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- Erscheinungsdatum
- 1903-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190304202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-20
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
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Drer-ne* Nachrichten. -ir. 1»». Seite ». Montag. LO. April IVV.1 Sturm mit starkem Schneegestöber In kurzer Zeit hatte sich eine hohe Schnccoccke über dag ganze Gebiet verbreitet. — Ja Srd » nitz und der Sächsischen Schweiz wütete ein heiliger Schneesturm. welcher fast allen Verkehr hemmte. — Eine Kraft probe verwegenster Art leistete der Stuu» in Leivzia. indem er da- eine der beiden vor dem Sopdienbad beiuidlichen alte» Standbilder von dem ziemlich hohen Sockel aus die Dorocheen- nraße herobstürzle und zerlchmetterte Da »m diese Zeit — es war gegen 12 Uhr mittags, und ganze Scharen zogen, um dieMilitiir- musik za höre», nach der Promenade — der Verkehr außerordentlich lebhaft war. muß es als ein große» Glück bezeichnet werden, daß niemand erschlagen wurde. Der Skurrn ielbit hatte, kurz bevor ihm die viele Zentner schwere Bildiäule zum Opfer siel, da» eiserne (Gittertor des Vorgartens hinaus nach der Straße geichleudeir und io den Fußsteig gesperrt Die zertrümmerte überlebensgroße Bild säule. ein weibliche Gestalt mit einem Kinde darstellend, schmückte einst den berühmten Avelicheu Garten, der im 18 Jabidundett eine Sehenswürdigkeit Leipzigs war. Sie galt, wie die übrigen wrstreuten Reste, z B hinter dem Künstlrihauie. für ein Werk deS Dresdner HoibildhauerS Permoser. Tie blendend weißen, die und da gelb gefleckten Bruchflachen lassen erkennen, daß der Künstler den vorzüglichen Posrelwitzer Sandstein verwendete Tie Ver witterung isr in zwei Jahrhunderten kaum 2'ft Millimeter ein- aedrungrn. Das Hrrabslürren wäre vermieden worden, wenn die Bildsäule irgendwie an dem Sockel beseitigt gewesen wä,e. — Wie uii oberen Erzgebirge, jo z. B. in der Gegend oon Kipsdon, Lauenslein. Allenberg bis zum Kamme des Ge birges. Sturm und Schnee gehaust haben, ist zur gegen- wattigen Jahreszeit feit vielen, vielen Jahren nicht oorgekommcn. Einzelne Dotter waren gestern oon aller Bcrbindung mit bcnach- banen Ortschaften abgeschnitten, so Halle es stellenweise die Ehausseen und Wege verweht Bis an die Brust gingen ott die Pferde im Schnee, und noch öfter kam es vor, daß Geschirre über haupt wieder umkehren mußten. Gleichzeitig waren aber auch wieder strichweise die Felder so rein, daß große Mengen guten Bodens weggefegt und aus Schneeflächen abgelagert wurden, daß bitte ein völlig braunes Aussehen bekommen hatten. Auch die Tele graphen- und Dclcphonleitungen waren mehrfach gerissen, oon den Schäden speziell an Gebäuden und Bäumen gor nicht zu reden. Die näheren Nachrichten werden darüber leider außerordentlich viel Betrübendes bringen. — Am 10. d. M. wurden aus dem Bodenbacher StaatS- bahnhofe zwei >unge Leute, ein Polytechniker und ein Gymnasiast, i-amens Friß Dähring und Wilhelm Lauckner. Söhne angesehener Dresdner Familien, unter dem Verdachte der Spionage ver tane! Sie hatten zweimal Einlaß in das Maschinenbaus der Staaiseifenbahngeiellschast begehrt, was ihnen aber nicht gestaltet worden man trotzdem verliehen sie den Ott nicht, sondern machten 'ich Au-zeichnungen