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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030819012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903081901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903081901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-19
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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darunter nicht wir bei Bearbeitung Hütungs-Vorschrtsten ha mii Horlzonlalwellrn ni ommen. Die Unfälle ereigneten ereten und Kakao- und Zuckerfabriken, .an Teiawaren. Die alten Unfall»«- ^tlen für die so gefährlichen Knetniaschinen nicht- weiter vorgeieben, als ein Verbot, an wichen Maschinen Personen unter 16 Iabren zu belchtistigen. weiter die Forderung, daß die Bedienung und Instandhaltung der Maschinen möglichst nur sachverständigen Arbeitern anvertrnut werde und endlich da» Verbot, wädrend de» Gange« in de» ge fahrbringenden Teil der Maschinen vlnetn,»greifen. Eine» prak tischen Nuden hätten diese Vorschriften ,edvch nicht gezeitigt, eine Besserung sei erst eingetretrn. seit dir Maschinenfabriken aus Ver anlassuna der " ' Konstruktionen während ihre« , prach an der Hand bildlicher Darstellungen eine ganze Reihe solcher mit Schutzvorrichtungen veriehener Maschinen, von denen es drei Arten gibt: 1. solche, bei denen der Knettrog feststehend, nickt kivpbar. ist, 2. solche, bet denen der Trog kippbar, sein Inhalt aber ohne Zuhilfenahme der Maschinenarbeit entleert iverde» muß und 3. solche, bei denen die Entleerung des Troges durch die Maschine selbst, also während des Ganges, geschieht. — Reicher Beifall lohnte die interessanten Ausführungen des Vor tragenden. der ausgesordert wurde, sein Material zum Ruhen auch anderer Berufsgenossenschaften al» Schrift herauSzugebrn, Bezüg lich des Antrages der Herren Schirmer und Voie i» München, die Bildung einer .Südlichen Gruppe" deS Vereins betreffend, wird Beschlußfassung auSaesetzt. da diese eventuelle Gründung Privat sache der dortigen Mitglieder sei. — Der Rechnungsabschluß sür daSVereinsjahr 1902/03 ergibt, ei» Bereinsvermögeii von 904 Mk Dem Vorstande und Schatzmeister wird nach erfolgter Prüfung der Bücher einstimmig Entlastung erteilt. — Der Kostenanschlag für IM/Ol balanciert in Einnahmen und Ausgabe» mit 1300 Mk Der Vorstand schlägt eine Erhöhung des Jahresbeitrages von 10 aus 12 Mk. vor. die die Zustimmung der Versammlung findet. — Die auslcheidenden Mitglieder des Vorstandes und der Redak tions-Kommission werden einstimmig durch Zuruf wiedergewählt. - Ein Aiitrag der westlichen Gruppe: .Tie Hauptversammlung wolle beschließen, daß die jährlichen ordentliche» Hauptverlainm lungeii des Vereins nicht vor deni l. September jeden Jahres ab- gehalten werden," wird abgeändert und beschlossen .den Vorstand zu ersuchen, die Hauptversammlung möglichst nicht vor dein l. September einznbernsen." - Die Versammlung beschließt die Einberusung einer außerordentliche» Hauptversammlung zu dem ausgesprochenen Zwecke des Besuchs der Ausstellung sür Arbeiter- wohlsahrtScinrichtunge» in Charlvttcnburg. Als Ort der nächst jährige» Hauptversammlung wird Jena erwählt. Schließlich werden »och eine Anzahl Anfragen und Mitteilungen der Mit glteder über Vorkommnisse in der Präzis erledigt. — An, Rach mittag fand eine Besichtigung der Sirmcnsschen Glasfabriken in Dresden und Döhlen und der Werkzeugmaschincnsabiik A -G. vorm. Ad. Schladitz statt. Heute unternehmen die Teilnehmer an der Hauptversammlung eine Dampferfahrt »ach der Bastei. — Die verstorbene