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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021126019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902112601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902112601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-26
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
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PSrrnsteiner Straß» Nr. 5. ist vor noch nicht lang« Zeit untrr drm rnva» arichraubt klingende,, Tttrl .WertHätten sür deutschen HauSrath' rin Unternehme» in« Leben aerusrn . , Mal, mit - worvru. da« nunmedr ,l»m ersten! einer AuAstrUung an der gleichen Stelle vor die Oefsenilichkeit tritt, ^er weite. Irin weite Weg. der den wtssensdmsttgrn Wanderer immer die S-bandtiurrskadr entlang, beinahe dt« zu dem alten Landgiobcn. sühtt. eh« er an'« Ziel kommt, wird reichlich gelohnt durch da«, was man aus der Btirrnstriner Straß« »u sehen bekommt. Es sind — bitte nicht zu erschrecken I — moderne Wohnungseinricht ungen und Einzelmöbel, die nach einem scheinbar ganz neuen Piinzip. nach dem Lrunbsatze: modern, billig und gut, hergeirrllr sind. Da« klingt äußerlich >ehr einfach, ist aber gar nicht io leicht i» die Praxi» umaeirtzt. schon deswegen nicht, weil zumeist die Künstler. die wirklich etwa» Tüchtige« in kunstgrwerdliche» Ent- würien leisten, sich ihre giUen Einiälle horreuv bezahlen lassen, und lodann. weil da» Material in den letzten Jahre» eher tdeurer als billiger geworden ist. Diesen brtden Ka>dinalsehlern lucht da« neue Unternehmen. da» der geschäsllichen Lettmig von Theovbit Müller untersteht, dadurch abzukelie». daß e» einestheiis eine Reihe nun ldewerbekÜnstiern wie unsere» Pros Karl Groß. die beiden glrliiheiiipel, Walther Magnusse». A. Nicolai, Margarethe Junge re. eigen» für seine Zwecke gewonnen hat. und das, aiiderentbeil» mit Po,liebe Kiefernholz, al«o ein Material, das billiger als Eich« und Nutzdanm ist, allerdings in tadelloier Be- aibeltung verwendet wird. Tab namentitch der letztere Umstand keineSweg» den äubrrrn Eindruck der Möbel herabdruckt, davon kann man sich in der Ausstellung der .Werkstätten sirr deutschen Hau-iaih" an zahlreichen Etnzelnucken über,engen, ganz abgesehen davon, daß dt« Stiuktur gerade diese« Holze« von rigenaitlgci Schönheit ist und gar nicht durch llebernrerchrn. 'wie da« früher Mode war. verdeckt zu werden braucht. Um einen Begriff von der Art and Weiir zu geben, wie sich dir neuen Werknätten ihre Be strebungen in « Praklltche umaesetzt ungefähr denken, sind auch einige tertiär Wobnu»a»rinnchlungen anSgenellt, die keine fabrikmäßig veraestellten Möbel enthalten, aber dennoch de» Preis von 2000 vi» 8000 Mk. nicht überschreite». Besonders reizvoll wirkt die nach Entwirrten Niemal s anögettihrte WohmmaS- cnnichluna. ln der namentlich das Wohnzimmer einen überaus behaglichen und bequemen Eindruck macht, während bas Sch>aß zimmer und noch mehr die .Küche wegen der lehr ge'chicklen Raum ausnntzung und der kamvien groß»» Schränke Hervorhrbnna ver dienen. Recht nett nimmt sich auch cm in Rolk giyaffencsEßilmmer aus. daS »ach Entwürfen von Angr»! Enbell durch dir Weck'lätten ausgriührt worden ist. Be'o»ders die allenthnibci, sehr yeichicki aug,brachte Herzsorm der Möbel eraiebt einen hübschen dekorativen itlietl. der noch dazu de» großen