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Diese» Blatt wird lx« Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugesttllt. wahrend er die Post. Abonnenten am Morgen ,n einer Geiamtaurgabe erhalte». verugrgebllhs: ' nscheiNf» »«ieber >» ' neemin,. »«t Nachrsi >«,««»! di- ikl>i»mu1o«3rt kiwlai. 'rlmllei, Och, °ul«on«. ode»Zt»,estzj>e tvlucn. NuW... Osimnai Z.Miuuee« um «ll> «Quellens uaabe .. L-l^o?taan - ,! n^! v r., w? "dlFdin' V, uvkl uckn -1» >an ^,i».lrw>e vdrwabu. leert,» »»liaramm- eicht «ach >«»« KogvünSot L8S« Uertrro von Liepsrh rL Reirtirrrdt. /inreigen-carif. ÄuUiibme voll Alttüirvia«»«c > >X nachlnaiaes » itde. lZoim- NIM Nn«N»u> nur Muimmrahe vru >. mvnHin Die IN>aiIi»e>c)ra,i ,'n> « L,U.ku e-, P>v !-!l luuduiungrn autori >Li,aai>eiii »v !l!s» : die LspalNae »eile aw .U ai »eiaudl oder am 'LerlieNe w ißi^ z>» Nttauneiu naU. Loun uiia .teie: lauen I dc., etr>ell,ee ctzilindzeiiei, » »o ue^ « i„iü «» P>u nach d, Irndrirm Taus, diuewuiliar rn» Naac »n, neuen Aoranvdr.alilmiu ivcteu dl aller werden nsil w tp > de rechne!. Neriiivrechanichiui!' A».l 1 Nr U und Nr !««U«l AuA I<üknLckei*fLc8vkne 0reL«Ien-?k. 8r. PIsuenscliestr. 20 ^uf^ÜZe 31161* /^I*t «r. 3«. S,iml: Zur Angeleaenheit der Kronprinzessin. Ballestreins Wiederwahl ".'leneste Drahtberichle. Hosnachrlchten, Kaller- KvinniklS. Genrl,ls»e>lMir>l,„igcil. Licderabenv Hildach. Die dcntichc Kinderstube Freitag, 30. Jaimar 1003 Zur Augeleftenheit der Kronpriuzesfln. DaS soeben au-gcgcbcne „Dresdner Journal" enthält folgende Allerhöchste Verordnung vom 11. Januar 1903: Air. Georg, von Gotte« Gnaden König von Sach»'«» re., haben UuS zu nachstehender Bestimmung bewogen gefunden: Nachdem Ihre Kaiserliche und königliche Hoheit, die Kran- Prinzessin Louise Antoinette Maria, geborene Erz herzogin von Oesterreich. Prinzessin von Doskana. am 9 Januar k> I. auf alle Rechte, die ihr auf Grund ihrer Stellung «IS gionprinzessin von Sachsen viShcr zilgeiianden haben, in feier licher Weise für immer verzichtet bai. so erteilen Wir hierzu Untere Genehmigung und erklären demgemäß in Krott der Und nach ? t Unseres Hausgcictzes vom 30. Dezember 1837 zrisiekenden ^ohsitSrechle, daß Hochdie'clbc aus allen i" der Zugehörigkeit a Unierem Hause begründeten "Rechten, Ditcln und Würden «en jetzt an ausgcschicdcn ist. Gegeben zu Dresden, den 11. Januar lttc)3. <1.. 8.) «eorg. Georg p. Metzjch. Baut v. Schdewitz. Or. Wllbclm Rüger. 11r. Viktor Otto. Max Frhr. v. Hanse». Niemand wird sich dem tiefen Eindruck entziehen können, welchen die Wucht der Taliachc» Hervorrufen muss, die sich für das fernere Schiekfal der K r o » p r i»z c s i i n zunächst durch die untliche Bekanntgabe der Beringungen des Kaisers von Oetterreich i» der „Wiener Ztg." vollzogen Häven. Ter Stur; von der höchsten Höhe menschlicher Größe hinab in eine Tiefe, deren Atmosphäre noch lange nicht erkannt werden kann, mag sie durch rüchtSwürdiges sittliches Verfehlen oder durch Kranlheit herbei- gerührt werden, hat etwas Erschütternde», was wie die gigantischen SchicksalStragödien klassischer Dichter berührt Man sicht ein grauenvolles Verhängnis rücksichtslos vorwärts schreiten, gegen welches man mit dem Aufwand» seiner letzten Kräfte