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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030524018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-24
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
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di« Vestittigung der in der ordeMchen Generalversammtuna vom A. MSrj d. I. gewählten Mitglieder Mt 8371 gegen 1534 Stimmen, nachdem der Vorsitzende aufklärend bemerkt hatte, daß infolge de« eingelegten Proteste« gegen die am 31. Mär» erfolgte Wahl de« gegenwärtigen AufstchtSrate» sich derselbe — lediglich um eine« Prozeß -u vermeiden — veranlaßt gesehen habe, dielen Punkt mit auf die Tagesordnung zu setzen. Die sich vor der Ab- ltimmung entspannen« Debatte berührte vorzugsweise Person, siche« Gebiet. — Wie König Albert seit 1900 jede« Jahr, so bat auch König Leora die« Jahr dem hiesige» Pädagogischen Verein Orr-dner Ledrervrretn) durch Vermittlung der iöeneraldlrektio» der Hostbeoter gestattet, dag den ersten Klassen der Dresdner Volksschulen an vier Nachmittagen Schiller« -Wilhelm Teil" aus der Hotbühne damebvten werde. So strömten letzten Mittwoch, zwilchen 12 und »/>2 Uhr. gegen 12S0 Kinder mit ihren Lehrern al« Gäste de- König« nach dem Künigl. Schauspielhaus,. Wn- sie seit Ostern in den deutschen Unterrichtsstunden gelesen halten, da- sollten sie nun verkörpert sehen. Mit verhaltenem Atem sehen die lugendlichen Zuschauer den Vorhang sich heben, und nun erleben sie alle- ganz anders und viel schöner, als sie es sich gedacht haben. Unter keinen Schülern sitzend, empfindet der Lebrer die Erschütterung seiner Seele mächtig gesteigert. Alle ti» Banne der forttkißriiden Handlung, lauschen, bangen, zitier», basten. subeln die weichen. eindruckSsähiaen Seelen, alle Rolle» siuclen sie innerlich und in Blicken und Mienen mit. Wenn die Begeisterung sich nicht genug tun kann im Beifall nach jedem Fallen de« VochanaeS, und wenn am Schlüsse reinster, wärmster Dank dem königlichen Gastgeber, der obersten Leitung des Hoi. Idealer- und den Künstlern, die alle ihr Beste» boic». in bramen« den Hoch, »sen erschallt, dann crsilllt den Erzieher lebhafte Freude über die Mitarbeit und über die tatkräftige Unterstützung, die sei« Stieben findet, die Erstehung der Jugend sin die Kunst zu lindern. — Vielfach geäusierten Wünschen entsprechend haben die im Bezirk Dresden wohnenden Mitglieder des Roland - Bereins Ui Förderung der Stammkunde sich zu einer Ortsgruppe Bezirk Dresden vereinigt die von Herrn Pastor ein. Scheusfler-Klotzsche geleitet tmrd und den Mitgliedern Gelegenheit geben soll, im zwanglosen, geselligen Verkehr nicht nur an den allgemeinen Ausgaben des Vereins mitzuarbeiten, sondern auch ihre eigenen samiliengeschichtlichen Forschungen zu fördern und anderen nutzbar zu machen. Ein Ausschuß dieser Ortsgruppe ldie Herren Dr. med Krauß, Apochekenbesitzer Rudolph, Verlagsbuch- händler Ungelenk und Zivilingenieur Vonhof) hat cs übernommen, Mitgliedern deS Roland", die in kirchlichen und weltlichen Archiven des Königreichs Sachsen familiengeschichtliche Nach forschungen beabsichtigen, auf Wunsch vermittelnde Hiffe zu ge währen. Auch in anderen deutschen Städten sind Ortsgruppen des Vereins im Entstehen begriffen, und für fast alle deutschen Staaten vom Vorstand Obmaittischaften gewählt worden. Die nächste Versammlung der hiesigen Ortsgruppe findet am 8. Juni statt sDreSden-Neustadt, Bahnhofswirtschaft), für