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verugsgedW: Di« ,Pre»d»«r«a»kicht»n' «rt»«tnp> «o du Sutr»»una durch eia«»« Bott» Somnittlwnarr enolet. «rkaltt« da» viatt an Woauntoaen. dl« »ccdi aulLailn- «d»r.Ke»«rlaae iolar», u, «w«> »««outaaben «»«»»» mi» »,««»»» »uaeslkllr. «ockidruck aller «riitel u. Original. M>»«ilu»,e« nur om dkuiNLer bu«U«» anaadet.Dre»d. Naidr. 1 ,uläck,„ ««Ld»,II»r L»n°kar. a»'vru«i>« »Wen Mderücklichtiit: llnv«rlanal,^^M^nullnvie werde» relearamm-AdreN«: Nachricht«» « e«d«» Segriindel 1856. > Gallus SsaUvr. Iln»>l«l>. VllUstr. IS omptlnlilt w tr>«»88t«^ ^usveatzl: 1tze»4'g»n unä I>«r«Ie, II»»i»8-, Kilolivu-unck -audt-GescktSftrstelle: Marienstr. 38. /Inreigen-tarlf. «nnakime von Aukllndlgiiiigku dis nachmittags a Uln. Lvun- »nd gkicriaaS nur Manr»!»abc ss vc» n bis V,lUk>r. Die rivaltiaeAruud. ieile cca. s Silben! W Plg„ Au- iündigungc» aus derPrivalleiie Seile rs LIa > die rlvalttge Zeile als „Ein geiandt" oder aus Teiüeiie so Pig In Siummern nach Sonn- und Hei« lagen i. de« aivaltige Trundieilcn so. «o de«. «> und »o Plg. nach be ionderem Daris. Auswärtige Aus trage nur gegen lvorauSbe-akilung Vclegdlätter werden mit lo Lig derechnki Seinivrechanschludr «INI I Nr. U und Nr. !tO»S. » Vro88« DLl0«tvr«a88v S Z äsr „Drssäner ompktsdlt stoch nur 8 Lnnadmo von Io»sr»t«n nnck Ldonnvmonl» für odixo Aoitunx. ß II>trel>lx»x8-Vee » rur äukti-isotiunL cios vluws »nct ltolnigung ttoi- Üiilto, bovirlct U « rotokllolivn uiict »vlimoi-rtossii klutilgnne, ru jvckor ttcttcrssrcNr U I snruvonctsn. Paket , Klni-lc. « V DWN brvnipivr un»I> a„«,vtt, t». rt V Lxl. llvk-li>olI»vkv, Di «Mo«, kroorxvvlyr. D LSols Vllvlimsistvr. volsssur : öollrmnvs-^Ilve, lw livnix. ^ tilr ttniuen null Uono». ^ ^n»vrtltaol«vl>v S4vpIvÜ8«I»v. Ilaanpllox«. IkIllKI' ^kllkI'WLl'kk. lilldl'Mlli-'Ä'''^ DM" »Iteel. srH Q>,i»88t«8 UII«, V»rNvIlIII8l»8 Isllimmli-riiiriil-IisilliiM 2« L»iaKe> 8lin88v 2«. Krankenkassen und Amte. Sächsische Eisenbahnen. Militärpensionsgcskb. „Gut 3iuß", Gerichtsverhandlungen. Mathilde Weiendonct Vlnttnatzlichc Witterung Kühler, verändcrlicl ^ j rvrcitag, 12. Febrnar Aerzte und Kranke,»lassen. Die Novelle zum Krankenkassengesetz, deren Verabschiedung ursprünglich noch für diele Session in Aussicht genommen war, soll nach den neueren Dispositionen wegen der durch die bevor stehenden Wahlen bedingten Einschränkung des Verhandlungssloffes zurückgestellt werden. DaS ist insofern vielleicht von Vorteil, als dadurch weitere Frist zur Vorbereitung von Anträgen gewonnen w cd. die auf eine Verbesserung der Vorlage aus der Initiative des Reichstags heraus tm Sinne der berechtigten Forderungen der Aerzte abzielen; denn das Eine steht schon jetzt un widerleglich fest, datz der Entwurf die von den bcruscnen Ver- ttctungcn der deutschen Aerzteichast geäußerten Wünsche auch nicht entfernt erfüllt. Für die Arbeiterschaft enthält die Vvilage ver schiedene Vergünstigungen, die ohne Frage als soziale Fortschritte mit Genugtuung zu begrüßen sind: dabin gehören die Verlänger ung der Dauer der Krankenunterstützung von 13 auf 26 Wochen, die Ausdehnung der Unterstützung ans geheime Krankheiten und die Festsetzung der Unterstützung für Wöchnerinnen auf 6 Wochen. Damit allein ist indessen die notwendige Reform dcö Kranken- vcrsicherungSgksetzes keineswegs abgetan. Alle dieienigen politischen Kreise unseres Volkes, die in der fortschreitenden