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- Erscheinungsdatum
- 1903-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190308040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-04
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Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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— Trotz der Sonkunen» il»r . . ^ der Boarlwirse batte der Zoo« loatsche Garteu sich am Sonntage eine» sehr lebhaften Besuch» i» erfreuen, wozu einerseits der ermäßigte Eintrittspreis, nndklersett» die Borstrlluna von Ernst Perzlna» Akrobaten» Affen deltmaen. Für tedermann, namentlich aber für die Kinder, bieten viele Vorführungen eine Unmenge des Drolligen und Erheiternden. In jahrelanger, mit außerordentlicher Geduld betrieben« Dressur ist e» Heim Perzlna gelungen, seine vier- hänvigcn Künstler heramubklden. Einen belustigenden Anblick macht e» schon, die kleine Gesrllichast „Herren und Damen", zum Teil in zärtlicher Umarmung, in beobachten, wie sie der Reihe nach, dement von zwei vornehm gekleideten Dienern, aus einer Bank Platz nehmen. Zn den Vierhändern gesellen sich ein MolluSken- und ei» Gelbhauorn-Kokadu. eine reizende dreifarbige Katze und ein dressiertes Kaninchen. Die drolligste Figur unter der ganzen Gesellschaft ist unstreitig der „dumme August . rin Rhesusaffe, der mit seinen Streichen und Späßen besonder» unter den ingend- lichen Zuschauern die größte Helterkelt erregt. Ballspiele. Svrung- ,nik> Klciterübungen. Polka- und Walzrrtünze einzelner Tierchen folge» in raicher Aufeinanderfolge in dem 50 Nummern enthalten den. exakt durchgesübrten Programm. AIS einer der gelehrigsten Schüler des Herrn Perzlna gut der Pavian Lotte und auch de» Kakadu Marco kann man al» Wunder der Dressur betrachten. Marco spricht und pfeift auf Kommando, ist Kuarltänzer und ge übter Avporteur. Kurz gesagt: die Akrobaten - Men. die übrigens Wochentags nachmittag» um 4 und 6 Uhr voraeiührt werden, dürsten aus die Kindeiwelt besonder» große Anziehungskraft anS- ülic». Die Kapelle de» Pionier»Bataillon» Nr. 22 au» Riesa unter Direktion de» Herrn StabShornisten Himmler bot den Be suchern ein gutes Konzert. - Der Stadtrat von Buchhol, bestimmte aus Billigkeils- rücksichtcn, daß von La n d we b rle u te n und Reservisten für die Zeit, in der sie zu militärischen Uebungen einbcruscn sind, keine Steuern zu erheben sind. - Um sich nicht von seinem Hunde trennen zu müssen, ist ein Einwohner in Plauen i. V. sogar zum Dieb geworden. Der Man» hatte einen Hund, ein treues Tier, an dem er sehr hing. Als er jedoch wie jeder Hundebcsiher die Hundesteuer entrichten sollte, waren alle behördlichen Aufforderungen umsonst. Die Polizei drohte ihm schließlich, wie es in einemsolchen Falle immer geschieht, die Wegnahme seines Hundes an. Was machte nun der Hundcliebhaber? Er fing einen anderen Hund weg und lieferte diesen als den feinigen an die Polizei ab. Obendrein hatte er sich noch ein recht wertvolles Tier herausgcsucht: der weggefangene Lund kostete lOO Mark. Die Polizei hat die „Unterschiebung" ober doch noch wahrgenommen und für den Hundefrcund wird die Ge schichte noch ein unangenehmes Nachspiel haben. Amtliche Bekanntmachungen. Vom 10. August ab werden der Vifchofsweg, zwischen der Försterei, und Kamenzer Straße, wegen