Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190302023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030202
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-02
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Serugrgedlldr: Di»>'dm und l du» «>«t «i rvEm^«. d>» IN», <U>H«I,N. oder «nria,»>i>I»«n. m zwei Ietl»u^i°d»n. u»d U llkilu«,«» «ur M,I »rutlutier Oi< s.i lr»^>d»Naidr. i «MiNa., LlllvkÜ «NV«I tr»«l»t^'!>l>i,»l»r idk» niiderüMtLti,«: »miutmvt« w»kdk« M>d«wadrl. M» IM»' Stgrnadtl 1856. /Sline » )lür»»8v?rei«« Okr. 8Sr„p k'LL'"'.' 28. I.. ^Ullelvlr. Speiei»UUtt: 66Ül88ö (^uwcupl^lvv LiNL« ln« Vrue^^nLrdeidea. Klomdlseuag«» Haupt - Geschäftsstelle Martenstr. 88. Anreizen, tanf. «nnalime von SliitUnl»i,uiiaei> ins nalittmttaas » UIn. >Lon» un!> .seieiluoS nur Mariens» akk L» r>, i i i bis '/ii Ulir Die UvaUiaeLrinid refte ica u «ilben> 20 Psg. Itln kUndiaunnen aus der Pnoaiieftc .fteft-- 2dN>>i ! die ulvallige ijeile ald »Ei» ueiandl' oder am Zerlieft«: all Aia ^in Nummern uaft« Lomi- und gelri lasen i be», 2ipaliige Ärund»eile,i ao, «o de« w und «c, N'a nach ln iondeiem Tarii. »uswilrlise 2lu> iiaue nur aeacn üjoianLbezatituii». Beleoblaller werden mll rS!L>n. bciechnel, Sernivrcchanlchsust: «ml l Sir. U und Sir. 2VW. »««« VN- Mrcft-N. knInnIalsvnrKll- ——- UauiUunk >7 t/Mai»a,tra»«e 17 kilinlv ävr „Vresänvr >n< Iiriekten". voll ll. Llloo««wvut» tür obiikS lLvitunzr. M-«kr«M^Mr^K«Äs«««rsrr»r.VLWrNt».«LrrV^L«KB^E^r 8vl«1vl VV IKaunisiii»» » , . zx LSoll «rurlmivistor. voisssur :: .loliniint's.zilee, im O»tö Iriini^. tt LIvLimI« «»Ions «um kH8ivrvu:: tiir l1»>no«i inft »». v»e„i , ^ r. 8tpu»e»lia«8« », rnnklekst ckor Lnr^orstr K« Iwr-ntttaut^rlro — IlaaipUo^. ! r»x^!Lr»rir«-^»-^-rE^Är«^E^ !^«rMSLMr-^rr^»^^«i«»rKr^Er^^«r^rrrr»K^K«!'." Lsdertrsu-Lmulslou K«xon I „„««-nlc lilvn, Lnlrnnalriilitr^o üer I uttveAe, u, «-urxl. I^nanlrlivlt. 6rv880 1ffa8che 2 LIK. D-U" V<-n„au«1 nacti »««H»ünt8. siönigl. fios-/lpolkeke, WWM I11112 K II12 A , liieevi t;« utvr» »W» 8»ik»tl: Neueste Drahtberlchtc. Hosnachrichtcn, Babel und Bibel, OicrichtSverhandlungen. „Im bunten Nack" Äcwerbeyaus-Konzcrt Brirskasten Montlil,, 2. Ktln nnr >9^3. Reuefte Drahtmeldungen vom i Februar. Holländischer Eisenbabuarbeiler Ausstaud. A m ft e rd a!N. Rach einer Beratung der Leiter der Arbeiter- Vereiniguiig über die von den Ciieubalindirellivncn genebene Ant- wvrt hat eine Vollversammlung der E i i e n b a b u a n nr st e l l l e n den Au » fta » d für beendet erklärt. Die Arbeit sollte beute Morgen um 6 Ubr wieder ausgenommen kerben. Rotterdam. Eine vom Ausslandskomilcc unterzeichnele Bekauntmachung ist unter deni B al> np e i^o u a l verteilt worden; in dieler Bekanntniachuna licibl e§. der Arisiland sei noch nicht beendet. Infolgedessen sind nur einige Züge abgegangen. Im Bahnhof Börse sind Blakate auaehestet. wonach der regelmäßige Verkehr noch nicht wieder hergestellt ist. Gegenwärtig wird rn einer Berlammluna der Ansiader der Plan beraten, sich mit de» Ausständigen in Amsterdam sft/ solidarisch zu erklären, Amsterdam. Die Weigerung der E i s e n ba h n - A n- gestellten, die