über das vorhandene Eisenbahnmcnerial. Be- wnders verdächtig machten sie sich dadurch, daß sie in das Ma- 'ch.nenhaus einzudruigen suchten, in dem zwei für einen Mobili- »erunassall reservierte Lokomotiven sich befinden. Sie wurden schließlich verhaftet. Es wurde nun zweifellos feslgestellt, daß es nch nur um einen an Dresdner Schulen oft betriebenen Sporl Han- delr, dem die beiden, auf einem Osierausfluge begriffen, huldigten, und der darin befiehl, daß sich die Studierenden überall, wo es nur angängig ist, Notizen über allerhand Berkehrsobjekle machen wie Siraßenfahrzeuge, Lokomotiven, Dampfschiffe, Frachtkähne, Elsenbahnbrücken u'w., und sich Nummern, Namen und Herkunft nonereii. Die'e Auszeichnungen werden dann in besonders dazu angelegte Hefte übertragen. Die Staatsanwaltschaft leitete die Untersuchung ein und alle Bemühungen der Eltern konnten die Freilassung der beiden nicht bewirken. Der Vater Lauckners, ein Dresdner Großkammann. tat nun Schritte beim sächsischen Mini- skeriuin des Aeußern. welches sich ohne Verzug mit der sächsischen Gesandtschaft in Wien und dem deutschen Konsulat in Prag in Verbindung setzte und ausführliche Berichte gab. Gleichzeitig intervenierten der Vertreter der Verhafteten, ein Tetschener Advo- kat, und^Herr Lauckucr sen. persönlich beim deutschen Konsul Baron Seckendorf in Prag, der sich der Angelegenheit annahm und sich wsott zum Oberstaatsanwalt Hosrai Merhaut in Prag begab. Diese Schritte hatten endlich Erfolg. Noch an demselben Tage wurde der »ach Teilchen entsandte Untersuchungsrichter ab berufen, die^Unlersuchung eingestellt und die beiden jungen Leuten nach zehn Tagen Haft entlassen. Im Tetschener Bezirksgerichts- arrest kamen »ie während der Haftzeit unnnlerbrochen mtt allerlei unappetitlichen Landstreichern. Bettlern u'w. in engiie Berührung. — Las königliche Oberlandesgencht Hot eine für die gesamte Zahnheilkunde hochwichtige Entscheidung gefällt. Seit Jahr und Tag lobt der Kampf des Kreisbundes deutscher Zahnärzte gegen den amerikanischen O. O. K. s D o k t o r t i t e l j, der oon nicht reouiablen amerikanischen Instituten iWeill, Hurmann, Chicagos, geschäftsmäßig verkauft wird. Tns sächsisch« Kultusministerium hat zwei bekannten Dresdner Zahnärzten, im Gegensatz ^u den — Die darauf welcher 11 Zeuge», auf dem " ri<y! eloden sind, Haft out sotgnche. dann» r , , sich gegen den 1868 i» Eprotta» in Schlesien geborene», vorbestrafte» Kauftnaun Richard Felix Sari Paul Rttzjch«. Dies«« wich deigemeffe». von eine« chm »»vertrauten Geldbeträge von 81 Mart 10 Mark widerrechtlich für sich bebakten, also unterschlage» u»d mit den kleinen -indem üt 2 Monate» aus di« Straf, augerechuet >«. gleichfalls geheime Verhandlung, zu w r 5 Kinder im Alter vo» 4-8 Jahre». a, 1868 in ^ fmaun Ni eigemrffe». 3« Mart iterichlage» bewerkstelligt werden. Wahrend zunächst zahlreich« Pokizeibenmte . entfernten sich diese ' . anwelend waren eit der Abfai und sich griff lcheine Droschke 1 Menschen, die di die Droschke di« Hüffmer tiege» hatte. >m schnellste» Dem! «burger ^" , 'SMLZVL . am «ei,r»k»«mando vor. u»d ehe die SS dre dott ausgehalte» hatte», wußte», was passierte, ' hüssener «,t milttärischer «edechöra be- e» Tempo auf «elsenkrrchen M. wo der Feststellungen der vom Auswärtigen Amic zu Berlift vor Jahres- ftist herausaegebenen