Verbreiterung und Neu vslaslcrung. und die Friel ^ und dem St.,Pauli-Fried decke gesperrt. terei- und Kamenzer «Straße, wegen -Verbreiterung und Ren- tcrung. und die Friedhofftratz«, zwischen der Hechtstratze dem St. Pauli-Friedhofe, wegen Erneuerung der Schotter- ouf die Dauer der Arbeiten für den Jahr- und Neitverkehr LageSgeschichte. Deutsches Reich, ^er „Nordd. Allg. Zig." lg. von einem englischen Blatte verbreitete Na habe wegen eines im Herbst dieses Jahres in "eß ' ' ' - zufolge ist die i, der Kaiser . , , England abzustatten- dcn Besuches an den König Eduard geschrieben, erfunden. Ter Kaiser bat der k a l b o l i s ch e n Schulgemeinde zu Scbmiiau bei Kolmar i. P. al» Beihilfe zu den Kosten sür den Bau einer neuen Schule au» seinem Dispositionsfonds 14 000 Mk. übe,weise» lassen. Ferner bewilligte der Monarch der neu gebil deten katholischen Schulgemeinde zu Neuhos bei Liepe zur Ein richtung einer Schule eine StaatSbeihilse von 7000 Mk. Der würtlembergische Finanzminister v. Zeyer ist aus Anlaß der Erledigung der Steuerreform von der staatswissen- schaftüchen Fakultät der Universität Tübingen zum Ehren doktor ernannt worden. Viel Aufsehen erregt die neueste Nummer des den olden- burgiichen Krakebl und Skandal zu seiner Spezialität machen de» „Oldenburger Residenzboten". Sie enthält die Veröffent- lichung von bisher der Oeffentlichkeit unbekannten Aktenstücken, d,e au» den plötzlichen Ministerwechsel im August 1900 Bezug habe», wobei das alte unter Großherzog Peter regierende Mini sterium Jansen sJnneres und Vorsitz!, Heumann (Finanzen! und Flor iJusiizl. von dem jetzt noch am Ruder befindlichen Willich Dimeres und Vorsitz) und die Vettern Nuhstrat abgelöst wurde, zwe, Monate nach dem Antritt des Großherzogs Friedrich August. Aus den Veröffentlichungen des „Residenzboten", die man für authentisch hält, gcht hervor, daß das Ministerium Jansen dem Eroßke— ' - r.i-, Demissi erwähnten wird sich erinnern, daß' der Ministerwechsel damals außerordentlich überraschend kam. Bislang fehlten dafür die letzten Gründe, die hier durch diese Veröffentlichung sdie ganz ohne Zweifel auf einer der gröbsten Indiskretionen beruht! wenigstens zum Teil der Lcffeiitlichkeit übergeben sind. Die Enthüllungen bestehen in einem Tclcgrammwechsel folgenden Wortlauts: Habe unbegreif- bchcrwcise bis heute noch keinerlei Bericht weder über Lemwerder »och Kabclländereien-Vergrößerung erhalten. Wünsche eiligste Behandlung der Fragen. Friedrich August. Darauf erfolgte noch an demselben Tage nachstehende Antwort des Staatsministers Zinsen. sDie dazu von der Hand des Großherzogs gemachten Randbemerkungen stehen in Klammern.! Untertänigstes Prome- moria Die in dem heutigen Telegramm Ew. Königl. Hoheit berührten Angelegenheiten gehören zum Geschäftskreise des Fmanzdepartemeiits. Der verantwortliche Ressortminister ist aber abwesend. Sind die beregten Anträge so dringlich, daß die Ent scheidung keinen Aufschub gestattet, so wird eine Verfrühung der Rückkehr des Mnisters Heumann ins Auge gefaßt werden müssen. sRandbemerkung des Großherzogs: „Kaufmännische und Handelssachen sind immer dringlich^ wenn es sich um Neuanlagen bandelt."