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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030807014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903080701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903080701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-07
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Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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> - — Im weiteren Verlaufe der DonnerStags-Schuira des 25. Berbaiidstaoes des Zentraloerbandes der städtischen Hau»-und Grundbeslker-Bcreine Deutschlands wurde über die Verdeutschung der Fremdwörter sür die Hausteile und im Mietweien verhandät. Bereits aus dem 1901 in Hannover statt- gefundenen Berbandstage wurde einAnSichuß mlt derVerdeutschung beauftragt. Dieser hat in langer, eingehender Arbeit ei» sehr um fangreiches „Wörter - Verzeich »> s" ausgestellt. Aus Antrag des Vorsitzenden der Kommission, Professors Dr. Schantz sKasselj, wurde beschlossen: „Der Verbandstag nimmt von dem Wärter- Verzeichnis Kenntnis und ersucht die Berbandsmitglieder, von diesem Verzeichnis möglichst weitgehenden Gebrauch zu machen und für allgemeine Anwendung dieser Verdeutschung zu sorgen. Die Fachpresse wird ersucht, durch Abdruck des Wärter-Verzeich nisses u>w. für allgemeine Anwendung der Verdeutschung zu wirken. — DaS Wörterverzeichnis setzt anstatt Kontrakt: Ver trag, für Korridor: Flur. Gang, Vorgang, für Konsole: Trag slei». Tragbrctt, Wandgestcll, sür Klosett: Abtritt, Abort, Nacht- siiilil. für Kabinett: Nebenzimmer, kleines Zimmer, sür Kamin: Ranchfang, sür Parterre: llnlersiock ujw. — Nach längerer Be- sprechung gelangte folgender Antrag von 'Löscher lLehe) zur A»- nakine: „Der VerbandStag billigt die vom Vorstände getroffene» Maßnahmen bezüglich der P riva t - Fe u ervers i chcru ng: er ist damit einverstanden, das, der VerbandStag zu dem vorliegende» iNHivurs des Gesetzes betreffend das Versicherungswesen Stellung nimmt und darauf bedacht ist, das, die von den Vereinen vorge- tragencn Wünsche, soweit sie berechtigt sind, bei Beratung des Geictzcs im Reichstage Berücksichtigung sinden." — Dr. vhil. Papst lBerlins sprach danach über: „Die Idee einer Be- steuerung der Konjunkturgewinne. Der Redner führte aus, das; bei der Einkommensteuer der ländliche Grundbesitz gegen den städtischen sehr im Vorteil sei. Die Umsatzsteuer sei die am meiste» verbesserungsbedürftige, weil oftmals eine sehr unge rechte Steuer. Diese sei, soweit sie den Grundbesitz betresse, oft- malS eine Steuer auf daS Unglück, denn cs sei doch allbekannt, das, vielfach nur dann Grundstücke veräußert werden, wenn der Grundstücksbesitzer dazu gezwungen sei. Die Umsatzsteuer sei aber auch deshalb un^ereaft und kultnrseindlich, weil >n letzter Linie der Mieter die Steuer tragen müsse. Der Redner stellte schließ- lich folgende Leitsätze aus: 1. „Die bestehende U»»atzsleuer des Staates und der Gemeinde sind in eine staatliche Steuer uiiizu- wandeln. Diese wird nicht mehr »ach dem Werte des uuigesckgen QbjcktS. sondern in Prozenten dcS erzielten Reingewinnes erhoben; der Ertrag fällt zuin großen Teile den Gemeinden zu. 2. Die Gemeinde-Grund, und Gebäudestcuer ist als eine Sondcrslcner der Hausbesitzer bczw. a!S drückende indirekte Steuer der minder bemittelte» Mieter aufznheben: der Fehlbetrag ist zu decken: oj durch Erträge der Koninnktiirgewinnsleuer, Ich durch kom munale Zuschläge der staatlichen