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Dieses Blatt wird den Leser« von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugestellt, während cS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeMr: Mir-LK »or«5»I i»i>»slrllt. , , , N ackdru-I aller Arntel u. Original. Mttleilunae» nur nNt dcutNch-r O»eUenaiiaaveI,Drerd Namr. j Telearamm-AdreNe: Rachrtch««" LrrSde». 18LV Nevlrrg von Kiopscl) ^ Reicijlrvdt. Fslireigen-carik. Snnakime von Ankündigungen bis nachmittags z Udr Sonn- und SeiertagS nur Mariensnade 2« von il dir '/,i »l,r Tie l ivalligcGrund «eile ica. u Silben! üo Psg. An kündigungen anl der Privatteile .veile LS Big ! i>>e Livallige.veile als „iiui- geiandi' oder au! TertteUc so Pig l^n Nummer» »ach So»» und Neicr lagen i de» Lwallige Grundreilen so. so be» M und so Pig nach bc- londerem Tarif. Auswärlige Aul trüge nur gegen Borausb-jalmni.,. BelegbUltlcr werden mit lo Pig. verechuel. Sernlvrechanlchlub: «ml 1 Nr. U und Nr. TOS«. AuA I<üIinsckei'fL50kne xr. plauenscliestr. 20 ^uf^üAe allen Nr. 191. Züikttl: Neueste Drahtbcrichte. !chte. Hosnachrichten. Landesansichuß sächsischer Feuerwehren. Gerichtsverhandlungen. Ertlankniig des Papstes. Kursürst Pc Elektrische Bahn Loschivitz—Pillnitz, Marsh van Sachse». Neueste Drahtmeldunnen vom 11. Juli. Erkrankung des Papstes. Rom. Der „Voce della Bcrita" z»,vlgc hielt um 1 Uhr früh die Erleichterung, die der Bruslhiihlenstich dem Papste ge bracht hatte, noch an. Um 4 Uhr morgens war der Zustand des Papstes unverändert. R o m. Das Bulletin von heute früh 9 Uhr lautet: Der Papst hat in der Nacht in Zwischenräumen geruht. Puls 90. In den Kräften und der WiderslandStähigkeit ist seit gestern abend keine Aendrruiia eingetreten. Atmung 30, Temperatur :ll>. Nierentätigkest immer noch inangclhast. Allgemeinbefinden ziem lich erleichtert, Lappont. Maz,v»i- Köln. Tie „Köln. Volksztq." meldet aus Nom: Ter Papst verbrachte die Nacht schlaflos. Die Kräfte lassen immer mehr nach. Swine münde. „Hokenzollern" mit dem Kaiser an Bord, sowie „NyiUhe" und „Sleipner" sind heute früh 8 Uhr nach Bergen in See gegangen. Breslau. Wie amtlich gemeldet wird, ist, infolge Hoch- Wassers die Strecke Kreuzbura—Tarnowitz gesperrt. Paris. Tie voll der radikalen Seile verbreitete Mitteilung, das; der Ministerpräsident das Dekret vom k. Avril 1903 über die Schließung der von der französischen Regierung nicht autorisierten Kapellen zurückgezogen habe, wird vom „Mali»" als unrichtig bezeichnet. Lauda». König Eduard hat gestern an den Präsiden ten Roosevclt folgendes Telegramm gerichtet: „Ich habe das große Vergnüge». Admiral Eotton und die Offiziere seines Ge schwaders zu empfangen und habe soeben Ihre Gesundheit ans gebracht mit tiefem Gefühle herzlicher Fiende. Eduard." Petersburg. Das K adet t - n s chulsch i ff des Deutschen Schulschiffvercins „Großhcrzogin Elisabeth" ist heule an der Ni kolaibrücke vor Anker gegangen. Athen. Ralli erklärte dem König, er walle die Bildung des Kabinetts unter der Bedingung übernehmen, daß er das Finanzvrogramm der früheren dclyaniiislischeii Mehrheit beibehalten dürfe, oder daß. wenn das Programm van der Kammer verworfen würde, der König der Auslösung der Kammer znstimme. Ralli setzte Delyannis davvn in Kenntnis, daß er eine günstige Lösung gefunden habe. Athen. Der König hat die Bedingungen Rollis an genommen. Die A u f l v s n n a der Kammer ist genehmigt. Die von Ralli und Delyannis znsamiiiengestelltc Ministclliste wird morgen dem König unterbreitet werden. Mehrere Minister dcL alten Kabinetts werden sich darauf befinden. DaS neue