Frau Marie Jda verw. Rüsser hat dem Augenkrankrn-Hetlverei» zu Dresden letzlwillig 3000 Mark ousgesekt. - Herr Schriftsteller Hermann Häsker wird heute vormittag 1l Uhr mi roten Saale des Ausstellungsvalaftes einen Vortrag über Stadterw eitern »gen halten. — Die VolkS - Lcseabende des Vereins .. Volkswvhl" werden nach Ablauf der Ferienpanse heute abend "29 Uhr wieder eröffnet. Sic finden statt im großen Saale der Firma Gebrüder Pfund. Pricßnitzstraße 10. Vorgelesen wird ..Jörn Uhl" von Jrcnssen. — Der Bezirksvercin städtc lKaditz, Piickte», der Dresdner N o rd w est - V v r- . , Trachau, Uebigan) hält Freitag, de» 21. August, abends 8 Uhr, eine Versammlung in der Schlospchänke zu Uebigau ab. Auf der Tagesordnung stehen u. a. die Bctriebs- verhältnrsse der Tampfschissghrt auf der Elbe, Preise, Fahrzeiten :c. Die übrigen Punkte betreffe» VcreinSaiinclegcnhcitcn. - Kaum werden sich die Pforten der Deutschen Städtc-Aus- stellung Dresden 1903 geschlossen haben, so wird der Dresdner Radfahrcrverei n Wanderin st von 1888 aus Anlaß seines 15jährigen Stiftungsfestes am 1. Oktober in den Räumen des Städtischen Ausstellungspalastes den Reigen der dieswinterlichen Verauttoltungc» mit einem größere» Saalscst eröffnen. Mel- duiige,i zu erstklassigen Rcigenkonknrrcnzen, sowie zum Wett bewerb im Polospiel bestätigen schon heute das in den hiesigen, sowie anderen Gauen des! 'Deutschen Rirdfahrer«Bn»dcs vorhaildene Interesse. ^ — DaS sechsjährige Mädchen, welches ani Sonnabend am aschcnberge während der Parademusik von einem Landauer überfahren wurde, erlitt einen Schädclbrnch. Das Kind soll in das Geschirr hineingelaufen sein. — Im oberen Vogtlande sind i» diesem Jahre die Ernteaussichten sür alle Frnchtarten günstig. Schon die steucmtc ging statt von statten, da in der ersten Julibälfte kein Regen nel, io daß die Hennirirgcn kraft-, inst- und duftreich ein- gcbracht werden konnten. Trotzdem war nicht über Regenmangei zu klagen, und der dichtslehcnde Klee, wie auch die üppigen Krnut- und Rüber,selber verbürgen langaushaliendes Herbst- und Winter- viehsiiiter Der NapS. der in, Vogtlande verhältnismäßig viel aiigebnut wird, gab, da die kleinen Schoten sich gut entwickelt katlen und mit großen, runden Körnern besetzt waren, befriedigende Erträge Die drei Gctretdearten Roggen, Hafer und Gerste lWeizen wird im oberen Vogtlande nur vereinzelt anacbaut) gaben bczw, versprechen eine gute bis sehr gute Ernte Beim Hafer und der Garste ist nur das Stroh etwas kurz geblieben Auch der Hauviseldfrucht des Vogtlandes, der Kartoffel, ist das seitherige Wetter nur von Vorteil gewesen Wenn die Kartoffel sich stark bestockt und reich blüht, wie in diesem Jahre, so darf man wohl auch aus guten Knollenertrag rechnen Der Obstertrag dürste, mit Ausnahme der Birnen. Heuer gut werden; dies gilt insbeson dere von den Aepfel». von denen verständige Züchter die sür das dortige Klima geeigneten Sorten ansgewähit haben und erfolgreich anbaucn. Die Waldbeerenernte dürste im Durchschnitt einer guten Mittelcrnie gleichkommcn: Erd-, Heikel- und Himbeere» gaben geringere Erträge als 1902; die Preißelbceren beginnen sich zu färbe» und hänge» in dichten, großen Trauben viclvcrlprechcnd an dem hellgrünen Kraute, und auch die Brombeeren, deren viclieilige Ver wendbarkeit immer bekannter wird, verheißen eine gute Ernte, Die Pilze sind Heuer rar. — ObcrkriegSgericht, Des Kameradendicbslabls ist der 1881 zu Annaberg geborene Kanonier Einil Kurt Noellingcr von der Reitenden Abteilung des 12, Feidarlillerie-Regimcnts iKönigsbrücks