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Diese« Blatt wird dev Lesern von Dresden vüd Umgebung am Lage vorher bereit« al» Abend-Ausgabe zugestellt, wählend e« die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. VerugZgeMn rel»,ra»«-»d Nachricht»» » «>r,I«e: r»«de» Mertao von Atepsch L Reicliardt. Fsnre!gen--canf. Nmmbm« von rlntündiaunz^n dir nirckmOtaar L Udr. Sonn, uns delkrtase nur Marienlrrabe LS von N bis V,I Ubr Die rivaltiselilrund »eile <ca. « Silben! 20 Plo.. An tü»di»u»»en aul der Privatieite Zeile rs Lla ! die Livaltiae Zeile alb „Ein gelandl ' oder aui Terlieile bo Pia In Nummern nach Sonn und kein warn r de», rivaltiae Drundirileu so. 40 der so und so Pia »ach do londerem Larii. Auswürli-e Aul träge nur gegen Lorauebk-ablung Belegblätter werden mit raPi». berechnet. Sernlvrechanschluk! Amt I Nr. U und Nr. 20VÜ II. Harm, lV«ii>Li-«!iüI>iliil»lliix, Idi « 8«>i n UR«rtlL8lr«SW« S. keriizpp.z ZLUvIa- mul IZ«e,»«nSv«iii«, LeIlL«»i»v, «tv»L»vIi« mui 1i»»nLÜ8iNvI»v HUg Nr. 78. Slitttl: r--»»-«». s,WS'>,, Donnerstag, 1». Mär; 1903.' Neueste Drahtuieldunaen vom 18. März Kairo. Das Befinden des deutschen Kronprinzen war in der letzten Nacht gut. Ter Schlaf war gut und im allgemeinen ist bedeutende Besserung eingetrcwn. Berlin. lPriv.-Tel.s Die Phosphorkommission des Reichstages erledigte heute zunächst die zweite Lesung des Ent- lvurss Der grundlegende Paragraph 1 wurde mit allen gegen drei Stimmen, 8 3. Strafbestimmungen, ebenfalls gegen drei Stimmen. 8 3, wonach das Gesetz am 1. Januar 1907 in Kraft treten, das Fellhalten, Verkaufen usw. der bisherigen Zündhölzer noch ein Jahr länger gestattet sein soll, gegen vier Stimmen an- genommen. Abg. Pichler iZentr.f behielt sich dabei vor. im Plenum eine Hinausschiebung zu beantragen, die Abag. Pauly ilvildkons.s und Wurm sSoz.s dagegen wollen für eine Verkürzung der Frist eintreten. Das Gesetz im ganzen wurde gegen vier Zenlruinsslimmen angenommen. Endlich wurde folgende Reso- lution angenommen, „den Reichskanzler zu ersuchen, auf die Landesregierungen einzuwirken, daß sie geeignete Mahregeln treffen, um in den durch das Verbot der Verwendung des Weiß phosphors zur Herstellung von Streichhölzern besonders betroffe nen Gegcnbcn, so weit nötig, anderweitige geeignete Arbcits- gelegenheit zu beschaffen". Berlin. Heute vormittag trat unter dem Vorsitz des Geh. KommerlieuratS Freutzel derDeutsche Hcrndrlstag zu der N. Vollversammlung zmammen. Nach dem von der Bersamm- lung ausgebrachte» Kafferioast hielt Staatslekictär Graf Posa- dowskn die Begrühungsaulprachc. Er stellte fest, das, die deutsche Industrie wählend ver Schwüle der letzten Jahre sich in hohem Mähe widerstandsfähig gezeigt habe, und wieS darauf hin. daß der Handelstag gerade zu dem Zeitpunkte zusaminentrete. wo nach Icdwierigen Verhältnissen für Industrie und Handel wieder günstige AilSsichlcn sich zeigten. ..Wir düiken unserer industiiellen Zukunft mit Vertrauen eutgegensehen" Der Staatssekretär berührte dann die Frage der Erneuerung der Handelsverträge und führte aus, in diesem Kamvie der Interessen werde leber zu ärmsten der anderen etdebliche Selbstbeichränkung üben müssen. Alle Erwerbsstände sollten aber die Ueberzeugung teilen, daß die heimliche Regierung die Interessen unseres Erwerbslebens mit derselben L-achkenntnis und demiclben Nachdruck vertreten werde, wie dies von den fremden Regierungen zum besten ihrer Länder ooransgeietzt wird. Eine nüchterne, sachverständige Beurteilung der tatsächlichen Ver hältnisse tonne uns allein ohne wirttchnftliche Lilchntternng