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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits al- Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post. Abonnent» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugzgebllhr: viert«IME »» Dl.: Kur« Dt« .Dresdner Nailmchtkn, «rtivctnen k»,ll« «»rgru«: die ««„eker in Dlerdcn und der naLlien Unmebuns. wo die Üniwauno durch eiaeiic Boten oder Uommililoiiürc «Mat. erkalten da» Blatt a» rgochentaien. die mchl auihonn- oder «ienaae tolaen, in ttt>« Teitauoaabe» »den«» und »oraent «uaellellt. Nflchdrucl allerAriltel u. Ortgtnal- Millcllunacn nur nni deutlicher Oi, etleuanaade l,Dretd. Na»r."j «ulaisl,, Nachtrir,lutie v.gnorgr- anivruch« dleidrn underüaucktiat; u»ver!,u,te Maimslrivt« werden nicht auwewatirt. relearamm-Adresse: Rachrtchten Dresden. 18LV Verlag von Kiopsrh L Rercliardt. /lnrelgen-carlk. »nnakme von «nkllndlinu,«» bi» nachmittaaS » U!ir. Sonn, und 8e>erta,S nur Marienittatze 3« von li bi» V,i Mr, Die l lvaltiae Lrmid «eile <ca. s Silben! so Pf,. An kllndi,u»,en au! der Privaiieite Zeile L P>, : die rlvaltlae Zeile als „Ein aeiandt" oder au! Terüeiic so Bi, 8» Numiiicru »ach Sonn- und Kein ta,en l de«, rivalüae!8rund«eilen so. « de«, eo und so Ps» nach de wilderem Tarif. Auswärtige Au! träge nur gegen Vorausbezahlung, Bclcgdlätlcr werden mit 101«,. berechnet. ycrnlvrechanschlub: Am« I Nr. U und Nr. 2vi»K. m. Slorv Vrauvrei LvLssMlL „«a Imvoi'l'il S esu b, !ll öim silicl , IvlvpItON 1 I. No. 283. Nr. «4. HW ,k. Neueste Drahtberichte. Geh. Obcrt-nuiat Caiister si. König Albert-Gedächtnis-Stiftung. Exiicr-Prozcß. Gerichts- »- Verhandlungen. Lledeiabend Antonie Beel. Zur Geschichte c»er Dresdner Frauenklinik. Tumerstall, 5 . März 1903. Neueste Drahtmeld»n«iei, vom 4. März Wilhelmshaven. Der Kaiser, der die Nacht an Bord des Linienschiffes „Kviscr Wilhelm II." verbracht hatte, verlief; das Schiff vormittags 10 Ubr und begab sich mit dem Prinzen Heinrich und dem Großherzog von Oldenburg nach der dritten Hafeneinfahrt zur Besichtigung der dortigen Hafenarbeiten. Hierauf nahmen der Kaiser und Prinz Heinrich, sowie der Gros,Herzog von Oldenburg unter Fiihrung des Staatssekretärs Tirpitz und des Oberwerftdirektors Kontreadmirals Wodrig die Kaiserliche Werft in Augenschein. Berlin. >Priv.-Tel.> Die Budgetkom Mission des Reichstags führte heute die Beratung des Militär-Etats zu Ende und genehmigte sowohl den Nest des vreuiiischen wie den sächsischen und würltembergiichen Etat. Bei dem Etat für das sächsische Kontingent fragte Abg. Müller-Fulda an, welche Kosten die bevorstehende Veränderung der Feldartillcrie verursachen werde, und ob die deutsche Konkurrenz berücksichtigt werde. Kriegsminister v. Goßlcr erklärte, er könne im voraus keine be stimmten Summen nennen. Für eine genaue Prüfung der Kosten werde gesorgt. Abg. Graf Oriola verlangte nähere Mitteilungen über die Kosten, unter Berücksichtigung der Konkurrenz von Krupp, um den Ring dieser Firma zu brechen. Abg. Kirsch iZcntr.f schlug eine Resolution des Inhalts vor. daß bei Begebung des Bedarfs an Munition usw., die Lieferungen tunlichst an eine Mehrheit vergeben werden, damit sie nicht Monopol eines Unter- uehmers würden. Regierungsseitig wurde bestritten, das; die Lieferungen an ein Monopol vergeben würden. Äbg. Kirsch zog seine Resolution zugunsten einer solchen dcü Prinzen von Aren- bcrg sZentr.l zurück. Letztere lautet: Bei Vergebung der Liefe rungen an Munition und Artillcricmaterial ist tunlichst rn ver anlassen, daß eine Mehrheit von Lieferanten zugelassen werde, damit die Konkurrenz ini Interesse des Reiches aufrechterhaiten