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- Erscheinungsdatum
- 1903-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190302105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-10
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
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veraeben» umalbt und der Glaude un» eine Welt de» Bleiben» verbeißt Die Grenze de» auf siebenzig Jahre gemessenen Leben» habe »er Heimgegangene längst überschritten, 86 Jahre seien ihm von Gott gegeben gewesen. Der Herr habe ihn gesegnet in einer langen. Heimchen Laufbahn seine» Amte-, in Hau» und Familie, gesegnet auch durch Gaben de« Gellte» und Rüstigkeit de» Leibe» bis in da- höchste Alter. Biel Liebe habe er erfahren von Gattin und Kindern, von alle» seine» vielen Bekannte» und Freunden, mit denen er, rin Mann tiefernste» Forschen», die Pfade der Wissenschaften gegangen. So bleibe un» auch die Hoffnung, daß an dem Heimgegangenen verwirklicht werde das iLbrinuswvrt: »Ich lebe und Ihr ivllt auch leben" — nehme ihn sein Erlöser am in Gnaden. Nachdem der Geistliche geendet, ermiss Herr Geh. Hos- rat Professor Dr. Stern da« Wort, um im Namen und Aufträge der Goethe-Gesellschaft »u Weimar, deren Vizepräsident der Ver storbene Jahrzehnte hindurch war. einen prächtigen Lvrdeerkranz nlederzuleaen. Seinen Namen werde die Geiell'chatt allezeit ehren, wie sie dre Namen anderer berühmter Forscher treulich bewahre. Nachdem noch Herr Jntendanzrat a. D. Tr. Kopvel-Ellfrld im Name» de» engeren Freundeskreises „der Vierzehn«" eine Älnmen- spende »iedergelegt, segnete der Geistliche die Leiche ei» und sprach das Gebet, worauf sich der Kondukt nach dem Friedhöfe in Be wegung iehte. Ihn «öffneten vier Paradeure der „Pietät", denen Lisciibahnbeamte mit Palmen und Kränzen folgten. Dem bi» oben hin bedeckte» Blumenwagen schritt ein Bahnbeamter mit den hohen Orden de» Verstorbene» voran. Dann kam der schwarze, mit vier Rappen bespannte Galalrichenwagen und endlich da» Traue,aefolge. Ei» langer Wagenrnä schloß den Kondukt. Aus dem Friedhöfe sprach der Geistliche Gebet und Segen, womit die einfache, stille Feier beendet war. — Gestern vormittag starb nach kurzem Leiden im 69. Lebens jahre Herr Hans Adolf v. Kirchbach, König!. Sächsischer Generalmajor z. D. Ter Verstorbene, am 26. Oktober 1834 in Trcsden geboren, trat am 1. April 1853 als Portepeesähnrich beim vormaligen 16. Infanterie-Bataillon ein und wurde »och in demselben Jahre Leutnant. Hauptmann wurde er 1866, Major 1873, Oberstleutnant im Jahre 1878 und Oberst 1881. Nach- dem er am 31. Januar 1882 zum Kommandeur des 9. Infanterie- Regiments Nr. 133 ernannt worden war, wurde Herr v. Kirch bach am 15. März 1687 als charakterisierter Generalmajor zur Disposition gestellt. Der Verewigte hat in den Feldzügen von 1866 und von 1870/71 rühmlich mitgekämpst. insbesondere nahm er an den Schlachten von Königgrätz, St. Privat, Verdun, Beaumont und an der Belagerung von Paris teil. Im Jahre 1870 erhielt er das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens mit der Kriegsdekoration: ferner wurde er durch die Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse ausgezeichnet. Außerdem tvar er Inhaber des Oesterreichischen Milrtarverdienstkreuzcs mit der Kriegsdckoration, sowie des preußischen