnen versucht zu habe». Trotz deS Leugnens des Angeklagten hält das Gericht den Schuldbrweis für erbracht »nd verurteilt N. zu 2 Monaten 2 Wochen Gefängnis — Vo» der Anklage, durch Fabrlätsigkeit dieKörperveiletznna einer Straßenpassnntin verursacht zu haben, wirb der Kutscher Julius Jonathan Rohioff ans Glem- borzek sreiaesprochen. - In geheimer Sitzung wird wider den KausmannSlehrllna Pnul Willv Morgenstern ans Frniiensteiii wegen widernatürlicher Unzucht verhandelt Da» Urteil lautet ans 1 Monat Gefängnis. — Wegen vorsätzlicher gefährlicher Kvrver- verletzung bat sich die 70>äh,ige Privat» Henriette Wilhelmine allen Dresdner klällern voran infolge ihres täglich Smaligcn Erscheinens ihre Leser über alle wichtigen Vorgänge in der ganzen Welt miss schnellste unterrichten, ergibt sich ans folgenden Tatsachen: In die Morgenausgabe, die den Lesern in Dresden und den Vororten durch eigene Boten oder Kommissionäre zugestellt wird, finden Ausnahme: alle von nachmittags 4 Uhr bis morgens 2 Nsir ein gehenden auswärtigen Depeschen und Berichte iider Vor gänge in Dresden und Sachsen (Politische Nachrichten, Kritiken über Theatervorstellungen, Stadtverordnctcnbcrichte, große Festlichkeiten am Abend vorher rc.). Diese Nach richten können alle nur abends erscheinenden Blätter erst am folgenden Abend bringen. Die Abendausgabe, die den Lesern in Dresden und den Vororten noch an dem selben Tage zngcstellt wird, enthält alle von morgens bis nachmittags 4i Nbr eingehenden auswärtigen Depeschen, Nnäpichtc» und Berichte ans Dresden lind Sachsen (Politische Nachrichten, ausführliche Theaterkritiken, Berichte der Dresdner und Berliner Börse mit Schlußkursci. rc.). Ein nur morgens erscheinendes Blatt kann diesen Inhalt erst am nächsten Morgen bieten. Die Leser der „Dresdner Nachrichten" müssen daher über wichtige, allgemein interessierende Vorgänge fortlaufend besser unterrichtet sein, als die Leser aller anderen Dresdner Blätter. Tagesgcschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser richtete, der „Darmslädt. Ztg." zufolge, folgendes Telegramm ans Wie», den 19. September, an den Groß Herzog vo» Hessen: „Ich danke Dir für die freudige Nachricht von dem glücklichen Stapcllanf des Linien schiffes „Hessen". Die zukünftige deutsche Flotte, zusammen- gesetzt aus den gepanzerten Vertretern aller deutschen Ltämme, getauft van ihren angestammte» Landessürsicn. erfüllt vom Geiste patriotischer Gesinnung, wird, so Gott cs will, wie die Armee der Stolz, der Hort und die Zuversicht sein für Kaiser und Reich. Wilhelm." Ter Deutsche Kaiser empfing in Wien Sonntag nack>- mittag den Minister des Äentzcrcn Grase» Golnchowski und den deutschen Botschafter Grasen Wedel in besonderer Audienz Die Königin-Mutter von Spanien »nd ihre Tochter. Infantin Maria Theresia, sowie Erzherzog Enge» wollten Vormittags dem Deutschen Kaiser einen Besuch machen, trafen ihn jedoch nicht an und ließen ihre Karten zurück. Die Königtn-Mntter dop Spanien und Tochter sind gestern vormittag »ach Paris ab- grrcist. In Kiel fand die Ucbergabe des Kommandos der Marine- station der Ostsee durch den bisherigen Ehef. Admiral v. Köster, an den Admiral Prinzen Heinrich vo» Preußen statt Der Gcneralinspekteur der Marine, Admiral v. Köster, hat nach' stehendes Telegramm des Kaisers, datiert Wien^ Burg, 20. September^ erhalten: „Ich habe unter dem heutigen Tage Er.z- nnd Königs. diese ihr zu teil gewordene hohe Ehrung mit dankbarem Stolze aufnchmen wird. Sie haben dieses unverzüglich zur Kenntnis der Marine zu bringen. Das dortige Wucht schiff hat die österreichisch-unga rische