Arbeit wieder anszttnehme». beruht ans einem Mißverständnis und der Unmöglichkeit. z»r richtigen Zeit den in Amsterdam letzte Nacht gesagten Beschluß tclegravhitch zu ver breiten Während also der AnSsland der Eisenbahn Angestellten zu Ende ist. dauert der AnSstnnd der Arbeiter der Privallranspvrt» Gesellschaften fort. Außeidem bat die Konnnnnalverwaltung von Amsterdam die Arbeit in den Wasserwerken auf dem Kar ein gestellt. Die Arbeiter dieser Werte haben sich den Aus ständigen angeichlvsse», uni sie zu unterstützen. Heute habe» die Bäcker, dir Arbeiter der Gasanstalt und die des Ncinigungs- diensteS Versammlungen abgebalte» und über den allgemeinen Ausstand Beratungen gevstoge»: ein Beichlnß wird erst Margen vormittag in einer gemeinsamen Brriamminng der Direktionen der verschiedenen Gewerkichasten gefaßt weide». Berlin. Amtliche Meldung. Ei» Telegramm der Hol- ländischLnEtienbabngrsellschast an- Amsterdam von hrute 10 Uhr morgens besagt: Die Hcnunnng des Verkehrs aus allen »»seren Strecke» hat nusgehört: Reisende. Gepäck und Güter können wieder übernommen werde». Tie BerkchrSstörniig Dampfer- linie Enkhuizen-Slavorcn wird am 2. Februar aufgehoben. Berlin. Staatsininister Dr Rudolf von Delbrück ist heule nachmittag g^estvrbc n Dortmund, .veule vormittag wurde die achte Jahrcsver- iammlung des G ew er kv e r e i n s christlicher Berg arbeiter Deutschlands eröffnet. Ter Vorsitzende drückte die Nebcreinstimmung der christlichen Bergarbeiter mit der Rede des Kauers in Breslau aus. Alsdann wurde an den Kaller ein Hnl- digimaSlelegramm abaesandt. R o m. Der Minister Prinetti verbrachte eine ruhige Nacht. Tie Besserung in dem Allgemeinbefinden hält an. Rom. Ter Senat nahm mit 65 gegen 18 Stimmen die Brüsseler Zuckerkonve »tion an. Brüssel. Während des gestrigen Diners zu Ehren der Ossizier sdeputation des Dragoner-Regiments Nr 14 wandte sich der König mit huldvollen Worten an jeden der Gäste und brachte später in deutscher Sprache einen Trinffpruch auS, ui welchem er sagte, es seien jetzt 25 Jahre her, daß Kaiser Wilhelm der Große ihn zum Chef des 14. Tragoner-RcgimcntS ernannt habe; er habe cs stets für eine große Ehre gehalten, die Uniform dieses Regiments tragen zu dürfen. ..Heute/' so fuhr der König fort, „hat Se, Majestät der erhabene Kaiser Wilhelm ll, mir das Dlenstauszcichnnngskrcuz verliehe» und das Regiment hat mir dazu seine Glückwüniche übermittelt. Ich danle dem Regiment und bitte Gott, daß er dem Kaiser eine lange, sehr lange und glück- siche Regierung zu teil werden lassen möge. Ich trinke aus das Wohl des Deutschen KaiicrS." K onfta ntin opel. Das letzte der vier russischen Kriegsschiffe, die die Erlaubniß erhalten batten, die Meer engen zu klassieren, hat heute nnter der Handelsflagge die Durch fahrt vollzogen. Kortu. Das gemeldete S ch i s ssu n g I ü ck im Kanal von Korsu ereignete sich bei Nachtübungen, an denen die englilchen Kriegsschiffe „Pioneer" und „Thne" nebst 12 Tvrpedoboots- zerslörern teilnahincn, Dabei stieß der Dorpebobovtszerslörer ..Orwell" mit dein „Pioneer" zusammen, wurde im Vorderteil gerade durchschnitten und das Vorderteil