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WmiM Vkilage L Vegvtterdet 1866 ^ Wki»t jkit« §I>UllÜtIll!. H». »»». Tonnabend, de» tt. Dezember. Ltt«S ^err Graf! llrin Freund Kälemodel war, oder vielmehr ifi - uod heute, rin eifriqer Benenvater, und ! I die letzt« wiener w«ltau»stellnng auch auf - Gebiet der Bieneiizucht und was darum und d.n m l angt erstreckte, so war nickt» natürlicker, ,i daß ec eine» Tage» sein« Reisetasche packte und nach der Kaiserstadt an der schönen blauen P ,ail abdampfte. srennd Käsemodel benntzt« von Telschen au» >ck Nacht-Lourierzug der österreichiscken Nod- n hihu »»s um die lang« Fahrt bi» w>e» » nickst »»gestört, möglichst bequem, möglicksi eil und möglichst »»bewußt, ö. h. schlafend cklegen zu können, drückte er beim Linsteigen " Sbaffner zwei Guldenzettel in die Hand. L oerstän-nißiuniak» Aufleuchten ging über di« - des braven Ulan»«» und die Thür schloß aber nur um aleich darauf noch einmal rbeulo - ekivoll al» diskret geöffnet zu werden. Haben der Herr Graf noch 'war zu be- >. !> n ?' frug der Schaffner in da» Loupü hinein. Nei^i dank»; nur schlafen und allein bleiben," ickrt- Freund Kasemodel. L?'«r cSuaden Ruh» soll nicht gestört werden, d e Lhre, ganz gehorsam ein» gute Nacht wünschen, Herr Graf." Hamit verschwand der Schaffner, mein Freund b allein, mackt« »» sich in de» Polstern recht i und der Schnellzug verließ die Halle. w.e lang« mein Freund Käsemodel geschlafen l>>„ mochte, wußte er eigentlich selbst nicht, morde plötzlich wach; er war aber kein eigen». es Erwachen, sondern nur so «in» Art Anstand ber Bewußtlosigkeit zwischen Wacken und ! las. in dem man di« Ving« nur unvollkommen lersckeidet, traumhaften Schemen gleich an sich iil>,r»ikhen fleht. Lr bemeiki« »in« Menae I ler u»d bört« «in verworrene» Stimmengeiö» r seinem Loupö, au» welchem ihm nur so viel r wurde, daß man in dasselbe hereinwollte, daß er der Schaffner mit den energischen Worten mebrt«: „Da können S' nicht hinein, in dem »pH fakr» der Herr Graf und der Herr r a f schloaf« gerade, also gangen S' nur schön iter." Diese» wiederholte fich mehrmal», eud- b srtzt« fich der Aug wieder in Bewegung, die Iter verloien sich im Dunkel der Nach« und rrund Käiemodel schlief auf'» Neue «in. Al» er zum zweiten Mal« und zwar nun voll- iiidig zu neuem Leben erwacht», lag bereit» «in ischer, Heller Morgen über der Landschaft und ald erreichte der Aug wieder «in« größer« Station >'aum war derselbe zum Stehen g.brach», so öffnete v behutsam di» Lonpö bür« und der Schaffner eckte voifichtia seinen Aopf herein mit den Honen: ,H^b' di« Lhre, «inen i»cht guten Morgen i, n ünschen, Herr Graf! Angenehm geruh», serr Graf? A bissel laut Hai'» schon her- langen die Nacht. Doch hoffentlich nicht grstöri > or-en, Herr Graf? Uüns.ben der Herr Graf vielleicht den Aaffe« in'» Loupö? S.tön, werden S' gleich haben, nur einen ganz kleinen Nioineu« Grdiil», Herr Graf!" Und er verschwand, um nach einigen Minuten wieder mit einer hübsch arrangirten Frühstück», platt» zu erscheinen, auf welcher meinem Käse» inodel »in guter österreichischer Kaffee in silberner Kann« und frische» Gebäck entgegeudofiete und enigegenlachte. .Da haben der Herr Graf den Kaffe«, »in Gebäck Hab« ich auch schon gleich mitgebracht, 7» Kreuzer »Hut alle» ziisamm'n. ro Minuten Zeit haben wir noch, Herr Graf!" Mit »ine», «»endlich debaalichem Gefühl «ra»k Freund Käsemodrl seinen Kaffe«, gab dann da» Neie geharnis.l'tc Sonetten g»dtch-et vom jetzigen Renndier INeisgen in Dräsen. rno. Die Uaddaubriedcr. Al» sie zu allaemeiner Briegelei Im wiener Barlamendc sich aeristet: wie waren wir e'nbö t da unb entristet, wie riefcn schdrafend Alle wir: „Li eil" Jetzt hat sib der Raddan ganz