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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030528016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-28
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
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OuaMtS-Aiaarett« «U dunren, mgant auSaeMrtru Ringen nach Lrt der namentlich bei Importen üblichen Havana-Ringe versteht. Die neu« Ausschmückung, dt, di« hnvvrragende Eleganz " »moS-Zabrltate wesentlich «höbt, ist der Wolfschen gtrnia h geschützt worden. - Einen lehr praktischen und gleich en Rockhalt«r bringt die bekannte Firma Moritz lartung, WaisenhauSstraße IS und Harrptstratze 36, für den billigen Preis von 1 Mark pro Stück. Er ersetzt infolge seiner bandförmigen Beschaffenheit vollständig die Hand. Der Kleider» rock fällt genau so tadello«, al» sei er mit der Hand gehalten. Außerdem hat der Rückhalte» den Vorzug, die Stoffe in keiner Welse zu beschädigen. — Dem landwirtschaftlichen Arbeiter Gude in Bellwitz, der seit über 31 Jahren auf dem Rittergute Bellwitzin Arbeit steht, ift das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. . ^ - — Scheibenberg, 27. Mai. In Gegenwart der Herren Kirchenrat Superintendent Dr. Schmidt und Amtshauptmann Gras Vitzthum von Eckstädt als Organe der Kircheninspektion fand gestern im Rathaus eine Sitzung des Kirchenvorstandes statt, in welcher man sich mit dem Konflikt zwischen Gemeinde- gliedern und Pfarrer beschäftigte. Der Kirchenvorstond spricht die Ueberzeuaung auS, daß der Pfarrer nicht durch andere Be weggründe als durch Krankheit sich hat abhalten lassen, am Palm- sonntage die Konfirmation vorznneymen. Nachdem alle Streit punkte -wischen Pfarrer und Kirchenvorstand m versöhnlichem Sinne ausgeglichen sind, bittet der Klrchenvorstand die Eltern, ihre Kinder nunmehr zur Konfirmation bringen zu wollen. TerPfarrer seinerseits bittet die Gemeinde, ihm ihr Vertrauen erneut schenken zu wollen, sowie ihm, falls er unbewußt gefehlt habe, zu verzeihen, wie auch er jedermann zu vergeben jederzeit gern bereit sei Der Kirchenvorstand wird nach diesen Erklärungen mit den Eltern der Kinder nunmehr persönlich verhandeln und sie bitten, auch ihrerseits nachzugeben. Die kirchliche Einsegnung der noch nicht konfirmierten 33 jungen Leute durch den Ortspfarrer soll am zweiten Pfingstfeiertag erfolgen. — Schwurgericht. Als Brandstifter hat sich der 1857 in Spitzkunnersdorf bei Zittau geborene, in letzter Zeit in Wein böhla wohnhaft gewesene Arbeiter Johann Gottlieb Neumann zu verantworten.. Der Angeklagte versuchte im Jahre 1894 in gleisen zu bringe» und wurde Zuchthaus verurteilt, und, in- .. . - . . .. fawnkt wurden, am 23. April 1901 entlassen. Infolge dieser Strafe wurde N. auch von seiner Frau geschieden, und er bezog im Sommer 1901 Wohnung bei der verw. Amalie Henriette Keulig in Weinböhla. Zwischen beiden entwickelte sich ein Liebesverhältnis, dem ein Knabe ent- sproß. Der arbeitsscheue N. weigerte sich, Alimente zu zahlen, und blieb seiner Geliebten dafür etwa 50 Mk. und 24 Mk. Miete schuldig. Die K. kündigte dem Angeklagten die Wohnung, ließ ihn hcraussetzen und behielt vom Eigentum Neumanns eine» Spiegel und ein Bett. Dieser geriet darob so in Wut, daß er am obend des 22. März d. I. das der Keulig gehörige Scheunen- und Schuppengebäude