Flagge, welche von Meine» im Kieler Hafen anwesenden Schiffen heute im Großtopp zu führen ist, mit 21 Schuß zu salutieren." Zur Einweihung des neuen Marineoffizier-Kasinos in Wilhelmshaven landte der .Kaiser folgendes Begriißnngs- tcleyramm ans Wien an Admiral Thomsen: „Den Einzug des Offizierskorps der Nordi'ccstation in sein neues HauS begleite Ich mit ven besten Wniiichcn und entbiete den versammelten Offizieren Meinen kaiserlichen Gruß. Möge das Haus ein Hort treuer Kameradschaft, eine Pflcgstätte edler Geselligkeit sein und echt- deutscher Secmannsgcist es allezeit umfangen! Ich gedenke Ihrer Fürsorge und Verdienste >>m den Bau des Kasinos." Ter Entwurf z»m Reich sh aushaltsctat für 1904 wird, wie schon vor einiger Zeit berichtet, bei verschiedenen Ans- gabcposteii, wie Reick-sziischuß zur Invalidcnvcrstchernng, Ver- zinfung der Rcick-sschnld usw.. Erhöh»»gen aufweisen. In dem Umfange, de» diese sämtlichen Ausgabesleigcruiigen ausweism. verschleckstert sich der nächste Etat. Eine kleine Besserung wird er insofern aufweisen, als die Position für Fehlbeträge aus früheren Jahren unter die Ausgaben nickst in der Höhe des Vorjahres eingesetzt zu werden braucht. Wenn auch der Fehl betrag, der nach dem Finalabschluß der Rcichshanvtkasse dem Reiche für 1902 verblieben ist. sich auf 30,7 Millionen Mark beläuft und demgemäß recht beträchtlich ist, so ist er immer noch nicht so hoch, wie der für 1901, der nicht weniger als 48,3 Millionen Mark betrug. Ebenso wie die Ueberschnsse, werden auch die Fehlbeträge der einzelnen Finanzjahre in die Etats der übernächsten Iakre eingestellt. Die Zeit der Uebcrschüsse ist leider schon seit nieyreren Jahren vorüber. In den Etat für 1901 konnten noch 32,6 Millionen Mark als Ucberschnß aus dem "ahre 1899 eingestellt werden. Von da ab verschwand diese „osition aus den Einnahme,, des Eiais, und statt ihrer wurde» wieder die Ausgabepositionen der Fehlbeträge ausaesnhrt. Ter in den Etat für 1902 einzustellende Fehlbetrag machte noch keine ehr erhebliche Summe aus; er belief sich auf l,8 Millionen Mark; im Etat für 1903 aber hatte er die Höhe von 48,3 Millionen Mark erreicht, um welchen 'Betrag der Abschluß der Rcichshauplkasse ffir 190l hinter der Elalsbalauee znrnckgeblieben war. Der in de» Etat ffir 1904 einznslellende Fehlbetrag wird sich nun etwas ermäßigen, er wird 30,7 Millionen Mark, also um 17.6 Millionen weniger, betragen. . Um diese Summe verbessert sich der Etatsanschsag für 1904 gegenüber den, für 1903 oder vielmehr um diese Summe verschlechtert er sich weniger. Wenn man den Etat für 1904 bezüglich der Wirkung,der Ergeb nisse früherer Jahre mit dem vo» 1899 vergleicht, so findet man, daß er gecen den letzteren eine Verschlechterung um nicht weniger als 63,3 Millionen erfährt. An dieser Summe kann man am besten den finanziellen Unterschied zwischen Gegenwart und Ver gangenheit erkennen. Bei der Einweihung des neue» Zivilinstizgebändcs i» Ham burg hielt der Ebel der Hambiirgischcn Jnstizve>maltnng eine An- jprcicbe, in welcher er sich entschieden für die weitere Zuziehung von Laien zur Rechtspflege aussprnch. Er beklagte die Enlfernnng der Laie» ans den Stiaskamniern. Flühcr habe man in Han,bürg auch z» de» Strafkammer» Laien mit bestem Erfolge zngezvgen. Einer ferneren Bettchlecksternng des gegenwärtige» Znslandes der Rcchsiprechiing sollte voigebeugt weide» durch die Wicderbcsetznng der Nichteibonk mit einer entsprechenden Anzahl vo» Laienrichtern. Schon hätten sich gewichtige Stimmen für eine solche Reform im Reiche eihoben. Die 9 Tngung des I »t e r» a t i o » n l en