Kabinett wird sich am Montaa der Kammer vaistellen. Newyork Auf dem Thinzzvalla-Picr brach gestern Feuer aus, das einen erheblichen Schaden, namentlich auch an Gütern und Reisegepäck, verursachte. Schiffe lagen zur Zeit, als dos Feuer ausbrach, nickt am Pier. Es erfolgten drei Explo sionen. Der vordere Teil des Piers brach zusammen und stürzte ui den Fluß. 150 Personen, die sich vor dem Jener nach der Landseite mcht mehr retten konnten, brachten sich auf dem Fluß in Sicherheit. Winnipea. Seit etwa 10 Tage» fällt Regen. Die Weizencrnte in Manitoba und im Nachwelten verspricht beträcht lich zu werde». Peking. In Pinglohsim lSchcnsi) sind drei eingeborene Ehrtsten ermordet worden. Kapstadt. Nach einer dem „Cape ArgnS" zugcgangenen Depesche ans Louren-zo Marguez übeisielen dort Portugiesen vier aus Ihrer Dienststellung im Somaliland zurückkehrende Buren i» der Nähe eines Wirtshauses und brachten ihnen Messerstiche bei. Einer der Buren erlag den dabei erhaltenen Wunden. Die Portu giesen wurden verhaftet. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 11. Juli. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe hatte heute in ^ibyllenort den Pastor Katcrwe-Penkc und den Rittmeister Pitrusky-Sibyllenort zur Tafel geladen. —* Ihre König!. Hoheit Prinzessin Johann Georg machte heute Einkäufe in dem Putz, und Modcgeschcist von Rosalic Elsncr, Königl. Hoslicfcrantiii, Pragerstraße 9, I. Etage. —* Vom hiesigen Obcrhofmarschallamt ist ein Schreiben beim Rate cingegangen, in dem mitgetcilt wird, daß der vom Kaiser am 1. September beabsichtigte Aufenthalt in Dresden im Hinblick auf die bevorstehenden Manöver einen militärischen Charakter tragen wird. Tie vom Rate früher geplante Be grüßung des Kaisers am Nenstädtcr Bahnhose soll deshalb unter- bleiben. Es wird der übliche militärische Empfang am Haupt- bahnhvfe statlsinde». Se. Majestät wird icdoch sodann nach kurzem Aufenthalte im Königlichen Schlosse die Deutsche Städtc- ausstclluiig besichtigen und daselbst von dem Ausschüsse der Deut schen Städtcausslelluiig und den zum ersten Deutschen Städtctaae versammelten Stadtvertretern aus dem ganzen Deutschen Reiche begrüßt werden. —* Se. Majestät der König hat bei Gelegenheit des Be suches der Königl. Industrieschule i» Plauen i. B. dieser Anstalt den Namen „Königliche Industrieschule für Textil-Jndustrie" ver liehen. —* Am 8. Juli stattete Se. Exzellenz der Herr Kultusminister Dr. o. Seydcwitz, begleitet von Herrn Geh. Schulrat Grüllich, dem Lchrerinnenseminare zuKallnberg einen Besuch ab. Beide Herren, welche am Abend vorher cingetroffev waren, wohnten der Morgeiiandacht, darauf in Klasse 1 den Unterricht in der Religion, in der französischen und deutschen Literatur, ebenso einer Gcsangs- und instrnmentalmusik.alischeii und einer turnerischen Aufführung bei. Nachdem sic auch eine Ausstellung der Zeichnungen und die Räumlichkeiten des Seminars besichtigt hatten, fuhren sic mittags nach Dresden zurück. —* Nach den endgültigen Feststellungen betrugen die Ver- kehrseinnahmen bei den Staatseisenbahnen im Januar 1903 8434 616 Mk. Hieran ist der Personenverkehr bei einer Beförderung von 4810 056 Personen mit 2507 616 Mk. »nd der Güterverkehr bei einer solchen von 1897 833 Tonnen Güter mit 5927 OM Mk. beteiligt. Gegenüber dem Ergebnisse im Januar 1902 ist dies eine Mehreinnahme von 626 684 Mk. — Bei der Zittau—Recchenberger Eisenbahn sind 2) 172 Mk. aus dem Pcr- svnenverkehrc und 40 918 Mk. aus dem Gütcrverkchrc, demnach zusammen 62090 Mk. oder 3842 Mk. mehr vereinnahmt worden als im Januar 1902t Die Beförderung umfaßte 52 213 