anzündete. Der angerichtcte Schaden be- trug nahezu 500 Mk. Neumann ist geständig und wird gemäß dem Wahrspruch der Geschworenen unter Versagung mildernder Umstände zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Landgericht. Der bisher unbescholtenen Packcrin und Weißnäherin Minna Hulda Fülle aus Oberschlesicn ivcrdcn 8 Monate Gefängnis auserlegt. Im Frühjahr 1900 wurde ihr ein Herrenpelz mit dem Aufträge übergeben, ihn zum Kürschner zu tragen. Sie verkaufte jedoch das Kleidungsstück und fälschte eine Empfangsbescheinigung des Kürschners. Im April 1900 stahl die Angeklagte, welche damals kurz vor der Entbindung stand, ihrer Logiswirtm und Wohnunasgcuossinnen einen großen Posten von Kleidungsstücken, Betten, Stoffresten und dergleichen. Da sie sich inzwischen lange Zeit verborgen gehalten hat, konnte ihre Aburteilung erst jetzt erfolgen. — Als Zuhälter wird der Jleischergeselle Albert Fiedler aus Ostrau nach geheimer Beweis- aufnahme zu 6 Monaten Gefängnis und 3jährigem Ehrverlust ver urteilt! Polizeiaufsicht ist zulässig. — Der etwa 50jährige Zimmer- mann Ernst Wilhelm Hofmann aus Mohorn nahm mit seiner Stieftochter, der Gefchirrsührersehefrau Anna Martha Werner geb Haupt aus Pausitz fortgesetzt unzüchtige Handlungen vor. 'Dos nach geheimer Beweisaufnahme gefällte Urteil lautet auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust für H. und auf 8 Monate Gefängnis für die W. — Der mehrfach vorbestrafte Schlossergeselle Max Otto Gumprecht aus Dresden ergriff am 11. Februar in einer hiesigen Schankwirtschaft ein Paket, welches ein anderer Gast niedergelegt hatte, und wollte sich schleunigst ent fernen, wurde aber noch an der Ausgangstür festgenommen. Dieser im Rückfalle begangene Diebstahl bringt ihm 5 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust ein. — Wegen Vereitelung der Zwangsvollstreckung wurde der Baumeister Karl Wilhelm Meyer aus Tharandt vom Schöffengericht zu 1 Woche Gefängnis ver- urteilt. Das Berufungsgericht gelangt dagegen zur Freisprechung, da M. nicht annehmen konnte, daß der Gläubiger Zwangsmaß- reaeln ergreifen würde. — Freisprechung erreicht in einer De- rufungsvcrhandluna auch der Reisende Richard Durra aus Breslau. Dos Schöffengericht zu Dresden hatte ihn zu 500 Mark leute Theodor Fritz Kvch aus Cölleda und Friedrich Adalbert Bitriol aus Cottewitz brachten Postkarten unzüchtigen Inhalts m den Handel und werden nach geheimer Beweisaufnahme zu je 100 Mark Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis verurteilt. — In Gesellschaft eines bereits abgeurteilten Genossen erbrach der 1875 in Dresden geborene Fleischer Johann Robert Oskar Köcher am 15. März die Räucherkammer eines in Striesen wohnenden Fleischers und stahl 6 Schinken und 1 Stück Pökelfleisch. Wegen schweren Diebstahls in wiederholtem Rückfalle wird K. zu 2 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizei-Aufsicht verurteilt. — Die Arbeiterin Martha Frieda Kraft aus Dresden erhält 6 Monate Gefängnis, weil sie als rückfällige Diebin ihrer früheren Pflegemutter einen Frauenrock stahl. — Der Porzellanmaler F. Wilhelm Louis Knöller aus Eisenberg hielt vom September 1897 bis September 1902 gewerbsmäßig in Dresden Nachbildungen von Werken der bildenden Kunst feil, obwohl diese für eine hiesige Firma geschützt waren. Wegen