organisatorischen Beherrschung der Krankenkassen durch die Sozialdemokratie eine ernste soziale Gefahr erblicken, sind sich längst darüber einig, daß im Punkte der Selbstverwaltung der Kassen der Hebel angesetzt weroen muß. um die Krankenkassen ihrem eigentlichen Zwecke wieder zu geben. Wie die Tinge jetzt liege», macht sich in den Kranken kasse» eine aufdringliche sozialdemokratische Vorherrschaft breit, die mit aller Energie diese rein wirtschaftlichen Körperschaften zu poli tischen Machtzwecken auSzubeuten und deshalb in alle Aemter möglichst ausschließlich zielbewußte .Genossen" hinein zu praktizieren sucht. Daß bei einer von solchen Absichten geleiteten Geschäfts führung die sachlichen Interessen der Versicherten auf Schritt und Tritt in Gefahr sind, vor den politischen Gesichlsvnnkten zu kurz zu kommen, liegt aus der Hand. Ganz besonders aber ist dies der Fall, soweit eine gesicherte und angemessene ärztliche Behandlung in Frage steht. Hier liegt der wundeste Prinkt des ganzen jetzigen Systems, weil die schroffe und unwüidige Art des Verhaltens der sozialdemokratischen Kasscnvorsläude gegenüber den wissenschaftlich gebildeten Aerzten unter dielen eine derartige Mißstimmung und Echitlerung großgezogen hat, daß heute.Aerzkellreits" bei den Krankenkassen gar nicht mehr zu den Seltenheiten gehören und die Aerzte last allgemein zu den Kassenvorständen in dem denkbar schlechtesten gespanntesten Verhältnis stehen. Der ärztliche Stand befindet sich überhaupt heutzutage in einer schweren Notlage. Die Statistik weist nach, daß in einer nord deutschen Großstadt allein 50 Aerzte Armeniinterstübung beziehen, daß Dutzende sich mit Schreibarbeiten beschäftigen, um nur mühsam ihr Leben zu fristen, und daß zahlreiche andere dem ärztliche» Berufe den Laufpaß geben, weil sie keinerlei Aussicht haben, sich darin fortzubringen. Die fortschreitende Proletarisierung gerade des ärztlichen Standes ist aber eine erhebliche Gefahr für die Allgemein heit, weil Leben und Celundhcit der Mitmenschen nur in der Hand einer tüchtigen, unabhängigen, materiell gesicherten Aerztcschaft die notwendige fürsorgliche Pflege finden können. Der Arzt nimmt auf der beruflichen sozialen Stufenleiter eine besonders bevorzugte Stellung ein, d. h., wenn er ist, wie er sein soll. Dfe ärztliche Tätigkeit im höheren Sinne ist mit Nichten ein bloßes Geschäft, sondern sie trägt einen hervorragenden ethischen Charakter. Der Arzt am Krankenbett mutz zugleich seelischer Helfer und Tröster, er mutz der mitfühlende Freund und Berater der Familie sein. Bei ihm ist eS mit der Untersuchung des Kranken, mit der Stellung der Diagnose und der Verordnung des passenden Heilmittels nicht getan, sondern ihm liegt daneben noch eine Fülle von Aufgaben psychologischen und philosophischen Charakters ob; mit einem Worte, ein echter und rechter Arzt mutz mit Tcrestz von sich sagen können: „Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd." Einen Stand von so hoher sozial-ethischer Bedeutung vor dem Verfall zu bewahren, gebietet ein öffentliches allgemeines Interesse ersten Ranges. Wenn man zwecks Auswahl der richtigen Mittel zur Abhilfe nach den Ursachen des jetzigen Niederganges forscht, so braucht man nicht lange zu suchen. Es herrscht durchgehends llcbereinstimmung darüber, datz den ersten und obersten Grund für die heutigen schlechten Verhältnisse im ärztlichen Stande die Ein führung des