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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030920013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22, fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-20
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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Dresdner Nachpichten. Vtr. 201. Seite 2. EI Sonntag, 20. September LOOS Wien. Reichskanzler Graf Bit low hatte tm Lauf« de» Nachmittag» eine längere Unterredung mit dein italienischen Bot jchafter Grafen Nigra. Wien. In den Zillertaler Ferner» wurden zwei Berliner und ein Dresdner Alpinist. Joseph Böhm. Fr>b Reilboser und Oswald Niemer ans der Mitterbacher Schaswetde von schwe rem Unwetter überrascht. Oberhalb der Hütte, in welch«! sie über nachten wollten, fand ein Bergsturz statt. Reithose«, der die Hülle verließ, wurde niedergestoßen und erlitt mehrere Ritzwunden am Rücken. Nach wenigen Minuten erfolgte ein zweiter Berg nurz. Ein gewaltiger Block traf das Dach der Hütte und schleu derte eS fort. Die Touristen mutzten die ganze Nacht, dem Regen und Schnee ausgesctzt, das Getöse zahlreicher Bergstürze cm- boren. Am Morgen konnten die vor Kälte halb Erstarrten und Erschöpften nur unter Aufbietung aller Willenskraft den Abslie ausführen — sDas Dresdner Adreßbuch weist mehrere Josep Böhm auf. D. Red.) Wien. Priv. Tel.) Wie verlautet, leie«Ka iserW ilhelin und Graf Bnlvw in ihren Unterredungen mit hiesigen Diplomaten über die Lage aus dem Balkan auf das Entschiedenste für vollste Wahrung der Souveränität des Sultans cingetreten. Wie semer verlautet. beschlossen sämtliche Märkte eine Verbalnote mit Mahnungen und Vorstellungen an Bulgarien zu richten, um es vom Kriege zurückzuhi.lten. P st. IPriv.-Del.l In der Kossuth-Partei erklärten Kossuty und seine Anhänger, daß. trotzdem der Armeebefehl verfassungswidrig und die Absicht Ungarn inkonstitutionell zu regieren, offenbar sei, doch kaltes Blut bewahrt werden müsse. Man dürfe nicht zurückwerchen, aber auch nicht durch Erzesse Gewalt provozieren. Auch die Verhandlungen des Reichstags müßten in ruhigem Dorre gehalten werden, um nicht Anlaß zur Aussösung zu geben. — Aus Temesvar wird berichtet, daß neun zehn Soldaten desertierten. Lemberg. Dem „Slowo Polskie" zufolge wurde gKtern entdeckt, daß die Mobilmachungspläne aus dem Kadallerie- Iruppenkommando enttvendet worden sind. Der Dieb war vom Boden durch den Plafond in die Dwisionskanzler eingedrungen. Der Diebstahl ist während der Kavallerie-Manöver bei Komarno ver übt worden. Paris (Priv.-Tel.) Elina, der den Anstoß gab zur Prüfung der Echtheit der sogenannten Tiara des Sattaphernes hak an den Direktor der Landesmission Kämpsien eine Zuichrlst gerichtet, worin er behauotet, die „Pilgerichatt" von Boscoreate. die Baron Rothschild irn Jahre 1835 für '/»Million Francs kaufte liiid dem Louvre schenkte, sei ebenfalls eine moderne Fälschung. Elina erbietet sich, die Modelle rmd Zeichnungen zu liefern, die die Unechthcit des Schatzes beweircii werden. Paris. -In dem heutigen Ministerrate setzte der Minister des Aeußer» Detcasss die Lage in Makedonien aus einander. Er erklärte. Rußland und Oesterreich-Ungarn hälttn den se'ten Entschluß bekundet, nur nr intervenieren, um die Durch führung der von ihnen verlangten Reformen zu beschleunigen. Tie übrigen Machte würde» die von dem Wiener und Petersdurge, Kabinett nr diesem Zwecke