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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030910011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903091001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903091001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-10
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Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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r beiden »rlanavrrelne der Geiellschasl und durch Tanz t. AbendS 11 Uhr erreichte der Sonder,ug wieder ^7"Der außerordentlich« Erfolg, den da« September-Pro de« Central-TbeaterS bei seinem Debüt gesunden, 5, km Hauke treu geblieben: Abend für Abend findet es die aleich« glanzende Aufnahme, wie am ersten Tage. — kein Wunder bei den außerordentlichen Darbietungen. Namentlich die Vorzug, licke internationale Straßensänaerin Frst Bokken Lasson, die aus. aueichnete Akrobaten-Truppe Allison, Cl'ffe Berger mit seinen bewunderungswürdig dressierten Ponie» und nicht zum mindesten die beiden Humoristen Lamborg und Maxstadt werden stets aus de» Reichste mit Beifall ausgezeichnet. - In der .Alten Stadt". Ferdinandstraße. findet heute eioße» Extra-Konzert bei verstärkter Kapelle des Herrn Hermann «sage statt. DeS Abends wird das ganze Etablissement mittels buntfarbiger elektrischer Glühlämpchen illuminiert. - Auf der Waldschlößchen-Terrasse findet heute grobes Nachmittags- und Abend-Konzert, ausgesiihrt vom Dresd ner Bcreins-Orcheslcr unter Direktion des Herrn Dirigenten >e-fert statt. - Oberverwaltungsgericht. Im Mai 1901 zeigte der Baugewerke Angermann in Vorstadt Alt-Grnna dem Stadt- inte an. daß er beabsichtige, in dem Kellergeschoß seines Rothcr- mmdtstraße 18 gelegenen Hausgrundstückes durch Einziehung einer Längs- und Querwand eine Hausmannswohnung einzurich'en. Aus baupolizeilichen Gründen, insbesondere wegen mangelnder Enlwässcrungsmöglichkeit versagte der Stadtrat die Genehmigung, doch noch ehe dieser Bescheid eintraf, hatte der Genannte sein Bau. Vorhaben bereits ausgeführt. Die Banpolizeibehörde ließ es hierbei zunächst auch bewende». Anfang dieses Jahres suchte nun A. um Genehmigung zur Benutzung der Hausinaniismohnung nach, indem er noch bemerkte, daß er für letztere noch einen be sonderen Eingang geschossen habe. Das Gutachten des Bau- sachverständigen lautete günstig, denn es wurde das Beziehen der Löhnung in bautechnischer Hinsicht als unbedenklich bezeichnet, da lediglich eine wesentlich bessere wirtschastliclie Ausnutzung des Grundstücks in Frage komme. Der Stadtrat glaubte jedoch aus Grund des 8 15, Absatz 1 der Strahenbanordnung für die Stadt Tresden die nachgesuchte Erlaubnis versagen zu müssen, weil er in der im Jahre 1901 erfolgten Einziehung der Scheidewände eine wesentliche bauliche Veränderung des Gebäudes erb lickte, die der baupolizeilichen Genehmigung bedurft hätte. Der von A. hier, gegen eingelegte Rekurs wurde von der Krcishauptmannschaft ver. werfen, die derselben Ansicht wie der Stadtrat war. In der hieraus erhobenen Anfechtungsklage wurde betont, daß eine Ver letzung des § 15. Absatz 1 der Srraßenbauordnung nicht vorliege, weil es sich hier lediglich um eine Ausdehnung der wirtschaftlichen Ausnutzung des Grundstückes handele, die keinesfalls unter das ungezogene Gesetz falle. Schon der Sachverständige habe die vor- aeiiominen-'n Veränderungen als baulich nicht wesentlich bezeichnet Im übrigen