! Ich halte sie in dem Maße dringlich nicht, well beide Angelegenheiten voraussichtlich nicht ohne Mitwirkung des Land tags erledigt werden können. sRandbemerkung: „Dann sind sie doch erst recht dringlich.") Und diese auch ans allgemeinen poti- »schen Gründen nicht so rasch berbcigesührt werden kann, daß nicht sür die Instruktion der zu fassenden Entschließungen ausreichende Zeit bliebe sRandbemerkung: „Warum nicht?"! Dazu kommt, auch wohl das gegenwärtige, in allernächster Zeit zuruck- baß . .. Zei . tretende Ministerium über an den Landtag zu bringende Anträge nicht mehr wird beschließen können, da dadurch dem demnächstigen dem Landtage gegenüber verantwortlichen Ministerium in unzu lässiger Weise vorgegriffen werden würde. sRandbemerkung: „Ganz richtig!"! Die Sache ist nicht langsam behandelt worden sRandbemerkung: „Hätte aber noch schneller bewerkstelligt werde» können!"! und eine Verzögerung, deren Vorwurf in der Fassung des allerhöchsten Telegramms von heute mitta kommen scheint, hat in den: Nordeichamer F der Lemwerder Sache stattgcfunken. sRand^...^ >».,». können die Auffassungen verschieden sein.) Jansen. Es folgt von der .vand des Großherzogs ein längeres hier nicht interessierendes Expos« über die Wichtigkeit der beiden fraglichen Angelegenheiten. Der Schlußsatz lautet: „Da aber das jetzige Ministerium seine Demission mir zur Verfügung stellte zu von mir zu bestimmendem Termine, so scheint mir die unumstößliche Folge davon zu fein, -- - . - ^ ' zutreten bat. gegen das des ictzige Ministerium sowohl al» auch gegen die Regierung des Großherzogs zu der Veröffentlichung getrieben haben, über deren Charakter hier kein Urteil gefällt werden soll. Es sei nur bemerkt, daß der Redakteur in den neun Monaten, die er das Blatt leitet, wegen Beleidigung schon im ganzen zu acht Monaten Gefängnis verurteilt ist, und daß abermals eine Verhandlung vor dem Amts gericht gegen ihn ansteht, in der er sich wegen Beleidigung des Justizministers Ruhstrat zu verteidigen haben wird. Mit Bezug auf die Kaiiermanöver spricht ein h " in der .Saale-Ztg." den Wunsch aus, daß d>, deuts wieder, wie in den früheren Zeiten, »m ihrer selbst w gekrönte Häupter anaelegt Uebungen wieder freieren Spielraum geben we»den sollten: höherer Offizier scheu Manöver ,cii früheren Zeiten, nm ihrer selbst willen, d. h. zur Ausbildung der Führer und der Truppen, nicht aber al» Schau stellungen und sogenannte Theaterschlachte» sür zu» schauende fremde, „Möge man diesen und nicht da» Klappen eines Theatkrbllde» zur Hauptsache machen da» ist der Wunsch einsichtiger Militär», ei» Wunsch, den man freilich nur im vertrauten Kreise aussprccken hört. In de» Manövern fällt bekanntlich den Schiedsrichtern eine große Aus gabe zu, diele Männer sollen kenntnisreiche, umsichtige Offiziere von großer körperlicher Leistungstähigkeit und bemcrkenswcrlem moralischem Mut sein: wenn aber Fürstlichkeiten führe», dann werden diese Schiedsrichter eher zu Diplomaten. Die Schlachten» reiterei spielt heute bei un» eine Rolle, an welche niemand im Innersten seine» Herzen» glaubt, denn ein Zusammen,resse» der seltensten und glücklichsten Umstände wird nötig sein, um den sieg reichen Sturm ganzer Kavallerie-Divisionen möglich erscheinen zu lassen. Scho» im Jahre 1870 wiesen unsere ermüdeten Schützen- Züge große seindltche Kavallerlemasscn ad (io z. B. die 32er bei Wörths. Wir soll e» heute gegenüber den weittragenden Magaztn- gewebren - und dem