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andere Menschen wie den Geistlichen und den Gericht-schreiber gesehen. Daher war er sehr blade. Seine Blodigkeit verbot ihm. näher zu treten; dabei sah er auch ein, daß seine Kleidung es ihm nicht gestatte, vor einem so hohen Herrn zu erscheinen Aus der anderen eseite aber muhte er, einen wie groben Dienst er dem Gouverneur erweisen könne, wenn er letzt hervortreten und sage» wurde: „Herr Gouverneur, ich werde Sie über den Klub bringen." Indessen erschien es ibm eine Unmöglichkeit, diese wenigen, einsachen Worte zu spreche». Als er aber schließlich Mut gesagt hatte, vorzutrete», halte der Gouverneur bereits nnßvergnügl den Rücke» gewandt und sich »iS Haus begeben, und da stand nun der lunge Bnriche n»eiilschlvssen und ratlos d>. und wußte nicht, was er tun sollte. Erst als Karl Alezandei sah. dag der Wagen wieder angespannt wurde, und Hörle, daß der Gouver neur »mteliren walle, ermannte er sich, stieg die Treppe hinauf, trat >u die Fährslube und jagte »alternd: „Ich werde den Herr» Gouverneur über de» Strom bringen. Ich Nabe inet» eigenes Boot »> der Rabe." Der Gcmi'ernenr »ntwortele lächelnd: „Du hast Dein eigenes Boot — kennst Du aber ana, den Menloki. und verstehst Du auch, Dein 'Boot über den Fluß zu rudern?" „Ich kenne den Meiisott. Biele Soinmer hindurch habe ich il»i bei jedem Weiter befahren." Und nachdem er nun einmal l» Gang gekommen war, verschwand auch seine Blödigkeit unter den iieniidliclie» 'Blicken des Gouverneurs, und er sagte ungenierl: „Und wenn der Herr «'>c»lve>ne»r ,enl übersehen und in dem Gaslbause drüben übernachten, dann werden die Fähilenle die Jab re »hon bis morgen zur Stelle »Hanen, und dann kan» der Wagen des Herrn Gouverneur —" „Tu bist ein kluger, praklischer Junge. Ich werde Deinen Rat befolgen Jehl schasse nur Dein 'Boot her " Der Gouverneur ries seinen Diener herbei, und dieser lieh den Fährmann die Sachen ins Boot bringen. In kaum einer Bierielsiunde saß der Gouverneur am Steuerruder deS Bootes, der Diener mußte beim Rudern Helsen, und zur Zittnedenhelt des Gouverneurs ging die Fahrt glatt von statten. Es war eni herrlicher Manag, Sounenlicht und Sonnenwarmc. Die Birken standen in ihrem srischslen, feinsten FrühlingSgrün. Das niedrige, lichte Uier auf der einen Seite und die »eilen Abhänge der anderen nni ihren dunklen Erlen umrahmten die schöne Fliißlandschaii. Ter Fluß selbst glänzte und strahlte im Scheine der Maisonne und eilte niil kleinen, hnriig brausenden Wellen und Wirveln dem Meere zu. Weißer Schaum stoß zitternd aus der Sberstäclie des Stromes, ding sich an Stämme und Strauche, an Erlen und Steine, wurde auSe>»aiidergcr>sseii, machte lich frei und eilte dem Flusse folgend Weiler, lieber ihn aber »bwebteu Schwalben. Sie ilogen hoch oben am blauen Himmel und flogen liei unten dicht über die Sberstäcbe des Flusses, so daß ihre Flügel daS Wasser berulirieii. Bläßlich drehien iw nch Io schnell, daß inan die weißen Federn ibreS Bauches sab und »vier freudigem Iubelscbrei verichwandeu sie doch oben, wo die Wasserfälle iu lwjem Basse ihren FruhliiigSgruß sauge» Ee war e>» rag. ein L.ed. ein Bild, das iicb >u M' ! AleravderS Seele eingrub, wie er, stolz und »-'.biibewußi, lein Boo! durch wine Grnaeea w . Luils-, ReänS-»ouiinandoS le'.iele „Wo legen wir denn an?" Nagte der Gouverneur. „An dein hoben User: denn dort ist der Flug am i'.e'iie» " entgegneie der .»nabe. „Tu scheinst wirklich den Fluß zu kennen, weil! Iunae Und er» jenl beirachlete er den »nabe», „Wie heißl Tn?" fragte er dann. „Karl Alerander Seg.rberg." «Heiß» D i Segerberg?" sagte der Gouverneur er- »aiiui „ivar Tein Bauer der Ma>or »an Segerberg?" „Ja. der Ba'er ivar Rcaior." „Und Deine M'uner oeißi Adelaide?" „Ja. so beißi sie. Sie wird aber Maria genannt. Tenn der Baler lieble den anderen Rainen nicht." Ter Gouverneur beiracbtele den »naben mit der größten Aufmerksamkeit. „Ich cr- iunere mici> whi ivol'I. daß Tein Baler de» Raine» mcl'i lieble." Und er dachte daran, wie der Raine Adelaide SlberS. der Raine der einiigen rochier des reichen Olbers. einst mals ui dem Munde einer Legion von Gardeostiiiere» und von wenigstens vier Genera tionen der »»dielenden Jugend ivar. 