se> es auch unzulässig, die Genehmigung zu einer bereits vor etwa zwei Jahren ansgesührten baulichen Verände rung jetzt noch zu versagen. Der 1. Senat des. Oberverwal- tungsgerichtS tritt im wesentlichen dieser Auffassung bei. hebt die Entscheidung der Kweishauptmannschaft auf und stellt fest, daß die Bauerlaubnis auf Grund des 8 15, Msatz 1 der Straßenbau- ardnung nicht versagt werden darf. Von Kostenansatz wird ab gesehen. - OberlandeSgericht. Von allgemeinem Interesse ist ein Prozeß, der jetzt den Ferienslraksenat des Oberlandcsgenchls belchästigte. Wegen Beleidigung der Instilntsvmstehcrinnen Anna und Bertha Dickes in Davos-Platz (Schweiz) war der Kaufmann Hermann Withner in Leipzia vom Schöffengericht zn 30 Mk. Geldstrafe veruteilt, auf seine Berufung vom Landgericht aber frei- gesvrochen worden, weil man ihm den Schutz des 8 193 «Wahr nehmung berechtigter Interessen) zubilligte. Nach den Feststellun gen des BerustlngSaerichts zog fick am 13. November 1001 die damals zehnjährige Tochter des Angeklagten in dem Schnlvensionat der Privatkläger infolge eines Falles einen Armbruch zu Die Vorsteherinnen des Instituts machten alsbald dem Vater des Kindes hiervon Mitteilung, in der sie jedoch nur von einem un bedeutende» Unfälle und einer leichten Armverrcnkung sprachen, infolgedessen das Mädchen einige Zeit das Bett werde hüten muffen. Der Angeklagte ickrieb daraus zurück, daß er einer aus führlichen Schilderung des Unfalles und der Verletzung entgeacn- iehe und bemerkte ferner, daß er nichts verheimlicht haben möchte. Ms keine Anwesenheit erwünscht sei, würde er sofort nach der Schweiz reisen, anderenfalls ersuche er, bis zur Wiedergenesung seines Kindes um tägliche Berichte über das Befinden desselben, die avcr absolut nicht beschönigt sein dürften. In den nächsten Sagen liefen auch einige briefliche und telegraphische Nachrichten ein, durch die sich W. beruhigt suhlte. Am 14. Fchrnar erhielt er von seiner Tochter selbst ein Schreiben des Inhalts, daß es ihr ziemlich gut gehe. Der Angeklagte schrieb daher an die Vor steherinnen des Instituts, daß er nunmehr sein Kind periönlich ab- holcn werde. Erst letzt erfuhr W. die Wahrheit über den Unfall seiner Tochter, die sich darnach keineswegs nur eine leichte Arm- Verrenkung, sondern einen schweren, konwlizicrten Armbruch zu- gewgen hatte. Die Einrenkung des Gelenks batte in Narkose geschehen müssen. Indessen war das Gelenk, wie man dem An geklagten milteilte, wieder ausgerutscht. so daß eS nochmals ein- gercnkt werden müsse. Der Arm würde allerdings etwas steif bleibe». Ter aeängstigtc Vater wandte sich nun sofort an einen hervorragenden Professor, der eine zweimalige Operation an dem Kinde vornahm, ohne indessen verhindern zu könne», daß die Steifheit des Armes zurückblicb Bon ärztlichen Autoritäten wurde es als unbegreiflich hczcichnet, daß die Institutsvorsteberinnen den Vater des Kindes nicht sofort über den wahren Sachverhalt in Kenntnis gesetzt haben. W. schrieb nun an die Privatkläger einen Brief, in dem cr ihnen die bittersten Borwürse machte. Hierdurch fühlten sich die Tanien beleidigt und stellten daher Strafantrag. Gegen das fre'- ivrechende Urteil des Landgerichts legten die Privatkläger Revision ein, in der die Verletzung des materiellen Strafrechts, sowie der dem Angeklagten angeblich zu Unrecht zugebilligte Schutz deS 8 193 gerügt wurde. Der Fenenstrasienat deS Lberlandesgerichts verwarf indessen die