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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030124025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903012402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903012402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-01
- Tag 1903-01-24
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Monat
1903-01
-
Jahr
1903
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-s- .pendele H-cr Naumann den Armen Wien» 4000 Kronen, ie «tute, sür 8lOO Mk. als Jährling angekauft. wurde meist >n Altmeister Sopp i» Hoppegarien gesteuert: zur Erinnerung !k der Besitzer Rotz und Reiter von dem bekannten Maler «per- ting in Del malen, und da- Bild ist heute eine Zierde der gast- liche» Soppschen Billa. Bon den sonstigen renommierten Pjerde» seien noch genannt: ..Altgold", „Siehdicdtiir". ..(Vaticana". „Po- e". ..Rappo", .Lonne;". Der Entschlafene war bekanntlich von ließ oune ein großer Wohltäter. Im Jahre 1890 übergab er dem Rate zu Dresden zur Erinnerung an seine» an, 2l Marz 1883 gestorbenen Sohn 100000 Mk zu einer Koinad-Slistung zum Besten schul- pillcbilger Kinder iPileglinge der Wohlgemeintey Stiftung!: vielen wohltätige» Anstalten und Vereine» war er et» stetiger freund und vorderer, aus dessen Freigebigkeit man rechnen koi onnre Herr 'D r»" —* lieber die Dichtungen deS König» Johann hielt r Lw Dr. Warmuth am 2l Januar einen Bortrag für den Deutsch, evangelischen Frauenbund. Mit warmem Interesse verfolgte» die Zuhvrermncn daS freundliche Lebensbild, aas der geschätzte Redner entrollte, ioiv e die ausgewahlten Ge- dichle. welche er vorlaS. Die gewmnielten Dichtungen des Königs lind von Ihrer Majestät der Konigin-Witwe Carola der dessen!- lichkeit übergeben worden, und der Ertrag zu wohltätigen Zwecke» bestimmt D>e acht Abteilungen des Buches euthalieu: Fainisien- dichlungen. religiöse Gedichte. Reiseerinnerungen. DvdeSgedanken. DrainatischeS. Dichtungen, welche die Natur besingen. Widmung-, gedichle uiid Uedersetzunaen auS Horaz, Ovid, Milton, Dante uiw. —* Der Freiwillige .Kirchenchor der Christus- Parochie unter der bewährten Leitung des Herr» Kantors Johannes Kötzjchke verairitallele um 2l. Januar in der „Goldenen Krone" sBvrsludt Strehlens eine WeihnachtSaufführung. die den .ahlreich erschienenen Gäste» viel Genuß und Freude bereitete. Nach einem einleitenden Chore tvrach mit deutlicher Aussprache und temperamentvollem Borirage Frl. Dorothea Berger einen iiiminungSoollen Prolog, gedichtet von Frau Zahler. Drestliche Ehorleisknngeii waren die WeihnachlSkanlate von Drutzschel nnd das slleuiahrsliev von Mendelssohn. Mn angenehmer «limine sang Frl Förster zwei Lieder Die'e. iowie ein heilerer Gelang sur drei Frauenstimmen, dargeboten voui Familien-Derzett Berger, sanken reichen Beisall Künsilerische Genusse bereiteten d e Darbietung einer Blä'eroereinigung. deren Namen aut dem Programm nichl verzeichnet war. ferner der Biolmvortrag deS Herrn Klietmann iPhanlasie von I. Kötzschkel. Die Haupt- nummer des Abends war en, dramatisches Weiknachlsstück: ..Die Cbrlslnachl". gedichtet von Georg Bogel. nr Musik gesetzt von Albert Maktaujcb. einem jungen, talentvollen Komponisten. der ichon vorher während des Konzens