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Da nicht alle Tore erbrochen werden konnten, wurden einige, darunter auch die in die Gemächer des Königspaares führende Tür, mit Dynamit gejprengt, wobei der Adjutant des Königs, Oberst Michael Naumowitsch, getötet wurde. Im ersten Gemach trat den Offizieren der Ordonnanzoffizier, Artillerie- öanptniann Iowan Miljkowitsch, Schwiegeriohn des Generals Zinzar Markowitsch, entgegen. Er wurde, da er sich zur Wehr setzte, erschossen. Dasselbe geschah im ztveiten Zimmer mit dem Generaladjutanten, General Lasar Petrowitich, der einige Re- volvcrschüife abfeucrte, ohne zu treffen, Minmchr war die Bahn bis zum Schlasaeniache des Königspaarcs frei, König Alexander hatte während dieser Zeit vergeblich vom Fenster um Hilfe ge- rufen. Da niemand herbeieilte, sah er seinem Ende entgegen. Er umschlang die Königin »nd wartete so, bis die eindringenden Offiziere die Tür des Gemachs gesprengt hatten. Sie feuerten aut das Königspaar sofort ihre Revolver ab, König Alexander und Königin Draga fielen, von zahlreichen Kugeln getroffen, eng- umschlungen, tot zu Boden, Die wichtigste Rolle wiellen dabei die Hauptleute Wofon Jwkowitsch und Alexander Glischitsch, In zwischen waren Abteilungen unter Führung von Offizieren in die Wohnungen der Minister General Zinzar Markowitsch und General Milowan Pawlowitsch, sowie des Ministers des Innern Welimir Teodorowitsch gedrungen. Die beiden erstercn wurden erschossen, der Minister Teodorowitsch schwer verwundet. Auch die beiden Brüder der Königin wurden im Konak erschossen. Ferner wird Berliner Blättern noch gemeldet: König Alexander erhielt sofort einen rötlichen Schuh in die Kehle, Seine letzten Worte waren: „Soldaten, Ihr habt mich verraten!" Die Leiche der Königin wurde fast zerfleischt. Der Hosmarschall Nikolajewitsch rettete sich durch Flucht in die österreichische Gesandt schaft, In das Geheimnis waren 150 Offiziere eingeweiht. Die in Neusatz erscheinende „Zastawa" hatte bereits vor vierzehn Tagen alle Ereignisse der Nacht vorausgesagt und angekündigt, der Jahrestag der Vertreibung der Dynastie Kara werde ein Tag der Rache sein. Nach weiteren Mitteilungen sah das KönigSpaar mit den Geschwistern der Königin uno den Adjutanten Petrowitsch und Naumowitsch bis 12>/z Uhr nachts beim Nachtmahl. 'Das Königspaar zog sich dann in das Schlaff gemach zurück. Eine Stunde später drangen die Verschwörer ein. Das „Berl. Tagebl." will wissen, das KönigSpaar lebte in letzter Zeit in ständiger Furcht vor einem Attentat und beschloh deshalb aus Drängen der Regierung, sich zu trennen. Die Reise der Königin nach Franzensbnd sollte ein Vortvand sein für die Tren nung, Der König wollte dann um die Prinzessin Lenia von Montenegro werben. Die Königin hatte mehrere Millionen auf der Bank von England, ebenso der König. Dem .Ungarischen Korrespondenz-Bnrean" werden auS Semlin vom 11. Juni folgende Einzelheiten über die Vorfälle in Belgrad gemeldet: Die Verschwörer hielten abends in einem Gartenlokal eine Beratung ab. Unter ihnen befanden sich auch ans Risch ein- getwffenr Offiziere, Nachts 1>/, Uhr zogen die Offiziere zum Konak, Vor dem Schlafzimmer deS Königs forderte Naumowitsch denselben aus, die Tür zu öffnen. Der König gab darauf eine bariche Antwort. Die Offiziere versuchten nun die Tür mit den Säbeln zu erbrechen und sprengten sie