ankäninfc» möchte, und doch suhlte man sich gelähmt von dem Empfinde», der ewig waltenden Gerechtigkeit i» den Arm zu fallen. Zu dem Wiener amtliche» Eomnmiiiauü winden der „N, Fr Presse" an maßgebender Stelle folgende Erläuterungen gegeben: .Man wußte schon icit einiger Zeit, bah eine Kundgebung wie die beute verösscntltchlc bcvontand — ihr heutiges Erscheinen hängt wohl mit der Tatsache zusammen, dag der Schrrdc-wruch inr Lcheivungsprozessc der Kronprinzettin von Sachsen heute rrtvlgen wll. wodurch dieselbe ihrer sächsischen Titel und Rechte für ver lustig erklärt werden dürste. Ans ihre.Stellung Die „Bohemia' bemerk,: „Zeit dem Bestände des öfter- reiä)ijchcn Kaiserhauses ist eine Aus ichlic dring in einer solche» Aorin noch »ich, verfügt worden. Tie in Mentone weilende Kronprinzessin itt ve» dem Enischlnire deS Kaisers bereits verständigt worden ES untcri egt keinem Zweifel, daß die Kronvrinzeisin von Sachsen auch den Ausweg, sich Pciir^ rcisin von Toskana zu nennen, nicht mehr ha,. Nach der Ver° osientlichung deS Urteils des EiieirrungsaerichlShviM in Tresden dürslc der Kronprinzessin, da sie schliesilich nicht ob», Munci, die,den kann, gestattet werbe», sich einen Name» zu wählen, und diesen fortan zu führen." - Kronprinzessin Luise i>, bekanntlich die ältcsle Tochter des GrosiherzogS von Toskana, und ttn Hinblick auf die kaiserliche Verfügung der Suspendierung ihrer Rechte taucht naturgemäß die Frage a»>. ob die Kronpruizeisin in kirnst nicht de» Titel einer Prinzessin von Toskana führen könnteZ^,.,' ' . Der gegenwärtige Chef des Hauses Toskana, Großherzog -""'Or.- . rreI u bcttchcn aus, und es aus den ^nunmehrigen Leopold Mit einiger Sicherheit ließ sich vorauSiehen. dag die Präsi- dentenkrisiS im Reichstage in der heutigen Sitzung zur Wiede: wohl des Grase» Ballestrein führen würde Denn offenbar hat der langiährigc Leiter deS ReichSparlamentS iei» Amt nur iriedc, gelegt, um sich zu vergewissern, ob er das Vertrauen der Mehrheit nach ivie vor besitzt. Diejenigen Parteien, an deren Stimmen ihm allein gelegen sei» konnlr. die Konservativen, die National liberalen und icib'werständlich seine eigenen Parteigenossen, sind heute, wie es scheint, geschlossen sür seine Wiederwahl cingetreleu. während die Sozialdemokratie »cbtt ihrem freisinnigen Anhang', gegen ihn deinoiisiricrt hat. Wäre er vor solcher Tciiir'irstrotsim znrncigcwichcn. »o halte dies nnanSblciblich den Eindruck eines sozi : denwkrattichen Erfolges liervorrusen müssen. Der Entschlich, das s Vorsistenden für den voraiiSsichliich nicht mehr besonder anstrengenden Rest der gegenwärtigen GcietzgebungSperiodc zu behalten, schien auch deshalb geboten, weil er anderensalls dem Zentrum Ilngelegenheiten bereitet hätte, die wohl entstanden wären. Ferdinand IV., i>t der letzte Träger diele« Namens. Nach seinem Tode hört dieser T ' - . - ... ist ausgeschlossen, daß derselbe Wölfling oder aus euren anderen seiner Söhne übergehe, viel ! wenn eS gegolten hätte, eine» neuen Kandidaten sür den Präs: mehr führen alle Kinder des Gropherzogs nur den Titel eines Erz- benteiibosten zu prälentieren Trotz des nur allzu begreiflichen ^cnerreich. Das Mlpgrines. der zur Krisis gefühlt hat, ist die Fortführung der W EErablait