Kronenordens 2. Klasse. — Im Alter von 81 Jahren ist am Sonntage der Geheime Hosrat Professor Dr. Phil. Hermann Friedrich Knothe i» seiner Wohnung auf der Circusstraße gestorben. Der Ver ewigte war am 9 Oktober 1821 zu Hirschfelde bei Zittau ge boren und war früher, in den fünfziger Jahren, am städtischen Gymnasium zu Zittau tätig, von wo er Anfang der sechziger Jahre nach Dresden zum König!. Kadettenkorps als Zivillehrer kam. Nahezu 30 Jabre wirkte er segensreich an diesem Institute, er war seinen Schülern ein treuer Berater und vorzüglicher Lehrer. Seine Verdienste wurden durch zwei Hobe Sächs. Orden gewürdigt. Der Verstorbene ist unvermählt geblieben. Früher lebte seine Mutte hier mit ihm zusammen. Die Beerdigung des Entschlafenen findet morgen, Mittwoch, nachmittags 4 Uhr auf dem Annensriedhofe statt. — Allzulelcht ist znwrllen das Publikum geneigt, über das Verhalten der P o stb ea m t e n. sei cs am Schall« oder bei der Bedienung der Fernsprecbapvarate. Bcichwcrdc zu sübikn, obwohl doch der zumeist überaus anstrengende Dienst, den diese Beamten- kategvrie zu verr'chzen hat. eine gewisse Rücksichtnahme erfahren durste. Hierzu äußert sich eine Beifügung der Pviiverwaltung: „Bei der Abfertigung des Publikums an den Sch alter st ellen werben »och minier Klagen dadurch liervoraernfcn, daß einzelne Beamie die an den Schaltern veikehrcndcn Personen lange Zeit unbeachtet lassen, sei es. nni anderwcite Arbeiten zunächst zu erledigen, oder un, beav»ue>ie dienstliche Gcst'räche mit anderen Beamten zu Ende zu führen und dergleichen. Wie im gewöhnlichen gesellige» Ver kehre der Gebildete es nicht unterlassen wird, die Personen, denen er aus irgend einem Grunde nicht sogleich Gehör zu schenke» ver mag. in ariiger Weise davon in Kenntnis zu setzen, da» er ailgen- blicilich nicht zu Diensten sein könne. Io dark diele Rücksicht auch vou dem Skbaltttbcnmtcn dem wartenden Publikum gegenüber dessen Absertlguiig seine «sie und wichtig»? Aaigabe ist, nicht hiiiiaiigesctzt weiden. Ist eine kurze Unterbrechung in der Av- scrliauiig des PudlikiimS uiiumgänglich notwendig, so erfordert es al!o schon die Psticdr der Höflichkeit, die nm Schult« wgrtenden Veilouen von dem Grunde der Verzögerung mir dem Ermchen in Kenntnis zu setzen, sich nur kurze Zeit zu gedulde». Vielfach wild auch dinch die Art und Welle, wie dem Publikum eine verlangte Aiiäkiiiist erteilt wird, Mlß'timmung hervorgernfen. Von dem Taktgefühl der Benmten »ruß eiwarlet weiden, dnß Belehrungen inid iignikiitlich auch die Hinweise auf beuchende Borichristen nicinnls in einem durch Schroffheit oder Unwille» verletzende» Tone erfolgen, sondern immer die im Verkehr unter Gebildete» übliche zuvorkommende Bereitwilligkeit «kennen lasten. Eine Gefälligkeit verliert ihren Wert ganz, wenn sie mit Widerwillen und Unflenndlichkeit nusaesiihrt wird. Solche Personen, die durch den erteilten Beicheid nicht bemedigt lind, soll der Benmke in alter Ruhe und ohne unnütze Worte ersuchen, sich an den Vorsteher der Veikehrsanstalt zu wenden: es darf dies nicht in nbweisriider Fvim geschehe», sondern de, Beamte innn den Vorsteher tunlichst selbst herdeirusen oder die sich beschwert rübleiide Perlon zu dem- iclvcn fübren oder führen losten. Der Dienst bei den Fern- sp rech-Vermtttclungsan st alten