Boraua hat. die prakii che 9!»tz- barlett der einzelnen Stucke nicht zu berinfliiffe». Nachdrücklichtir Anrilennimg verdienen zahlreiche einzelne Möbeln,>cke der Ge schwister Kleinbempel, die that'ächlich in threm Jache Tan'enb- >»„stier sind und irdensallS zwel der ichätzenswerliiestr» Stütze» sür das neue Unternehmen bedeuten. Tie Wände und Decken dcr einzelnen AusstetlungSiäume sind »ach de» Ralhichlägen Dchu.ze's- Raumbnrg s»mmt und londciS möglichst ichlichl in der Farbe behandelt, iv daß sie einen wnllnmen Htnlergiund für die ver- tchiebenen Eilir>cht»»gsstucke abgebcn. Natürlich fehlt eö dieie» »euzeillichrn Wohnungsrinrlchiungen auch nicht an »weeinen lveichineii. Bor Allein ei» Toset- und ein Wcnchaestmrr von Magnussen, die schon seiner Zeit im Giass>-M»seui» zu Leipzig wegen der avarten Farbe» »no der originelle» Formen Aussehen eiicgic», sind u»S gni t»Erni»eruna geblieben, znma, deren P,eis sabelbast »irdiig notirt wa,. Bon der BiUtgkeil wi>d man »bei dnunl beim Ttt'chwandein de, Nnsnrllnugsiäume in den .Werk släiien tür deultche» Haus,aih" des Orsieie» anaenehm üverraschl, und tcdvn darum lvlle» sich alle Jn'ereffenle» den Weg nach der !üäiei»ieine»i»aße nicht verprieße» lassen: sic weiden Anregungen mit nach Hanse nelnnen. die vielleicht de» Aniioß dar» weiden, das eigene H>im nach de» G>nnd>ävcn dic-cr nenen „Werkslällcn einer langsamen Aus- und Umgenattniig zu unlerfteiwn. — In dem heute im Weißen Saale der „Drei Raben" statt findenden BortragSabende dcr „GeseNschast sür LiNeratur und Kunst" wird .Herr Redakteur Jrrgang üdcr „Wilhelm Naabe, als Nachseicr zu scmem 70. Geburtstage sprechen. Der Beginn ist auf 7>/s. Uhr Abends angesetzt. — Tre Zimmere» D.esbkas h -ben an das Ministerium und die siäoiffehen Köiperichaite» die Forderung gerichtet, bei Subinisironrn >üc ttaaiiiche und nädlische Bauten »> Dresden und Um>,ebnng zur Bedingung zu machen, das bei einem Mindesl- sinndeniohii von 50 Psg. die A>bc»Szeit ans 9 Stunden tägl-ch dejchränlt wlrd. und icae Alkoroarbett zu verbieten. - 2m Verein evangelisch-l nt Herrscher Glaubens- genossen spricht morgen Abend 8 Uhr in der „Tonhalle", Glacis- strahe 28, Herr k. Weida uer. Das Thema lautet: Ter Apostel Paulus. II. Grundsätze seines Levens und Wirkens Die Versammlung ist öffentlich und dcr Eintritt frei. — In der morgen, Dvirueistag Aoeud siartriiwcuoe» MonatS- veriamminng der Sektion Dresden -Strehlen des Gebirgs- vereins mr die Sächsische Schwerz wird Herr Peivatns Zöllner über die Gcichrchte der Stadl Dresden, ihre Baute», Gassen, Thore ic. im 14. und 15. Jahrhundert iprechcn. — Am Sonntag Nachmittag bat in Bautzen die Beerdig, ung des in Folge sc-ner schweren Verletzung so plötzlich verstorbe nen KranlenhauS-AffistenzarzteS D r, 2 ahn staltgcsunde». Tie Bethciligung an der Beerdigungsicicr auf dem Tauchcrfricdhofe war eine überaus zahlreiche. Die Gedöchtnißrcde hielt Herr Tiakonus Dr. Heber. — Las bisher über den eigentlichen Vor gang herrschende Dunkel ist noch nicht vollständig geklärt, doch stellt fest, daß Dr. Jahn, wie er noch vor sc.nein Tobe versichert haben soll, einen Theii der Schuld selbst trägt. Dcr Gastliche hatte dcn Psalm 89, 8 und 10 gewählt: -Nun Herr, was soll ich mich ge- getröüen? Ich hoffe aus Dich. Ich will schweigen, und meinen Mund nicht aufthun, Du wirft es wohl