schreibt: „Ter „all der krorwrinze'un Alice - Luise von wachsen, geborenen Erzherzogin von Oesterreich, ist gründlich von den Fällen der Erzherzoge Johann, nachmals Johann Orth und Leopold Ferdinand, nunnichriger Leopold Wölslsng., versckrede». Die gewesenen Erzherzoge haben frei Präsidialgclchäste durch de» Grasen Ballcslrcl» als die bette Löiung zu begrüben, zumal sein "Name mit dem Siege der parla meiiwlilchen Ordnung über die revolutionäre Obstruktiv»-.taktil der Sozialdemokratie vertnüpst ist: die Nichtannahme der Wieder . t- j Die Zeitbcichrurrkung machte eure llcbcrweiiung zur Bcrüctsich- tcrlung wollt lediglich deshalb die Rede, weil der Spruch des > tiquug unmöglich, die Petition soll deshalb dem Reichskanzler sächsischen SondergerichtS noch nicht vorliegi. Es ist das aber! ^ Malcrrul überwiesen werde». -m- b,.d- d. >,-ch d.. liche Inhalt dieses Evrncbcs nicht zwcnclhast sein kann. ! kaiimruachring gerichtet: „Mein verstorbener Monn hat m seinem — - n .— — ——— ! Testament die llcbcrzcugnng »icdergclcgt. daß im Falle seines fricd. ! scrtige» Ablebens und beim Ilebergangc der Fabrik an einen ! minderjährige» Erben sein Werk in bisheriger Form nur unter i Schwierigkeiten weitcrgcsührl werden könnte: er hat deshalb letzt s willig den Würrich ausgesprochen, in solchem Falle die Fabrik in dre Form einer Aktiengesellschaft überzuführcn. In Erzherzogin hat sie olmchin bei ihrer Vermählung verzichtet, und was ihr letzt genommen wird, sind die Ebrcn »nd Vorzüge, weiche wder Erzherzogin, die in ein fremdes Fürstenhaus hetrawt, geivahrt bleiben Der Fall der sächsiichc» Kronprinressi» ist ein gänzlich »euer, denn bei allen bisherigen Heiraten galt der Grundsatz als Basis, daß. wo eine katholische Ehe eingcgnugen wurde, nur der Tod sie löien konnte — eine Erzherzogin allo niemals in den Fall kam. wieder als Mitglied des o»rr»eichiicbe» KnlierhaiiirS betrachtet u werben. Der einzige frühere Fall, in dem äimliche Schwierig keiten zur Sprache kamen, der der Kronvrinzeisin Stevkanie. ist nicht analog Aber auch hier erlturte der König der Belgier als Elrct des Hauses die Tochter sür verlustig aller Titel und Ehren, die ihr als königlicher Prinzcisi» gebühr»«,. Er konnte dies aber bei der ausgeivrochcne» Meinung belgischer RcchtSgelehrlcr. daß ein ivlcheS Verbot zu 3,"echt nicht besiehe, nicht autteclsihgltcn. und di» Gräfin Lvnnav führt de» Titel königliche Hoheit weiter ,m Oesterreich ist das anders. Der Kaper bat die Beslüiimniig Imst Iciner Machtvollkommenheit als Ehes deS ErMnies gcirofsc». und dagegen gibt es keinen Appell, den» der Kaller ilt die höchste und einzige Instanz in allen Familien-Angelegenheiten." Neueste Dralitnicidunaen v, m 29 Ja uiar rvnllcstrcms Wieder «vahl. Berlin. lPriv..Tel.s Reichstag. Das HauS itt gut besetzt, d>e Tribünen gefüllt. Am Bundcsratstischc die Staats- »ckrclärc Gras PoiadowSkn und Nicbcrding. Vizepräsident Gras Stolbcrg teilt mit. daß der Kaiser die chm aus Anlaß seines GcbnrtStageS gcsand»«, Glückwünsche des Hauics alö österreichische! huldöollsi ciitgcgengcno»,men habe. — Aus acr Tagesordnung sicht zunächst die Wahl deS Präsidenten. Von abgegebenen 285 Stimmzetteln lauten 195 aus den bisherige» Präsidenten Grase» Ballcstrei". 