rauchlosen Pulver, sowie den Maschinen gewehren und Schnellfcuergeschützen gelinge», den Angriff von Kavallericmassen anzusrtzen'k" , Zur Feier des ibOiährigen Bestehens des 8. ba »rische» Infanterie-Regiment» sind in Metz etwa 4000 ehemalige Angehörige des Regiments ringetroffen Der Großherzog von Baben, welcher Chef deS Regiments ist, sowie Prinz-Regent Luitpold haben Vertreter zur Feier entsandt Zum Anschluß der Nation alsozialcn au die freisinnige Bereinigung veröffentlicht die „Nation" einen Artikel Psarrer Nau manns, >n,bem nochmals die Gründe für diese Verschmelzung aus- einanderaesetzt werden. Nachdem Nauman» aus die Unmöglichkeit eines Ucve-ganges zu cer Sozialdemokratie hingewiescn bat, fährt er sort: „Die freisinnige Bereinigung ist diejenige politische Grunge, in der wir nach meiner Ucbcrzcugung am besten uns heimisch suhlen können. Was »Och dabei leitet, ist der Einbruck der tapferen und tadellosen Haltung der freisinnigen Vereinigung >n dem Kampfe sür die F'ottcnvorlagen, gegen die Zuchthansnor- laae und gegen den Zolltarif. Hier ist wenigstens noch wirk licher Liberalismus, hier ist Optimismus, hier ist politische Nerven, kraft, die auch in stürmischsten Tagen aushält. Mit jedem Jahr ist bei uns die Hochachtung vor der politischen Führung der frei sinnigen Bereinigung gewachsen. Das soziale Programm, das im vorigen Dezember Nösicke und Pachnicke entwickelt haben, enthält alles, was innerhalb jetzt und dem Ende der Zcntrums- herrschaft überhaupt politisch in Frage kommen kann. Der Wahl- aufruf, mit dein die freisinnige Vereinigung in de» Wahlkamps gezogen ist, konnte mit wenigen kleinen Aendcrungen als naiional- soziales Flugblatt verwendet werden. Die sachliche Verwandtschaft ist da, und wo sie noch nicht ganz da ist, kann sie sich leicht ver- mehren. Daß die freisinnige Bereinigung kein großer politischer Körper ist, ist natürlich weder ihren eigenen Angehörigen, noch uns unbekannt. Wer absolut zum großen Körper gehören will, wird sich zur Sozialdemokratie schlagen müssen. Größe allein ist aber doch nicht der einzige Gesichtspunkt. Die freisinnige Bereinigung ist immerhin eine Partei von zehnmal so viel Stim men, wie der nationalsoziale Verein. Sie ist ein arbeitsfähiger, politischer Körper, -lvährend unsere Organstation trotz großer Opferwilligkeit und Hingebung der Mitglieder zu klein ist. Auch die freisinnige Vereinigung wird in Zukunft keinen leichten Lebenskampf haben, ober das sind wir za gewöhnt. Und wird nicht auch unser Beitritt dazu beitragen können, diese Ecke des deutschen Liberalismus zu stärken? Man hat uns viel oorgeworfen, aber daß wir untätig sind, niemals." In Sachen der Beteiligung an den preußischen Landtags- Wahlen scheint die Sozialdemokratie keineswegs so einig zu sein, wie es den Anschein hat. Es mehren sich die Stimmen innerhalb der Partei, welche die Beteiligung an den Wahlen hauptsächlich wegen der öffentlichen Stimmenabgabe prinzipiell verwerfen. In einer sozialdemokratischen Versammlung in Schmargendorf bei Berlin, wo Abg. Zubeil über die preußischen Landtagswahlen referierte, wurde chm entgegcnacbalten, daß die Beteiligung an der Wahl ein Fehler sei, es sei besser, wenn mcm die aufgewendeten Geldmittel in anderer Weise verwende. Zubeil wandte sich energisch gegen diese Anschauung und erklärte, daß