Revision als unbegründet und legte den Privatklägern die sämtlichen Kosten auf. Deutsche Zlääleausstellung ru vresäen Täglich von 9 bis */,? Uhr geöffnet LageSgeschichte. Deutsches Reich. Wie die „Königsberger Hart. Ztg." stört, ist der Kaiser über die Behauptung oeS „Vorwärts, daß in Pichelswerder an der Döberitzcr Heerstraße ein königliches Kastell erbaut werden soll, um so mehr entrüstet, als er gerade auch diesen Teil des Grunewaldes durch seine Umwandlung in einen Volkspark der Berliner Bevölkerung im weitesten Umfange und bequem zugänglich zu machen beabsichtigt. D-ie „Köln. Ztg." vom 9. September schreibt: „Groß- Herzog Friedrich von Baden begeht heute unter der Teil nahme des ganzen deutschen Volkes seinen 78. Geburtstag in voller Frische des Geistes wie des Körpers. In aufrichtiger Freude und Dankbarkeit gedenkt am heutigen Tage der Deutsche der großen Verdienste dieses Fürsten um die Erringung der deutschen Ein- hcit. und in den^Kampfcn^der Gegemoart schöpft dcr^PatriMnene Friedrich, beispiellos —. . . - , Bürger sind stolz, diesen Landcsherrn zu blitzen, unter dessen öljähriger ruhmbedeckter Regierung sich alle Stände freiheitlicher Einrichtungen und bürgerlicher Fortschritte erfreuen dürfen. Aber wie gesagt, nicht daS badische Volk allein, daS ganze deutsche Vater land nimmt an dem heutigen Ehrentage des greisen Monarchen freudigen Anteil und bringt dem Großherzog von Baden, Fried- rich dem Deutschen, die aufrichtigsten Glückwünsche zum 9. Septem- der dar." Den Abschluß von Handelsverträgen mit Schweden und Norwegen beantragt der Verein ,»r Wahrung gemetn- iamer WiriichaitSIntrreffen der deutschen Elektrotechnik in einer Eingabe an den Reichskanzler. In derselben wird ans den ausgedehnten Handelsverkehr zwischen Deutichland und den skandi navischen Staaten, gleichzeitig aber auch aus die Unsicherbelt des selben hingewlesen. welche ln den jährlichen Zollerhöhungen jener beiden Länder leinen Grund hat, längere Geschäftsabschlüsse un möglich macht und unieren Exporteuren nicht selten direkte Schädigungen verursacht. Der Kolonsaletat für 1S04 wird keineUederraschunaen bringen, er wird nur die Kosten für Aerwaltung. Bauten usw. fordern: an Eilenbahnen werden gefordert dir Schlußrate der Bahn Lome—Klein-Popo in Togo. Für die Eilenbahn Tanga— Korvgme bis Momdo, sür die im letzten Etat "/« Mill. Mk. de» willtgr wurden, dürste augenblicklich keine Forderung gestellt wer den. da die Geld.r vorläufig noch nicht aufgebraucht sind, eventuell werden vielleicht die im letzte» Winter abgestrtchenen 25000 Mk. gefordert werde». Dte Schutztruppen werden nur in geringem Maße verstärkt werden. In, ganze» wird die Landmacht in unseren 6 Kolonien (ohne Kiautichou) tm neuen Etat betrage» 398 weiße und IW sarbtge Offiziere, Beamte und Unteroffiziere. 3283 Man» Schutztruppen. 018 Mann Poiizeitrupven: die maritime Macht, d. h. die Besatzung der Rcgierungssahrzruge. wird sich aus 327 Mann belaufen. Anfang Januar 1004 wird die Scbutztruvpe von Sudwestasrika um 300 Mann abgelöst. Zur Bestreitung der Koste» sür dte Ausreise derAdivsungSmanuschatteli bedarf es eines Aufwandes von 07 500 Mk-, dleier Betrag wird im Etat sür 1004 gefordert. Für bessere Bewässerung des Landes wird hier auch diesmal wieder eine Summe ausgeworfen, ebensalls für Ostasrika eine Summe für dte Besiedelung des Landes mit Indern oder intelltgenten Eingeborenen. Tie übrigen Forderungen sind lausende Ausgaben