bleibe. Diese Resolution wurde mit 17 Stimmen angenommen. Die Annahme des sächsischen Etats erfolgte unverändert. — Die Reichstags ko in Mission zur Vorbereitung der Novelle zmn Krankenversicherunasgcsctz trat heute in ihre Be ratungen ein. Aus den Verhandlungen ist hervorzuhcben, daß der Vertreter der sächsischen Regierung die Krankenversicherung der ländlichen Arbeiter für nötig erklärte. Seine Negierung habe nur von einem eigenen Vorgehen abgesehen, weil sie eine rerchs- gesetzliche Regelung erwarte. Am Anregung des Abgeordneten Gamp gaben die Vertreter Sachsens und Bayerns die Erklärung ab, daß sie eurer reichsgesetzlichen RcgAmrg mit Spannung cnt- gegensähcn unö einer solchen gewiss keine Schwierigkeiten ent- gcgenictzcn würden. Im gleichen Sinne sprachen sich die Ver treter Badens und Württembergs aus. Bermißt wurde eine ähnliche Erklärung von Vertretern Preußens. — Die Reichs tagskommission zur Beratung des Gesetzes über die Phosphorzüntnvaren genehmigte heute § 1, Absatz 1 bis 3. mit sämtlichen Stimmen gegen d:e des Abgeordneten Pichler. In der nächsten Sitzung am Dienstag soll über die Entschädigungs frage verhandelt werden. — Die P e ti ti on s kom inissi on des Reichstags überwies heute eine Bittschrift mehrerer Handels kammern auf Aenderung des Gesetzes zur Bekämpfung des un lauteren Wettbewerbs dem Reichskanzler als Material. Kassel. lPriv.-Tel.) Der Bremjer Krohn verübte einen Mordanschlag auf seine Ehefrau und verletzte sie durch zwei Nevolverschüsse schwer. Oueenstown. Ter Dampfer „ Merion " ist wieder flott geworden. Washington. Der Senat nahm zu dem Entwurf eines Torisgesetzes für die Philippinen einige Abänderungen an, nach denen Zigarren und Zigaretten von der Liste der zollfrei einzu- tührcnden Waren entfernt und ferner die Zölle auf Zucker und Tabak von 25 auf 50 Prozent der Sätze des Dingleytarises erhöht werden. Der Senat genehmigte ferner die Berichte über das Marinebudget und die allgemeinen Nachforderungsvorlagcn, welche den zu einer gemeinsamen Konferenz abgeordneten Ver tretern beider Häuser des Kongresses erstattet worden sind. Das Marinebudget sieht einen Betrag von 81877 291 Dollars vor. der Richter des hiesigen Bezirksgerichtes unter Hinweis auf die Petition von Angestellten der Wabash-Realroad-Company ein Ver bot veröffentlicht, demzufolge die Vorsitzenden der Arbeitcraus- schüsse, sowie alle anderen Personen sich jeder Emuüschung zu ent halten haben. Der Verkehr der Wabash-Nealroad wird aufrecht erhalten. Tanger. Die Lage in Marokko kann nach englischer Dar stellung wahrscheinlich ebenso gut 6 Monate als 8 Wochen auf dem toten Punkte bleiben. Der Kriegsminister rückt in der Woche zwar ein paar Meilen vorwärts, ist aber noch nicht über die Hiainas hinausgckvmmen und hat also noch die mächtigsten Stämme vor sich. Indessen hat das Ansehen der Negierung im ganzen Reiche gelitten durch die Art, wie der Sultan die Ereignisse östlich von Fez im voraus beurteilt. Jo hannesburg. Die Berichte über die Ein g eb o ren e n- Arbeit für den Monat Februar weisen eine überraschende Ver besserung in den Zahlen ans, denn diese sind für diesen Monat seit dem Bestehen der Native Labour Association die höchsten mit Aus nahme des April v. I. Die Zahl der angeworbeiien Einaedorencn betrug im letzten Monat 5812, d. i, ein Zuwachs von fast 2000 gegenüber der Zahl für den Monat Januar. Man sieht die Lage letzt günstiger an, als dies eine Zeit lang der Fall war. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 4. März. —* Der neuernannte österreichisch-ungarische Gesandte am hiesigen Hofe, Herr Velicz v. Lüszlüfalva und Gemahlin trafen, von Kairo kommend, hier ein und nahmen im Hotel du Nord Wohnung. —* Heine mittag Vsl2 Uhr fand auf dem Trlnitatissnedhofe unter Teilnahme einer hocbaiisehiilichen Tranervcrsammlnng die Beisetzung des am l. März im 85. Lebensjahre versimbenen Herrn Geh. Overbanrntes und Laiidbaumeisters a, D- Adolph Eanzler slatt. Ter in der Pareniationslialle inmitten von Lorbeerbäumen und brennenden Kerzen ausgebahrte Sarg, zu dessen Haupte» ein samtnes Kissen mit den Orden des Verblichenen lag, verschwand unter einer Fülle von Palmen und Blumen. Kostbare Spenden der Liebe und Verehrung halten niedcrgelegt der Dresdner Architekten-Verein. die Landbaubeamten Sachsens, das Personal des Landbnunmleö Cbemnitz, der Altienverein Zoologischer Garten, dem der Verstorbene als Aussichtsratsmitglird annebort batte, und die Direktion desselben, weiter die Logen znm goldenen Apfel und zu den drei Schwertern u. a. m. Unter den Erschienenen bemerkte man die Herren Geheimen Räte Nitterstcidt und Iah». Geh. Banrat Waldow, Geh. Postrat Posibaurat Zopf, Direktor Schöpf, sowie mehrere Geheime. Ober- und Bauräte der Generaldrrektioir der Staatsbahnen, Abordnungen der beiden Dresdner Logen zum goldenen Apfel und zu de» drei Schwertern und Aiträa zur grünenden Raute, des Aktienvereins Zoologischer Garten, des Sächssichen Ingenieur- und Architektcn-Vereius, sowie endlich der Kunftaenossenichast. Eingeieitet wurde die Feier durch den vom Schnlzeschen Fricdhofschor gesnngenen Choral „Jesus ineine Zuversicht". Die Gedächtnisrede hielt Herr Pastor Dr. pH. Nenbert von der Kreuzkirckie über das Schristwort 2 Kor. 5, 1., 2. „Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Und darüber sehnen wir uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlanget, daß wir damit überkleidet werden". Kein anderes Avostelwort, so führte der Geistliche aus, eigne sich besser als dieses für den hockbegnadeten Baumeister, der nach einem langen, arbeitsreiche» Leben nrinmehr hier zur Ruhe gekommen. Was der Heimgegangene in seinem Berufe, in seinem Fache ge- leirtet, das sei in manchem schönen Monument der Baukunst der Nachwelt überliefert, damit habe er sich ein stetes ehrenvolles Gedächtnis unter seine» BerusSgenosscn gesichert. Seiner schlichten Denkungsrveise, seiner Uneigeniiützigkeit, seiner Treue nach aber stehe er ihnen allezeit lebendig vor Augen und lebe ihnen im Herzen. Nachdem der Geistliche geendct, trat Herr Oberbaurat I Andrac an den Sarg, um dem Heimgegangenen im Aufträge . .. imd Architellcir-Vereins einen ehrenden Nachruf zu widmen. Ties^eirübt stehe dieser an der Bahre dieses Eliticblaseneir, der über 00 Jahre sein Mitglied war. Er war der letzte Oberlciiidbniimcisler und schloß deren Reihe würdig ab, indem er durch manchen herrlichen Bau nicht nur dem Staate, sondern auch der Stadt Dresden gedient. Liebenswürdig in seinem ganzen Wesen, habe er ledern gern mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Mit dem Lorbeer, den der Ingenieur- und Architekten-Verein dem großen Künstler widme, werde dessen Andenken in seinem Kreise gesegnet bleiben. Nachdem sodann der Geistliche daS Gebet gesprochen, wurde der Sarg aufgehoben und unter Vomiitritt von Blumeiiträger» der „Pietät", sowie iinlcr den Klängen deS Stcrbc- liedcs „Gehet hin und grabt mein Grab" zur Grufr getingen. Am Grabe angclangr, legte noch Herr Banmeiilcr Ncrrns im Namen der Knnslgenvssensihast einen Kranz nieder. Mit Gebet und Segen und unter den, Gesänge des Liedes .Wie sie so sanft rnh'n" endete die ernste Feier. —* Nm das Gedächtnis Sr. Majestät des verewigten Königs Albert besonders zu ehren, soll eine Stiftung errichtet