durch sei» ausgezeichnetes Flöienspiel die Aufmerksamkeit der Zuhörer erweckt halte. Die sinnige, ernsie Handlung machte aus alle Anwesenden einen liefen Eindruck, um io mehr, als die Darsteller ihre zum Teil nicht leichten Partien mit Verständnis und Hingabe durchfuhrten. Es folgten der Ausführung Verlosung und Ball, welcher Mitglieder und Gäste noch lange vereint hielt. —* Ter unter dem Protektorat Ihrer Königs. Hoheit Prin zeisin Mathilde siebende Dresdner Geflügelzüchter- verein wird seine A große allgemeine GeslügelauSttellung vom 21 bis 23- Fedinar i>» Etablisscincnk ..KönigSkvs' Muhe, TuttlrrS Hotel, in Dresden-Strehlen veranstalte». Zu dielet Aus stellung ist bereits eine große Zahl wertvoller Ehren- und Sicgcr- vrene gestiftet worden I» elfter Re he stellen die Ehrenpreise des Landesverbandes sächsischer Gkslügelzüchtervoreiiie. Von der Haupt- und Residenzstadt Dresden sind 7 Siegerpreise gestiftet worden. Seitens deS Vereins werden den Preisrichtern 2 goldene. 0 große silberne nnd 6 bronzene VereiiiSmedatllen zur Beifügung gettellt und von Mitglieder» nnd andcle» Gestngesireunde» sind bis letzt 55, Ehrenpreise zugeiagt. Auch die Abteilung für Gerät schatte». Fnkternvttel u >. w. ist mit namhaften Evrenpresten be dacht. Ddschon die Dresdner Ausstellung mit der Abhaltung der 9. Nationalen Ausstellung in Frankfurt a. Bk. zinammknsällt. >o ist im Hinblick aus die große Anzahl Edrenvrcne doch zu Kossen, daß trotzdem die hiesige Ausstellung mit Tieren der besten Qualität recht zahlreich beschickt werden wild. Tec Schluß der Anmeld ungen ifl aus den 7. Februar festgesetzt —* Dre Mitglieder deS dem Verbände Deutscher Brief tauben - Liebhaber - Vereine angehörenden „Brieftauben- züchter-Bereins Saxonia Dresden" und zwar: I. F. W. C. Bäuuiler, Rentier. Kaitzersiraße 35, 2. Georg Carl. Baumeister, Sedanstraße 2, 3. Gustav Frenzel, Kastellan. Künigslraße 15. l Ma; Jank. Fletschcrmenter Tromvetersiraße 10. 5. Gustav Knüpfer, Rentier. DreSden-Löbtau. Lmdensiraße 28, 6. Paul Reiche. Inspektor, Hohnsieiner Straße 0. 7. Gustav Bernhard Scholz, ttcenuer. Fürslenslraße 5,9. 8. Wilhelm Scholz. Reitau- rateur. .Königsiraße 15 !> Gustav Torges, Renner, Lobaucr Straße l2, N> Emil Unbeickeid. Kausmann. Barbarolfastraße 2. haben ihre Dauben der Militär- beziehentlich Mariiieocrwaltuuq zur Verfügung gestellt und genießen daber diese Dauben, welche au: der Innenseite beider Flügel mit einem bas Kaiierliche Wappen tragenden Siemvel bezeichnet sind den Schutz des Ge'ehes vom 28. Mai G9t, Len «äiutz der Brietianben und den Bneiiauben verkehr i»i Kriege betreffend. —* Heule, am 23. Januar, zeigte das Dhermometer >n der Markthalle am Antonsplatz 3 Grad Kälte. wobei mehreren Fieranten S>e Waren enroren sind. —* Polizeibericht, 23. Januar. In der Dorgauer Straße stürzte gestern nachmittag em vier Jahre altes Mädchen aus der im dritten Stockwerk befindlichen elterlichen Wohnung durch ein Feimer in den Hof und erlitt einen «ckädelbruch. —* In Vorstadt Naußlitz au« der WllSdrunerstraße siel am Mittwoch cm Arbeiter m der Betrunkenheit neben einem Lastgeschirre zu Boden und wurde von den Rädern gequetscht. — Zu dem Kavitel von der Klugheit und Zähigkeit der Dach s- bunde wird uns auS unserem