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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030405016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903040501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 26-27 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-05
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
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Dn t-gttcke Bn-fleoung-deltraa tft auf 5 Mk. festgesetzt. auch bat sich d« Gladtta» zo Trplitz tu bezug aus Kurtaxe und Bädervretse M Wewähnrng wriigrheiid« Belgünstigungea deckst erklärt. Eisendodnveomt«, die von dirier Einrichtung Gebmuch zu machen gedenken, baden unter Beifügung eines babnälzttichen Zrugniise- !bre Geiuchr auf dem Dienstwege etnzureichrn: die Enttchtteßung irifft die Generaidtrektion. — De, heutigen Stummer d. Bl. liegt für die Gesamtauflage eine Bestellkarke der Illustrierten Zeitschrift . DteWoche' an- dem Beilage von August Scherl. Berlin, bet. — Dem in den Sächsifchen Emaillierwerken der Herren Grbr. Gebier in Birna beschajuglen Klempner Franz Otto Werner wurde da- Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. — Der von der Stadt Leipzig zum Völkerschlacht»« Denkmal unentgeltlich überlassene Bauplatz umschließt 14 Acker oder onnädernd 80000 Quadratmeter Land. Zur Ausfüllung de» Berge« und de, Wtllle, die später da« Denkmal umgeben werden, gehören 5SOOOO Kubikmeter Erdreich, zur Errichtung beS Teulnials aber 100»00 Kudllmeter Sand und Kre« und zur archrieklonischcn i'lusgeslailuna der Schauleiirn 7000 Kubilmeter Grault: 15000 Kilbitmerer Mauerwerk sind bereit« fertig gestellt. Au« dlkjen Angaben gebt hervor, daß Ernst Moritz Arndt« Borschlag. der grötzten deuttchen Bolkstut gehöre ein würdige« Ruhmesmul, in Erfüllung gehen wird. Da zur Erlangung der nötigen Mittel dir privaten Spenden nicht »»«reichen, sollen die Bauloslen zum Teil au« einer Geldlotterie Deckung finden. Die nächste Lotterie wird vom 10.-13 Juni gezogen. - Zur Ermöglichung der für später in Aussicht stehenden Vergrößerung der Gondelteichanlage am Rosengarten ln Bad Elster erfolgt zur Zeit durch die Königl. Badeoirektton eine Ver legung de« Elsterflußbettes ,n der Nähe der gedachten Anlage. Mit der Ausführung deS Gelamtprojekts wird eine wesentliche landschaftliche Verschönerung deS Orts geschaffen sein. - Eine vorgeschichtliche Grabstätte wurde aus DittmannSdorser Flur aufgedeckt: sie umfaßt sechs Gräber aus der sogenannten Bronzezeit. Man fand darin 7 Knochen- urnen mit 30 Beigesäßen neost einer tönernen Vogelsigur. Dre Gesäße waren mli einhenkeligen Tonschüsseln bedeckt und ent- dienen Bronzerurge. Bronzenadeln und 9 Tonperien «i»-b bei Dobra, JreitelSdorf und m einigen anderen Gememdeinarrungen der Umgebung von Radeburg wurden bereits ähnliche Funde gemacht. - Oberverwaltungsgericht. Am 14. März 1901 faßte der Stodtrat zu Annaderg auf Antrag des dortigen Bürger meisters einslrmmig den Beschlutz, gegenüber dem damaligen Rech- liungssckretär August Theodor Müller von dem Kündigungsrechte Gebrauch zu machen, da seine Entjernung aus den städtischen Diensten sich im Interesse der Disziplin notwendig machte. T«m Genannten wurde denn auch seine Stellung zum 1. Juli dcsseioen Jahres gekündigt. Die Veranlassung zu dem Vorgehen des Stadl- rals.dcr seinenBeamten erst mit einer anderenDiszipllnarstrase be legte, die aber auf die Berufung desselben von der Kreishaupt- maiinlchaft