sank im tiefen Wasser, Ei» Artillerist und der Oberheizcr wurden gelodet, I!l Plan» werben vermißt: man nimmt an, daß sic mit dein V»g deö „Orwell" unteraegaiigen sind. Der „Orwell" wurde mit dem Heck zuerst nach Korfu cingeschlcppt. Washington Gestern früh Halle der Gesandte Freiherr 2peck vonStcrnbura eine zweistündige Besprechung mit dem Grasen von Ouadt-Wykradt-Jsnv und besuchte alsdann den ZIaatssekretär Hay und den Präsidenten Roosevelt. Staatssekretär Han stellte den Gesandten Jrerherrn Speck von Sternburg dem Präsidenten^ Roosevelt vor. Die Unterredung mit diesem war eine formelle. Speck von Sternbnrg wollte sein Beglaubigungsschreiben als Spezialgesandter überreichen, bevor er die Geschäfte der Bot- schaft übernimmt. Es wurden nur mündliche Erklärungen ausgc- tauscht. Speck von Sternburg beschränkte sich daraus, die freund- schastlichen Gefühle des Deutschen Kaisers zum Ausdruck zu bringen und seine Befriedigung darüber auszusprcchen^ in seiner jetzigen Eigenschaft nach Amerika zurückkchren zu dürfen. Roosevelt be glückwünschte den Gesandten und sprach die Hoffnung aus, daß leine Mission den Erfolg haben möge, die Lösung der schweben den Fragen herbeizusühren. Eine andere Frage wurde nicht be- iorochen. 'Der Gesandte blieb nur wenige Minuten beim Präsi denten. Hieraus begab er sich »ach der englischen Botschaft und batte mit Sir W. Herbert eine lange Bcsvrcchung und nachmittags stattete er dem Gesandten Bowen einen Besuch ab. Tanger. (Reutermeldung.) Ei» besonderer Bote ans Fez meldet, daß die Truppen des Sultans unter deni Befehl des Kriegsministers am 29. Januar bei Tagesanbruch die Stellung des Prätendenten angegriffen, seine Anhänger geschlagen und den Prätendenten äetangen genommen haben. — Nach einer Havasmeldung aus Melilla dagegen sollen die Aufständischen die Truppen des Sultans in die Flucht geschlagen haben. Letztere ziehen sich »ach Fez zurück, verfolgt von den Truppe» des Präten denten. Man meldet, daß auch der Kabylenstamm der Benifuren sich erhoben und M»le» Mubamed zum Sultan auSgerusen habe. - „Heroldo" bestätigt die Meldung von der Niederlage des Sultan- und seinem Rückzüge auf Fez. Oertliches und Sächsisches. — Bel Sr. Maiestät dem König fand gestern nachmittag 5 Uhr Familientasel statt, an der Ihre Majestät die Königin- Witwe, Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Piinzeffin Johann Georg. Prinzessin Mathilde und der Herzog Ullrich von Württemberg teilnahmen. — Ihre Maiestät die Königin - Witlve hat dem hiesige» Königl. Sächi. Militäiverein „Sächsische Grenadiere" aus dein Nachlasse des veicwiflte» Königs Albert eine Rciterstatuellc desselben als Kronprinz im Feldzüge 187071 schcnknngswcise überwiese». — Unablässig wird die Familie Sr. Königl. Hoheit dcS Skron- prinzcn heimgesucht. Das leichte Unwohlicin, welches sich bereits in den letzten Tagen bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Christian, dem zweiten Sohne des Kronprinzen, zeigte, hat leider den Eharaklcr einer crnslcn Erkrankung ange nommen. Das gestenr morgen ausgcgebenc Bulletin lautet: „Se. Königl. Hoheit derPrinz Friedrich Ehristian i st