Ergänzungsstcuer, eventuell durch eine progressive Wohnungssteuer von Wohnungen von 600 Mark Mietwerk aufwärts. Von einer Besprechung und Beschlußfassung über diesen Vortrag wurde Abstand genommen. Iu der nicht öffentlichen Nachinittogssitzung gelangte u. a. folgender Antrag ,ur Beratung: „Der Vorstand beschließt, den Zentralverband auszutordern, die Beschleunigung der Mielsstreitigkeitssachen, ins- bewndere der RaummigSklagen in der Vorstandssitzung und dem Pcibandstage zum Gegenstand der Beratung und Verhandlung zu machen, und beim ReichSjustizamt zunächst dahin vorstellig zu werden, das, zur Erleichterung und schleunigere» Erledigung der Räumiingsiachen mehr Abteilungen bei den Amtsgerichten und ein größeres Rich'erpersonal und ständige Amtsrichter geschaffen bczw. eingestellt werden, sowie, daß die Abkürzungen der LadungS- msten reichlicher und ohne Prüfung der Dringlichkeit und Lchleunigkeit gegeben werden." Ferner stand zur Verhandlung Ml Antrag des Breslauer Haus- und Grundbesitzer-Vereins: „Der VerbandStag wolle erwägen, ob die Errichtung von Haus- bcjltzerkammcrn zu erstreben ist." — Fahrpreisermäßigung für Kriegsinvaliden. Aus den sächsischen und preusiisch-hessiichen Staatseisenbahucn iß eine bemerkenswerte Neuerung zu Gunsten der Mitkämpfer aus dev ^Abzügen 1861, 1866 und 1870/71 eingesührt worden. Hiernach wird den vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roie» Kreuz unterstützten KwiegSveteraucn zum B.'lichc von Kurorten eine Ermäßigung der Fahrpreise in der Weise ge wöhn, daß sie in 2. und 3. Wagenklasse aller Züge auf halbe einfache 'sftrsoncnzngkarten oder halbe Rückfahrkarten befördert werden. Die Schnellzüge könne» ohne Zuschlag benützt werden, während bei Benützung der 1)°Zügc die tarifmäßige Platzgcbühr zu entrichten ist. Soweit Verbindungen bestehen, in denen nur Falirlnrlen mit Giltigkeit für alle Züge ansgegeben werden, be- 'äwmli nch die Erinätzigung ans den halben Fahrpreis dieser Kmten. Ein Anrecht ans die Fahrvergünstigung genießen nur Aeicn'nen Kriegsteilnehmer, die sich durch eine auf den Namen lenkende Bescheinigung des Zentralkomitees der deutschen Vcr- iii. vom Roten Kreuz mit der darin enthaltenen Bestätigung Nieiieneii. Saß dem Inhaber vom Zentralkomitee eine Unter- 'wtzung und von der Kuranstalt der Gebrauch der Bäder oder > liderer Kurcinrichtungcn unentgeltlich oder zu crmätzigtcn Preisen >vn'i!Iig> worden ist. Dir von dem Schalterbeamten abzu- »einpeäiden Ausweift müssen bei Beendigung der Fahrt abge- i>ri, werde». Die Inhaber solcher Bescheinigungen genießen k Kilogramm Freigepäck. Die Einrichtung ist versuchsweise ge irwscn worden und gilt zunächst nur im lausenden Jahre. »in dem Publikum bequeme Gelegenheit bieten zu können, da-s Feuerwerk auf der Vogelwiese zu besichiigen. wird die Sachi.-Bohm. Dampft chiffahrtSgcscllschast beute abend 8 Uhr von Freeven-A.. 8 Uhr 5, Min. von Dresden-N., 8 Uhr 7 Min. von Lrcsdcn-Iohonnstadk eine» Qberdeckdamvfcr, nach Be den auch mehrere, nach der 'Vogelwiese abgchen lassen. Der Preis sür die Hin- und Rückfahrt, einschließlich Besichtigung des Feuerwerks, beträgt 50 Psg. für die Person. 