für Verwaltung. Wegebaulen, Gebäude und Eisen bahnen. lieber die angebliche Neuuniformierung der deut- schen Armee mit feldgrauen Stoffen brachten verschiedene Blätter vor einigen Tagen die Nachricht, daß die Milrtäroer- Wallung sich bereits für eine bestimmte Farbe entschieden habe. Demgegenüber wird einer Korrespondenz „von maßgebender Seile aus das Bestimmteste erklärt, daß alle Behauptungen der art ^nr Zeit nur der Phantasie entspringen. Wohl würde man im ,z;alle einer Mobilmachung olles Anstallende unserer jetzigen Uniformen nach Möglichkeit zu mildern suchen, etiva in der Art. daß Knöpfe und Beschläge brüniert würden, und daß die Husaren- Negimenter in Litewka, die Kürassiere in blauem statt weißem Koller auSrücktcn. An die Einführung einer vollständig neuen Uniform, die übrigens vielfach gewünscht werde, sei einstweilen noch gar nicht zu denken. Es bestehe diesbezüglich weder eine offene noch geheime Ordre. Zu dem Thema „Luxus in der Armee" schreibt dem „Rcichsb" ein Leser: „Ihr kürzlich erschienener Artikel, welcher auch in andere Zeitungen überging, enthält viel Wahrheit, ist aber doch noch nicht umfassend genug. Die größeren und ganz unnützen Ausgabe» der Ofoziere beruhen auf den sich jagenden Bestimmungen des Kriegsministers über Abänderungen der Uni formen. Kaum war die blaue Litewka erstanden, da kam die hellgraue ans, die doch nicht dem Feinde gegenüber getragen wird, sondern nur im Garnisonort, wo die blaue Farbe länger gut bleibt, als »sie die zartgraue. Nun aber erst die Kosten des Jnterimsrockes. Früher, jahrzehnte hindurch, mar dieser Rock schwarz und sah sehr sein aus. Dann wurde derselbe in dunkel blau umgewandclt — die erste unnütze Ausgabe —. denn jeder Leutnant, der etwas auf sich hielt, stürzte sich sofort in den neuen dunkelblauen Rock und trug nicht den veralteten schwarzen, so lange cs noch gestattet war. Dann kam die Verfügung, den Rockkragen zu erhöhen und die Rockschöße zu verlängern, also wieder Ausgaben. Jetzt ist nun vor kurzem die Bestimmung erlassen worden, wodurch die bisherige dunkelblaue Farbe abge- schafst und dafür eine leuchtend blaue eingefiihrt wurde, so daß letzt die Jnsanlerie-Ofsizicre fast wie Dragoner aussehen. Was für einen militärischen Nutzen bietet solch häufiger Wechsel? Höchstens den, daß die Tuchlieferanten und Schneider hübsch ver dienen und eine bestimmte Anzahl Offiziere, sür welche solche Ausgaben „Lappalien" sind, sofort wieder „oliia" dastehcn. Die jetzige letzte Abänderung der Jnterimsröcke in leuchtend blau ist aber so unverhofft und die bisherigen Anordnungen so kurzer Hand aufhcbend gekommen, daß Reserve-Offiziere, die sich zu den Uebungen in diesem Sommer neue dunkelblaue Jnterimsröcke mit langen Schößen bestellten, zwei Tage nach dem Empfange vom Schneider diese neuen Röcke durch die neue Vorschrift „leuchtend blau" schon wieder als veraltet ansehen mußten." Der Tunten hänfener Bauernverein, eine etwa 5000 Mitglieder umfassende Organisation in Oberbayern, hat am verflossenen Sonntage seine diesjährige Generalversammlung ab- gehalten. Der Redner des Tages war der Kammerpräsident Lycealrektor v. Ortercr, der u. a. verschiedene bayrische Fragen besprach und dabei auch ans den neuen Reichsschatzsekretär Freiherrn v. Stengel zu reden kam. „Es ist unser lebhafter Wunsch, daß es dem Reichsschatzsekretär, den ich als einen um sichtigen, erfahrenen und vorsichtigen Mann kennen gelernt habe, gelingt, dort