machen. Keiner wehrte seinen Thräncn, als der Geistliche noch einmal aus das Leid und die Trauer hinwies, die durch diesen Todesfall über ein glück liches Pfarrhaus hereingebrochen, über den Freund auch, der sich nun in Anklagen und Vorwürfen zermartert. Er schilderte, wie dm Entschlafenen Alle, die ihn kannten, lieb gewonnen hatten wegen seines anspruchslosen, liebenswürdigen, pslichtgctreucn, vor nehmen und idealen Wesens, richtete Worte des Trostes an die treue Schwester des Gestorbenen und die aus weiter Ferne herbei- gckoinmcnen Brüder und sagte, ,,cs soll Ihnen unvergessen sei», wie Sie mitten im schweren Leid, da Ihnen dos Herz brechen wollte vor bitterem Weh, sprechen — so kann nur Cyristcuglaubc sprechen —, sagen Sie dem Unglücklichen, dcr unsere» Bruder ver wundet, daß wir nichts Nachträgen, daß wir Alles vergeben, daß wir nur mit ihm trauern", gedachte der fernen alten Eltern, die daheim um ihren Jüngsten weinen und ermahnte dann in ernsten Worten die grobe Trauerversammlung, dies erschütternde „mamanto mori" nicht sogleich wieder aus dcr Seele gehen zu lassen, sondern den Herrn zu suchen und zu ergreifen, um an seiner Hand durch'- Leben zu gehen und in seiner Macht dcn Tod zu überwinden und in'S Vaterhaus einzugehcn. — Schwurgericht. Unter der Anklage des Meineids er scheint der Wjäbnge Kaufmann Franz Josef Memel aus Drrs- den. Der Angeklagte, der bisher in dcr „Eentral-Tbeater-Passage" cin Postkarten- und Luxuspapierwaarengeschäst betrieb, ist be schuldigt, in einer Strafsache gegen seinen früheren Gehilfen, dcn Schreiber Kunz, am 25. November vor dem hiesigen Schöffen gericht und am 11. März vor dem hiesigen Landgericht wissent- sich falsche« Zeugnib erstattet zu haben. Der Angeklogte be- schästigte den genannten Kunz gegen ein monatliches Gehalt von 80 Mark als Postkartenverkauser. Zwischen dem Chef und dem Angeklagten kam e« nach kurzer Zeit zu Differenzen, weil Memel von seinem Angestellten Unregelmäßigkeiten vcrmuthcte. In der Thai stellte dcr Angeklagte ein Defizit von 96 Mark fest, ent- ließ daraus den Angestellten und stellte Strafantrag. Am 25. November v. I. fand gegen Kunz vor dem hiesigen schössen- gericht Verhandlung statt. >n welcher die Schuld des Angeklagten a!S erwiesen angesehen und er zu einer Freiheitsstrafe ver- urtheilt wurde. Gegen daS ergangene Urtheil legte Kunz Be- rusuna ein. woraus daS Landgericht auf die Freisprechung des Angeklagten zukam. In beiden Terminen soll der Angeklagte Memel ein falsche» Zeugnib dahin abgelegt haben, al« er be schwor, den VorrotbSkasten seine« Verkäufer« Kunz rn besten Ab wesenheit nicht revidirt zu haben. Die Geschworenen können sich, nachdem die Verhandlung 7 Stunden gedauert, von der Schuld des Angeklagten nicht überzeugen und verneinen deshalb die ge stellten Schuldsragen. Demgemöb erkennt der Gerichtshof auch aus Freisprechung — In einer NachmittagS-Berhandlung, die unter Ausschluß der Ocffentlichkeit geführt wird, hat sich der Porzellanmcuer Johann Hcinnch Martin Knoll au« Gefell wegen Münzverbrechcn« zu verantworten. Der Angeklagte fertigte in Böhmen Hundertmarkscheine an und brachte sie m Sachsen «n Verkehr. DaS Urtheil lautet auf 2 Jayre 6 Monate Gesängniß und ü Jahre Ehrverlust. — Landgericht. Der «Gähriae Kaufmann Paul Richard Härtel au« Leipzig beging als Buchhalter einer hiesigen Fabrik