während der Wahlperiode eine derartige Geacnagitation unbedingt unterbleiben müsse. Die Gegner innerhalb der Partei berufen sich auf die Agitation der Sozialdemokraten gegen die Landtags- Wahlen in früherer Zeit. Es ist damals eine Broschüre vom Aog. Schippe! erschienen, die große Verbreitung fand und in der die Beteiligung an den preußischen Landtagswahlen als der größte Unsinn hmgestcllt wurde. Die Nürnberger „Tagespost" konstatiert, daß mehrere bayrische sozialdemokratische Landtagsabgeordnete von Vollmar ab weichende Anschauungen betreffs des Vizepräsidiums des Reichstags betont hätten. Die preußischen Minister des Innern und sür Handel und Gewerbe erließen unter dem 30. Juni d. I. an die Regierungs präsidenten nachstehende Verfügung betreffend die Bedeutung der vierundzwanzigstündigen Ruhepausen für die in Ga st- und in Schonkwirtschaften Angestellten: Es ist zu unserer Kenntnis gelangt, daß in der Rheinprooinz in fast allen größeren Städten und Orten mit lebhaftem Fremdenverkehr in den Kreisen der Beteiligten die Meinung verbreitet ist, durch die Vorschrift über d'e Gewährung der vierundzwanzigstündigen Ruhepausen seien die Angestellten wahrend dieser Ruhezeiten auch cm An ordnungen nicht mehr gebunden, die der Prinzipal für die in " und Lehrlinge das rechtzeitige : getroffen hat. Die Folge davon ist, daß die Angestellten an diesen Tagen vielfach einen Lebenswandel führen, der sie zur Arbeit am folgenden Tage unfähig macht und schließlich ihre Entlassung nach sich ziehen muß. Der hierdurch veranlaßte häufige Stellenwechsel hat für beide Teile große Unznträglichkeitcn im Gefolge. Wir machen daher darauf aufmerksam, daß die in Rede stehende BundesratSverordnuiig nur die gewerblich« Beschäftigung der Angestellten regelt, und demnach mich nur die Verpflichtung be steht, die Angestellten während der vierundzwanzigstündigen Ruhezeiten nicht zu gewerblicher Arbeit hcranzuziehen: die Be- ugnis des Prinzipais, für die einer Hausgenossenschast ange- örenden Angestellten die un Interesse der Hausordnung erforderlichen Anordnungen zu treffen, wird daher nicht berührt, nur darf den Angestellten nicht, entgegen den Absichten der Ver ordnung, der Genuß der freien Tage dadurch unmöglich gemacht werden. Zu dem unter „Vermischte»" mitgeteiltcn oberkricgsgericht- lichcn Urteil gegen einen Sergeanten, der sich fortgesetzter masten- Hafter Soldatenmißhano langen schuldig gemacht hatte, führt die „Voss. Ztg." aus: „Wenn eine Zeitung behauptet hätte, daß in einer Kompagnie des deutschen Heeres Hunderte Fälle vorgekommen seien, m denen Soldaten abscheulich mißhandelt würden, wenn sie berichtet hätte, daß an diesen Mißhandlungen mearere Vorgesetzte dieser Soldaten beteiligt seien, ohne daß die Offiziere, der Kompagniechef, der Regimentskommandeur davon Kenntnis erlangten: es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Redak teur wegen Beleidigung des Heeres angeklagt, und, wenn er nicht den Beweis der Wahrheit erbringen konnte, zu längerer Freiheitsstrafe verurteilt worden wäre. Und doch konnte die Mel dung richtig sein. Wie schwer es mitunter ist, solche Mißhand- lungen, auch wo sie gewerbsmäßig verübt werden, gerichtlich fest- "" ^ - - Wir haben gestern einen vor dein Ober- zrstellen, hat die Erfahrung gezeigt. Wir ha ausführlichen Bericht über eine