den Wagen auszuhalten, wo er gerade unter seinem Vorgänger in bedenklichster Weise ins Rollen gekommen war. Ja, wenn man im Reiche nicht zu sparen versteht, sondern einfach trachtet, neue Einnahmequellen zu finden, um sofort neue Militär sorderungen zu erfüllen, dann können wir niemals Geld genug haben, und dann w'rd nie eintreten, ivas der neue Staatssekretär, unser verehrter Landsmann, als das Mchtigerc erklärte: das eigene Haus in guter Ordnung zu halten. Neue Reichssteuern direkter Art, Finanzresorm und dergleichen können auch kaum dem neuen Staatssekretär gelingen: ob er dabei seine bayrischen Landsleute, was vielleicht ein wenig bei^seiner Ernennung in Betracht ge zogen worden ist, auf seine Seite bringen kann, ist mir noch sehr sraglich." Darnach mag Freiherr v. Stengel noch hoffen, das bayrische Zentrum für seine Reichssinanzresonn zu gewinnen. Die seinerzeit ansiiibrlich berichtete sensationelle Olden burger Affäre fit in ein »eneS Stadium getreten. Wie näm lich ans Otdenbnrg genicldct wird, wurde der Oberlehrer Dr. Risch verhaftet, weil er sür den „Rcsidenzbotcn", ein sati risches Witzblatt, Artikel geschrieben batie. in denen der Minister Rnystadt des Hazard'picls und der Protektion eines Lehrers be schuldigt winde. Wegen dieser Artikel wurde kürzlich der Verant wortliche Redakteur mit l Jahr Gefängnis bestraft. Der Vorstand deS Allgemeinen Knappschafts vereins beschloß, den früheren, auf Antrag des sozialdemo kratischen Knappschastsältestcn gefaßten Beschluß, den Kranken kassen für die Behandlung Wurmkrcmrcr nicht mehr 50 Pfennige Sonderbeitrag für Tag und Arbeiter zu bewilligen, auszuhcben. Die Krankenkassen erhallen somit wie früher für jeden Wurm kranken 2,50 Mk. Ferner wurde beschlossen, daß der Beschluß vom 15. August, wonach auch für die drei Karenztage das Krankengeld gezahlt werden soll, keine rückwirkende Kraft hat. Die Häufung der Strafverfahren wegen Majestäts beleidiguna gegen sozialdemokratische Blätter wird von der sozialdemokratischen „Volksstimme" in Frankfurt a. M. znrückaesührt auf einen Erlaß des preußischen Justizministers. Das Blatt will erfahren haben, daß der Justizminister die Staats anwälte aufgcfordcrt hat, mit rücksichtsloser Schärfe jeden Fall zu verfolgen, der „nur einigermaßen Aussicht" biete, gegen bas betreffende Blatt einen Majestätsbelcidiaungsprozeß anzustrengen. — Schon Wege» der Form, in der die Mitteilung onftritt, erscheint diese Nachricht sehr unwahrscheinlich. Tr. Maurenbrcchcr, der bisherige Sekretär des national- sozialen Vereins, hat jetzt seinen U ebertritt zur Sozial demokratie vollzogen. Tic „Kreuzztg." schreibt hierzu: Das wäre ja an sich kein Ereignis, von dem eine Zeitung Notiz nehmen muß: aber interessant ist, daß ihm die Sozialdcmokrakcn auch das letzte kleine Restchen monarchischen Empfindens, das er sich noch bewahrt zn haben scheint, nicht gestatten wollen. Er schreibt der Magdeburger „Volksstimme" einen langen Artikel über seine Bekehrung zur Sozialdemokratie und sagt darin an einer Stelle, „möglichste Einschränkung der monarchischen Gewalt" sei die einzig mögliche und naturgemäße Formel für die Arbeitcrpolitik auf ab- sehbare Zeit. Das sozialdemokratische Blatt läßt diese «stelle nicht niiäeriiat. Es schreibt: „Wenn Genosse M. meint, daß „möglichste Einschränkung der monarchischen Gewalt die einzig mögliche und naturgemäße Formel für die Arbciterpolitik ans ab sehbare Zeit" ist. so möchten