Perso nen und 27 445 Tonnen Güter. — Bei der Zittau—Onbin—Jo»s- dorser Eisenbahn erbrachte die Beförderung von 16 306 Perwncn 3906 Mk. »nd von 1638 Tonnen Güter 847 Akk., insgesamt 4753 Mark, das ist gegenüber der Einnahme im gleichen Monat des Vorjahres ein Mehrerträgnis von 505 Mk. —* Der Landesausschuß sächsischer Feuer jo ehren hielt kürzlich hier eine 5 Stunden dauernde Sitzung unter Leitung des Herrn Branddirektors Weigand ans Chemnitz ab. Die vor 18 Jahren ausgestellte Nvrmalfenerlöschordnung für säch sische Gemeinden ist nach einer Ausarbeitung des Herrn Brand- dirckiors Weigand einer Neubearbeitung unterzogen worden und zwar unter Berücksichtigung der in einer Reihe von Jahren ge sammelten Erfahrungen und Beibehaltung der Mehrzahl der bis her bewährten Bestimmungen. Entsprechend dem Grundsätze, die Organisation einer Pslichtfcuerwehr möglichst einfach zu gestalten, um für ein sachgemäßes und leicht übersichtliches Zusammenwirken der einzelnen Faktoren die möglichste Gewähr zu bieten, ist von der bisherigen Dreiteilung der Mannschaft Abstand genommen und mir eine Zweiteilung, in Lösch- bczw. Rettungsmannschaft und Wachmannichasl eingestihrt worden. Nm ein besseres Zusammen arbeiten der emzclnen Abteilungen und eine größere Leistungs fähigkeit der Wehren zu erzielen, ist die bisherige Mindeslzahl der jährlichen Hebungen einer Pflichtscnerwehr von 2 ans 4 erhöht worden. Weiterhin sind entsprechend der in den letzten Jahren erlassenen Ministerialverordnungen zur Förderung der Geincinde- scucrlöschanstaltcn grundlegende Bestimmungen ausgestellt worden, welche die Löschanstalte» auch in sehr kleinen Kemcmoen betreffen. Ferner hat der Landesausschnß »ach einer ebenfalls von Herr» Branddirektor Weigand gemachte» Vorlage beschlossen, einen „Rat geber für neu zu gründende freiwillige Feuerwehren" hcrauszn- gcbcn. Ten Beschluß der Sitzung bildete ein Referat des Herrn Tonntlill, 12. Inli 1W3. Professors Kellcrbaucr über die Vorschriften über Bcimtzui'a mechanischer Fencrrettungsleitcrii, zu denen das große Leiter unglnck beim Jubiläum der freiwilligen Feuerwehr zu Plauen i. P den Anstoß gegeben hat. Am Tage nach der Titzuna von 'rüb 9 bis nachmittags 5 Uhr besichtigte der Landcsausschuß unter Führung des Herrn Branddirektors Langer in Dresden zunächst die Fahrzeuge und die neue, sehr umfangreiche Fcucrmeldcanlaae in der Hauptsencrwache Dresdens, woran sich in der Deutsche.' Städle-Äusstellung die Vorführung der pneumatischen Drehleiter, der automobilen Tampssprihe und des clcktromobilcn Manu- schasls- und Hhdrantenwagens schloß. Mit den letztgenannten beiden Fahrzeugen veranstaltete Herr Branddirektor Langer eine kurze Ausfahrt, welche die große Lcistungssähigkeit dieser Fahr zeuge nachmies. Alsdann wurde unter Führung des Herrn Brand direktors Weigand eine eingehende Besichtigung der Feuerwehr- ausstcllungcn der deutschen Städte im städtischen Ausstclliingspalast unternommen. Hieran schloß sich die praktische Borftihrniw einer kleinen, aber sehr lcistungsiähigen Dampsspritze von Flader in Jöhstodt. Zuletzt wurden noch die Sonderausstcllungen der Feuerwehr-firmen Handel in Dresden und Schöne in Dresden, sowie alle einschlagenden Firmen in der Maschinen- und Jnduslne- halle der Deutschen Städtc-Ausstcllnng besucht. —* Von Niedecpohritz aus fand heute vormittag die amt liche Probefahrt für den nunmehr fertig gestellten vorläufig letzten Teil der elektrischen Straßenbahn L "schwitz — Pillnitz statt. Es »ahmen daran Teil die Herren Regiecungs- -at Dr. Hartman», als Vertreter der Königl. Amtshauptmaniischast, Banrat