statistischen Instituts wurde in Beilin im Plcnnrsitznngsinale des Reichs tags durch den Vorsitzenden v. Jnnma-Sternegg eröffnet. Als Vertreter der Behörden waren der Staatssekretär des Aeiißeren. Freiherr v. Nichthosen. der Schatzsekretär, Freiberr v. Stengel. Minister v. Haninierstei», der würilenidergischc StanlSrat ».Schicker, der sächsische Geheimrat F i, ch e r u. a. effchicnr». Minister v. Hamme,stein begrüßte die 'st»wesenden in deutscher und sraiizösjscher Sprache namens des KaiicrS. Dieser Willkom »lensginß zeuge von der Bedeutung, die der Kaiicr dem Institut beimesse. Der Msiüsier dankte namens der vrenßische» Regierung, daß man der Einladung zum Kongreß so zahlreich gefolgt sei, und gab einen Uederbsick iwer die Entnstcksiing der Statistik, die nun mehr a!s ecnste Wissenschaft angesehen werde. Ter Zweck des Instituts iei. die für die Zwecke der Statistik nnentbehrltche Ein- hcitlichtclt aller statistischen 'Forschung zu schassen »nd zu söroer» nnd durch einen Austausch der Erfnlstnngen der ganzen Wett z» diene». Der Minister schloß, indcm er de» Arbeite» des Kon gresses einen gute» Erfolg wünschte. An Stelle des Elucnvor- sitzenden Grasen Posadowsky. der, angenblicklich der Erholung bedürftig, fern von Bettin weilt, begrüßte U»tkrstaats>clretär im 'Reichsamt des Innern Hovf die Erschienene». 'Namens des Reiches versicherte er. daß die Reichsverwaltimg den Aibeiten des Kongresses das lebhafteste Interesse enlgcgcnbringe. Sodann winde ein Telegramm des Kiiltnsministcrs Sttidt verlesen, wann er bedauert, nicht persönlich zugegen sein zu tönnen und der Tagung einen günstigen Erfolg wünscht, v. Jnanim Stcrnegg begrüßte sodnnn die Anwesenden, legte den Zweck nnd die Ziele des Instituts dar und hob die bisher errcichlen Resultate hervor. Geheimrat Wilhelm! hielt namens des Organfialionskomitces eine Begriißnngsnnivrache und dankte für das Entgegenkommen der 'Reichs- und Staatsbehörden. Die Reihe der wissenschaftlichen Vorträge eröfsneie Pcoiessor Lavaffenr-Paris durch einen Vortrag über Fläche und Bevölkerung der Erde. Bei dem in Blaubenrcn i'Wnrtlemberg) stattgehabten land wirtschaftlichen Ganseste hielt der Münster des Innern v. Pischek eine Ansprache, in ver er Bezug nahm auf den sozialdemo kratischen Parteitag in Dresden. Auch durch diese neue Verschärfung der Klassengegensätze lasse sich die Regierung nicht aus dem Gleichgewicht bringe». Sre werde fernerhin bestrebt sein, nach wie vor für alle Stände, ohne Unterschied, zu sorgen. Sie sei überzeugt, daß sie sich hierbei auf alle Ordnung liebenden Kreise, zu dcneii auch die landwirtschaftliche Bevölkerung gehöre, verlassen könne. Anvererseiis dürffe aber auch errvartet werden, daß die Landwirtschaft selbständig fortschreite und nicht alles von der Staatsregierung erhoffe. lieber den Prozeß Br erdend ach wegen Soldaten- Mißhandlung vor dem Berliner Oberkriegsgericht ist noch besonders mitzuteilcn: Es wurde u. a. der Selbstmordversuch des Füsiliers Nademacher behandelt. Im Frühjahr dieses Jahres hatte sich der Rekrut ein kleines dienstliches Versehen zu schulden kommen lassen. Daraufhin ließ der Korporaischaftssührer Breiden- bach die Mannschaften auf der Stube antrcten nnd befahl ihnen, dem Rademacher die „Korporalschaslsstnge" zu verabfolgen. Dann entfernte sich der Unteroffizier ans der Stube. Nademacher, aus Angst, daß ihm Mißhandlungen bevorständen, schwang sich ans die Fcnsterbrnslnng des im dritten Stockwerk belegcnen Zimmers und schickte sich zum Sprunge ans dem Fenster an. Es gelang seine» Kameraden, den Aufgeregten noch im letzten Augenblick