89 Zettel sind unbeschrieben, einer lautet ans den Abgeordneten Ahlwardt. sHeiterkcit.1 Gras Ballcsrrem ist so mit zum Präsidenten wicdcrgcwählt. Er i>t angcnblicklich nicht anwciend und wird befragt werden, ob er die Wahl annimmt. — Nach Erledigung der Patentmusicr- und Markenschutz-Abkommen mit Italien und der Schweiz und deS Gesetzentwurfes betreffend Phosphorzündwaarcn erhält Gras Ballcstreiv. der inzwischen er schienen ist, das Wort und gibt folgende Erklärung ab: Sic haben zu Beginn der heutigen Sitzung mich mit sehr großer Mehrheit zum Präsidenten wicdcrgcwählt und mir dadurch Ihr unverändertes Vertrauen in der Mehrheit dosiimcnticrt. Ich spreche Ihnen dafür meinen ticssigcfühlten Dank ans und nehme, ans dieses Vertrauen gestützt, das mir vv» Ihnen über tragene Amt wieder an. in oie . Uebcrciriiiimrirung mit de», Direktorin», und meinen Beiständen werde ich als Vcrtrelcnn meiner Tochter Bertha diese Ictztwillige Besiimmung des Entschlcllenen. die er in Sorge um das Fori- gcdeihcn ierncS Werkes gelroisen hat. zur Ausführung bringen. Diese Veränderung soll jedoch nich! in der Weise erfolgen, daß die Fabril verkauft wird, vielmehr werden die Anteile im Eigentum,' meiner Tochter Bertlw als Fabrik-Erbin verbleiben, und auf diese Weise wird auch künstta die Fabrik als Kruppscher Besitz erhalten bleibe», wie cs dem Wunsche meines Mannes ersiwrrcht. Die persönlichen Beziehungen zur Fabrik ansrechi zu erhalten, die Fürsorge sür die Werkangehörigen, Beamte wie Arbeiter, im Sinne "und Geiste de« Enl'chlcllcnen Weiler zu führen »nd zu pflege», wird uns siet? am Herzen liegen." Kassel. sPriv. Del.t T>c Vorunternichung gegen Tlcber sch midi wegen licirügeriichen Banker orts ist heute abgeschlossen worden: wann die Verhandlung slansinden w:rd, ist noch nichr abzusehc». Die Voruntersuchung in der Bctrrigsassäre dancri noch sari. Rom. Minister Prinelti wurde heute, während er dem König in einer Audienz Aktenstücke zur Unterzeichnung unter breitete, von einem Unwohlsein betroffen und mußte in seiiw Wohnung transportiert werde». Nach "Ansicht der Acrztc iii die Erlronknng nicht bedrohlich. London. Das „Rcnteische Bureau" erfahrt von diplom.r tischer Seite, über die Art und Welle, wie die jeder Macht von Venezuela geschuldete» Beträge verteilt werden sollen, sei noch Kunst und Wissenschaft. tz* Mitteilung auö dem Bureau d;r kön, gl. Hoithca > cr. Im Opernhause geht an Stelle der angckündigten Oper .Aida" Sonnabend, den 3l. Januar, die kouri'ch-phantaslriche Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" von Nicolai r» Szene: die Besetzung ist die folgende: Frau Fluih: Fran kSedekind: Anna: Frl. Schenker: Frau Reich: Frl. Schäscr: Herr Fluch: Herr Schcidcmantcl: Falstaff: Herr Wächter: Fcnton: Herr Bctier: Spärlich: Herr Erl: Herr Reich: Herr Nebrsichka. s* Lieder-Abend Hildach. Herr und Frau Hildach sind uns 'lets willkommene Gälte, die aus der Zeit ihrer langjährigen diesigen künstlerischen Tätigkeit und in der Erinnerung ihrer hier ahlrerch gegebenen konzertabendc der allgemeineren Shmpathie >m»rcr sicher sein dürfe». Außerdem schätzen wir Herrn Eugen Hildach als einen Liederromponisten von entschiedener Begabung, desie» Gesänge wert verbreitet und zum