frank und fr«! I» »nserm Reichstag selber «'»genistet — Und wer mit »nserm Anschtand stch gebristet, Der schieht jetzt da und schämt sich was dabei! Die Rohheet gilt! Das ist der Robbe» Lehr«, Den, der nicht will wie sie, trifft Schimpf und Hohn, Sir möchden gerne RevolutionI S>« pfeifen höhnisch ans de» Reicksdaar Lhre, — Doch die sie frevelnd riefen, hoff' ich blos, Die bösen Geister, wer'» se nicht mehr lo»I Tablett zurück, zahlte mit einer Miene, als ob er Königreiche zu verschenken hätte, da» gesorderte Geld und noch S» Kreuzer mehr und backte bei sich: Donnerwetter, ist der Mann aber höflich, so l öslich wie hier in M.sterreick sind doch »»sere Lisenbahner daheim nicht. Iva» er nur blo- iinmer mir dem Herrn Graf hat. Na, mir kann'» ja recht sein," Und weiter raste der Zug. wieder ei» vaar Stunde,, verginge», da öffnete sich im vollen Fahre» die Tnür unb der Schaffner rief herein: „In vier zehn Minuten sind wir in weg», Herr Graf!" wirklich dauerte e» auch »ich» mehr lange, da machte» fich schon die Anzeichen einer groß,„ Stadl bemerkbar. Kurz« Zeit noch und der Zug fuhr in di« weite Halle des Nordwestbahnhofe» «in. Eilfertig riß der Schaffner das Loupü auf und meldet« mit abgezogener Dienstmütze »iid tiefem Bückling neben deniielbe» stehendlcibend: „wean, Herr Graf, wann'» gefällig wär', auszufteigen. Ist mir eine groß, Lbr« gewesen Herrn Graf haben fahren z» dü fen, wünsch' recht angenehme» Amüsement in wean, Heri Graf." — Freund Käsemodel nabm seine Sachen zusammen und entstieg dem waaqo», konnte e» aber doch nicht unter!, ffe», de» S baffner u fragen: „Sagen Sie 'mal blo», warum baden S e »uch denn eigentlich immer „Herr Graf" genannt?" „Ja schauen '» unserem« hat da an sehr scharfe» Blick, wer so an armen S baffner gleich zwei A e h u e r l r in dir Hand druckt, wie Euer Gnaden, wo wir sind abgefahren in Telschen, der ist eben mal a Herr Graf." Zwei Zehnerlei wie po'onnento» de» jüngsten Gericht» schlugen dies» Wort« meinem Freund« Käsemodel an die Mhren und ein Licht ging ikm auf, wie eine Fackel, die von Mstern bis Pfingsten leuchtet. vernichtet stichle er sich einen Fiaker. Für das erste Lntiüe in Wien ist die Geichichte >a recht niedlich. Um zwanzig Gulden zehn Stunden lang „Herr Gras." Hochseit. In König RingolS's stolzem Schloß L> klinge» die Fanfaren. Ls feiert frohe Hochzeit Heu»' priiizcßchen jung an Jahren! Prinzeßchen hat '»en Purpurn,und Im Angesicht, dem süße», Und braune Acuglein hell und klar, Die treu den Ritter grüßen. prinzeßchen, die trägt güld'ne Schuh', Lin Kleid von Schinimerseidc Und um den weiße» Schwanenhals Das herrlichste Geschmeide. In König Ringold's stolzem Schloß Singt man und schlägt die kaute. Ls tanzt mit ihrem Ritter schlank Prinzessin Jrnientrante. Sie tanzt so zierlich, elsengleich, Bewundernd steh'n im Kreise Die Gäste; und die Höflingsschaar, Sie finstert heimlich — leise. Fernab an einer Säule lehnt Lin stiller bleicher Knabe. Ls zuckt um seinen heißen INund —: „Ach — läg' ich doch im Grabe!" In König Ringold's stolzem Schloß Lriönen heii're Sbcrze, Jndeß' vor Liebeskummer bricht — Lin arine» pagenherze. verdorbener Spas». Fremder: „wie kommt das nur, daß es in Ihrem Siädtcken so ruhig geworden ist? Früher haben die Sindenteu doch die ganze Nacht rumort l" Bürgermeister: „Ja, es wurde »ns eben zu toll und da haben wir kurzer Hand die Nach». Wächter abgeschaffr. Jetzt macht da» Lärmen den Studenten keinen Spaß mrhr und daher di« von Ihnen bemerkt« Ruhe!" Scbön gesagt. Jung« Dame: „Herr Leutnant, ich stelle mir da» himmlisch vor, so im eigenen Heim schalten und walten zu dürfen." Leutnant: „Aeh, weiß schon, Damen möchten all« schalten und walten nach eigenem willen in eigenen Villen."