unternommenen Schritte unterstützen. Der Ministerrnt belchättigte sich sodann mit der Lage in Südoran. Ministerpräsident EombrS teilte mit. daß dle Kolonne Bichekin am l t. September durch Igli gekommen sei und am 18 September in Taghit eirigetrofsen sein müsse, doch sei nichts gemeldet. — Wahrend einer l Uägigcn Abwesenheit EombeS' wird der Iustiz- miliister Palls die Geschälte des Ministeriums des Innern führen. Dünkirchen (Priv -Tel.) Ter letzte Sturm hat unter der Fbchenlotltlle große Verheerungen angcrichtet. Zahlreiche Schissskrüinmer werden a»S Land aeloült: eine große Anzahl Per sonen wicd vermißt, eine genaue Ziffer der Meiischenverluste läßt sich jedoch nicht angehen. Toulon. Der Kreuzer „Du Chayla" hat klar gemacht: Er geht wegen der Lage in Makedonien nach der Levante wo er mit dem Panzerkreuzer „Lawuche Lrc-ville" zusammentrisft. Brussel. Dce Negierung des unaohängigen Kongostaats hat heute der englischen Regierung ihre Antwort aus die britische Kongonote zugehen lassen. Madrid. „Iinvarcial" veröffentlicht eine Erklärung Sil- velas. in der dieser sagt, er werde die Regierung unterstützen und strebe mchc nach der Rcgcevungsgewalt. Er werde sich an den parlamentarischen Arbeiten lediglich beteiligen, um Billaverde seine Aufgabe zu erleichtern. Wenn die Liberalen wieder an das Ruder gelangen sollten, werde er sich von dem öffentlichen Leben znrück- ziehen. London. Der englische Konsul in Ousu bianoa ist heute in Plomouth eingetroisen und soll im Lause der nächsten 6 Wochen nach Marokko zurückkehren. Er äußerte, die fanatische Erregung, die in Marokko gegen d'e Europäer herrsche sei der Einwirkung de" gebildeten Klassen unter den Mauren ziizuschreihen die be fürchten. daß mit der wachsenden Anzahl der ins Land kommenden Europäer der Handel ihnen verloren gehen werde. K o n st a n t i n o p e l. Infolge energischer Schritte des bul garischen diplomatischen Agenten in Koiistantiiiopel, Geschow, wur den die kürzlich verhafteten Bulgaren sreigelassen. Einige Bulgaren, die nach Bulgarien hätten zurückgeschickt werden sollen, darunter der Kaufmann Davidow. werden hier bleiben. Von bulgarischen Untertanen bleibt im Gefängnis nur ein No- labler aus Schumla: doch wird auch seine Freilassung demnächst erwartet. K o n st a n ti n o p e l. sPriv.-Tel.s Der kaiserliche Kommissar brachte bei der „Dette Publigue" den Protest gegen den gestrigen Beschluß aut Auszahlung der «krips über das fünfte Zinsachtel des Septembcrkupons ein. Trotzdem werben die Zer tifikate ioiort honoriert. Angeblich werde die neue türkische An leihe aus LH Millionen türkische Pfund vom Syndikat zu 92H übernommen werden. K on sta n t i n op e!. Nachrichten ans Adrianovel zufolge «allen in Galatzaki. Plnca, Madzura und Seivt tm Distrikt Achtebolu am Schwarzen Meer einige kleinere Bandenkämpfe vorgekommen sein. Einzelheiten fehlen. In Kavalli. 10 Kilometer südlich von Kirkkilisse, wurden einige Bulgaren, angeblich von Baschibozuks. ermordet. — Der montenegrinische Minister des Aenßern übermittelte in seiner heukigen Audienz dem Sultan den Tank des Fürsten Nikolaus für die Begleichung der montenegrinischen Anleihe von 70 000 Pfund bei der Ollomanbank durch den Sultan und gab den freundschaftlichen Versicherungen deS Fürsten Ausdruck, die drrSuldan aus da- herzlichste erwiderte. Ko n st a nt in o v el. Vertrauliche Meldungen aus Sofia besagen, daß im bulgarischen Grenzgebiete