bringt die Beamten fortgesetzt in die Lage, mit Personen der verschiedensten Stände in m»»iitilbaren Sprechverkehr zu treten. Die Wahrnehmung dieses Dienstes «fordert ein bewnderes Maß von Aufmerksamkeit und Gewandtheit auf Seiten der beteiligte» Beamten : denn die Eigenait des meist in groß« Eile sich abwiaelnden Fernsprecheckehis bringt es mit sich, daß die den Ferniprech« benutzenden Perionen leicht in Erregung geinten und bann geneigt sind, geringe Unregelmäßig keiten und unvermeidliche Vorkommnisse wie z. B. kurzes Winten aus die Herstellung ei»« Gesvrächsv«bi»dung, mangelhaste Ver ständigung, vorzeitige Trennung «n« Verbiiidnna und dergleichen hinsichtlich ihrer Bedeniung zu überichätzen. Ausgabe des V«- initteiungSbeamten wird es jederzeit lein, durch b«eitwillige, sach gemäße und «schöpfende AuSkunftserleilung heftigen Auseinander setzungen vorzubeugen. Wenn dennoch leicht erregbare Personen am Fernsprecher zu Aeuß«u»gen des Unwillens sich hiineiße» lasse». Io soll der Beamte aus wiche Aeußernngen nicht in gleichem Tone erwidern, sondern durch sachliche Ruhe und taktvolles Be nehmen eine Steigerung der Erregung nach Möglichkeit sernzubalten bestrebt lein. Es wird Wert daiauf gelegt, daß diese Grnndsätze von alle» Beamten zur Richtschnur für ihr Verhalten dem Pubtt- lum gegenüber genommen werden." — Bei dem am vergangenen Sonnabend im „Eldorado" ver anstalteten öffentlichen Vortragsabend des deutschen Reform- Vereins sprach Herr Kaufmann Curt Jritzsche aus Leipzig über das Thema: „Waffen im Kampfe um den Mittelstand". Der Vortragende ging bei seinen Ausführungen von dem Bund der Landwirte aus, der in zehn Jahren des Kampfes und Streites ge zeigt hat, wie es anzusangen ist, daß einzelne bisher in den Schatten gestellte Stände von der Regierung wieder der Beachtung würdig befunden werden. Mit sehr gemischten Gefühlen blickt daher der Mttelstand, dem eS nicht gelingen will, sich wie d« Bauernstand zu organisieren, auf das Land hinaus. Man hat sich zwar zu Fachvereinen gesammelt, man hat sich zu Gewerbevereinen zu- sammengefchloffen und ist doch trotz eine» wohlvorbereiteten Boden» nicht weitergekommen. Ms größte jetzt bestehende Orga nisation nannte der Vortragende den Zentralverband Deutscher Kaufleute, der 12000 Mitglieder zählt, aber immer noch keine Macht ist, die gehört wird. Die zweitgrößte Organisation, der Deutsche Bund für Handel und Gewerbe mit dem Sitz in Leipzig, arbeitet ohne ein festes Programm und ist deshalb nur eine PctltionSsabrik. In Berlin hat man den Bund der Kauf- leiste ins Leben gerufen, ober auch dieser dürfte nichts anderes sein, als eineVereinigung derJnhaber von Basaren und Warenhäusern. Außer diesen drei größeren Genossenschaften haben sich noch etwa fünfzehn Schutzgemeinschaften zusammengefundrn. aber Taten sind wenig od« aar nicht zu sehen. Es fehlt dem Mittelstand an autoritativer Vertretung seiner Interessen. Wie aerlng man in Regierungskreisen über ihn denkt, geht au» einer Aeußeruna de« Herrn von Posadowsky hervor: wir können nicht mehr beleben wa» nicht mehr belebt werden kann." Der Mittelstand hat also von der ReichSregierung nichts mehr zu hoffen, für ihn gibt es keine Gesetze gegen Ramschbasare und Warenhäuser, gegen un- lauteren Wettbewerb usw., mit einem Worte, dem Mittelstand ist