wir betonen, daß diese „absehbare Zeit" erst in dem Augenblick ein Ende erreicht haben kann, in welcher die monarchische Gewalt nicht mehr eingeschränkt werden kann, weil sie beseitigt ist. Ein Monarchismus — wie immer er auch geartet sein mag — verträgt sich nicht mit der Demokratie. Die Republik „mit dem Grobherzog an der Spitze" ist ein Heft ohne Klinge. Die Förderung des Proletariats durch den Staat wird stets aus Hcnimnisse stoßen, wo der in seinen Interessen mit dem Kapitalismus »erwachsenen Monarchie Rechte cingcräumt find; wo aber der Parlamentarismus so weit ausgewachsen ist. daß der Monarch keinerlei Rechte als de» Besitz eines Titels uno einen Anspruch auf Apanage besitzt, wird die für die In- stitution der Scheinmonarchie auSgcsetzte Geldsumme jedenfalls nicht zum Wähle deS Volkes verwertet." — Diesem Hohne wird Dr. Maurenbrecher überall in der Sozialdemokratie begegnen, wenn er sich nicht loforr und unbedingt zur sozialen Republik und zur Revolution bekennt. ES gibt wirklich nur ein Ent weder — Oder. Das Zitat von der Republik mit dem Groß- herzog an der Spitze wird dem Ucbcrgetretenen zeigen, was sür eine Meinung seine neuen Freunde in Wirklichkeit von ihn, haben. Pfarrer Naumann wird von seinen früheren Amts- brüdern abaeschüllelt. Im Svrechiaale der amtlichen ..Weimar. Ztg." schreibt .ein evangelischer Geistlicher, der auch National tonaler gewesen ist", folgende Absage: „An die Redaktion. Wollen Sie nicht die Freundlichkeit haben, an Ihrem Teil mit daraus hinzuwirken, daß bas Haupt der frühere» nationalsozialen Partei nicht mehr als „Pfarrer" Naumann, sondern einfach als Herr Naumann in der Presse figuriert? Der Herr ist doch nicht mehr Pfarrer, und ei» elmractor inctelobilis kommt doch nun einmal uns evangelischen Pfarrern nicht zu. Herr Naumann hat selbst die Solidarität mit dem Staube, deni er früher angehörte, gelöst: >o wolle man es doch auch diesem Stande nicht antn» («io), daß Herr Naumann immer wieder als zu ihm gehörig genannt wird " — Herr Naumann ist. was der ehemalige Nationalsoziale noch nicht zu wisse» scheint, jetzt auch Doktor der Theologie Was es mit der angeblichen Neutralität der Gewerk schaften ans sich hat. ging aus einer Erklärung hervor, die der Leiter einer sozialdemokratischen Parteikonferenz sür Berlin und die Provinz Brandenburg. Kotzke. am Sonntag abgab. Kotzke erklärte: „Das, was Bömclburg auf dem Gewerkschaftskongreß ,n Stuttgart ausgesprochen: „Sozialdemokratie und Gewerkschaft gehören zu sammeii", habe sich erfüllt. Tie Gewerkschaften haben sür die politische Partei ilue volle Schuldigkeit getan." Ter „VorwäriS" teilt mir. daß von dem Gruppen bilde der sozialdemokratischen R e i chs ta g s' ra k t i o n die erste und zweite Auslage vergriffen sei. Tie „Germ." bemerlt hierzu treffend: In keiner Pariei ist der Personenkultus so lächer lich ausgebiidet. wie in der sozialdemokratischen. Wir glauben kaum, daß irgend eine andere Parlci schon ,etzt Gmpvenbilder bergestellt bat und im Wege des Handels vertreibt Auffällig fit ja dieie Erscheinung »ichr: es ist vielmehr eine geschichtliche Er fahrung. daß der widerlichste Byzantinismus und der lächerlichste Personenkultus in der Demokratie zn herrschen pflegt. Das polnische Provinzinlwahlkvmitee in Polen, welches die Gründung eines polnilchenZentralwahlkomitces für ganz Teulichland in die Hand genommen hatte, hat bereits eine» Entwurf zu den Statuten diews zn gründenden Komitees aus gearbeitet, der im wesentlichen folgende Bestimmungen enthält: Das „polnische Wahlkomitee für daü Deutsche Reich" ist die höchste Wablbchörde sür alle Pole», welche die einzelnen, im Bereich des Dent'chen Reiches bestehenden polnischen Wablbehördeu anerkennen. Der Sitz des Komitees ist Posen. Tie Mitglieder desselben wer den gewählt seitens 1. des Wablkomitees für das Großhcrzvgtum Poien, 2. des Wahllomitecs für Westprcußen und Ermlnnd. 