Verhandlung unter worden. g von unterm ißbrauch" der Dienstgewalt in 155 Fällen überführt ' Ick" Sergeant .uuch der Dienstm .. . bei bat das Gericht die minderscklvercn Fälle schon ausgcschiedcn und ausdrücÜich erklärt, eS habe die Ueberzeuguna, daß unendlich viel mehr Mißhandlungen vorgekommen seien, als zur Anklage gestellt wurden. Der Sergeant entschuldigte sich da daß Desertionen und Selbstmorde Vorkommen. Wundernehmen muß es nur, daß solche Dinge lange Zeit sich der Kenntnis des OffizicrkorpS und der gerechten Ahndung entziehen. Unwillkür lich denkt man dabei der scharfen Erlasse des früheren Prinzen Georg von Sachsen, des letztsten Königs, und des Erbprinzen von Meiningen gegen die Handlungen. In dem Erlaß wie e» damit auch stehe, daß die Beschwerde heute nicht immer angebracht wird, wo sie sehr nötig wäre. Hot der neueste Prozeß gezeigt. Nicht nur, daß die Beschwerde während der Dienstzeit des grausam und, wie daS Gericht sagt, mit seltener Roheit miß handelten Soldaten unterblieb: er hat auch noch vor dem Staut» gerächt, nachdem er desertiert und wieder ergriffen war. aus An stiftung anderer Unteroffiziere geleugnet, mißhandelt worden z» sein. Und der schuldige Sergeant hat diese falsche Aussage mit einem Meineid bekräftigt. Somit wäre der Redaklcur, der die Wahrheit behauptete, in das Gefängnis gewandert. Der miß handelte Soldat hat erst noch seiner Entlassung die Anzeige er- stattet, so daß der erschreckende Tatbestand ermittelt und seit- gestellt werden konnte. Der Sergeant ist wegen Meineides, Miß handlung. Anstiftung zu strafbaren .Handlungen »sw. zu süw Jahren Gcsäugnis neben d«» üblichen Ehreiislrastn verurteilt worden. Würden die erkannten Einzelstrasen lediglich zusammen gerechnet, die Summe wäre nach der Erkläriing des Gerichts weil über ein Menschenaller hinansgcgange». So aber kommt den Sergeant mit fünf Jahren, nicht Zuchthaus, sondern Gefängnis, davon, woraus ihm noch fünf Monate Unlersuchungshast onge- rcchnct werden Bei der Ausmessung der Geffimtsirate nahm der Gerichtshof daraus Rücksicht, „daß Warnecke lonst ein nich tiger Unlcrofsizier gewesen ist". Tie Masse des Volkes, die bei dem Gedanken, daß ihre Söhne einem Vorgesetzlcn, löse diesem Sergeanten, in die Hände fallen könnten, von banger Sorge er füllt !e>n muß, versieht das Mißverhältnis nicht, worin die Strafen wegen Widersetzlichkeit zu den Strafen wegen Mß- bandlung stehen. Wenn ein „mit seltener Roheit" wiederholt miß handelter Soldat, von der Verzweiflung übermaimt, seine Hand gegen den Menschenschinder erbebt, so muß er freilich »n Jitter- esse der Disziplin bestraft werden Daran ist nichts zu ändern. Aber es stehen ihm so viele Mildernngsgrünoe zur Seile, dal: man meine» sollte, er müsse nicht besonders gart verurteilt »nd tunlichst bald der Gnade des obersten Kriegsherrn empföhle» werden. Es darf indessen bezweifelt werden, ob das Opfer des Sergeanten Warnecke nur fünf Jahre Gefängnis bekommen yäl!,'. Je härter die Jnsubordinalion, dev Widerstand, die Dällichkfft gcgcn den Vorgeictztc» geahndet wird, »m so strenger müßte auch der Mißbrauch der Dicnslgcwalt, die Mitzhandlung. die Roheit bestraft werden, diese nicht weniger nachdrücklich als jene. Ist doch die planmäßige Mißhandlung eines wehrlosen Untergebene!! eine Grausamkeit, die vom sittlichen