mit gesetzlichen Mitteln nicht zu helfen! Man spricht zwar von einer Ueoersüllung des Kleinhandels, aber man beweist sie nicht. Wenigstens in Dresden kann man davon nicht rede»; seit den letzten 12 Jahren ist ein stetiges Abnehmen dieser Geschäfte zu verzeichnen gewesen. Als Hilfsmittel zur Hebung des Mittel- stondes hat man die Errichtung von Einkaufsgenossenschaften vor geschlagen, indeffen der geringe Nutzen derartiger Institutionen von kaum Vr Prozent könne weder dem kleinen Kaufmann von heute noch dem Handwerker helfen Man hat von seiten der Regier- una in einer Denkschrift daraus hingewiesen, nicht mehr zu borgen, in derselben Denkschrift aber sväter gesagt, daß die Nutzanwendung darauf die Leute in Leipzia-Plagwitz scharenweise in die Konsum, vereine getrieben habe. Und nun erging sich der Vortragende über die großen Warenhäuser und erläuterte an vielen Beispielen, wie das Publikum sich durch faszinierende Auslage» und einige Lock vögel immer und immer wieder düpieren lasse und nie zu der Einsicht kommen wolle, daß cs in Spezialgeschäften dieselbe Ware nicht nur billiger, sondern vor allein solider kaufe. Es seien schwerwiegende Gründe, die den deutschen Mittelstand zwingen, Stellung gegen alle diese Auswüchse zu nehmen, die das Gesetz von der Gewerbesreiheit dem deutschen Volke gebracht hat. Waren- Häuser und Konsumvereine gehen friedfertig Hand in Hand: dort ist es das Großkapital mit jüdischem Namen, hier die Sozialdemo kratie. welche daran arbeiten, den Mittelstand zu untergraben und zu Fall zu bringen. Eine zweite Aufgabe des Mittelstandes ist das Vorgehen gegen den unlauteren Wettbewerb. Es heißt auch hier, der Negierung klarmachcn, daß eine Verschärfung dieses Gesetzes absolute Notwendigkeit ist. Dazu gehören die massenhaften Aus- Verkäufe, die tagtäNich aus ollen möglichen Gründen veranstaltet werden und ebenfalls nur auf Täuschung des großen Publikums hinanslanfen. Es ist unbedingte Notwendigkeit, solche Ansverkäm'e konzessionspflichtig zu machen. Auch Auktionen, bei denen sich eine ganze Industrie bemüht, minderwertige Waren an den Mann zu bringen, und das Zugebe» von Gegenständen, schon beim klein sten Einkauf, sind Manipulationen, die auf die Duniinheit des Publikums spekulieren. Alles das floriert ungehindert zum Schaden des kaufmännifchen und gewerblichen Mittelstandes. Einen Schritt zur Abhilfe hat der letztere zwar getan mit dem Rabcsttgewähren an die Kundschaft in Gestalt von Sparanlagen. Indem man den regelmäßigen Käufern am Jahresschlüsse einen prozentualen Teil ihrer Einkäufe zurückgelvährt, hat man ein Spar system geschaffen, das vielen kleinen Leuten zugute kommt. Man sage nicht, der Rabatt werde auf die Ware geschlagen: das ist vielleicht der Fall bei Geschäften, wo der Rabatt 10 und mehr Prozent beträgt, und auch da geschieht es nur mit vollem Ein verständnisses Publikums. Eins aber bleibt unumstößliche Tat sache, die Selbsthilfe des Mittelstandes zu kräftigen, giebt es nur ein Mittel, nämlich, daß der Staat ihm zu Hilfe kommt. Was der Bauer fertig gebracht und die Industrie, kann auch der Mittel stand fertig bringen, wenn er die geeigneten Männer in das Reichs parlament schickt. — In der sich an den Vortrag cmschl ebenden Debatte meldete sich niemand zum Worte. Redner empfahl schließlich