werden, die Kranken und Bedürftigen Heilung und Hilfe gewähren soll Die zu solchem Zwecke zu sammelnden Beiträge sollen mit Aller höchster Genehmigung zu einer „König Albert-Gedächt nis - Stiftuirg" vereinigt und Ihrer Ma;estät der Königin-Witwe am 19. Juni 1903, ein Jahr nach dem Tode des unvergeßlichen Königs, zur freien Verfügung zu grinsten der von Ihrer Majestät begründelcn Liebcswerke überreicht werden. Es hat sich für diese Stiftung ein Landes-Ausschus; gebildet. Dem engeren Ausschuß ge hören an die Herren Beutler, Oberbürgermeister. Gras von Körrneritz-Losja. Wirkt. Geh. Rat, Dr. Meynert. Geheimer Hosrat, von Mctzsch, Staatsminister, Müller von Bern eck, Generalleutnant z. D., von Treitschkc, General der Infanterie. — Etwaige Anfragen sind an General leutnant z. D. Müller von Bern eck, Dresden, Comenius- straße I, I., zu richten. — Die Sächsische Bank mit ihren Filialen hat sich bereit erklärt, als Hauptsammelstelle der Beiträge tätig zu lein —* Tic „Villa Toskana", wohin die Prinzessin Luise von Toskana nunmehr übersiedelt ist, liegt etwa 10 Minuten von der Stadt Lindau im Dorfe Aeschach. Kurz nachdem man, von der Stadt kommend, die einen Scearm übcrbrückende, 300 Meter lange Holzbrücke passiert hat, gelangt man zu dem die Villa umgebenden stattlichen Park, der einerseits von der Straße, auf deren Gegen seite andere Billen liegen, andererseits vom See begrenzt wird und hier durch langgestreckte Ouadermauern gesichert ist. Mitten im Park, ater nahe der Straße und von dieser aus gut sichtbar, liegt die Villa, ein drei Fenster breiter zweistöckiger Mittelbau mit Flügelbauten. Rechts befindet sich eine Dependance für das Ge folge oder für Gäste, links ein großes Wirtschaftsgebäude — alles gleichmäßig in einfacher, aber recht ansprechender Bauart. Am Eingänge des Parkes, der von einem hohen eisernen Gitter um schlossen ist, steht ein Wohngebäude für den ständigen Hausver- Walter. Von der Billa und dem See-User aus bietet sich ein pracht voller weiter Blick über den Bodensee und die Allgäuer, Vorarl berger und Schweizer Alpen. Die Billa ist für den Sommer gebrauch eingerichtet und nur zum Teile für die Zeit, wo man heizt. Die Familie Toskana pflegte seit Jahrzehnten den Sommer und Herbst hier zu verbringen; im vorigen Jahre reiste sie erst Ende Oktober ab. Im vorigen Sommer weilte auch Prinzessin Luise als damalige Kronprinzessin mit ihrem jüngsten Kinde längere Zeit hier und der Kronprinz machte ihr dort einen Besuch. Vor der Villa Toskana versieht ein bayrischer Gendarmerieposten den Dienst, und in der Villa» befindet sich toskanische Hofdienerschast in Funktion, welche die gemessene Weisung hat, niemanden vorzulasscn. der sich nicht mit einem Erlaubnisschein der toskanischen Hostammcr in Salzburg auszutveiscn vermag. — Giron darf Sachsen. Bayern u»d Oesterreich nicht betreten. Sämtliche Grcnzbehörden der erwähnten Staaten haben die Instruktion erhalten, ihn die Grenze nicht passieren zu lassen, und sind im Besitze seiner Photo graphie. — Ein italienisches Blatt will aus Genf die Inhalts angabe der Resignation, welche die Prinzessin Luise vor der Uebcrsiedelung nach Lindau unterzeichnet habe, erhalten haben. Die Resignation soll zwischen Salzburg und Dresden vereinbart Kunst und Wissenschaft. 