Volltext Seite (XML)
Dieser Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, während cS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Serugsgebiihr: »o Vs.: durch »«.»kkSdiitt Nachrichten erscheinen AAtch »»r»e»1; d e Bktieiier m 'den und der »ächnen ilmuebmiu. gutraauna durch eiqene Bote» mmillionare erwlat. erdallen , Ulaii an Wochentaaen. d>e inchl auILonn. oder micrtaac toloen. m iwei Teilaudaaben a»«ud» un» «»rneut«u-estellt N achdruck aller Ärliiel u. Oriainal- MNleilunge» nur mit deutlicher Oiielienanaabe i,Dre«d. Nact>r,°j julaisia, Nachträgliche Lonorar- anivrüche bleibe» unbcrucklichtiat: unverlangte llliaiiuskrivtc wcldeii nicht auidewamt. Lelearamm-Slbresle: «»chrechte« Lre«de». Nerlcro von Kiepscli L Reirliardt. ^nreigen^arif. Annatznie ne» Ankündigungen bis nachmiilng» ^ Nl,r Sonn und keieiiage nur Marieniiradc ss von It bis '/,> Ildr. Die livaliigeÄnina- »eiie ica. v Lüben» 20 Psg. Am kündigungen aui der Privalieile Zeile ss Plg : die Llvalligc Zeile als „öm oelandt ' oder aus Terlleiie so Pi,, In Nuiiinicrn nach Sonn und klein lagen > bec vivallige <!>rund»eüc» so, so b«. so und so Plg, nach de. loiidercin Tarii Auswuriige Aul träge nur gegen Barausbczatüung, Belcgblätler werden uni tv L g. berechncl. acrnsvrechanichlub: Am» ll N». U und Nr. 20»«. Vlviiäv L Isudried « ösckg6§c>iM ^ ^VLi8v»dLU88trs88v 27. «r.1S7. Wk,el: Zienefte Drahtbcrichte. Hofnachrichlen, Gerichtsverhandlunge». Hciziings' n»d Lüstniigsfachmäiiner, Elternabend in Löbtau. „Latte-. „Der Vielgepiüste". Berliner Leben. Sonnabenv, 18. Juli 1903. Neueste Drahtmeldungen vom 17. Juli. Rom. 9 Uhr vormittags. Der Papst hatte in der ver gangenen Nacht einige Stunden Zinke. Zeitweise trat etwas Un ruhe auf, die aber bald vorüber ging. Die Flüssigkeit in der Brust hält sich in de» bcieits sestgestcllten Grenze», ohne dem «ranken erhebliche Schmerzen zn bereiten. Im Allgemeinbefinden ist keine bemerkenswerte Aenderung eingetretcn. Puls 88, Atmung 30, Temperatur 36,5. Mazzoni. Lapponi. Petersburg. Die „Nowose Wrenya" belchästlgt sich heute in emem Leitartikel, wie schon gestern, mit den ru i s is ch - i a p a - nrschen Beziehungen, deren Zusvihung sie den mit eng- U'cheni Gelde in Japan herausgegebenen Zcitnngeii zuschreibt. Zrußland stehe in Europa wie in Asien als eine Macht des Friedens da. Japan müsse daher sich von England becinstusjeii lassen, das lhni im Kriegsfälle keine Hilfe bringen werde. Der Uebergang zn einer friedlichen Politik werde Japan ermöglichen, eine Einschrän kung der Staatsausgaben vorzunchmen, und ihm die Möglichkeit geben zu einem srcuiidschaftlichc» Abkommen mit Rußland. Port Arthur. Bei der Grundsteinlegung der hiesigen Ka thedrale hielt Kriegsminister Knropatkin eine Rede, in der er der Ucberzeugung Ausdruck gab, das, Port Arthur für alle Feinde, gleichviel ime groß ihre Zahl sei und woher sie kämen, eine unzugängliche Stellung würde. — Nach einer Meldung aus Peking schloß die chinesische Regierung mit der Russisch-Ehinesischcn Bank eine Anleihe von 2 Millionen Taels ab. Anstalt der Zinsen räumte Ehina der Bank Vorrechte in chinesisch Tur- kestan cm. Oertlicheö und Sächsisches. Dresden. 