von Küstendil und Dubniha etwa 20000 Makedonier die Bildung von Banden und die Ueberschreitung der Gren ze vorbereiten. Bon maß- gebender Seite wird die Richtigkeit der Meldung bezweifelt. Eine neue Meldung schätzt die in den Grenzgebieten angesammelten Makedonier nur aus 4- bis 5000. D>e maßgebenden Kweise des Iildizoalais und der Pforte scheinen über den Stand der make donischen Bewegung keineswegs beunruhigt zu sein und äußern über die Unterdrückung der Bewegung eine bemerkenswerte opti- mlstische Auffassung. Belgrad. Ter König empfing heute den türkischen Ge- 'andten Fcthy Pascha in besonderer Audienz. Man glaubt, daß sie mit der makedonischen Angelegenheit in Verbindung stehe. New gork. (Priv.-Tel.s Als der Präsident von, Cuba. Palma, vor dem Regiernngspalaste in Santiago de Cuba eme An- iviache hielt, entlud sich das Gewehr eines Pottzeiser- geanten. wodurch eine Panik entstand. Mehrere Personen wur den verletzt. «c>,is. ,li Udr Reme »«.52'/,. Italien« i02 M. Spanier gl Z!°r,u«ieien M.t7>/- TNrtcn »I.«0 rllrkenl-s, 12«,W VU«man»a»I »,6. Staattbahn —Lombarden —. Ruhig. Varls. Produttemnarkt. Wei,en per Zept. 20.90. per Hail.-Avrl» « lv. matt, '»'irttutz u.r 2-plbr. 8? 25. per Mal August N.-». stau. Stttböl per Septbr. <V,—, per ,'zanuar-April ül.-. ruhig. Amsterdam. Produkten Bericht. Geizen per Novbr. , per Marz . Seggen per LktoLer —. per Liiirz —. tdeschüstSlos. Tafeldecker Li«bsch und Demelt. der Hoskoch Jäger, der Hosgärtner Debet und der Leibjäger Wunderlich die Medaille des preußischen Roten Adlerorden»: der Hostrompeter üts.,Dukaten Opitz, Loose und Führer, die Ossizenbeigehilfen Franke und Ramm, der PalaiSauffeher und der Hausdiener Folchner die Medaille des ' stakaien Feigster vreußischen KronenordenS: die Hoslakaien Feigster und Kol ^ der Auftväster Lehmann und der Hausdiener KlÜgel di. aroßherzoalich sachsen-wrimarsche Verdienstmedaille und der Hof- kamt 8'scher da» braunschweigische Verdienstkreuz 3. Klasse. — Dem Direktor der Bouaewerkenschule zu Dresden, Baurat Professor Löwe, ist das Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrrchtS- orden» verliehen worden. — Ihre Kö»i^. Hoheit Prtiiz esst» M a thilde gesuchte Oertliches «nd Sächsisches. — Se. Majestät der König hat genehmigt, daß die Nach- genannten die ihnen verliehenen fremdländischen Lrdensdekora- tioncn annehmen und tragen, als: der Zeremonienmeisler Graf v. Rer den preußischen Kronenorden 2. Klasse, der Kammer- Herr Frhr. o. Burgk den preußischen Kronenorden 2. Klasse und das Komtur des großherzoglich jachsenEveimarschen Haus ordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken, der Hofküchen- meistcr Fricke und der Schloßvcrwalter Wilhelm das Der- dienstkreuz in Silber des letztgenannten Ordens: der Kammer diener Kaden daS braunschwetgische Verdienstkreuz 1. Klasse; die aciter» nacymittaa die StäbteauSiteUnng. wobei die Henen Stndttal Fischer. Tkadkas Kändler und Stadibaumeistrr Preßprich die Führung übernahmen. Die Prinzessin besichtigte einen Teil der Abteilung l (Tiefbau) und interessierte sich dort besonders für das Modell de» Hamburger Hafenanlagen. Ferner wurde die Abteilung VII (Annenweien. Kiankenpsteae) und die Sv»drrausstell»ng für ..Bolkskrankheiten und ihre Bekämvsung" in Augenschein ge nommen. wo Herr Kommerzienrat Lingurr die Führung üdernahin. — Ein hochverdienter und allgemein verehrter Mitbürger unserer engeren Heimat