dieses Vergehens hat Kn. 20 Man Strafe zu zahlen, oder 4 Tage Gefängnis zu verbüßen. Auch erkennt dos Gericht auf Einziehung der bean standeten Nachbildungen. — Der empfindlich vorbestrafte Kellner Ernst Albert Bachmann aus Nicder-Haßlau unternahm am 21. März mit einem ihm bis dahin unbekannten Hausdiener eine Bierreise, brachte schließlich seinen betrunkenen Begleiter nach House, erbrach in dessen Wohnung einen Reisckoffer und stahl daraus 2 Doppelkronen. Der hartnäckig leugnende Angeklagte wird zu 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Im vergangenen Herbst und Winter war der etwa 30jährige Pro visionsreisende Ernst Robert Dreßler arbeitslos. Sein Logiswirt, ein hier wohnender Schachtmeister, erbot sich, ihm Arbeit als Schneeschaufler zu besorgen. Diese Tätigkeit sagte dem D. aber nicht zu. Er legte sich lieber aufs Schwindeln, log seiner Wirtin vor, Stellung als Korrespondent beim Dresdner Bankverein ge sunden zu haben, und versprach, zum 1. Oktober zu zahlen. Darauf erhielt er weiter Kredit und bare Darlehen von zusammen 20 Mark. " «zahlt hat er nichts. Diesen Angeklagten trifft eine Strafe conate« Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust Deutsche Stsätesurstellung ru Dressen —-—- Täglich von 9 bis 7 Uhr geöffnet ——— Lagesgeschichte. Deutsche» Reich. Der Kaiser empfing in Potsdam den früheren Botschafter in Washington v. Holleben und nahm militärische Meldungen des Herzogs Albrecht von Württemberg entgegen. Beide nahmen an der Frühstückstafel teil. , Bei dem bereits kurz gemeldeten Stapellaus des Linien schiffes „Elsaß" hielt Statthalter Fürst zu Hohenlohe die Taufrede. Der Statthalter wies zunächst auf die hohe Ehre hin, die der Kaiser nicht nur ihm, sondern auch dem Lande, das er ver- trete, dadurch erwiesen habe, daß er ihn mit der Taufe des Schiffe» beauftragte, und fuhr dann fort: „In glorreicher Zeit ist dieses altdeutsche Land nach langer Trennung vom Vaterlande durch SotteS allmächtige Fügung und Kaiser Wilhelms des Großen starke ^ mit sich sche and . .krem Deutschen Reiches Vertrauen, das unser allergnädigster Kaiser dem Lande entgegen- bringt, und der gnädigen Gesinnungen, die Se. Majestät für dasselbe hegt, wenn Merhöchstderseive eines der mächtigsten Schisse unserer Kriegsmarine mit dessen Name» schmückt. Mit , . - .... ..sei tiefem Danke empfindet daS Land diese allerhv Namen unter deutscher ist stolz darauf, seinen fernsten Weltteilen getragen zu sehen. Der schmückt, sie Ehrung und scher Flagge nach den _ , . . Taufakt bekräftigt von neuem, daß da«, was wir vor einem Meuschenalter in heißein Ringen erworben haben, für alle Zeiten durch ein neue- Band fest mit uns vereint bleibt. Wie dieser mächtige Bau im Frieden wie uu Krieg der hehren Flagge unseres e-habcnen Kaisers stets Ehre bereiten wird, so wird auch das Elsässer Land immer fest zu Kaiser und Reich stehen und dadurch unserm allerhöchsten Knegs- l . ... wordene Ehre bc- >ich, Du herrliches . . . Macht des de»tschen Vaterlandes! Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs taufe ich Dich „Elsaß". Se. Majestät unser alleranädigster Kaiser und Herr Hurra! Hurra! Hurra!" Hierauf begab sich der Kaiser mit dem gesamten Gefolge zu einer Ablaufkanzel. Nach wenigen Minuten ivar das Schiff frei und glitt in sein Element, während die Wache präsentierte »nd die Musik die Nationalhymne spielte. Nach Beendigung des Stapellauses besichtigte der Kaiser die Kaiserliche Werft und fuhr dann gegen 7 Uhr zu Wagen nach Langfuhr zum Besuche des Offizier-Kasinos der Leib-Husaren- Brigade. Im Anschluß an den Besuch des bäurischen Ministerpräsidenten v. Podewils i» Berlin bringt die offiziöse „Augsb. Abendztg." folgende bemerkenswerten Ausführungen, die endaüstig jedem politischen Sensationsklatsch über angebliche „Unstimmigkeiten" zwifchen Berlin und München ein Ende machen müssen: ..Der leitende Minister des zweitgrößten deutschen Bundesstaates ist in der Neichshauptstadt der herzlichsten Aufnahme gewiß, beim Kaiser so gut wie beim Reichskanzler, der mit ihm von ihrer gemeinsamen diplomatischen Tätigkeit in Nom her ena befreundet ist. Der Berliner Kurs hat seit 1890 vielfach gewechselt Aber in einem Punkte Zst er immer unveränderlich geblieben und hat sich mit großer Sorgfalt auf der vom Fürsten Bismarck vor- aezeichneten Linie bewegt: in der Pflege guter Beziehungen zu den deutschen Mittelstaaten und namentlich zu Bayern. Alan hat nicht nur von Berlin aus, was ja durchaus selbstverständlich ist, die verfassungsmäßigen Rcservatrechte Bayerns stets ge wissenhaft geachtet, sondern auch alles vermieden, was die Empfindlichkeit maßgebender Münchener Stellen irgend wie ver letzen konnte. Niemals ist von maßgebenden Beriiuer Stellen auch nur der leiseste Versuch gemacht worden, die föderative Grundlage des Deutschen Reiches oder die Rechte der deutschen Bundesstaaten anzutasten. An vorübergehenden Mißverständ nissen oder Verstimmungen bat es ja allerdings nicht ganz gefehlt. Hauptfragen wurde auch unter dem neuen und neuesten Kurse streng auf die Wahrung des „vertragsmäßigen Verfassungs rechtes" geachtet. Sachliche Meinungsverschiedenheiten wurden in bundesfreundlichem Sinne gütlich gelöst Es sei nur an die Reform der Militärstrafgerichtsorduuug und an die Errichtung eines besonderen bayrischen Senats beim Reichsmilitärgericht er innert. Um diese Lösung hatte sich namentlich Fürst Hohenlohe verdient gemacht, der in der schwierigen Ueberaangszeit von 1867 bis 1870 die lebende Mainbrücke genannt worden und dies auch als Reichskanzler im wahren Sinne des Wortes geblieben ist. Ja, es kann nicht verschwiegen werden, daß die beständige Rück sicht, das bereitwillige Entgegenkommen der leitenden Berliner Stellen gegenüber Bayern von den anderen Bundesstaaten oft als übergroß betrachtet worden sind und mitunter deren Eifer sucht erregt haben. Man gewann auf diesen Seiten den Eindruck, daß man in Berlin allzu eifrig bemüht sei, Bayern Mißver- gnüaen zu vermeiden, und daß man lieber auf einen noch so nützlichen Plan verzichte, als daß man sich der Gefahr aus- setze, damit in München Anstoß zu erregen. Tatsache ist jeden falls, daß seit Jahr und Tag in den Beziehungen von Negierung zu Regierung zwischen Berlin und München alles glatt und freundschaftlich verlaufen ist, und nicht minder richtig ist, daß durchaus nicht immer dieses erfreuliche Ergebnis durch die Nach giebigkeit und das Entgegenkommen der bayrischen Regierung erzielt worden ist, daß mindestens ebenso häufig Berlin der nach gebende und entgegenkommende Teil gewesen ift. Auch Graf Bülow hat es sich von Beginn seiner Kanzlerschaft an ernst