nach dem Vorgänge Leipzigs die Bildung eines Schutz verbandes. Auf ergangene Aufforderung des Versammlungs leiters meldeten sich sofort etwa 75 Personen zur Mitgliedschaft an. Dieser Schlitzverband hat vor allem den Zweck, die Konsumvereine durch Rabattgewährung seitens der einzelnen Kaufleute und Gewerbtreibenden an deren Kunden zu bekämpfen. Die Auszahlung des Rabatts an das kaufende Publikum übernimmt der Schutzverband, von welchem die Mit- glieder desselben die Rabattmarken vorder gegen Äarzahlmra zu entnehmen haben. Weiter ist die Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbs, die Einführung der Umsatzsteuer, Schutz gegen faule Borger und sonstige gegenseitige wirtschaftliche Unterstützung vorgesehen. Es kam allseitig zum Ausdruck, daß der Schntzverband für Handel und Gewerbe in Dresden mit dem vor kurzem im „Tivoli" gegründeten NabatESvar-Verein Hand in Hand arbeiten, also eine geaenseitige Bekämpfung auf keinen Fall statt finden soll, da beide Vereine gemeinsame Interessen zu vertreten haben. Weitere Anmeldungen für den Schntzverband für Handel und Gewerbe werden vorläufig vom Reform-Verein Dresden ver mittelt. — Der kürzlich im hiesigen Central-Theat« verunglückte Akrobat Dinus ist in der Berlin« Klinik, wohin er gebracht wurde, gestorben. — Im Central-Theater gab cs am Sonntag eine reudiae Ueberraschung auf der Bühne. Nach der letzten 40.j Vorstellung von Geißlers Weihnachtsmärchen „Christrosen", sie vor ausverkauftem Hause slattsand, spendete Herr Hofjuwestcr Mau einer jeden der fünfzig reizende» Ballerinen des Kinder- bollets eine echt silberne Brosche, die in den Manschen Atel crs in Form einer entzückenden Rose sChristroses angefertigt worden war. Die Freude über dieses allerliebste Souvenir war kolossal. Dabei kam es zu einem naiven Zwischenfall, der die imm« gern gehörten „Worte aus Kindermunde" um ein hübsches bereichert. In dem Kinderballett wirkten u. a. auch sechs ganz steine Gnomen mit, kaum 60 Zentimeter hoch, die, als männlichen Geschlechts betrachtet, von dem Geschenkgeber begreiflicherweise nicht mit „Christrosen" ausgezeichnet wurden, lieber diese Ausschließung aus der Reihe der Beschenkten stutzten die ganz Kleinen einen Augenblick, dann trat aber der Kleinste der Kleinen mutig vor Herrn Mau hin, nahm die Kopfbedeckung, an der die männliche Perücke prakt.scherwcise gleich mitbefestigt war, ab, und rief laut, indem er seinen Mädchcnkops mit Zöpfen als c-arnus >lalic-ti vorzcigte: „Wir sind auch Mädchen". Diese Beweis führung des effektiven Tatbestandes überzeugte Herrn Man denn auch derartig, daß er ohne irgend eine Einwendung zu wagen versprach, noch sechs weitere „Christrosen" nachznl'csern. — Die mit großem Beifall anfgenommene Abend-Variete^Vorstellung fand gleichfalls vor ausverkauftem Hause statt. — Der beutigen Nummer d. Bl. liegt stlr die Stadtanffage rin Prospekt der Station kür N a t»rl, e i I ku n d e, Dresden. Wasewitz« Straße 80, 1.. Ecke Lortzlngstraße. bei. verfallene Pfänder zur Versteigerung und zwar: den 16 und !7. Februar die in den Monaten Oktober und November 1901 ver- vsändelcn Uhren, Schinuckiachen, goldenen und silbernen Gegen stände: die folgenden Tage die m de» Monate» April und Mai 1902 verptändeten leinenen, wollenen und baunnvollencn Stoffe. Kleidungsstücke, Pclzsachen, Schuhe, Betten, Wäiche »iw. rageSgeschichte. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar besuchte am Sonntag den Gvttesoienst in der Gamisvnkiiche in Berlin. Der Kaiser hat, wie nachträglich gemeldet wird, gelegentlich seines letzte» GelmitSiageS auch dem LmzierkorpK deö in Gieße» garniionierenden Infanterie-Regiments 'Nr. 116. dessen Cbe> bekanntlich der Monarch ist. eine Spende von 25000 Mk. zu teil werde» lassen, und zwar mit dem ausdrücklichen Anheimstellen, daß die Snnuiic nach dem eigene» Ermessen des Osstzierlorps Ver wendung sirrden soll. Tic Erklärung des Reichskanzlers, daß die preußischen Stim men im Bundesrale für die Aushebung des § 2 des Jcsrirlcn- zesetzes abgegeben werden sollen, scheint >n Brindesralskreyen willst überrascht zu haben. Man hatte allerdings schon vor einem Jahre geglaubt, baß der Widerstand, der bisher in Preußen gegen diese Korrektur des Jesuitengesctzes bestand, beseitigt sei. Man batte sich darin aber getäuscht und war jetzt nicht darauf vor bereitet, daß es dem Reichskanzler gelungen >ei, die Einwilligung des Königs von Preußen zu gewinnen. Der Entschluß muß erst in der letzten Zeit und ziemlich plötzlich gefaßt worden sein. Die „Kreuz-Zto." schreibt: „Die sozialdemokratische werkschaftsveweaung ist unausgesetzt bemüht, in den zu fassen. Man darf dieses üerscle jetrt empkincken er alle 1-eser cker „vresckner blacbricbteii", velcii grosser Vorrux in ckem riveimallgen Lrsclieinen unseres Mattes geboten virck. vurclr kein snckeres Matt vercken sie über »Ile nichtigen Vorgänge so scknell unterrichtet. Oer verng kann zecken Dag beginnen! Amtliche Bekanntmachungen. Nachdem vom Rate beschlossen worden ist. die in § 5 des Entwurfs des OrtSgeictzeS für die Bebauung der Grund- stücke zwischen der Staatseisenbahn und den Flur- grcnzen der Vorstädte Plauen und Löbtau vorgesehene Bestimmung ub« die Entrichtung von Beiträgen zu den Koste» der Ucber- führung der Nossen« Straße auf grrrnd des 5. Nachtrags zur Straßenbanordnnng für die Stadt Dresden anderweit fcstzusetzen. wird dies bekannt gemacht mit dem Hinweise daraus, daß insoweit daS OrtSgcsetz und der dazu gehörige Plan zur Kennlnisnahme für jedermann im Baiipolizeiantte — Breitestrnße 7. 3-, Zimmer 5 — auf die Lauer von vier Wochen anderweit istsciitltch ausliegen und daß Einwendungen gegen 8 5 des OrtsaeietzcS bei deren Verlust innerhalb dieser Frist ebendaselbst anzubrrngen sind. In der LelhamtSgeschästsstelle zn Dresden-Neustadt kommen vom 16. bis mit 21. Februar an den Vormittagen von 10 Uhr a» Ge .. ^ Verkehrsgewerbcn möglichst festen Fuß zu Bestreben nicht einseitig von dem Gesichtspunkte auffassen, als handle cs sich hier um eine Fach-Organijation von Angehörigen eines bestimmten Berufes, um bessere Arbeitsbedingungen zu er kämpfe». Die Bemühungen, das Verkchrsgewerbe, womöglich auch die betreffende» Staatsbetriebe, gewerkschaftlich zu organi sieren, haben vielmehr nicht minder auch einen politischen Hinter grund. Es ist von sozialdemokratischer Seite oft genug aus gesprochen morden, daß zur erfolgreichen Unternehmung eines Generalstreiks vor allem die Arbeiter in den Verkchrsgewerbe» Staatsbehörden können deshalb gar nicht sckwrf genug darauf achten, daß sozialdemokratische und gewerkschaftliche Tendenzen von den Beamten