angcklagt. Es wird ihm zur Last gelegt, am Abend des 30. Juni zu Zeilhain, wo er sich auf Kommando befand, in der Absicht rechtswidriger Zueignung von dem Schcnktijche des dortigen Offizicrskasinos ein Geldtäschchen mit 7 Mark Inhalt, Eigentum eines Kameraden, wcagenommen zu habe», N. be- streitet seine Schuld, indem er behauptet, er habe das Porte monnaie nicht behalten, sondern nur aufhebcn wollen, bis sich der Eigentümer melden würde. Die Zeugenvernehmung siel je doch sür ihn ungünstig aus. Es erfolgte seine Verurteilung durch das Kriegsgericht der 23. Division zu 4 Wochen strengem Arrest und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandcs. Tic hier- gegen vom Angeklagten eingelegte Berufung wurde nach erneuter Verhandlung verworfen. — In den frühen Morgenstunden des 8. Juni kam es in den Kellerräuinlichkeitcn der Kaserne des 12 Fcldartillerie-Regiments zu einer Schlägerei zwischen Mann schaften des zweiten Jahrganges und Rekruten. Der Kanonier Meyer von der 1. Batterie war zu genannter Zeit^mit einigen Kameraden, die sämtlich Rekruten waren, aus der Stadt zuruck gekehrt. Beim Betreten der Kaserne wurden sie von dem 1880 zu Rusdors bei Chemnitz geborenen Kanonier Oswald Johannes Wunderwald von der 3. Batterie und einigen anderen alten Leuten, die vor ihnen hergegangen waren, mit den Worten: „Na, Ihr Spunde, jetzt haben wir Euch erwischt!" angehalten. Mcver, der total betrunken war, faßte darauf dem ihm am nächsten Stehenden mit der Hand ins Gesicht, worauf sich eine regelrechte Schlägerei entwickelte. Während olle übrigen Beteiligten ober nur mit den Händen zuschlugen, zog W. sein Seitengewehr blank und ver setzte damit dem Kanonier Meyer über den Kopf einen wuchtigen Hieb, diesem eine ziemlich tiefe, klaffende Wunde beibringend. Der Verletzte war längere Zeit in ärztlicher Behandlung, ist aber jetzt wieder vollständig heraestcllt. Die Folge war, daß W. vom Kriegsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung -n einheitlichem Zusammentreffen mit rechtswidrigem Waffenoebrauch zu sechs Wochen einen Tag Gefängnis verurteilt wurde. Er legte hier gegen Berufung mit der Begründung ein, daß er sich in Notivebr befunden habe. Die erneute Verhandlung ergibt hierfür aber keine» Anwalt, infolgedessen die Berufung verworfen wird, um so mehr, als die ausgeworfene Strafe schon die zulässige Mindest- strafe ist. — Militärgericht. Bor dem Kriegsgericht der 32. Di- Vision hat sich der 1880 zu Ober-Uliersdors bei Zittau geborene, disziplinarisch mehrfach vorbestrafte Fahrer Ernst Wilhelm Hofs mann von der 6, Batterie des 26, FeldartiUerie-Regrments n, Pirna wegen ausdrücklicher Gehorsamsverweigerung und Be harrens im Ungehorsam, begangen vor versammelter Mannschaft, zu verantworten. Der Genannte befand sich am 21. Juli zum Remonledienst im Stalle, als er von dem als Remonleführer fungierenden Unteroffizier ausgesordert wurde, sein Pserd einem Kameraden zu übergebe», während er mit in die Schmiede gehen und beim Beschlagen eines Pferdes Helsen sollte. H. gehorchte nicht, sondern erwiderte: ,,.Hcrr Unteroffizier, es kann doch auch ein anderer gehen." Damit hat er, ivic ihm nicht widerlegt wer- den kann, lediglich eine Bitte Vorbringen wollen, weil er sich nicht einer persönlichen Gefahr aussetzcn wollte, da das Pferd als .,Schweißer" bekannt war. Das Gericht hat deshalb hierin keinen Ungehorsam, sondern nur eine Achtungsverletzmrg erblickt. Erst als der Unteroffizier den Befehl wiederholte, bemerkte der Angeklagte in ungehörigem Tone: „Ich gehe nicht mit, ich laß mir nicht