Leserkreis« folgende hübsche' Eonode mitgeteilt: Der Dackel deS Forstassestors Dränkner und "er Dackel des Daldwarters in Minkwitz bei Leisn'g waren kurz- I-ch — gerade während der großen Kälte — verschwunden und trotz wwrligen Suckens und AnnoncierenS in den Blättern nicht wieder zu linden Die Besitzer hatten schon die Hoffnung ans ein Wiedersehen ihrer beiden Lieblinge aufgegeben: da. gerade naq acht Lagen, „eg, der Dackel de» Forst« sessor» abgemaaerl vor der Wohnung dr» Baldwärter» und winselt, »it dieser dem Dackel folgt. E» geht in den nahen Wald, der Dackel al» Führer immer voran, bi» beide vor eine» Dachsbau ankommen. Hier macht der Dackel halt und springt bellend und gleichsam wie bittend an dem Waldwärter hinauf, bell« >n die Höhle und scharrt in der Erd« An frischen Spuren im Schnee ist deutlich zu er- sehen, daß der Dackel erst ganz vor kurzem hier gewesen sein und >n der Hohle gesteckt haben muß. denn die den Eingang ver sperrende Erd« ist erst frisch durchirmhlt. Dem Waldwärter wird e» jvtort klar, daß sein Dackel in der Häkle fleckt. Er erweitert die Oestnung. und »ach mehrmaligem Rusen kommt auch sei» Dackel, ubaemagert und ganz matt, langsam au» dem Bau ge- krochen. Dar vaS eine Frende. al« er. befreit aus achtkagiger finsterer Geianaenschaft wieder das Tageslicht erblickte und vor leinei» Herrn stand Weidmännisch betrachtet, hat der Dachs nach heiligem Kampfe mit den Hunden — die Merkmale dieses Kampfes find an de» Hunden sichtbar — de» Ausgang „verbaut", in der Absicht, beide Hunde verhungern zu lassen. Genau acht Doge sind die beiden Hunde ohne Nahrung und Wasser in dem finiteren Gefängnis eingeichlosken gewesen, bi» sich der eine Dackel in seiner Todesangst und »ist Aufbieten seiner letzten Kraft doch noch dnrchgewühli hat. Fetzt habe» sich beide nach liebevoller Psiege zur Frende der Besitzer von den lebenSgesährlichen «trapazen wieder völlig crboll Bloßer Jnsiinkl ist e« aber wohl nicht mehr zu nennen, daß der Dackel des Forstassessors zuerst zum Waldwärler lies, um Hilfe für dessen Hund zu hole». —* O b e r l a » d eS g eri ch t. Der hier wohnhaiie Mödel- tranövvrkeur Johannes Gustav Kaiser war wegen Zuwive,Handlung gegen das Wassenmandat vom lsi Juli >«!,'»!> und die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 30. Nvvemder 1835, vom hie sige» Schöffengericht zu M Mk. Geldstrcne oder 1 Tagen Hast verurteilt worden, weil er am 27 Juli v I in einer Schankwlrt- 'chast mit eine,» mit Schlagring und spitzem Dolch versehene» Revolver angetrosie» wurde. Der Genannte legte hiergegen Be rufung ei» und batte den Erfolg, daß ihn das Landgericht,frei- wrach. DaS BeruiniigSgerlchl war wohl auch der Ansicht, daß der Revolver ein „heimlich mörde»liches Gewehr" sei. für dessen unerlaubtes Tragen aber in Sacknen eine rechtsgültige Straf androhung nickt bestelle, da das Wassenmandat von ItzU diuch eine neuele GeietzeSvenünmung ausgehoben worden ici. Gegen dlcie Entscheidung legte die Staatsanwalrichast Revision ein. die unnchrigc GefeneSanwenoung rügte. Ww der QbctilaalSanwall aus'ühtt. handelt es sich un voiliegenden Falle dämm, vb das Wassenmandat von ltW noch Gültigkeit habe oder nicht D«e sächsische» Gerichte hätten bisher mit ivemgc» Ausnahmen in