17. Juli. —* Sc. Majestät der König traf heute vormittag nach 10 Uhr im Residcnzschlosse ein, nahm daictbst militärische Mel dungen entgegen und empfing dann die Herren Staatsminisler, sowie den Königl. Kabinettssekretär und die Departementschefs der Königs. Hofstaaten zu Vorträgen. Um 12 Uhr erteilte er nach folgenden Herren behufs Meldung nsw. Audienzen: Obcrschnl- rat Dr. Burckhardt-Löbau, den Forstmeistern Otto-Nicolsdorf, Berger-Forsthaus a. d. Reudnitz und Mühlmann-Klotzschc, den Finanzalsessoren Michacl-Lresdcn und To,nsch.Le> ,L"-HAchü,„ Dv. Lvt^n,I-x ^chutter-veipzlg, Rechnungsrat Rielschel-Dresden, Pianosortelabrikont Heyl-Nvrna. Prokurist Braune-Leipzig, Kausmnnii Müller-Leipzig. Postsekretar Bräcklein-Plancn i. B.. LgndgcrichtSaktnar a. D. Liebe und Ober- aufseher Pfalz-Dresden. —* Den Gymnasial-Nnterricht bei dem Prinzen Georg, der kürzlich im Elementarunterricht mit, bestem Erfolge geprust worden ist. werden erteilen: Religion: Herr Hofkaplan Klein, Latein und deutsch: Herr Oberlehrer Dr. Pal,st, Geschichte und Geographie: Herr Oberlehrer Dr. Rosenhagcn. Rechnen: Herr Oberlehrer Dr v. Vieth, letztgenannte drei .Herren vom Neustädter Gymnasium. Französisch: Herr Professor ' Tr. Tb lernen vom Königl. Kadeticnkorvs, Naturlchrc: , Herr Lehrer Hering von der 4. Büraerschulc. Als Studiendirektor fungiert Herr Hofrat Professor Tr. Jacob vom Neustädtcr Gymnasium. -* Kaiser Wilhelm II. wird, wie bereits erwähnt aus Anlaß der Kaiserparade bei Lindenthal zu Beginn des Monats September einem ihm zu Ehren >m Leipziger Palnicw garten gegebenen Paradcdiner beilvohne». Der Kaiser trijit auf dem Magdeburger Bahnhose ein, besucht das Königl. Palais und fährt durch die Goethe- und Schillerstraße, am Rathausnenban vorüber durch die West- und Plagwitzcr Straße nach dem Palmen- aarten. Nach Beendigung des Diners erfolgt die Abfahrt ab Bahn hof Leutzsch. Zur Ausschmückung der von der Kaiserfahrt be rührten Straße» der Stadt hat, wie verlautet, der Rat ein Bercchnungsgeld in Höhe von 20000 Mark ausgestellt. —* An maßgebender Stelle trägt man sich mit der Absicht, die Litewka der Königl. Sachs. S t e u c rb e a in t en nach dem Muster der zweireihigen Offfzierslilewka nmzngcstaltc». —* Herrn Kaufmann Robert Eonradi, hier, bei der Firma Otto Anger tätig, wurde von der Handelskamnicr Dresden die Anerkennungsurkunde verliehen. —* Nach den vorläufigen Feststellungen betragen die Vcrkehrs- cinnnhmen bei den sächsischen S t a c> t s c i s c» b ah n c n im Juni 10265150 Mk. >-i- 146 755 Akk. gegen das Vorjakrj, wovon 4139 650 Mk. i-s- 410105 Mk.i auf den Perionenverkehr, 6125 500 Mark sch- 36650 Mk.j auf den Güterverkehr entfallen. Die Ge- iamteinnahmc» vom I. Januar bis 30. Juni betragen 57 244 302 Mark i-s- 3145954 Mk.i. Hierzu trugen der Perionenvcrkchr >9834384 Mk 1-st I 111 752 MG, der Giitcrverkcbr 37409918 Mark <-l- 2031202 Mk.i bei. —* Nächsten Montag vormittag 7 Uhr 20 Minuten trifft ans dem hiesigen Hauptbahnhoic