feiert heute seinen 70. Geburtstag, Herr Geh. Kommerzienrat Albert Niethammer in Kriebstein bei Waldheim. Es ist selten, daß sich aus ein« einzelne Persönlichkeit eine solch« Fülle von Sympathie ans allen Seilen ohne Unterschied der Portellichtung vereinigt, wie Herr Niet- Hammer sich ihrer rühmen darf. Selten aber sind auch bei einem Manne so viele hervorragende Eigenschaften de» GeisteS und Herzens vorhanden, wie bei dem greisen Jubilar de» schöne« Zschopautales. Mit einem klaren, scharfsichtigen Verstände, der ihn zu seinen weitblickenden geschäftlichen Unternehmungen be- fähigt, verbinden sich bei Niethammer eine tadellose Lauterkeit deS Charakters, eine außerordentlich« HrrzenSgüte und überaus gewinnende Formen im persönlichen Verkchr, so daß jeder, der mit ihm in Berührung kommt, den Eindruck eines edlen, ab geklärten Menschentums in echt moderner Fassung im besten Sinne des Wortes gewinnt. AuS dieser Zusammenwirkung von hervorragender Geistes-, Herzens- und Charakterbildung erklärt sich die ungeteilte Verehrung, die Herr Geh. Kommerzienrat Niethammer überall genießt und die heute angesichts seines Ehren- eages zum allgemeinen Ausdruck gelangt. Niethammer ist einer der ersten Großindustriellen Sachsens und hat zugleich am politisch, parlamentarischen Leben seiner Heimat von jeyrr regen Anteil genommen. In der Politik ist er ein Vertreter der national- liberalen Partei und hat sich als solcher unermüdlich an den Arbeiten des Landtages im Plenum wie in den Deputationen beteiligt. Ter Umfang seiner industriellen Tätigkeit erhellt aus der großen Zahl der Fabriken, welche die Firma Kübler u. Niet- Hammer besitzt: in Knebstein, Äriebetal. Meinsber«, Alberts- und Georgental. Breitenhof, Wöllsdors und Gröditz. Groß ist Niet hammer auch in der sozialen Fürsorge für seine Arbeiterschaft, »nd gerade auf diesem Gebiete hat er sich stet- redlich bemüht, seine tiefe, innerlich« Religiosität durch ein positives praktisches Christentum zu bezeugen Das Leben und Wirken eines solchen in vielfacher Beziehung ausgezeichneten und über die große Masse hervorragenden Mannes ist im Vergleich mit dem allgemeinen Getriebe deS Lebens gewissermaßen wie der Goldsadeneinschlag in einem großen Gewebe. So ist eS denn auch recht und billig, daß die sächsische patriotische Bevölkerung an einem so hohen Ehrentage eines ihrer würdigsten Vertreter lebhaften und aus richtigsten Anteil nimmt, zu dessen Bekundung auch die Herz« sichen Wünsche dienen mögen, die dem Jubilar an diel« Stell, ausgesvrocheii werden und die darin gipfeln, daß Herr Geh. Kommerzienrat Niethammer noch lange Jahre in ungetrübter Irische des Geistes und Körpers unter uns weilen möge. — Am l9. d. M ist hier Herr Direktor Wilhelm Hönicke gestorben, der Generalbevollmächtigter niedrerer VeisicherungS- geiellschasien war. Um dir vrio. Scheidenlchützeilgeielttchast hat sich der Entschlafene hochverdient gemacht. — Auch das lächsilche KliegSministerium erneuert daS Verben an Unteroffiziere und Mannschaften betr. Betest gung an Veietnigiinge». Bersammlunge», Festlichkeiten. Geldiamm hingen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubnis ertetll ist. Betätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung Hatten und Verbreitung reovlntionärrr oder sozialdemokratischer Schriften, sowie Einführung solcher Schriften in Kasernen oder sonstige Dtensilotale. — Der Nationalsoziale Verein für Dresden