die Folge am erstcu Montage jedes Monats. Beitrittserklärungen zum „Noland" nimmt entgegen der Vorsitzende des Vereins, Professor Dr. Un- bcscheid-Dresven, Lüttichaustraße 11. Auch Jamilieuverbände und Vereine können die Mitgliedschaft erwerben. Die Jahressteuer betragt 3 Mk. — In der gestrigen Nachmittags - Vorstellung des Residenz - theaters machten einmal ausnahmsweise die szenischen und stbenden Bilder der Bühne den starren und unbeweglichen Formen einer Licht bi lder-Serie Platz, die von dem früheren nor- wegischcn Seekapitän und Weltreisenden Joachim Har IN s unter der vlelverheihenden Gesamttitulatur: „Eine Reise um die Erde" vorgesübrt wurden. Im Gegensätze zu mancher sonst gesehenen Vorführung gleicher Art fiel von vornherein zweierlei zu aunstcn der gestrigen Veranstaltung auf: die ungewöhnliche Große, Schönheit und Schärfe der Lichtbildervrojekttonen, von denen etliche durch ihren Sttmmungsgehalt, ihre oft geradezu plastische Wirkung und ihre Farbenharmonie den Eindruck voll endeter Kunstwerke Hinterlieben, und andererseits die mit der Lebendig, keit des Augenzeugen gebotenen Schilderungen und Erläuterungen, die die Bilder begleiteten, und die sich insbesondere durch eine in diesem Falle nur löblich« Kürze und treffsichere Prägung des Ausdrucks auszeichneten. Wenn sich somit Wort und Bild in glücklicher Wechselwirkung ergänzten und gegenseitig illustrierten, so war es nur natürlich, daß selbst diejenigen nicht ohne Inter- esse, ja mit ungetrübtem Wohlgefallen der Vorführung zu folge» vermochten, denen die Mehrzahl der Bilder absolut Neues nicht brachte. Doch fehlte es auch an wirklich Neuem und Eigenartigem nicht ganz, da eine Anzahl besonders schöner und künstlerisch eindrucksvoller Bilder Ongmalaufnahmen des Vortragenden sind, die sich ausschließlich in seinen Händen befinden: so u. a. einige Protektionen vom Innern buddhistischer Tempel, die von den Indern bekanntermaßen ängstlich vor den Apparaten photo graphierender Europäer behütet werden, sowie eine in gleicher Schönheit und Vollendung wohl noch nie zuvor gelungene farbige Photographie der von Wolken halb verhüllten Mitternachtssonne, vom Nordkap auS ausgenommen. Hoffentlich grüßt den Veran stalter der ebenso unterhaltsamen wie belehrenden Vorführung heute nachmittag ein volleres Haus als gestern: die interessante Veranstaltung verdient es. - Die Sängerfchast deS Turnvereins für Neu- und Antonstadt hatte Donnerstag abend anläßlich der Äeubeschasfung eines Konzertflügels im eigenen Vereinslokal an der Maunstraste für einen engen Kreis von Vereinsgenossen und Angehörigen em Konzert veranstaltet. Unter den Gästen bemerkte man die Herren Hofrat Krug. Prof. Dr. Hankel. Kantor Nehfeld von der Martin Lutherkirche, ferner die Vorstände des Julius Otto- und des Elb- gausängerbunde». Die Einleitung gab die Sängerschast mit einem s espslls-Chore des Mozartschen Weiheliedes mit unterlegtem Test von ihrem strebsamen Leiter Herrn Tonkünstler Hermann Lang, worauf der Vorsitzende Herr Ratssekretär Bartsch die Er schienenen mit einer Fe tansprache begrüßte, in der er kurz auf die Bedeutung des Tages ür die Sängerschast hinwics, die nunmehr vier Jahrzehnte zum Wähle deS Hauptverems wirke und strebe. Die rechte Weihe bekam der neubeschaffte Flügel durch seine Mit wirkung in dem Trio Ls-äur für Klavier. Violine und Viola von Mozart, bei dem Herr Könial. Kammervirtuos C. Schmeidler den Klavierpart vortrMich ausführte: in dem Trio, das drei Sätze Mndante, Menuetto und Rondo Allcgretto) mit großer Klang- Wirkung umfaßte, wirkten außerdem mit Miß Jowers und Herr Lang, Letzterer übernahm in den darauf folgenden Chorgesängen lOpus 62) von Joh. Poche: „Vergangen^ und „Stilles Gedenken" die Pianofortebegleituno. Herr Kammervirtuos Schmeidler spielte hieraus als Klavierioli das Impromptu O-ckur von Schubert und -Perpetuum mobile" von C. M, v. Weber: die herrlich« Wieder gabe dieser Stücke fand allgemeinen Beifall. Mit den Liedern ng Werners und Margaretas aus Scheffels „Trompeter von sakklngen" erfreuten im Duett Frl. M. Matthcs und Herr R. Seiler, Reiche Anerkennung erwarb sich aber auch Mist Mary Jowers mit dem Violinvortrage des Preisiiedes auS den „Meister- singen,", am Klavier begleitet von Herrn Lang. Allen Vor- tragenden wurde reicher, wohlverdienter Beifall zu teil. Der Koschatsch« stimmungsvolle Walzer „Ein Sonntag auf der Alm" für Männerchor und Pianoforte leitete über zu dem an bas Konzert sich anschließenden geselligen Beisammensein. — Der 13. Berbandstag der landwirtschaftlichen Ge nossenschaften im Königreiche Sachsen findet Dienstag, den 26. Mai, vormittags 10HL Uhr, im „Neustädter Kasino" statt. — Der 4. Regimentstag der ehemaligen 102er findet, wie bereits mitgeteilt, am 14. Juni ln Sebnitz statt. Bis 11 Uhr vormittag- sammeln sich die Knmeraden in der „Jinken- baiide", woraus der Einzug in die Stadt beginnt. Im Hotel .Stadt Dresden" ist Mittagspause. Nachmittags 2 Uhr erfolgt Abmarsch des FestzugeS nach dem Kriegerdenkmal, wo eine Kranz niederlegung erfolgt. Im „Schützendaule" beginnt gegen 4 Uhr nachmittag« der Festkommer«. Montag, den 15. Mai. vormittag- 8 Uhr. erfolgt ver Abmarsch zur Schleusenvartie. wozu auch Wagen bereit stehen. Ankunst bei den Schleusen 11 Uhr. hierauf nach der Kirnitz'chschänke. Rast daselbst bi- 3 Uhr. dann Wettermarsch nach dem Lichtenhainer Wasserfall und Schandau l.SchiitzeiihauS"). — FürdieDeutsche Städteausstellung sollen vonheute an noch zwei weitere Dauerkarten-Verkaufsstellen er- richtet werden, und -war eine in der Hauptmarkthalle und eine im Mtstädter RatbauS, Stadt koste l. — Am Mittwoch abend 8 Ubr findet m der Ausstellung ein Konzert deS Schneiderschen DamenchorS statt, das Herr Scheumann leiten wird. Das Programm weist auch zwei neue Frauenchöre de» Dirigenten auf. — Dt« Automobtl-Damvfsvritze. die bi-her in der erwache eingestellt war und zahlreiche tadellos verlaufene bestanden bat. ist seit Beginn der SlädteauSftellung iur Besetzung der Feuerwache aus dem AuSstrllungSplatze bestimmt worden. Die Waggon- und Damptlplttzensabrtk vorm. Busch i» Bautzen. A.-G, hat außer vorgenannter Maschine noch »wer Automobile, und zwar eine» MannschastSniagrn und einen Krynlentran-poriwagen. beide mit elektrischem Klastbetrieb. in der AuMellu»a--Je»etwache eingestellt. Die drei Fahrzeuge, die aus seuerwebr. — Vorstellungen de« Freiberger Dombau-Je st stztelS zum Besten deS Freiberger Dombaufonds finden heute, nächsten Mittwoch und Donnerstag und vom 31. Mai bis 3. Juni täglich statt: Näheres ist aus einer Bekanntmachung im Anzeigenteile zu ersehen. — Im Naturtheater des Vereins „Volkswohl" wird heute nachmittag 4 Uhr das am Himmelsahrstage mit großem Beifall aufgenommene Lustspiel.Bruder Jwo" von Bruno Reichard wiederholt, b'/a Uhr wird „Die Rast im Walde" von Franz Heine aufgeführt. — Uever die Gelände-Erwerbungen des König!, sächsischen