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^ - «2 - aber Sie hatten recht, Fräulein Eva. ich spüre eS selbst, ich gehe -» Veit in «einer Offetcheit." HänSchen unterbrach dar peinliche Gespräch. Ein Leidentüchelchen in der Hand, daS er ihr hinreichte, kam er auf Eva zugefpr-unaen, damit sie eS uneder um seinen Hals knüpfe. Sie willfahrte dem Wunsche und strich dabei seine nach allen Windrichtungen stehenden Härchen glatt. Mit seinen von den zerdrückten Früchten recht aiiaefchmutzrru Händchen suchte er währenddem in den Taschen semeS Höschens herum und reicht« nun et» paar Fruchte dem (haste hin: „Herr Oskar, willst Du Pflaumen? Ei, Du. schön-Roth- kvpf?" „Schlingel!" Er kreischt hell auf vor Vergnügen bei einer Handbetveaung von ihr, die die angetane Beleidigung rächen zu wollen scheint, und rennt davon. Aber oaS Köpfchen wendet sich leden Augenblick zurück, und die Augen sehen sie erwartungsvoll an, ob sich nicht eine regel rechte Hetzjagd aus diesem vielversprechenden Anfang entwickeln könnte. „Daß Du 'Dir nicht wieder den Plagen verdirbst, HänSchen!" ruft Eva hinter ihm drein, und dann zu OSkar gewandt, seufzt sie: „Ach, inan bat auch ewig seine Sorgen!" „Sie nehmen aber doch alles viel zu schwer, Fräulein Eva! WaS man nicht ändern kann —" „Zu schwer? Sie meinen Hänschens verdorbene» Plagen? Nun, daS tue ich nicht! Sogar Papa steht diesem sich beständig wiederholenden Ereignis schon ziemlich ruhig gegenüber. Was soll uian machen, wenn der Junge sich so an die Nahrung hält?" Der Kommerzienrat trat, aus einem Seitenweg kommend, zu ihnen heran: „Bitte, stecken Sie doch dieses 'Blatt ein." sagte er, Oskar eine Zeitung reichend. „Ich habe einen Artikel darin angesirichen, der Ihren Vater interessieren dürste." End dann, neben ihm weitergehend: „Wie lsl'S, haben Sie erkundigt, ob dort in XO, etwa in der G.-Straße. ein Restaurant liegt, in dem die Offiziere verkehren?" Oskar schüttelte den Kopf. „Kein Mensch ivutite etwas vvn solchem Lokal. Es läge für unser Regiment doch auch viel zu fern." „Und doch habe ich aus der Fahrt nach der Fabrik wiederholt Offiziere, gerade Ihres Regiments, dvrt getroffen." „Ein Zufall. — ES können ja wohl Freunde oder Ber- wandte derselben dvrt wohnen." „Möglich." Der Abend war schon ziemlich weit vorgeschritten, als Herr Richter sich noch einmal auf den Weg zu seiner Tochter Charlotte machte. Friedrich hatte den Auftrag, chm mit dem Fuhrwerk schnell uachzutomuien, denn die Unruhe in ihm lieb eS nicht zu, daß er ge duldig das Anspannen aowarlete. Mit ihm gleichzeitig verlieh Oskar das Haus. Er wollte aber durch den Park gehen, denn in seiner Erregung schien eS »hm nur natürlich, dag leder ihm die Ursache dessen vom Gesicht las, was sein Antlitz und seine Augen so gerötet halte. „Kops hoch, Oskar, und seien Sie getrost, cs wird noch alles gut!" hatte der Kommerzienrat gesagt, als er ihm zum Abschied die Hand schüttelte. Aber er selbst ging doch sehr gesenkten HaupleS davon und seufzte oft vor sich hin. Der Glockenklang im Vorzimmer zu so vorgerückter Stunde rief Frau von Montow selbst herbei. „Du bist's, lieber Vater! — Ich bosfe, Dein Besuch hat reine schlimme Ve» anlassung? — ES ist doch daheim alles gesund?" „Wäre ich sonst fortgegangen?" fragte er zurück und legte Hut und Ueberrock iin Vorzimmer ab. „Ist Tein Mann nicht zu Hause. Charlotte?" „Um diese Stunde — niemals, lieber Vater," antworte sic. und der bittere Zug, der um ihren Mund eingegraben war, vertiefte sich noch. „Niemals am Abend bei den Seinen — daS kann ich kaum verstehen! Wo ist