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Original . ... vriatnal ilunaen nur mit deutlicher Ienanaabe l,Dre«d Nachr/j Nachträulich» Lynorar- nn'vruchc bleiben unbenutlichti-t: rlanal?, Mqnultriple unvkrlt Int. relearamm-Abrelle: « « earamr richte >» »««»de» HegvürrSeL L8SV Nerlag Kiepsrh L Reirhardt. ^ureigen ^aril. tliniakmie von Anlündiaungen bid nachmitlaae 3 Uiir Sonn- und Neieriaae nur Manenilrake 3« von n dis '/rl Ulir, Die l ivalliue Mund «eile ica. « Silbe»! ro Pig, An klindiaunaen aui der Privalicile ,-ieUe L Pia : die rivailiae Zeile als „Ein aeiandt' oder anl Lerlieile so Pia In Nummern nach Sonn- und Ne>e> lasen l dez Livalliae Ärundieilcn so, so der oo und so Pia nach be- ionderem Tarii AnswüUige Äui »raae nur aeaeu BoiansdezalUuna BelcsbUUler werden uiit lOPia. derechnel. 8rr»Ivrecha»lchlub: »m« 1 Rr. U und Ar. r«»v. Nollüv L ILudried « vsiiIlgllciiSfl - Vai8vlldau88lra88v 27. «r.1«ff. Liiklltl: Depeschen. Hofnachrichten, StädleauSstellnug, Urteil im Spieleipwzeß. Dresdner Allgemeine Versicheningsanstalt. «Rudolph v. Goltlchalt. Etwas über Lottclielosangeboie. Sonnabend, 20. Juni 1003. Neueste Drahtmeldunqen vom io Juni. Hannover. , . . ^ "Der Kaiser folgte ge ladung des Grafen Waldersee zum Di Gefolge teilnahm. Schlosse zurück. estern abend einer Ein- incr, an dem auch das Um 11 Uhr begab sich der Kaiser nach dem . . ... Heute morgen ^8 Uhr fuhr der Kaiser bei regnerischem Wetter in halbverdccktci» Wagen nach der Fahrcn- walder Heide, um dort die Truppen der hiesigen Garnison und das Militär-Reitinstttut zu besichtigen. Hannover. Der Kaiser begab sich heute morgen, wie bereits gemeldet, zur Besichtigung des Königs-Ulanen-Regi ments nach der Vahrcnnalder Heide. In der Nähe derselben angelangt, stieg er zu Pferde und sprengte mit dem Gefolge aus Las Paradcfeld, wo das Regiment in Regimentskolonne ausgestellt war. Oberst v. Heyden-Linden erstattete den Frontrapport, so dann begrüßte der Kaiser das Regiment, das den Gruß mit einem kräftigen: „Guten Morgen!" erwiderte. Nachdem der Kaiser die Front avgeritten hatte, erfolgte ein einmaliger Vorbei marsch der Regiments. Hieran schlossen sich mehrere Hebungen im Trab und Galopp; den Schlich bildete eine Attacke und ein kurzes Feuergefcckt. Leipzig. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Grafen Pückler-Klein-Tlchirne, der am 24. Dezember 1902 vom Landgericht I zu Berlin wegen Beleidigung seiner Richter zu 600 Mark Geldstrafe verurteilt worden war. Köln. Wie die „Köln. Volksztg." meldet, hat der deutsche Arbeitgeberverband für das Baugewerbe in Köln und Umgebung gestern abend fast einstimmig beichlchsen, wegen des jetzt 13 Wochen dauernden Ausstandes der Verputzer und Füger sämtliche im Baugewerbe beschäftigten Verputzer, Fuger, Maurer, Handlanger, Plattenleger und Erdarbeiter vom 20. d. M. ab auszusperren, bis die Arbeitnehmer sich mit den vom Bnu- aewerbeverein festgesetzten Bedingungen einverstanden erklärt baden. Wien. Graf Tisza und der Landesverteidigungs- Minister Baron Jejervary sind aus Budapest hier ein- getroffen. Wien. Der Rektor der Universität. Hofrat Karl Gussen- bauer, Professor der Anatomie, ist in der vergangenen Nacht gestorben. Wien. Die Einbringung der Regierungsvorlage betr. die Einlösung der österreichischen Linie der ersten Ungarisch. Galrzischen Eisenbahn und der Ungarischen Westbahn durch den Staat im Abgeordnetenhausc steh« unmittelbar bevor. Durch die Einlösung dieser Bahnlinien, deren Besitz und Betrieb bereits auf den Staat übergegangen