ur Bäckcrrigeralhe verschiedene Brruulreuunaen 516 Mk nnter- chlua er aus der Frachtenkaste und über 200 Mk.. die sich au« einzelnen Beträgen zusammeusetzen und von Geschäftskunden rin- ässirt waren Ui» die Unredlichkeiten zu verdecken, machte Härtel m den Büchern falsche Einträge und sälschte einen Belegzeltel Seinem Cbes gegenüber bekannte Härtel den begangenen Fehltritt und gestand die Unterschlagungen durch Revers zu. Der bisher unbestrafte Angeklagte wird zu 1 Jahr 2 Wochen Gesängniß und kjädrigcm EhrcnrechtSverlust verurtheilt. Am Schlüsse der Ver- Handlung ergeht gegen den bisher auf freftm Fuße befindlichen An Anbc , en in Anbetracht der Höhe der Strafe Haftbefehl. — Der 880 in Leipzig geborene Comploirist Arthur Emil Eichlcr erhielt chwindelte ihr unter dem Versprechen der Heiratn 1871 Mk Fester Arbeit war Sichler nie nachgegangen. 890 Mk. zo m Baar: als seine Geliebte Mutterfreuden entgegriffah uni Verheirathuug drängle, erhielt der leichtsinnige Bursche nicht unvermögenden Verkäuferin ein Verhältnis; an und 'chwindelte ihr unter dem Versprechen der Hcirath 1971 Mb ab. 890 Mk. zog er und aus ,...che über 500 Mk. zum Ankauf von Wirthschastsgegcnständen. Das war ihm sehr willkommen: denn aus diele Weise bekam er wieder Geld in die Hände zum Vergeuden. Diesmal wandert der Angeklagte aus 4 Jahre in s Gesängniß: der bürgerlichen Ehrenrechte geht er auf ö Jabre verlustig. - Ebenfalls als Heiratksschwindler ent puppte sich der Maschincnsiihrer Hermann Heinrich Jerschke aus Schlesien. Er hatte einem Mädchen, dem er die Ehe versprochen. 225 Mk. abgclockt. Es werden daher gegen ihn 10 Monate Gc- sängniß und 5 Jahre Ehrenrechtsvermfl ansgeworsen. — Der Gutsbesitzer Friedrich August Äierth in Eschdorf sPostbezirk Tchönsclb bei Dresden! erwirkte die Auslieferung eines Postens Saatgetreide im Wertke von 327 Mk. von einem Radeberger Getreidehandler durch Fälschung eines Bcstellbrieses. der auf den Namen eines dem Gctreideverkäufcr als zahlungsfähig bekannten Mannes lautete. Betrug und Urkundenfälschung sind mit 9 Monaten Gesängniß zu sühnen; gleichzeitig wird 3jähriger Ehren- rcchtsverlukt ausgesprochen. — Der vorbestrafte Zimmermann Ehrhard Geiler ans Stuttgart kam nach Verübung mehrerer Hoch, stapeleien, die er in Stuttgart, Ludwigsburg und Berlin ver übt hatte, im Sommer nach Dresden: sein hiesiger Ausenthalt war nichts weiter als cin fortgesetztes Besehe» von Straffällig- leiten. Zuerst prellte Geiler in einer Gastwirthschast am Neamarkt die KcllnerinIim die 4 Mk. betragende Zechschnld, daraus tauchte er in einer Schankwirlhschast in der Lindenaustroßc ans, wo er einen Kaufmann aus Reichenbach ke>'i>en lernte, der nach dem Genuß von Wein am Kneiptisckc eiiffchlics. D ese Gelegenheit be nützte Geiler, den Fremden seiner Ukr nebst Kelle und eines Ringes zu berauben. Während er sich sonst sür einen in fester Stellung befindlichen Architekten ansgab, beze chnete er sich in einem Gasthof der Fr cdrichstadt als Bauführer: auch hier ver duftete er heimlich, nachdem er aus einem benachbarten Schnilt- woarengeschäst einige Wäschestücke auf Kredit hatte holen lassen. Der Angeklagte ist ans der Strafanstalt Tegeln bei Berlin, in der er auf anderthalb Jahre inlernirt ist. überneiührt. Für die in Dresden verübten Schwindeleien wird er zu 3 Jahren 6 Monaten Gesängniß und 5 