Volltext Seite (XML)
Dieses Blatt wird de« Leser« von Dresden ^ und Umgebung am Tage vorher bereit» als zugcstellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Nnrelgen-carif. »nnakme von elntandtenneen dtS nachmittag» s Udr. LviNi- und «eirrlaaS nur Manentttabc ss uo.i N dir V,lUdr Ti« lIvaltlneBrund- Mle !ca. « SUbeni so Pf,.. An. tünd>,unsen a»> der Vndaiicile Zeile rs Ptc,.: die Livaliiac Zeile als .ikm- aeiandt" oder aui Teltieile so Pi, Ln Nummer» nach Lonn- und lVeier fa,en I- de« sivallioc Wrundjeilcn so. -iv bez. ko und so Pi,, nach de. iondcrcm Tarif. Auswärtige An!, iräae nur aeaen Bora»dbc»ai,lunn. Bclegblatlcr werden m>i roPig. berechne:. ffernlvrechanfchlub: «m, t Nr. U und Nr. !i0S«. Sll8SLrÄ8ok1 von (ior Lg^kliül'k! MÜ8I'- !Ü88!l!1l, vortiotou cluroli ll. Zekönroeks Mavdk.. Wilzlji'ufkel' 8t!'ü88e. AHA §ltnoi>sl' llicuest^ Drahtbcrichte. Hosnachiichte». Drei neue städtiicke Schulen. Tödtniig der Batleric» durch Licht, te»»« GerichtSvelha»dlu»aeil. Wirkl. Geh. Rat v. Levetzow f. „Tell." Pariser Eiienbahiulnglück. Donnerstag, 13. -lugnst 1W3. Neueste Drahtmeldungen vom 12. August. Breslau. Die Kaiserin Kat an die stellvertretende Vor sitzende des Vaterländischen Fraucnverems, Fürstin Hatzfeld, ein Telegramm gerichtet, in dem sie ihrer Zufriedenheit über die am 10. August :m Oberpräsidium abaehaltcne Sitzung des Vereins Ausdruck gibt und zugleich die Tätigkeit dcS Vaterländischen Frauenvercms lobend hervorhcbt. Frankfurt a. O. Der frühere Reichstagspräsident Wirkl. Geh. Rat v. Levetzow ist. wie die „Oder-Zeitung" meldet, in vergangener Rächt 1 Uhr auf seinem Gute Gossoio bei Königs- bcrg i. N. gestorben. v. Levetzow hat ein Alter von beinahe 75 Jahren erreicht Jahrzehnte hindurch gehörte er deni parlamentarischen Leben an; er >atz bereits im Norddeutschen Reichstage. I», Reichslage ver- trat er stets feinen heimatlichen Wahlkreis Königsberg in der Rett mark, Nach Ablegung der Assessorprüfung übernahm er sein väterliches Gut Gossow. Seit 1876 trat er als Landesdircktor an die Spitze der brandenburgischen Provinzialvcnvallnng. 1866 hatte er sich als Führer einer Landwehr-Eskadron der 2. Dragoner im österreichischen Feldzüge hervorgeian, so dasi ihm die Auszeichnung verliehen wurde, die Uniform eines Majors der Landwehrkavallerie sorttragcn zu dürfen, eine Auszeichnung, die der jetzige Kaiser bei Gelegenheit der Schlußsteinseier des reuen Neickstaasgebäudes noch dadurch verstärkte, dag er ihm neuerdings das Recht verlieb, die Uniform seines alten Tragoner-Regmienls zu tragen. Nach mehrjähriger Unterbrechung trat er 1877 aufs neue in den Reichstag ein, und ist seitdem, mit Ausnahme der Jahre 1884 bis 1887, unnnterbrockien Mitglied des Reichstags ge wesen. Nachdem Graf Arnim-Boitzenburg am 16. Februar 1881 die Wiederwahl zum ersten Präsidcirten nicht angenommen hatte, wurde zunächst der damalige Unterftaatssckretär v. Goßlc- zum Präsidenten gewählt. Als dieser aber nach Schluß des Reichstags >m August 1881 zum Kultusminister ernannt worden war. muhte der neugewählte Reichstag auch einen neuen Präsidenten wählen, und diele Wahl siel am 19. November 1881 mit 193 Stimmen auf Herrn o. Levetzow, während Freiherr v. Staussenbcrg nur 148 Stimmen erhielt. Nach den Neuwahlen 1884 wurde, da Herr v. Levetzow nicht gewählt war, der damalige Regierungspräsident v. Wedcll-Piesdorf Präsident des Reichstags; als er aber nach der Thronbesteigung unseres Kaisers zum