3. des Vorstandes des polnischen Vereins in Schlesien. 4. des Wabl komitees ffir Berlin und Umgegend. 5. des Wahlkomitces sür West falen und Rheinland. Das Zentialkomilee setzt sich aus 11 Mit gliedern und ebenlo viel Veilrelern zusammen, von denen das Polener Provinzialwahlkomitee vier, das sür Westvreußen und Eimland drei. Schlesien zwei und Berlin und der Westen je eine» wählen Die Wahl der Mitglieder wird alle fünf Jahre »ach der Wahl der genannten obersten Wahlbehörden vollzogen. Sieben Mitglieder bilden ein Komitee. Zur Tätigkeit des Zentralkomitees gehört 1. die Bestimmung der Wahlkreise, in denen Polen als Kandidaten aufgestellt werben sollen, vor jeder Reichs- und Land- tagswahl: 2. das Schließen von Kompromissen mit anderen Par teien: 3. die Erledigung von Streitigkeiten, die zwilchen den Wahlbehörden und de» Wählern etwa eintreten. i» letzter Instanz. Die Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit der Anwesende» ge faßt und sind unwiderruflich. Oien entstandene polniiche Wahl organisationen haben das Recht, in das Zentralkomitee einzntrelcn." Ter Entwurs ist wohl infolge von Indiskretion eines Delegierten in der „Gazeta Torunska" zur Veröffentlichung gelangt. Tie anderen polnischen Zeitungen, wie „Dzicnnik Poznanski" usw.. sind auss Höchste entrüstet, daß die „Gazeta Torunska" diesen Vertrauensbruch begangen hat. Oesterreich. Kaller Wilhelm trifft am 18. September um Oh's Uhr vormittags ans Mohacs in Wien ein und wird am Südbahnhvs vom Kaffer, den Erzherzogen und den Spitzen der Behörden empfangen werden. Aus dem Perron wird eine Ehren kompagnie ausgestellt sein. Vom Südbahnhofe bis zur Hofburg werden Truppen Spalier bilden. In der Hofburg wird der Deutsche Kaiser von den Erzherzoginnen, den obersten Hoichargen. dem Minister des Auswärtigen. Grafen Golnchowski, dem Minister präsidenten v. Koerber und den anderen Ministern, deni Gcneral- stabSchef Freiherr» v. Beck, den Gcneral-Triippeiiinspekkenren und dem Marinekommandanten begrüßt werden. Der Deutsche Kaffer wird die großen Frcmdenappartemcnts i» der Hofburg bewohnen. Nach der Ankunft wird Kaiser Wilhelm den Mitgliedern des Kaiserlichen Hauses Besuch abstatte». Für die Anwesenheit Kaiser Wilhelms ist folgendes Programm festgestellt: Am 18. September um 6 Uhr abends Galadiner in der .hosbiua. sodann Besuch der Hosopcr. Am 10. September vormittags Mische im Tiergarten zu Lainz, nachmittags Diner in der deutichen Botschaft. Am 20. September wird der Deutsche Kaiser den, Gottesdienst in der evangelischen Kirche beiwohne», mittags findet ein Famklien- frühstiick beim Erzherzog Otto statt. Um 6 Uhr abends Hoftnfel in Schönbrunn, sodann Theatervorstellung im Schönbrunner Scdloßtheater. Um 10 Uhr abends erfolgt die Abreise .Kaiser Wilhelms mit Hofionderziig vom Penziger Bahnhöfe aus. Aus Anlaß der Anwesenheit des Deutschen Kaisers kommen der österrei chisch-ungarische Botschafter i» Berlin v. Szögyeny-Marich und der deutsche Generalkonsul in Budapest