'Die Dampfer landen euch an der Vogelwiese, so daß hier Passagiere ausgenommen und abgcfttzt werden können. — In Chemnitz fand, wie bereits mitqeteilt. gestern früh ' »dr ini König» LaudgerichtSgebäudc an» dem Kaßberge die Vollstreckung des vom König!. Scbwiirgerichtshofe gegen den Huf schmied und Dienstknecht Max Artbur Kamprath aus Leisnig wegen zweifachen Raubmordes gefällten Todesurteils mittels Fallschwertcs statt, nachdem seitens des Königs das Be gnadigungsgesuch zurückgewieicn worden war. Die Bestätigung des Todesurteils war dem p. Kaiuvrath am 4. August, vormittags '<11 Uhr, durch Herrn Staatsanwalt Dr. Hubert eröffnet worden und hat p. Knmprath dieselbe ruhig und ohne jedwedes sichtbare Zeichen innerer Erregung entgegengcnommcn. Vom Augenblicke der Publikation an war Kamprath nnailSgeietzter Bewachung unter stellt und am Morgen bereits um 5 Uhr in die in der Nähe des eingangs erwähnten Hoies gelegene Tclentionszelle verbracht weide» Im Lause der Nacht war die Guillotine in diesem Hose ausgestellt ivorden. Noch vor der für die Hinrichtung festgesetzten Ctunde hatte sich hier eine größere Anzahl Zuschauer eingesunden, unter ihnen Vertreter der Justiz- und sonstigen Behörden. Mil dem ersten Glockenschlage der 6. Stunde betraten, durch den Mittelgang ans dem Schivnrgerichts'aale kommend, unter Voran tritt einer Anzahl Diener der Justizbehörden im Ornat Herr Staatsanwalt Dr. Hubert. Herr Landrichter Engelmann und Herr LnndgerichtS-Assessor Dr. Jauck, sowie Herr Landgerichtöaktuar Lonnnatzich. hinter ihnen der Verteidiger des Delinifuenten, Herr Rechtsanwalt Justizrat Hölel und Herr GesangrnanstaltSdirektor Mühlhausen den Hof. gefolgt von 12 als Solennttälszeuaen ge ladenen Vertretern der Stadigcmeinde Ehemnitz. Unmittelbar »ach den Zeugen erschien unter Voranlrltt von zwei Gesangen- nmtalts-Oberaufsehern der Delinquent, gefesselt von zwei AnstaltS- ousichcrn geführt, begleitet ansterdem von einer Anzahl weiterer Aiiitaltsonskeher und 2 Botcnmcistern. Links zur Leite hinter Kampratb schritt der Anstaltsaeistliche. Vor den zur Guillotine emporführenden Stufen, woielbst der ÜandeS'charsrichter Brand mit leinen beiden Gehilfen des Delinquenten wartete, wurde mit diesen. Halt gemacht. Mit lauter, vernehmlicher Stimme sprach sodann der Herr Staatsanwalt zu den Anwetenden folgende Worte: „Der hier voraesnbrte Max Artbur Kampratb aus LciSnig ist durch Urteil des König«. Schwurgerichts ,» Chemnitz wegen Raubmordes zum Tode verurteilt worden. Se. Majestät der König haben von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch ge macht. die Strafe wird deshalb jetzt an Knnwrath vollstreckt wer den'. und weiter, zum Scharfrichter gewendet. „Herr Landes- ichaitrichter, ich übergebe Ihnen den Verurteilten, vollstrecken Sie die Strafe I" Hierauf ersastien die Srdarsrlchtergedilfen sofort den Delinquenten nach Abnahme der Fesseln, und nach nur wenigen Sekunden trennte daS heradlallende Schwert den Kovf vom Rümpft. Der Herr StoatSanwalt ichlost, nachdem ihm der Srborsrichtrc gemeldet, „daß er die Hinrichtung vollendet Hobe", c Handlung und richtete an die Anwesenden das Er- sosoriigen Verlassen der Richtstälte. Die ErekntionS- im ganzen »ich! mehr als 2 Minute» i» Ampruch. die tiefernste suchen zum boiidliing nahm - _ . . . , Hierauf wurde der Leichnam Kampraths tu einen bereit sichende» Kasten gepackt und zum Zwecke der durch hierzu erichienene Vcr- treter der Anatomie an der Universität zu Leipzig vorzunehmenden Sektion alsbald nach dem Sektionslokale des Landgerichts ver bracht. Der VoüstreckungSalt lelbst verlies ohne >ebivedeu stören Ven Zwiicheniall. — Wie noch mitgeteilt wiid, bnt sich Kcunpralh reuig gezeigt, hat geweint und das heilige Abendniaht genommen. — Oberlandesgericht. Am 2. Mär; d. I. war der Poslassistent Märker in Pirna aus dem dortigen Postnmte