Jahren Ehrenrcchlsverlust verurtheilt. Linla-iiirgzlieiiimDrohcAklineilicnt. Ter Bezugspreis dcr „Dresdner Nachrichten" beträgt in Dresden und den nächsten Vororten für de» Monat Tezernver 90 Pfq. Durch den Bezug unseres Blattes während dieses Monats kann sich Jeder iibrrzcuacn, daß die „Dresdner Nachrichten" infolge ihres rMimaligeii Lrseli einem ihre Leser über olle wichtigen Creianisse schneller unlemchten, wie itgencl ein anderes vresäner ölatt. HiilipIgesiWslItlle der vstsducr Mchrlchttn Marienstraste 38. Lage«ne,ilnttite. Deutsches Reich. Dcr Deutsche Kronprinz. Prinz Eitel Friedrich »ud Prinz Adolf z» Schaumburg-Lippe nabmcu mit den, Lehrkörper der Nniversilär Bo»n an dem Rcktoratsscslesse» Thcil. Der königliche Kmaior v. Rollrnburg scieric die F>cil,cil dcr Wlffcwcbast. die man an deutschen Uinveisitälcn vergeblich in bestimmte G>rnzcn zwingen wolle. Zur Beschluß Unfähigkeit in der Montagssitzung des Reichstages schreibt die „Dtsch. Tgsztg.": Die Beschlußunsähigkeit wurde zwar dadurch herbeigcsührt, daß sich die „Genossen" auf einen Wink Singcr's bis aus einige wenige aus dem Saale ent fernten: aber die eigentliche Schuld an dem kläglichen Ausgange der Sitzung tragen doch die „Absenlisten" bei den Mehrycits- Parteien. Wen» hierin keine Besterung eintritt, dann Hilst keine Acndcrung der Geschäftsordnung, keine Verständigung. Die Sozial- dcmokraten haben cs in dcr Hand, das mit dem 8 11b begonnene Spiel acl inkinitum sortznsctzeii. Haben sic doch schon einen neuen 8 11« beantragt, dcr die Mchrcrträac aus den Zöllen zur Aufhebung dcr Satzsteucr verwende» will. Sic können, ohne Schwierigkeiten und ohne gegen die Geschäftsordnung zu ver stoßen, unendlich viele neue 88 Uck, Ho, 111 u. f. s. u. s. f. bean tragen, in denen sie die Verwendung der Mchrcrträge aus dcn Zöllen für Kanäle. Kleinbahnen, Straßen, Kronkenyäuler. Be- soldungsaufbcsseriMen usw. usw. fordern, und sie werden dos zweifellos ibun. Ä>r sehen im Augenblick kein geschästsordnunas- mäßiges Mittel, wodurch dieser grobe parlamentarische Unfug gehindert werden könnte. Wäre der Antrag des Ccntrums über die Verwendung der Zollmehrcrträge zur Wittlvcn- und Waiscn- versorgung nicht angenommen worden, so hätte man vielleicht diese Anträge als nicht mit der Materie zusammenhängend a Iimino zurückwciscn können. Diese Möglichkeit ist aber durch die Annahme des Centrumsantrages binwcaaeräumt worden. Man wird also die Fluth dcr Anträge über sich ergehen lassen und sie nach und nach nicdcrstimmen müssen. Wenn es ober in der Hand dcr Sozialdemokraten und ihrer Ivadenstrümpflcrischcn Lakaien liegt, das Haus beschlußunfähig zu machen, so kann das anmuthiae Spiel geraume Zeit dauern. Man mag über den Zolltarif und seine ^ -».L. Wil ^>er geschäftiges geisttödtende Müßiggang, zu dem man" während der end- und vielfach sinnlosen Dauerrcdcn dcr „Genoffen" ver- urtheilt ist, ist gewiß schwer zu ertragen; aber das Opfer muß gebracht werden. Die Äbsentisten bilden das wcrthvollste Hilss- korpS deQ Sozialdemokratie. Aus die vom Reichstag zu dem Gesetzentwurf, bctr. die Fest stellung des RkichShansholtsetatS auf 1902, gefaßte Resolution über die gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit zu treffenden Ver- sicherungseinrichtunaen hat der Bundesrath beschlossen: den Reichs kanzler zu ersuchen, durch daS Kaiserliche Statistische Amt feststellen zu lassen, welche Einrichtungen bezüglich der Versicherung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit bisher getroffen »nd welche Er gebnisse dadurch erzielt worden sind, hierdurch aber diese Resolution für erledigt zu erklären. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Graf v. PosodowSky, hat infolgedessen das Kaiserliche Statistische Amt beauftragt, das zur Ausführung des Beschlusses Erforderliche zu veranlassen. Dabei ist bemerkt worden, cs sei davon auSzu- gehcn, daß zu den Einrichtungen, welche die Voraussetzung einer Versicherung gegen die Folge» der Arbeitslosigkeit bilden, ins besondere auch die gemeinnützigen Arbeitsnachweise öffentlicher und privater Verbände zu rechnen sind Demiiach werden die Er hebungen die gegenwärtige Lage der organisirten Ärbeitsverm»! l- ung innerhalb des Tenlschcn Reiches zu umfassen haben. Wag die Einrichtungen zur Versicherung gegen Arbeitslosigkeit im enge ren Sinne betrifft, so werden auch die im Nuslande getroffenen Itaßnahmcn insoweit zu berücksichtigen sein, als sie aus der sitteralnr bekannt sind und für die inländischen Verhältnisse bc- onderes Interesse bieten. Tie Reichstags-Ersatzwahl in Danzig für den verstorbe nen Abgeordneten Heinrich Rickert findet am 13. Januar stall Die .Ganeulaube" bringt in 1»>er Wechnachlsnuinmec eine Reihe bisher ungedruckiec, neueidings an nnve>mnlheter Stelle gefundener B r > e i e B i S m a rck' S an seine Gemahlin ans den 60cr und 70er Jahre», sowie gleichsalls unveröffentlichte Brie'e Kaiser Wilhelms l a» Bismarck Von den Brieten des Kaisers ist hesonders der vom 6 Februar 1868 10 Uhr Abends datirte nicht nur wegen seines Inhaltes, sondern auch deshalb interessant, weil es der letzle ist, den er an seinen »reuen Diener rericktet hat. Der in Facsimile der „Gartenlaube" beigegebene vrtes lautet: An den Fürsten Bismarck. Unmöglich kan» Ich den heutige» Ehren und Fricdlichcn-Sicgestag vergehen lassen, ohne Ihne» »nd Mir Glück- <»nd> Tankes-Wunich zunr heriligen RetckS Tags Ereignlß. aus,»sprechen, de» in Irlner Erscheinung und Wichtigkeit einzig dasteht. da alle Parthcinng verschwand, unv Ihnen den allgemein anerknimlen Ruhm zollte! Möge nur Jhie Gelundhei« von der zu grotzeu Leistung nicht leiden'! Ihr danl- barer König Wilhelm. Aus Anlaß des plötzlichen TodcS von Krupp ivird allgemein die Frage erörtert, ob das angeblich gegen den „Vorwärts" wegen Beleidigung Krupp's eiirgelertetc Strasversahrcu gleichwohl seinen Fortgang nimmt. Die Rechtslage nt, wie der „Frks. Ztg." von jurlstiicher Serie geschrieben wird, die folgende: Vorausletzung des Strajoersahrens ist daß Krupp persönlich bei einem Gericht oder der Staatsanwaltschaft oder einer anderen Behörde den Antrag aus Bestrafung gegen den verantwortlichen Redakteur des „Vorwärts" gestellt Hai und daß dieser Antrag vor seinem ^Üode dort eingegangen ist. Ist dieS nicht der Fall, so ift ledcs Strafverfahren, das die bereits ersoigte Beleidigung zum Gegenstände hätte, ausgeschlossen. Wegen einer nach dem Tode des Verstorbenen etwa erfolgenden neuen Beleidigung wäre nach 8 189 des Strafgesetzbuches ein Strafverfahren nur auf Antrag dcr Eltern, der Kinder oder des Ehegatten jenes zulässig, „wenn das Andenken des Verstorbenen dadurch beschimpft wird, daß wider besseres Wissen eure unwahre