Dsnffchttft, die rechtmäßige Führung des Doktoriiiels oeitäligt und dabei besonders die wissenschaftliche Tuch- tigkeit und Begabung dieser Zahnärzte hecvorgehoben. Diese Bestätigung des sächsischen Stcialsminiskeriums ist nun durch Verfügung des OberlciudesgettchtS zu Dresden amtlich „als zu Unrecht" bezeichnet und angeordnet worden, daß von den Tür- schildern der betreffenden Dresdner Zahnärzte, die den amerika nischen Tokioriiiel seit Jahren unangefochten führen, die Be zeichnung „Dr." innerhalb 21 Stunden zu verschwinden habe. Das ist nun auch geschehen. Die Zahnärzte haben auf ihren Wohnungs schildern den Toktortitel streichen müssen. Wir stehen hier vor der mteressanten Tatsache, daß sich der sächsische Gerichtshof, allerdings oer höchste, in entschiedenen Widerspruch zu dem Staatsministerium stellt. Die betroffenen Zahnärzte wollen jetzt die Entscheidung des Reichsgerichts herbeiftihren. — Gestern nahm >n der „Geipelburg" in Meißen die zweite Jahres-Versammlung des im vorigen Sommer als Unterverband des Deutschen Zchmiede-Jnnungsverbandes begründeten Säch sischen Schmiedc-Jnnunasbezirksverbandes ihren -lickana Es waren etwa 000 Schmiedemttster aus den verschieden- nen Orten Sachsens erschienen. Vormittags 11 Uhr trat der Gttamworsland zu einer vertraulichen Sitzung zusammen und nach mittags fand unter Leitung des Herrn Obermeisters Liebscher aus rresdeu eine Vorvettammlung statt In derselben wurden ge- ichättliche Angelegenheiten erledigt und zerner erfolgte eine Fest- letzang der Tagesorsnung für die beute vormittag statt- undende Hauptversammlung. Den Abend füllten festliche und ge sellige Veranstaltungen aus. Der Besuch der Tagung litt stark unter der Ungunst des Wetters. — Tcr., Verein zucZüchlung deutscher Vorstehhunde ivnuvlverems E V ", Sitz Berlin, wird am 14. Juni im Svorlpark Friedenau bei Berlin eine eintägige Schau von Jagdhunden aller Rassen veran'iallen. Jugelassen wereen Schweißhunde, deutsche Vorslel'hunde aller Rassen, cngti'che Vorstehhunde aller Rasten, Dachshunde aller Varie- läien, glatt- und randhaarige Foxterriers und alle sonst nicht besonders genannten Jagdhunvrasten. tteiier der Schau ist Herr Alfred Neumann, Berlin XVV. 5,2, Wersisirahe I. - I» Laula b. Dresden begingen am Freitag die Kail Müllersche» Eheleute die goldene Hochzeit. Von Ihrer Maieität der König,n-Witwe erhielte» sie ein ansehnliches Geld geschenk und ein Kiüchen Wein. — Schönbach, 20. Avril. Zwischen Oberreuth und Ernielsgrün wurde die 10jährige Anna Reichel, als sie vom Be suche ihres Großvaters zurückkehrte. am Waldrande von einem Strolche angehalten, der ihr ei» Taschentuch in den Mund stopfte und an dem kräftig e,»wickelten Kinde ein Sittlichkeitsver brechen verübte. Man fand das Kind später bewußtlos am Baden liegend aus, der Verbrecher aber war unerkannt entkomme». — Landgericht. Uebcunäßig schnell passierte der Kutscher Hermann Paul Nicliche aus Frankcnstein am 5. März mit leinen, einspännige» Flei'chcrmage» die Reichsstraße. Eine am Schnsttgeiiiine stehende Näherin wurde umgerissen und verletzt, zum Glück nicht erheblich. R. gibt offen zu. die Schuld an dem Unglück zu trage». Er hat die bewiesene Fahrlässigkeit in Aus übung seines Beruses mit 50 Mk. Geldstrafe oder 10 Tagen Ge fängnis zu büßen. — Die 1872 in Scblabendors bei Kottbus geborene, wegen