mit dem Abftrtigungsdirnste betraut und der Postschaffner ihm zu Hilft lristungen beigegebcn. Letzterer hatte die sonst in Ser »leget zu erledigenden Arbeite» »och nicht besorgt, als er von M. im Neben zimmer frühstückend angetrvssen und mit den Wvrien angeiedet wurde: „ES ist ichlimm genug, wenn man einen Briefträger ec» zu jeder Arbeit heißen muß, wie einen Austräger!" Da der Unter- beaiiitr in «»boimäßigem Tone nniivortete. bemerkte KN. zu ihm: „Sie sind ein ganz unverschämter Mensch." Wegen diciec Aeußcrnng strengte der Postschaffner gegen den Assistenten die PiivatbeleidjaungLklagc a». DaS Schöffengericht erkannte iedoch aus Fretivrechnng und mehr Lriolg batte der Privaltlägrr auch nicht beim Lanbgecicht. das seine Bernsung venvnrt. Beide Instanzen waren der Ueberzengunq, das; der Beklagte lediglich mit der inkriniiniecten Aeusternng den Unteibeamten. der öiters Llllohvl genießt und sich schon früher mebrsach gegen keine Vorgesetzten aiiiyelehnt hat, in kenineichnender Weise i» ieine Schranken zurück- weilen und Ihm eine Rüge erteilen wollte Eine Beftidigungs- absicht sei ans der Ausübung des Rügeicchls bezw. iciiier Ueber- ichieiknng noch nicht ersichtlich. Nunmehr machte der Pcivalkläger, der wegen lenes VorsalleS auch disziplinnrstch bcstrasl worden ist. von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch, in der er daraus hin- wcist, daß die Voiinstanz in der Enticheidnng über die BeweiL- eraebniffe und in der Anwendung des 8 19» des Strafgesetzbuchs »Wahrnehmung berechtigter Interessen) zu gunue» des Bektagleu irre, denn schon aus der Form der gewählten Worte gebe eine BeleidigiinaSabsicht hervor. Des weiteren bestreitet I. »och, sich ungebührlich benommen zu habe». Ter Ltrnstencft des Lber- landcsgeiichts verwars indessen die Revision und legte dem Privat- ktäger sämlliche Kosten aus mit der Begründung, daß die in der Rerision vorgebrachlen Rügen zum Teil unzulässig, zum Teil durch die tabächlichen Feststellungen des LordemchlerS widerlegl seien. Tagesgcschichte. , Deutsches Reich. Prinz Leopold von Bayern erhielt eine Einladung deS Kaisers zur Teilnahme an den großen Kaiser Manövern, die in der Zeit vom 1. bis 11. September bei Merse burg und Leipzig stattfinden und an denen auch das der 1. Armee- Inspektion des Prinzen unterstehende 4. Armeekorps tcilnlinint. Der Prinz wird der Einladung Folge leisten. Zum Verhalten des preußischen Ministeriums tu der H o ch wa s sersra ae in Schlesien erhält der konseroalioe „Reichsbote" folgende Darstellung, die ihm zugesloaen ist. für die er eine Verantwortung aber nicht übernehmen will, die er indes „lediglich zur Inforinalwn" weitergibt. Sie lautet: „Es darf jetzt als ziemlich feststehend angesehen werden, daß nach der Rück kehr des Kaisers nach Berlin der Krön rat zuiainmentretcn und sich mit der Lage >m lleberschweinimingsgebietc befassen wird, möglicherweise auch mit der Vorbesprechung von Maßnahmen zur,Verhütung ähnlicher Katastrophen m der Zukunft. Denn der Kaiser sieht die jüngste Katastrophe und ihre Folge-Erschei nungen sehr ernst an; die 'Reise der Kaiserin ins Ueberschwem- mnngSgebiet ist vielleicht durch seine Anregungen mit veranlaßt, wenn es selbstverständlich auch der eigene Herzenswunsch der hohen Frau gewesen ist, den schwergeprüften Schlesiern persönlich Trost zu spenden und Mut zuzusprechen. Be, dieser Sachlage ist es nicht unwahrscheinlich, daß in dem bevorstehenden Kronrat auch die Frage geprüft wird, wer an den Unbegreiflichkeiten, welche