sind, werden die letzten Konsequenzen aus den finanziellen Bestimmungen des Gesetzes vom 25. Mai 1889 gezogen. Dabei übernimmt der Staat nach der neuen Regierungsvorlage die Prioritätsobligationen zur Sclbstzahlung, und die fünfprozentige Priorilätenanlcihe der Ungarischen Westbahn zuriickzuzahlcn oder zu konvertieren. Die Beschaffung des zur Entrichtung des EinlöMgspreises erforder lichen Kapitals soll durch die Ausgabe von Kroiiciirente bemerk- stelliat werden. Die Ausübung des Einlösungsrechts bietet die Möglichkeit zur Herabsetzung der «Annuitälcnzahlunaen »m 1 Prozent, was bei der ersten Ungarisch-Galizischen Eisenbahn eine Ersparnis von 145000 Kronen und bei der Westbayn eine solche von 55 OM Kronen bedeutet. Budavest. Graf Tisza hat die Mission zur Kabinetts bildung in die Hände des Kapers zurückgelegt, da keine Aussicht vorhanden ist, für seine Politik eine Mehrheit zu gewinnen. Triest. Durch den Einsturz eines Gerüstes eines Neu- baues wurden zwei Arbeiter tätlich, einer schwer und einer leicht verletzt. Paris. Ueber die Pariser Reise des Königs von Italien hat der hiesige italienische Botschafter Graf Tornielli einem Mitarbeiter des „Echo de Paris" gegenüber erklärt, daß sich der König vom Minister des «Aeußeren einfach deswegen be gleiten lasse, um seinem Besuche einen offiziellen Charakter zu ver leihen. Dieser Besuch sei ein ganz natürlicher Höflichkeitsakt, man dürfe ihm keine andere Tragweite geben. Zwischen Frankreich und Italien seien gegenwärtig keinerlei Fragen, nicht einmal handelspolitischer Natur, zu regeln. Aus eine Anfrage des Berichterstatters hinsichtlich Tripolis erklärte Tornielli. es gebe keine tripolitamsche Frage, die zu erledigen sei; keinerlei diploma tische Schwierigkeiten harrten während der Anwesenheit des Königs in Paris ihrer Lösung. London. Die „Times" melden aus Mo ntevidco: Tie Regierung legte den Kammern das Budget für das kommende Rechnungsjahr vor. Das Budget balanzlert in Einnahme und Ausgabe mit 3483360 Pfund Sterling. Gegen das adlausende Jahr bedeutet dies nur eine geringe Erhöhung. Tie Negierung suchte bei den Kammern um die Ermächtigung zum Bau von Tockanlagen im neuen Hasen für die größten Schisse nach. Tie Kosten werden auf ungefähr eine Million Pfund Sterling ver anschlagt. Petersburg. Ter russische Hof legt anläßlich des Ablebens des Königs Alexander und der Königin «Draga von Serbien Trauer aus 24 Tage an. Petersburg. Tie Blätter weisen daraufhin, daß das gestrige «Rcgicrnngskommuniguä und das Telegramm des Kaisers Franz Joseph an König Peter dem Sinne nach übereinstiPknttcn. linier dem Drucke Rußlands und Oesterreichs, welchem andere Mächte zustimmtcn, könne man hoffen, daß in Serbien die Gerechtigkeit triumphieren werde. Peter I. könne kühn zur Bestrafung oer Mörder schreiten. Die Sympathien Serbiens, wie der ganzen zivilisierten Welt seien ihm gesichert. Belgrad. Heute früh ist die Abordnung der National- Versammlung nach Gens abgereist. — Die drei Schwestern dL Königin Draga haben sich nach Wien begeben. Ottawa. Die Eisenbahnkommiffion des Senats hat gestern die neue kanadische Eise »bahn vor läge dem Senat zur unveränderten Annahme empfohlen. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 19. Juni. —* Ueber die Gedächtnisfeier für König Albert bringt die „Schles. Ztg." folgenden ausführlichen Bericht: In dem schönen stillen Parke zu Sibyllenort mit seinen bunten Waldwiesen auf leicht welligem, von sausten Gewässern durchzogenem Ge lände vollzog sich gestern vormittag, au dem Tage, an dem vor 50 Jahren König Albert und Königin Carola den Bund für's Leben schlossen, eine ernste Feier. Vom (schlösse aus, hinter der besonders schön gelegenen Earolabrücke, in der Richtung auf Peuke zu, wo Diesen Hügel hatte Königin Carola auserschen als Ort für ein dem Andenken ihres hohen Gemahls gewidmetes Gedächtnis- krcuz, das gestern enthüllt und geweiht werden sollte. Es war kein Publikum zugelasscn, vielmehr wurde dem Ganzen der Cha- rakter einer Familienfeier streng gewahrt Zuerst, noch vor 10 Uhr, waren die evangelischen Schulkinder von Sibyllcnort mit ihrem Lehrer Hoffmann und die katholischen Schulkinder von Lanacwicse Zehrer.«gonmann uno me latyottiazen (scyuttinver von zzaiiacwicie — wohin Sibyllenort eingcpfarrt ist — mit ihrem Kantor Baum- gart am Festplatze erschienen, sowie die beiderseitigen Geistlichen Pastor Katterwe iPcukej und Erzpricslcr Gebel. Auch General der Infanterie von Minckwitz war unter de» Ersten zur Stelle. Im weiteren versammelten sich die Beamten des Schlosses um das noch verhüllte hohe Kreuz; cs kamen der Franziskanerpatcr Philippus, der für Königin Carola, so lange sie in Sibyllcnort weilt, in der Schloßkapclle die Messe liest. Pfarrer Dittrich ans Lossen, Kreis Trebnitz, der Geheimsekrctär des Kardinal-Fürst bischofs Kopp, Tr. Steinmann, der auf einem weißgedeckten klei nen Tische vor dem Denkmal geistliche Gewänder und Geräte für den Kardinal bereit legte, ferner ztyei Albertinerinnen aus Dres den — deren eine, evangelische, die von der Königin Carola unter haltene Sibyllenorter Spicllchule leitet, während die andere, eine Katholikin, sich der Krankenpflege in Sibnllcnort widmet, Hof- gärtner Kurzmann ustv. Etwa um 10s>^ Uhr schritten den Hügel herauf Königin Carola mit dem Kardinal, König Georg, die Herzogin von Genua, Prinzessin Mathilde, Obcrhos- mcister von Malortie, Flügeladjutant Major von Welch Gütcr- direktor Oberforstmeiiter Gringmuth, Stabsarzt Dr. Hoffmann, Ehrenkavalier Gras Brozolo, die Hofdamen Gräfin Neuttner von Wcyl, Fräulein von Nauendorf und Fräulein von Gärtner und die Ehrendame von Malabaila. Die fürstlichen Herrschaften nahmen vor dem Denkmal Platz, die beiden Lehrer überreichten den Text der vorzutragcnden Gesänge und der Kardinal legte die Mitra an und erfaßte das Pedum. Nachdem dann die evange lischen Schulkinder einen nach einer Melodie von Richter gedich teten Weihegesang vorgetragcn, sprach Exzellenz von Minckwitz etwa folgende Worte: „Beim Erwachen des Lenzes, beim Einzüge des Maien, wenn die Blumen süße Düste zu streuen beginnen, habe das erlauchte Königspaar für längere Zeit Sibyllenort zu besuchen gepflegt. Mit dem Lchalle der Waldhörner hätten sieh dann die Jubelchöre der geflederten Bewohner des Waldes vc, mengt. Mit Vorliebe habe König Albert hier geweilt, und alle Bewohner von Sibyllenorl hätten sich mit ihm geircul, mit ihrem Könige, mit dem strahlenden milden Auge. Feld und Wold habe der König durchwandert, nicht bloß in Waidmannslust, sondern auch in herzlicher Freude an der «Natur. Besonders dieser Hügel hier, ein Ott voll erhabener Einfachheit, habe ihn angezogen. Deshalb habe Königin Carola hier zur ewigen Erinnerung das Kreuz errichtet, das Kreuz, das Liebe berge, Liebe heiiche, Liebe verkünde, das die Vorübergehenden mahnen möge, des dahinge- aangcnen .Königs in Liebe und Gebet zu gedenken." Zum Schlüsse der Ansprache gab General von Minckwitz das Zeichen zum Ent hüllen des Kreuzes, und als es nun unvcrhüllr dastand, erhoben sich auch die Mitglieder