Standpunkte viel strenger zu verurteilen ist, als die Unbesonnenheit eines bis aufs Blut gepeinigten Soldaten. Und sagt Loch der Gerichtshof selbst, der Sergeant habe in der ungünstigsten Weise aus die Vaterlandsliebe der Soldaten eingewirkt, da er. anstatt sie an Manncsmul zu gewöhnen, sie zu Feiglingen erzog, die nicht wagten, Mißhand lungen zur Anzeige zu bringen. Ob freilich der Ausdruck „Feia- ling" dem Sachverhalt ganz entspricht, ist nicht über jeden Zwcisel erhaben. Die Militärverwaltung bat sichtlich das Bestreben, die Mißhandlungen cinzuschränkcn und auszurolten: leider ist ihre Mühe nicht immer von Erfolg gekrönt." lieber die Art, wie der Oberpostdirektionssekrelär Richard Wagner sich öffentlich zur Sozialdemokratie bekannt hat, berichtet der „Franks. GenMnz.": Es war am Abend des 16. J-uni, dem Tage der Neichslagswahl. Wie überall, so waren auch iu Hanau die Gemüter in Anbetracht der vorausgegangenen regen Agitation und der Anstrengungen, die gemacht wurden, dem seit herigen sozialdemokratischen Vertreter das Mandat zu entreißen, auf das Höchste erregt. Die Wirtschaft „Zum Saalbau" ivar überfüllt, und unter den aus Sozialdemokraten bestehenden An wesenden befand sich auch Wagner, der hier die Bekanntgabe des Wahlresultats abwartete. Als das Resultat bekannt war, begab sich Wagner mit einer Anzahl Sozialdemokraten nach der Wirtschaft „Zum Nordend", woselbst sich noch eine Menge von Gästen befand, die zum größeren Teile aus Beamten und Lehrern bestand, unter denen das Wahlresultat lebhaft diskutiert ward. Inmitten dieser Debatten nun stand Wagner, der noch seinen Dienst bei der Kaiserlichen Post versah, plötzlich auf und rief laut in die Wirtschaft hinein: „Nieder mit dem Bürgertum, hoch die internationale revolutionäre Sozialdemokratie!^ War vorher schon das Benechmen Wagners auffallend, so wirkte dieser Ausruf eines höheren Staatsbeamten auf die Anwesenden geradezu ver blüffend, und es war denn auch sür den Augenblick Totenstille in der Wirtschaft, bis zuerst die Sozialdemokraten sich von ihrem Staunen erholten und in ein befriedigtes Bravo ausbrachen. Dieser Vorgang kam schon in kürzester Frist zur Kenntnis der Vorgesetzten Behörde Wagners, und daraufhin wurde natürlich seine sofortige Suspendierung vom Dienst verfügt. Die „Nordd. Allg. Ztg." folgert aus dem Falle die Notwendigkeit der Verbreitung von Klarheit über die sozialdemokratischen Absichten und Ziele und Selbstverständlich war damit das Ende seiner Beamtenlaufbahn gegeben. Wenn die sozialdemokratische Presse jetzt über die Disziplinaruntersuchmig, die gegen Wagner eingcleitet wurde, Be- schwerde fuhrt, so ruft sie mit Recht den Spott der biiraerlicheii Presse wach, die an das Liebknechtsche Wort erinnert: „Wer nicht pariert, stiegt hinaus!" Konsegnenterweise sollte auch die Sozial demokratie anerkennen, daß ein Monn, dersich zu ihren staatsfcind- lichen Tendenzen bekennt, im Dienste des Staates nicht bleiben kann." Die Beteiligung eines preußischen Militär-Miisikdlrlgcnte» mit seiner Kapelle in Uniform an einer tschechisch-deutsch feindlichen Kundgebung innerhalb deS preußischen Staat? aebietes wird jedermann für ein Ding der Unmöglichkeit halten Und doch soll die Geschichte vor einigen Tagen postiert sei». Da? .Pos. Tagebl." berichtet darüber folgendes: „Große Ausregung