sich nach Eintritt der Hochwaiscrkatastrophe ereigneten, die Schuld trägt. Von den Ministern sucht einer dem andern die Hauptschuld aützubürden; nach neueren Verlautbarungen scheinen die be teiligten Herren aber sämtlich nicht ohne Schuld zu sei». ES hcißl neuerdings, daß nach dem 15. Juli, nachdem über den Um fang der Katastrophe vollständige Nachrichten Vorlagen, deshalb nichts geschah, weil zwischen dem Ministerpräsidenten und einzelnen Ministern Reibereien stattgefunden batte». Es wird weiter ver breitet, daß mit diese» Auseinandersetzungen über Zuständigkeit und Nichtzuständigkeit darüber, ob der Ministerpräsident in Ressortangelcgeiiheilcn Anordnungen zu treffe» habe oder nicht, die Zeit bis zum 22. Iu». also eine volle Woche verging. 'Dann kam die Auslassung m der „Berliner Korrespondenz , weiche die HilfSlätigkeit für Schießen der Privatwohltätigkeit und der Pro vinz juweisen wollte; diese Ungeschicklichkeit soll dann dem Grafen v. Bulow Veranlassung gegeben haben, an den Kaiser zu tclcgra- phicren. er übernähme keinerlei Verantwortung weiter, wenn nicht sofort eine namhafte Summe sür Schlesien zur Verfügung gestellt würde. Auf dies Telegramm 'oll vom Kaiser, wie ein noch etwas unbestimmtes Gerücht sagt, die Anweiiung ergangen sein, 10 Millionen Mark für die überschwemmten Gebiete sofort flüssig zu machen." Die Ncwyorkcr „Staatszcituna" weiß aus Chicago zu be richten: Der hiesige deutsche Vizekoniul Dr. W. Sncll, der als Oberleutnant der Reserve dem 100. (sächsischen Leib-) Regiment augchört, erhielt den Befehl, sich unverzüglich zu einer acht wöchigen Hebung bei demselben zu stellen. Da er hier aber während des Sommers in Abwesenheit des Konsuls Dr. Weber, der eine dreimonatliche Tour nach dem Westen plant, die Konsulatsgeschäfte leiten sollte, so befand er sich in einem bösen Dilemma, weshalb er es sür geraten hielt, sich telegraphisch vom Auswärtigen Amt in Berlin genaue Instruktionen zu erbitten. Ticie traten denn auch umgehend ein und lauten dahin, daß er sich am 17. August in Dresden zu melden hat. um an den Kaiser- Manövern teilzunehmen. Ms sein Stellvertreter wird auS dem Auswärtigen Amt der Assessor Tr. Zitelmann. welcher dem Kon sulat attachiert, aber noch nicht zum Vizckonsul ernannt worden ist. hierher gesandt werden ES ist selbstverständlich, schreiben die ossiziösen „Berl. Pol. Nachr.", daß bei der Prüfung der Ne»st'rdern»gen der einzelnen RcichSressvrtö für den R e i ch sb n n s h a l ts e ta t ans 1904. in die jetzt eingetreten ist. ebenso wie ln den letztvrrgnngcnen Jahren, entsprechend der wenig günstigen Lage der Finnnzen, die allergrößte Sparsamkeit das Leitmvtiv bildet. Trotzdem wird eine Erhöhung der Ausgaben an verschiedenen Stellen des Etats nicht z» vermelden ieln. In erster Linie kommen dabei diejenigen Posten in Betracht, die ibrer Nctt„r »och von Jahr zu Jahr eine Steigerung erfahren. Dazu gehört einmal der Reichs- zuschutz für die Jnvaliditäts- »nd Altersversiche rung. Allmählich ist dieie EtatSpositivn. die anfänglich klein war, aus nahezu 11 Mill. Ml. gestiegen. Sic bat im Durchschnitt Ialiresstelgernngen zwilchen :; »nd 1 Mill. Mk. erfahren. Von 1901 aus 1902 betrug die Erhöhung aiisnabmswriic über 1 Mill. Mk.. von 1902 auf 1903 nahezu 2,i Millionen. Man wird icdrnsallS nicht fehl gehe», wenn man anninimt. daß sie sich auch im nächste» Etat in der Höhe von 3 Mill. Mk. bewege» wird. Ein weitere! stetig steigender Posten ist die Ausgabe für die R e i ch s s ch n l d. Von 1901 aus l902 betrug die Erhöhung -5.