ForstsiskuS im Vogtland« bat Herr Forst- assestor Dr. I. K. Möller in Jra»eiisteln eine längcce Abhandlung volkSwsillcbasilicher and forstlicher 'Natur im „Tharandter forst liche» Jahrbuch" erscheinen lassen, die jetzt auch als Sondeiabdruck herauSgekommen ist. Auch sür Personen, dlc außerhalb des Leserkreises des Tharandter soisttichen Jahrbuchs steben, ist es interessant, eine wen» auch subjektiv gefärbte Meinung eines forstliche» Fachmannes über das genannte Thema kennen zu lernen, — Verschiedene kleine Mitteilungen, Im Christ - liehen Berei ii junger Männer, Neumarkt 9, 3. Et,, wird heute abend 8 Ubr Herr Dr, med. von Einsiedel einen Vortrag halten über: „Tie Bedeutung des Lichts sür die Gesundheit". — In der „Alten Stadt" des Palast-Restaurants werden heute drei große Konzerte, beginnend 11, 4 und 8 Uhr, geboten. — In deoGebirgsschänke des Wiener Garten-Etablissements konzertiert heute das Instrumental-Ensemble „Die lustigen Bruder", deren originelle Vorträge dem Publikum stets eine über aus abwechslungsreiche Unterhaltung bieten. — Im -Panorama international", Marienstraste 20, 1. Et. <„Drei Raben"), wird in dieser Woche eine interessante Serie deutscher Nordsee- bädcr: Borkum, Norderney, Helgoland, Amrum. Wyk. Wester land onsgestcllt, — Im Volkstheater sApollothcater, Direk tion Emil Eonradf wird heute nachmittag 3>/s Uhr „Die Grille", Volksstück in 5 Akten von Charlotte Virch-Pfeiffer, zu halben Preisen, und abends 8 Uhr „Die Waise aus Loivood", Schauspiel in 3 Akten und 1 Vorspiel von Charlotte Virch-Pfeiffer. gegeben, — Gesten: nachmittag in der 5, Stunde wurde in der Ouer- Allee in Dresden-Ncustadt ein vor ein Gig gespanntes Pferd scheu und giugdurch. Das Gesährt verlor durch einen Anprall an einen Baum seine Näder, und das Tier raste nun, das Ober gestell hinter sich herschleifend, nach der Antonstraße zu. wo es niederstürzte. Dadurch gelang cs, das Pferd, das sich blutende Verlctzunaen zugezogen hatte, festzuhalten und sortzuführen. — Militärgericht. Aus dem Heimwege nach der Kaserne geriet der 1882 hier geborene Soldat Karl Max Neu mann von der 6. Kompagnie des 103, Jnsanterie-Negimenis lBautzenj am 26, April, einem Sonntage, mit einigen ebenfalls yeimkehreiiden Kameraden in Streit, die ihn ohne Veranlassung beschimpft haben sollen. Als er diesen Nacheilen Zollte, geriet er in der Dunkelheit mit einigen anderen, an dem Vorfall gänzlich unbeteiligten Soldaten zusammen, N, versetzte dem einen, den, Sol daten Eger von der 10. Kompagnie ohne weiteres einen Faustichlag ins Gesicht und zog dann, obgleich ihn der andere zu besänftigen suchte, sein Seitengewehr blank, ihm damit einen kräftigen Hieb über den linken Oberarm versetzend, sodaß dieser eine ziemlich große, klaffende Wunde bavontrug, zu deren Heilung eine etiva dreiwöchige Lazarettbchandlung erforderlich war. Zu seiner Ent schuldigung behauptet der Angeklagte, der wegen ähnlicher Delikte wiederholt vorbestraft ist, betrunken gewesen zu sein, sodaß er sich nicht mehr auf den Vorgang entsinnen könne. Das Urteil lautete wegen rechtswidrigen Wafsengcbrauchs in einheitlichem Zu sammentreffen mit gefährlicher Körperverletzung aus 7 Wochen Ge fängnis. — Vor dem Kwieasgcricht der 32. Division haben sich der 1881 zu Obra bei Weinböhla gevorene Unteroffizier Curt Julius Hugo Glöckner und der 23 Jahre alte, aus Pieschen ge bürtige Unteroffizier Karl August Friedrich Borger, beide von der 7. Kompagnie des 