KrankenkassengesetzeS im Jahre 1884 bildet, und zwar zunächst deshalb, weil damals die Zahl der Aerzte enorm wuchs, da viele Elemente in der falschen Annahme, bei den Krankenkassen eine gesicherte Existenz zu finden, sich zum medizinischen Studium drängten und daS Angebot ärztliche« Kräfte weit über das Matz hinaus vermehrten. Im Laufe der Zeit kamen dann noch die von den sozialdemokratischen Kassenvorständen geübte persönliche Ver unglimpfung der Aerzte und die planmäßige Herabdrückung der Honorarleistungen hrnzu, um das Elend voll zu machen, und so ist denn heut« tatsächlich kein Zweifel mehr darüber möglich, datz daS KrankenversicherungSgesetz, das Millionen zum Segen ge reicht, für die Aerzte zu einer Quelle deS Unheils geworden ist. Ein gründlicher Wandel in den jetzigen Uebelständen ließe sich nur schaffen, wenn man die Selbstverwaltung der Kassen, die als wesentliche organisatorische Handhabe für die politische Propaganda der Umsturzpartei auf ordnungsparteilicher Seite längst den letzten bedingten Verteidiger eingebützt hat, in ihrer derzeitigen Form be seitigte und die Krankenkassen an die Gemeindeverwaltungen an- glicderte. Da indessen für eine so durchgreifende Reform die Zeit noch nicht reif ist, so mutz das Augenmerk der gesetzgebenden Faktoren zunächst darauf gerichtet fein, die persönliche Würde der Aerzte gegenüber den Kasscnvorständen zu gewährleisten und die Honorarsrage in möglichst befriedigender Weise die' dem sozialen Ansehen und' den Lebcnsbediirgungen des ärztlichen Standes entspricht, zu lösen. Gegenwärtig sind die Aerzte den Kassenvorständen gegenüber in einer Zwangslage weil ihre Qualifikation als Kassenärzte ganz von dem Belieben jener abhängt. Dies führt dazu, daß die sozialdemokratischen Vorstände sich mit Vorliebe deu Aerzte» gegenüber als Diktatoren aufspielen, sie ihre „Abhängigkeit" durch schroffes Wesen und um angemessene Redensarten fühlen lassen, und vielfach sogar den Terrorismus so weit treiben, datz sie die neu anzustcllenden Aerzte auf ihre „Gcsinnungstüchtigkeit" hin prüfen, ob sie aus dem Boden des politischen Programms der „Arbeiterpartei" stehen. Gegen eine derartige persönliche Vergewaltigung der Aerzte, gegen solche empörende Unwürdigkeiten in der Behandlung wissenschaftlich ge bildeter Männer durch sozialdemokratische Kassenvorstände hat letzthin der Deutsche Aerztetag nachdrücklichen Protest erhoben. Zur Sicherung der Aerzte gegen persönliche Willkür und gegen die Aufdrängung politischer Anschauungen durch die Kassenvorstände hat man das System der freien Aerztewahl empfohlen. Darnach sind bezirksweise die Bedingungen für die Zulassung zur Kassenpraxis festzusctzcn und die Kassen zu verpflichten, jeden Arzt, der bereit ist. diese Bedingungen zu erfüllen, ohne weiteres zur ärztlichen Behandlung zuzulassen: Streitigkeiten sollen durch ein aus Aerzten und Kasscnmitgliedern zusammengesetztes Schieds gericht entschieden werden. Den Kassenpatienten würde eine solche Regelung ebenfalls zugute kommen, da sie dadurch das Menschen recht gewinnen, unter einer großen Zahl von Aerzten den Mann ihres Vertrauens auszuwählen. Gröbere Schwierigkeiten bereitet eine ersprießliche Lösung der Honorarfrage, deren Hauptübcl zur Zeit darin liegt, datz der Satz für die Einzelleistung des Kassenarztes mehr und mehr auf ein geradezu menschenunwürdiges Niveau hcrabgcdrückt wird, um würdig gleichermaßen für den