und Umgegend veranstaltet nächsten Freitag, den 25. September, im „Tivoli" eine öffentliche Volksversammlung, in der der Abgeord nete Dr. Barth aus Berlin, einer der Führe'- der vereinigten Freisinnigen und Nationaljozialen, über das Thema „Liberalis mus und Landtagswahlrecht" sprechen wird. — Die Ferienkurse für Studierende derMedizin an der Universität Leipzig haben begonnen. ES nehmen 45 Stu dierende daran teil. — Die Fortbildungskurse sin praktische Acizle nehme» am 5 Oktober ihren Antang — Gegenüber ungenauen und leicht zu Irrtümern verleitenden Berichte», die i» der Press« über dle aus Anlaß deS Buch bolze r Eisenbahn unsalle» vom 21. Juli d. I. gegen den StatlonSschreiber Reinhard nbaehaliene Haupkvcrhandlniig schienen sind, wird im „Dresdner Journal" sestgestellt. „daß Ergebnis der Verhandlung dir völlige Haltlosigkeit der infolge des Unfalles gegen die Slacilsvahn erhobenen Vorwürle erwiesen und die Richtigkeit der ieinerzeit über die eiiischlagenden dientlltchen und bemeistchen Veihättnisse auf genanntem Haltepunkte gegebenen amtlichen Sachdarstellung allenthalben bestätigt hat. Insbesondere ist bei de, Beweisaufnahme, die am ltz. l» M. in Chem nitz begonnen batte, und nach einer amHattepunkte Buchhott oor- aenommenc» Besichtigung am l7. d. M nachmittags in Änna- berg sortgeirtzt und heenoet wurde, folgendes sestgestellt worden: Nach den bestehenden Dlenstoorschrisien durste der kür die Stellung der Welche aut Haltepunkt Buchholz allein oerank- wörtliche Angeklagte die »ach Weipert zu gelegene Weiche für dir Au-sahrt des nach Schwarzenberg bestimmten Zuges 195S nicht eber umstellen lassen, bevor nicht der elnlaulenve Zug 1387 diese Weiche „sicher verlassen hatte oder im Stalionsbereiche zum Still- tand gekommen war". Dem Angeklagten hätten tornir zwei Wege osien gestanden, sich die Ueberzeugung davon, daß dle Weiche für Z»a 1950 frei sek. zu verschaffen, und zwar einmal dadurch, daß er sich bis zur Spitze diese» am HauSdahnsteig haltenden Zuge», von wo nu» «in srelrr Ueberblick über die Einfahrt möglich wa., begeben hätte. Hierzu würde er ungefähr l Minute und nicht, wie mehrsach angegeben wird. 3 bi» 4 Mlnnten gebraucht haben. Dle hierdurch etwa etntrrtrnde geringe Zuasoerloniung würde dem Angeklagten eine dtenstltchr Ahndung nichr „»gezogen haben, da dir Sicherheit de» Betrieb«» unter allen Umständen voranzugehen bat. Ueberdie» Hütte es Reinhard srrigestande», dem Wagenrücker Beiger der ihm damals völlig zur Verfügung stand, bis zu senem Punkt« vorznschicken Noch wett einfacher und den Vortchrltten entsprechend wäre eS sedoch gewesen, wenn der Angeklagte, ohne sich vom Haltevunktgebäude zu entfernen, einfach gewarle, hält«, bis der Zug 1387 in der Station völlig eingelahren und voi dem Aursahitssignale zum Stillstände gekommen war. Die Stellung dieses Signale» bürgt dafür, daß em davor haltender Zug. selbst wenn er dir größte zntässige Länge besitzt, mit telnem Schlüsse die Einscihrtswetche vollitäiidlg durchfahren hat. Auch die Anwendung dieser Maßregel, die ihm to gut wie keine Zeit gekostet und die Abfahrt des Zuges 1l59 nur um Sekunden verzögert hätte, hat der Angeklagte unterlassen, vielmehr vorzeitig die Anweisung zur Umstellung der Weiche erteilt. Bei dieser Sachlage sah sich am Schlüsse der Verhandlungen selbst der Verteidiger nicht in der Lage, hie Freisprechung des Angeklagte» zu beantrage». Das Gericht stellte