176. Infanterie-Regiments in Kamenz, wegen Mißhandlung, vorschriftswidriger Behandlung und Be leidigung eines Untergebenen zu verantworten, Glöckner hat am 17, April dem Soldaten Haußniann seiner Kompagnie eine kräftig? Ohrfeige verseht, so daß dieser eine Zerreißung des linken Trommel felles erlitt. Die Veranlassung hierzu war, das; der Geschlagene, der für den Unteroffizier Zigaretten geholt hatte, diese auf den Tisch legte, ohne die vorschriftsmäßige Meldung: „Befehl aus- acführt!" zu erstatten. H, bat sich längere Zeit in Lazarett- vehandlung befunden, ist jedoch fetzt wieder vollständig hergestellt. Der Mitangeklagte Äeeger hat dagegen Anfang April beim Ver- passen der Krieasgarnituren denselben Soldaten, weil dieser nicht gleich seinen Platz im Gliede fand, mit der Hand an die Nase gefaßt und gezogen, so daß sie blutete, und ihm mehrere Ohr feigen versetzt Einge Zeit später hat Bcegcr beim Dienstver- lesen den Soldaten Diriak, der seine Trommel nicht ordentlich geputzt hatte, geohrseigt. und des weiteren am 28, April auf dem Kasernenhoke anläßlich der Vorstellung der Mannschaften im Besichtigungsanzuge demselben Soldaten den schlecht geputzten Helm bcruntergenommen und dann wieder über den Kopf gestülpt, so daß tue Nase zu bluten ansing. Bei dieser Gelegenheit de- diente sich Beeger, der gleich dem Mitangeklagten erst kurz zuvor vor Mißhandlung Untergebener verwarnt worden war. auch unflätbiger Redensarten, Das Gericht hält die Angeklagten in vollem Umfange für schuldig, nimmt aber nur minderschwere Fälle an und verurteilt Glöckner zu 2 Wochen und Bcegcr zu 3 Wochen mittlerem Arrest. TageSgefchichte. Deutsches Reich. Zum Kaiscrbesuche in Hamburg anläßlich der dort staitsindendcn Enthüllung des Kaiser Wilhelm- Denkmals sind jetzt folgende Dispositionen getroffen. Der Kaiser trifft am Sonnabend, den 20. Juni, kurz nach 11 Uhr vormittags mittels Sonderzugcs auf dem neuen 'Dammthorbahnhofc in Hain burg ein und begibt sich sofort in einer Staalscguipage nach dem RathauSmarkt, wo um 111H Uhr die Denkmals-Enthüllung vor sich gehen wird. Nach Beendigung der Feier fährt der Monarch nach den St. Pauli-Landungsbrücken, wo die Jacht „Hohenzollern" vertäut liegt. Im Laufe des Nachmittags ver läßt der Kaiser die „Hohenzollern", um an Bord des Dampfers „Johannes Dahlmann" eine Rundfahrt durch die Häsen, ins- besondere zur Eröffnung und Besichtigung des Kaiser Wilhelms- Hafens auf Zstihwärder zu unternehmen. Abends l?'/? Uhr findet zu Ehren des Kaisers im Nathause ein Festmahl statt; nach ^ - - » - Bord um der „Kieler Woche". Die „Kxeuzzeittliig" veröffentlicht eine Liste der Ncichs- tagskandidatcn; welche bisher von der deutsch-kon servativen Partei ausgestellt worden sind. Es sind insgesamt 104 Namen. Es sind 14 konservative Kandidaten >n den 17 ost- preußischen Wahlkreisen, b in den 13 wesipreußischen, 13 in den 20 Wahlkreisen der Provinz Brandenburg, mit Ausschluß von Berlin, 12 in 14 pommerjchen Wahlkreise», 5 in den 15 Wahlkreisen der Provil» Posen, 12 in den 35 Wahlkreisen der Provinz Schlesien, 7 in der Provinz Sachsen, je 3 in Hannover, Hessen und Westfalen. Außerhalb Preußens sind deutsch-konservative Kandidaten 10 in Sachsen, 3 in Bayern. 1 in Württemberg. 