7* In der heutigen Vorstellung der Könial. Hofoper, „Mignon", singt Frl. Gardini vom Leipziger Stadttheater die Titelrolle. f* Licder-Abrnb. Eine junge, scheinbar angehende Künst lerin, Frl. Antonie Beel, stellte sich in einem eigenen, im Musen hause veranstalteten Konzert als Liedersängcrin erstmalig vor. Ihre Darbietungen waren in der Hauptsache von gutem Eindruck und meist befriedigend, namentlich soweit die stimmliche Begabung in Frage kommt. Frl. Beel vertilgt über einen angenehmen, gut tragenden Sopran, dem es an Wärme und Innerlichkeit nicht fehlt, der Modulativnsfähigkeit besitzt und der Schattierunaskunst leicht zugänglich erscheint. Aus nicht gleicher Höhe der Bedeu tung stehen vorläufig noch Vortrag, Textaussprache und Aus- sassung, die, noch stark in der Entwicklung begriffen, unschwer sie Anfängerin erraten lassen. Immerhin ließ sich auch nach dieser ^eite hin eine nicht gewöhnliche Intelligenz beobachten, die vielleicht nur der Reife »nd Routine bedarf, um als wesent- siche Förderin der von Frl. Beel angestrebten Ziele gelten zu können. Vor allem wird Frl. Beel darauf achten müssem ihrem Vortrage eine bestimmtere Physiognomie zu geben, ihm dm Stempel des Persönlichen aufzudrücken. Hieran fehlt es ihr und ihrer Vor tragskunst noch am fühlbarsten. Das Programm war unverkenn bar mit vornehmerem Geschmack, aber nicht immer zu Gunsten der Konzertgeberin gewählt. Gesänge, ivie Schuberts „Gefrorne Tränen", „Der Wegweiser", eignen sich für den weiblichen Vor trag überhaupt nicht, noch weniger Brahms' „Sehnsucht" — cs berührt zum mindesteu merkwürdig und befremdend, aus dem Munde einer Dame zu hören: „Hinter jenen dichten Wäldern weilst du, meine Sübgelicbtc." . . . Auch Schumanns „Frühlings nacht" liegt — obgleich hier der Beifall mit am starrsten war und das Lied wiederholt werden mußte — Frl. Beel zur Zeit noch nicht besonders günstig. Es fehlen ihr die starken, leiden schaftlichen Akzente, die „jauchzend" den Hörer hin- und mitrcißen sollen, zu den Wundern des Licbeswelicnö in Frühlingsnacht. Bedeutend besser und vollkommener in Auffassung und Ausführung gelang Frl. Beel dagegen Astorqas Arie und Rezitativ: „tZual mai tatals", die sie sehr anerkennenswert sang, und die Brahins- schen Lieder: „Ach, wende diesen Blick", „Wir wandelten", „Meine Liebe ist grün", auch «Schumanns „ÄolkSlicdchcn". Ließen sich auch noch mehr der Ausstellungen machen, so hat Frl. Beel in vortrefflicher Begleiter am Klavier bewährte sich wieder Herr Karl Pretzsch. H. 8t. Zur Gründung eines Arthur Nrkisch-Fonds schenkte der Berliner Musikfreund Kaufmann I. M. Block dem Leipziger Gewandhaus 20 000 Mark. Zur Geschichte der Dresdner Frauenklinik. Wie schon kurz erwähnt, wird die neue Königliche Frauenklinik und Hebammenlchranstalt im Lirken- wäldchen Ende März eröffnet werden, nachdem es sich als un möglich herausgestelll hatte, den ursprünglich hierfür angesctztcn Zeitpunkt — August vorigen Jahres — einzuhaltcn. Mit der Uebergabe der neuen Anstalt ist keine Erweiterung der Klinik usw. verbunden, sondern der Neubau machte sich nur notwendig, weil die jetzigen Räume in Friedrichstadt nicht mehr de,, Anforderungen genügen, welche mit Rücksicht aus die Fortschritte der Wissenschaft und Hygiene an eine derartige Anstalt gestellt werden müssen. Do ein llin- bezw. Erweiterungsbau der an der Seminarstraße gelegenen Gebäude sich in keiner Weise als praktisch erwiesen haben würde, so mußte der Staat auf einen Neubau zukommen, für den sich ein sehr geeignetes Areal in dem im Besitze der Stadt gemeinde befindlichen Birkenwäldchen darbot. Die Regierung er warb einen über 37000 Quadratmeter großen Teil des Birken wäldchens, und zwar denjenigen Teil, der von der Pfotcnhaucr- straße, der Fürsten- und Terscheckstraßc, sowie dem Jiedlerplatzc umgrenzt wird, wo also hinsichtlich Licht. Lust usw. gegenüber den jetzigen Anstaltsgebäuoen wesentlich günstigere Bedingungen ge geben sind, da das Areal der Friedrichstädtcr Anstalt nur reichlich 11000 