er heute. liebes Kind?" „Wie soll ich daS wissen, Papachen?" „'Nun. Ihr werdet doch beim gemeinschaftlichen Mittagessen, oder vielleicht beim Frühstück am Morgen miteinander gesprochen haben und dabei über legt, welche Arbeiten und welche Freuden Euch heute erwarten. Nicht wahr?" „Nein, wir haben nicht miteinander zu Mittag gespeist und ebensowenig gesrühstückt. Ich habe ihn heule weder gesehen noch gesprochen. Seit wir vor Babys Geburt die beiden am vorderen Korridor gelegenen Zimmer für ihn einrichteten, kommt er sehr selten nach unseren Wohn- räumen. Ich weiß in den meisten Fällen gar nicht, ob er zur Nacht zu Hause ist oder nicht. Und ist er's, so klingelt er am Morgen, wie im Hotel, nach dem Frühstück und geht dann aus, ohne nach uns gesehen zu haben." „Und die Kinder, Charlotte — die Kinder?" „Mit Alir macht er wohl zuweilen ein Späßchen, wenn sie ihm vor die Füße läuft, aber nach Baby hatte er noch nie gefragt und den Weg nach dem Kinderzimmer auch iroch nie gesunden" Der Kommerzienrat sah sie ganz entsetzt an: „Das ist ja ein unterträglicheS Ber- hältnis, Charlotte!" Sie legte beide Hände vor ihr Gesicht. „Ick habe es doch ertragen müssen, da Du Leine Zustimmung zu einer Lösung des Bestehenden mir wiederholt ver- weigertest." „Mem Gott." murmelte er, „doch aus keinem anderen Grunde, als weil ich hoftte. Eure große Liebe würde wieder erwachen und den Ausgleich schaffen." „Unsere große Liebe!" - 208 - »u,»n. „Nun. Papa, wem» usion nicht rauben. Wo» aber ^ Ihr Mund verzog ^ Du glaubst, daß er solche ir gefüllt bat, will ich Dlr di, meine betrifft — ein« Frau, die solch« Demütigungen von ihrem Gatten erlitt, via ich, Hot weder Liebe noch Achtung für ihn — defsen kannst Du versichert sein." Der Kommerzienrat Hatte den Kopf in seine Hand gestützt und sich neben ihr alSei» Bild tiefster Betrübnis 'sä an ihn schmiegend. „Du bin dann doch wieder an dem weinen Kleinen, wenn sie in der IM ' „Pavachen. la! wirst nie ein dem Platze, an . uns doch zu Dir kommen/' sagt« sie, sich zärtlich andere» als ein frohe» Gesicht von mir sehen, ich . dem ich unendlich glücklich war. Wie aünnt« ich «S - - ,» p..».,.». reinen Luft erwuchsen. Und denk« doch. Papache«, «S wcrd in unserer Billa doch schon gar zu leer. Die Jungen sind fort, Frau Hehler will zu «hren Kindern und Evchen denkt auch schon an das eigene Nest." Der Vater war ausgestcmden und ging mit hastigen, ungleichen Schritten im Zimmer aus und ab. «Ich kann heute noch kein Schlußwort sagen, Charlotte. Dazu ist die Sache zu wichtig. Zunächst mutz ich doch mit Dietrich, der sich uns ja auch ganz entzieht, em klares Wort sprechen. Aber ich will Deinem Verlangen nicht länger entgegen sein, mein Kind, und für mein Haus wäre es ja ein Glück, gehörtest Du und unsere steinen Lieblinge uns wieder ganz. Aber laß unS jetzt zu etwas anderem übergeben, das mich zwar -erführt^ aber über Deinem Unglück veraesse» wurde. Denke Dir, Evchen hat OSkar heute offiziell einen Korb gegeben. Ich bin tief betrübt über diese Enttäuschung. Es war eben seit langem mein Lieblingswunsch! Wie oft habe ich ihn ermahnt, sich zu gedulden, aber eS wurde unn schon zu schwer, und wie sie jetzt »och dem Abendessen im Garten spazieren, rückt er damit heraus Es hat dann wohl eine Rührszene gegeben. Er war ganz erfüllt von ihrem hohen, edlen Sinn, wie er es nannte, aber das Ende vom Liede war: sie sagt „Nein" für immer und ewig. Er hat in meiner Stube geheult wie ein junger Schoßhund, und als ich sie oben in ihrem Zimmer aufsuchte, war das Äesichtchen kaum kenntlich von den