Hausministcr ernannt worden war. da siel wiederum der Vorsitz des Reichstags Herrn v. Levetzow zu, und seitdem hat er ihn ununterbrochen während sieben Tagungen bis zum TI. März 1895 geführt. An diesen: Tage legte er sein Amt in gerechter Entrüstung darüber nieder, das; die Reickstagsmekrheit die von ihm vorgeschlagene Ehrung Bismarcks bei dessen 80. Geburtstage ablchntc. Leipzig. Die Strafkammer des hiesigen Landgerichts ver handelte heute in einem Prozeß wegen Beleidigung des Kaisers Wilhelm auf Grund der bekannten Schrift von Tolstoi: „Du sollst nicht toten!", welche Tolstoi anläßlich des Krieges mit China versaßt hatte. In dieser Schrift sollte sich Tolstoi einer gröblichen Majcstätsbeleidigung schuldig gemacht haben. Aus Antrag der Staatsanwaltschaft wurde daher die vom Verleger Eugen Dieterich in Leipzig in Deutschland vertriebene Schrift konfisziert. Da Autor sowohl, als auch Verleger im Auslände wohnen, konnte nur gegen Dieterich das objektive Ver fahren cingcleitet werden. Die Strafkammer unter Vorsitz des Landgcrichtsdirektors Dr. Gringmuth verhandelte unter Ausschluß der Oefscntlichkeit. Ein Dolmetscher übersetzte die inkriminierten Stellen. Das Urteil lautete auf Einziehung bczw. Un brauchbarmachung der unverkauften Exemplare und Platten, da eine Majestätsbeleidigung fest steht. Die Kosten werden der Staatskasse auserlcgt. In der Begründung des Urteils heißt es u. a.. daß erwogen worden wäre, die inkriminierten Stellen auszuschalten: das wäre jedoch nicht angängig, da dadurch die Schrift als Ganzes leiden würde. Braun schweig. Nach amtlicher Mitteilung sind in der Woche vom 2. bis 8. August in der hiesigen Stadt 127 Typhus- crkronkungen angemeldet worden, :n der Woche vorher 27. lieber die Anmeldungen in der lausenden Woche liegen noch keine Küfern vor; doch sind auch einzelne Neucrkraukungen wieder vorgekommen Köln. Wie die „Köln. Volksztg," meldet, schoß gestern abend in Kalk der Sohn des Braucrc:dircktors Bardenheucr aus seinen Vater und erlchoß sich darauf selbst. Die Verletzungen des Vaters sind nicht lebensgefährlich. Par:s. :H um v eri v i oz e ß.I Der heutigen Verhand lung wohnte wieder ein zahlreiches Publikum bei. Ter Polizei- kvmmissar Hennin» erzählt zunächst die Vorgänge bei der Ver haftung der Hnmbeits in Madrid, Paris. König Eduard hat anläßlich des Unglücks aus der Stadtbahn an Lvubct c:n Beileidstelegramm gerichtet. Gleichzeitig beauftragte er den Staatssekretär Lausdowne, der sranzÜiischcu Regierung durch den hiesigen Botschafter seine Teil nahme auszudrücken. — Mehrere Blätter erfahren aus Rom, daß der Papst dem französischen Botschafter seine Teilnahme habe übermitteln lassen. — Für die zumeist bedürftigen Hinterbliebenen der Verunglückten ist vom „Figaro" und anderen Blättern eine Sammlung eröffnet. Paris. Im Aufträge der Staatsanwaltschaft ist von dem Untersuchungsrichter Jolliot die strafrechtliche Untersuchung gegen vorläufig „Unbekannt" wegen fahrlässiger Tötung eingcleitct worden. Bis zur Stunde ist cs unmöglich, seslzustcllcn. wer die Verantwortung für das Unglück auf der Stadtbahn trägt. Die Bahnbchörden haben die Ueberzeugung gewonnen, daß das Un glück niemals einen solchen Umsaug hätte annchmcu können, wenn die Bahnbediensteten nicht den Kopf verloren hätten. Ein Direktor der Untergrundbahn äußerte einem Berichterstatter gegenüber, die von der Äahnverwaltung eingelcitete Untersuchung hätte ergeben, daß die Verantwortung