die Knochen zerschlagen!" und veharrlc auch in dieser Haltung trotz eines dritten Befehls. In seinem Unmut ging er sogar so weit, daß er sein Pferd laufen ließ und es eingesangc» werden mußte. Daraufhin wurde H. sofort arrelierl. Zu seiner Entschuldigung bringt der gut beurteilte Angeklagte bor, er hätte die Bemerkung nur aus Äergcr getan, laisächlich aber dem Be fehl Nachkommen wollen, sei aber durch seine Verhaftung daran gehindert worden. Das Gericht hielt H. sür schuldig und erkannte auf 7 Wochen Gefängnis: 1 Woche gilt durch die erlittene Unter suchungshaft sür verbüßt. — Der 1879 in Oberfchlcsien geborene Musketier Tbomas Joseph Gowlytta von der 3. Kompagnie des Jns.-Regts. Nr. 22 verbrachte seinen Pfingsturlaub aus dem Kühn- schen Gute in Biskowitz bei Lommatzsch, auf welchem sich feine damalige Geliebte in Stellung befand. Am Abend des dritten Feiertages soll er nun einem dort ebenfalls beschäftigten Dienst mädchen in der Mädchenkaminer aus einer daselbst befindlichen, abgeschlossenen Lade, zu der aber der Schlüssel steckte, eine» Bar betrag von 34 Mark gestohlen haben. Obgleich eine beim An geklagten am nächsten Tage voraenommene Durchsuchung seiner Kleider resultatlos verlies und G. auch jetzt noch hartnäckig leugnet, erachtet ihn das Gericht aus Grund der Beweisaufnahme sür überführt. Insbesondere hat er sich durch sein damaliges Ver- halten verdächtig gemacht. Er wird wegen Diebstahls zu 1 Monat Gefängnis und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes verurieili. Tngesneschillite. Deutsches Reich. Die Grvßhcrzvgin von Baden hat an die stellvertretende Vorsitzende des vaterländischen Frnnenvereins, Fürstin .Hatzfeld, ei» Telegramm gerichtet, in welchem sie ihre wärmste Teilnahme an der über Schlesien hcrerngebwchcncn Prüfung, zugleich aber stirer Freude Ausdruck gibt über die unter der Leitung der Herzogin organisierte erfolgreiche Hiissarbcit. Ferner lestl die Grvßherzvgin mit, daß das badische Zenlralkomilee vom Rote» Kreuz Snininlungen in die Hand genommen hat und Schlesien ans den eingehenden Gaden unterstützen werde. lieber die bisherige Hilfsaktion sür die Heder ich w e in in ten in Schlesien teilt die „Schics. Zig." folgendes mit: Für die staatliche Hilfsaktion sind bekanntlich 1,0 Millionen Mk. zur Bcrsügnng gestellt worden. Von dieser Summe ist an den Regierungspräsidenten von BrcSlan die Summe von 200000 Mk., in Licgiiitz 80000 Mk.. in Oppeln 250000 Mk. gezahlt worden. Dieses Geld findet seine unmittelbare Ver wendung sür die Wiederherstellung der Wohn- und WirtschastS- gcbäude und ihre Sanierung. Hierzu sind im ganzen bisher un- acfähr 200OOo Mk. verwendet worden. Sodann sind von diesem Gelbe die erforderlichen Notbrücke» gebaut. Wehre wieder hcr- aestcllt, Wege wieder gangbar gemacht und die gröbsten Fluß- Ichäden regnliert. Hierfür sind ungefähr 180 000 Mk. verwendet. Ter Rest kommt aus die erforderlichen Deichschlüsse, weiche die Anlieger in den Stand setzen sollen, wenigstens mit einem ge wissen Maße vvn Sicherheit ihre Herbstbestellung vorzunchnren. lieber die iveitcre Verwendung der rund noch vorhandenen einen Million Mark soll mit Ministeriaikommissaren verhandelt werden, die zu diesem Zwecke nach Brrsla» kommen. Aus de» Privat- W o h i t ä t i g k e i t s s v n d s der Provinz sind bisher 290 000 Mk an die drei Regierungspräsidenten zur Untervertcilung weiter- gegeben worden, und zwar an den Regierungspräsidenten i» Breslau I25 0OO Mk., in Oppeln 130OM Mk., in Liegitttz 35 000 Mark. Die Gelder stammen sämtlich von den bei dem