i» der vom Vorsitzenden mündlich wtedergegebenen Begründung des den Angeklagten zu i> Monaten Gefängnis ver urteilende» Erkenntnisses auf Grund de» vorstehend erwähnten PerharidtuiigSrrarbnlssrs »usvrücklich fest, daß eine Kollision ve, Dirnstvsllchlen bei Reinhard tm Augendllcke der Umstellung der Weiche nicht Vorgelegen habe, destelbe vlelurrpr ovtlko„„„L» in der Lage gewesen wäre, sie Ihm zur Sicherung der Einfahrt de» Zuges 1387 zusallenden Obliegenheiten zn «füllen, und der beklagenswerte Uniall auSschließttch durch seln Verschulden, da» als ei» grobrS be zeichnet werden müsse, herbeiaelührt worden lei. Mildernde Um stände konnten Relnhaid lediglich wegen der ans ihm lastenden Famillrnsorgen. sowie wegen einer körperlichen Unpäßlichkeit, dle ihn damals befallen batte, die jedoch nach Ansicht des Gericht» keineswegs geeignet gewesen Ist, ihn a» de, Erfüllung Itiner Dlenslpslichte« zu verhindern, zugebilligt werden Heroorznhebe» ist noch, daß die von der Presse und im Publikum vielfach ver tretene Ansicht, der Angckingte iri im allgemeinen dienstlich über lastet gewesen und die Sicherhe. l-etnrichtungen aus demHalü^u . Buchhotz sieben zu wirntchen übr>g. durch da» Ergebnis d« Beweisausnahme cheniall» völlige Widerlegung artuiiden hat. so- -»aß sebst der Verteidiger sir teuren Schtubaussüvruugen nicht aus dklarttge Mängel zur Entlastung des Angeklagten Bezug n»h«.- — Wie erinnerlich, hat das Thema: ,Luxu» in der ' Armee" einem Leser de» „Reich-boten" Anlaß zu der Bemerkung gegeben, daß die vleien Abänderungen der Uniformen höchstens den Nutzen bieten, daß die Tuchl'eferanten und Schneider hübsch verdienen. .Diese Ansicht ist aber ebensoviel verbreitet als falsch, und Zwar liegt der bei weitem grüßte Schaden gerade der den Lieferanten. Hierzu wird un» geschrieben:. Al» die ersten Andeutungen über die Aenderung der Uebrrrocksarde von dunkelblau in hellblau durch die Zeitungen gingen, da de- stellten selbstverständlich vom Moment ab die Offiziere keine dunklen Ueserröcke mehr, ebenso bestellte kein Militärschneider beim Fabrikanten auch nur ein einziges Stück dunkelblau. Der Fabrikant hat aber. — da» ist begründet in der drei bis vier- monatlichen Fabrikülionsdauer — eine ganze Reihe Partien in den verschiedenen Stadien in Fabrikation, die, in der Wolle dunkelblau gefärbt, zu anderen Farben nicht mehr verwendet wer- den können. Außerdem hält er ein Lager fertiger Stücke, in welchem er 6 oder 7 Fsaroennüancen in verschiedenen Preislagen und in großer Anzahl vorrätig haben muß, da in Ueberrocktuchen mit der größte Konsum war. Diese großen Bestände liegen m» einem Schlage entwertet und aus Jahre hinaus unnerkäuslich am Lager! Ein Umsärben ist unmöglich. Export und Marine haben ihre bestimmten Lieferanten, die schon selbst stark unter einander konkurrieren, so ist er denn angewiesen, diese Waren billig zu verschleudern! Ein Kommentar, wie bedeutende Verluste dies mit sich bringt, ist überflüssig. Sie sind so groß, daß sie als gefahrbringende bezeichnet werben müssen! Nicht genug mit Oben- gesagtem, nun schreiben auch seine Abnehmer, die Schneider, daß sie nur bann das neue Blau bei ihm kaufen, wenn er ihre Nest- bestände angeschnittener Coupons oder ganze Stücke zurucknimmt. Diese Drohung zwingt den Fabrikanten, auch dieses Opfer noch auf sich zu nehmen, um nicht seine Kundschaft und damit seine Existenz zu verlieren. Eine Anzahl der bedeutendsten