für unzulässig erklärt worben war. war gewesen, daß M., obwohl er wegen seiner Nervenkrankheit Urlaub erhalten hatte, ohne Genehmigung an erner Generalversammlung des Annabcraer HausbesrtzeroerernS tertnahm, als Redner aufrrat und sich zur Anfertigung einiger Muster für Mietverträge gegen eme Entschädigung von 50 Mark bereit erklärte. Gegen ihn mußte schon in den früheren Jahren wegen der verschiedensten Vergehen aus dem Tisziplinarwege eingeschritten werden, einmal wurde er sogar mit einer Geldstrafe belegt, weil er während der ordnungs gemäßen Bureauzeit Geschäfte für Privatpersonen besorgt hatte. Die Entlassung blieb zu Recht bestehen, da sämtliche Instanzen, die M. aus seinem Beschwerdeweg anrief, seine Klageansprüch« als unberechtigt abwiesen. Am 31. Juli 1901 reichte er darauf an die zuständige Behörde ein Gesuch um Gewährung eines Ruhegehalts ein, dies wurde aber abaelehnt. doch lieh der Stadtrat durcholicken, veranlassen zu wollen, daß man dem Bittsteller eine widerrufliche jährlich« Unterstützung zukommen lasse. Letzterer begnügte sich aber nicht hiermit, sondern erhob bei der Kreishauptmannschaft Nage mit der Begründung, daß er trotz der Kündigung pensions- berechtigt sei, weil er während seiner Dienstzeit unverschuldet derart an seiner Gesundheit Schaden gelitten habe, daß er ärztlicherseits für dienstunfähig erklärt worden sei. Mehrere Sachverständige, mit Ausnahme eines einzigen, bestätigten dies auch im großen und ganzen, infolgedessen der Stadtrat durch Entscheidung der Meishauptmannschaft verurteilt wurde, dem Kläger auf Lebens zeit vom 1. Juli 1901 ab eine jährliche Rente in Höhe von 936 Mark zu gewähren. In der Begründung wurde ausgeführt daß dem M. nach den Sachverständigen-Gutachten infolge seine« krankhaften Zustande- nicht nur die Erfüllung seiner Dienstpflicht absolut unmöglich war, sondern daß er sogar als Invalid im Zinne des JnvoliditätSgesctze» angesehen werden müsse. Anderer Ansicht ist dagegen doL Oberverwaltungsgericht, das auf die Be rufung des Staotrats hin die angefochtene Entscheidung aufhebt und seststellt, daß die Stadt nicht verpflichtet sei, irgendwelche Ent- schädigung oder Pension an seinen ehemaligen Beamten zu zahlen, da dieser lediglich iw Interesse der Disziplin entlassen worden sei und dies stir den Kläaer auch aus dem ihm damals zuge- omgenen Beschluß des StadtratS ohne weiteres ersichtlich war. M hat die Kosten des Rechtstreites zu tragen. - Landgericht. Vor der 2. Strafkammer erscheint, der fahrlässigen Körperverletzung angeklagt, der zuletzt in Mickten wohnhaft gewesene Zimmerpolier Ernst Gustav Bener Im vongen Sommer batte er einen hiesigen Neubau zu leiten, unter ließ eS aber, nach dem benachbarten Grundstück eine Schutz- wand zu errichten. Die Folge davon war. daß, als von dem Aeubau ein Ziegel herabstürzte. dieser einen drunten stehenden Arbeiter schwer am Kopfe verletzte. Der Getroffene blieb 11 Wochen arbeitsunfähig. Immerhin kommt B. noch mit 69 Mark Geldstrafe oder 12 Tagen Gefängnis davon. — Der ost und schwer vorbestrafte Handarbeiter Karl Franz Drache stahl einem Bekannten ein Paar Dovpelzügel. Das Urteil lautet aus 2 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust: Polizei-Aufsicht ist zulässig. — In geheimer Verhandlung hat sich die 1866 in Brandenburg geborene Strohhutnäherin Hulda Bertha Dutsch- mann geb. Krüger wegen Verleitung zum Meineide zu verant- Worten. Sie wird schuldig befunden und zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizei- Aufsicht verurteilt. — In einem hiesigen Restaurant prellte der Zchlossergeselle Karl Ernst Ludwig Böttcher die Kellnerin um "" ,v> . ». — ^ L "" "*sg. ab. Jeträae ... Monat als verbüßt gilt. — Der Zimmermann Heinrich Richard Dietrich war ständiger Gast hei einem hiesigen Restaurateur und wußte sich dessen Weinkellerschlüssel zu verschaffen. Zwar ließ er die Weinvorräte unberührt, nahm aber dafür eine Anzahl von Würstetr und Speckseiten mit. Da wiederbolter schwerer Diebstahl vor- liegt, erkennt das Gericht auf 10 Monate Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust. In Rücksicht aus di, Strafhöhe und wegen vorliegend den Fluchtverdachts wird der Verurteilte Isfort in Haft genon>> men. — Der Tagelöhner Friedrich Otto MbuSberger aus Grimma unterschlug m seinem Wohnort einen Geldbetrag von 193 Mark, wurde nach dem Altenburgischen flüchtig, kam dann »ach Bocknntz, erbrach den Koffer eines Arbeitsgenossen und stabl daraus eine Taschenuhr mit Kette, 16 Mark Bargeld und mehrere LegitimationSvapiere. Von den Ausweispaviercn machte A einer Behörde gegenüber zum Zwecke besseren Fortkommens Gebrauch Der Angeklagte erhält 6 Monate Gefängnis und 1 Woche Haft. — Der 1975 in Kötzschcnbroda geborene Tövfer- geselle Louis Hugo Arnhold stahl seiner in Birkigt wohnenden Mutter ein Sparkassenbuch über 400 Mark Einlage, nachdem er den das Buch verwahrenden Schrank erbrochen hatte. Mit 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und k Jahren Ehrverlust bat Ä. den begangenen schweren Diebstahl zu büßen. — Der 1874 ln Höchst geborene Kaufmann Wilhelm Wolf steht unter der An klage der Urkundenfälschung und deS Betrugs. Im Februar und Marz 1901 trat der Angeklagte in Geschäftsverbindung mit dem Apotheker und Inhaber einer an der Fürstenstraße gelegenen Drogerie Silkrodt. Silkrodt und Frau sind vor etwa 2 Jahren wegen Bankrott- vom hiesigen Gerichte zu längerer FrerheitS- flrase verurteilt worden und verbüßen diese gegenwärtig in Hoheneck. Wolf muß gewußt haben, daß es mit den Eheleuten Silkrodt nicht glänzend stehen konnte. Kurz vor Eröffnung deS HauptversahrenS wurden die Eheleute Silkrodt nach Zürich fluchtig, und die Frau übertrug dem Angeklagten zur Vermal- tung ihrer VermögenSverbältnisse Generalvollmacht. Diese be- nützte Wolf, um daS Mobiliar und das Geschäft der SilrrodtS, sowie ein Einlagebuch der Spar- und Vorschußbcmk über 6134 Mart sich anzueignen. Die übrigen Gläubiger der Eheleute S. hielten sich nun auch heran. Wolf hatte jedoch inzwischen mehrere Kaufverträge aufgesetzt, mit dem Namen der Frau S. unter schrieben. und hielt diele den übrigen aufdringlichen Gläubigern vor. um sich seinen Raub zu sichern. Zwar hatte der Angeklagte seiner Freundin Silkrodt einstmals ein Darlehen von 20 Mark gegeben: um aber der Gläubigerschast gegenüber als besonders benachteiligt zu erscheinen, fälschte der Angeklagte die von der S. ausgestellte Quittung über die 20 Mark aus 1200 Mark und legte diese gefälschte Urkunde sowohl einzelnen Gläubigern, als auch dem Untersuchungsrichter vor. Die Verhandlung wahrte bis spät abends und mußte schließlich bis nächsten Mittwoch ver tagt werden. Amtliche Bekanntmachungen. Mit der Erneuerung der Schotterdecke auf der Marschner - Straße, zwischen der Pilllnitzer und Holbem-Straße, und mit der Umpslasteruna der B erliner Stra ße. zwischen der Löbtauer und Peter-Straste, soll am 14. April, mit der Erneuerung der Schotterdecke aus der Döbelner Straße, zwischen der Marien- Hof- und Trachenberger Straße, am 15. April begonnen werden. LageSgeschichte. Deutsches Reich. Die Kaiserin wird nach den bis jetzt ge troffenen Dispositionen nach erfolgter Heilung ihres verletzlen Armes und nach Eintritt der warmen Witterung in Begleitung ihrer beiden jüngsten Kinder für einige Zeit nach Kadinen über- siedeln, um dort ihre vollständige Wiederherstellung abzuwartcn Daß auch der Kaiser in diesem Frühjahre sich zum Besuche nach Kadinen begeben wird, wurde bereits kürzlich gemeldet. Ter Kaiser verschob seine für gestern abend geplant gewesene Abreise von Kopenhagen aus bringende Billen des Königs um 24 Stunden. Die Riesengestalten der Germanen erregten, wie TacituS be richtet, schon im alten Rom Aussehen und bei der bevorstehenden Kaiser reis enach Rom werden dies w.ederum eine Anzahl germanischer Riesen in Wehr und Waffen tun. Ten Kaiser werden nämlich bei dieser Reise u. a. begleiien Oberstleutnant und Flügel- Adjutant von Ptüskow, der grögte Offizier der deutschen Armee, welcher schon in Paris be.m Begräbmste Felix Faures Aufsehen erregte, ferner Generalleutnant und Generaladjutant von Scholl und Rittmeister von Kleist vom großen Generalstabe, beides Männer, die über 2 Meter groß sind. Außerdem sind auf Befehl des Kaisers zwei Chargierte vom Regiment der Gardes du Corps ausgewählt worden, welche als Ehrendienst mit nach Rom reisen. Es sind wahre Hünengestalten, und zwar der Ctandartenträacr Sergeant Mollenhauer und Unteroffizier Tapplick, Weimer 2 Meter 7 Zentimeter groß und der größte Nmeroffizier der deutschen Armee ist. Der Kaiser hat sich diese Riesen bereits vorstellen lassen. Möglich ist es auch, daß noch der Fahnenträger der Leib-Kompagnie des 1. Garde^Regiments z. F. Sergeant Flauert. welcher ebenfalls über zwei Meter groß und dabei ge hörig breit ist, an der italienischen Reise teilnimmt. Von der Leib- Gendarmerie des Kaisers sind gleichfalls die größten Leute für diese Reise bestimmt worden. Angesichts der ReichstagSwahlen ist eS zur Kennzeichuna der Sozialdemokratie als angebliche Arbeiterpartei von Wert, sestzustellen, wie sich die sozialdemokratische Fraktion unserer soziol- und wirischoftspolitischen Gesetzgebung gegenüber verhalten hat. Sie bat gestimmt: 1883 gegen die Krankenversicherung, 1884 gegen die Unfallversicherung. 1889 regen die Jnvaliditäts- und Altersversiche rung, 1890 gegm das Gesetz betr Einführung der Gewerbegenckte, 1891 gegen das Arbeiterschukgesetz. 1881 gegen die erste Börsen- steuer-Vorlaae, 1893 gegen die zweite Börsensteuer-Vorlage. 1895 gegen das Börsengesetz: 1895 gegen das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. 1890 gegen das erste Gefth zur Be kämpfung des Wuchers, 1894 gegen das verschärfte Gesetz zur Be kämpsting des Wuchers, 1896 gegen das Bürgerliche Geietzbuch. Wenn die bürgerlichen Parte en diese Gesetze nicht gegen die Sozial- demokratie zustande gebracht hätten, so sähe es um den Arbeiter- stand heute traurig aus, und der Mittelstand wäre noch schlimmer daran. Im Jahre 1902 sind an Unfallentschädigungen 107 Mil lionen Mark verausgabt worden. Von der Unfallversicherung wurden in demselben Jahre Rentenentschädigunqen und Unter stützungen an 846566 Personen gezagt. Von 1886 bis 1902 sind an Ulffollrenten 806 Millionen Mark gezahlt worden. Die Invalidenversicherung zahlte 1902 an Renten 111 Millionen Mark, Aufgebracht wurden in diesem Jahre durch Marken 139 Millionen Mark, also von den Arbeitgebern beinahe 70 Mil> lionen. Im Jahre 1902 erhielten aus der Alters- und Invalidem Versickerung 1577949 Personen Unterstützungen, An solchen Unterstützungen sind bisher, abgesehen von der Krankenversicherung, gezahlt worden 1464 Millionen, also beinahe 1ft/r Milliarden. ES sei konstatiert, daß der 99, Geburtstag des Altreichs kanzlers in ganz Deutschland gefeiert worden ist. Es aab Ein weihungen von B smarck-Denkmalern, »nd die bereits vorhandenen erhielten Blumenschmuck Die Bisinarcksäulen leuchteten m ihrem Feuerscheine weit hinaus inS Land — wahrlich ein erhebendes Zeichen unvergänglicher Dankbarkeit für den Mann, der uns den Glauben an uns selbst wieder gab und ein einiges Deutsches Reich zu schassen wußte. lieber die Verwendung deS dem Kaiser zugefallenen Ver mächtnisses. das aus der Hinterlassenschaft der Frau Baronin Cohn-Oppenheim stammt und bekanntlich 2 Millionen Mark be trägt, wird die Nachricht verbreitet, daß der Monarch den Betrag bereits unter oftle verarmte Offiziers- »nd Beamtensamilien ver teilt habe. Diese Nachricht ist unzutreffend. Zunächst ist die Erb schaft noch nicht ausgcschüttet. Weiter hat der Kaiser die Absicht geäußert, nicht einzelnen Familien, sondern nicht gut dotierten Offizierkorps Zuwendungen zu machen. Bekanntlich sind die neu gegründeten Regimenter nicht im Besitz derartiger Fonds, wie die alten Truppenteile, welche bedürftigen Offizieren damit helfen können. Die bevorstehende Emission von 290 Millionen Mark Reichs anleihe lenkt die Aufmerksamkeit wieder einmal auf den Kredit und die Finanz Verhältnisse des Deutschen Reiches. Bs in die zweite Halste der siebziger Jahre hielt die französische Kriegs entschädigung von 4 Milliarden Mark vor. so daß eine leider nur kurze Svanne Zeit nach seiner Geburt das Reich noch so gut wie schuldenfrei dastand: dann aber haben wir es. schreiben die ,,Berl. N. N". in einem Vierteljabrhundert auf reichlich 3 Milliarden Mark Reichsschulden gebracht. DaS ist sicher schon eine ansehn liche Summe, wenn auch Frankre'chs Schuldenlast zehnmal und Englands fünfmal so praß ist. Man darf zugleich nicht außer acht lassen, daß bis zum südafrikanischen Kriege England leine Staats schuld regelmäßig durch Tilgung stark verminderte, und daß Frank reich wenigstens seit dem letzten Jahrzehnt bedeutend weniger Schulden gemacht hat als das Deutsche Re'ch. Unsere westlichen Nachbarn, bei denen die Ausgaben für Heer und Flotte usw. mindestens in gleichem Maße wuchsen wie bei uns, haben sich eben nicht so sehr vor gleichzeitiger Erhöhung der Steuerbelastnng gescheut: sie haben mehr Ausgaben aus lausenden, vorhandenen Mitteln, weniger aus Anleihen bestritten, während das Deutsche Reich gerade letzt im neuen Budget für 1903 den bedenklichen Weg beschreitet, neben den bisherigen außerordentlichen Bedürf nissen für Heer, Marine. Re'cbseisenbahncn usw, auch noch eine „Zuschubanleihe für ordentlich«, regelmäßige Ausgaben auszu- nehmen. Nur die Aussicht, daß der neue Zolltarif vielleicht bald dem Reiche eine solche Einnahmevermehrung verschaffen wird, die neue Stenern, zumal bei einem zu erwartenden wirtschaftlichen Aufschwung unnötig macht, und jedenfalls jetzt das eventuell nötige Maß von Steucrerhöhung noA nicht absehcn läßt, entschuldigt vorübergehend dieses vermehrte Sckuldenmachen. Bis in die ersten neunziger Jahre wurde alljährlich eine Rcichsanleihe ausgenom men: dann brauchte während der Periode de- wirtschaftlich starken Aufschwungs und erfreulicher Ueberfchüsse im Reichshanshalt weniger an den Kredit appelliert zu werden: in den letzten Jbhren aber ist daS wieder in wachsendem Maße der Fall, Selbstver ständlich sind die Schuldverschreibungen des Deutschen Reiches ebenso sicher wie jene Englands und Frankreichs: mögen jene Länder sich noch größeren Notional-ReichtumS erfreuen, so haben sie, wie gesagt, fünf- resp. zehnmal so viel Schulden, wie das Deutsche Reich, Wenn in Deutschland ein höherer Zinssatz herrscht und die Reichsanieihe nicht so hoch im Kurse steht oder stand wie die englischen und französischen KonsolS, so liegt der Grund davon in verschiedenen inneren wirtschaftlichen Verhältnissen und Ge sträuchen. ob das inländische Kapnal sich mehr den eigenen Staats- lavieren oder fremden und industriellen Werten zukehrt usw. nicht n dem Weltansehe» und dem allgemeinen Staatskredit, Sind doch auch die englischen Konsols, deren Zinsfuß allerdings soeben vo» "2/4 aus 2'/4 Prozent herabgesetzt ist, infolge des südafrikanischen lrieaes und der damit zusammenhängenden Umstände aus den unerhört niedrigen Kurs unter 90 Prozent gefallen, ohne daß man ein entsprechendes Sinken des englischen Staatskredits an nehmen darf, während ihr Höhepunkt 115 bis 118 war. Der niedrigste Emissionsknrs deutscher Reichsanleihe war 83,60 Prozent m Februar >892: Mitte der neunziger Jahre, als nach der länge ren wirtschaftlichen und Börsen-Depression günstigere Zeiten bc- rannen, erreichte die lange vernachlässigte dreiprozentige deutsche tteicksanleihe in verhältnismäßig kurzer Zeit den Parikurs, den sie allerdings nicht z» Halle» vermochte. Man dars ober nach ollen Erfahrungen und Umständen annebmen daß, wie der Ausgabekurs der letzt neu -» emittierenden Reichsanleihe schon um mehrere Prozent höher ist, als der der Emission vom 22 Januar 1902, in nicht allzu ferner Zeit die dreiprozentige deutsche RcichSanlcihe wieder den Kurs von 100 erreichen wird. Freilich ist nicht abzu- ehen, ob das bald oder erst in Jahren geschehen wird, Ter Kommandeur des !5. Aimeekorvs, General der Infanterie Herwarth v. Bittenseid. ist rur Dispositwu gestellt und zu ieinem Nacktvlger Generalleutnant Ritter Hentschel vo» Gilgen heimb. bisher Kommandeur der 3. Division, ernannt Zur Finanzlage ln Preußen bemerken die „Berl. Pol, Nacbr": In den Metneinnabmen der Estend-ihnen wiegelt sich die Besserling der wsttichaststchen Lage, insbesondere in der Industrie, wieder Die Wiederbelebung der industriellen Tätigkeit klvstnet serner die Aussicht, baß auch die Verkehrssteigeruila der letzten viel Monate sich svrlsetze» wird. Dadurch wieder wird stir den finanziellen Abschluß des Jahres 1903 eine günstige Aussicht aeschaffen, denn die Eliendahneinnavmen. namentlich aus dem Güterverkehr, sind sür dieses Jahr nur a>E der Grundlage der Jsteliinohme des Jahres I!»OI etatisiert, Diele Jsteinnakme ist aver in den letzten vier Monaten des letzten Rechnungsjahres iiin einige 20 Mill. Mk. überichriticn worden. Man dais allo mit einiger S'cheitieii auch fn» 1903 auf eine starke Mchieimiahme über den Etat bei den Eisenbahnen rechnen. Ter vreußtiche KullnSmiiiister Dr. Stndt hat. wie bereit? erwähnt, de» PlvvinzialschiickaUegien die früheren Eilasse betreffend Pflege einer