lich angelegen sein lassen, diese guten Beziehungen zwischen Berlin, München und den anderen deutschen Hauptstädten zu pflegen und zu fördern. Es muß aber betont werden, daß er, wie seine beiden Vorgänger, bei diesem Bestreben lediglich den Weisungen und Ab sichten des Kaisers gefolgt ist. In dieser Beziehung hat er selbe Gewissenhaftigkeit, die das Deutsche Reich seit seiner Be- und nur aus Bosheit ober aus niedriger Sensationslust können gewisse Blätter das Gegenteil behaupten, ja sich sogar zu der wahnsinnigen Unterstellung »ersteigen, daß irgend ein deutscher Bundesstaat daran denke, gegen preußische „Uebergrifse" die Hilfe des Auslandes anzuruscn." Am 24. Mai hielt zu Düsseldorf der nicderrheinische Zweig- Verband des Allgemeinen deutschen Gymnasialvereins seine zweite Hauptversammlung ab. Sie erhielt dadurch ein allgemeines Interesse, daß die großen Gegner innerhalb der modernen Gymnasialbcweguna. Reinhardt auS Frankfurt a. M. und Caucr von Düsseldorf, offen ihre Anschauungen auseinandcrsetzten. Zu- nächst sprach Herr Professor MartensHlberftld über das Thema: „Sollen wir aushören, Griechisch zu lernen und statt dessen Ucbersetzungen leien?" Redner knüpfte an e>n Wort Treitschkes zuruckaenommen werden muffe. Heute wolle man den griechischen Sprachunterricht womöglich ganz verbannen und such« hierfür Stimmung zu machen mit der Behauptung: eine wirksame Ein führung in die griechische Kulturwelt lasse sich auch durch Lesen von Uebersetzungen erreichen; ja. die fremde Sprache hindere geradezu das Eindringen in die Sache. Der Vortragende be kämpfte diese Ansicht entschieden. Daß ein Genius wie Schiller den griechischen Geist ohne die griechische Sprackze erkennen konnte, sei eine Ausnahme, durch welche die Regel bestätigt werde. Professor Martens schloß mit dem Ausdruck des Bedauerns darüber, daß an Kenntnis griechischer Originalwcrke das Gymnasium jetzt den Schülern weniger verschaffe als in früherer Zeit; um so mehr solle man dies wenige Hochhalten, als ein Stück wertvoller Ausrüstung kür das ganze Leben. Und berechtigt sei doch, nachdem die Gleichstellung der drei höheren Schulen erreicht ist, die Hoffnung, daß noch einmal Treitschkes Wunsch sich erfüllen und das Griechische eine neue Verstärkung erfahren werde. „Die gegenwärtige Lage des Gymnasiums: Hoffnungen, Sorgen, Wünsche", so lautete das Thema des Vortrages, den Direktor Aly- Marburg angekündigt hatte. Tatsächlich bot der Redner eine vollständige Darlegung deS gegenwärtigen Standes der gymnasialen Sache. Von dem königlichen Erlaß ausgehend, der die Gleichberechtigung der drei höheren Schulen anerkannt habe, stellte er fest, daß schlimme Folgen, wie sie manche von dieser Maßregel gefürchtet hätten, bisher jedenfalls noch nicht erngetrcten seien oder auch nur begonnen hätten. So sei zu hoffen, daß man sich auch in Un'vcrsitätskrcrsen mit der Neuerung befreunden und die erhöhte Aufgabe, die durch den erleichterten Zutritt zum Studium den akademischen Lehrern zufalle, mit frischer Kraft be wältigen werde. Redner ging dann genauer auf die Gefahr ein, die der klassischen Bildung von seiten des Rciorm- gymnasiums drohe. Ernster sei die Gefahr bicr deshalb, weil an der Bewegung sur Reformavmnasien Männer beteiligt seien, die persönlich den Anspruch erheben könnten, a's Freunde des