« Mill. Mk.. von 1902 auf 1903 etwas über 6 Mill. Mk Die ReichSichuld dürste, nach dem sie inzwischen in die Höhe von 3 Milliarden Mk. gelangt ist. weiter steigen. Selbstverständlich wird sich damit die Zintenlast erhöhen, und sonach ist zu erwarten, daß auch im »ächttjährigen ReichShnnshaltsctnt eine Ausaabensteigcr»»g für die ReichSichuld sich vorsinden wird. Auch der Allgemeine Penlions- fonds hat in den letzten Jahren ständig eine Erhöimng der Aus gaben aufzuweisen gehabt und zwar ebenso, wie der Zuschuß zur Jnvaliditäts- und Ällersversicherung. nm Beträge zwischen 3 und 4 Mill. Mk. Es ist, wen» auch vielleicht von der künftigen Steigerung nicht die gleiche Höbe innegehalten werden wird, schwerlich anzunehmen, daß die Erhöhung für 1!>04 in Forliall kommen könnte. Ein anderer Posten, der in den letzten Jahren unter den Ausgaben Erweiterungen anfmies. war der sür de» Reichst »validen fonds. Von 190i aus I!t02 betrug die Erhöhung gar nahezu >6 Mill. Mt., iedoch war sie auf die im Jahre 1901 beschlossene Besserung der Bezüge der Kriegsinvalideii und -Hinterbliebenen »urückzuilihren Die Nachwirkungen davon verursachten für 1903 noch eine Aiisgabensteigerung von nahezu 1>/, Mill. Mk. Selbst wenn sich diese Erscheinung auch ans 1901 in Irgend einem Maße erstrecken sollte, so würde sie nicht er schwerend für die Gestaltung des Relchsbudgets i»8 Gewicht falle», va man sich ja dacan gewöhnt bat. die 'Ausgaben deS Reichs- lnvaljdenfonds. soweit sie nicbl durch die Zinse» des letztere» ge deckt weiden, auS deni Kapitalbeitaude zu enluelune» Kanu mau demgemäß auch davon abiehen, so bleibt doch, wie dargetegt. eine Anzahl von „aiurgemäß zu eiwarlenden Ausgabeniteigerunae,, übrig Schon ihre Gesamliunime macht eine ganz stattliche Reihe vv» Millionen ans. Der Ständige Ausschuß des Deutschen Landwirt schaslSratS erlläcte in seiner letzten Sitzung: Tie Benutzung der durch daS Gesetz vom 13. Juli IK99 gegebenen Moglichleit sür de» Fall deS Alters und der Invalidität sich z» versichern bezw. die bisberige ZwangSversicheuina freiwillig iortzuiel.en. isi imonderbeil sür die kleinbäuerlichen Krciie von der größte» Wschtiglcit. zumal diese östcnlliche AllerS- und Invaliden Versicherung eilieblich billiger ist, als die 'Veisichciung bei privaten Bersichernngsgeiellichasten, besonders auch billiger als die der io genannten Voiksversicberuiig verschiedener Lebensversicbeinnge geiellichasten. Jnioiidecheit sind die landwlrlscbastiichen Veiiral jungen und Vertretungen auiziisvider», zur 'Veinitznng dieser Bec sichernng anzuiege» »nd vor allem durch Belehrung r» den land- wirbchastiichen NntenichtSaiMnIten und Fortbildungsschulen, durch Vorträge und durch 'Verlneüung pvpuiärcc Schifften über die obige Versicherung Aniklärung über die im Interesse des einzelnen Persichecten, wie im Iuicnesse der 'Allgemeinheit gebotenen Porieile zu schasse». Sollten auch dieie Bemühungen in de» nächiien Iabcen leine» we;en»ichen Erfolg haben, so wurde die Eiiiittbrung der Zwc,ngSveriicheru»g für die betreffenden Kreise in Erwägung zu ziehen sein. Tie Reichstags-Ersatzwahl in Dessau siudet laut Bekanntmachung im „'Anhalt. Staats«»;." an, 3. September statt Seitdem die Freisinnige BvlkSvartei im Gegewatz z» dem Freisinn .weiblicher Richtung" nachdrücklich ihren Ebaralter als einer ans dem Boden der beliebenden Staatsordnung beharien den poliliichen Anschauung der llmsturzbemegung gegenüber betont hat. hat