in einen neue» Zeitabschnitt unserer bandelSpoiitischen Beziehungen InnnbeiMrei'.. Redner sprach schließlich de» Wunsch aus. daß der Handelstag in Zukunft beitrage, das grohe Veitragswerk wirksam zu fördern. Gladbeck. Bis heute mittag war die Bergung der auf der Zeche „Molike" Verschütteten noch nicht gelungen. Die Retiungsarbeiten werden aus jede nur mögliche Weise beschleunigt. Madrid. Der „Heraldo" berichtet aus Tanger, die Empörung mache erhebliche Fortschritte, es werde für den Sultan schwer sein, sie niedcrzuwerscrr. Es sei leicht möglich, dah der 'Prätendent die Ofsenswe wieder ergreife, Athen. Die außerordentliche türkische Gesandtschaft hat dem König ein Handschreiben des Sultans überreicht, in dem dieser seinen herzlichen Sympathien für das griechische Königshaus und die griechische Nation Ausdruck gibt. Melitta. Die von dem Onkel des Sultans geplante Expedition, durch die der Prätendent im Rücken angegriffen werden sollte, ist gescheitert, weil die Kabylenstämme ihm den Ge horsam verweigerten. Washington. In dem Bericht des amerikanischen Konsuls i» Montevideo heißt es weiter, daß die Eisenbahn zerstört sei und 8000 Mann außerhalb der Stadt bereit seien, zum Angriff überzugehcn. Montevideo. In der Nähe der Stadt fand ein Gefecht zwischen Regierungstruvpen und den Aufständischen statt. Eine Abteilung des Roten Kreuzes wurde nach dem Kampfplatz ge schickt. Vier Abgeordnete wurden von hier entsandt, um über den Frieden zu unterhandeln. Die Regierung will die National garde einberusen. Ter Belagerungszustand ist erklärt worden. Alle Telegramme sind der Zensur unterworfen. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 18. März. —* Se. Majestät der König ist mit der Prinzessin Mathilde heute ovimiilag 8>/s Uhr mit dem Nord-Süd-Expreß- zuge ln München eingelroneii, dort vom Gesandten Fremerrn v. Frieien empfangen worden und 8 Uhr -11 '.Rin. nach Riva weitergeieist. —* In Begleitung Sr. Majestät des Königs und der Prinzessin Mathilde, die gestern abend die Reise nach Gardone angetrelen haben, befinden l>ch: Hofdame Gräfin Vitz- tum von Eckslädt, General L In suits Generalmajor d'Elja und der König!. Leibarzt Generaloberarzt Dr. Seile. Die Fahrt erfolgte bis Hof mit Sonderzug und wurde heute früh Z'/a Uhr von dort mit dem Nord-Süd^Lxpreßzuge fortgesetzt. Die Ankunft in Riva wird heule abend Uhr erfolgen. Von Riva bis Gardone wird ein Sonderdampfschiss benutzt werden, welches m etwa 2 Stunden am Ziel der Reise erntrefsen wird. —* Die Galatafel zu Ehren des Kaisers war in dem reichgeschmückien Barrkettsacrle ausgestellt und Mit dem Goldservice der König!. Hosjilbcrkcmimer ausgeslaltet worden. Die Tasel- dekoration bestand in wertvollen goldenen Tafelprunkstücken, sowie in großen Rococovorzellanvasen und in reizenden Watteau porzellangruppen, die auf kostvarem Damast im Verein mit präch tigen Glaswerk und herrlichen Orchidcenbrrkctls auf großen goldenen Epargnen ein auserwähltes Tafel-Arrangement bildeten. Die Mitte der Tafel zierte ein leppichartiges Blnmeiigebinde von Orchideen in großen langen Rispen, sowie Veilchen und Mai blumen. Im Hinteren Telle des Speisesaales erhob sich ein aus Blattpflanzen und Blumen errichteter Ausbau, welcher zwischen herrlichen Azaleen, Hyazinten uno Mcdergruppen goldene Tasel- prunkstücke in Form von Tabletten, Terrinen und Pokalen barg, die in reicher elektrischer Beleuchtung außerordentlich wirkungs voll hervortraten und mit der Farbenpracht der Blumen einen effektvollen Hintergrund bildeten. Auch in den nach der Loggia gelegenen Nischen des Bankeitsaales