schliehlich mit Dynamit. Nach einer Version soll Naumowitsch bei der Explosion den Tod gesunden haben: nach einer anderen Version soll Naumowitsch durch Lalar Petrowstsch erschossen worden sein. Gegen den König sichteten die brreinstürzenden Ossiziere zahlreiche Schüsse. Die Körper deS Königs und der Königin wurden alsdann vom Balkon aus den Hof geschleudert, wobei dem König die Schläfe» zer schmettert wurden. Der König ist erst nach 4 Ubr morgens ge storben. Advokat Zivkowttich fuhr später in einem Hoswagcn durch die Ströhen und hielt Reden an das Volk. Ministerpräsident Zinzar Markowitsch eilte aus die Schüsse aus seiner Wohnung auf die Strahr. Soldaten umzingelten ihn. Der Ministerpräsident verteidigte sich mit dem Revolver und wurde dann erschossen; auch der Minister des Innern Teodorowitsch verteidigte sich, bevor er »iedergeschossen wurde. Die übrigen Minister wurden in Haft gesetzt, am Nachmittag jedoch wieder freigelassen. He»te sind bereits zahlreiche Ausgewieiene nach Belgrad znrückgekebrt. Die Zeitungen billigen die Ereignisse. Die radikalen Blätter be- cchimpsen das KönigSpaar aus das Gröbste und sichren an, der König habe die Offiziere geringichätzend behandelt. Er habe die Kriegsschule nach Schabatz verlegen wollen. Die Hanptnrsachc der Verschwörung seien jedoch die letzten skandalösen Wahlen gewesen. Einzelne Blätter sprechen von einer Republik, die meisten wünschen jedoch die Rückkehr der Karageorgewitich. Die Behauptung, daß das Königspaar ans den Boden geflüchtet sei, ist unwahr. Bis heute abend SV, Uhr war in Belgrad alles ruhig. Im einzelnen seien noch folgende Depeschen verzeichnet: Wien. 11 Juni. Tie „Nene Freie Presse" meldet aus Bel grad : Es bestätigt sich, daff weder die Schwestern noch zwei Neffen derKönigrn Draga umaelvmmrn sind: nur ihre beide» Brüder landen den Tod. Die Beisetzung der Leichname rrsolgl i» aller Stille heute Nacht. Die Ereignisse wurden im Lande ruhig hingenomnien: cs besteht mir die Befürchtung vor Ausschreitungen gegen die bisherigen Präfekten und Gemeinde vorsteher die Regierung hat deshalb die strengsten Vorsichtsmaß- rcgeln getroffen. — Peter Karageorgewitich wird erst nach erfolgter Berufung durch die Sknpscbtina und den Senat »ach Serbien lammen. — Zum Stadtpräsckten von Belgrad wurde Oberst Bog- dan Danijanowitsch ernannt. Die am Leben gebliebenen Mit glieder der srüberen Regierung befinden sich in Freiheit, die in Abazzia weilenden radikalen Führer Pasitsch, Wnsitsch und Milo- sawljcwitsch wuiden telegraphisch nach Belgrad gerusen. In einem , an die auswärtigen Vertreter Serbiens versandten Rundschreiben werden die gestrigen Vorfälle im Sinne der erlassenen Proklama tion erläutert. Wien, 12. Juni. Der „Neuen Freien Preise" wird aus Belgrad gemeldet: BierDonaumonitore hätten abends vor Bel grad Anker geworfen. Es verlautet, die Garnison von Nisck habe der neuen Regierung de» Gehorsam verweigert. Versailles, 12. Juni. Als die Köntgin Natalie den Tod ihres Sohnes erfuhr, wurde sie von einer schrecklichen Nervenkrisis befallen, so das; sie die Erzählung der Ereignisse, die sich in Belgrad abgespielt haben, nicht bis Ende anhören konnte, obgleich diese Erzählung mit voller Schonung geschah. Belgrad. Die Leichen des Königs und der Königin rtille vollzog, dauerte von sH2 bis ' liegen zur Rechten Anna Zeremonie, die sich in aller 3 Uhr morgens, In derselben Gruft liegen Obrenowitsch. die Witwe des Großonkels König Alexanders. Iowan Obrenowiffch, zur Linken Fürst Milan Obrenolmtsch, ein Sohn des Milosch, sowie Prinz Sergius, ein unmittelbar nach der Ge- Kurt verstorbener Bruder König Alexanders. Adjutant Naumo- witsch wird heute nachmittag begraben werden, , Budapest. Das „Ungarische Korr.