elfterem Sinne entschieden Auch das QbetlandeSgerichl vave sich in lonslnnrei Rcchlwrervung nuf diesen Slandvunkt gestellt und sich damit in Uedeieinsniiimuita mit einer sncheren Enl'chridung des Reichsgerichts befunden. Dem Anträge des Oberstaatsanwalts gemäß hebt der Stiassenal des QberlandesgcrichtS das Urteil der Vminftanz aus und verurteilt K zur Tragung der Kone» lämtlicher Instanzen. In der Urteilsbegründung wird ausgeti'chrt. dag die Einwendung des Angeilagren. er »abe de» au> der Auktion erstan dene» Revolver nicht zum Schutze getragen, auch mit dem Tragen desselben leine böse Absicht verfolgt, sondern ihn lediglich verkaufen wollen, nur tatsächliche Feststellungen de» LandgeilchlS betresst, uiwwcit ici aber das Geucht nicht mehr zuständig. Was in recht sicher Beziehung auSznfüllren sei. sei man de, Ansicht gewesen, daß bei der bisherigen Rechtsprechung stellen zn bleiben ici: den» das Mandat von ltlöll sei nicht amgehoben. sonder» durch die Miimlcrialveroldttnng vom Ialwe >835 vielmehr erweitert worden. Ob das Mandat als Gesetz unzusehen >ei. könne ganz gleichgültig sein: es genüge, daß cs eine polizeiliche Beringung ist, über deren Gültigkeit das Mlnillcrmm des Innern zuständig lei. Von einem Vctsafsilngsbnlch könne somit keine Rede lei». —' tVenrrvrriM« »er edaminiraer Leewari» vom 23. Januar. Tos Mar»iiuin mit über 772 Mm. bedeckt Süooll-Eurvpa. eine Tepresfion unter 718 Mm. befindet sich über Miltel-Aorweae». Teulichland llai bei ichwachen südlichen und südöstliche» Winden kalie», trockenes. Mi Westen trübes, sollst heileres Weiter. — Wahrscheinlich ist ün Westen Dauwelter. )<! Ueber dw gc^r^e R«ich«tag»j,itzuna >ßt «» in der Spa nung au, »ule Amtliche Bekanntmachungen. Der Polizei-Präsident in Berlin macht bekannt, daß die „Wohlfahrt". Krankenkasse für ganz Dculichla-nd zu Berlin. Einge'chrlebene HilfSkaise 9!r IR. welche durch Beschluß deS Bezirksausschusses vorläufig geschlossen war, nunmehr durch Urteil desselben Gerichts vom 13. Januar 1R3 endgültig gclchlosscn worden ist. Psit dem Hanptschlensenuinbau in dcr Bergstraße, zwischen der früheren Flnrgrenze Dresdens und dcr Einmündung in die Dormraße in Voritadl Räcknitz, soll, Bauwitterniig vorausgesetzt, am 2 Februar begonnen werden. raftesgcschichte. x Teu'jche» Reich. Nach der .Franks Ztgsi ist der Reiths tagSoräsidciii Gras Balle ft > e in von ihm nnliestellcodcr parm inentaiiicher Seile gebeten wviden, seine Auslassung über die Zu ässigkcit der Eiotlerungen der an de» Fall Krupp nnknupfenden Kundgebungen m koirigiele» und die Beiprechling zumlasf'en. Er bat dies aber abgelehnk. Die INnt.-Ztg." schreibt . ES ist gestern z» der elwartekcn PräsidialknstS nicht gelommen — aber dem Anscheine nach nur daium. weil Gras Ballcstrem den Abg. Bebel alles voibringen ließ, was vorzubniigen er dem Abg. v Vollmar am Dieitsiag verboten hatte. Rack den vor dem Beginn der Sitzung allgemein velbrciieten Mitteilungen war der Abg. Bebcl entschlossen, sich einem derartigen Berdote nicht zu rügen und eine ünttcheioung des Hauses herbetzuführen. In welcher gelchäsiSordnungSmäßigen Form dies hätte geschehen lonne». mag dahingestellt bleiben: da aber sesntand. daß alle Parteien das Veifallre» deS Präsidenten vom T'enStage