ausschließlich den Maschinisten Chauvin treffe, einen der ältesten und zuverlässigsten Beamten der Unter grundbahn. Dieser habe die Vorschriften. die für den Fall eines durch Kurzschluß entstandenen Brandes erlassen seien, vollständig außer acht gelassen. Die Untergrundbahn habe bisher etwa 200 Millionen Menschen ohne Unfall befördert. Ter Maschinist Chauvin hat in: Polizeikommissariat erklärt, daß der in Brand geratene Fug schon vorgestern nicht mehr hätte verwendet werden dürfen, da die Bremsvorrichtung bereits am Mittag einmal ver sagt habe. Nunmehr sind sämtliche Leichen, bis auf zwei, agnosziert worden. Es sind dies zwei Frauen, von denen die eine eine Bäuerin aus der Provinz zu. sein scheint. Bei der anderen ist eine Rückfahrkarte nach Edinburgh m Schottland ge sunden worden. London. König Eduard ist vormittags nach Marien bild abgereist. Die Reife erfolgt über Vlissingen, Hannover, Magdeburg und Leipzig i" Rom. Das Befinden des Kardinals Herreros hat sich wesentlich gebessert. Er hat den Vatikan verlassen und ist in bas spanische Kollegium überaesicdclt. Madrid. Während der Schießübungen eines englischen Geschwaders bei Alaeciras schlug ein Geschoß neben dem Gebäude der Rettungsgesellschast ein. Der spanische Konsul in Gibraltar richtete an die Behörden eine Beschwerde, auf die chm befriedigende Erklärungen zu teil wurden. Der englische Admiral wird eine Untersuchung über das Vorkommnis cinleitcn. K on stan t i n opel. Die von der Türkei an die Witwe des ermordeten russischen Konsuls zu zahlende Entschädigung wurde auf 200 000 Frcs. festgesetzt. Die Empfangnahme der Ent schädigung russischerieits ist noch nicht erfolgt. Der abgesetztc Vali von Monasiir wird, von einer Eskorte begleitet, nach Tripolis verbannt werden. Es verlautet, daß bei Nevrekap im Sandschak Serres ein drei Tage dauernder Kampf zwischen türkischen Truppen und einer Komiteebande stattgefunden habe. Einzelheiten über denselben fehlen »och. Halifax. Die Matrosendes deutschen Kreuzers „Vineta" vereinigten sich mit den englischen Soldaten und Marinemann- schäften, um gemeinsam in der Citadclle eine Vorstellung zu Gunsten des kürzlich geplünderten Soldaten, und SecmannshcimS zu veranstalten. OerMcheS mrd Sächsisches. Dresden. 12. August. - —* Se. Majestät der König begab sich heute früh in Be gleitung mehrerer Herren mit Sonberzug 6 Uhr :18 Minuten ab Nicdriscdlitz nach Klingenberg zur Hochwildjagd auf Grüllen- burgcr Revier. Tie Rückkehr nach Schloß Pillnitz wird heute abend gegen 7 Uhr erfolgen. —^ König Georg HM dem Frl. Emmp Schmid, Tochter des Oberbürgermeisters Dr. Schmid in Planen i. V-, welche an läßlich des KönigSbesnches in Plauen Se. Majestät unter Ueber- rcichung eines Blumenstraußes willkommen hieß, durch das Kämmereramt eine goldene Brosche mit dem NamenSzuge zu- gksaudt. Weitere Auszeichnungen erhielten: die Schülerin Hann- cben Henipel, Tochter des Appreteurs Augnst Hempet. eine goldene Halskette mit Kreuz. Arno Stöckel. Sohn des Garuisonvcrwa!