ein Sondcrzug z» ermäßigten Preisen von Wien über Teilchen ein, welcher nach 10 Minuten Ausenthalt nach Berlin weitcrgcführt wird. —* Die in Barths Gasthaus vollzogene katholische Schul- v o r st andsivahl hatte folgendes Ergebnis. Wicdergcwählt sind die Herren: Rechtsanwalt Dr. Eides, Oberstleutnant a. D. v. Oer, Hofrat Tr. Behrens, Stnklatcur Hemeler, Klcmpiiermcister An- derich. Neugewählt wurden die.Herren: Dr. med. Vecncn, Ober- postaisisteiit Becker, Oberst z. D. Pcrcira, Kaufmann Kern, Kaplan Bodcnburg. —* Das Programm für die 4. Versammlung von Hcizungs- n nd L ü ftu ngs-Fachmänner», die am 22., 23., 24. und 25. Juli hier abgehalten imrd. ist ein reickchaltiges: Mittwoch, den 22. Juli, vormittags 9 Uhr: Mitglieder-Versammlung des Ver bandes deutscher Zeiilralheizunas-Jndustriellcr iin Fcstsaale des Ausstellnngsgebändes an der Stübel-Alleet 7 Uhr: Bcgrüßungs- Abcnd, veranstaltet von der Stadt Dresden. Dorincrslaa, den 23. Juli, vormittags 9 Uhr: I. Hauptsitzung im Festsaolc des Ausstcllliiigsgebäudcs: 1. Begrüßungen: 2. Vorträge: a) Warm- Wasser- und N i c d erdrn ck-T a m p fl> e iz u n g. Referen ten: Herr Geheimer Medizinalrat Professor Tr. Jkenk-Trcsden, Herr Kommerzienrat Hcnneberg-Bcrlin und Herr Direktor Haller- Berlin. b> lieber die Zweckmäßigkeit ge schlich er und polizeilicher Vorschriften für Heizunas-An- lagen. Referent: Herr Geheimer Regicrnngsrat Professor Rictschel-Grunewald bei Bcrlm. e) Bericht über die Deutsche Städte-Ausjtellung vom Standpunkte der Genrndheitstcch»rk. Berichterstatter: Herr Direktor Psützncr-^rcsden. Ziachmittaas 3'/, Uhr: Besichtigung des Fern heizwerkes unter Führung des Herrn Baurats Drautmann- Tresdcn. Abends 7 Uhr: Festessen in der Festhalle des Ans- Industrieller in der Festhalte des Ansslcllungsgebäudes. Zur gleichen Zeit für Nichtmitgliedcr: Besichtigungen der Heizungs- und Lüftungsanlagcn im Johannslädtcr Krankenhauses cvent. auch in der Köingl. Frauenklinik und in einer städtische» Schule. Be such der Deutschen Städte-Ausstellung. Nachmittags 4 Uhr: Rundfahrt durch die Stadt nach dem „Luisenhof" in Loschwrtz. Sonnabend, den 25. Juli, vormittags 9 Uhr: 2. Haupt- Versammlung im Festsaale des Ausstellungsacbäudes. Vor träge: 1. lieber Vertragsbestimmungen für die Aus führung und Abnahme von Heizungs- und Lüft ungs-Än lagen. Referenten: Herr Direktor Schiele- Hamburg und Herr Königl. Baurat Trautmann-Drcsdcn. 2. B c- richt über die Arbeiten des Verbandes Deutscher Z en t r all, e i z u ngs-I n d u st ricllcr, erstattet von dem Vor sitzenden des Verbandes. Herrn Ingenieur Vetter-Berlin. 3. Bk i t° teilungen über Versuche mit W ä r m c s ch u tz m i t t cl n. Referent: Herr Geheimer Rcgicrnnasrat Professor Rietschel- Grunewald bei Berlin. Zkachmiltags 2 Uhr 17 Min.: Abfahrt vom Hauplbahiihof nack Pirna iind Ausflug nach der Bastei. Abends 8 Uhr: Rückfahrt mit Sondcrschifs nach Dresden und Ulcr- belcuchtung. Eines recht zahlreichen Besuches erfreute sich der vorgestern abend von Herr» Schnldirektor Vetter in Vorstadt Löbtau nach dem großen Saale der „Mniciihallc" ciilbernicue Eltern- Abend und legte iomit beredtes Zeugnis ab von der Blicbtheit und Wertschätzung, welche diese Veranstaltungen, die den Zweck verfolge». Schule und .Haus einander näher zu bringen.und sich kennen und verstehen zu lernen, damit das große Werk der Jugend erziehung erleichtert und gesördert werde, genießen. In aner kennenswerter. liebenswürdiger Weise halte» sich Herren des Lehrerkollegiums in den Dienst der guten Sache gestellt, indem sie in reichem Maße mit musikalische» Genüssen, bestehend in gut zu Gehör gebrachten Gesangs-, Cello-, Violi»- und Klavier vorträgcn ouswarlctcn, die reichen Beifall fanden und nicht un- wcicnllich zur Verschönerung des Abends beitrugen. Herr Schul direktor Vetter richtete einleitend begrüßende Worte an die Erschienene», insbciondcre an die anwesenden Herren der allen Zunst, die im Amlc ergraut und deren Gegenwart doch immer »»d imincr wieder Zc»a»>s ablcge von der Liebe zur Schule und deren erzichungssördernden Bestrebungen, des ferneren an dev Herrn Schularzt Tr. med. O.uenzel. „Kommt, laßt uns »niern Kinder» leben", ihr Wohl und Wehe, ihre weste und gerechte Er ziehung soll die höchste und vornehmste Aufgabe der Schule sein: um aber dieses große, nutzbringende, pädaaogiichc Werk der Jugenderziehung z» iördcrn, dazu tolle» speziell diese Elternabende dienen, denn Schule und Hans sollen Hand in Hand miteinanocr gehen. Gleichzeitig machte er die anwescndcn Eller» mit einer Einrichtung bekannt und bat sie, ihr das nötige Verständnis und eine gütige Beiirtrilung enlgeaenzuhringcn: Tie kleinen Elcmeu- tarfchüler würde» bei Schustchluß einen Vcrhaltsiciiein mit nach Hause bringen, auf denen Bemerkungen allgemeiner Art über di: Eigenheitekt und Mängel des betreffenden Kindes enthalten ie-cn. Diese Bemerkungen joUeii aber nicht den Zweck haben, die Kinder deshalb in Strafe zn nehmen, sondern dahin wirken, die Ellern mit den Eiacnhciteii und der Veranlagung ihrer Lieblinge Mwtaiil zu machen, damit an geeigneter' Stelle und in schonender Weise der Hebel zur Abstellung der Mängel angesetzt werden könne. Hierauf ergriff .Herr Oberlehrer H antich das Wort zu seinem Vorträge: „Wie können unsere Kinder ihre Ferien in rechter Weise atisiintzcii?" Einleitend verbreitete er sich über die Entwicklung der kleinen Elemciitarichülcr. die nun seit drei Monaten die ersten Schwierigkeiten im Lese», Rechnen und Schreiben überwunden haben. Was die Kleinen in den ersten Schulwochen gelernt, daL erscheint unsere»! Auge so wenig und qcriiig, und doch ist das Sprechen. Lese» und Schreiben lernen für ihre ungeübten Kräfte ebenso mit Schwierigkeiten und Kräfteanstrcnaung verbunden, wie für den Erwachicnen die Lösung solcher geistigen Aufgaben, die gerade seinem Verstände, seinem Wissen und Können entsprechen. Das fortwährende Ruhighalten der gar beweglichen Glieder, das ausrcchtc Sitzen, die dauernde vorgeneigte Körperhaltung beim Schreiben, Las genaue Betrachten kleiner Buchstaben und Ziffern verlangen bedeutenden Kräfteauswand und Anspannung des Auges und des Gehirns. Aus