waren Goldbüssets mit einer reichen Sammlung antiker Kunstgegcnständc errichtet. Die Ver- jammlung der Gäste, denen bei der Ankunst eine in der französischen Galerie ausgetretene Paradewachc des Garderciter-Regiments die militärischen Ehren erwies, fand im StuSaale der 2- Etage des Schlosses statt. Se. Majestät der König holte seinen hohen Gast zur Tafel ab und begab sich mit ihm nach dem Gobelinzimmer in der 2. Etage, wo die Prinzl. Herrschaften die Majestäten erwarteten. Von hier erfolgte der Eintritt in den Bankettsaal unter Vorcritt und Begleitung des König!, großen Dienstes und der König!. Lcib- pagen. Ter Kaiser nahm in der Mitte der Tafel Platz. Zu feiner Rechten folgten der König, Prinzessin Mathilde, Prinz Johann Georg, Hofdame Frl. von Schönberg, General der Inf. von Plesscn, Hofdame Jreün von Gärtner, Gesandter von Tschirschky und Bögendorff usw. Links vom Kaiser saßen: Prinzessin Johann Georg, der Kronprinz, Palastdame Freifrau von Finck, Oberhos- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, Hof dame Gräfin Vitzthum von Eckflädt, Generalleutnant Graf von Hülsen-Haeselcr, Gesandter Graf von Hohenthal und Bergen. Generalmajor von Loewenfeld usw. Gegenüber waren plaziert: Oberhofmarschall Gras Vitzthum von Eckstädt, die Staatsmiuistcr von Metzsch, Dr. von Seydewitz, Tr. Rüger, Dr. Otto, Freiherr von Hausen, Vizeadmiral Freiherr von Senden-Bibran, General- Leutnant Freiherr von Boenigk, General der Kavallerie von Carlo- Witz, General der Infanterie von Treitschke und Generalleutnant von Broizem usw. Es wurden die bereits mitgeteilten beiden Trinksprüche ausgebracht. Nach der Tafel wurde Kaffee und Likör in dem mit herrlichen Blumen und Pflanzengruppen geschmückten großer, Ballfaalc eingenommen und daselbst bis ^ 8 Uhr Cerkle gehalten. —* Se. Majestät der Kaiser empfing gestern im hiesigen Residenzschlosse den preußischen Gesandten in Hamburg, Herrn von Tschirschky und Bögendorff. Beim Eintreffen des Kaisers war auf dem GcorgcnMosse neben der König!. Haus flagge die Kaiser-Standarte gehißt worden. —* Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Johann Georg reiste hotte vormittag mit dem 11 Uhr 5 Minuten-Zuge, vom Hauptvahnhofe aus nach München ob, während Se. Königlich,- Hoheit Prinz Johann Georg heute nachmittag 6 Uhr nach München fährt. Tie Prinzlichen Herrschaften werden sich, wie schon gemeldet, von dort nach Stuttgart begeben. —* Die Fürstin Stolberg-Wernigerode besuchte das Geschält C. H. Müller, Inhaber Arthur Zicgenbcllg, König!. Hcsschnhmacher. Waisenhausstraßc 46. —* Herr Oberst v. Criegern, Kommandeur im Leib- grenadier-Regiment Nr. 100, übernimmt demnächst die Gcschäsie der kronprinzticben Hofhaltung. —* Se. Maiestär der König hat Herrn Hofrat Dr. med. Unruh, hier, die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts- orden verliehen. —* Sc. Majestät der Kaiser ließ gestern dem Königlichen Hoffouricr Ernst Paul John eine wertvolle goldene Uhr über reichen. —* Das offiziöse Wiener „Fremdenblatt" bespricht den Erlös; des Königs Georg an sein Volk und sübrt ans: Im Erlasse liegt eine neue schwere Anklage gegen die ehemalige Kronprinzessin. Der königliche Erlaß verhüllt nicht mehr, er enthüllt. Was nur gerüchtweise seit der Flucht erzählt wurde, wird offiziell bestätigt. Die Sachsen bekommen ihre ehemalige Kronprinzessin, ihren heileren Liebling, in schlimmster Gestalt zu sehen. Der König zeigt ihnen die nunmehr geschiedene Gemahlin seines Sohne» als Tiesgefallene. Weiter kann man überhaupt nicht gehen. Gewiß aber hätte sich König Georg zu diesem Schritte