klassischen Altertums und der aus ihm geschöpften Bildung zu gelten. Dieser Gesinnung, deren Haupttcrtreter Direktor. Rein hardt in Frankfurt o. M. ift " ^ """ , ließ Aly Gerechtigkeit widerfahren, ztzdem durch die Macht der Vcrhält- e andere Richtung gedrängt werde. suchte aber zu zeigen, daß trotzdem nisse die Entwicklung in eine Es sei «in Irrtum, zu glaube gewesen sei, überall anders o . warnte sehr entschieden vor der verstärkten Einführung deS latein- losen Unterbaues an Gymnasien. Auch die Einsetzung eines Generalinspektors für das Reformschulwesen, die ja auch im Land-' tage lebbaflem Äidersvruck begegnet ist, sei nicht unbedenklich, weil es kaum zu vermeiden sei, daß dieser Posten praktisch zu einem Faktor der Agitation für lateinlosen Unterbau und damit für all mähliche Verdrängung der alten Sprachen werden würde Dem gegenüber konnte er schließlich init ungeteilter Zustimmung von den letzten maßgebenden Aeußerungen des Herrn Kultusministers selbst, sowie des Ministerialdirektors Althosf berichten, die beide im Herrenhause kürzlich den klassischen Studien ihren Schutz zu gesagt und zugleich dem Uebereiser für allgemeine Durchführung des Resormlehrplanes einen herzhaften Dämpfer aufgesetzt hätten. Die Debatte gab bei aller Kraft, mit der die Gegensätze oufci»- andcrst'eßen, doch dem auf beiden Seilen vorhandenen Bewußtsein Ausdruck, das; die Reformfreunde von der Reinhardlschcn Richtung den Anliängern des alten Gymnasiums innerlich näher sichen g der tlallOHen nuvuna benutzen mochten, Z wurde folgende, von Direktor Eauer eingebrachte Resolution ein stimmig angenommen: „Der niederrhcinische Zweigverband des Allgemeinen deutschen Gninncisialvcreins . begrüßt mit Gemig- tuung die beruhigenden Erklärungen, die jüngst im preußische» Herrenhause von den beiden höchsten Vertretern der Nnterrichls- verwaltung abgegeben worden sind, und spricht die Erwartung aus, daß es nunmehr dem Gymnasium vergönnt sein werde, sich in stetiger Arbeit seiner Eigenart gemäß zu entwickeln und die üblen Nachwirkungen des Jahrzehntes 1891 bis 1901 mehr und mehr zu überwinden." Der Vorstand des Preußischen Landes-Kriegerverbandes erläßt den folgenden Wahlaufruf: „Die bevorstehenden Reichs tagswahlen müssen die Vorstände aller Deutschen Krieger - vereine zu ernsten Mahnungen an ihre Vereinskameraden ver anlassen. Die Vorstände dürfen zwar als solche nicht in die poli tischen Wahlkämpfe eingreisen, denn die Kriegervereine sind un politische Vereine, Wohl aber haben sie die Pflicht, darauf zu achten, daß die Verciiiskameradcn die Satzungen beachten. Der oberste Grundsatz der Kriegervereine ist die Treue und Liebe zu Landestürst und engerem Vaterland, die Anhänglichkeit und Treue zu Kaiser und Reich. Wie in die Kriegervereine niemand aus- genommen werden kan», der diese Gesinnungen nicht teilt, io kann auch niemand darin verbleiben, wer ihnen entgcgenbandelt. Die iozialdemokratiiche Partei ist grundsätzliche Gegnerin des monarchischen Staates; folglich kann Mitglied eines Deutsche» Kriegervereins nicht sein und nicht bleiben, wer Anhänger der Sozialdemokratie ist od-.r ihre Bestrebungen unterstützt. Eine Unterstützung der sozialdemokratischen Partei ist ober sicherlich die Stimmabgabe für einen.Sozialdemokraten bei der Wahl in eine gesetzgebende Körperschaft. Während