für un- baltbar erachteten, io hätte die erneute Ausrvllung der Frage, ernerwl, in welcher Art sie erfolgte, zu einer Niederlage deS Grälen Balleslrrm fuhren müfseu. Osienbar hat er unter diesen Umständen vorgewgen. siillichweigend sich der Auffassung des Haines an- zubeaucmen. lvar nickfichtsios und breift ln einer Weife, die das «nedentli jeder Hineinziehung der kaiserlichen Person in die Parlamci, dcbalten ausS deutlichste vor Augen führt. Selbst das W „ungehörig" siel in seiner Polemik gegen den Monarchen! Jed InwÄstrrS a. D Ausführungen zur Finanzlage und namentlich zur hohen Polttik sailden nur wemg Jnicresle. auch al» der Sozialdemokrat so wett ging. Haiti und Beuezuela gegen das Deutsche Reich in Schutz zu nehmen und unser Vorgehen uaNnnigerweisc Völker- rechtswidrig ju nennen:, nur Bestätigungen für die Bezeichnung „vaterlandslos". Erst m der dritten Stunde kam Herr Bebel aus de» Kaiser zu sprechen. Die Spannung wnch« und wuchs: man glaubte zurrst. Bebel werde einen Zusammenstoß mit dem Präsidenten Grasen Ballestrem bezüglich der Besprechung der Katserreden gegen die Sozialdemokratie provozieren. Dann glaubte man schon, er wolle lolange über andere Dinge redu, bis Gras Dcillestrem sich zu einem Mittag«schläsche» zurück- ziehe» würde- die anderen beiden Präsidenten sollten enischlofsen sein, die Besprechung der Rede» zuzulossen. Es kam ander» Ballcstrem lag schon sörmlich auf der Lauer, als der Redner sich über die verschiedensten Raiferrden ausließ. Plötzlich, aber, wie von selbst, zitierte Bebel auch Sätze aus den verpönten Reden Und Gras Ballcstrem hörte zwar mit gespannter Aufmerksamkeit zu und legte die Hand vorsorglich an dir Glocke; aber er störte den Redner nicht! Dadurch, daß Herr Bebel die Reden nicht näher bezejchnele, erreichter ohne Konflikt, daß er alle aegen seine Partei gerichteten «teilen besprechen konnte: Gras Ballesirem fand den Punkt nicht, an dein er den Redesaden abschncide» konnte, wie bei Herrn v. Bollmar! Natürlich erschien der Prä sident dabei nicht gerade als Herr der Situation Herr Bebcl lvar rücksichtslos und dreist in einer LZeise. die das^Bedenklick^ ^ ' '' icnlö- Voll Jeden falls fand die freimütige Art. in der der Reichskanzler, abweichend von aller Tradition, die Person des Monarchen besprach ihr Gegenstück und ihre Schattenseite in der Bebelschen Rcde. Noch frecher war die Tonart Bebels gegen den Kronprinzen, „de» zwanzigsährigen Herrn, der noch keine Bcrdiensle hol" und anderes zu tun haben sollte, al» Reden halten. Dcr Präsident hatte sich während dieser Polemik erhoben, die Hand an der Glocke: aber zu einem Ordnunasrus kam cs nicht! «chließlich siel in de» Bänken der Genossen sogar dcr Rus: „Gemeinheit"!! Herr Antrick, dcr Dauerredner war eS! Aber auch hier kam Gras Ballestrem nicht zum Einschreiten, weil er nicht wußte, wer dos Wort gewrochcn. und der Sprecher sich nicht meldete. x Herzog Alfred von Sachsen-Koburg und Gotha erschien am Donne>staa. nachmittags 2 Uhr. wiederum im Reich? tage und folgte de» Ausiulnungen deS Abg. Bebel, sowie des Reichskanzlers ausmerkiam. In seiner Begleitung befand sich sein Aojntant Der junge Herzog scheint sich angelegentlich für die vailamenlarvchen Einrichtungen zu interr,sierr». denn