am Unterlcibstyphus erkrankt. Die K örpertemperaturen haben sich, abgesehen von Schwankungen nach der Höhe und der Tiefe, in mäßiger Höhe gehalten. Tic Herztätigkeit dauernd zufrieden stellend in gleicher Weise wie das subjektive Befinden. Seiten des Gehirns und der Atmungsorganc keine Begleiterscheinungen. Nahrungsaufnahme gering, nicht unbeträchtliche Austreibung des Leibes, wenig zahlreiche, jedoch für die Natur der Erkrankung charakteristische Entleerungen. Die Erkrankung ist nach den bis herigen Beobachtungen des Verlaufes als eine mittelschwcre zu betrachten. 1. Februar 1908. Dr. Unruh." — Gestern vormittag ll Ubr 20 Min. hat Ihre Koffer!, u. KSnigl.Hoheit dieFrau ErzheBzoigrn Otto vonOester- reich Dresden wieder verlassen, »in »ach Wien zurückznkehren Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde begleitete ihre Schwester zuin Bahnhofe. — Dem Berliner Zeughanse wurden jetzt zwei lorbeerbekränzte Degen überwiesen. Der eine, vom kiesigen Königlichen Ober- hvfniarschallamt überreicht, ist der Feldpigsscibel des General- FeldinarschallS Königs Albert von Sachse», der bekanntlich l870/7l die MaaSarmee führte. Der andere ist der Degen des Generals der Infanterie Konstantin v. Gersdorff. der bei Sedan als stellvertretender koinmandierender General deS ll. Armee korps verwundet wurde und am 13. September 1870 seinen Wunde» erlag. — An die Stelle des bisherigen Generalsekretärs der national- liberalen Äesammtparlei. Patzig, der ein Reichstags-Mandat sich erringen will, ist der bislieiige Geschäftsführer der Nalionallibcralcn im Königreich Sachten. Brcithaupt, getreten. — Mit einem seiner, im Aufträge der Deutschen Orienl-Gc sellschast gehaltenen Vorträge zur Verteidigung der für die Kultur geschickte der Menschheit hochbedcutsamen babylonischen Funde ist der Assyriologe Herr Professor Dr. Friedrich Delitzsch nunmehr auch zu uns gekommen, nachdem er bereits in Berlin m Anwcscnheit des Kaiserpaarcs und einer auserlesenen Gesellschaft zweimal über ,,BabclundVi b e l" gesprochen. Wie das vorgestrige Audiiorinm bewies, war dieser Vortrag auch hier in Dresden als ein „Er- eignis erste» Ranges" erwartet worden. Der große Saal des VcreiiishauseS war bis zum letzten Platze gefüllt aon einem Publi kum, wie es in seiner Uusaminensetznug nur ganz selten anzntrcffen ist. Alle Kreise, die Anspruch erbeben aus ernste Anteilnahme an den Geistcsbewcgungen der Wiffenschast und der gebildeten Welt ii» allgemeinen, waren vertreten. Das Auditorium bestand wohl ungefähr je zur Hälfte aus Damen und Herren. Man sah da ebenso unsere ersten Vertreter von Kunst und Wiffenschast, wie zal> reiche Mitglieder der Hofgesellschaft, hohe Beamte und höchst Militärs, Angehörige der Lehrerschaft und der Kreffe von Handc und Gewerbe. Eine so mächtige Bekundung des Interesses für das Vortragsthcma macht nur die alte Wahrheit verständlich, daß trotz scheinbarer Gleichgültigkeit und Ruhe die Fragen nach den ursprünglichen Quelle» unserer religiösen Lehre» die Geister n» aushörlich »n tiefsten Innern beschäftigen. Wie sollte da nicht ein so angesehener Gelehrter wie Professor Delitzsch vollste