diesem Grunde wird der gesetzlich geordnete Wenn auch die Ferien in erster Linie eine Zeit der Ruhe und Erholung sein sollen und zur Sammlung frischer Kräfte dienen zu erneuter crsvlgreicher Arbeit, so könne er sich doch des Wunlches nicht enthalten, baß die Schularbeiten in der langen Zeit nicht vollständig ruhen mögen, damit der kleine Rekrut nicht alles müh sam Erlcrnle vollständig wieder verschwitze. Indem der ^Vor tragende hier noch eine große Reihe belehrender und nützlicher Ratschläge betreffs der Hansschularbeit und ihre Beaufsichtigung folge» ließ, verbreitete er sich noch in weitgehendster Form über die Ferien und ibrc nutzbringende Verbringung für die Schiller selbst. Reicher Beifall lohnte den Redner für seine trefflichen Aussiihrnngen. .Herr Schularzt Tr. med. Ouenzel erklärte, daß er jederzeit bereit sei. ihm in der Sprechstunde zugeführtcK inder auf ihren Gesundheitszustand zn untersuchen, da cs da gründlicher als in der Schule selbst geschehen könne. Herr Schuldirektor Vetter schloß hieraus mit Worten des Dankes an d'c Erschienenen und seine getreuen Mitarbeiter den Elternabend mit einem „Auf Wieder sehen im nächsten Jahre". —' Die Mitglieder der Dresdner Buchdrucker-Innung waren für Dienstag, den 14. ds. M.. abends 8 Mir, in die GeseNschastsräume der Odd Fcllow-Loacn zu einer außerordentlichen Sitzung im Beisein eines Vertreters der Aussichtsbehörde bcbuss Statutenänderung aeladen: da in des die satzungSgcmüße Anzabl , der siimmbcrechtigten Mitglieder» nicht erschienen war. mußte von Eintritt in die Beratung abgesehen werden und wurde die Abhaltung einer zweiten Versammlung, in welcher okne Rück sicht aus die Zahl der Anwesenden verhandelt werden wird. a»i dc»2k. ds.M. festgesetzt. — Hieran schloß sich die dritte ordentliche VierteliabrS-Ver- iammlung unter Vorsitz des Herrn O. Siegel, in welcher zunächst <7 an Ostern eingetreienc Lehrlinge vorgesicllt und nach Ansprachen der .Herren Ulrich und Siegel als Jnmmgslehrlinge ausgenommen wurden. — Der Herr Vorsitzende teilte hieraus das Hinscheiden des ehemalige» Mitgliedes Herrn R. Krotzsch und der Gattin des Herrn Arthur Schöiiseld mit. Die Deriammlung ehrte das Gedächtnis der Verblichenen durch Erbeben von den Kunst und Wissenschaft. f* Herr Georg Anthes ist, wie Berliner und Wiener Blätter zu melden wissen, soeben ans fünf Jahre für die Königl. Oper in Budapest als erster Tenor verpflichtet worden. — Wunderliche Ironie des Schicksals! Herr Anlhcs, dessen Kontraktbruch übrigens gerichtlich »och nicht ausgetragcn ist, wird der Nachfolger des Herrn Burrian, der bekanntlich in Budapest kontraktbrüchig wurde, um das Engagement an »isterer Königl. Hofoper als Nachfolger des Herrn Anthes antrctc» zn können. Tie Königl. Oper in Budapest ist, wie noch bemerkt werden soll, nicht im sogenannten deutschen Bühiicnkartcll, ein Umstand, der allein diese Verhältnisse möglich macht. f* Im Rtsidc»Meater gab es gestern abend gleich zwei Premiören auf einmal: ein düsterer Einakter und ein lustiger Dreiakter — „Lotte" von Hugo Mark »nd „Der Viel