7 in Mecklenburg und 2 in Baden ausgestellt. In Berlin wurde in einer Wählerversammlung der Ober- Finanzrat a. D. Löhning zum freisinnigen Rcichstaoskandidaten >m 4 Bersiner Wahlkreis proklamiert. Löhning sprach über seine politische Gesinnung. Er sei «in freisinniger Mann, aber nicht seit gestern und heute. Er habe sein freisinniges Herz nicht erst mit seiner Pensionierung entdeckt. Schon vor 25 Jahren sei er fortschrittlicher Wahlmann in einem Keinen Städtchen am Harz gewesen und habe auch später niemals ein Hehl aus seiner frei- sinnigen Gesinnung gemacht. Er unterstütze das Programm der freisinnigen BolkSpartei in jeder Beziehung. Er nehme die Kan didatur an. würde aber auch §eru zurücktreten, wenn ein Besserer an seiner Stelle sich finden würde. Eine von Frau Dr. Rosenthal an den Kandidaten gerichtete Frage, wie «r sich zur Frauen bewegung stelle, beantwortete Gehelmrat Löhning dahin, daß er, wenn sich im Reick-Stage Gelegenheit dazu biete, jederzeit für dk Rechte der Frauen eintrcteu würde Fast einstimmig wurde daraus GeAimrat Löhning als Kandidat der freisinnigen LolkSpartci proklamiert. Freiherr v. Hertling, der von dem Zentrum im Wahlkreis Münster-Coesfeld als Reichstagskandidal ausgestellt ist. hat sich seinen Wählern in Dülmen und Eoesscld voraestellt und sich dabei in bemerkenswerter Weise über die eventuellen Militär» und Marinesorderuugen ausgelassen. „Es ist in den letzten Jahren — so führte Redner in der Dülmcner Versammlung aus — viel die Rebe von Wcltpolitik, von der Zukunst Deutschlands, „die auf dem Wasser liege". Wir stehen in immerwährendem Kontakt mit den Großmächten. Schon wegen des UebcrschusscS an Be völkerung, der auch ernährt sei» will, müsse» wir eine leistungs fähige Exportindustrie haben. Wir müssen unserer eigenen heimi schen Interessen wegen an der internationalen Politik teilnchme», Deutschland die Stellung geben und erhallen, die es mit Recht anstrebt und auf die es stolz ist. Ich komme dann zu dem. was für einen Volksvertreter immer dos Angenehmste ist, zu den Mflitärsordcrungen. Nun kann ich glücklicherwcne noch keine neue Miliiärvorlage ankündigen, denn ich weiß von keiner elwas. Atur es ist möglich, daß eine solche kommt. Eine kleine Minorität kann sich wohl den Luxus gestatten, immer nein zu sagen, denn da komim diese Abstimmung nur in den stenographischen Bericht und in weiter ohne Bedeutung, Eine große, maßgebende Partei aber, di- berufen ist, den Ausschlag zu geben, die kann sich einen solchen Luxus nicht gestalten, denn bei ihr wäre das kein Luxus mehr, sondern ein Spiel mit dem Volkswohl, Das Zentrum wird es sich also versagen müssen, aus Popularilälshascherei Nein zu sagen. Wenn das Zentrum sich von der 'Notwendigkeit einer Forderung überzeugt hat, dann wird es diese auch bewilligen, aber über die Grenze der Notwendigkeit nicht hiiiausgehen." Und in Coesfeld sagte Freiherr o. Hertling: „Für uns, die wir eine mächtige Partei geworden, ist ernste Erwägung unabweisbare Pflicht. Deutsch land hat eine große, sich jährlich mehrende Bevölkerung. Wir be dürfen für unsere überschüssige Bevölkerung nicht nur einer kräftigen Industrie, sondern auch des Exportes vieler Jildustrie- Produkte. Das ist sehr wichtig. Aber Welthandel und Export erregen auch den Neid anderer Völker, die uns aus unserer Hanbelsposition gern vertreiben möchten. Auf dem Weltmarke findet ein unausgesetzter Kampf statt. 