der Königlichen Familie und Kardinal Kopv nahm unter den vorgeschriebenen langen lateinüchen Gebeten d.e Weihe des Kreuzes vor. «Nach «Beendigung des kirchlichen Aktes hielt er dann etwa folgende Ansprache: „Ticie Feier stellt uns zum zweiten Male an das Sterbebett des hohen Dulders. Als der Rui an ihn erging, von dieser Zeitlichkeit zu scheiden, da war sein Blick auf das Kreuz in seinen Händen gerichtet, und er ist hinüber geschlummert, nachdem er hier den Kampf des Kreuzes treu ge kämpft. Unter dem Zeichen des Kreuzes schlummert er, und hier dieses Kreuz ist zur Ehrung seines «Andenkens da aufgerichtet, wo er sich als treuer Anhänger des Kreuzes erwiesen hat. Das Kreuz lehrt das große Geheimnis des menschlichen Lebens, es ist das Zeichen des Kampfes, den jedes Menfchenkind im Leben zu kämpfen hat. Das Kreuz lehrte dem toten Könige, daß seine Macht keine Willkür, es lehrte den übrigen, daß ihr Gehorsam keine Knecht schaft sei. Der König war geleitet nicht lediglich durch die Gesetze, sondern auch durch sein Gewissen. Unerschütterliche Pflichterfüllung entnahm er aus der Weisheit des Kreuzes, die ihn durch sein ganzes privates wie öffentliches Leben begleitete. Diese Weis heit lehrte ihn die Demut, die sem ganzes Wesen in Liebens würdigkeit kleidete, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. Ein fach war er, milde, geduldig und gerecht, nach den Lehren des Kreuzes. Darum hatte er auch in sich die Kraft des Kreuzes, die ihn stark machte im Leben und Sterben, in Freud und Leid. So hat König Mbett dem Kreuze Zeugnis gegeben: welch Herr- liches Beispiel gerade für unsere Tage! Wieder erhebt sich von allen Seiten der Sturm gegen und um das Kreuz, und der Ruf der Feinde der Seligkeit erschallt gegen das Kreuz. «Nicht mehr von den höheren Sitzen, sondern aus den Tiefen der menschlichen Gesellschaft, aus den Tiefen, die überhaupt keinerlei Herrschaft mehr wollen. Wie nötig ist es, daß die Stützen der Gesellschaft das Bekenntnis des Kreuzes geben, daß sie der falschen Weisheit irregeleiteter menschlicher Wissenschaft die Lehren der christlichen Entsagung und Selbstverleugnung, dem über mütigen Frcihcitsdünkcl die gottgewollte «Autorität entgegensetzen Das Kreuz wird siegen über die Welt, auch wenn diese mit Trümmern bedeckt werden sollte. König Albert war ein wahrer Held in diesem Kampfe des Kreuzes, und seine erlauchte Gemahlin stellt nun hier die Fahne auf, unter der sein, eines treuen Kreuz ritters. Leben stand. Ter hohen Frau aber soll das Kreuz noch einen anderen Dienst leisten. Vom Kreuze ruft der Sohn Gottes: „Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich!" Der Ruf gilt allen «Menschen. Jeder muß sein Kreuz tragen, wenn es auch noch so schwer drückt. Unsere Blicke sind auf die hohe Kreuzträgerin gerichtet. Gottes unerforschlicher Ratschluß hat ihr das Licht ihres Lebens ausgelöscht: O. Jesu, weite deine Arme aus und zieh' sie tröstend an dein Herz! — Hier auf umschritt der Kardinal, den Weihwedel schwingend, das Kreuz, dann legte er Mitra und Pedum ab. die katholischen Schulkinder sangen beide Verse des Liedes „Harre meine Seele", und die Feier war zu Ende. General von Minckwitz legte für tdie Beamten und den Hofstaat einen kostbaren, aus der Sibyllcu- ortcr Schloßgärtnerei stammenden Kranz nieder, de» die Königin, die tief bewegt ivar, sinnend betrachtete. Als letzte von den hohen Herrschaften verlieh, sichtlich nicht leicht scheidend, Königin Earola den Hügel. Sie sieht viel besser aus als im vorigen Herbste. Sie schreitet sicher an ihrem Stocke umher und niimick nur selten den Arm einer Hofdame. Das Wetter war der heutigen Feier i» hohem Grade günstig. Leichtes Gewölk verdeckte die Sonne, die aber während der Ansprache des Kardinals wiedcr- Kunst und Wissenschaft. 