Gewerbsunziicht vorbestrafte Lehrerstochter. jetzige Verkäuferin Johanne Marie Elisabeth Richter bat sich wegen Ab treibung der Leibesfrucht, die 52iährige Arbeitersebesrau und Kartenlegerin Minna Meta Rost verw. Fichtner gcb. Kieuß wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu verantworte». Die Straftaten sind im Jahre 1806 in Kleinzschachwitz verübt worden. Tie Ver handlung. zu welcher Herr Obermedizinalrat Dr. Donau znae- zogen ist, findet unter Ausschluß der Oeffcntlichkeit statt und endet damit, daß die Richter zu 8 Monaten, die Rost z» 1 Jadre Ge fängnis verurteilt wird Den Angeklagten werden ferner die Ehrenrechte auf ie 3 Jahre aberkannt, dagegen die Untersuchuugs- schuldigt ausgedliebene Zeuge. Fabrikant Kericke, wird in ein« Geldstrafe oder in eine Hasiftrase vo» 6 Tagen genommen. — Die Tienstmagd Anna Aua. Müdlpsott steht unter der Anklage des Dieb stahls und VettugS. Dir schon 4 Mal mit Zuchthaus vorbestraft« Angeklagte stahl am 6. September v. I. i» Frankenihal eine, Mit- bediensreten einen Leibrock betrog am 8. November de» Gutsbesitzer Zöllner in Niederoderwitz um 2 Mk Mirtgeld, am 28. November in Radeberg einen Kaukmanu um einen Hut tni Werte von S Mk. und versuchte, aus schivindeldaste Weise niedrere Blicken und Kleider stoffe, Hüte und de>gb im Gesamtwerte vo» l7o Mk. zu erlangen Das Urteil lautet auf 2 Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust und RO Mk. Geldstrafe — Die am 25 Mai 1885 in Klischau geborene Fabrikarbeiterin Martha Monika Mahl» stahl im Februar l9«>2 einer bier wohnenden Malerin eine» Ring und einen Gürtel, er brach darauf den Reisekarb einer Stnbengeiivssin und entnahm idm einen Rock und einen Bardetrag von 15 Mk. Das Urteil lautet aus 10 Monate Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungs haft mit 1 Monat. — Wetterbericht »er Ha«dur,rr rerwart« vom 1» April Ein Rarimum über 770 Millimeter «rstrecki sich von Schottland bis nach Mittel- Frankreich, cm Minimum von 710 Millimeter beherrsch« das östliche Deutsch land. In Deut'chland ist es meist sebr kühl, im Binnenland herrschen srische nordwestliche, an der Küste vielfach stürmische nördlich« Winde, der Osten hatte starke Lchneesälle. — Wahrscheinlich ist kalreS Wetter mit Niederschlägen. Amtliche Bekanntmachungen. . . - . gezogene Unterschied des Glaubensbekcmttnisses verpflichtet, die nach Er- füllung ihrer Schulpflicht in den Jahren 1901. 1902 und 1903 aus öffentlichen oder privaten Volksschulen entlassen worden sind und nicht entweder höhere Lehranstalten oder solche Jnnungs-, Vereins- oder Privat-Fortbildungsschulen besuchen, deren Unter richt vom Besuche der öffentlichen Fortbildungsschule befreit. raaesgeschichte. Deutsches Reich. rscballamt dem La - Der Kaiser hat durch das Oberdof- marschallamt dem Landesausschuß in Kassel Mitteilen lassen, daß er grundsätzlich keine von den Laudsländen aus Anlaß der Manöver dargebolenen Festessen mehr annehme, da seine Zeit für solche Ver anstaltungen nicht ousreiche. Er lasse dem Kommunal-Landtag für die erfolgte Emladung bestens danken. Das von der Provinz Sachsen angebotene Festmahl, das in Merseburg stattsinden sollte, hat der Kaiser aus dem gleichen Grunde abgelebnl. Die „Köln. Zkg." eiklärt die Gerüchte über eine Annäherung zwischen dem Herzog von Eumberland und dem Kaiser '»r >eike Enten. Das Blatt erinnert daran, daß bis beute der Herzog von Cumheilaitd die Bestimmungen des Piager Friedens von l86»i über die Verschmelzung Hannovers mit Preußen noch nicht aiielkaniit hat und im Gegenteil die verlorenen Rechte aus Hannover ansdriicklich aufrecht erhält. Daß mit einer solchen Hal tung des Herzogs von Eumbeiland ein Besuch des Deutschen Kaiiers unvereinbar ist. sollte keiner ausdrücklichen Versicherung bedürfen. Jur Teünahme an der Vermählung des Großherzoas oon Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Karoline von R>.utz ä. L., weläze am 30. d. M. in Bückeburg stattsindel, werden außer dem Kaiser noch folgende Fürstlichkeiten dort anwesend sein: Königin Wilhclmina der Niederlande und ihr Gemahl Prinz Heinrich der Niederlande, der Erbgroßherzog und die Erbaroßherzogiii oon Baden, die Erbgroßherzogm von Sachsen, die Mutter des Bräu tigams, die Herzogin von Württemberg, Prinz Adolf zu Schaum- burg-Livpe, Prinz Ernst von Sachien-Alkenburg, Prinz und Prinzessin Wilhelm oon Sachsen-Weimar, der Erbprinz und die Erbprinzessin Reuß j. L. u. a. in. Ueber das Korpsstudententum in der preuhftchen Ver waltung veröffentlichten jüngst die „Akadem. Monatshefte" eine kleine Statistik, aus der bervorging, daß von 35 Regierungsvräsr Üeoerschrifl gegeben: „An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen". Ist das nun «ine Malice aus die preußische Verwaltung oder ledig lich Eigenlob ? Man kann sehr wohl beides darin erkennen. alter be ben erziehen." Sicherlich! Aber es beweist meines Erachtens noch mehr, was auch für die übrige preußische Bevölkerung von Interesse ist. Es beweist nämlich noch dreierlei: 1 daß die Verwaltungs karriere in Preußen eine Sache angemessener Geldmittel, guter adliger Beziehungen und lobenswerter Korpskonnexionen ist. Alles dreis liefern und leisten die Korps, die bei der Besetzung von höheren Berwaltungsslellen i» Preußen in Frag« kommen sVandolia, Sa;o- Bornssia, Borussia-Bonn, Saxonia-Götlinaen usw.f. Es beweist 2. daß die alte Orenstjernasche Lebensweisheit, es sei nicht eigent- lich ein großes Maß von Kenntnissen zum Welkregiment notig, bei uns zur Zeit in günstiger Entwicklung sich befindet. Denn, daß die Korps gerade auf wissenschaftliche Ausbildung ihrer Mitglieder Gewicht legten, das würde namentlich von den vornehmeren Korps als eine unziemliche Zumutung abgelehnt werden, 3. beweist es unseres Erachtens, daß die preußische Regierungsmaschine nach einem etwas einseitigen System gebaut ist und daher Gefahr läuft, bei komplizierten politischen Vorgängen zu versagen, wichtigen, vielseitigen Kulturaufgaben nicht gerecht zu werden, überhaupt eine nicht gereckte Bevorzugung verwandter, verschwägerter oder ver sippter Kreise im ganzen Staatsorganismus lystcmatisch durchzu- führen und festzubaltcir, die mehr jenen Abreisen als dem Staats- wesen zu gute kommt. Es ist möglich, daß das jetzt beliebte System, in erster Linie nur Korpsstudenten zur Regierung zuzulassen, vielleicht hier und da einen Konzelfionsschulzc wie bei den Garde- regimentern mit in den Kauf zu nehmen, natürlich nur, wenn er sich in die festgefügten Grenzen korpsstudentischer Tradition einzu- fügen lernt, daß dieses System seine Vorzüge hat. Aber da doch auch noch das Zentrum da ist und in den katholischen Studenten- vereinigungen