Auf merksamkeit erwecken, zumal wenn seine Anssnbrungcn so etwas wie Umsturz aller bisherigen Traditionen ahnen lassen! Das Auditorium folgte dem Vortrag mit größter Ausmcrcsamkeit und Spannung. Leider dürsten seine Worte aber nicht in allen Teilen des Saales gut hörbar gewesen sei»: das Organ des Redners war nicht stark und tragsähig. Andererseits ist auch bekanntlich die Akustik des Saales, wenigstens für das gesprochene Won. nichts weniger als günstig. Das Thema des Vortrags lautete: „Tie babylonischen Ausgrabungen und ihre Bedeutung für das Alte Testament". Professor Dr. Delitzsch beanl wartete einleitend die Frage, wie sich das große, mit unendlichen Miihen und Opfern verbundene Interesse an der Erforschung der Stätten alter, Jahrtausende zurückliegender Kultur in erster Linie nur erklären lasse durch das Interesse an den Berichten der Bibel. Es sei aber freilich bedauerlich, daß viele, die sich freuen sollten, daß die Assyriologie so manches aus der Bibel aufhellt, was bis her dunkel war, sich abseits stelle» und kein Verständnis haben wollen für die Fülle neuer Erscheinungen, die aus den Stcin- triimmern von Babylon auf uns einstürmen Und doch handelt es sich hier ohne Zweifel um eine der einschneidendsten Korrekturen aller Dinge, die als Tatsachcnwelt dem religiösen Leben seit Jahr tausenden zugrunde liegen. Durch Vorführung einer ganzen Reibe vortrefflicher Lichtbilder gab Delitzsch sodann einige eklatante Bei spiele dafür, daß geschichtliche »nd geographische An gaben der Bibel erst durch die Keilschriften ausgcklärt oder bestätigt werden. Den König Sardanapal führte er aus der Löwcnjagb vor. wie er den Beherrscher der Wüste verfolgt z» Pferd und zu Wagen, um ihn endlich Auge in Auge mit dem Wurf speer zu durchbohren. Aus anderen Funden zeigte er die assyrischen Männer im Kriege, eine schiefe Ebene hinausstürmeiid und die Mauer einer feindlichen Stadt berenncnd, er zeigte sie auch im Frieden, ihrer Lieolingsbeschäftigung, der Jagd, nachgehend und ' en Waldcscl mit dem Lasso fangend. Aus Äcilschristen erfuhr man, daß das Land, in dem die zehn Stämme Israels untcrgingen, „Challach" war, südwestlich des Urmia-Scös. Noch wichtiger sind die babylonischen Urkunden und Denkmäler für die Sprache der Bibel. So erwähnt Hiob ei» Tier „Rcen oder „Remu". ein gewaltiges, hörncrtragcndes Tier, das er sich nicht gezähmt vo, dem Pfluge vorstcllcn konnlc. Nach dem Men Testament wai dies eine Antilope obschon cs vollständig unersinSlich war, w:e dieses scheue, harmlose Tier sich so ungebärdig zeigen tonnte. Jetzt ist aus einem altassyrischcn Relief am Jstür-Torc in Theben genau nachgewiese», daß man cs hier mit einem, dem ehemalige» Wisent nahe verwandten Wildochicn zu tun hat, der wegen seiner Wild heil von den Assyrern gern getagt wurde. Professor Delitzsch wa: in der Lage, in aufaesundenen cmaillicrlen Tonrelieis farbige Ncn! bildungen dieses Wiibochsen vorzuiührcn und zwar in anßcrordem sicher Feinheit und Farbenichonbeit, War das Fel! des Tieres weiß, so waren die Hörner und Hufe golden, war cs gcib, so trnaen letztere die grüne Farbe des Malachit. Auch den babylo