-Bur." meldet: Die ge tonte Prokla mieru ag Nikodem Luujcwitschas, des ffruder« der Königin, zum Thronerben wird allgemein als un- mittelbare Ursache deS Belgrader Attentats bezeichnet. König Alexander hatte vor einigen Tagen diesen Plan einigen Höheren Offizieren mitgeteilt und hinzugefügt, die Proklamierung werde stattsinden, sollte auch über ganz Serbien der Belagern» verhängt werden, Ein hier lebender höherer serbischer r unlä der unlängst die Armee verlassen bat, erklärte, . stfffzier, abe dies aus dem Grunde acta», weil vorauszusehen gewesen sei, daß die Er- bitterung des Dfsizierkorps über die Proklamierung Luniewitschos w>n Thronerben, der als roher, unfähiger und niedrigen Leiden- chaften fröhnender Leutnant im Heere verhaßt war, sich in einem ilttcntat Luft machen werde. Als treuer rlnhängcr Milans habe na gegen dessen ^ ' wrgewit lisch. ! emeekrei er an einer Unternehmung gegen dessen Sohn nicht tcilnehmcn wollen und deshalb oaS Heer verlassen. Eine mit Peter Kara- georgewitsch vertraute Persönlichkeit äußerte, Karageorae- wltsch, der arm ist und wenig Verbindungen mit den serbischen Armeekreisen habe, hatte ganz gewiß Lei dem Attentat seine Hand nicht im Spiele. Budapest. Ein Zweigkomitee für die Karogeor witsch-Propaganda war hier seit langem tätig. Das , . . , „ , . ^ a. scheinen des Preßorgans „Topolo" das giftige Artikel gegen die Obrenowitsch brachte, wurde aus Beschwerde der serbischen Re gierung unmöglich gemacht. Das genannte Blatt wird von morgen ab wieder erscheinen. In derselben Druckerei, die Alexander Militsch gehört, wurden Proklamationen KarageorgewitschS, Flug schriften, Kalender und Ansichtspostkarten mit der Angabe München als Druckort hergestellt und in ungeheuren Mengen nach Serbien lt. :ae- Er- eingcschmuggei Die de »t che Presse äußert sich Im großen und ganzen in Ums " ' " " dem Sinne, daß der Umsturz vom politischen Standpunkte au« als eine Hoffnung ans eine günstigere Gestaltung der Dinge in Ser bien anzniehcn ist. versagt jedoch den Opfern der Katastrophe auch nicht die rein menschliche Teilnahme. I Die „ Tägl. Rundschau" bemerkt n a.: „DaS Interesse, das Europa an de» Ereignissen der gestrigen Nackt nimmt, ist zunächst rein menschlicher Natur. Wir haben nicht die Empfindun- ,kn. die eine wahrhafte Tragödie in uns erregt, die eine große uid durch eine erhabene Sühne aufhebt: wir sehen nicht daS Schicksal wallen, daS drn Menschen erhebt, wenn eS den Menschen zermalmt. Das Herrscherin»! Alexanders erregte weniger die Teil nähme oder gar Ächtung, als den Spott Europas. Die uneryuick- liche Mischung von törichter Anmahnng, kindischer Lailiienbastig- keit und völliger Hcrrichernnsähigkeit machten de» auch äußerlich wenig anziehenden iu»acn König im serbischen Volke verhaßt und ließen sogar seinen eitlen und haltlosen Vater Milan, der so viel 0» Serbien gesündigt, in hellerem Lichte erscheinen. Der absonder liche Liebesbnnd mit Draga, der alternden Lebcdame. bot mit allen seinen drolligen Zwiichensällen