ausgezeichnete Pflanzschulen für unbedingt zuver lässige Menschen — wenn auch etwas einseitige vielleicht — besitzt, so meine ich, daß es eine Forderung der Parität ist, den Rest der nicht von Korpsstudenten besetzten Regierungsvräsidentenstellen unter die katholischen Studentenvereine aufzuteilen. Unter allen Umständen müssen Burschenschafter ferngehalicn werden, sie müssen schon >n ihrem eigenen Interesse jede Hoffnung fahren lassen, verwendet zu werden. Sie mögen leidliches Material für Finanzminister, Jusiizministcr und andere Mimsierposten liefern, auch un nicht- preußischen Deutschland als Ministerpräsidenten und erste Ver- waltungsbcantte möglich sein, in Preußen nein, da stören sie das Ensemble und die Tradition. Ta gehören sie nicht hin. Mögen sie ihren Unabhängigkeitsdrang, ihre Energie und ihren Fleiß, was man alles gelegentlich anerkennen kann, in den Dienst der Justiz, der Gelehrsamkeit und der schönen Künste stellen. Sie werden reichen Lohn in sich selbst und an pflichtgetreuer Arbeit finden. Anspruch aus angemessene Regierunaskarriere in Preußen aus diesem Lager muß als ungesunde Gefühlsregung, als eine Art von Größenwahnsinn höflich, ober entschieden zurückgewiesen wer den, und zwar rechtzeitig, damit kein Schaden geschiqst. Ueber den Transport des Fähnrichs z. S. Hussen er, der den Artilleristen Hartmann erstochen hat, von Essen nach Kiel be- richlet die „Rb.-Westf. Ztg": Nachdem bereits Mittwoch nacht v'ele Hundert Menschen den Platz vor dem Bezirkskommando, wo H. in Hast war, bis in die frühen Morgenstunden belagert hatten, um einer eventuellen Abführung beizuwohnen, und es hierbei mehr fach zu Lärmsjenen gekommen war. fand sich Donnerstag abend die angeblich« Erpressungsanaelegeiiheit zu unterziehen. Ein Blast verzeichnet dazu das Gerücht, daß in dieser Angelegenheit eine , Schaellzug um 1^0 Uhr erreicht wmrtze L, Tätlich, »te» kam es infolgedessen bet der Abfahrt nicht, mir Entrüstung», rufe und vrrwünschunarn folgten dem Vage». Nach der ,Fiany7 Ztg/ soll es sich det der E»»se»du»o eine« n.oikdamerik,ntsche» Geschwader« »ach Marsrille um eine «»tideutlche Intrige des Etaatsiekretär« Hay in Washington bandeln, der als nicht sehr warmer F»und Deutsch iands ober als enragterker Anglomane bekannt sei. Da Rooievelt aegenwäitig ichwer erreichbar, übernahm tzav dir Verantwortung ntr die Sendung deS Geschwaders noch Marsrille. Indessen hätten leicht Gründe zur Vermeidung des Briuchs gesunden werden können, um den Schein zu veimeiden. daß man Deutschland nahe treten wolle. Der Rücktritt Haus dürste durch dielen Eouv de ichleunigt werden, da er durchaus gegen Roosevelt» Intentionen bandelte. Ein Londoner Blatt dagegen meldet au» Washington, die amerikanische Regierung habe beschlossen, ein Geschwader zu den Manövern nach Kiel zu lenden. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." au« Tanger wurde der Sohn des deutschen Vizekonsuls in Laroche Marokkos, Forde, bei einem Aufenthalte in Klar-el-Kebir. wo er Verwandt« besuchte, vou einem streitsüchtigen Berber durch einen Schub in die Ärusi lebensgefährlich verwundet. Frankreich. ErzbischofKardinal Richard hat an den Ministerpräsidenten Combes ein Schreiben gerichtet, worin er gegen dessen Verbot betr die Kirch«nvredigten von KongregL- nisten protestiert, da durch diese Maßnahme eine Bedrückung LeS Gewissens der Katholiken und die Vernichtung der. Religion in Frankreich erstrebt werde. — Der Polizeioräfekt LLpine in Paris ließ die Kapellen mehrererKoiigregalionen sperren.