Schmidt. Baurat Schlamm, Bauinspektor Worgitzkn. NcgieiniiaShnnmeister Kövcke, Direktor Stvtzner, Ingenieur Nen- ineoec und Betriebs-Jnsvcktor Otto von der Dciitichen. iowie Oberingcnicur Lchnbarth von der Dresdner Straßenbahn. Ober vvstinsvcktor Krug. Telegraphenbauführer Schüler und Bauleiter Ingenieur Schwärt;, sowie die Herren Gcmcindevorsländc Friedrich- Niederpooritz und Troll-Hofterwitz. Die Fahrt vom bisherigen Endpunkte, dem Gustav-Heim in Niederpoyritz, bis zur Grenze von Pillnitz dauerte 4'/» Minuten und verlief gtatt und ohne Störung, so daß die Strecke für den öffentlichen Verkehr freigegcben werden konnte. Die Bahn fährt auf einer von Herrn Rittergutsbesitzer Fink in Hosterwitz neuerbauten, schonen breiten Straße zunächst bis zu dem Wege, der von der Elbe ans am Anfänge der Maillc- bahn vorbei bis zur fiskalischen Straße hinaussnhrt. soll aber dem nächst noch bis ans den unteren Dvrfplatz in Pillnitz sortgesührt werden. Dann ist der liebliche Ausflugsort und vor allein der idyllische Friedrichsgrnnd mit der Meirmühlc dem Touristenverkehr sehr nahe gerückt. Auch aus das sonstlgc Emporblühen der rcchts- elbischen Ortschaften von Loschwitz an, die bisher zeitweise fast außerhalb des Verkehrs lagen, wird die elektrische Bahn von Vorteil sein. Wer hätte wohl jemals gedacht, nachts um 12 Uhr noch vom Schlvßplatz in Dresven aus in 49 Minuten bis Pill nitz, und gegen 1 Uhr von Pillnitz in die Stadt fahren zu können. Auch die Bautätigkeit wird sich, wenn auch langsam, so doch sicher entwickeln. Gerade von dieser langsamen Entwicklung dürfte eine architektonisch gefälligere Bebauung dieses reizenden Geländes zu erhoffen sein, als es ans dem linken Elbnser der Fall ist, wo die Svekttlationswut und der Banschwindel der letzten 10 Jahre böh mische Bauten haben entstehen lassen, die nichts weniger als solid und schön sind. Bessere Bewohner sind aber auch bessere Steuer zahlen das möge die Ortschaften rechts der Elbe für das lange Warten ans die elektrische Bahn entschädigen. — Der amtlichen Probefahrt folgte mittags 1 Uhr die Eröfstmngsfahrt in festlich geschmückten Wagen, an der sich eine große Anzahl geladener Gäste beteiligten, und abends findet im Gasthof „Zum Kronprinz" in Hvstecwitz eine Eröffnnngsseierlichkeit statt, bestehend aus Militär konzerk und Ball, wobei die Kapelle des 13. Jäger-Bataillons spielen wird. —* Vom 10. bis 13. Juli tagt hier die 17. Konferenz der Vorstände der Statistischen Acmtcr deutscher Städte. Tie Verhandlungen finden unter Ausschluß der Ocffentlichkeit statt. Tie Eröfsnuiizz erfolgte gestern vormittag im Stadtverordneten- saalc. Herr Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler wies in seiner Begrüßungsrede daraus hin, baß die Wertschätzung der Statistik seitens der Stadtverwaltungen in sittlicher Weise ge stiegen sei. Herr Professor H a s s e - Leipzig dankte ini Namen der Konferenz für die srcnndliche Bewillkommnung. Auf der Kirnst «nd Wissenschaft. s* Herr Alexander Wierth, der neue jugendliche Lieb Haber unseres Königs. Hofschcmspicls, der erst nächstes Jahr sein Dresdner Engagement antrctcu wird, weil er vorher noch ein achtmonatliches Gastspiel am Berliner Theater absolviere» muß, hat auch in der Rcichshauptstadt bei Publikum wie Kritik eine überaus beifällige Aufnahme gefunden. Der Künstler spielt vor erst Abend für Abend den Karl Heinz in Mcycr-Förstcrs „Alt Heidelberg". f* Das „Sächsische V olksthcalcr", unter Leitung des Tialektdichtcrs Georg Zimmermann, wird im Residenz theater drei Stücke, die sämtlich aus dem derzeitigen Preis ausschreiben als Sieger hervorgeganaen sind, „Karl Fiedler", eine Arbeitertragödie in erzgeviraischer Mundart von Richard Temmler, „Das Alter", eine Klcinstadtkomödie in Thüringer Mundart von Paul Oucnsel, und „Der Bigamist", Schwank i» Leipziger Mundart von Eduard Kauerb. zur Aufführung bringen. 