guten »nd lelcrliche» Handschrift bei den Schiftem mit folgende» Bemerkungen erneui in Erinnerung gebracht: Tic Königlichen Psovl'stiastchiilkvllegien haben unausgesetzt dafür zu ivrgen, daß die Schüler der höheren Lehranstalten durch alle Klassen mit Enlichh venhelt und nötigenfalls mit Strenge an eine ivrgiältjge, leierliche und gefällige Handschrift gewöhnt und vor dem Uilsuge einer unleserliche» Nnmeilsunterschrift bewahrt werden. Es wird das nni Io eher erieicht werden, wenn iämtliche Lehrer sich stets die Pflicht gegenwärlig halten, daß sie selbst sich auch in dieser Hinsicht ihren Schnlem vorbildlich zu zeigen haben und jede Veilockiing zur Flnchllgkcit, z. B, duich zu rasches Diktieren, durch häusliche Aufgabe», die nicht vom Lehrer selbst duichgeiehe» werden, duick Begülistiaung des Nachschreibens im Unterricht <z B- in berGeichichtel »lw.. sorgsam vermeiden. Bel derDurch- icht von Auvätze» und Reinschiffien jeder A>t ist regelmäßig auch das Ae»8e,e angemessen zu berücksichtigen und erfordeilichenfalls besonders zu beurteilen: Arbeiten, die schon bei der Einlirsening durch Flüchtigkeit oder Unordentlichkeit der Schrift ouffallen, sind zlirückstiweiseii. Die in den Lehipiäne» von 1901 vorgesehene Ein- richiliiig besondere» Schreibunterrichts sür Schüler mit schlechter Handschrift bietet Gelegenheit, erlordeilichentalls die in dem schrciduiitkriicht der unleien Klassen gewonnene Grundlage zu eiligen und zu ergänzen Damit aber den Bemühungen der Auf- ichtsbehöiden um die Pflege einer guten Handschritt ein wirk samerer Ertolg gesichert werde, als bisher erreicht worden ist. be- nimme ich folgendes: „Fortan ist allgemein sowohl in die gewöhn lichen, im Laufe des Sctmliahres ailszustellenden Zeugnisse bis in die Oberpijma hin, als auch in die Reifezeugnisse und in die Zeugnisse über dir bestandene Schtußviüsung ein Urteil über die Haiidschrifi des Schülers ailfziinehmen, dabel auch ausdrücklich zu lügen, falls er etwa die Neigung zeigt, seinen Namen undeutlich zu ichreiben. Wo die Vordnicke der Zeugnisse sür dieses Urteil leine besondere Stelle bieten, ist es unter „Fleiß' einzutragen." Laut Nachwcisungen bat der Bi er ver brauch in Deutsch land einen nicht uncrhevlichen Rückgang erfahren, sowohl im Süden wie im Norden Deutschlands; auch der Branntwein- ver brauch ist zurückgegangeu. Einige wollen darin eine Wir kung der Mäßigieitsbestrcbungen ersehen; andere meinen, daß die Kr.se im Erwerbsleben die Ursache ist. Die Nachricht, daß der Moraantrust die Befugnis zu er langen wünsche, seine Schisse den Vereinigten Staaten oder ande ren Regierungen zu miliiärijchen oder sonstigen Zwecken zur Ver fügung zu stellen, hat in einem Telle der deutschen Presse Besorg nisse wegen einer Gefährdung deutscher Interessen wackgerufen. Temgcgenüber hebt die „Neue Hauourgische Börsenhalle hervor, daß die deutschen Rhedcreien lediglich eine Verkehrs- bezw. Tarif gemeinschaft mit dem Morgautrust abgeschlossen, nicht aber weitcr- reichende Abmachungen getroffen haben. Seme Mitglieder würden demgemäß auch von Maßnahmen der oben erwähnten Art voll ständig unberührt bleiben. . . . . Emen köstlichen Hereinfall hat, wie sich nunmehr heraus stellt, der „Vorwärts" mit seiner Behauptung erlitten, daß als Termin für tue Reichstc» gswahlen von ver Negierung Sonntag der 17. Mai in Aussicht genommen sei. Der angebliche Mlnisterialerlaß bezw die Anleitung zur Ausstellung der Wähler