Schlesische» Bankverein gesammelten. Außerdem sind im Regierungsbezirk Oppeln direkt gesammelt und verwendet 57010 Mk., im Re gierungsbezirk Breslau 0390 Mk. und im Regierungsbezirk Liegnitz 15552 Mk, Im ganzen sind alio 370000 Mk. bisher von der Zentralstelle nach iintc» gegeben, um im Interesse der Notleiden den verwendet z» werden. Die Berichte der KrciskoiniteeS, in welcher Weise sic diese ihnen zugewieicnen Suinmcn verwendet Kobe», sind »och nicht vollzählig an der Zentralstelle eingegangen. Das Geld ist im wesentlichen verwendet worden, um Lebensmittel sür Menschen und Futter sür Vieh zu beschaffen. Bares Geld dagegen ist nur in geringem Betrage an die einzelnen Geschädig ten verteilt worden Die „Preuß. Corr" schreibt: „Sv wenig wahrscheinlich die ofsiziösc Versicherung, der Kronrat habe sich nur mit tech nische» Fragen befaßt, zunächst auch geklungen, erscheint sie doch den tatsächlichen Gang der Dinge richtig iviedcrzugcbcn. Auch wir hören, daß politische Gesichtspunkte m der Sitzung nicht be rührt worden seien, Graf Büiow z, B. hat in ihr zu zusammen hängenden Ausführungen überhaupt nicht das Wort ergriffen. Ebenso wenig lind »imistcriellc Referate erstattet worden; da gegen hat der Kaiser gesprochen. Als was hie bevorstehende Kronratssitzung ursprünglich — also unter dem Eindrücke der Hoch- wasserkatcistrophe — gedacht war, lassen wir dahingestellt sein; in der Gestalt, die sic praktisch angenommen Hai, war sie einem rein formelle» Akt der Repräsentation außerordentlich ähnlich. Wahrscheinlich würde die hohe Verrammlung überhaupt nicht zusammenaetrcten sein, wenn man sich nicht geniert hätte, nach der demonstrativen Ankündigung der bevorstehenden Tagung diese aus Gründen crbzusagcn, die für die Ocstensttckkeit doch undurch sichtig hätten bleiben müssen. So wurde die Sitzung abgchalten. Sic bot dem Kaiser Gelegenheit, sich nach seiner Rückkehr von der Nordlcindsrcise dem Gros des Ministeriums zu zeigen und außerdem in einer während seiner Abwesenheit dringend aewor- denen Angelegenheit — den Hochwassersragen — technische Details und Gutachten entgegcnzunehnicn. Mit der sachlich relativ ge ringen Bedeutung des Kronrats in seiner schließlichcn Gestalt würde sich eine gewisse Verstimmung decke», die an hohen Stelle» darüber bestehen soll, daß in der Presse die politische Tragweite des bevorstehenden Aktes ursprünglich weit stärker, als nach An sicht dieser Stellen angemessen gewesen wäre, unterstrichen wurde. Erwähnt sei noch, daß in der Sitzung selbst von sachverständiger Seile sehr nachdrücklich daraus hingewiesen wurde, daß ohne Mit wirkung Oesterreichs an eine ernsthafte Bekämpfung der Jabr für Jahr im Odergebiete wiedcrkehrendcn Hochwassergefahr nicht zu denken sei, Ter Kronrat dauerte nicht länger als eine halbe Stunde, Man sicht daraus, wie verfehlt cs wäre, sich vorzu- stcllen, daß er cinbcrnfen worden sei, »in politische Angelegen heiten zu beraten, oder gar, um den Kaiser in politischen An gelegenheiten zu beraten. Was von politischen Angelegenheiten zu erörtern und zu entscheiden war, ist in den mehrfachen Kon ferenzen zwischen dem Kaiser, dem Reichskanzler und Herrn von Lukanus erörtert und entschieden worden. Von einer „inneren Krisis" ist im Augenblick nicht mehr die Rede. Womit nicht gesagt sein soll, daß die einstweilen zurückgedränatcn Gegensätze sich in den Wochen bis zur Räumung des Kasseler Ooerprä- sidlums durch seinen bisherigen Bewohner nicht von neuem so weit geltend machen, dem verwaisten Sitze einen neuen Hausherrn zu verschaffen," Unter der