Teil außerordentlich vovulär geworden sind. Im Nebrigen sind die kritischen Akten über das Küustlcrpoar längst geschlossen, und in seinem Interesse liegt ,:S wohl zunächst, daß man von einer Revision derselben absieht. Denn würde man sich zu einer solchen verstehen, könnte vor ollem nicht unbemerkt bleiben, daß die Flucht der Zeiten und die lange limnleriichc Tätigkeit ihren unabwciSlichcn Tribut von dem stinnn- llcheii Material gefordert haben in einem Matze. daS den klangrciz nicht unwesentlich ausschließt und den Schwerpunkt des Genusses mellt auf die Wirkungen deS künstlerische» Vortrages verweist. In vielem sind allerdings Herr und Fra» Hildach auch heute noch dnmctslichc künitlcr, die vielen alö Vorbild und Muster dienen können DaS haben sic auch gestern wieder bewiesen in einer Reihe non Liedern und Duetten, die fast jeder Gemüisstimmung Rechnung lrugcn. Daß bei emer Auswahl von 25 Borträgen nicht jeder gleich gut und einwandfrei gclmgcn konnte, liegt m der Natur der Lache, jedenfalls aber haben Herr und Frau Hildach wieder über- reuat, daß sie den verschiedenartigsten Stimmungen gerecht zu mcrven vermögen und selbst dann erfolgreich ^stehen, wenn die plinsilche Kraft mit dem künstlerischen Willcn^nicht mehr ganz aleichcn Schritt halten kann. So lag denn auch für beide der Erfolg mehr in den Gesängen deS fein lyrisch«» und heiteren Genres als un Vorträge von Stücken, die auf den tragischen oder auf den Aalladenton gekttmmt find. Damit ist zugleich die Reihe der in dicic» Stimmungen gehaltenen Gesänge als die weitaus wirkungs vollere des Programms bezeichnet. Nicht sonderlich günstig konnte cs berühre», daß Herr Hildach als ein so durchaus gereister, mit seinem Repcrtoir durch lange Jahre aufS innigtte verwachsener Sänger in einem auf vollen künstlerische» Wert Anwruch macherrdcn konzcptabende beharrlich aus Liedcrhefteir sang und damit den Eindruck hcrvorrres, als ob er nicht über der Ausgabe stände Zweifellos sind solche der zuverlässigen Gedächtnis- und Vortrags- sicherhcit überaus dienlichen Behelfe nicht zu verwerfen, o» einem Künstler, ivie Hildach, aber dennoch Erscheinungen, die man. um der Illusion willen, gern vermieden sehe» mochte. In Herrn Henri Pusch hatten sich die Konzertgebcr einen vortrefflichen Be gleiter am Klavier a»S Berlin mitgcbracht, der auch mit einer eigenen, von Frau Hildach sehr wirkungsvoll gesungenen Kom Position s„Elsc»reigcn"> lebhafte» Erfolg erzielte.II. 8r. Die deutsche Kinderstube war dos Thema eines Vortrages, den in diesen Tagen Geheimer Regierungsrat Dr. Matthias, eine bekannte Autorität aus dem Gebiete des Erzichuliaswcsens. in der Aula des Lcttchauscs zu Berlin vor einem anßcrordentlich zahlreiche» Publikum hielt, ui dem erfreulicher Welle die Dame» die kompakte Majorität aus machten, gewiß ei» beredtes Zeugnis.dafür, daß »»scre viel vcr lästerte moderne Frauenwelt noch ein starkes Interesse an der Kinderstube hat. In der reichen pädagogilckicn Lrteraiur Deutsch lands. io führte der Vortragende ans. ist das Thema „Kinder stube" jo gut wie gar nickt bchanvclt. Erst in allcrncncsicr Zeit hat man der Kinderstube eine größere Aufmerksamkeit zugcivandt. aber nicht von seiten der Fachleute, sondern der künstlerischen