er weilte bereits am Mittwoch im Reichstage und am DirnSlag im Ab- geordnelenhause längere Zeit. x Wie der Beiliner Korrespondent der „N. Fr. Pr." meldet, verlautet in, Reichstage, daß die Sozialdemokraten beabsichtige», die Imerniening der Printesiin Lvui > e von Koburg i» einer iächsiichen Irienanitnlt bei der gegenwärtigen Etatsveratnng zm Sprache zu bringen. x Zu dem geäußerten Befremden, daß von outbentlichn deutichet Seite »och keine Meldungen nnd Darslellungen über da? eiste Feuergesecht dcö KanvnenbooleS .Pantuer" mit dem venezolanischen Fort von Maracaibo vorlicgen. wird de» „B N N." von zuständiger Leite mitgeieilt: Man übcsiche. daß unsere» Kriegsschiffen in den venezolanischen Gewässer» durch die Blockade z. Z. nickt die Tclegravhenämter in den Häsen ;m Nachrichre»iiben»itteluna zur Verfügung stehen, sondern daß alle Meldungen, die für die Heimat bestimmt sind, erst zu Schiss nach Willemstad ans Euracao gebracht werde» müssen, um erb von dort aus gekabelt z» weiden Trvdtzem bleibt ausfällig, daß bis jetzt »och keine solche Nachrichten erstattet und vervssentlicht werden koniilen. x Professor Delbrück hat gegen das ih» verurteilende SchvffcttgenchiScrkeniiinis wegen Beleidigung des Vvislandes des Oiltiiarlcnverciiis Berusung eingelegt. x Frankreich. Ter deutsche Botschafter Fürst Radolin, der leine» Aufenthalt In Berlin eigens abgekürzt batte, um dem von dem Pläfikenken Louvel zu Ehlen des diplomatüchen Korps gegebenen Tiner beiznwoh, cn. hat sich ans der Rene nach Paris eine slaile Eikältiiiig ziigezvgen und konnte insolegoessen an den, Tiner nicht teilnehnien. X Belgien. König Leopold hat de» Auftrag gegeben, sur ihn in San Rcmo und Bordighera eine Billa zu mieten, da er beabsichtigt, feine Besitzung in Billefranche zu verkaufe», weil dort auch seine Tochter, die Gräfin Lonpay, eine Villa besitzt. X England. In dem Londoner HochverratSprozesse gegen das ParlamenlSnutglied Lynch wegen feiner Teilnahme am Transvaalkricgc sükrte der Verteidiger aus, daß ein cnglüchcr Untertan, welcher sich freiwillig m einem fremden Staate naturalisieren lasse in der Zeit eines Krieges gegen dieicn Staat, nicht mehr als englischer Untertan angesehen werden könne. Lynch könne daher nicht wegen Hochverrats angeklagt werden, wenn der Gerichtshof ihn jedoch noch als britischen Untertan ansehe, nuisi' ihm in Australien, wo er geboren sei, dcr Prozeß gemocht werden Ter Gencralskaatsanwalt erwiderte, Lynch habe ofienkundige Hoch Verratshandlungen begangen, bevor er den Naturalisationsbries er halten haben konnte. Die Kriegserklärung hätte jeden cnaliichcn Untertanen abhallen müssen, mit den Feinden deS Königs Verein barungen zu treffen. Die Leistung des NaturalijatioiiseideS von seilen Lynchs sei an sich schon eine Handlung des Hochverrats gewesen. I x Rußland. Ter deutsche Kronprinz frühstückte und dinierte gestern mit dem Zarenpcxue sin Winterpalais. Für'dnS Gefolge deS Kronprinzen fand in der Umgebung von Luga »ine Bäieniagd statt. losem .Zuge marschieren die Gatte durch ein dichtes Spalier von Pagen. Kammerherrn und anderen Ho'würdcntragern. fcbwcigend. ebne eine Silbe zu sprechen, an den Majestäten vorbei, sich je zwei mal vor ihnen tief verbeugend. Um dieicr Zeremonie zu