'Nachdem wir nun einmal in den Welt-Wettbewcrb durch die moderne Entwicklung hinciu- aezogcn worden sind, können wir nicht umhin, eine ansehnliche Macht dahinter zu stellen. England würde den Weltmarkt nicht erobert haben, wenn es nicht zugleich über die stärkste Flotte ge böte. Deshalb dürfen wir nicht ohne weiteres sagen: Wir haben keine so mächtige Flotte, kein so starkes Heer nötig. Die Forde rungen für Marine und Heer beruhen auf keiner Laune des Herrschers, sondern es handelt sich dabei um unsere Existenzfrage, In Bezug auf die Forderungen kann ich Ihnen aber das tagen: Wir werden keine Luxusausgaben machen, sondern uns olles genau ansehen und bedenken, daß die Größe der Ausgaben ihren Maß stab finden muß an der Steuerkrast des Volkes, und zwar so. dag die stärksten Schultern die meisten Lasten tragen müssen" Graf von Hoensbroech schreibt der „Lägl. Nnndsch.": „Soeben schickt mir Herr Dasbach die „Tricrische Landeszeitung" mit seiner wortreichen „Erklärung" vom 20. Mai, Ich gehe aus das gewundene Schriftstück nicht näher ein, sondern stelle zunächst - noch einmal sest, daß Herr D. wiederum sich ausschwcigt über das von mir genannte gerechte und unparteiische Schiedsgericht: die juristischen Fakultäten der drei Hochschulen: Berlin, Leipzig, München. Ilm aber den fortgesetzten Wortklaubereien des Herrn D. ein Ende zu machen, erkläre ich mich mit der Auslegung ves Grundsatzes: „Der Zweck heiligt die Mittel", die er sHerr D i ihm gibt, einverstanden: also: „jede an sich sittlich verwerfliche Hand lung werde dadurch, daß sie vollbracht wird, um als Mittel zur Erreichung eines guten Zweckes zu dienen, sittlich erlaubt". Herr D. möge asio, um die Entscheidung darüber zu treffen, ob dieser Grund>atz sich in jesuitischen Schriften findet, fein Schiedsgericht „benennen". Wenn cs irgendwie annehmbar ist, d. h. wenn nicht die Mehrzahl der Schiedsrichter aus Katholiken besteht, und wenn alle Schiedsrichter ordentliche, öffentliche Professoren einer reichsdeutschen Hochschule sind, so werde ich, um Herrn D. jede mögliche Ausrede zu benehmen, auf sein Schiedsgericht eingehen. Uebrigens bemerke ich noch, daß ich, unabhängig von jedem Schiedsgericht, im Juli-Heft meiner Zeitschrift „Deutschland" sVerlag von C. A. Schwetschke u. Sohn, Berlin) mein Beweis- material gegen Herrn D. der großen Oeffentlichkeit unterbreiten werde." 'Das „Giornale d'Jtalia" meldet: Der Papst hat den Bischöfen den Befehl gegeben, bei den bevorstehenden Reichs tagswahlen die Regierung in jeder Beziehung zu unterstützen und versichert, Preußen wünsche die Errichtung einer apostolischen Delegation in Berlin. Zu dem unliebsames Aufsehen erregenden, an anderer Stelle mltgcteilte» Gerichtsurteil über die Bibel, die nicht den Schutz des 8 166 des Strafgesetzbuchs genießen soll, bemerken die „Berl. N. N.": „Der 8 166 ist schon lange ein Schmerzenskind unseres Reichsstrafgesetzbuckes: er hat seinen Zweck schlecht erfüllt, und für seine Abänderung oder gänzliche Abschaffung macht sich eine starke Bewegung geltend. Dieser Paragraph droht Gefängnis strafe bis zu 4 Jahieil deiiisenigen an, „wer öffentlich eine de> christlichen Kirche» oder eine andere mit Korvomlionsrechieil inner halb des Bundesgebietes bestehende Neligivnsgesellichast oder ihre Einrichtungen oder Gebräuche beschimpft". Kürzlich wlirde vom Mannbeinicr Schwurgelicht der aus Anregung des Erzbischofs von Freibnrg angeklagte kichere protestantische Pfarrer Schwach in Heidelberg freigcsprochcn. Er hatte in einer Schrift u. u. getagt: „Die Vereinung der Hostie ist nichts anderes als die Anbetung eines Fetisch, die Hostie ist nur ein Stück Mundlack, d. h. nur ein au sich totes Ding: kann man sich