Welt, ivie die Ausstellung 1901 „Die Kunst im Leben des kindeS" und der KunstcrzichungStog in Dresden beweisen. Die große Bedeutung der Kinderstube sür die Erziehung und die Eharaktcrcntwickcliing deS Kindes liegt hauptsächlich m ihrer Be stimmung als „spiel-Ramn". in dem man der Phantasie des Rindes die weiteste Betätigungsmöglichkcit lassen soll. Tic Kinder- stubc soll ein Mikrokosmos sein, in dem der Mikrokosmos des zukünftigen Lebens sich vorbereitet, eine Heimstätte der Pkontasie und eine UcbungSstätte freiester Sclbsttätigkcit und Selbständig- kert. Im Spiele äußert das Kind seine Kraft »nd seine Neig ungen: das ipielcnd» Lind ist des arbeitenden Mannes Vater. ^an hüte sich vor einer zu sicrrlen Beeinflussung des kindlichen Spiels, ohne daß darum die .Kinderstube zu einer Erzichungswitdms werden müßte. Im Gegenteil, sie sei eine Schule des Gehorsams, der Reinlichkeit und der möglicyst vom .Kinde selbst geschaffe nen — Ordnnna. Dazu gehört eine vernünftige Ausstattung uns Einrichtung dieses RanineS. Er soll kein Kramladen voll raffinierten und überfeinerten Spielzeugs sein, wie es leider in vielen mit falscher Eleganz und einem ganz unkindlichen LnxnS ciusgestattcten Kinderstuben wohlhabeiwer Familien heute der Fall ist. Die Spielsachen mutten ciüfoch sein und der kindlichen Phantasie mag lichst wenig vorwegnehmen. Nicht mit Unrecht nannte Jean Paul den eiillachcn Sandhaufen das ..Uinvcrialspieliiiitte!" des kindco Auch alles, was wie eine Vorbereitung ans die Schule nussichi. halte man von der Kinderstube fern. Wie daS Spielzeug sollen auch die Bilderbücher einfach und nicht lchrhasl-pedaisiii'ch sein, die Bnoci lieber farbig als sckwarz, obgleich auch die »icksi-koloriertcu Hcv Speckterschcn Fabelbilder und die Zeichnungen »o» Ludwig Richier schon de» ganz Kleinen Freude machen. In inaner- und Räuber aeschichten dürfen dem jugendlichen Drang zum Heldentum nick! fehlen. Aber auch vor den, Struwwelpeter und vor „Max urw Moritz", an denen prüde Acslhcrücr »nd Moralisten io viel An stoß genommen haben, braucht man nickt zurückzuicheuen. DaS Kindcrzimmcr soll Lust »nd Licht den freiesten Eingang lallen, möglichst Zeine Gardinen und Vorhänge, dafür aber einen ipic!- festen Tisch, kräftige Stühle, einen Schrank und Regale haben und. wen» eS möglich ist. eine» behaglichen Kachelofen mit Marien glas und einer Osenbank davor, ans der inan sich Märchen er zählen kan». "An den Minden möge» Bilder guter und frommer Art hängen. "Nicht in allen Familien inird dies Ideal durckzn führe» sein, aber eine Spiclecke. in der die Kinder Herren sind, wird sich auch in ärmere» Haushalten schaffen lasse». Gut ist cs. wenn in der Kinderstube die Gemeinsamkeit der ganzen Familie zu», Ausdruck kommt, wenn die Mal:!',«wir dort eingenommen, di« Familienfeste und vor allem das Weilmcichtsrcsi — dort acscrcrl werden. In unserer ruhelosen Zeit toll in der Kinderstube eine Abgeschiedenheit herrschen.'in die die Außenwelt nicht störend und beunruhigend eingreift. Dann wnd das neue Jahrhundert ein Jahrhundert nicht nur des Kindes, sondern auch guter Kinderstuben ei». Lebhafter Beifall lohnte die ebenso interessanten wie an regenden »nd sciusilhligcn "AnSführunacn des Vortragenden.