Ueberschrist »Die Kaiscrinsel" bespricht der ^Vorwärts" einen Plan, der nach leinen Angaben gegenwärtig in voskreisen erörtert wird. Darnach soll beabsichtigt lein, an der geplanten HecreSsttnße Berltn-Töberitz auf der Insel Pichels- wcrdei ein kaiserliches Famillcnschloß zu errichte», das der ganze» kaiserlichen Familie zum künftige» Aufenthalte dienen soll, und zwar besonders in politisch unruhigen Zeiten, wo es dann möglich wäre, in kürzester Zeit anS dem Döbentzer Lager Truppen um die Insel zniilinmenznzichen. Außerdem wolle man dann noch den Jnfelbezirk znsammcn mit den Spandauer Staatswcrkstätten und dem Heerstraßenbezirk zu einem neuen sozialdemokratenreinen ReickstagSwahlkretS Zusammenlegen, und endlich bestehe die Absicht, die Truppen der Garde nicht mehr direkt auSznhebcn, sondern aus den Elitemannschaften anderer Truppen auszuwählen. Die.Post* lchreibt hierzu: „Man sieht, es ist ein recht reichhaltiges politisches Menu, welches der HintertreppenosfizioiuS den Leiern des „Vorwärts" vorietzt. Sollte an denneiben überhaupt etwas Wahres sei», so dürste es höchstens der Pia» sein, in Ptchelswerder rin kaiserliches Schloß zu bauen, was ja auch gar nicht so absurd Iväre bei den häufigen Besuchen, die der Kaiser in seinem bekann ten Interesse stir unser Heer dem Döberitzer Truppenübungsplätze abzustntten Pflegt. Die Absicht des .Vorwärts" mit dieser Ber- öfscntlichung ist natürlich die, i» erster Linie die „Reaktion" an den Pranger zu stellen, und so weist er den» ausdrücklich daraus hin, .daß allerlei Geister tätig sind, welche ein Interesse daran haben, durch Erregung schwarzer Vorstellungen die Geschäfte der Reaktion und des Junkertums spekulativ zu fördern". Außerdem aber will er natürlich seinen Lesern ein drastisches Bild geben von der Angst, die inan höheren Ortes angeblich vor der Sozialdemo kratie bat, und aus diese Weise die Begehrlichkeit der Masse», denen der revolutionäre Gedanke allmählich angesichts der bis herigen Zuverlässigkeit unseres Heeres in die Beinkleider gefallen war, von neuem anzusache». Damit geht der .Vorwärts" genau denselben Weg, den er der sogenannten Scharsmachcrpresie vorwirst, nur ist der Unterschied der. daß der .Vorwärts" hier rin Bild der Verzagtheit in unseren Hvskreisen zeichnet, das der Wirk lichkeit durchaus nicht entspricht, während das, was von rechts sichender Seite über die Sozialdemokratie und ihre staatSgcsähr lichen Tendenzen gesagt worden ist. nicht nur leider Gottes durch die Tatsache» bisher bcslätiat, sondern sogar übcrtrossen worden ist," Eine anaemessene Behandlung der Zeugen für Gerichtsverhandlungen ist eine Ausgabe der Behörden, die als wichtig nainenilich auch Vvn den Vertretern einer praktischen Reform des Gerichtswesens und besonders auch des Strafprozesses, wie z. B, von Lucas. anerkannt wird. Die Zeugenpflicht ist eine Ehrenpflicht, deren Erfüllung den im Erwerbsleben stehenden be sonders durch die Zeikveriärimilis oft genug Nachteile bereitet. Diese werden durch die mäßige Zeugenentschädigung bei weitem nicht ausgewogen. Vor allem gilt es, wie die „Nat.