Arzt wie für den Patienten, der doch trotz seiner Eigenschaft als Kassenmitglied „sozusagen auch ein Menlch" ist. Beispielsweise behandelten die Geraer Kassen, ärzte, die jüngst wegen Differenzen mit dem Vorstand der dortigen Kaffe ihre Tätigkeit eingestellt haben, die Mitglieder zuletzt nach dem Satze von 3 Mk. 80 Pfg. jährlich auf den Kopf. Das so er zielte Gesamthonorar wurde unter die einzelnen Aerzte verteilt und betrug durchschnittlich nicht mehr als 50 Prozent der Armcn- taxe, und davon sollte nach dem Willen des Vorstandes künftig noch ein weiterer Abzug zu Gunsten eines ncuangcstcllten Natur arztcs gemacht werden! Es wäre verwunderlich, wenn die Aerzte bei solchen Zuständen nicht schließlich die Geduld verlören. Läßt sich hier eine Einigung zwischen Aerzten und Kasscn vorständen nicht erzielen, so mutz wenigstens zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kassen gesetzlich vorgeschriebe» werden, datz gewisse, über das billige Matz hinausgchendc Mehr leistungen an die Mitglieder nur cingcführt werden dürfen, wenn gleichzeitig die Aerzte angemessen bezahlt werden. In ärztlichen Kreisen hatte man lebhaft gehofft, daß die jetzige Novelle zum Krankenversicherungsgeseh den vollberechtigten Wünschen der Aerzte im Punkte der freien Aerztewahl und der Honorarsrage Rech nung tragen würde. Da dies wider Erwarten nicht geschehen ist, so wird es Sache der staatserhaltenden Parteien im Reichstage sein, entsprechende Bestimmungen, die eine Berücksichtigung des ärztlichen Standesinteresscs gewährleisten, in die Novelle einzu fügen. Neueste Dra!it»nett>u«ilien vom 12. Februar. INachtS einaeliende Devekche» befinden sich Seite St. Berlin. iPriv-Tel.) Reichstag. Die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern, Titel Staatssekretär, und der dazu vorliegenden 6 Nesulotionen, wird fortgesetzt. Das Haus ist sehr schwach besetzt. — Aba. Trimborn (Zentr.) tritt für das beantragte Verbot der Mitgabe von Arbeit an jugendliche Fabrikarbeiter in das Haus ein. Man sage, es sei nicht durchführbar, weil ,inkontrollierbar: aber er halte doch unsere Arbeitgeber für anständig genug, um, falls ein solches Ver bot einmal erlassen sei, es innezuhalten. Durchaus airgezeigt sei ferner aus sanitären Rücksichten der in der Resolution Stößel gewünschte zehnstündige Maximalarbeitstag für alle erwachsenen Arbeiter. Seine Freunde wollten damit nur die allgemeine Regel aufstellen, unbeschadet etwaiger Ausnahmen, ebenso wie ja auch bei den Sonntagsruhevorschrlsten verschiedentlich« Ausnahmen zu- aelaffen seien. Die Gewerbeaufsicht müsse einzelstaatliche Angc- legenheit bleiben, und am allerwenigsten gehe es an, daß durch die von den Sozialdemokraten vorgcschlaaene Wahl der Aussichts beamten die Arbeiter Herren in der Fabrik würden. Die sozial demokratische Auflage gegen das Zentrum, die jetzigen Anträge seien nur Wahlmanöver, sei aktenwidrig. Was den Arbeitern Gute- durch die bisherige soziale Gesetzgebung zugeflossen sei, davon sprächen die Sozialdemokraten nicht; immer nur von Lücken und Mängeln erzählten sie den Arbeitern. (Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.) Das Zentrum werde jedenfalls solcher' Verhetzung, wo es sie finde, entgcgeutreten. „Stürmen Sie," schließt Redner zu den Sozialdemokraten gewendet, „nur weiter gegen unsere sozialpolitischen und zollpolitischen Positionen, Sie werden sich blutige Kopse holen, und gar gegen unsere religiöse Position, Si> werden sich die Kopse eiuieuueu, Sie beißen auf Granit; alst auf Wiedersehen bei den Wahlen!" lLebhaster Beifall im Zcntrun: und Lachen links.s — Aba. Horn-Sachsen (Soz.) wiederhol, feine früheren Beschwerden bezüglich der Verhältnisse in der Glas- rabrikation. — Abg. Hilbck (»nt.