4* Rudolph». Gottschall, der nun bald 40 Jahre in Leipzig lebt und schafft, feiert am 23. September, also in drei «Monaten, seinen 80. Geburtstag. Bon einem Leipziger Komitee ist der «Plan zur Reife gebracht worden, dem greifen Dichter diesen 80. Geburtstag zu eineni wirklichen Ehrentage zu machen und eine Ehrengabe aufzubrtngcn. die ihm am 23. September überreicht werden soll. In der allerkürzesten Zeit wird demzufolge ein «Aufruf erscheinen, welcher die beiten Namen der deutschen Schriftsteller- und Theatenvelt:c. als Unterschrift traoen wird. Anzunehmen ist. daß die deutschen Theaterleiter sich noch insofern zu einer besonderen Ehrung entschließen werden, als sie an des Dichters Geburtstage eines seiner Stücke zur Aufsüh- <Priv.-Tel.) Die stark verbreitete Nachricht. Zeichner rung bringen. 4* Berlin. daß Herr Kommerzienrat Leichncr vom «Vorsitz deS «Richard Wlaoner-Denkmal-Komitees zurücktrete, daß Graf Höchberg den Vorsitz übernehmen wird, daß das preußische K ultusministerinm das Festprogramm für die Enthüllüngs- feier nicht ausrecht erhalte, sind sämtlich freie Erfindungen DaS «Programm, wie es das Komitee sestgcstelll, wird in allen seinen Teilen auf das Glanzvollste ausgesührt werden. Etwas über Lotterielosangebote. Bon einem Juristen. ES gibt heutzutage nicht viel Mensckien niehr, welche nicht ein mal in der Lotterie gespielt haben, und von denen, die öfter spielen, wird es auch nicht viele geben — abgesehen von den Pech vögeln. die niemals herauskommen —. denen nicht einmal ein Ersahlos -»geschickt worden wäre. Es geschieht dies meistens während der Ziehung der letzten Klassen einer Lotterie, während der täglich um» wochenlang gezogen wird. Die bei weitem größte Anzahl der gezogenen Lose kommt dann, wie man sagt, mit dem Einsätze heraus. Schleunigst beglückwünscht einen der betreffende Kollekteur: um aber auch noch rasch die Lose, die er auf Lager hat. an den Maim zu bringen, sendet er gleichzeitig ein Ersatz- loS inst. Es ist das an und für sich ein gewisses Risiko für vcn Kollekteur: denn das Los ist, mristisch betrachtet, ein Inhaber- Papier, welche- jeden, der es im «Besitze Hot, d. h„ der eS tatsächlich in den Händen hat, bcrcckitigt, den eventuell darauf fallenden Gewinn von der Lotterie zu fordern. «Würde also Jemand ein ihm io übersandtes Los behalten, ohne aber dem Kollekteur das Geld dafür einzuiendcn, so würde er trotzdem au berechtigt sein, den eventuellen Gewinn zu erlangen. Es ist zuweisen, daß der betreffende Inhaber, da er das Los nicht ge kauft hat. auch das Eigentum an dem Lose nicht erlangt bat. Kan» er diesen «Beweis führen, so fällt der Gewinn ihm zu, denn sein Eigentumsrecht steht höher, als das Recht des bloßen Inhabers. Um sich vor solcher Möglichkeit zu schützen, schaltet der Kollekteur meistens eine Klausel ein, die etwa so iamel: „Das Los bleibt mein Eigentum, bis Sic mir Ihren Entschluß inlt- getcilt haben, ob Sie dasselbe behalten wollen oder nicht", oder: „Das Los spielt für Sie von dem «Augenblicke an, Iva Sie mil den Gegenwert zugeschickt haben" u. a. m. Mit solchen Klauseln will er dem Adressaten klar machen, daß er sich das Eigentum an dem Lose vorbehält. Man stelle sich nun vor: Täglich wird gezogen. «Am Mon tag mittag schickt der Kollekteur, der