nach Wien. Als Ehrendienst beim Kaiser Wilhelm sind bestimmt der Korpskommandeur Freiherr v. Albon, Vizeadmiral Graf Montccucoli, die Kommandanten des 34. Infanterie-Regiments und des 7. Husaren-Reaiments, deren Inhaber der Deutsche Kaiser ist. sonne der Miutärattachee in Berlin, Major v. Klcpsch und zwei Hauptleute. Der Ehrendienst wird am 18. September dem Deutschen Kaiser nach Wiencr-Nc» stadt entgegenfahren, wo eine Ehrenkompagnie unter dem KorPS- kommandantcn Grasen Uexküll-Gyllenband ausgestellt sein wird. Aus Brüx wird vom 8. d. M. berichtet: Die sogen, srei - alldeutsche Partei hatte für heute in die kiesige Turnhalle einen VolkStag einberufe». welcher, kurz bevor er vom Vorsitzenden geschlossen weide» sollte, vom Negierungsvcrtrcter ausgelöst wurde. In der Veriammlnng sprachen die Abgtz. Pacher, Dr. Tichan. Kutscher, Schrciter. Kasper und Wolf über den Ausgleich mit Ungarn, die ungarische Krise, die Zurückhaltung des dritten Asscnt- jcihrganges und die Notwendigkeit der Einberufung des Rcichs- rateS. Schließlich wnrde eine Resolution angenommen, in welcher die sofortige Einberufung des Ncicbsratcs gefordert wird. Dazu beantragte ein Teilnehmer einen Zusatz, daß der Reichsrat, wenn die Regierung ihn nicht cinberuft, freiwillig zusammentreten möge Ter Negicrunasvertreter ließ die Abstlmiimntz darüber nicht zu. und als die Anwesenden stürmisch die Abstimmung verlangten, löste er die Versammlung ans. Unter der Absingung der „Wacht am Rhein" verließen die Teilnehmer sodann den Saal und zogen singend und Ruse, wie „Los von Ungarn!" „Heraus mit deni Rcichsrat!" vor die Bezirkshauptinannschnft. Dort hielt Aba. Wolf eine Ansprache, worauf die Demonstranten, die obigen Ruse stets wiederholend und unter Abstngung des Liedes „Deutschland, Deutschland über olles" und des Bismarcklicdcs den Weg zum Kaiser Franz Josevh-Denknial nahmen. Dort richtete Abg. Vchreitcr eine Ansprache a» die Menge und forderte diese auf, ruhig auseinander zu gehe», welcher Aufforderung auch entsprochen wurde. Das „Trantenauer Tagebl." meldet, daß der Abg. Körper vor einigen Tagen in Freiheit bei IohanniSbav den preußischen Oberleutnant Mosche vom 0. Infanterie-Regiment (die Rang- und O.nartierliste von 1003 führt zwar einen Oberleutnant Moich auf, doch gehört dieser dem nnterelsässischen Infanterie- Regiment Nr. 132 an. Die Red.), der sich im Zivilanzuae als Tourist befand, nach einem Wortwechsel ohne weitere Veranlassung ans eigene Verantwortung, indem er sich als Abgeordneter legiti mierte. durch einen Gcmrindepolizistcn verhaften ließ. Der Oberleutnant wurde in Arrest geführt, nächsten Tag jedoch aus Verwenden seiner Verwandten wieder srcigclaffcn. Die Angelegen heit bildet den Gegenstand einer politischen Untersuchung. Ungarn. Der nun schon seit deni 1. Mai andauernde gesetz lose oder wie man sagt „ 1) x -1ax - Z » stand" macht sich, wie der „Schlei. Ztg " ans Budapest geschrieben wird, in seinen Folgen immer unangenehmer bemerkbar. Man braucht nämlich seit diesem Termin keine Steuern zu zahlen, die freiwillig geleistete» Steuer zahlungen werden aber allmählich immer seltener und der Staats säckel — immer leerer. Sind doch allein im Monat August um 2 073 000 Kronen weniger an Stenern eingegangcn als im August deS vorigen Jahres. Und der .8x-Isi-Z»Nand" hat noch manche Aaehr»iehteii. 261. «eite ». WS Donnerstag. 1«. September li-i-.'k
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