- lungs-JnspektorS Stöckel, und Margott Wolfs. Tochter des Lazaretlveiwalkungs-JnfpckleuiS Woiis. einen goldenen Ring bezw. ein goldenes Medaillon mit Kette. Einen goldenen Ring mit der Inschrift „König Georg 1903" erhielten ferner Elise Dick, die erste Schülerin der ersten Klasse in Wohlhamcn. Tochter des Gutsbesitzers Gustav Dick, Margarete König in Schöneck. Tochter des Tiadirals Albert König, Marie Strauß in Brambach. Tochter des Geincinde- Voriiands Apothekers Strauß und Else Johanne Weller in Marl nrulirchen, Tochter des Fabrikanten August Weller jr. Frl. Gertrud Beeger. Tochter des Amlshauplmanus Beegcc in Auer bach erhielt eine goldene Brosche, ein E mit darüber angebrachter Krone darstellend. —* Ihre M ajestät die Königin-Witwe besuchte heute vormittag die Deutsche Städleausslellnng. Sie trat, begleitet von den Prinzen Georg und Friedrich Christian, um 10 Uhr in der Ausstellung ein und wurde von den Herren Oberbürgermeister Beutler. Stadträtcn Obcrbaurat Klette, Dr. Körner. Baurat Adam und Weigand! begrüßt. Im Geiolge befanden sich Hofdame Fräu lein v. Naucndort, .Herr Kammcrherr v. Mctzsch-Reichenbach und der militärische Erzieher der Prinzen. Herr Hauptmann Freiherr O'Byrii. Unter Führung der Herren Stadträte erfolgte die Be sichtigung der Abteilung 1. Weitere Besichtigungen erstreckten sich u. a. auf die Installation der drahtlosen Telegraphie, den Fessel ballon, die Maichinenhallc und die Automobil-Feuerwehrsabr- -eune, wobei Herr Stadtrat Leutcmanu die Führung übernahm. —* Kronprinz Friedrich August begab sich heute früh zu Pserdc von Äachwitz nach Rieder-Rödern. um von 9 Uhr 30 Almuten dem Scbarsjchießcn des 1. Feld-Artillerie- Regimcnts Nr. 12 im Gelände beizuwohnen. Der Kronprinz beabsichtigt, im Lause des Nachmittags nach Wachwitz zurück zureitcn. —* Prinzessin Johann Georg wurde heute morgen kurz vor 10 Ubr, als sie in Begleitung ihrer Hofdame im Wagen von der Stadt nach dem Prinzlichen Sommer- sitze in Obcrloschwitz zurückkehrle, am Lmckcschcn Babe von einem Unfall betroffen, der aber, abgesehen von einem heftige» Schreck, keinerlei schlimme Folgen hätte. An jener Stelle lösten sich plötzlich während der Fahrt beide Hinterräder des Victoria- waacns ab. Der Kutscher brachte die Pferde glücklicherweise sehr bald zum Stehen. Die Prinzessin setzte die Fahrt nach Oberlosch- tvitz in einer Droschke fort. —* Kaiser Wilhelm trifft, wie bereits bekannt, am 1. September gegen Mittag in Dresden ein und nimmt im Nesideiizfchlosse Wohnung. Wie wir in Ergänzung unserer frühe ren Mitteilungen berichten können, wird sich der Kaiser am 2. September vom Neuslädter Bat,»Hose ans zur Truppenparade »ach Zeilhai» begeben, von wv an demselben Tage die Rückkehr »ach Dresden erfolgt. Nach dem Diner verläßt der Kaiser Dresden wieder. —* Staatsminister v. Metzsch ist nebst Familie vorgestern von Tarasp aus dem Bahnhöfe in Rcichcirbach cingetroffcn und bat sich zu mehrwöchigem Aufenthalte nach dem Schlosse Friesen begeben. —* Ter preußische Kultusminister Dr. Studt besuchte gestern die Deutsche Städte-Ausstcllurrg. —* Der General-Intendant der Könrgl. Schauspiele in Berlin. Graf v. Hülsen, ist in Schandau erngetrofserr und hat irr: Scirdias Hotel „Orrisiiana" Quartier genommen. - * Drei neue städtische Schulen, in gleichem Etile erbaut, gehen ihrer Vollendung entgegen und verleihen dem zwischen der Rcitbabiistraßc. der Divpoldiswcüdaer Gaste und der Großen Plaueirschcrr Straße gelegenen Häuscrvicrtcl ein wesentlich ver ändertes freundliches Auslchcn. Auf dem Areale des Vitzthuin- schcu Gnmnasiums, der ehemaligen Rciterkascrue und der frühere» evangelischen Freischule, sind im Laufe der letzten 2sh Jahre drei stattliche Schulgebäude für die 2. Bczirksschule, die Realschule für Kunst und Wissenschaft. 