einen niedrigeren Götzendienst denken?" Der Freispruch des Manndeimer Geuchts. vor den, der Velteidlger deS Schwach besonders darauf hinivies. wie oft und rücksichtslos vv» kutholilcher offizieller n»d höchster Stelle der Protestantismus beichiinvst werde, ist jedenfalls stilistisch schwer begreiflich. Denn zweifellos ist die Hostie eine „Einrichtung" der kaiholilchen Kirche: cs sind sogar schon Protestanten ans gniiid des 8 166 bestralt worden, weil sie den mit dem heiligen Rock in Trier getriebenen Unfug scharf krilisint hatten. Vom rein meusch lichen Standpunkte nnd im Interesse des konseisioiiellen Friedens ist das sanatische Vorgehen des Predigers Schwarg durchaus zu verurteilen. Es darf auch nicht gegen die protestantische Kirche allgemein anSgebciitet werde», da Schwartz diese schon srüher ebenso rüde angrguffcn bat, und da ganz vorwiegend auch nicht katholische nnd volitüch dem Zentrum feindliche Kreise die jüngsten Ausfälle des Schwartz streng mißbilligt haben. Trotzdem wird die Angelegenheit z» weiterer Agitation verwendet — wobei wohl wieder leidige Wahllücksichten mitsi'rechen. In Baden bat die katholische Ktrchenbehiside Sühnegotlesdienstc wegen der Schwartz- schen Lästerung angeordnet. selbst in Beilin wird sie zu großen Demonstrationen verwendet. Anberericits hcfülwortcn besonders Protestanten die Aushebung des 8 l(!6. weit er der katholische» Kirche viel mehr zu gute komme und Schutz biete als der evangc- lllchcn: denn erslcre hat viel mehr „Einrichtnngen" im Sinne jener verfehlten Geletzesbcstiinininig: z. B, die oft von katholischer Seite Vvlkoiniiiende schwere Bejchi»uff»iig der Reformation und der Rejorniatvlen bleibt straflos, weil diese nicht als „Einrichtung" der evangelischen Kirche gelten. Soeben wird zur Sache ein krasser Fall vom .Hann. Kurier" an die Oeffentlichkeit gezogen. Ein Regierlingsassessor sandle dem ersten Staatsanwalt ein Schreiben, in welchem ans folgende Stelle eines ZentulmSblnttes hingewieseik wurde: „Mehrere katholische Geistliche mußten Veranlassung nebmcn, sich öffentlich gegen das Treiben der Kolporteure zu er klären. die protestantische Bibeln und andere Machwerke auf dem Lande verbreiten." Die Bezeichnung der protestantischen Bibel als eines „Machwerks" in einer Zrittiiig ist. so schrieb der Assessor, nach meiner Empfindung eine öffentliche Bcschimpsung einer Ein richtung einer der christlichen Kirche» und nach 8 166 des Slras- gcsetzbuches strafbar. Er beantragte demnach Eihebung der öffent liche» Anklage. Der erste Staatsanwalt aber erwiderte, er trage Bedenken, die Anklage zu erheben. Als „Einrichtung" im Sinne dieses Paragraphen werde die Bibel nicht wohl anznsehen sein, weit sie keine allgemeine Ordnung einer die Eihaltung und ge deihliche Entwickelung der Kirche betreffenden Angelegenheit dar- stellt, nicht deren Aufgabe», Interessen, Rechte uiid Pflichten regeln und festiehen will. Wobl aber kei die Beschimpfung der protestantischen Bibel strafbar, wenn sie als eine Beschimpfung der protestantischen Kirche selber anzusehen sei. nämlich dann, wenn sie als dogmatische Grundlage der protestantischen Kirche getroffen werden sollte. Das iei zweifelhaft: aber felbst wenn man eS on- nehmen wollte, könnte die Bestrafung nicht erfolgen, well eine „Beschimpfung" nicht vorliege. Allerdings lasse die Bezeichnung Drer-irep Nachrichten. 14». Leite 3. Sonntag. L4. Mai IVO»
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