nischen Löwen und den fabelhaften Drachen von Babylon zeigte der Vortragende im Lichlbildc vor. Dieser babylonische Drache war ein aus vier Füßen gehendes Tier mit langgcslrcchlem Schlangcnleib und Kopf, aus welchem ein Horn hervvcraocc. Der ansrechl stehende Schweif trug einen Stachel, die Vordersüßc glichen den Pfoten des Panthers »nd an den Hinterfüßen trug das Unge tüm scharfe Bogclkrallen. Auch der MynmS vom König Ncbukadnczar, mit dem wir von Jugend an» erblich belastet seien, welcher, cmsgestoßcii von den Menschen und i» Wannsinn verfalle:!, mit den Tieren gelebt, in der Wüste das GraS als Sveiic ge nossen und den Tan des Himmels getrunken haben soll, fand in den Keilschriften eine überraschende Auskiärnng. Nach diesen babylonischen Urkunde» Kat er seine Feinde in diesem Sinne ver flucht und ihnen ein solHs Ende gewünscht und angcdroht Die Juden haben bloß den Lpieß umgekehrt und ihrem Widersacher den eigenen Fluch angedichlet. Es ist deshalb, so fuhr Professor Delitzsch fort, mit Freuden zu begrüßen, daß bei der Anwesenheit des Deutschen Kaisers in Jerusalem, anläßlich der Einiveihung der Erlifferkirchc, dort ein deutsches Institut für Altertnmskunsc des heiligen Landes begründet worden ist. Nichts Besseres kann cs für den jungen Theologen geben, ais sich mit dem Leben in der Wüste vertraut zu machen und dort einige Zeit unter den Beduinen zu verweilen, d:c heute noch gerade so Hausen, wie in den alten Zeiten, und ihren phantastischen Erzählungen zu lauschen. Wenn aber noch in unseren Tagen aus eigener Anschauung neue Aus schlüsse zur Beurteilung der biblischen Ueberliescrung aus dem Oriente zu holen sind, wie viel mehr bietet da nicht die orientalische Altertumskunde. In viele» Einzelheiten tritt die Nebercinsiimmung zwischen assyrischer und biblischer Darstellung zu Tage. Heilt Jesus de» Taubstummen durch seinen Speichel, so lernen wir aus den babylonischen Funden, daß seit alters Speichel und Zauber cngvcrwandtc Begriffe waren, io gut wie die heiligen Zahlen Drei und Sieben sich dort und hier finden. Begleitet Jahwe sein Volk in einer Rauchsäule bei Tage und in einer Fcuersäule des Nachts, so empfängt schon Assur Haddo», König von Assur. das Orakel: „Die Gottheit werde auffteigen lassen zu seiner Rechte» eine Rauch- und zu seiner Linken eine Fcuersäule. Jeliovab spricht zu Moses und Aaron und zu allen Propheten, auch der König Hamnrraddi empfing nach einem als Lichtbild vorgcsührlcn prachtvollen alt- assyrischen Relief seine Gesetze von Samas. dem Sonncngottc Es gebe deshalb keine größere Verirrung des menschlichen Geistes als den Glauben, die Bibel, speziell das Alte Testament, sei eiw' persönliche und allein den Israeliten gewährte Offenbarung Gottes. Der Jehova-Gedanke sei keineswegs eine Schöpfung der Israeliten, sie übcrkamen ihn von Babylon, und nur durch fortdauerndes Um- arbcitcn und Jncinanderarbeilcn von ganz verschiedenen silcrari schcn Bestandteilen sei die Bibel zu dem Kanon geworden, der uns vorlicgt. Auch der Ursprung »nd die Vorbildung der sogcnannicn mosaischen Gesetzgebung und der zehn Gebote liegt in Babylon. Dillmann hat festgestcllt, daß mehrere Texte der zehn Gebote ver siegen. die von verschiedenen Zeilen abweichend sörmulicrt sind. Moses hat jedenfalls nichts anderes getan, als die überkommenen Bräuche und Satzungen, die schon tausend Jahre zuvor in Babylon Geltung hatten, gesammelt und den israelitischen Anschauungen an- gepoßt. Denn Babylon war ein wohlgeordneter Rechtsstaat und wurde verwaltet nach dem auf einem Dioritblock cingcarabciiei'. 