die deutschen Krieaer- vcreine daher Anhänger aller derjenigen Parteien in ihre Reihen gern aufnehmen, die aus monarchischem Boden stehen, und sich nicht darum kümmern, welcher von diesen Parteien der einzelne Kamerad anhängt, dürfen diejenigen, welche einem sozialdemo kratischen Kandidaten ihre Stimme gegeben haben, in unseren Vereinen nicht geduldet werden. Dies gilt sowohl für die Haupt wahl, wie für die Stichwahl. Wer daher seiner Ueberzeugung nach sozialdemokratisch wählen zu müssen glaubt, der möge so ehrenhaft sein, aus seinem Kriegervereine auszutreten. Wählt er aber unter dem Schuhe des geheimen Wahlrechts sozialdemo kratisch und verbleibt dennoch im Kriegerverein, heuchelt er also, seinem Landesfürsten und Vaterlande, Kaiser und Reich anzu- hängen, während er tatsächlich die Treue gegen sie verletzt hat. so muß er aus seinem Vereine ausgeschlossen werden und verliert alle seine Anrechte. Ein solcher müßte schon allein aus dem Grunde ausgeschlossen werden, weil er durch seine Handlungs weise dargetan hat, daß ec ein Mann von unehrenhafter Ge sinnung ift. Diese Grundsätze sind von der Vertreterversamm lung des Kyffhäuser-Bundcs und von allen deutschen Landes- Kriegcrverbänden einmütig angenommen worden. Wir erinnern an sie und an die Verpflichtungen, die sie enthalten; wir er- suchen alle Kameraden, Mann für Mann zur Wahl zu gehen und dort der Treue eingedenk zu sein, die sie ihrem Landesfürsten und Kriegsherrn im Fahneneide geschworen haben." Unter den seltsamen Blasen, welche die Wahlbeweguna zu Tage fördert, besindet sich auch eine anscheinend neue welfische Idee. Der welfische Abgeordnete v. Aruswaldt soll in einer Wcihlcrverinmmluiig geäußert haben: „Er habe seit 20 Jahren keine direkte Fühlung mit Gmunden, könne also nicht angeben, wie man sich dort die Modalitäten eines „Friedensschluffes" mit Preußen denke. Er hoffe aber, es noch zu erleben, daß die beiden hohen Herren, der Kaiser und-der Herzog von Cumberland, einen Ausweg finden wurden. Man könne sich einen solchen vielleicht in der Richtung denken, daß nach dem über kurz oder lang un bedingt notwendigen Regierungsantritt des Herzogs von Cumber- laud in Braunschweig ein Teil der jetzigen Provinz Hannover mit Brcinnschwcia vereinigt werde, während der Rest definitiv bei Preußen verbliebe." Der „Hann. Courier" glaubt Anlaß zu baden, daß dies kein Originalgeoanke des Herrn v. Arnswaldt sei. Trotzdem würde er von den hannoverschen Welfen ebenso abgclehnt werden wie selbstverständlich von den Nichtwelfen. Herr v. Arns waldt hat übrigens bezeichnenderweise bei dieser Gelegenheit vom Zentrum und dessen Anträgen stets als von „unserer" Partei und .unseren" Anträgen gesprochen, und damit wieder deutlicher doku mentiert. daß die Welsen nur ein Anhängsel des Zentmms sind, und auch ihre rcichsfcindlichen Ideen dort die beste Stütze finden. Bei der Nominierung der polnischen ReichStagSkandidaten in Posen durch das Ploviuzial-Wablkomitee siegte die zentmms- seindliche, radikal-volksparteiliche Richtung. Die bisherigen Ab geordneten Cegielski, Graf Kwilecki, Dziembowski wurden durch Radikale ersetzt. Im Wahlkreise Liffa-Fraustadt wurde gegen das Zentrum gleichfalls eine polnische Kandidatur ausgestellt. lieber unerhörte Wahlausschrcitungen der Sozial demokraten wird der „Deutschen