Fabrikanten hatte sich in Erkenntnis dieses enormen Schadens für die In dustrie zusammengeschlossen, um eine Eingabe an die maßcebendc preußische Behörde zu machen und dadurch die Neberrockändernng möglichst hinauszuschieben. Auch an ankere maßgebende Stellen wurde eine Eingabe dieses Inhalts gemacht, doch wohl ein un widerleglicher Beweis dafür, daß die Industrie von solchen Neue- rungen nur Schaden zu befürchten bat. Aebnlich geht es dem Schneider. Für ein mittleres ischneidereeschäst bat die Verord nung der hellblauen Farbe für Ueberröcke etwa 70 bis 100 neu fertig gewordene oder in Arbeit befindliche dunkelblaue Ueberröcke wertlos gemacht, da dieselben nicht abgenommcn werden, entweder, weil es in der Armeeverordnung Nr. 134 vom 29. Mai heißt: Neubeschaffnngen in der dunklen Farbe sind verboten, oder weil auch hier beim geringsten Druck auf Abnahme der Verlust der Kundschaft die Folge ist. So muß denn der Schneider diese Nücke, die 60 bis 70 Mark kosten, ohne Äraren und Knöpfe für einige Mark an die Droschkenkutscher verkaufen. Daß auch hier solch- Verordnungen viettach die Existenz fleißiger Geschäftsleute auss bedenklichste bedrohen, ist wohl leicht ersichtlich. — Hoffentlich tragen diese Zeilen bei, das leider so allgemein verbreitete Vor urteil nun endgültig zu vertreiben und den maßgebenden Stellen zu zeigen, wie gefahrvoll für die einschlägigen Industrien solche Aenoerungen sind.' - . — Tie KreiShnuptmannkchgft Chemnitz hat dem Gärtner Schwnrtz in Plane für Rettimg rineS 8'/»sähriae» Knodens auS Gefahr deS Ertrinkens eine Geldbelohnung bewilligt. — Am 15. Juli starb fern von der Heimat im Feldlazarett bei Tientsin ein junger Waldheim er. Georg Natthay von der 5. Komvagnie des 1 Ostasiatischen Infanterie-Regiments. Bei einer mehrtägigen Uebnng siel dem Soldaten ei» Gewehr auf das Knie, st'daß er am letzten Tage die Erlaubnis erhielt, auf einem Gepäckwagen zu sahren. Als er mit zwei anderen Leute» im Begriff war. eine heruntergeiallene Kiste aus den Wagen wieder heraufzuhrben, zog daS Gespann deS Wagens plötzlich an, der Mann wurde umgestoßen und das linke Hinterrad des Wagens ging ihm über den Unlecleib. — Die Eröstnung des Betriebe» auf der Rcubaulinie Eb em » i tz-O b c rgr ü»,a ist nach dem derzeitigen Stande der Banarbeiten voranSsichlilch in der ersten Hälfte des Monats Dezember zu erwarten. Die Linie ist N'/r Kilometer lang, und als eingleisige Vollspurbahn erbaut: sie beginnt an derZwcizstclle Küchwald (Linie Leipzig-Borna-Chemnitz» »nd mündet bei Station Overgrünci in die Linie- Limbach Wüsteahrand ein. An ihr liegen die VerkchrSstellen Be»na bei Chemnitz. Chemnitz-Allendori mit der Ladestelle Benerstraße, Rottluff und Niederiabrnsicin. Tie Linie wild ousichließlicb dem Gnterverkehre dienen und nach der .Bahnoidnung tur die Neheneiienbahnen Dkuttchlauds" be trieben werden. — Aus der Strecke Weißendem-Varutk (Tril- sttNke der Neubaulinte Weißen berg- Radibor) wird der Verkehr voraussichtlich am 10. November d. I erösinet werden. Die Strecke ist 7 Kilometer lang, als elngicisige. vvll- ipurige Nebenbahn erbnnt und dient dem Personen- und Güter- verlebr. An ihr liegen die beiden öffentlichen Haltestellen Grabitz lLansitz) und Baiutb in Sachsen Tie Petriebstührung erfolgt nach der „Bahnordnung für die Nrbenriienhahiten DrutlchlandL" — Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Bericht über die gestrige