und Arbeitern in fiskalischen Betrieben fern- gehalten werden. Daß die Sozialdemokraten eifrig darauf be dacht sind, gerade unter den Eisenbahnang estelltcn sich Anhänger zu werben und die Eisenbahner für die gewerkschaftliche Organyation einzufangen, ist bekannt. In diesem Zwecke ist in Hamburg eine besondere Zentralstelle gebildet, von der aus über ganz Deutschland das Netz zu werfen gesucht wird. Die Eiscn- oahnverwaltungen haben es ihren Angestellten gegenüber an War nungen vor diesen Lockungen und an Verboten der Teilnahme an sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Versammlungen und Bestrebungen nicht fehlen lassen. Ebensowohl ist unausgesetzte Wachsamkeit dringend nötig: denn der sozialdemokratische Wolf schreitet neuerdings gern im Schafpelze daher. Der jetzige La.rd- wirtschaftsminister, Herr o. Podbiclsii. hat zur Zeit, da er noch das Reichspostamt leitete, mit fester Hand sein Ressort von den Anfängen einer gewerkschaftlichen Organisation geländert. Er hat damals den unbedingt richtigen Grundsatz ausgestellt und ihm auch im Reichstage Anerkennung erworben, daß kein Beamter Sozialdemokrat sein dürfe, daß der Beamte gegen seinen Dienst eid handelt, der ihm Treue zu Kaiser und König, zu Reich und Staat auferleLt, wenn er Bestrebungen fördert, die gegen die monarchische Staatsform und gegen den Bestand des heutigen Staatswescns gerichtet sind. Dieser Grundsatz ist in der Reichs- postverwaltung heute noch maßgebend und, wie ein Vorgang in einer der letzten Atzungen der Petitionskommission des Reichs tages gezeigt hat, ist nach wie vor die große Mehrheit der Volks vertretung gewillt, die Reichspostverwaltung in ihrem Kampfe gegen die Untergrabung der Disziplin zu stützen. Der Petitions- kommission lag nämlich die Bittschrift des Postunterbeamten Pfeifer in Hamburg vor, der aus dem Postdienste entlassen worden ist, weil er, einer Verwarnung der Behörde entgegen, auf das Fachblatt der Postunterbeamten „Der Postbote" abonniert und für dasselbe einen Artikel geschrieben batte. Dieses sogenannte Fackwlatt ist, wie der Rcgierungskommissar Postrat Drucke fest stellte, bestrebt, durch Verdrehung von Tatsachen die Unter» beamten zu verhetzen. Es ist also eine grobe Disziplinwidrigkeit, wenn ein Beamter, noch dazu trotz des Verbotes, mit einem solchen Blatte Beziehungen unterhält. Der Freisinnige Lenzmannn und die Sozialdemokraten Thiele und Albrecht suchten zwar der Behörde das Recht für solche Verbote streitig zu machen und zu behaupten, die Verwaltung habe nur daraus zu achten, daß die Beamten dienstlich ibre Schuldigkeit tun. Ab« sie blieben mit ihrer Unterstützung der Disziplinwidrigkeit isoliert. Alle übrigen Abgeordneten waren der Meinung, daß dem Postunterbeamten mit seiner Entlassung recht geschehen sei. 'Der „Vorwärts" nennt das „SklavenpolitiO und meint, dadurch werde die ,,Autorität und Würde" der Beamtenschaft geschädigt. Wenn die Sozial demokratie aber Winke zur Änsrechtcrhaltung der Würde und Autorität der Beamtenschaft erteilt, so tut man gut, gerade das Gegenteil zu tun: denn eine der ersten Aufgaben der Sozialdemo kratie ist es, Behörde und Beamte hcrabzusetzen." Ein weiterer sozialpolitisch« Antrag des Zentrums betreffend die Rechtsfähigkeit der Bernisvereine ist dem Reichstage imterbieitct