sie sich den Zorn der Sozialdemokraten i» ganz bcivndercm Maße zugezvgcn. Der „Vorwärts" hält ein Vehin- habe man es überS Herz geluncht, in der Stichwahl für die Bec- räter cinzntreten. so daß sie 15 ibrer Mandate der Sozialdemokratie verdanllen Das Fazit für die Zutunst im allgemeinen, tür die preutzbchen Landlagswavlen im beiondcer» aber, zieht der ..Vorwärts' abo: „Es ist begreiflich, daß diese Tatsachen der Sozialdemokratie die Lust verleiden, solcher stcisinnigen Bourgeoisie iveilechi» das Tnicin zu krisle». . . . 'Nun stehe» die preußischen Landtagswahle» bevor. Ta können unsere Erfahrungen bei der Reichstagswahl nicht ohne Einfluß bleiben. Heu Enge» Richter betreibt bereits wieder seine geniale Mandats»»»!, er rechnet, wie er durch Hilie von alle» Seiten, von der Sozialdemokratie, von de» Nationalliberalc», vom Zentrum „leidlich abichneidcn" könne. Er betreibt dieie Taktik der Unenticblosicnhcit und bangen 'Anleh nung an die „Mitielpnrtcien', obschon ec ihr das Znsemineii- 'chmelzen seiner ReichStcigSmandate verdankt und indem er wiederum die selbstlose Hilft der Sozialdemokratie kür ielbstver' ständlich erachtet. Diese Spekulation cinf die Selbstlosigkeit der Sozialdemokratie ist aber verfehlt. So sehr die lozialdenwlratiiche Beteiligung a» den preußischen Wahlen in erster Linie die Er weckung des Volksinteresses an der wichtigen Landcsgeietzgebung »nd den Protest gegen die Ungerechtigkeiten des Wahlsystems be zweckt, so hält unsere Partei doch mit gutem Fug daran fest, daß ihr. der weitaus größten Partei Preußens, eine Vertretung im- Abgeordnetenhaus«: gebührt. Ter bekannte Beschluß unserer Vieußßchen Landeskonfeienz bleibt iu voller Kraft, wenn auch die Aenderung des Wahlreglements eine andere, seinem Sin» gemäße 'Anssührnng erfordert. Wenn der Freisinn bereit ist, ähnlich wie bei der Reichstagswahl. der Reaktion die LandtagS-Wahikreiic zu übcrliesern, so mutz er sich daraus gesagt machen, daß er leibst, soweit er nni sozialdemokratische Hilft angewiesen ist. ans dem Landtage verschwindet. — Bei den preußischen Landtagswahien ilt die Versuchung tür die Freisinnige Voilspartei. der Sozialdemo kraiie Konzeisionen zu machen, ungleich großer als vei den Rcichs- tagswahlen, da bei den Landtagswahlen Gruvpiernngen zn grinsten der Freisinnigen BolkSpartei gegen die Sozialdemokratie o»S' geschlossen sind. Auf die Frage „Besteht die Möglichkeit einer sozialdemo kratischen ReichstagsMehrheit," onworict die „Post": Rechnet man alle Momente zusammen, so kann man fick, der Uebcrzeugiing nicht verschließen, daß die Schranken, welche man früher der sozialdcinokratisctxn Bewegung gezogen glaubte, jetzt zu einem guten Telle durchbrochen sind, und daß auch viele bür gerliche Kreise, insbesondere gewerbliche und laiid.'virftchanttche Klcinwirte, tu den Bann der Sozialdemokratie geraten pud. Er wägt man ferner, daß es auch unter unseren bürgerlichen Par teien noch immer Männer genug gibt, welche, wie Pastor Nau mann und Dr. Barth, für den .Fall einer Wahl zwischen emew Sozialdemokraten und eurem Milgstedc c>»cv weiter rechts stehenden schutzzöllnenscheu Partei dein critere» ihre Stimme zu geben bereit sind, so wird man sich der Befürchtung nichi oer- schließen können, daß die Möglichkeit einer lozialdemokramche» Mehrheit im Reichstage aus Grund des geltenden Reichswabl- rechtes keineswegs auSgc'chlossen ist. daß man vielmehr, wenn auch nicht in der allernächsten Zukunft, jedenfalls aber sür später, ernstlich mit