Quadratmeter umfaßt. Wie in der Scminarstraße, hat auch die neue Klinik wieder ein Krankenhaus, und zwar das neue Johannstädter Stadtkrankenhmis, zur unmittelbaren Nachbar- schaft, da letzteres von der Klinik nur durch die Terscheckstraßc getrennt ist. Das städtische Bürgerhospital ist ebenfalls ganz in der Nähe der Anstalt gelegen. Es ist vielleicht nicht uninteressant, die Geschichte der Frauenklinik, die nun bald hundertunddrcißia Jahre besteht, zu verfolgen. Das Entbindnngsinstitut verdankt seine Begründung einem Wohltätigkeitsverein, der seit der Mitte des 17. Jahrhunderts hier unter dem Namen „Oolla-sium akaritativum" zufammen- getrcten war und am 9. April 1771 den Beschluß faßte, emc Unter- richtsanstalt für Hebammen zu errichten. Es wurde ihr ein Platz in dem Flügel D der Militärkasernen in der Neustadt cinge- räumt, und die Kosten der ersten Einrichtung kamen teils aus der Kasse des Vereins, teils wurden sic durch Privatbeiträae aufae- bracht. Da indes auf diese Weise der Kostenbeitrag für fort- laufende Erhaltung von nur drei ihrer Entbindung Entgcgen- sehendcn und drei Wöchnerinnen erlangt werden konnte und diese Zahl von Entbindungen dem Bedarse zum Unterrichte nicht ent sprach, so trugen die Landstände im Jahre 1776 aus eine Erweite rung und Verbesserung dieser Anstalt an, worauf durch ein Reskrip« vom 27. Juni 1781 das Institut als Privatanstalt geschlossen und als öffentliche Lehranstalt nicht nur für Hebammen, sondern auch für Geburtshelfer mit dem Oollc-xirun rusckic-c, cchirui-psiouin vereinigt, von sechs auf zwölf Betten erweitert, aus öffentliche Kassen angewiesen und am 1. Januar 1784 als LandcS- Entbindungsschule eröffnet wurde. Nachdem diese 38 Jahre lang in den Kasernen ruhig bestanden hatte, requirierten die franzö sischen Lazarett-Behörden gegen Ende des Monats August 1813 die von dem Hcbammcmnstitut innegehabten Räume, und so wurden am 28. August desselben Jahres die Insassinnen sämt lich entlassen und das ganze Lokal geräumt. Weil aber während des Krieges viele Hebammen gestorben waren und das Bedürfnis nicht mir nach unterrichteten Hebammen, sondern auch nach Geburtshelfern in den meisten Teilen des Königreichs Sachsen dringend gefühlt wurde, wurde durch Verordnung des General Gouvernements im Laufe des Jahres 1814 das ehemalige Winzlersche Haus im Zeuahofe (jetzt Baustelle Zeughausplotz 2j. das bis dahin als Wohnung ocs Oberzcugmcistcrs gedient hatte, dem Entbindungsinstitutc angewiesen und während der Monate Oktober und November zu diesem Zwecke eingerichtet, so daß mit Anfang Dezember 1814 das Entbindungsinstitut eröffnet werden konnte. Von diesem Zeitpunkte an tritt das Institut in die Reihe der wissenschaftlichen geburtshilflichen Lehranstalten, bestimmt zur Aus bildung von Geburtshelfern und Hebammen, und hat diesem Zwecke unausgesetzt bis zur Gegenwart gedient. Fast 55 Jahre lang befand sich das Institut am Zeughaus- platz, doch machte sich linmcr mehr das Bedürfnis nach Erweite rung und Vergrößerung geltend. Man kam deshalb schließlich darauf zu, in der Fricdrichstadt, und zloar an der Seminar-, Dinter- und Wachsblcichslraßc, völlig neue und umfangreichere Gebäude zu errichten, in welche das Institut am 17. Oktober 1869 verlegt wurde. Hier sucblc ini Jahre 1875 eine schwere Brand- katastrophe die Anstalt heim, indem in der Nacht zum 8. August der Lachstuhl des Mittelbaues sowohl wie der beiden Seitenflügel durch Feuer gänzlich zerstört und auch sonst, namentlich durch Wasser, beträchtlicher Schaden ungerichtet wurde. Die sämtlicher, Insassen der Klinik wurden damals in das angrenzende StÄt- krankcnhaus ilbergefübr^