vielen vergossene» Tränen. Ich habe eS von chm dann noch mit vielem Zureden herausgequetscht, WaS sie alA wollen Grund chm angegeben — ein anderer, der schon unglücklich genug sei, würde sich opfern. Ein ngel nennen tonnte, der dem arme« ist habe ich nun Oskar verpflichtet, seinem Alten ni davon zu sagen, der würde ur,S sonst noch auflässig, und dann kam ich, mir Trost und ' bei Dir zu holen. Verstehst Du das. Charlotte?" Kinde den Kopf verdrehte! och! . . , ^ . ... doch ganz entzogen. Aber dieses, sowie ihr ganzes Gebühren, zeigte eS mir, daß sie ein schlechtes Gewissen gegen mich hat. Das liebe, dumme Kind! Es ist gut, daß wir ihr helfe» und mit einem kräftigen Schnitt das Uebel ausrotten können! Heute morgen, als sie nach Babv zu sehen kam, hat sie. wohl mit ihrem Tuch, den Schlüssel ihres Schränkchens aus der Tasche gezogen und hier verloren. Da ist er. Im letzten Fach steht cm Kästchen, in dem sie ihre Briese aufbewahrt. Ich gehe sicher nicht fehl, wenn ich erwarte, daß Du darin die Lösung finden wirst. Vielleicht ein Tagebuch — vielleicht Seelenbekenntnisse in Versen — vielleicht auch das eine oder andere Killor clous. Hast Du derartiges in Händen, wollen wir ossen mit ihr reden. Aber ich würde Dir raten, noch beute diese Revision oorzunehmen. Dieses unklare Verhältnis zu den Ihrigen hat schon zu lange gewährt." Auf dem Antlitz doch erhob er sagte er, „aber . „ . . , . . „ ich Dir bald schreiben, daß wenigstens diese Erfahrung, die Du fürchtest, uns erspart blieb." Am anderen Morgen empfing Vaters. Er war auf dem Potsdamer ü „L^ebe Charlotte!" lautete er, „wenn Du diesen Gruß erhältst, bin ich'mit Eva bereits auf dem Wege nach Genf. Du hattest richtig gesehen. Und well sie sich nun einmal erst auf sich selbst besinnen soll, bringe ich sie fort. Es ist ja ein guter Kern in ihr, der sich schon durchringen wird. Und es ist auch richtig, daß sie während der Veränderungen, die unS bevorsiehen, nicht hier ist. Hoffentlich finde ich für sie Ausnahme in dem Institut der Madame G., m dem zur Zeit Oskars Schwester wellt. Der alte Woltersdorf hat es mir noch letztens sehr gelobt. Sobald es mir möglich ist, kehre ich zurück, jedenfalls erhältst Du noch Nachricht, ^ieh täglich nach Deinen Geschwistern und nimm allemal Alix und das Baby mit Dir, damit sie dort heimisch werden. Dein Vater." iSortlrvun, tolzt.» MMsr-VordervLtu>»88-äu8lLH Direktor Drokosoor Dollats, Tie Anstalt bereitet »eit 11» Jahren mit — nachweisbar — günstigsten Erfolgen für die Jrciwilligeu- uud Aähnrichsvrüsungeu, sowie für höhere Vihmnasial- und Rcalklatsen vor. Tie zur Sionkiinsmt»«»« des KlemvncrmeisterS und Eiiciiwaienhäiidlers ^»Ivckrlol» LiäntNer gehörige, in Aiteclc-rsecUltn, 8ol>ril8lr«r,«s SV w, gelegene nebst dem LIvmpuvrv! üissst- uüL IlMVkLrsQ-vöiLilZö'ellLkß UN 1 attturenvoi t« V«I, L8 «oo ZI. soll, event auch mit dem Klanssrnackvtüelt, ln» «aorso «stört verkauft werden. Reflektanten ist Besichtignng jederzeit gestattet und wollen dieselben ihre Gebote biS zum 8» ktlni'L beim Unterzeichneten Koiiknrsverwaiter abgeben. Ll. I'cotitolclei, Vrssclv», Trehgasse l. Lu8vsrkauk vsev» 8onkur8v8 LoswarioZusss I. I. sttsKs. Tie zum Konkurse des Mnnusakturwarenhändlers Sii-Uror Ilelmrtvl» hier» Ros- maringasse 1, gehörigen Vorräte an: Herren- und Knaben - Anzuge», Herren- und Knabcn-Paletots, Anzugstoffen, Damen - Konfektion und Kostüm-Nöcken, Sommer-Kattunen» Damen-Kleider stoffen aller Art. Barchenten» Belours. Damcn-Leibwäfch«, Bettwäsche. tffar- dinen. Bitragen. 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