nicht entschlossen, wenn er nicht die Stimmung im Lande sehr ernst beurteilt hatte. Eine so rückhaltlose, schonungslose Offenheit ist nur durch eine außerordentliche Situation zu erklären, und es ist daher unzwciscl- hait, daß der König die Situation als eine solche erkannt hat. Das Volk hat nach geheimnisvoller Ursache geforscht, nach Fäden, die von irgend einem klerikalen Mittelpunkte in das Dresdner Schloß lausen und in die sich die Kronprinzessin verfangen habe. Darauf antwortet der König, indem er alles sagt. Man hat der Prinzessin nicht damit gedient, indem man zu ihrer Rechtfertigung höhere Interessen heranzog und indem man ihr Abenteuer in die politische Rechnung einstellte. Sie muß es letzt erfahren, daß der hohen Stellung wegen, die sie einnamn, ihre Sünde nicht mir strenger beurteilt werden mußte, daß sie auch schärferer Ahndung ausgesetzt ist, daß gerade ihr Fallen ein Fallen in Dornen ist. Für König Georg war es gewiß eine schwere Stunde, in der er mit seinem Erlasse vor die Ocffentlichkett kam. —* Zum Besuche des Kaisers in Dresden schreibt die „Deutsche Tagesztg.": „Auch wir begrüßen den Besuch des Kaisers mit besonderer Freude, da er die Hoffnung berechtigt erscheinen läßt, daß die allen schönen und herzlichen Beziehungen zwischen Dresden und Berlin auch unter dem König Georg aufrecht erhalten bleiben Was der Heimgegangene König Albert dem Reiche und den Kaisern war. das ist rnhnllicbst bekannt und steht eingegraben in de» Tafeln der Geschichte. Die Reichslreue des Königs Albert, der einem Herrschergeschlechte angehörte, das ctnst auch zur Führung Denlschlands bernsen schien, ist geradezu sprichwörtlich geworden. Wie er unserem jetzigen Kaffer mit seinem vätellichen Rate selbstlos und hingehend z»r Seite stand, ist von uns mehr als einmal gerühmt worden. Daß König Georg auch in dieser Beziehung den Bahnen seines Heimgegangenen Bruders folgen wolle, hat er verwrochen und seither bekundet. Möge der heutige Beiuch in DreSvcn das Band, das die beiden Herrscher und Stämme vecbmdct, noch ieiter knüpfen! Das junge Reich kann nicht besser gefestet werden, als wenn seitens seiner Vormacht die gebotene Rücksicht ans dieEinzelslaate» genommen wird, die einen Teil ihrer Selbständigkeit willig der Einsicht zum Opfer gebracht haben. Der kaiserliche Besuch bat aber noch eine andere Bedeutung. Leute, die aus den Hintertreppen heimisch sind und Lakaien auszu- horchen pflegen, wollten wissen, daß der Kaiser nicht mit dem Vor gehen des sächsischen Hofes und der Ehescheidun gs- angelcgenheit allenthalben einverstanden geweien sei. Durch den heuligcn Besuch wird unseres Erachtens bekundet, daß dieses Hiiitertleppengesibwätz grundlos ist. Es konnte auch nicht anders sein. Der sächsische Hof hat sich in der überaus peinlichen An kunft und Wissenschaft. t' Mitteiluim aus dem Bureau der Königl. Hos- theoter. Im «schauspielhonke wird Sonnabend, den 21- März. Las dreiaklige Schauspiel .Monna Vanna" von Maurice Maeterlinck gegeben. Frau Salbach wird nach längerer Paule wieder die Titelrolle spielen. 