genügen, müssen sie v't Stunden lang in den Vorzimmern weilen, wo allerdings zn ihrer Zerstreuung und Erfrischung reich besetzte Bu'ctls ausgestellt sind. Eine Ehre ist cs gewiß, an Vieler Defiliercour teil-,»nehmen, ein Vergnügen gewiß nicht, und wer ch aus irgend einem nmiändigen Grunde darum herumzudriicken vermag, der tut es nichl lieber als gern Indessen gibt es auch angenehmer- uno unterhaltendere Feflsichkeiten am Berliner Hose, als dieie „Große Cour", wie sie genannt wird, namentlich die drei Bälle bei Hose, von denen der große Karnevalsball am Faslnachksdienstag, meist ein Koslninball mit Tanzaunührniigen, den Glanzvunkt bildet. Das höchste Vergnügen findet aber unsere uinqe Hotmel: aut den sogenannten Kaoalierbällen. aus denen > e ga» > unter juch ist, eine exklusive Gesellschaft und doch von dem äußersten HoZwang befreit, den die Anweienkcit der Majestäten ganz von ß-lbit auierlegt. Noch fehlen bei den meisten Hoiseiilichkeiten die lngciidlich»» naisenobne auch der Kronprinz, der ja noch während di-pes Winterhalbjahres in Bonn itudicn und ß-ine «Indien nur für kurze Zeit unterbrochen bat. um der Einladung deS Zaren nach Petersburg zu folgen. Aber vom nächsten Wmtcr ab wird der alsdann m Potsdam sein- Militärdienst,zeit sor'setzende Kronprinz eur ständiger Gatt der Berliner Honette sein, nnd nicht lange mehr wird es dauern, dann n»rd er auch unser Berliner Mitbürger iein. Nock steht das Palais dcr Kaiserin Friedrich, das frühere K r o N v r i n z e n v c> l a > s". Unter den Linden, gegenüber dem ieughaui'e. ode und verlassen da. Es itt Eigentum der preußischen Krone und an diese mit dem Tode d"r Kaiserin Friedrich iinückgefallen. Ehedem hatte cs der König Friedrich Wilhelm III.. der Vater des Kaisers Wilhelm I. bewohnt, der es auch bereits als Kronprinz im Jahre 1798 be zogen hatte Hier verlebte er die schönsten Jahre seiner glücklichen Ehe mit der schönen und edlen Linie, hier trauerte er fpäter als Witwer. Hier wohnte er bis zu feinem Lebensende. Dann ging dieses PalaiS auf den Prinzen Friedrich Wilhelm, seinen Enkel, den nachmaligen Kaiicr Friedrich, über, der hier länger als ein Menschencuter gehaust und neben manchem Leid — hier narben chm zwei honnungsoolle Sohne — auch eine Fülle reinen, schönsten Famil'evglücks genosten hat Als er daun nach dem Dndc des laiserlichen Vaters schwer erkrankt aus San Remo heim- kehrte, hat er bekanntlich die letzten drei Monate seines Lebens im Charlottenburger Schlosse zugebracht und nur noch einmal ans kurze .seit die Stätte seines früheren Glücks betrete». Nun dürlte bald für dieses ichickialreiche Palais eine neue Zeit an brechen, indem ein neuer Herr, dcr Kronprinz Wilhelm, seinen Einzug halten wird. Es jci übrigens bemerkt, daß un Gegen satz zu diesem Palais, das nicht weit davon gelegene, nur durch das logenannte Prinzessiniien-PalaiS und das Königliche Opern haus getrennte Palais des alten Kaisers dessen Privateigentum gewesen und nach tcstamenlariimer Verfügung i» den Befitz des Prinzen Heinrich, des Bruders des Kaisers, nbcrgegangen ist. Dieter Kak beschlossen, cs aan; in dem Zustande zu belaßen, in welchem Kaiser Wilhelm 1. und Kaiserin Angusta es verlassen haben. Dieses Palais mit den mehr a's einfachen Wohnräumcn