7* Des Dresdner Komponisten Heinrich Platzbeckcrs schon an mehr als 30 Bühnen gegebene Operette „Der Wahr heitsmund" — Text von Adele Oslerloh — hat nun auch in Wiesbaden bei ihrer Erstauffübrung einen sehr starken Ersolg erzielt. Knrfnrst Moritz von Sachsen. lZum 11. Juli s Dreihundertundfünfzig Jahre sind es heute, daß Kurfürst Moritz von Sachsen, einer der größten Wettiner Fürsten, seiner in der Schlacht bei Sievershausen erhaltenen Wunde erliegend, sceligen Todes verblich. Geboren am 21. März 1521 als der älteste Sohn Herzog Heinrichs des Frommen und seiner Ge mahlin Katharina aus Obotritischem Stamme, eignete sich der sunge Prinz frühzeitig dnrck Erlernung aller ritterlichen Künste eine genügend körperliche Ausbildung an, wogegen die geistige etwas vernachlässigt blieb. Moritz hat in seiner Jugend nicht viel mehr als Lesen und Schreiben gelernt, selbst ves Lateins, welches früher für jeden regierenden Fürsten unentbehrlich war, blieb er unkundig. ^ Schon zu Osten; 1533 finden wir den Prinzen in Halle am Hofe seines Taufpathen, des Erzbischofs Albrecht von Magde burg und Mainz, wo er, entgegen der stillen Hofhaltung zu Freiberg, ein glänzendes, üppiges Leben kennen lernte. Die JünglingSjabrc verbrachte er teils bei seinem Oheim, dem streng katholischen Herzog Georg dem Bärtigen in Dresden, teils bei seinein Vetter, dem eifrigen Lutheraner Johann Friedrich I. dem Großmütigen in Wittenberg. Aber an keinem der vier Höfe: Frcibcrg, Halle, Dresden »nd Wittenberg wurde der junge Fürstenfohii, wirklich heimisch, nirgends fand er Menschen, denen er sich eröffne» konnte. Neben dem Ehrgeiz lernte er die Ver schwiegenheit, der er später so manchen Erfolg zu verdanken hatte, lernte er niemandem trauen, als der eigenen Kraft. Seine früh gewonnene Selbständigkeit führte ihn auch zu einer Ehe mit der Tochter Agnes des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen, des bedeutendsten unter den Schmalkaldcncr Fürsten, die er ohne Wissen und Bewilligung seiner Eltern heimfiihrtc. Am 18. August 1541 starb des Prinzen Vater Herzog Heinrich der Fromme, der schon vom dritten Jahre seiner Regierung an den hauptsächlichsten Teil der Verwaltung seiner Länder seinein Sohne übertragen hatte. Herzog Moritz, der beim Empfange der Todesnachricht in Kassel weilte, brach in Be gleitung von fünf Reitern schleunigst von dort auf und nahm am 1. September auf dem Ralhause zu Dresden die Erbhuldigung an. Hinsichtlich des von seinem Vater begonnenen Ncformations- wcrkcs gab er leine Zusage: „daß er ocr evangelischen Lehre beständig treu bleiben, religiöse und geistige Fortschritte in seinem Lande stets fördern wolle". An diefer Zusage hat der Fürst treulich fcstflch"ltcn, vom ersten Augenblicke seiner Ne gierung an, über die Zeit, wo durch seine politische Trennung von seinen evangelischen Bundesverwaiidtcii und durch sein Bündnis mit dem Kaiser, die protestantische Sache gefährdet schien, bis zu dem großen Siege, de» er durch den Passaucr Vertrag s2. August 1552s für das evangelische Bekenntnis gewann. Zweck mäßigere Benutzung der geistlichen Güter, insbesondere zur An stellung u»d Untcihaltuiig tüchtiger Kirchen- und Schullehrer, und zur Förderung des wissenschaftliche» Lebens und Strebe»?, waren die Zielpunkte, die Herzog Moritz vornehmlich im Auge bedielt. Er