7* Köntgl. Hufschauspiel. Als zweite und letzte Gastrolle aus Engagement spielte Frl. v. Runegg gestern abend die Ladt, Milford in Schillers „Kabale und Liebe", leider ohne nennenswerten Eindruck, lieber daS entschieden beträchtliche dar stellerische Talent der Grazer Künstlerin konnte man auch gestern keine» Augenblick im Zweifel sein, freilich rbenlo wenig über die Schwächen ihrer Begabung, die ihre Mllford von vornherein stärker als ihre Sappho in ein kritisches Licht rückte. Was Frl. v Runegg gestern am empfindlichsten vermffirn ließ» war die für die Lady, die ia doch schließlich eine fürstliche Courtlsane ist, un bedingt erfoiderliche Vornehmheit der Repräsentation. Ihrem ganzen Auftreten fehlte, abgesehen davon, daß Frl. v. Runegg lehr wenig glücklich kostümieit war, die wünichenswcrte Hoheit, beson ders im zweite» Akte. Auch die LeidenlchaftSauSbiüche hatten in den Szenen mit Ferdinand etwas recht Arußeiliches und brachten es trotz des Aufwandes von starken, klug gesteigerten Mitteln kaum zu tieferer Wirkung. Besser gelang Ihr der Austritt mit Luise im vierte» Akte, in dem sie vorübergehend Töne von großer Inner lichkeit fand und eine gegenüber ihrer sonst keineswegs einwand- ireien Art zu sprechen doppelt erfreuliche Natürlichkeit in der Be handlung deS Dialogs merken ließ. Alles ln allem dinterließ die Leistung den Eindruck einer großen Begabung von mehr natura listischer als klassischer Färbung, der «nbedlngt erst eine gründliche künstleiischc Erziehung Reife und Physiognomie geben mußte, um an unserer Hosdübne ErsprießllcheS leisten zu können. — Im übrigen gab die Vorstellung des „bürgerlichen Trauerspiels", das in allen Rollen ganz wie früher besetzt war und von dem lehr gut bAuchten Hause mit außerordentlichem Betsall begrüßt wurde, zu kritischen Auslassungen keinen wetteren Anlaß, zumal gerade dieics Werk Schiller« fester als manches andere klassische Drama >m Repertoir unserer Hofbühne steht. VV. Ludwig Richter und Ulphons Dürr. AuS Anlaß deS vor kurzem begangenen 50jäbrigen Geschäfts- minläum» seines BaterS, des kunstsinnigen Leipziger Bcrlags- buckchändlerS MphonsDürr, hat dessen Soyn, Dr. Alpbons Fried rich Dürr, der sich bereits 1879 als Oeser-Biograph rühmlich bekannt gemacht hat, soeben eine „Die Buchhandlung Mpyons Dürr in Leipzig" betitelte, mit einem Bildnis seines Vaters, sowie 70 in den Text gedruckten Abbildungen und 10 Beilagen faksimilierter Briefe versehene, splendid ausgestottete, inhaltreiche Festschrift er scheinen lasten, von der nur zu bedauern ist, daß sie lediglich als Handschrift für Freunde bestimmt ist, und das ist um so mehr zu be klagen, als diese Festschrift einen wertvollen Beitrag nicht nur für die Geschichte des Buchhandels und für die Kunstgeschichte, sondern auch für die Literatur- und Kulturgeschichte bildet. Vor allem freilich werden durch diese Festschrift unsere kunstgcschichtlichen Kenntnisse außerordentlich bereichert, oa Alphons Dürr von einer Reihe von Meisterwerken von Carstens, Thorwaldscn, Peter von Cornelius, Bonaventnra Genelli, Friedrich Preller, Moritz von Schwind, Josef Ritter von Führich, Julius Schnorr von Carolsfeld, Luvwig Richter und anderen musterhaft ausgeführte Reproduktionen vorlegt und mit allen diesen Künstlern idie beiden erstgenannten ausgeschlossen! ebenso wie mit Dichtern vom Rufe eines Emanuel Gerbel und Joseph Victor von Scheffel persönlichen, ja freundschaftlichen Verkehr gepflogen hat, welches Verhältnis auf gegenseitiger Wertschätzung begründet war. Besonders interessant ist, was Dr. Friedrich Dürr über das Verhältnis seines Vaters zu dem ebenso großen wie bescheidenen Dresdner Künstler Adrian Ludwig Richter und über die Popularisierung von dessen Werken durch den Alphons Dürrschcn Verlag sogt, in dem nach und nach eine große Anzahl von Werken Richters vereinigt wurden, die ursprünglich anderwärts erschienen waren. In der eigentlichen Blüteperiode des Kunstverlags halte Dürr freilich an den Verlag von Originalwerken Ludwig Riclffcrs nicht denken können, dessen lOOjahriger Geburtstag am 28. September seine Vaterstadt