Tkaffcrche behauptet oder Verbreiter wird, die denselben bei seinen Lebzecken verächtlich zu machen oder in dcr öffentlichen Meinung hcrabzuwürdigen geeignet gewesen wäre". Hat Krupp Strafantrag wegen Beleidigung gestellt, so war die Einleitung eines Strasvcrsayrens möglich entweder da durch. daß er gleichzeitig Privatklage gegen den Beleidiger erhob oder dadurch, daß die 'Ltaatsanwalffchaft im öffentlichen Interesse von Amtswcacn das Strafverfahren übernahm. Darüber, ob die Staatsanwaltschaft im öffentlichen Interesse einichreitet, bat sie allein, und im Beschwerdewege ihre oberste Aufsichtsbehörde, der Juftizmimster, zu entscheiden. Lehnt sie dcn Antrag aus Straf verfolgung ab, so kann sie nach 8 !69t St.-P.-O. auf Beschwerde des Verletzten durch das Lbcrlcmdcsgericht dazu gezwungen wer dcn. Die Beleidigung einer so im öffentlichen Leben stehenden Person, wie Krupp es war, durch dcn „Vorwärts" dürste wohl dcr Staaisanwaltlchast ols so hedeulnnasvoll erscheinen, daß sie diefer- balb die öffentliche Klage ivegen Beleidigung Krupp's schon erhoben hat oder noch erheben wird. Daß er inzwischen nach Stellung des Strafantrags ges«orbe» ist, ist hierzu unerheblich. Hat Krupp eincrsc ts schon Pr vatklagc gegen den Beleidiger angestrengt, o hat sein Tod nach 8 433 St.-P.-O. die Einstellung diZcs Ver- ährens zur Folge Die Ellern, Kinder oder der Ehegatte des Verstorbenen könnten dann das Verjähren wieder ausnchmcn, wenn die Privaiklage selber daraus gestützt war. daß dcr Be leidiger wider besseres Wissen in Bezug auf dcn Beleidigten eine unwahre Thalsache der oben erwähnten Art behauptet oder ver breitet hätte; en auf Strafe erkennendes Urtheil könnte nur er gehen, wenn dieser Thatbestand festgeftellt würde. Gegenüber dem ^Vorwärts" wäre aber dcr Nachweis, daß er wider besseres Wissen gehandelt hätte, kaum zu führen. Indessen hätte die Staatsanwaltschaft, auch wenn Krupp Privatllagc erhoben hätte, nach 8 417 St.-P.-O das Recht, die Strafverfolgung zu über nehmen, ohne Rücksicht auf seine» Tod und ohne Rücklicht aus die Einstellung des Privatklogcverfahrens. Hiernach wird wohl lediglich die Frage wesentlich sein, ob Krupp den Strafantrag rcchtswirksam gestellt hatte oder nicht. Im ersteren Falle kann es und wird cs wohl zu einem Strafverfahren gegen den „Vorwärts" kommen, im letzteren Falle ist ein solches unzulässig. Der Tod Krnpv's selbst hätte sür dcn ,,Vorwärts" den Nachtheil, daß er dcn klassischsten Zeugen für seine Behauptungen verliert. Denn da das im 8 175 des Rcichsstrafgesctzbuches normirte Vergehen in Italien nicht bestraft wird, hätte Krupp im Strafverfahren wegen Beleidigung ans Verlangen des Angeklagten eidlich als Zeuge vernommen iverdcn müssen. Ter 0. O. des Verbandes der farbentragenden studentischen Sängerschaften in Göttingcn hat beschlossen, daß kern Mitglied des Verbandes eines dcr von Eccil Rhodes gestifteten Stipendien annchmen darf. Die „Korreipond Detibarn' schreibt: Tie Bestrebungen de" deutschen Slndenteii'chaft, die P > stolen-T nelle nach Mög lichkeit rinrnschränte», sind indirekt ans Anreanng de? Kaisers hsN'orgegangcn. Der Kaiser siebt ans dem Standpunkte, daß r» gewissen Gesellschaftskreisen eine z» Unrecht zngefngte Schmack, linter allen Umständen gestibnt werden müsse, cs lei aber nicht ec- ivrderlich, daß den Grundsätzen der Relioion