geprüfte" von Wilhelm Meyer-Förster — wagte» sich in fried lichem Nebeneinander zum erstenmal ins Helle Rampenlicht. Viel des kritischen Aufhebens läßt sich von beiden Nobitälcn nicht machen, obwobl der „Vielgeprüfte" bei dem sommerlich nach sichtigen Publikum einen entschiedenen, gar nicht unbeträchtlichen Heiterkeitserfolg erzielte, mildem sich schließlich auch die Kritik ein- pelstanden erklären kann, wenn der Untertitel „Lustspiel" durch den bescheideneren „Schwank" ersetzt wird. Denn vom echten Lustspiel ist der „Vielgeprüfte" des alücklichen Autors von „Alt-Heidelberg" himmelweit entfernt: billige Schwanlmätzchen, allerhand derb- komische Aeußcnichkeitcn und ost bewährte drastische Situationen sind mit leidlicher Bühncnro»ti„c in nicht zu aiistrcnaeuder Arbeit um den Helden und sein Schicksal griipplert. Welch' ein Held! So übel ist die Figur eigentlich nicht. Ein Referendar, der bereits „vierfacher" Familienvater ist. hat das Pech, immer wieder durch das Assessoreramen zn fallen zum Aergcr seines stadträtlichen Schwiegervaters, der darin eine persönliche Beleidigung seiner Familienehre und seines Amtes sieht, aber durch sein beständiges Ouängeln den ablolut nicht juristisch veranlagten Schwiegersohn ins Epame» - Verderben stürzt. Leider hat der Autor die drama- tstche Verwertung dieser an und für sich originellen Idee und ihren Effekt sich durch allerlei ichablrmcnmäßiges Jüllwerl verdorben: die älteste» Schwankniittcl — sogar schreiende Wickelkinder! — müssen für die Steigerung matter Aktschlüsse licrhalte», sa der letzte Auf zug letzt üherhciiipt nur von der abgestandenen Persiflage einer natürlich clo facta ganz nmnöglichen Magistratssikung. Die Eharaktenstik hält sich lediglich an der Oberfläche und kommt kaum in der Zeichnung der Haiipmgiir über daS Schablonenhastc hinaus. Die Szencnfübruiig ist locker, aber iventgstcns a» den Wcnde- vunktcn der Handlung flott, jo daß der wcnigcl anspruchsvolle Zuhörer die Schwächen der dramatischen Konstruktion nicht gar zu sehr gewahr wird und sich vielleicht hier und da wirklich amü sieren kan». Gespielt wurde die Novität recht gut. Namentlich Herr Witt als Referendar Rauch war in seiner ewigen Angst vor dem Examen sehr ergötzlich, ebenso wie Herr Olbrich, der den stadträtlichen Schwiegervater mit derbem Humor gab. In der einzigen belangvolleren Finnenrolle des Dreiakters — als Frau Lilly Rauch — sah man Frl. Milly Elsinger vom Deutlche» Schnuspielhanie in Hamburg, um eine» recht gute» Eindruck von der Debütantin zn crbalten: jedenfalls wird die Künstlerin dem Ensemble »och gute Dienste leisten. Die zahlreichen übrigen Mit wirkenden müssen sich mit den« summarischen Lobe, ihr Bestes mit Hingabe sür das Stück getan zu haben, für heute begnügen: ilne darstellerischen Ausgaben sind ynalitativ wie gnnntitativ nicht der Art. um zu kritischen Erörterungen weiteren Anlaß zn geben. —Der heiteren pieec, clo r^ist-men des Abends ging der düstere Einakter „Lotte" von Hugo Mark voraus, allem Anscheine nach eine dramatische Erstiingsarbeit. die ein mehr trauriges als