dieser Möglichkeit zu rechnen genötigt ist. Zu den sozialdemokratischen Auseinandersetzungen über die Frage der Besetzung des R ei ch st a gs - V i z ep r ä i i drumS nimmt eine von dem „Westfälischen Merkur" benutzte ZentrnmSkvrreipondein wie folgt Stellung: „Bisher hat Bernstein die Audienz beim Kaiser als eine Pflicht sür die Sozialdemokratie bezeichnet, der sie sich, w> n r anders sie in das Präsidium cintreten wolle, nicht entziehen könne, jetzt legt er ihr den Eharakier einer Demonstration gegen den denlichen Kaiser bei. Wir halten das vom sozialdemokratischen taktischen Standpunkt aus ftir sehr un geschickt, denn wenn die Sozialdemokratie in der Teilnahme an der Kaiseraudienz eine „Verbeugung" des deutsche» Kaisers vor der Sozialdemokratie erblickt wissen will, io kann es keinem Zweifel unterlftae». daß die Melnheitsvartelen rni Reichstag nicht ge- ivnnen sein werden, der Sozialdemokratie durch die Einräumung einer Stelle im Präsidium die Hand dazu zu biete». Tie Soziul- demokratie hat daduich umrres Erachtens ihre Position in der Präsidiaiirage weftntiich verschlechtert. Wenn die Sozialdemokratie offen erllärt, daß es sich der der Audienz uni eine Verbeugung des Kaiiers vor der Sozialdemokratie handele, io braucht sic sich nicht zu wundern, wenn die Frage, ob der Kaiser überhaupt bereit tein werde, ein Präsidium zu empfangen, in welchem c!» Sozial demokrat vorhanden lei, an maßgebender Stelle praktische Bedeu tung erhält. Die bürgerlichen Mitglieder des Piäsidiunis dürften wohl nicht die Lust veispüren. an einer Aktion der Sozialdemo kratie gegen den Kaiser teilzunehmen, wenn auch auf der anderen Seite die MehrheilSparteien nicht die Neigung empfinde» werden, ihren Präsidenten zur Befriedigung der lozialdemokratsichen De monftratwn gegenüber dem Kaiser der Gefahr einer Ablehnung der Audienz auSznfttzen. Der „Vorwärts" mag nicht mehr mit der Vermutung kommen, daß die bürgerliche» Parteien nach einem Grunde suchten, der Sozialdemokratie den Eintritt i» daS Prä sidinm zu verwehren. Der Abacoidnctc Bernstein hat ihnen lliiscres Erachtens einen Grund an die Hand qegebcn. der tellnt dort in den Fraktionen, wo bisher die Neigung bestand, der Sozialdemokratie einen Platz im Präsidium znzugeftchcn. nicht ohne Folgen sei» Icinn." Wie reiche Mittel den Sozialdemokraten im Wahlkampf zur Verfügung gestanden linden, ergibt sich u. A. auch daraus, daß in einer Reihe von Waolkreiien die sozial- deinokralische Partei die ihnen von der Zcnlralleitiing über wieseneil Gelder nicht einmal verbraucht hat. Zo führt die im „Vorwärts" veröffentlichte Onittung des Partcivorstandes über die im Monat Juli bei der wzialdcinokratischen Zentralleftung eingcgangenen Pnrteibeiträge »ul dem Bemerken „Rückzahlung nicht gebrauchter Wahlgeidcr" u A. aus: 500 Mart aus Brom- bcrg, l75.30 Mark aus Bunzlau, 60 Mark aus Falkenbcrg, O.-Lchl., 200 Mark aus Torgan-Liebenwcrda. Der „Vorwärts" bat im 2. Quartal 1903 für die Zentralkasse der sozialdemokratischen Partei einen Uebcr'chnß von 26 673 Mark ergeben gegen 17 145 Mark in demselben Quartal deS Vorjahres, aber 30 044 Mark im 2. Quartal 1901. Wegen Beleidigung des Seeoffizierskorps durch einen Ar tikel „Em Besuch bei Hülfen er" ist Strafantrag gegen dft Essener Voikszotung gestellt worden Darin heißt es, tvß das Gercchtsgebcindc dcrari cppchmuckt gewesen sei, daß die Bnste der Dresönep Nachrichten. 217. Seite ». ^ Freitag. 7. August 1SU:i
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