zuwider daS Leben aus s Spiel beseht werde, denn die er Estffatz lei zn kostbar und wcnhvoll. Der Monarch weiß ganz genau, daß selbst die schwersten Bestrafungen des Duells den Zweikampf nicht ausrolten werden. Daß eine mcngerc Bestrafung der OssizterSdnellanten in Aussicht genmnnien ist, wird ci» der Sache selbst nichts ändern Wer die Zefteieignlsse genau verfolgt hgk. wird bemeitt babrn, daß die Duellanten immer niekr von ihrer Strafe abbnßen. ehe eine Begnadigung erfolgt. Diese HinnnS'chirbnng des Bcgiindignngs aktrS ivird immer weiter gehen und jedenfalls ganz auihören. wenn die OssizlerS-Ehrcngerichie mit Straibe'ngniß anSgestattet sein werden. Im vertraulichen Kreise hat einst dcr Kaiser geändert, daß er die Perftm des Duellanten an und für sich duicb die Be gnadigung nicht ehren wolle, sonder» lediglich den Mull) und die Obfeiftcudigkeit, für die cmgegrisfcnc Ehre daS Höchste und '»eiligste, das Leben, in die Schanze zn schlagen Nur so will dcr aller diese Bcgnavigungen verstanden wissen. Wenn die denffche Stndcniciffchast thaffächlich zu einer Estllchiänknng der Pistolen duellc gelangt, wird auch kür daS OsstjicrkvrvS eine dementsprechende Ordre ergehen. Durch den .Kronvunzc» wird der Kaffer über die Verhandlungen aus dem Laufenden erhalten und durch den Krv» Prinzen. der dcr Bonner Stndei»cnschaft angedört, wiid die private Ansicht dcS Kallers der Oefsentlichkeit üveigehrn. Gerade in letzter Zeit hat der Kaffer wiederholt mit dcn maßgebenden Persönlichkeiten «brr dieDnellftage konscrtrt. »nd nach Allem, was man hört, ichetni die Lösung der Frage in Bezug ans Menschlich keit und Religion in der Thal zufriedenstellend auSzukallen. Bei den Stadtvcrordnctcnwahlen in Posen wur den im Ganzen 21 Deutsche und 5 Polen gewählt. Die Bclhcilig- ung auf beiden Seiten war außerordentlich rege. Die polnische Fraktion hat tm Reichstage eine Inter pellation clngebracht, welche sich n. A. ans angebliche polizei liche Nebergriffe gegen polnische Redakteure, das Verfahren au» den Standesämter» bezüglich Rrgistrirung dcr Namen und die über polnische Geschäfte leiten« dcr Militärverwaltung angeblich verhängten Boykotts erstreckt. Wie in Gotha, so hat es auch in Rudolstadt die sozialdemo kratische Partei zur Besetzung der Stelle des Viccpräsidcnten durch einen ihrer Angehörigen gebracht. Der Landtag von Schwarzbura-Rudolstadt besteht aus 16 Abgeordneten, von denen 9 den verschiedenen Gruppen der OrdnunMiarteicn, 7 dagegen der Sozialdemokratie angeboren. Bei der Präsidcnten-Wvhl wurde der Abgeordnete Lüttich, welcher der Ordnungspartei angchört, nahezu einstimmig als Präsident gewählt. Bei der Wahl deS Bicc- prasidenten forderten die Sozialdemokraten ols die größte einheit liche Partei di« Wahl eine« ihrer Angehörigen und stellten als solchen den Abgeordneten Winter auf. Di« Mehrheit echov keinen Widerspruch, gab aber bei dcr Wahl unbeschriebene Gnmmzcttel ab. So wnrde der Abgeordnete Minier mit sieben Stimmen zum Bicepräsidenten gewählt. Bei der Vereidigung der Abgeordneten haben auch die Sozialdemokraten den Eid auf die Verfassung und zur Treue gegen dcn Fürsten geleistet. Bel de» Gemernderath« wählen in Nürnberg siegte die kreisiuntg-ngtionallkberale Liste mit 7200 Stimmen über 4<x" der sozinldemokrattschen. " s 2 . I ' !.K
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