verwandte n. a. einen Teil derselbe» zur Errichtung dreier Landcsschulcii. zu Meißen für 60, zu Merfeburg für 90 »nd zu Pforta für 100 Knaben. Die Merseburger Stiftung ließ Moritz indessen schon 1544 wieder ciiigcbc» und gründete dafür 1550 die Landesschule zu Grimma. Dresden erlangte bei dieser Gelegen heit 6 Freistellen in Meißen. Für die geistliche Gerichtsbarkeit sorgte Moritz durch Errichtung eines Konsistoriums i» Leiozig >1543s, neben welchem 1545 ein solches in Meißen entstand, das aber 1580 nach Dresden verlegt wurde Das Meißner Dom kapitel mußte seine Gold- und Silbcrklcinodien gegen Revers auf das Dresdner Rathaus ablicscrn. Die Kleinodien hatten, wie cs heißt, einen Gesamtwert von 150 000 Galden: es befand sich darunter Bennos silbernes Bild van 36und Tonatis silbernes Bild von 26 Pfund Die Zahl der Kelche betrug 140. Kirchen, und Schnldienergclder wnrdcn gesetzlich geregelt, sodaß fortan in Dresden der Pfarrer jährlich 100, der Diakonus 80, der Schulmeister 50, der Kantor 30 und der Kustos 15 Gulden zu erhalten hatte. Am 21. Januar 1542 trennte sich -Herzog Moritz von dem Schmalkaldifchcn Bunde, indessen ohne daß ihn dazu irgend ein seiudlichcs Gefühl gegen de» Protestantismus bestimmt hätte. Er wollte nur neben dem Ernestiner nicht die zweite Rolle spiele». Moritz hat sich jederzeit als Protestant gefühlt, denn noch »i dcc Erklärung, in der er dem Schmalkaldischen Bunde Valet sagte, beißt cs ausdrücklich: „Der evangelischen Lehre werde er und sein Land stets treu bleiben, auch Hilfe leisten, wo sie bedroht würde.' An die politische Stellung des Herzogs wie an die Zcitvcr- hältnisse im allgemeine» knüpfte sich die Notwendigkeit einer er weiterten und verbesserte» Befestigung der wichtigsten Städte des Landes, Dresdens und Leipzigs, womit er bald nach dem Feld- zuge gegen die Türken und gegen Franz I. von Frankreich be- gann, die das Verhältnis zwilchen ihm und Kaiser Karl V. enger knüpften und dem Sachscnnerzog mivcrwclkliche Lorbeeren um de» Kricgsruhm flochten. Wohl schienen Mißtrauen und Argwohn der Evangelischen um so gerechtfertigter, fc schneller Moritz sich durch sein ritterliches Wesen nnd seine sonstigen großen Vorzüge in der Gunst des Kaisers befestigte. Aber wahrend sich der Herzog auf der von ihm betretene» Bahn mehr und mehr von den glaiibcnSoerwaiidtcn Fürsten zu trennen schien, blieb er nichtsdestoweniger eifriger Förderer des religiösen und geistigen Fortschrittes. Gerade i» diese Zeit seines engeren Aiischließens an de» Kaiser fallen einige jener wichtigsten Anordnungen, durch welche er für sein Land den Segen der Reformation zu vermitteln sucht«. Land »nd Leute zu erwerben, war von jeher Habsburgifcher Politik vornehmstes Ziel gewesen. Das Gleiche war es, was Moritz zunächst verfolgte — und das lernte er in Kaiser Karl V. Diensten, in denen wir ihn bis zu dem Augenblicke finden, wo er nach der Schlacht bei Mühlberg und der Wittenberger Kapitu lation, die das Schicksal seines unglücklickfen Vetters Johann Friedrich entschied, die Kur ll548s und damit die Stellung cmes lutherische» Kurfürsten erhielt, die ihn z»m natürlichen Gegner Habsbnrgs machte. Groß, war binnen dieser wenigen Jahre der Enolci des Herzogs gewesen:^die Stifter Meißen und Merse burg hatte er gewonnen, die Schutzherrlichkeit über das Erzbis tum Magdeburg erreicht, seine Herrschaft erweitert durch etwa die Hälste des kuiiächsiichcii Besitztums, z» gutcrletzt das Erz- marschnllaint erlangt und die Kur zn wachsen — alles dank HabSburgischcr Gunst nnd ocr labmen Politik der Schmal- kaldener. -' ! i.t.r >ll° 'ist» Kl