ein unerschöpfliches Material iür die Witzblätter des Westens. Schon lange gärte rS unb brodelte cs im Serbenvolke. Ter herausfordernde Absolutismus, den Alexander in der letzten Zeit zeigte, ließ die Erbitterung nur noch steigen, bis schließlich, wie sich jetzt zeigt, der letzte Staats streich vom Marz, diese Dumnie-Jnngenslat, das Maß voll machte Die unzufriedene Militärpartei, die die Königsfamilie und die hervorragendsten Minister in der letzten Nackt ermordet hat. lieh dem allgemeinen Volksnnwillen nur den Arm. Die Meldungen berichten übereinstimmend, daß das Volk die furchtbare Nachricht init aller Ruhe ausgenommen hat. Nicht eine Tragödie hat mit de» Flintenschüssen, die das Hans Obrenowitsch vernichteten, ihre» Abschluß gefunden, sondern ein Possensviel hat mit der Bluttat in Belgrad geendigt, die »ns erschüttert, die ober noch mehr unseren Widerwillen erregt durch die abscheuliche Mischung des Grotesken mit dem Schauerlichen. Alexander und Draga verdienten dies Ende nicht, man hätte sie wie Milan des Landes ver weisen und io außerhalb der Grenzen ihr nichtssagendes, aber auch ungefährliches Hanswurstdasein sortseben lassen können". Ueber denEindruckimAuslande liegen bisher folgende Meldungen vor: Wien, 12. Juni. Das „Neue Wiener Tagblatt" erhält von hoher militärischer Seite eine Acußerung, nach welcher zu der Besorgnis, daß die serbische Katastrophe zu militärischen Maßnahmen führen werde, bis heute kein Grund vorliege. Peter Karageorgewitsch soll ein besonnener ruhig denkender Mann sein und seine Minister ebenso besonnene uno geistig hervorragende Parteileute. Jetzt, wo der Wille der Armee und des Volkes er füllt zu sein scheine, könnten sogar gesündere Verhältnisse in Serbien cinkehren. Grund zur Beunruhigung sei für Oesterreich- Ungarn bisher keineswegs gegeben, doch werde man jedenfalls die Entwicklung der politischen Bewegung Serbiens noch aufmerksamer verfolgen als bisher. Wien, 12. Juni. Das „Fremdenblatl" schreibt: Man steht entsetzt vor diesem Massenmord, vor der wilden Leiden schaftlichkeit, vor der Zerrüttung un Heere, die ihn möglich machten. Die nunmehr zur Herrschaft berufene Dynastie, zu der nach den vorliegenden Nachrichten die Dynastie Karageorgewitsch als nächstälteste nach dem nunmehr ausgestorbeuen Hause Obreno witsch berufen ist, wird vor allem für die moralische Aufrichtung des Landes zu sorgen haben. Vis zum Eintreffen Peter Kara- georgewitschs liegt die Macht in den Händen Avakumowitschs, den man als Mann von festem Auftreten kennen gelernt hat. Es scheint die richtige Persönlichkeit zu sein, um in so stürmischer Zeit die Ordnung aufrechtzuerhalten und Serbien über ein so blutig er- öffnetes kurzes Interregnum hinüberzusühren. Daß es rasch be endet werden kann und daß sich in Peter Karageorgewitsch ein Nachfolger findet, der dem tieferregten Volke die Grundlage zu einem neuen politischen Dasein bietet, ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch als einigermaßen beruhigend zu betrachten. Man hat doch wenigstens die Hoffnung vor sich, daß die neue Aera, auf der nicht die Erinnerung vieffährig erbitterter Kämpfe lastet, endlich Ordnung und Ruhe bringe. Nachdem durch das Belgrader Verbrechen das Haus Obrenowitsch so schrecklich ge endet, haben wir keinen Grund, gegen die natürliche Lösung der Frage, vor welche nun das Land gestellt ist, etwas