tragisches Geschehnis aus dem Alltagsleben in wenig überzeugender Weile vorträgt und überdies den ziemlich peinlichen Konflikt ohne rechten Schluß zum Austrag bringt. Um die äußere Wirkung des Einakters machte sich besonders Herr Leopold Iessncr verdient, der neue Regisseur deS Residcnzlheaters. der der theatralischen stelzbeinigen Böiewichtsrvlle des Arnold Roth in vornehm abgetönter Dar stellung einen Schein des Lebens zn geben wußte. Neben ihm sind Frl. Hendrichs lLottei. die dem „süßen Mädel" nur mehr Liebenswürdigkeit geben sollte, und Herr Sodom als Heinz Berg- seld mit Achtung zu nennen. — Das verhältnismäßig ziemlich zahlreich erschienene Publikum nahm auch den Einakter mit freund- lichrm Wohlwollen auf und forderte die Hauptdarsteller wiederholt vor die Gardine. >V. Berliner Leben. O. Berlin. 10. Juli. Die Zeit ist wieder einmal aus den Ingen. . Von alle» Seiten melden sich die Nedermenschen, die sich , die Kraft Zu trauen, sic ciiiznrcnke», von den sozialdemokratischen Weilver- bcsscrcrll an bis zu den Aposteln der Heilsarmee herab. Jeder hat ein anderes unfehibarcs Heilmittel, und säst alle finden Ge treue, die ihnen blindlings folgen und aus die Worte des Meisters schwören. Namentlich der Boden der Millionenstadt ist sehr geeignet für solche Scktenbilduiigeii, und an alle» Eck«i und Enden schießen sic hier üppig empor, wie die Pilze in den Wäldern nach einem bcsruchtcndcn Regen. Aber so schnell sic entstehen, so schnell vergehen sie auch wieder, und cs gehört z» den seltenen Ausnahme», wenn eins dieser Gebilde einmal fein Stistungsscst lange überdauert. Tic „Neue Gemeinschaft" scheint hierzu z» gehören, nachdem sic sich von der breiten Grundlage, auf der sic ursprünglich gedacht war, auf einen elig^ningrciiztcn Raum zurnckgczoge» hat. Ihr Gründer, an deren Spitze Jnlins Hart, der zartbesaitete Lyriker und scharfsinnige Thcatcrkntlkcr, lowic sein ikiii geistesverwandter Brndcr .vcinrich Hart stehen, wollten ursprünglich so etwas wie eine neue Religion m Kalb nationa listischen,, bald »instüchcm Gewände stiften. Sie veranstalteten seltsame Zusammenkünfte iiiiii-n in der Nacht und suchten denen, die aus ihren Ruf hcrbcigccilt waren, teils das Gruseln bcizn- bringcii. teils eine gewisse geistige Erhei'ung zn bereiten. Wir erinnern »ns »och einer merkwürdigen Feier, die vor l'/g Jahren in der Nacht zn»' Totensonntag n, einem hiesigen Thcaterjaai unter der Bezeichnung: „Die Weihe des Todes" staltfand. Man batte alle Künste anigebolcii. »m die hcabsichüatc Stimmung her- vorzuzaubern: der Bühiiciircnim war in die Farbenpracht einer Böckün-Landschait getaucht: die melancholischen Töne eines Har moniums bildeten das itnrk'cnne Vorspiel zu der von einem bekannten Schauspieler vorgetragenen Piarabel Buddhas, Vcr einer um den toten Sohn klaaendcn Mutter verspricht, ihr den Liebling zurückzugeben, sobald sie ihm ans einem Hause, ,n das noch Niemals der Tod cingckehrt war. einige Senstörncr bringt. Von Buddha geht cs dann mit einem kühnen Satze zu HÄ- dem dem Jüngeren, dessen Totentanz unter sanften Orgel*