-Iib.) weist daraus hin. datz alle Berufsorganisationen der Sozialdemokratie lediglich Nampforga»' sationcn seien, woraus sich die Gegnerschaft gegen dieselbe erkläre. Was ein vernünftiger Arbeitgeber seinen Arbeitern gewähren könne, werde diesen immer gewährt werden; aber die Arbeitgeber wollten Herren in ihrem Betriebe bleiben. Die Behauptung, daß besonders in den rheinisch-westiälischenBergbaubetriebc» Arbeiter ent lassen würden, die mit dem Gewerbe-Intpcktor in Verkehr treten laufe einfach auf eine Verleumdung, hinaus. Tic Neüktenvcn sorgung bestehe beim Bergbau auch schon jetzt. Die Witwen be kommen 200 Mark, jede Waise 84 Mark pro Jahr. Das sei doch immer ein guter Anfang. Ein Neichszuschutz würde sich immer nur in der Höhe etwa des Reichszuschusses bei der Jnvaliditäts-Versicherung bewegen, und die Arbeit geber würden doch immer wieder das Meiste leisten müssen Mit einem Maximalarbeitstag könnte man einverstanden sein, wenn dieser nur besage, datz der Arbeitgeber dem Arbeiter eine längere Arbeitszeit nicht zumuten darf, wolle aber der Arbeiter freiwillig länger arbeiten, so dürfe das nicht verboten werden. Auch die Frauen dürfe man nicht zwingen, gegen ihren Willen mit dem Weiterarbeiten aufzuhören. Nehme man den Antrag ans Ein führung des Maximalarbeitstages am so würden bald weitere Herabsetzungen auf sechs, fünf, vier stunden beantragt werden. Redner schließt: Alle die Vorwürfe der Sozialdemokraten sind unbegründet. Wir betrachten die Arbeiter durchaus als gleich berechtigt. (Beifall. Lachen bei den Sozialdemokraten.) — Abg. Gamp lNe chsp.) hält den Sozialdemokraten vor, datz sie in ihren eigenen Betrieben, Druckereien, Konsumvereinen, Anstalten usw., ihren Arbeitern selbst nicht diejenige tägliche Maximalarbeitszeit gewährte», die sie hier in ihren Anträgen verlangten. (Singer ruft: Das ist ja Unsinn!) Vizepräsident Graf Stoib erg: Wenn ich wüßte, wer der Rufer wäre, würde ich ihn zur Qrdnung rufen.) Ans wettere Zwischenrufe fährt Redner fort: Ach so, Sie geben also zu, daß Sie in Ihren eigenen Unternehmungen den Arbeitern gar nicht das gewähren, wasSie hier fordern; Sie mästen sich also mit den Groschen der Arbctter. (Lebhafte Unruhe links.) — Vizepräsident Gras Stolberg: Ich nehme an. Sie meinen damit kein Mitglied des Hauses. Redner isortsahrend): Natürlich meine ich das „sie" klein geschrieben. (Heiterkeit.) Weiter wendet er sich gegen die neulichen Ausführungen Rösickes, der gemeint habe, 150 bis 200 Mark für eine Witwe sei nichts, sei doch nur zum Verhungern, Wie stehe übrigens Herr Rösicke zu den Aentze- rungen des ihm doch nahestehenden Herrn Crüger, der alle Bundes ratsverordnungen über Bäckereien, über das Gastwirtsschasts- gewerbe, für schlecht erkläre und schleunige Abänderung verlange^ Er selbst gebe übrigens Crüger Karin recht, datz die Verordrruna für Saifonbetriebe in Badeorten usw. nrcht paffe und diese zu sebr schädige. Redner fordert dann, datz für das Handwerk mehr geschehe. Der Befähigungs-Nachweis sei schon deshalb erforder lich, damit Lehrlinge nur von solchen Meistern angenommen werden