'Biele, viele Jahre wurde er genannt, bis die Zeiten nch anderieu. Adelaide wurde von Dichter» und Sängern begingen. Man sang und stusierie ihren Ramen. und dann bemächtigte sich seiner der »latsch der »leiN'iadt, und schließlich kamen bö'e Zunge», die ihn besudelte», und böse Hände, die ihn mit Schmutz be» warten. Den wilden Major, wie man »arl Segerberg nannte, störte dies aber nicht. Er sühne sie trotzdem beim. Der >a:ne Adelaide ivar ihm aber verhaßt geworden. Deshalb nannte er seine Gattin Maria . , . Hier erwachte er aus seinen Betrachtungen. Denn das 'Boot fließ au', und »'hl galt es. au Land zu kommen und daS Wirtshaus zu erreiche». M» Muhe kletterte der Gouverneur die Anhöhe hinauf, »arl Alerander solgie mit dem Gepäck. AIS der Gouverneur auf seinem Zimmer ivar, schloß er die Tür und begann in seiner gutmütigen, treundlicben Wette ein Genera'.verlior mit dem »naben. „Deine Mutter lebt und ist kränklich, mein Junge .' Wo wohnt Ihr ? — Weißt Du, mein Freund", fügte er hinzu, als er sah, daß »ar! Alerander errötete, „ich dar' die'e Fragen tun. Denn ich bin e.u alter »amerad Deines BalerS. Schon :>» Kadettenkorps waren nur zusammen: ich 'enne Deine '.'Autler aus ihrer frühesten Jugend, und wir waren damals guie Freunde. ' e wird ",ch meiner noch erinnern. Mein Raine i'i Jakob »ru'e, Baron »ritte. Gouverneur d.este Provinz." „Wir wohnen hier in der Rüge ans »anlula", entgegneie der »'nabe, „Mama ist fast immer krank, di« Tante führt den Haulbalt und —", die Aus«» de» hübsche» Knaben füllten sich mit Tränen. „Karltula, eben dahin wollte ich ja wegen de» ewigen Prozesses um das Stromrecht und den LachSsana. Geh', mein Junge, und sage dem Wirt, er möge anspannen lassen. Wir fahren nach Karttula. Bielleicht kann ich dort auch übernachten?" Der Knabe fchwieg einige Augenblicke, dann aber antwortete er mit einem entschiedenen Nein. „Stellt es so schlecht mit Dir, arme Adele Olbers," und Baron Kruse verfiel in tiefe Gedanken. Ja, die Olbers waren wunderliche Menschen. Man behauptete, es fliehe Zigeunerblut in ihren Adern. Schön, begabt, heißblütig, ehrgeizig, und, wenn es die sogenannte Ehre galt, oft nicht genau genug, aber schön, in Wahrheit ein schönes Geschlecht. Und der säst sechzigjähriae Baron Kruse erinnerte sich mit Rührung und Wärme eines Märztages hoch oben m den Bergen bei Helsingsors. Welch herrlicher Tag mit strahlen der Sonne. blauem Himmel, mit milchweißen Wolken und zitternden, lustigen Schatten in Blau und Lila unter den gepuderten Zweigen der Espen und Birken. Die Ahnung eines kommenden Frühlings zog mit dem Morgenwinde durch die Kronen der Fichten und jchültellc' Millionen von Schneeflocken von den nieder-hängenden Weidenzweigen. In diesem jiingsränlichc» Frühling sah er sie, Adele Olbers. zum erste» Male, iung wie der Frühling, strahlend wie er. Und dann dieser Innitag mit den blühenden Apfelbäumen. — Ja, hätte sie nur alles gehalten, was sie versprach, dann hätte das Leben für sie beide schon anders ousgesehen! Aber sie war flüchtig wie der Wind, ihr Versprechen zerbrechlich wie die Apselblüte Und dann hatte es begönne», das Leben der Not, das ihr Herz und ihren Eharalter zersplitterte, alles das in ihr zersplitterte, was noch Festes in ihr war. Da war Segerberg, dieser Teufelskerl, gekommen. Nun ja. er, der wilde Major, besaß ja die Kraft, sie in Zügel zu halte» und sie für ihren Ilen Leichtsinn zu strafe». Baron Kruses Gedanke» wurden von Karl Alexander unterbrochen, der mittelste, daß die Pferde vorgespannt seien. Eine Stunde später