worden. Der Antrag, welcher znm Etat des Reichs- amts des Innern gestellt ist und demgemäß schon in diesen Tage» zur Verhandlung kommen wird, lautet: „Der Reichstag wolle beschl'cßk». den Herrn Reichskanzler zu «suchen, in der nächsten Session dem Reichstag einen Geletzentwurf vorznlegen, durch de» die Rechtsfähigkeit von Berufsvcreinen aus der Grundlage de-S Bürgerlichen Gesetzbuches geregelt wird." Derselbe Antrag ist schon früher von Seiten des verstorbenen Abq. Dr. Lieber gestellt und vom Reichstag angenommen worden. Durch die Verleihung der Rcchtssähiakeit an Bernfsvercine soll das KoalilionSrecht der Arbeiter gesichert werden. Die preußischen Staatsschulden beliefen sich nach dem letzt erstattete» Berichte der Staatsschnldenkommission am 3l. März 1902 auf 6805354540 Mk. Der Zugang in dem ab- gelanfenen Ekntsiahre besteht in 270 Mill. Mk. Üvrozenliger kon solidiert« Anleihe. Unter den 6865 Mill. Mk. sind einbegriffen 3185 Mill Mk. 3VsProzentige vormals 4pro;entig« konsolidierte Anleihe, 1914 Mill. Mk. 8>'rvrvze»tige konsolidierte Anleihe, 1247 Mill. Mk. 3proze»tige konsolidierte Anleihe. Jndas Staats- ichuldhnch waren von dem Gesamtbeträge der Staatsschulden am 31. März 1902 1577 Mill. Mk. eingetragen, also ungefähr ein Viertel der gesamten Staatsschuld. Bekanntlich werden die Preu ßischen StaaisichMden durch das aktive Vermögen des preußischen Staates an Eisenbahnen, Domänen, Forsten rc. weit übertrofscn. Bezüglich der Einführung der neuen Rechtschreibung an den bayerischen Schulen und Unterrichtsanstaltc» bestimmt eine Entschließung des bayerischen Kultusministeriums, dnß als Zeitpunkt für die Einführung der Beginn des Schuljahres 1903 ol. das ist bei den ländlichen und einrni Teile der städtischen Volks schulen der 1. Mai 1903, bei den übrigen städtischen Volksschulen und bei den Mittelschulen der Schulbeginn im Monat September 1903, bestimmt ist. Lksterretch. Erzbischof Kahn in Olmiitz, der durch seine vielfachen Prozesse sich allmählich einen Namen gemacht hat. ist vor kurzem wieder einmal in einer Klage, die vor dem Oberlandcs- aericht Brünn gegen ihn angestrengt war, unterlegen. Als Kläger traten gegen ihn die ehemaligen Pächter zweier erzbischöflichen Bauernhöfe auf. Diese beiden Pächter verlangten die Herausgabe der von, Erzbischof zurückbehaltencn Kautionen in Höhe von IlOOOO Kronen und außerdem ein« große Entschädigung, da sic glaubten, von dem Erzbischof vertragswidrig behandelt worden zu 'ein. In erster Instanz wurde Kohn von dem Kreisgericht Olmütz zur Herausgabe der Kautionen und zur Zahlung ein« Ent schädigung von 40 000 Kronen nebst Zinsen und den entstandene» Kosten vcrm teilt. Der Erzbischof legte Berufung ein beim Ober- landesgericht i» Brünn. Dieses kam zu dem gleichen Urteil, erhöhte >edoch die Entschädigung noch um 2000 Kronen. Ungarn. Das Schwurgericht zu Szegedin verurteilte den früheren Sekretär der Budapest« Handelskammer und srühcren ReichstagSabgevrdnete» Edmund Stcnmck« wegen Aufreizung gegen die Nationalitäten zu 8 Tagen Gefängnis und 100 Kronen Geldstrafe. Italien. Wie die Blätter melden, sind die Audienzen der fremde» Pilger beim Papste, d« leicht «kältet ist. vorsichts halb« eingestellt. Indessen empfing der Papst das Personal 28 « .8-
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