-lib. Korr." betont, daraus Bedacht zu »ehiircn. den Zeugen das übermäßige Warle» z» ersparen. Soweit cs möglich ist, sollte daraus Bedacht genommen werde», daß die Zeuge» erst z» der Stunde geladen werde», wo sie poraussichllich gebraucht werde». Alsdann soll man den Zcrigen eine» Ort als Warteraum gewähren, der ihrer nicht unwürdig ist. Vielfach fehlt es noch jetzt in den Gerichts- gebänden an besondere» Zeugcnzimmern, so daß die Geladenen auf den Korridoren warten müssen, die meist von anderen Harrenden. Parteien. Beschuldigte», Begleitpersonen. Ratgebern, überfüllt sind, vst leinen Sitzplatz mehr bieten und einen recht ui,an genehme» Aufenthalt darslrlle». Nicht vergessen sei jedoch, daß von der preußischen Justizverwaltung der Neubauten auf die Errichtung von Zeugenziinnier» Bedacht genommen wird. Sehr wichtig ist es endlich, bei der Befragung der Zeugen — naincnl- lich. wenn deren Auftreten und Gebciren eine Bürgschaft dafür zu biete» scheint, daß sie nicht absichtlich mit der Wahrheit zurück- l,alten — gewisse Grenze» rnne zu Hallen, damit sic nicht zu einer Art Jnanisitvrnim auSartet. lieber Mißstände i in A n k ti onsw e s en lesen wir in der „Kons. Korr.":, „Zu den Mißständen unseres überaus reform bedürftigen Auktionsweicns gehört auch der, daß cs bis jetzt noch nicht gelungen ist. den Händlerringen einen Riegel vorznschieben, die cs vielfach dem Privatpubliknm unmöglich mache», sich in er wünichtem Maße als Bieter z» beteiligen. Unter diesen Zuständen leiden besonders die Besitzer von Pfändern, da Pfandobjekte bei Auktionen oft in nnechörter Weste verschleudert und selbst unter dem Darlehen verknust werden. ES wird nun vorgeschlagen, daß bei öffentlichen Verkäufen aus größeren Pfandleihen ein übersicht liches Register der zn verlausenden Gegenstände veröffentlicht werde» möchte, ans dem das Privatpnblilni» ersehen könnte, was es etwa z» erwerben sür wert kielte. Privatkäufer würden ohne Zweifel ost das Doppelte und Dreifache von dem zahle», was die Händler antegcn. Selbst das „Berliner Taget,!," spricht sich sür Maßregeln ans, die den Händlern den Weg verlegen. Es schreibt, der in de» Vorschriiten über de» Uiniang der Besugnisse und Ver pflichtungen, sowie über den Geschäftsbetrieb der Versteigerer in Preußen vorbanbenc Paragrapb genüge nicht, um Abhilfe gegen das Ausbcrilertnin in den Arrlttoncn zu schassen. Ter Passus lautet: „Ter Versteigerer bat sich der der Versteigerung jedes rrn- lauiercn Geschäftsgebarens, insbeiondere des trügerischen An- prestens der zu versteigernden Sachen, der Verleitung zur» Uebcr- bicten durch Ausstellung vvn Personen, die nur znm Scheine mrt- bielen, zu enthalten. Weiß er. oder muß er de» Umständen nach annehmen. daß Verabredungen getroffen sind, aus Grund deren andere vom Milbieten oder Wciteibteten abgehalten oder Sachen (durch vorgeschobene Personen) nngcstcigert werden sollen, um unter den Teilnehmern sodann zu gemeinsamem Vorteile veräußert zu werden, so hat er die an solchen Verabredungen Beteiligten, nötigen falls mit polizeilicher Hilfe, zu entfernen. Er kann die Versteige rung auch nbbrcchen," „Diese gesetzliche Vorschrift liest sich" — ko schreibt das .Berliner Tagcbl." — „recht nett, greift aber nicht das Uebcl von der richtigen Seile an. Der Versteigerer hat auf die aiisgcbotcnen Pfänder, aus den rechtmäßigen Zuschlag, auf den Eingang der Gelder, damit er nicht Schaden leide, zu achten, also genügend zn tu»: in der während deS Verkaufs statlfindendcn Unruhe ist es unmöglich, die Vorschriften dieses Paragraphen aus- znsübren. Die Spatzen pfeifen cs von den Dächern, wie präzise der Händler«»« arbeitet, und daß er die erstandenen Pfänder »iiter sich wieder versteigert. Man mag also sich nach besserer Abhilfe ini Wege der Gesetzgebung nmichaueil!" Es ist nicht uninteressant, daß das „Berliner Tagebl." hier aus einmal das sonst von ihm geleugnete Bestehe» von Händlerringen anerkennt. Vielleicht „mausert" sich das Blatt noch weiter und erkennt auch das nnhcil volle Wirken der