Tagcsztg." aus Stralsund berichtet: „Die in Barth abgchaltcne Versammlung der nationalen Parteien sollte von den Sozialdemokraten auf Anstiften ihres Kandidaten Genzen gesprengt werden; die Polizei mußte mehr mals blank ziehen. und es gelang ihr, mit Hilfe des Gendarmen die Ruhe wieder herzustcllcn. Trotzdem wurden faustgroße Steine durch die Fenster in den Saal geschleudert. Unser Neichstags- kandidat. Kammerhcrr v. Riepcnhauicn, bewahrte eine wunderbare Kaltblütigkeit und beendete seine Rede, obgleich er mehrmals von Sleinwürfcn getroffen wurde. Ein großer Stein traf Herrn v. Riepcnhausen in den Rücken, ein anderer, aus dem Hinterhalt geschleudert, hätte .Herrn v. Riepenhanscn schwer am Kopfe verletzt, wenn er nicht zufällig die Hand am Hute gehabt hätte." Das genannte Blatt bemerkt dazu: „Wir hassen, daß eine recht strenge Bestrafung dieser gcincingesährlichen Rotte die Sozialdemokraten darüber belehren wird, daß sie bis letzt wenigstens in einem RcchtSstaate leben und daß cs in denselben verboten ist. mit Gewaltmaßregcln gegen politische Gegner varzugehen. Augen scheinlich beabsichtigen die Sozialdemokraten durch solche tätlichen Angriffe, die Kandidaten dcrlOrdnungsparteicn und ihre Anhänger einzisicbüchtcrn. Daß ihnen dies nicht gelingen wird, ist selbstver ständlich." Eine entschiedene Besscrungder allgemeinen Geschäfts lage in ihrem Bezirke stellt die Handelskammer zu Barmen in ihrem soeben erschienenen Jahresberichte für 1902 auf grund der ihr von den einzelnen Zweigen der vielgestaltigen Industrie der Stadt Barmen erstatteten Berichte fest. Sic schließt daraus, daß die wirtschaftliche Lage in Deutschland sich überhaupt wieder zu heben beginnt. Ganz unverkennbar, so heißt es in dem Bericht, ist die Besserung der Verhältnisse in der Textilindustrie, der wichtigsten unseres Tales; und gerade diese Tatsache berechtigt, bei der hohen Bedeutung, welche die Textilindustrie für das Gedeihe» der ge- samten Industrien besitzt, zu der Hoffnung, daß andere Industrie zweige, und vor allem die Eisenindustrie, diesem Emporgang bald folgen werden. Anzeichen dafür sind, wenn nicht alles trügt, ia wohl vorhanden. Ob diesem Wiederaufleben freilich völlige Gesundung folgen wird, ob die neugewonnene lebhaftere Tätig- keit sich befestigen und gewissermaßen als Wiederbeginn einer längeren günstigeren Koniunktur zu betrachten sein wird, entzieht sich der Beurteilung um so mehr, als die auf dem Erwerbsleben fast aller Länder Europas schon lange lastende Krisis auch heute noch nicht überwunden ist. Was uns in dieser Hinsicht vertrauens voller als vor Jahresfrist in die Zukunft blicken läßt, ift die im Gegensatz zu den niedcrdrückenden kriegerischen Ereignissen der letzten Jahre verhältnismäßig friedliche allgemeine Weltlage, deren wir uns zur Zeit zu erfreuen haben und von der wir eine fort schreitende Erstarkung aller wirtschaftlichen Verhältnisse mit Be- stimmtheit erwarten dürfen. Die offenbar wieder zunehmende Kaufkraft im Inland- ist nicht zum wenigsten auf dieses Vertrauen zurückzuführen. . , . „ .. Zu Pfingsten soll in Berlin ekn großes tschechisch-pol- nischesTurnfest abgchalten werden, zu welchem der in der adt bestehende tfche" s» deutschen Relchshauptstavt bestehende tschechische Sokolvcrein
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