hat In den deutschen Blättern Böhmens ein Vorgang hervor- gcrufen, der wie folgt erzählt wird: In dem preußischen Badeort Eudowa (Grafschaft Glatz) fand am 12. Juli ein Militärkonzcrt der Regimcntskapelle des Königl. preußischen Füsilier-Regiments Nr. 38 „Generalseldmarschall Gras Moltke" statt. Zu diesem Zweck wurden auffallende Plakate in den tschechisch-nationalen Farben und mit durchweg tschechischem Text überall angeschlagen und ver sendet. Selbstverständlich mußte sich auch der Ortsname Eudowa die Verhunzung in ein tschechisches „Cimdoba" gefallen lasten. Die Stadt Glatz, der Standort des Regiments, wurde in „Kladska" umgetaust, aus dem Hotel „Stern" in Eudowa wurde ein Hotel .v hvezdy" und aus dem Hotel „Graf Moltke" ein Hotel „hrabele Moltke". Der Eintritt betrug 50 „seniku". Zu diesem Konzert waren die Musiker, wie aus dem Plakat ausdrücklich bemerkt wird, in Uniform erschienen (v stesnokrojt). Und böslich lud ei» der Königl. preuß. Kapellmeister H. Kluge, oder wie aus dem Plakat steht: kralovsky riditel budby. Die Aufregung unter den deutsche» Kurgästen war außerordentlich groß. Die Tschechen natürlich jubelten in Heller Freude, und man konnte aus den Bahnhöfen i» Joscsttadt, Böhmstch-Skatitz »nd Nachod sehe», wie die tschechischen Bahn- und Postbeamten sich einander triumphierend die Plakate zeigten, ja bereits Von der T'chechisierung der angrenzende» preußi schen Landcstcile fabelten." DaS im Kreise Glatz gelegene Torf und Stahlbad Eudowa ist nur 7 Kilometer von der böhmischen Stadt Nachod entfernt. Unter seinen etwa 700 Einwohiiern und unter der umwohnenden Landbevölkerung befinden sich von altersber Tschechen, die in den letzten Jahren von Prag aus- agitatorisch be arbeitet worden sind. Trotzdem hat der Ort einen überwiegend deutschen Eharakter bewahrt. Das Vorgehen der Vadeverwaltung läßt sich daher weder entschuldigen noch erklären. Noch un begreiflicher erscheint es, daß der Mnsikdirlgent Kluge sich ihre» tschcchcnsrcundlichen Anordnungen gefügt bat. Wenn daS Konzert wirklich den oben geschilderten Verlaus genommen hat. wird de» beteiligten Musikern und ihrem Leiter von der Vorgesetzten Bclwrdc hoffentlich klar gemacht werden, daß da» Geschäft stets dem nationalen Empfinden nachstehen muß. Das Schiff der deutschen Südpolarexpedition „Gauß" ist von Simonstown iKapkolonie, Südafrika) nach Kiel abgcscgelt. Oesterreich. Der neuernannte Neichsfinanzminister Frhr. v. Bur tan hat sein Amt anaetrcten. Der Minister richtete dahei a» den Bcomtcnkörpcr eine Ansprache, in der er die Verdienste seines Vorgängers v. Kallay würdigte und erklärte, auf den ae- ichaffenen festen Grundlagen müsse weiteraebaut werden: er werde das von Kallay überkommene Erbe in dessen Geiste emsig zu ver walten und zu mehren streben. Ungarn. Ministerpräsident Graf Khuen Hede r Vary wird vor der Parlamentarischen Untersnchungskommission erscheinen. Die Besichtigung der Lokalitäten des Nationalkasinos ergab, daß die Angabe des Journalisten Sercs, der Minister- Präsident habe in einem anstoßenden Zimmer der angeblichen Be ralung des Grafen Szapary mit Singer und Konsorten zügehört. absolut nicht stichhaltig ist. weil solche Räume, wie Graf Andrasjy Dresdner Nachrichten. Sick. Seite ». ^ Dienstag. 4. August L80»
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