fuhr Baron Kruse durch die verfallene Pforte des Herrensitzes Karttula. Schon zu Zeiten der greiin Marie Luise Stjernstedt war der historische Herrensitz verfallen. Nach zehnjährigen Prozessen zwischen den Erben, die andere Namen trugen und andere Interessen hatten, als die alle gnstaviciiiiscke Dame, war er von Hand zu Hand gegangen. Er war verteilt und wieder znsainmengelegt, seine Wälder waren abgehauen, seine Aecker waren vernachlässigt, der schöne Obstgarten und der Park mit seinen einst herrlichen Linden waren verwildert. Dgs Herrenhaus ivar, in Jahr und Tag nicht be wohnt, feucht, kahl und baufällig. Wäre bei dem Gute nicht der vorzügliche Lachsfang gewesen, dann hätte der Generalmajor Olbers cs schon längst abgeschüttelt. Er selbst war in dieser Gegend gänzlich unbekannt und hatte hier auch nie gewohnt. Ta verheiratete sich seine Eonline Adelaide mit seinem früheren Kameraden, dem Major Segerberg. Und »ach dein Tode deS wilden MajvrS wies er der Witwe das verfallene Wohnhaus an, >» das sie mit ihrer Schwägerin zog. Hier lebten sie jahraus lahrein, ernährten sich von dem, was Feld und Wald ihnen cinbrachtcn, und überließen dem General unver kürzt die Einnahme anS der Lachssttcherei. Baron »ritte fuhr über den mit Gras bewachsenen Hof, ließ vor einer verfallenen Beranda halten, stieg die knarrende» Treppen hinaus und trat in den Flur. Karl Alexander eilie ihm voraus. AnS dem lauten Lärm im Innern ivurde eS dem Gouverneur klar, daß sei» Besuch große Unruhe hervorrnse. Er begab sich in das Borzimmer, das leer ivar, und setzle sich in einen altertümlichen Lehnstuhl. Er schaute sich um. Alles trug das Gevräge einer ärmlichen, dürftige» Gegenwart und verriet eine glänzende Ver gangenheit. DaS Zimmer war niedrig, die Möbel in verschossenem Perlgrau waren im Slil Louis XVI. Ei» Fries von gelben Eentauren ans weißem Grunde und ein Porträt eines der alten Barone Stiernslcdt, der düster auf die jetzigen Bewohner niedcrschautc, erinnerien daran, daß dieser Orl einst bessere Tage gesehen hatte. Die Frühliiigswmie zeichnete eine Karikatur des bunten Fensters auf den Fußboden. Eine Teerose verbreitete ihren seinen Dust, alles war ruhig und still, so sttll, daß man die Fliegen um den alten Kronleuchter silinmen hörte. 'Da ösfnete sich die Tür und auf der schwelle erkchie» die Majori» Segerberg. apathisch, weder froh noch mißgestimmt, ging sic grüßend dein Baron »Bitte entgegen. Bon der einst hübschen Adele Olbers war nichts mehr da. nicht einmal der Raine, c-ie hieß ja jetzt Maria. Bor Kruse stand eine fette, gewöhnlich ansschende, frühzeitig gealterte Fra». Ta dieses Weib in jüngeren Jahren last anssclstießlich von den niilenghare» Triumphen zehr e, die ihre jugendlichen Reize errangen, wurde sie im Alter, nachdem ihre Erfolge antgehört Hallen, vollständig interesse los in dem Leben und gegen das Leben. Als der wilde Major ihr Jawort erhielt, be griff er sehr wohl, daß sie ihn als ihren letzten Halt »ahm. Dieses Bewußtsein machte ihn noch rücksichtsloser und brutaler, als er bis dahin gewesen ivar, und in seiner harten Schule verschwanden bei ihr schnell die letzten wenigen Spuren geistigen Lebens. Ties geschah zu gleicher Zeit, als der Major Segerberg die letzten Reste des Olbersschen Be» mögens verlor. Maria Segerberg wurde eine schlasse, gleichgültige Frau, die auch nicht mehr unter ihrer Armut und ihrer schielen Lebensstellung litt. cgorGiiung!o<§t.> Lu8vsrksuk vvAsv Lonkurswis koswsrmsLsse l. I. LtsKs. T e inni Konkurse des Maniisakturwarcnständlers ttolaiilel» stier» Ros- uiaringassc 1. gehörigen Borräie au: Herren- und Knaben - Anzügen. Herren- und Knaben-Palctots. Anzugstoffen, Damen .Konfektion und Kostum-Rockcn, Sommer-Kattunen. Damen - Kleider stoffen aller Art Barchenten. Velours, Damcn-Lcibwäfchc. Bettwäsche, Ear dincn. Vitragcn. 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