—Ter Panier Uniersuchuncsrichter beauftragte das Gericht in Grenoble, den Prior der Kartäuser und den Paicr Ren einem Verhör über ' . 1u ' ' " ' dazu Verhaftung bevorsiehc. Auf einer in Gijon abgehaltenen Berjammlung kam es zu einer Schlägerei zwischen Anarchisten und Sozialisten. Eni Sozialist wurde durch einen Dolchstich getötet. Spanien. Ausständige Landarbeiter veranstalteten in Cordova eine Kundgebung in den Straßen und erzwangen dir Schließung der Läden. Mehrere Personen wurden verletzt, einige Verhaftungen wurden vorgenommen. Infolge dieser Vorgänge wurde der Be lagerung s z u stand verhängt. Die Rüde ist wieder hergestelli Türkei. Der Sultan erhielt von verschiedenen diplomatischen Seiten dringende Ratschläge, gegen die Opposition derA' banesen im Bllajet Uesküb energisch vorzugehen. 'Diese Ratschläge scheinen eine Wirkung auszuüben. Auch der deutsche Geschäftsträger Lega- tionsrat Fre Herr v. Wangenheim riet dem Sultan in der letzten Audienz ein gleich«s 'Vorgehen an. In Solonichi wurden drei Bulgaren verhaftet und dem Gerichte übergeben, welcbe an den österreichisch-ungarischen Konsul in Seres sVilajet Salonichis »um Zweck der Erpressung von Geld Briese mit Todesandrobungen gerichtet batten. Afrika. Einer Meldung aus Tanger zufolge haben Benider- Kabylen mehreren Ausländern, welche sich auf dem Wege nach Dell,an befanden, Vieh und Geld geraubt. Zur Züchtigung der Aufständischen wurden Truppen entsandt. — Wie Wester gemeldet wird, habe der Prätendent au den Vertreter des Sultans iür auswärtige Angelegenheilen in Tanger Mohammed den el Arbi et Tores ein Schreiben gerichtet, worin er diesen ersucht, ihn zum ^ultan ausrusen zu lassen. Kunst und Wissenschaft. f- In der K ö n i g l, Hosnver geht beute abend Richard WagneiS „Fliegender.Holländer" in Szene; das Kv n i g l. Hosschauipiel gibt Andrs Wormsers Pantomime „Der verlorene Sohn" und Mosers Einakter „Ohne Eonsens". Beginn beider Vorstellungen halb 8 Uhr. ch Im Re > idenzthea ter findet heute abend die letzte Ausführung der Neinhaidtichen Operette „Der liebe Schatz" statt. f Die Ausführung der künstlerisch entworfenen Gedenk- taseln, die zur Erinnerung an Heinrich v. Kleist an dem Hause Pillnitzeistraße 29 und zum Gedächtnis Tiedges uns Ellia von derRecke an dem Hauie Körnerstraße 1 angebracht werden sollen, ist den Dresdner Bildhauern Peter Pöppelma»» uiiv Richard König übertragen worden. s Herr von Hülsen hat einen völlig neuen Organijatious- plan sur den gesamte» Veiwattungskörper der Königs. Theater Berlin—Wiesbaden ausarbeitet, und dieier wird »ach nunmehr er folgt« Genehnimung des Knöers noch im Lause dieses Monats in Kuckt treten. Darnach ist die künstleiüche und geschäftliche Vcr Wallung vollständig von einander geschieden, — beide Zweige vec einige» sich erst in der Hand des Generalintendanten Die kinist- lerische Leitung resiortiert von diesem direkt, ohne jede Zwischen- Instanz! Ter weitverzweigte Berwaliungsapvarat der vier Theater ist zu einer Veiwaltiingsdirektwn nuSgestallel. an deren Spitze zur trilwesien geichüsilichen Entlastung des obeisten Eheis - eine VorprüsungSinstanz für