4* SSntal Hofo-er. Unter Rossinis zahlreichen ernsten Lvern steht sein „Teil" ebenso ei»,tg da, alle anderen Opern des Maestro überragend, wie sein „Barbier von Sevilla" unter seinen komischen Opern, und einzig, wie dieser „Teil" in der Reihe der große» französischen Oper überhaupt, steht Rossini unter den Opernkompvnisten aller Zeiten. Et» Mann von 37 Jahren schuf er seinen „Tell" und nachher nichts mehr für die Bühne, trotz seines noch langen Lebens. Aus die dringende Mahnung seiner Freunde entgegnete er: „Italienisch habe ich genug geschrie ben : französisch mag ich nicht schreiben, deutsch kann ick nicht schreiben: also laßt »sich aushörrn." So ist „Tell". obgleich ein »euer, glänzender Erfolg für Rossini, sein dramatischer Schwanen- geiang geblieben. Er hat aber nicht aufgchört, gleichsam nur für sich drS zu seinem letzten Lebenslage zu musizieren und. was uns wnderlich stimpathisch berühren muß, die Deutschen als die größten Musiker der Welt anzuerkennen. Diese Hochachtung dcntlchcr Kunst zeigte sich nicht am wenigsten in der rührenden Verehrumi. mit der er. damals auf der Höbe keines WeltnihmS. C. M. v. Weber entgegenkam, als dieser rm Februar 1826 durch Paris nach London reiste, um den „Oberon" dort aufsühren zu lassen. — Wir Dresdner hören das Meisterwerk Rossinis meist in hoher Voll endung. die wir vor allem Herrn Generalmusikdirektor v. Schuch zu danken haben. Auch die gestrige Aufführung gehörte zu dem Glanzvollsten. waS unsere Hosoper zu bieten im stände ist. Unter v. Schuchs Leitung vollzog sich die Vorstellung wieder hinreißend und elektrisierend und auch nicht während eines kurzen Momentes lahmte e» an irgend etwas, das an daS im Abdlühen stehende Genre der Großen Over hätte gemahnen können. Allerdings war auch die Besetzung wieder ersten Ranges, die Hingabe der Solisten bewundernswert- Zum künstlerischen Mittelpunkte wurde, wie bisher, die lebendige, kraftstrotzende Darstellung Scheide mantel», die in der großartigen Erfassung des Charakters, der mpthllchen Größe des Tell lsinriß und erschütterte. Reden ihm zeichneten sich besonder» Herr Gießen auS, der den Arnold zu seinen besten Leistungen zählen darf und die Herren Wächter lWalter Fürst) und Plaichke (Melchthal). Nicht weniger vortreff lich bewährten sich wieder Frl. v. Coavanne (Hedwig). Irl. 4t a st (Gemmp) und Herr Jäger in der veraisiwvrtungsreichc» Episode des Fischers. Eine neue Erscheinung in dieser oft dar- gebotenen hervorragenden Besetzung war diesmal Frl. Schenker als Mathilde. In diesem Versuche war sie allerdings die einzige, die aus dem glänzenden Rahmen und den durchweg vorzügliche» Leistungen etwas matt und minderwertig abstach. Sicher liegt dies nicht an den Mitteln, über die Frl. Schenker verfügt, denn diese wären ausreichend genug, um die Ausgabe völlig zu decken. Es ist scheinbar mehr der Fleiß und Ernst des Studiums, an dem cs mangelt und ein stark hervortrctendes Phlegma, das sich lähmend über ihre, in vielem leider noch immer in den Elementar- zügcn befindlichen Künstlerschast legt, ein Schatten oes Dillctantis- mns, der um so stärker hervortritt, als ihre künstlerische Umgebung sich glänzend und vollendet geltend macht. Wenn Frl. Schenker ernstlich erkennen tvird, was ihr für die L-tcllr. an der sie steht, an Technik der Vortrags- und Darstellungskiinst noch mangelt, wird sie den ersten bedeutsamen Schritt zu der Vervollkommnung getan haben, die ihre schöne, musikalische Begabung wert erscheint. ü 8t. Die Katastrophe auf der Pariser Untergrundbahn. Wie nunmehr festgestellt ist, beträgt die