Dresden vor allem Anlaß hat und voraussichtlich auch nehmen wird, festlich zu begehen; denn Richter ist am 28. September 1803 in Dresden geboren und daselbst bekanntlich auch am 19. Juni 1884 entschlafen. In der erwähnten Blütezeit des Knnslverlags aber gelang es Alphons Dürr nicht, seinen Herzenswunsch zu befriedigen nach Veröffentlichung Richterschcr Originalwcrke in seinem eigenen angesehenen Verma, da Ludwig Richter begreiflicherweise damals olle seine neuen Bilderfolgcn seinem Sohne Johann Heinrich Richter zur Veröffentlichung übergab als dem dazu naturgemäß am ersten Berechtigten. So mußte Älvhons Dürr die große Verehrung, die er für die liebenswürdigen iZchövffinaen des genialen Dresdner MefftrrS hegte, fürs erste auf Erwerbung einzelner Blätter be- schränken, mit denen er neue Auflagen illustrierter Samnwl- werke und Kinderbücher schmücken konnte; es waren das fast die letzten Zeichnungen, die das früh versagende Augenlicht dem Künstler noch zu vollenden vergönnte. Erst später gluckte eS Dürr, eine stattliche Anzahl von Werken Ludwig Richters, darun ter auch die srülicr von dessen Sohn verlegten, für de» eigenen Verlag zu eiwcrben und so schließlich doch der Hauptverlegcr der Meisterwerke Luvwig Richters, dieses „Mannes nach dem Herzen dcs deutschen Volkes", zu werden, der wie irgend einer das deutsche Volksleben meistcihcfft zu schildern veistairven hat. Der erste Anlaß, mit Richter Berbindnng zu treten, die erst der Tod des berühmten Künstlers wieder lösen sollte, ergab sich 18W für Alphons Dürr durch den Ankauf deS Verlags von Georg Scherer. Aus diesem Berlage erwarb Dürr n. a. Scherers .Kinderbuch" und RünickS „A - B - E - Buch" mit den Abbildungen Richters, Georg Scherers „Gedichte" und die Sammlung „Deutscher Volks lieder", pleichscills von Richter illustriert, um von diesen und anderen Werken mit Illustrationen Richters, deren Zahl der Meister aus Diins Bitten noch vermehrte, neu hernilSzngcden Inzwischen halten sich zwischen Dürr und Ludwig Richter auch per'önlichc Beziehungen herzlichster Art angeknnpft, besonders bei den wiederholte» Besuchen, die der Verleger dem Künstler in Dresden und in seinem idhllijch gelegenen Loichwitzer Weinberg? Häuschen abstattele. Leider Halle zu jener Zeit die Sehkraft Richters, der Dürrs Berlagstätigkeit mit warmer Teilnahme verfolgte, schon beträchtlich abgenommcii. so daß er nur noch aus nahmsweise >m stände war. eine neue Zeichnung anzufertigen. Unter solchen Umständen mußte Dürr sich darauf in der Hauptsache beschränken, siühcr einzeln erschienene Radieningen Richters i» neuer, würdiger Ausgabe zn vereinigen oder altere Holzschnitte desselben aus fremdem Verlage in zeitgemäßer Ausstattung darz»- di-ttcn. Dem crstrre» Bestrebe» verdankten die im Jahre 187", erschienenen 12 „Landschasten" ihr Entstehen, über deren neue „Präsentahle Gestalt" Richter selber hocherfreut war. Auch eine größere Zahl älterer Richtcricher Hollschnitte erwarb Dürr 1871 ans dem Verlage von Haendtke u. Lehmkuhl in Hamburg, „in sie i» vorzüglicher Ausstattung neu heraliSzuaeben. Auch über die würdige Ncuherciiisgabe dieser Werke drückte Richter seinem iienc» Verleger wieder und wieder seine herzliche Freude und aufrichtige Genugtuung aus und schrieb ihm u. a.: „Ich war überrascht über die Feinheit und Sauberkeit der Abdrücke. Es sieht fast ans, als wären die Stöcke neu gewesen" und ein ander mal: „Warum hat es sich nichr gefügt, daß die Zeit unserer beiderseitigen Tätigkeit zusammen gefallen ist? Die besten Jahre habe ich notgedrungen an unbedeutenden, i« miserablen