Vormittags-Sitzung siehe gestriges Abendblatt.! In der Nachmittags-Sitzung wurde die Erörterung über die Taktik, die Vizcpräsi- dentenfrage und der Revisionismus fortgesetzt. - Abg. Molkenbu'hr.sHamburgj: Bebel sagte: Ehe er etwas schreibe, überlege cr es sich sehr genau. Aber Bebel schrieb: Es wird in der Partei em Komödienspiel getrieben. Als ich daS las, da wurde mir, als ob ich eine Ohrfeige erhalten Kälte. Ms ick in Elber feld zur Wabl stand, da war Bebel gerade in Elberfeld, als man Plakate anjchlug aus denen zu einer Wählerversammlunß meines Gegners eingelaoen war. Als Thema war „Das Komödienfdiel in der Sozialdemokratie" angegeben. Bebel war über diese Frechheit ebenso empört wie ich. Er sagte: Diesem Manne muß mit voller Entschiedenheit entgeacnaetrelen werden. Und nun erhebt Bebel aar selbst eine jolch« Beschuldigung. Ich bin der Meinung. «S lag zu einer solchen Behauptung nicht der leiseste Grund vor. Ich bin im Gegenteil der Ansicht, die Partei war noch niemals so einig als jetzt. Jedensvlls würde Genosse Bernstein gut tun, wenn er nicht alle Aiwen- blicke mit neuen Projekten aus dem Plan« erschien« (Ruse: Sehr richtig!! Die Resolution Bebel und Genossen Kitte rch ahzu° lehnen. Die Fraktion könnte in die Lage kommen, die Resolution nicht befolgen zu können. Wenn z. B. eine HandelSvertragS- Majorität im Reickstage zu stände käme, dann liegt die Möglich keit vor, daß Ballcstrem und Stollberg daS Präsidium nieder legen und rin Sozialdemokrat ins Präsidium käme. Außerdem liegt laut 8 68 der Geschäftsordnung die Möglichkeit vor, daß einmal ein sozialdemokratischer Abgeordneter in die Lage kommen könnte, in eine Kommission gewählt zu werden, die dem Kaiser eine Adresse zu überreichen hat. Es ist selbst mcht ausgeschlossen, daß die Geschäftsordnung eine Aenderung erhält, wonach Abge ordnete verpflichtet leien, an Kaiser - Geburtstagsfeiern, Minist«. Soireen usw. teilzunchmen. Ja, es kann sOießlich dahin kom men, daß einmal die Geschäftsordnung des Reichstages dahin teändert wird, wonach sich die Abgeordneten den pom Hofmar challamte voracschriebenen Zeremonien zu unterwerfen haben. Die Porte, kann doch zu der Fraktion so viel Vertrauen haben, daß dieselbe wissen werde, das Richtige zu treffen. — Darnach wurde der Schluß der Erörterung über die Taktik usw. beschlossen. — Es folgte eine Reibe persönlicher Bemerkungen. Alsdann wurde über den Antrag Bebel und Genossen zur Ab- timmun« geschritten. ES lag dazu eine große Anzahl Abände- rungsanträae vor. Ein Antrag des Abg. Legien. in dem An- trage Bebel das Wort „revisionistisch" zu streichen, wurde ab- ,clchnt. Der Antrag gelangte schließlich in namentlicher Ab- ttmmnng mit 288 gegen 11 Stimmen in folgender Fassung zur Annahme: „Der Parteitag fordert, daß die FraNioü zwar ihren Anspruch geltend macht, die Stelle de» ersten Vizepräsidenten nitd eines Schriftführer» un Reichstage durch Kandidaten auS ihrer Mitte zu besetzen, daß sie es aber ablehnt, höfische Verpflichtungen zu übernehmen, die nicht durch die NeichSverfaffuna oder die Geschäftsordnung des Reichstages begründet lind. Der Partei- tag verurteilt auf da» Entschiedenste die revisionistischen Bestre- biinaen. unsere bisherige bewährt, und sisgg«krönte, aus den Klassenkampf beruhende Taktik in dem Sinne zu ändern, daß an Stelle der Eroberung der politischen Macht durch Ueberwindung
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