Zahl der bei dem Unglück am Montag ums Leben gekommenen Personen 85, von denen bis Dienstag abend 10 Uhr 79 rekognosziert waren. — 75 Leichen sind an einer einzigen Stelle in einem gräßlichen Haufen gesunden worden. Alle hätten sich retten können, ehe der Rauch in die Station einstrvmte. aber keiner wollte den Zug vor der Jahrqelderstattuna durch den Schaffner verlassen. Dadurch wurden über 60 Menschen ein Opfer der Kata strophe wegen 15 Centimes. Von der Katastrophe gibt ein Reisender, der sich mit seiner Frau retten konnte, folgende Schilderung: „In der Nähe der Station Boulevard Barbrs brach in dem Motorwagen des von uns benutzten Zuges ein Fußbvvenbrand aus, dessen man mit Löschgranaten rasch Herr wurde. Die Reisenden mußten jedoch auSsteiaen und der leere Zug Nr. 11 letzte dann die Fahrt langsam fort. Wir stiegen in den nächsten Zug. doch mußten wir in der Nähe der Station Belleville abermals ausiteigen. da man den Zug brauchte, um den ersten leeren Zug vorwärts zu schieben. Wir stiegen nun in einen dritten Zug, der bald daraus ein- getroffen war. Es war eine verhängnisvolle Unvorsichtigkeit der Bahnverwaltnnm diesen Zug hinter dem brennenden Zug abgehe» zu lassen. In Station Eourvnncs blieb der Zug etwas länger, als gewöhnlich, stehen. Die Reisenden wurden ungeduldig, aber niemand hatte eine Ahnung von der drohenden Gefahr. Der Stationsckef wollte schon den: Zuge das Abfahrtszeichen geben, als zwei Bahnbedicnstele herbeislnrzten und riefen: „Rette sich wer kann!" Noch aber glaubte niemand «n eine ernstliche Gefahr. Die Reitenden stürmten die Stiege hinauf. Das Gedränge wurde immer furchtbarer. In demselben Augenblicke kam von der Station Menilmontant eine dichte Rauchwolke. A» ein Vor- wärtskominen war nicht mehr z» denken. Ich eilte nun mit meiner Frau und zehn anderen Pertoncii im Tunnel nach der Richtung der Station Belleville. Ei» Babiibcdicnstctcr zeigte unS mit einer roten Laterne den Weg. Mühsam erreichten wir die Station. Auch hier war die Halle trotz des Rauches von Leuten ungestillt." Von anderer Seite werden über den Verlauf der Kata strophe folgende Mitteilungen gemacht: Gegen 8 Uhr erhält der Zugführer Chauvin den Auftrag, seinen beschädigten leeren Zug an einen anderen leeren Zug onzuhängen und so znm Bahn hose unter der Place de la Nation zu dirigieren. Er handelt demgemäß, bemerkt aber unterwegs, daß unter dem Wagen bis- weilen kleine Flammen ausschlagcn: er hofft, noch die Station zu erreichen, aber zwischen den Bahnhöfen Menilmontant und Eourvnncs schlägt plötzlich, offenbar infolge Kurzschlusses, eine meterhohe Flamme empor Im selben Augenblick erlischt in: Tunnel das elektrische Licht, und dichter Rauch hüllt alles cm. Das Personal der beiden leeren Züge stürzt zum Ausgange des Bahnhofes Menilmontant, entkommt halb erstickt und schläat Alarm. Inzwischen ist auf der entgegengesetzten Seite -">s dein anderen Gleise ein Zug gekommen, der dicht mit Fahrgästen voll- gepfropft war. 'Der Zugführer dieses Zuges bemerkt vor sich dos F-eucr und den Rauch und stoppt. Die Fahrgäste springen hinaus und suchen den Ausgang des Bahnhofs Couronnes zu erreichen Der Qualm, der zuerst wie eine Wolke über den Boden knechl. erfüllt jetzt bereits den ganzen Tunnel. Schon brennt das ganze Gewölbe. Tastend, kriechend und drängend kommen die Fahr- gäste zur Ausgangstreppe. Mehrere sind betäubt und müssen in eine Apotheke getragen werden. Andere halten sich vor dem