herabzu- ziehen und ihm sein Vorhaben anszurcden. Fiml'er Prätke sagt ans: Ich bin sehr oft, nainentlich in der ersten Zeit, von Breiden- bach geschlagen worden. Ich schätze, daß ich nundcstens 60 Mal Ohrfeigen und Faustschläge von ihm erhallen habe. Er hat mich auch mit dem Seitengewehr mißhandelt; einmal verletzte er mir einen Fanstschlag ins Gesicht, daß mir das Blut aus Mund und Nase stoß. Tann mußte ich mit dem Wischtuch den Boden von meinem Blut säubern. Oesters habe ich mich ans den Schemel legen müssen, nnd dann schlug nuch der Unteroffizier nick einer Stellstange. Der verstorbene Hill aber wurde noch viel mehr ge schlagen. Eines Tages behielt ihn der Unteroffizier aus der Stube zurück und hieß nns cmdcre hinanSgche». Da hörten wir em großes Geschrei und Hilferufen; dann kam Hill heraus und ries weinend, eben habe er sich auf den Schemel überlegen müssen, daraus habe ihn der Unteroffizier mit der StcUstange geschlagen. Ein anderes Mal ließ mich Bleidenbach in der Stube vortrelcu »nd fragte mich, ob ich schon von ihm geschlagen worden sei; ich erwiderte; „Io, -Herr Unteroffizier!" Sofort erhielt ich einen heftigen Schlag ins Gesicht von ihm; die Sache wiederholte sich, als ich das Gegenteil nnssagle. Daß wer die Mißhandlungen nicht gemeldet haben, liegt an der Angst vor dem Unteroffizier, der nns gleich von vornherein erklärte: „Wenn Euch jemand fragt, woher Ihr die vcrschwollcnen Gesichter habt, so erwidert nur, wir haben »ins am Schrank gestoßen." Nachdem sämtliche elf von Brcidcnbach mißhandelicn Rekruten vernommen waren nnd übereinstimmende detaillierte Schilderungen der Mißhand- lnngcn gegeben hatten, beantragte der Vertreter der Anklage. Oberkricgsgerichlsrat Dr. Boeder, den Kvmpagnieches, Hanpt- mann v. Grolman, und Lcntnaitt n. Hcllermaiin nicht zu verei digen. Das Gericht beschloß jedoch, die Vereidigung der beide» Herren vorzimehmen, weil ein .Hindernngsanind anS tj 199 des Reichsmiiilärgcsetzbiiches nicht vorliege. Vor Vereidigung der Zeuge» tritt Leutnant v. Hcllermaiin hervor nnd erklärt, daß er wohl öfter einen Mann angctaßt, aber niemals geichlagen habe. Auch habe er den Hill am Tage des Selbstmordes nicht mit der Faust unter das Kinn gestoßen, sondern er Hobe iam nur den Helm abgenoinmen, weil die Schnvvcnkcttcn abgerissen waren. Dann wird die Beweisaufnahme geschlossen und der Vertreter der Anklage erhält das Wort zum Plädoncr. Er führt aus; „Von einer cinz'gen sortacietztcn Handlung bezüglich der Miß handlungen, wie sic das Diviswnsgericht angenommen habe, könne nicht die Rede sein. Vielmehr müise eine Einzelznhl der Miß- Handlungen angenommen werden, ei» Standpunkt, aus den sich auch das Obcrkricgsgcricht gestellt habe. Der Gerichtsherr habe gegen das Urteil Berninng einqeicgt, weil ilim dasselbe zu mild erichien Der Fall Brcidcnbach habe großes Aussehen weit über die Grenzen Deutschlands erregt wegen der un glaublichen Roheit, wegen des tragische» Endes eines der Miß handelten, und schließlich — er müsse das hier offen aussprcchen — wegen der ungenügenden Aufsicht, die in der Kompagnie geherrscht hätte. Mißhandlungen würden nie aus dem Heere verschwinden ; aber es sei Sache der Vorgesetzten und des Gerichts, stlstematisch betriebene Mißhandlungen anszurotten. Er bedauere, daß keiner der Mißhandelten den Mut zur Meldung gehabt habe. Die größte Schuld treffe in dieser Hinsicht den Feldwebel Bischofs, der den inneren Dienst in der Kompagnie zu versehen hatte und Dresdner Nachrichten. Nr. 26». Leite ». M» Dienstag. 22. September L»N»
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