listen, welche der „Vorwärts" stolz als Beweis für seine Räuber geschichten abdruckte, ist nämlich in Wahrheit nichts anderes, als eine wörtliche Wiedergabe einer Bureauoerfügung des Äahl- bureaus der Stadt Berlin. Der Sachverhalt, wie die „Frcis. Ztg." ihn authentisch seststellt, ist folgender' In dem auf die Aufstellung der Wählerlisten bezüglichen Ministerialerlaß war ausdrücklich die Frage des Wabltermins als offene bezeichnet. Da ober die Aus stellung der Wählerlisten wegen der damit verbundenen Riesen arbeit in Berlin sofort in Angriff genommen werden mußte, so bestimmte der Magistratsdezernent für die öffentlichen Wahlen nach Gutdünken als Stichtag den 17. Mai, d. h. cs sollten zunächst alle diejenigen Personen in die Wählerliste ausgenommen werden, welche ausweislich der im Wahlbureau geführten Zählkarten bis zum 17. Mai das 25. Lebensjahr vollcnvet hoben würden; cs blieb Vorbehalten, nach Veröffentlichung des Wahltermins die jenigen Wähler, welche in der Zeit vom 17. Mai bis zum defini tiven Wahitermin 25 Jahre all geworden sein würden, bei einer Nachrevision später aufzunehmen. Aus dieser Verfügung, die lediglich den Zwecken der Bureauordnung dient«, machte der Bureauvorstcber eine Anleitung an die angenommenen Hilfskräfte: der „Vorwärts" aber, dem ein Exemplar der Bureauverfügung zu getragen sein muß, schuf daraus einen Ministerialerlaß und stellte tiefsinnige Betrachtungen an über die beabsichtigten Wahlen oni Sonntag, er schleudecte Donnerkeile gegen die Regierung Wege» der beabsichtigten Neberrumpclung der Wähler und stellte ciu Nngewitter im Reichstage bei seinem Wiedcrzusammentritt nach Ostern in Aussicht. Wie die angekündigte Interpellation der Sozialdemokraten aussehen wird, darauf darf man gespannt sein, Oesterreich. Der Kaiser wohnte vorgestern in der Hofoper der Aufführung des Balletts „Exzelsior. in welchem die russische Ballettänzerin Kschesinski aus Petersburg zum letzten mal auftrat, bis zum Schlüsse bei. Der Abend endete mit einer großartigen Demonstration des Publikums für den Monarchen Das letzte Bild schloß mit einem Fahnentanze, bei welchem öster reichische und fremde Truppen Standarten kreuzen. Die letzte Szene wird der den Klängen der Volkshpmne getanzt. Als das Orchester daS: „Gott erhalte" intonierte, erhob sich in allen Teilen deS Hauses demonstrativer Beifall. Das gesamte Haus erhob sich und lubelte dem Kaiser minutenlang ununterbrochen zu. Die Damen in den Logen winkten mit den Tüchern. Erzherzog Lud- wig Viktor hatte sich in seiner Loge gleichfalls erhoben. Nur der Kaiser blieb während der Demonstration sitzen und blickte unver- wandt auf die Bühne. Die Hochrufe dauerten so lange, bis sich der Kaiser erhob und die Loge verließ. Ter Beginn der vorgestrigen Sitzung des Abgeordneten- Hauses vollzog sich unter Lärm. 'Der radikale Tscheche Baxa wiederholte zum dritten Male seine Anfrage, warum seine tschechi schen Anfragen nicht ins Protokoll ausgenommen wurden. 'Die Anfrage erfolgte in tschechischer Sprache. Der Präsident blieb die M»» Z. Idig. Nun bcquemte sich Herr Baxa, deutsch zu sprechen. Der Präsident berief sich auf die jahrzehntelange Uebung, daß nur dcuische Reden in den Sitzungsbericht kommen. Da be gann ein Lärm: „Wer gibt Ihnen Recht zu dieser Praxis?" Die Tschechen betonten dabei im Ehore die zweite Silbe des Worte» Praxis, was große Heiterkeit bervorriei.
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