Händlcrrinae ans anderen Gebiete» — io in Mnrktballen, ans Viehhöscn usw. — an und ist aus Abhilfe da gegen bedacht." Folgende treffliche Bemerkungen finden sich in einer Zuschrift an den „Hann. Eonr." über die allerjüngstc Entwicklung der Sozialdemokratie: Als die Sozialdemokratie bei den RcichstagSwahlen ibrrn großen Erfolg errungen halte, da erhob sic ein lebbnstes Triumphgeschrci. In Berlin und vielen anderen großen Städten, säst in ganz Sachsen, wehte die rote Fahne: wahrlich ein tolcher Sieg hätte auch rußiger Denkenden zu Kopfe steigen können, wie vielmehr diesen Vertretern einer extremen Richtung, die jahraus, jahrein eine fieberhafte Agitation bclreiben. Aber von Huiraruscn und Festeseicrn kann eine große Partei nicht lebe», am wenigsten eine Arbeiterpartei, die es sür sich in Anspruch nimmt, daß sie allein sür das Wohl und sür die Förde rung der unteren Bevölkernirgsklassen Sorge trage. Seit den Wahlen sind nunmehr 0 Wochen verslossen, und was hat man von den Sozialdemokraten gehört ? Wie wollen sie den Zuwachs von Macht, den ihnen die Wahle» gebracht haben, sür ihre Zwecke ver wenden? Vergebens lucht man nach einer Antwort. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe für die Partei, für de» Ausbau der Sozialrrsorni einzuireten. Sic könnte die Notwendigkeit einer Erweiterung der sozialpolitischen Gesetzgebung mit dem Hinweise auf ihre 3 Millionen Wähler begründen, und es würde ihre Pflicht sein, die nächsten Schritte, die der kommende Reichstag tun iiiiißle, sorgfältig vvrzuberciten. Doch wie kann man eine so nützliche Arbeit von einer Partei erwarten, die den wichtigsten Gesetzen auf diesem Gebiete eine so leidenschaftliche Opposition entgegen gestellt bat. Aber wenn sie auch die großen Wohltaten der sozialen Gesetzgebung in Deutschland, die sogar bei ihren eigenen GesinnnngSgcnosten in Frankreich lcbbaftc Anerkennung findet, verkennt niid die Weiterarbeit auf diesem Gebiete der Re gierung und den andere» Parteien überläßt, so bleibt doch noch ihr etgenslcs Programm, das die Endziele ihrer ganzen politischen Tätigkeit enthält. Man war wirklich gespannt daraus, zn erfahren, wir sic ihre größere Macht benutzen wollte, »in dies Programm durchzufütiren — welche Gesetze sie etwa im Reichstage beantragen wollte, um die Umgestaltung der jetzigen Gesellschaftsordnung, die Expropriation deS Privateigentums u. n, in., zwar nicht sofort zn erreichen — denn das würde unmöglich icin —, aber doch wenig stens vorzubcreiten und zu beschleunigen. Aber auch hiervon ver lautet bis jetzt nichts. Die einzige Frage, mit der sich die sozial demokratischen Blätter eifrig beschäftigen, ist die nach der Ver tretung im Präsidium des Reichstags. Derselbe Bebel, der in seiner bekannte» Reichstagsrede der Monarchie de» Krieg erklärte, der in seinem Buche von der Frau weitnmstürzende Gedanken ver kündet, dieser selbe Mann streitet mir leidenschnstlichem Eifer gegen seine Parteigenossen über die Frage, ob rin Sozialdemokrat im ,«ack bei Hose erscheinen darf oder nicht. Ja der ganze Heerbann droht über diese wichtige, dir ganze Gesellschaft umstnrzrndc An gelegenheit r» zwei Heerlager anserirandcr zu gehen, und erst mit Hilfe des Parteitages glaubt man Ordnung und Ruhe wieder her- lellen zu können. Dort wird dann auch entschieden weiden, ob die Revolution sich im Frack und weißer Weste bei Hose präsen tieren darf oder nicht. Mag nun die Entscheidung über diese well» Dresdner Nachrichten. Nr. 22S. Leite ». »-> Mittwoch, ir». AugM Iv«»:4
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