alle Ve,maltUiigSfragen — der Vermal' tungsdirektor steht. Für diese Stellung ist der Geh. Hostat Winter, ein aus der -schule HülienS hervorgenangcner und mit allen seinen Intentionen völlig vertrauter Beamter. auSersehen Die langjährigen bewährten eckten Beamten der Generalinlendan lur, die Hoftäte MSder, Lanck und Lautemach. sind mit dem vollen Umfange ihrer ressortmäßigen verantwortlichen Amtstätigkeit in den neuen Organisationsplau übernommen. ß Johann Strauß jun. unternimmt mit seinem Wiener Orchester wieder eine Tumee durch Deutschland, die ihn Ende Mai auch nach Dresden sübren wird. ft H. von Poschinger veröffentlicht über Lenbach in Nizza ein längeres Feuilleton in der ,,N. Ir. Pr.", das mancherlei Interessantes über den Meister bringt. Poschinger stellt zunächst fest, daß sich der Künstler entschieden überarbeitet habe; so fei er zum eigentlichen Spazierengehen seil zehn Jahren nicht gekommen und gönne sich überhaupt zu wenig Ruhe. Dann fährt er fort: .Aus allen namentlich seelischen und künstlerischen Wirren ging er iegreich hervor; seine Arbeitskraft blieb die gleiche^ und als ich im etzten Frühjahre Gelegenheit hotte, ihn mehrere Wochen in seinem Atelier zu beobachten, da hatte ich den Eindruck, als habe sich in Lenbach ein Verjüngringsprozeß vollzogen, als wäre eine Wand lung bei ihm eingetreien, die ihn auf neue künstlerische Bahne» 'olltc, mit einer Steigerung in seiner schon bisher ringe- wohnlichen Produktivität. Die Folgen solcher Ueoerarbeitung sind nicht ausgeblieben. Meine Ueberraschung, den Meister so Wohl und frisch aussehend zu finden, war groß. Wohl etwas mehr Reif ist über Nacht auf den Bart gefallen, dafür ist aber seine Gesichtsfarbe rosig und gebräunt, entschieden frischer als ehedem: die Haltung lst ungebeugt, das Auge verrät den alten Glanz, der Gang ist sicher, und wenn er nicht den linken Arm in einer Binde trüge, würde äußerlich nichts daran erinnern, daß er eine schwere Krankheit hinter sich hat. Ganz unerschüttert ist sein Geist ge blieben, und nach wie vor ist er unerreicht in seinen originellen, Funken sprühenden Aeußerungen und scharfen Beobachtungen Nizza, das im hellsten Sonnenschein erstrahlte, machte auf Lenbach einen überaus günstigen Eindruck. Die schönen Frauen, die um diese Zeit dichtgedrängt die kostbaren Laden m der Avenue MassLna betrachteten, erregten vor allem seine Bewunderung, und immer aufS Neue fesselte ihn der Blick auf den Jardin Puoliquc mit der Pracht seiner Palmen und Blumenbeete, nn Hintergründe das blaue Meer mit den maurischen Türme» der mitten inS Meer ^ ""ck auf das alte THLteau neben den Fischernetzcn . jede Hilfe ablehnend, Natur mit vollem Be hagen genießen zu können. Im Casino Munizipal betrachteten wir :en zauberhaften Wintergarten, den die neue Kasino-Gesellschaft mit dem Äufwande von einer Million Francs auf den Ruine» veS alten Palmengartens eingerichtet hat. Hier fragte ich den Meister, ob er mir wohl verstauen wolle, zur Freude seiner Ge- treuen und Verehrer rmige Worte nach Deutschland »u senden, um so mehr, da ich so viel Günstige» über sein Befinden zu be richten hätte. „Ja wohl," antwortete er, „sagen Sie ihnen, ich befände mich so wohl, daß ich beabsichtige, schon bei der nächsten Redoute einen lebbatten Tan» »u wagen.
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