können, die tatsächlich und nachweislich etwas gelernt haben — Abg. Augst ssridd. Volksp.) spricht gegen das Verlangen einc^ Befähigungsnachweises des Handwerks und polemisiert gegen den Bund der Landwirte und dessen Gegnerschaft gegen Hnndclsvc: träge. — Abg v. Staudy (konsch bedauert, daß, entgegen dein Wunsche der ernsten Männer un Scniorenkonvent. das Haus sich nicht auf kurze Reden beschränke, und bestreitet, daß der Bund der Landwirte gegen Handelsverträge überhaupt sei. Tic vor liegenden Resolutionen seien in dem gegenwärtigen Stadium doch nur von theoretischem Werte, und er würde es für richtiger ge- halten haben, wenn der Antragsteller mit all diesen Anträgen bis zur nächsten Session gewartet hätte, d. h. bis nach dc > Wahlen. Keinesfalls könnten er und seine Freunde einem Maxima. arbeitstaae zustimmen. — Staatssekretär Graf Posadowsk» weist die Angabe Gamps zurück, daß bei der Gastwirtsverordnima die Beteiligte» in unzulänglicher Weife gutachtlich gehört worden seien. Der Verordnung seien die denkbar eingehendsten Erhebun gen vorausgegangen, aber wie bei jeder Arbettcrichubverordnuua. so fänden sich auch hier kleine Kreist von Interessenten, die sich belästigt suhlten. (Sehr richtig! links.) Die anderen Interessenten die von einer Verordnung befriedigt seien, verhielte» sich natür lich still, weil sie erreicht hätten, was sie wollten. Hätte Herr Gamv bessere Vorschläge zu machen, so werde sie die Regierung sorg fam prüfen. Herr v. Standy habe ihm Vorwürfe wegen seiner Aeutzerung über Handwerk und Mittelstand gemacht; er sei aber kein Schauspieler, er spreche nicht des Beifalls wegen, der Bei fall von rechts oder von links lasse ihn vollkommen kalt, er tue feine Pflicht als Vertreter der verbündeten Regierungen Der Befähiauiigsnachwcis nütze nun einmal dem Handwcrk nichts, er passe nicht in die modernen Verhältnisse. Die neulich von ihm anaesührten Beispiele seien tatsächlich; er berufe sich da nochmals auf die österreichische Judikatur. Der Staatssekretär gibt einige Beispiele von österreichischen Streitigkeiten über die Frage, ob dieser oder jener Handwerker in die Rechte eines anderen ein- gegrifsen habe. In Oesterreich denke man auch bereits sehr er nüchtert über den Wert des Befähigungsnachweises. — Abg. Stöcker wendet sich gegen die Sozialdemokraten, unter denen sich Führer befänden, die reich und wohlhabend wären, und sich nicht als Proletarier fühlten. Die Arbeiter selber merk- ten das auch bereits, so schreibe eine sozialdemokratische Bcrg- arhettcr-Zeitung in Westfalen ans Anlaß eines dortigen Besuchs Ledcbours von „geschniegelten, stutzerhaften Leuten". (Heiterkeit.) Singer sei bereits zum Führer der Sozialdemokratie geworden, als er noch Grotzkapttalist war. Daß eine Proletaricrpartci einen Mann zum Führer mache, der, wie sich die Sozialdemokraten aus- zudriickcn pflegen, solchermaßen Schandgcld, Blutgeld besitze, sei wohl in der ganzen Welt noch nicht daqewesen. lLachen bei den Sozialdemokraten.) Die sozialdemokratische Partei sei überhaupt zum Teil durch kapitalistische Grundsätze groß geworden. Das neueste sozialdemokratische Flugblatt weine der Mehrkcit vor, sich bei dem Zolltarif die Taschen gefüllt zu haben. Das sei Verlogen heit, Verleumdung. (Ledebour ruft: Beschwören Sie es doch!) Tic Mehrheit des BrotwucherS zu beschuldigen, sei absolute Verlogen heit, gemeine Lüge. Brotwucher werde gerade von den Sozial-