des ersten Kaisers, mst den prächtigen, aber nicht überladenen Festräumen des ersten Stockes und dcr Fülle der bei allen besonde re!, Gelegenheiten der letzten Jahrzehnte seines Lebens ans allen Himmelsrichtungen eingegcmgenen Fcstgeschcnke. die cs zu einein kleinen Museum mache», bildet eine der fesselndsten Sehens- Würdigkeiten der deutschen Rcichshauptstadt und wird tagaus. lag ein von Einheimischen und Fremden mit Vorliebe in Augen- icbcin genommen. Der neuerdings infolge dcr brutalen Verstümmelungen, deren Urheber leider noch immer nicht entdeckt sind und wobl schwerlich mehr entdeckt werde» dürsten, vielgenannte neue Mar st all des Kaisers gehört ebenfalls zu den bevorzugten Berliner Schens- > Würdigkeiten Er ist in einem neuen, prächtige» Gebäude untcr- gebracht, das nach alten Schinkeüchen Plänen errichtet und in wahrhaft vornehmen, tadellosen Formen gehalten ist. Aus das große Publikum üben natürlich tue zahlreichen, zum Teil überaus kostbaren Prunkwagen in dem geräumigen Hofe mst der gewaltigen Glasdccke die stärkste Anziehungskraft aus. Für die Kenner bieten die edlen Pferde, weit über 30V, darunter wahre Pracht- exemplore, das meiste Interesse. Dcr Pferdebestand wird vor wiegend aus dem berübmlcn ostvreußischen Gestüt Trakehnen er- nur solche werden für die feierlichen Galasahrten der Mitglieder des Hoscs eingespannt. Für ihre Privatzwecke ober bevorzuge» die Majestäten andere Farben. Ter Kai>er fährt meist mV. Schimmeln, die ihm der Sultan aeichenkt hat, und die Kaiserin bekundet eine Vorliebe für Füchse, von denen sie ein halbes Dutzend ausgesuchter Eremplare besitzt. Nicht minder schön sind die - Reitpferde des Kaiscrpaares, insbesondere das prächtige Tier, das die Kaiserin bei Paraden zu reiten pflegt, ein Geschenk des Prinzregenten Luitpold von Bayern. Ein ganzes Heer von Mischern, Lakaien. Stallknechten steht zur Bedienung bereit, daneben giebt cs noch eine c>aen« Verwaltung, an deren Spitz- einer der besten preußischen Pferdekcnncr, dcr Oberstallmcistcr Graf v. Wedel, steht. Mag auch manch anderer älterer Marstall den Berliner in verschiedener Hinsicht übcrtrcsfcn, an Ordnung. Sauberkeit und Tüchtigkeit in jeder Beziehung steht der letztere heute unübertroffen da. Da sich in Potsdam ebenfalls das ganze Jahr hindurch ein vollzähliger Wagenpark nebst Bespannung befindet, und der laijer- siche Hof dort langer residiert, als in Berlin, so gibt cs für dos al ' " ' wenn zahlreiche auswärtige Fürstlichkeiten nach Berlin kommen, reicht der große Vorrat an Mannschaften, Pferden und Wagen des Marstalls oft nicht aus. so daß man noch Lohnsuhrwerk mit heranziehen muß. Für de» richtigen Berliner aber gibt es kein schöneres Vergnügen, als selbst bei bitterer Winterkälte stunden lang auf der Straße zu stehen, um di« zu einem Hoffcste fahren den Prnnkwagen anzustaunen. Dazu i^t jetzt nun reichlich Ge- »urpurnen . erstrotzen- den langen Röcken und den hinten herabhänaenden steifen Zöpfen bilden daS Entzücken von Jung und Alt. To fleißig und arbeit sam e>n ,, ebenso , Militärs oder — wenn haben kann — eines geh ist eben, wie jeder Großstä».-., - empfänglich kür derlei kleine Straßenszenen. lasieriheit ungemein
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