einzuwcnden. Dies würde nicht nur unserer traditionellen Politik gegenüber unserem Balkannachbar widersprechen, sondern auch in unseren früheren Beziehungen zum Hause Karageorgewitsch ist nichts vor- Händen, was eine etwaige Abneigung gegen dasselbe rechtfertigen würde, viel eher ließe sich, wenn man die Geschichte unseres Ver hältnisses durchblättert, das Gegenteil behaupten. Die Mitglieder der Familie Karageorgewitsch unterhalten stets mit den hiesige» Kreisen die besten Beziehungen. Oesterreich-Ungarn hat nur den einen Wunsch, daß das schwer geprüfte Land sich zu besseren Ver hältnissen erhebe, und daß senseits des breiten Blutstromes, auf den Europa mit Grauen und Abscheu blickt, sich eine freundlichere Zu kunft eröffne. Paris, 11. Juni. Die gesamte Pariser Presse gibt ihrem Abscheu über das blutige Drama im Belgrader Konak Ausdruck und meint, man müsse auf vergangene Zeiten vollständiger Barbarei zurückgreifen, um ein Seitenstück zu dem blutigen Er- eignisse zu finden, welches sich heute in Belgrad abgespielt Hot. Kunst und Wissenschaft. ff* M itteilung aus dem Bureau der Königl. H 0 ftheater. Die für Sonnabend, den 13 Juni, angekündigic dritte Aussüblnna deS Legendenstückes „Die Opierfcucr" von Giellerup. Musik von Schjeldcrup, muß wegen Erkrankung der Iran Schlegel, die die Partie des dritten Opferfeuers zu singen hat. abgelebt werde». Dafür geht die Pantomime „Der verlorene Sohn" von Aormler in Szene. Im Anschluß daran wird der Einakter „Die Hochzeitsreise" von Wolters gegeben. Weitere Aufführungen der ..Ovserfener" können erst an noch anzukündigenden Tagen der nächsten Woche stattsinden. ff* Die letzte Vorstellung außer Abonnement im König!. Schau spiclhause findet Sonntag, den 14. d. M-, Aufführung gelangt „Die versunkene Glocke". be- ina Bild von RübenS, welches Helene Fourment entblößt und'nur zum Teck mit einem Pelz verhüllt darstellt, angeregt habe. Viel wahr scheinlicher ist eS jedoch, daß ein anderes Werk ihm die Idee zu semem Drama nahe gelegt hat. Im Museum von Antwerpen bongt ein mittelgroßes Bnd von einem wenig bekannten Meister, welche» ein völlig entblößtes Weib, am Fenster stehend, darstellt. Durch daS Fenster sieht man den Kopf eine» unten wartenden PferdcS und Häuserzüge mit verschlossenen Fensterläden. Die im Katalog angeführt« Erklärung deS BildeS berichtet, daß die Spanier einst eme flämische Staat belagert hätten; der spanische Feldherr hätte sich erboten, die Belagerung aufzuheben, wenn die Frau des Bürgermeister» am helllichten Tage völlig nackt in sein Zelt kommen würde. Um die Aufopferung der Iran, welche den Befehl erfüllen will, würdig zu vergelten, haben die Bürger der Stadt beschlossen, sich während ihres Durchzuges in ihren Häusern zu o-rbergen und die Fensterläden zu schließen, damit kein neu- Itatt. Zur Aufführung gelangt „Die versunkene Glock ff Man hat sich in der letzten Zeit vielfach mit der Frage ichäftigt, wo Maeterlinck die Idee zu seiner „Mon Banna " geschöpft habe. Es wurde u. a. behauptet, daß ihn gieriges Auge sie belästige. Das Bild stellt den Augenblick dar, wo die Iran des Bürgermeisters sich eben anschickt, ihr Haus zu verlassen. Die Legende ist mit dem „Manna Vanna"-Stoff fast völlig identisch. ff* Der wahre Maler der „Japanerin". Der Kunstkcitiker Schmidt in Paris veröffentlichte in der Wiener „Zeit" einen Kunstartikcl, worin er gegen den Maler Felix Borchardt den Vorwurf erhob, daß das von ihm ausgestellte Bild „Japa nerin" von einem bekannten deutschen Maler verrühre- DaS Schwurgericht in Wien verhandelte am Mittwoch die Ehren- beleidigungsklage. die Borchardt gegen den verantwortlichen Redakteur der „Zeit" erhob. Der Dresdner Maler Stremel. der Lehrer Borchardts. bezeichnete die „Japanerin" als seine geistige Arbeit. Der Vertreter der Klage erklärt, daß nachdem oer angeklagte Redakteur im guten Glauben an die bedeutende Schwierigkeiten, da die besten Wagnersänger absagen. Burgstaller und van Rooy, die von Direktor Conried schon ge wonnen waren, haben jetzt ihre Mitwirkung abgelehnt. Entgegen der Mitteilung Direktor Conrieds an verschiedene Blätter, daß Felix Mottl den Parsifal dirigieren werde, hat auch dieser letzt abgesagt. Sowohl die genannten Sänger als auch Mottl sind mit dem Hause Wagner zu eng liiert, als daß sie gegen dm Wunsch der Erben Wagners außerhalb Bayreuths an einer „Parsifal -Aufführung Mitwirken würden. ff MeyerS Großes Konversations-Lexikon, Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148 000 Artikel und Verweisungen auf über 18240 Seiten Text mit mehr als 11000 Mbildungen, Karten und Plänen im Text und auf über 1400 Illustrationstafeln (darunter etwa 190 Farbettdruckiafeln und 300 selbständige Kartenbcilagenj sowie 130 Textbeilagcn. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag des Bibliographischen Instituts >n Leipzig und Wien.) Der soeben erschienene dritte Bond dieses berühmten Hausschahes bringt eine ganze Reihe interessanter Artikel. Besonders inter essieren dürften die mit sehr instruktiven Tafeln versehenen Artikel über Blut und Blutbewegung, die die neuesten Fortschritte tn der Medizin »nd der Anwendung des Mikroskops zu diagnostischen Zwecken, die merkwürdigen Veränderungen der Blutbestandtcile bei verschiedenen Infektionskrankheiten zeigen. Für die Technik sind eine ganze Reihe wichtiger Abschnitte nebst vorzüglichen Tafeln von Wichtigkeit: „Älcchverarbcitung", „Bleigew>nnung", „Bohrmaschinen" und „Brot-", sowie „Butterfabrikatton". Der Artikel „Chemie", begleitet von einer Porträttafcl der bedeutendsten Chemiker, zeigt, welche erstaunliche Entwicklung dieser Wissenszweig in den letzten Jahrzehnten genommen hat. Das Bau» und Kon- struktionSwescn ist durch sehr gute Tafeln über „Börsengebäude", „Burgen" und „Brücken" vertreten, der Bergbau durch eine höchst anschauliche Tafel eines Braunkohlenwerkes. Einen hervorragen den Platz nimmt das Buchoewerbe ein in seiner technischen und künstlerischen Entwicklung. In gleicher Weise werden dem Kunst liebhaber die vier Tafeln ,/Bronzekunst" willkommen sein mit der Wandlung der strengen Form der Antike durch die gefällige Renaissance bis zur freien Behandlung der Linie in unsrer Zeit. Daneben wirken die grotesken und phantasiereichen Formen der indischen, chinesischen und japanischen Bronzen, die zum Teil be fruchtend auf unsre Kunst wirkten, äußerst lebhaft und instruktiv. Für viele aktuelle politische Fragen, das Vorgehen der Engländer in Afrika, die Entwicklung der Kolonisation in Brasilien, die Wirren in Makedonien, ist aus den Artikeln „Britisch-Somaliland", „Britisch-Ost- und Zentralasrika'', „Brasilien" lnebst guter neuer .. Süvbrasiff ' - Aarte der deutschen' Kolonien Aufklärung zu schöpfen. siliensj und «Bulgarin»"