z. B. in Hamburg wohnt, das Los an mich ab. Ich erhalte dasselbe mit der «Post frühestens am Dienstag morgen. Ich entschließe mich, es zu behalten, und teile diesen Entschluß dem Kollekteur brieflich mit. Mein «Brief kommt wieder frühestens am «Mittwoch morgen in Hamburg beim Kollekteur an. Seit Absenkung des Loses von Hamburg ist nun sowohl am Montag nachmittag, wie den ganzen Dienstag ununterbrochen gezogen worden. Hier entsteht sofort die Frage, wenn ein Gewinn auf das Los. das mir zu geschickt worden ist, fällt, wem gehört der Gcwinu, dem Kollekteur oder mir? Nach meinen Erfahrungen sagt der Laie ohne weiteres: „Der Kollekteur hat sich das Eigentum an dem Lose Vorbehalten, folglich gehört ihm der Gewinn." Dem ist aber nicht so. Nm sie Lösung zu finden, ist es nötig, den Gang der Ver handlung zwischen dem Kollekteur und mir etwas juristisch z» bc- leuchten. Es ist klar, daß mir der Kollekteur durch seinen Brief und die Uebcrsendung des Loses einen Antrag sOsfertei gemacht hat, ich solle das Los kaufen. Nach 8 145 des Bürgerlichen Gesetz buchs ist derjenige, welcher einem anderen die Schließung eines Vertrages anträgt, an den «Antrag gebunden, d. h. er muß ab- warten, ob der andere niit ihm den Vertrag schließen will, und erklärt der andere diesen «Willen, so muß der «Antragcndc in die Schließung des Vertrages willigen. Die Frage ist nur die. bis wann muß der «Antragende, im vorliegenden Falle der Kollek teur, auf meine Erklärung, ob ich den «Vertrag schließen, alw das Los kaufen will, warten. .Hier gibt 8 147. «Abi. 2 Ausschtuß. Es kann nämlich der einem «Abwesenden gemachte «Antrag nur bis zu der Zeit angenommen werden, in welcher der «Antragcndc den Eingang der «Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten durste. Ich muß also dem Kollekteur möglichst umgehend meinen Entschluß mittcilcn: denn in nnscrem Beim'"' kann sich dcr Kollektcur ausrechncn, daß ich seine Offerte am Dienstag morgen in Händen gehabt habe. Einige Zeit zur Ueberlcgunp müß er mir gewähren, und so kann er bei »nserem regelmäßigen Post- bctrieb erwarten, daß er spätestens am Mittwoch früh meine Antwort erhält. Bis zu diesem «Moment würde der Kollekteur a» seinen Antrag gebunden sein. Hat er meine «Antwort noch nicht, so kann er über das Los anderweit verfügen. Hieran würde auch nichts ändern, wenn ich zu der Zeit, zu welcher mir das Los zu- acht, gerade verreist bin. Wenn er aber am «Mittwoch früh er fährt, daß ich das Los behalten, kaufen will, so ist er verpflichtet, mit mir den Kauf abzuichlicßcn. Kauf ist ein Vertrag, dcr zuslandc kommt, allein schon dadurch, daß jemand zu einem anderen sagt: „Ich will diesen bestimmten Gegenstand verkaufe», um den und den «Preis", und der andere sagt: „Ich will ihn kaufen und bin mit dem Preise einverstanden." Um den Kauf also Perfekt z» machen, ist es nötig, daß der «Preis sofort bezahlt wird. — «Wenn aber der Kollekteur schreibt: „Das Los spielt erst von dem «Moment ab für Sie, wo Sie mir den Gegenwert einycsandt haben," so soll das nichts anderes heißen, als daß er die Be- dingung stellt, ich soll sofort bei Abschluß des Kaufvertrages den «Preis zahlen. Zu einem solchen «Verlangen ist natürlich jeder berechtigt. Gibt der Kollekteur ein solches «Verlangen nicht kund, so ist der Vertrag mit dem Moment geschlossen, wo ich ihn in der beschriebenen Weife cinnchmc. Nach 8 433 des «Bürgerlichen Gesetzbuches ist nun der «Verkäufer verpflichtet, dem Käufer die Sach« zu übergeben und das Eigentum an der Sache zu ver schaffen.