282 Paragraphen enthaltenden Codex Hamnrraddi, in welchem der Schutz der Äffisen, Witwe» und Schwachen obenan stand. Es muß einer weiteren Forschung Vorbehalten bleiben, wieviel von den Gesetzen Moses spczffffch israelitisch, was allgemein semitisch und was babylonischen Ursprungs ist Viele Uebcrcinslimmunge» fallen ins Auge, wie der Rechtssatz: Auge um Auge, der Sabvath- und vor alle», der Jahwc-Äcdcmkc, der schon rin dritten Johnauiciid vor Christus in Babylon heimisch ncwcsen, denn es heißt: Niemand kann bestehen, wenn Gott nicht ist, Gott war Gott, Gott ist Goli, Jahn ist Gott. Das Alte Testament stellt das sittliche Niveau der Juden über das der Babylonier. Und doch ist die Stellung der Frau bei den Juden nicht viel mehr ais die einer Sklavin g> wesen, bei den Babyloniern eine wesentlich sittlichere, freiere und würdigere. Am schärfsten zog Professor Delitzsch gegen den israelitischen Monotheismus zu Felde. Fünfmal täglich ruft der Moslim die Sure von den Minaretts: „Führe uns den geraden Weg. nicht den Weg derer, denen Tu zürnst sgcmcint sind damit die Juden! und nicht de» Weg derer, die irren" lgcmcint sind damit die Christen). Ans gleichem Wege befindet sich das Alte Testament Sein Gott ist nur der Gott Israels Alle anderen Völker sind der Gottlosigkeit verfallen und der Befehl JcbovahS gehl dahin, andere Stämme und Völker auszurotten. Das ist eine schreckliche Lehre, ganz erfüllt von Egoismus, unvereinbar mir allem religiösen Empfinden. Aber wie dieser Monotheismus über wunden ist durch das Christentum, so ist auch dem Alte» Testament der Charakter einer Offenbarung genommen Alles Irdische iff deni Wandel unterworfen und am Veralteten dürfen wir nicht fest halten. Die Reformation hat mit vielem Ucbcrwundencn Ab rechnnng gehalten, aber sie ist nur eine Etappe der allgemeine» Entwickelung. Die freie Forschung in der Wiffenschast dringt »naushaltsam vorwärts zi^ immer höherer Erkenntnis der Wahr heit. — Der Beifall am Schlüsse des Vortrags war lebhaft, aber cs ist fraglich, ob die Erwartungen aller Zuhörer voll befriedigt worben sind. Vielleicht batten manche auch einer weitergchcnden Antwort Professor Delitzschs ans die Angriffe cntgeaengeschcn. die er von theologischer Seite erfahren bat. An den Ausgängen des Vcrcinshauses wurden »ach Schluß des Vortrags in geschloffenen Couverts Fsiigblättcr verteilt: „Zcitungs. und Professoren- Stimmen über die Vorträge dcS Herrn Pros. Dr. Delitzsch". Da heißt cs nach dem „Evangel.-Kirchl. Anz." Nr. 3 vom 16. Januar 1903: „Manche der Ausführungen sind nicht einmal neu sondern schon in der Zeit des glücklich übe'wundenen Rationalismus vor-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite