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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020905020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902090502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902090502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-05
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
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Freitag. 6. September 2tr. ILs.'» HeroldStrompeten und «Die Post im Walde" von Schaffer, bei welcher das Echo besonder» zart abgetönt wiederaegeden worb«. Und als dann der Abend heradsank. da erstrahlte der ganze Garten in Hellem Licht. Buntseucr flammten aus und erloschen. Feuerwerkskörper zischten m die Luft, und dazwischen bewegte sich em Lamplonzug von Hunderten von Kinderchen mit strahlen den Gesichtern, eü war ein Leben wie — nun eben wie im Sommer. Dann trat eine kleine Pause ein, während welcher den aus langen Tafeln aufgestellten kulinantchen Darbietungen des Herrn Traiteur Naumann lebhaft jtwesprochen wurde, viS endlich uul st Udr der Ball begann. Im saale wirbelte es früh» lich durch einander, den Garten durchwehte eine welche, wohlige Luft, a», Himmel standen di, Sterne in seltener Klarheit — Sommerilachtstrauni —* Heute vor 7» Jahren, am 4 September 183Z. wurde zum ersten Male >n Sachsen die Einführung der Konstitution ge feiert. —* Hiyefcr > en gab e» heut« in den Schulen, ein seltenes Ereigmß in diesem Sommer —* Die mit Prufunasverincrk des RegierungskommistarS für elektrische Bahnen versehenen Pläne usw. für da» elektro- ninlorlsche Fuhrunternehmen Dresden iA rsen all st lotzi che stsndstativn: Deutsche Elches werden von heule bis mit l9. S. M. in der Amlshauptmannschaft Dresden-Neustadt ausliegen. —" Die Hofdame Jlurr Maiestät der Könlgin-Wittwe. Frau v Nauendi'kfs. besuchte gestern das r7>eiigcjchait van R Hü dich- m an». Victouaslraße ä. und bewirkte daselbst für Ihre Majestät Einkäufe - " Aus den Schnelling Nürnberg Stuttgart wurde am l d M bei der Staiia» Murrbardt ei» Stein geschleudert Ei» 'lieiieuder. Kaufmann Zitier aus Dre-den. wurde durch Glasipliller in, Gesicht leicht verletzt -* P olr z ei b er ich t 1. September, In der Betrunken heit stürzte gestern eu, Arbeiter in einem Hause am Daschenberg ans der Treppe und erlitt einen Schädelbruch, verbunden n.-.il Gehirnerschütterung. — Ebenfalls in der Betrunkenheit siel am Dienstag Abend em 11 Jahre alter Tischler ans dem Just wege in der Jlemiiiiiigjtrage, verletzte sich schwer am stopfe nna wurde >» das Stadtkrankenhaus gebracht. Daselbst ist er. ahne die Besinnung wieder erlangt zu haben gestorben. — Eui großer. runder Tisch ist am 30 August bei einem hiesigen Mobelhundler. der den ihm angetragenen Kauf abgelehnt hatte pan einem unbekannten Manne einstweilen eingestellt, bis jetzt aber noch nicht wieder abgcholt worden. Es liegt Verdacht vor das der Tisch gestohlen worden ist. — Seit längerer Zeit war die hiesige Einwohnerschaft dadurch beun,ruhigl worden, dag besonders an Sonntagen, an denen die Wohnungen zeitweise unbeaufsichtigt gelassen worden waren, mittelst Nach- chlüisels in dieselben eingedrungen und nach Erbrechen von Behältnisse» Diebstähle, in den meisten Fällen an Geld und Werthgegenständen verübt wurden Die unausgesetzten Nack- 'orschungen nach den Thäiern seitens der hiesigen Kriminal polizei haben vor ewigen Tagen zur Ermittelung und Jeslnahme der Diebe geführt. Es sind dies zwei Gewerbsaehilsen und ein stulscher. Außerdem haben sich noch drei Personen wegen Hehlerei zu verantworten. Der Bande fallen auch die Dieb stähle in den Wohnungen zur Last, die die Bewohner behufs Beerdigung eines ihrer Angehörigen aui einige .steil verlassen hatten. —* Militärgericht Ein umfänglicher Prozeß beschäf tigte heute das Kneasgerictst der 32. Division Wegen Zu sammenrottung. Aufruhrs, thätlichen Vergreisen- an einem Vor gesetzten. Beleidigung eines solchen und Beschädigung eines Dienst- gegenständes usw mutzten der 4879 zum striimmhennersdorf bei Freiberg geborene Hunchmied und jetzige Gefreite Ma; Heinrich Bartsch, der l879 zu Pirna geborene Babnarbeiter und jetzige Zanitätsgefreite Will» Arno Pöttner. der 1881 zu Eösig geborene Bäcker und jetzige Soldat Arno Münzer, der 1880 zu Bühlau geborene Arbeiter und >etzige Soldat Friedrich Ernst Schuster und der 1882 zu Gottleuba geborene Kellner und jetzige Soldat Karl Otto Simon, iämnstlich von der -t. Eskadron des 18 Husareu- Reglments in Großenhain. die Anklagebank betreten. Die beiden Ersteren sind noch gänzlich nnbeslrast. die anderen Drei, mit Ausnahme von Schulter, der mehrere gerichtliche Vorstrafe» auf- zuweifen hat, wiederholt disziplinarisch bestraft. Von Amlswegeii stnd für die Angeklagten als Vertheidiger die Rechtsanwälte Blüher. Dr. Uibrig II. Dr Thieme, Lanaheineken und Dr Ritz bestellt worden. Den Vorsitz führte Major Graf Vitzthum o Eckskädt. die Verhandlung wurde vom Kriegsgerichlsrakb Dr Müller geleitet während die Anklage durch KriegSgerichiSraib Hünersdors vertrete» wurde. Vor Eintritt in die Verhandlung stellte der Vertreier der Anklage den Antrag, die Qenenffichkeil auszu'chlietzen weil bei Veröffentlichung der That der Angeklagten das Beispiel schädigend auf die Disziolin wirken könne. Das Gericht >ah isdoch keinen hinreichenden Grund hierfür und be schloß deshalb, östenklich zu verhandeln. — Die Beweisaufnahme ergab Folgendes: Donnerstag, den 29 Mai d. I. war Regl- mentsbesichtigung gewesen, weshalb die Mannschaften der Eskadron siir den darauf folgenden Sonnabend vom Regiment Bier. etwa >80 Liter, erhielten. Der Wachtmeister hatte be, der Löhnung bemerkt, daß es Abends getrunken werden dürfte Zu diesem stwecke wurde der Sctsiafiaal ausgeräumt »ns dafür Tische her- ewgeholt Jnsgeianimt haben sich an der Kneipe etwa ZO Per- ioneir betheuigi. Als 'Abends gegen 10 Ilhr der Unteroffizier Schülke den ^chlafsaal betrat, war das Bier noch nicht ausge trunken. doch ging cs recht laut zu. Eine ganze Anzahl Leute 'and aut den' Tuchen und begasten sich gegenteilig mit Bier. Der Unteroffizier, der den Dienst versah, erklärte nun den Leuien, wenn nicht sofort Ruhe werde, müsse Alles in's Belt. Dielen Befehl will der Unteroffizier noch mehrere Male ertheilt haben. trotzdem wurde der Tumult mmer großer Dem Hu'ar Schütt wurde das Spielen auf der darmonika verboten Dieser leistete Jolge. dafür ergriff aber der ">»geklagte Schuster das Instrument und spielte trotz mehrfachen Verbots des Unteroffiziers weiter, bis Schülke ihm die Harmonika i'.'wahm uns diest zur Seile ichob D:e':s 'Vorgehen des Unter- '' p.ers ichewt her den Mannsihatten. die schon durch den Alkobol- »-'ttuß ziemlich erregt waren, böies Blut gemacht zu haben Der !"tero'sizier wurde von den Leuten umringt und Pöltner richtete w ihn in erregtem Tone und unter drohenden Handbewegungen die Frag«. warum sie zu Bett -«den sollte«. Da»» v»rd« di« Lamp« ausgrlöscht, soda» e« völlig finster wurde, und i« nächsten Augenblick« wurde der Unteroffizier von hinten mit Bier begösse». Jetzt ertheilte Schülke allen Leuten den direkte» Befehl, in s Bett zu geben. Niemand gehorchte. Es wurde gesungen- «Wir gehen noch lange nicht!" Dt« inzwischen wieder angezündete Lampe wurde von Neuem ausgrlöscht und Alle stürmten und drangen jetzt aus den Unteroffizier ein, der gegen die Tdür ge choben wurde, indem sich die Mannschaften bemühten, den Untero sizier aus den Boden zu drücken. Indessen gelang e» diesem, fick r«i zu machen und eine» seiner Angreifer, den Angeklagte» eschuster. zu fallen und aus den Korridor zu ziehe». Mehrere Birrgläser slogen hinter dem Unteroffizier her. der schon im Schlaffaal, mit einem Schemel von hinten aus den Kops und an de» Rücken geschlagen worden war, ohne aber ernster verletzt zu werden. Wer sich alles an der Rauferei betheiligt bat, konnte infolge der auf dem Schlassaale herrschenden Dunkelheit nicht srstgejteUt werden. Al» Betkciligte haben nur die Angeklagten ermittelt werden können. Bartsch. Simon und Schuster sollen die Rädelsführer de» garnen Austritt» gewesen sein. Schuster hat m Gemeinschaft mit Pöttner. der dem Unteroffizier auch ein Glas Bier über den Kops schüttete, auch den Anlaß zu dem thätlichen Vorgehen gegen den Unter offizier gegeben Schuster hat den Unteroffizier vom an der Brust gefaßt und mit ihm gelungen Simon hat nach der Anklage dir anwesenden Mannschaften in lautem Tone zum Ungehorsam auf- gefordert Im klebrigen haben sich die Angeklagten sämmtlich an dem Angriff gegen de» Unteroffizier betheiligt. Die Angeklaglen leugnen zum Duell ihre Schuld, zum Theil wollen sie durch das Vorgehen des Unteroffizier» sehr gereizt worden sein. Sv wird von ihnen behauptet, daß die Untewfstziere sich dahin verabredet hatten, daß die Maiin'chasten um lO Uhr zu Bett gehen müßten, weil sie idle Unteroffiziere! kein Bier bekommen hätten. Bei irüheren ähnlichen Gelegenheiten sei den Leuten erlaubt worden, daß sie länger aufbleiden konnte» Ebenso soll der Unteroffizier befohlen haben: .Lampe auslöschen und Alles in s Bett." Für sie Beweisaufnahme ist eine größere Anzahl Zeugen geladen Deren 'Aussage» beschränken sich aber zum großen Dbrile auf Mutkmaßuiigen. namentlich muß der Unteroffizier Schülke mehrfach aui die Unsicherheit seiner Aussage hingrwZesrn werde» Schülke gicbt selbst als möglich zu. daß die Leute nicht sämmtlich seinen Be'ehl. zu Bett zu gehen, verstanden haben Schließlich steht Vcr Husirr Münzer noch unter der Anklage, im Mai d. I in ser Arrestzelle auf das Brett des KoowolsterS ein Spottgedicht auf den Sergeanten Belling gesthrieben zu haben. Rittmeister Jreiherr v. Könncritz bekundet, daß er an >enem Abend dienstlich adweiend gewest» sei und deshalb dem Wachtmeister besohlen habe, daß das Biertunken genau io wie früher stattfinden zolle. ES hätte in der Beiugnzß des Wachtmeisters, der rbrnlall» auS- gcgangen iei, gelegen. den Mannschaften ein längeres Ausbleiben zu gestatten Daß dceS geschehen würde, hat der Rittmeister auch angenommen. Sechs der Beuge» werden nicht vereidigt, weil sie der Mstlhäterichail verdächtig erscheinen. In seinem Plaiboner bemerkte der Vertreter der Anklage, daß der zur Aburtbeilung stehende Fall im militärischen Leben glücklicher Weise selten vor komme und vom Gesetz mit den schwersten «trafen bedacht wird. Nach ieiner Ansicht war der Unlerosfrzier Schülke zu seinem Vorgehen durchaus berechtigt, da den Leuten dos Biertrinken nur in zhrer freien Zeit gestattet war. Er hält den Thatbestand der Zusammenrottung für erwiesen und die Anaeklagttn sämutt- !ich der Tbeilnahme daran für überführt Bartsch, «imon und Schuster kämen sogar als Rädelsführer in Betracht. Ans jeden Jall bitte er. nicht unter die Mindeststraje, 5 Jahre Gesängniß bezw. Zuchthaus, zu gehen Die Vertheidiger plaidiren sämmtlich auf Freisprechung ihrer Klienten von der Anklage der Zusammen rottung, da sie nicht für erwiesen halten, daß eine solche überhaupt oorliegt bezw daß die Angeklagten sich daran betheiligt haben. Nach längerer Beraihung verkündete der Vorsitzende des Kriegs gerichts folgendes Urlyerl: Bartsch wegen ausdrücklicher Ge horsamsverweigerung. Zurredestellung eines Borgesetzten >n Be zug aus ecne dienstlich« Handlung und Achtungsverletzung zu 6 Monaten Ge-ä»gnitz. Pöttner wegen Achtung-Verletzung und tbätlicher Beleidigung eines Vorgesetzten 5 Monate Gesängniß. Münzer wegen Beleidigung eines Vorgesetzten und Beihilfe zum Ausruhr I Jahr 1 Monate Gesängniß. Schuster wegen Beharrens im Ungehorsam und Widerjetzung 11 Monate Gesängniß und Simon wegen Aufwiegelung 5 Jahre Gesängniß. Bei einigen der 'Angeklagwn werden 2 Monate der erlittenen Untersuchungs haft auf die Strafe angerechnet. —' Wenerberiwi vrr Hamburger Lekwarlr vom 1. September. Tine DemenZon des Luftdruck» ist Uber den brüst-den Inseln und Skandi navien auSgebreitet. ein Minimum unter 71» Mm. liegt niedlich von Schottland, sonst ist boder Luftdruck vorbanden, besten Minimum mit über 78« Mm sich über West-Rustland befindet. In Deutichland herrscht wanne«, beileres Weller, der Nordwester, batte Eewilter. — Waftrtchei»- lich is, im Luoen Fortdauer des bisherigen Wetter», im Norden kubiere» Leiter, zunächst im Nordwesten Regen. Taflesqcschichte. X Deutsches Reich. Der Kaiser hielt beim Festmahl in den Räumen deS Provinzlalniusenins in Polen zuerst solgende bereits erwähnte Rede: „Zur Parade des 5. 'Armeekorps find mit Ge nehmigung Sr. Mafestät deS Kaisers von Rußland der General- gouoerneur von Warschau und Deputationen der Regimenter er- 'chienen, von denen Ich Ches bin. Ich begrüße die Herren von Herzen und gebe der Freude Ausdruck, daß dieselben am heutigen Tage erschienen sind, dadurch, daß Ich Sie aussordere, mit Mir aus das Wobt des obersten Kriegsherrn der mit uns in treuer Waffenbrüderschaft verbundenen russischen Armee, Sr. Majestät desKarsers Nikolauszu trinken Hurrah! Hurrah! Hurrah!" Tie Musik smelte die russische Hymne. Im weiteren Berlaufe des Mahles erhob der Kaiser sich zu folgendem Trinkspruch: „Dem 5. Armeekorps spreche Ich zum heutigen Tage von ganzem Herzen Meinen Glückwunsch aus Es hat bei seiner Parade die Probe aus seine Entwickeluna im Frieden gegeben. Ich kann wohl sagen, daß, als Ich die Reihen der Regimenter an Mir vorüber- ziehen sah. Mir die Geschichte des Korps wieder lebhaft vor die Augen getreten ist. In ernsten Zeiten haben die gelben Achsel klappen sich bewährt. Vor allen Dingen ist Mir dadurch das Bild Meines unvergeßlichen Herrn Vaters wieder vor Augen ge- tr«te», der st«l» mit Stolz von seine» gelbe» Lchselklatz-«» stzva«-. Ich alaud« nicht »» viel »» sage». ««» Ich dem Lor»S mit ein« Ltzeil des Verdienste» zu sch rech«, das» «A ia dem Kriege, wo «» unter dem Oberbefehl Meines Vaters gesochlm hat. durch iei« tapfere Haltung mit dazu gewirkt hat, daß er sich den Marschall. stad erwerben konnte. Niemand, »n dessen Buse» «in Preutzen- Herz schlägt, wird die Königsarenadiere veratffen und Nremand wird vergessen den Moment, als Sr. Kaiserl. Hoheit d«r Kronprinz auf dem GeiSberge den sterbenden Kaiserberg in sei«» Armen hielt Ich würde «der bei Meinem Trinkspruch auf da» Armee- korv« nur zur Hälft, seinen Leistungen gerecht werden, wenn Ich nicht zugleich an das andrrr Armeekorps dächte, das heut» im schwarzen Rock, den Hut in der Hand, out seinen Fahnen vor uns ttand: die 3000 Knwer. di« an der Straße ausmarschirt standen Auch sie haben zu Meiner Seele arsprochea. Es reihte sich dort Kreuz an Kreuz und Schnalle an Schnallt. Das sind di» Leute, dr« die Geschichte des Korps geschrirven habt», dz» mitaeholsen, unser Vaterland zu einigen, da« sind dir Sämpser. di« Meinem Vater in di« blauen Augen geschaut, als sie ihm den Sieg erfochten haben. In den Glückwunsch des Armeekorps möchte Ich daher auch Meine Freude milchen über die vorzüglich« tadel- lose Haltung der Kriegervereine, die Ich heute arsrheu habe. Mögen diele Leute den jungen Soldaten als Vorbild dlenrn, daß der alte Geist jener Kriegskameraden sich immerdar bewahren möge Ich trinke auf da« Wohl des k. Armeekorps. Lmrrah! Hurrah! Hurrah!" — Nachdem die Musik den Vork'schen Marsch gespielt hatte, erwiderte der kommcmdirende General v. Stülp nagel solgkndermaßrn: „Eurer Majestät dank« ich im Namen des S. KorpS auS tiefster Seele sür die huldvollen Worte, die Eure Majestät zu dem KorpS gesprochen haben. In felsenfestem Ver- trauen aus daS mir anorrtrautc Armeekorps und mit berechtigtem Stolz« spreche ich es auS. daß nur ein Gedanke im k. Armeekorps lebt, der Gedanke, sich die Zufriedenheit Eurer Majestät auch ferner zu erwerben, damit, wenn Euere Majestät einst in ernster Stunde rusen, die Regimenter, die jungen, onsselbe thun, nne einst die allen zur Zeit deS großen Kaiser- Wilhelm und deS Kronprinzen Im Leben und im Sterben gilt sür da» d. Armeekorps der Rus: Se. Majestät, unser alleMädiaster Kaiser und Kriegsherr, hurrah, Hurrah, hurrab!" Die Musik spielte die Nationalhymne. x Der nmrrikanffcbe Botschafter am Berliner Hose. Mr Andrew Dickst», White, hat jetzt auch seiner Regierung amtlich mitgetdellt. daß er am 7. November d. I.. an welchem Tage er sein 70 Lebeusiadr vollendet, von seinem Botschafter posten zurückzutreten beabsichtige Nur ungern entsagte er vor 23 Jahren der Schriftstellerei. als ihm Präsident Hayer die Diplomaten-Earrisre antrug. Vordem war Mr White GeichichtS- vrosessor an der Universität Michigan und später Rektor der Comell-Universität Seine zahlreichen Weile übe, Geschichte und GeschichlSichulen. über die Kämpfe zwischen Wissenschaft und Theologie, über di« Lehre von den Kometen ic . seine Studien über daS neue Deutschland rc. zeugen von großer Gelehrsamkeit und Vielseitigkeit Seinen Mußen»» will der verdiente Diplomat, amerikanischen Bläktern zufolge, in Itdaka iNew-Bork) auslchlaaen. woselbst er so lange an der Eornrll-Universität wirkte Zur Zeit arbeitet er an einem Werke in welchem White seine Erfahrungen als Gesandter in Berlin (1879 81!. in Petersburg (I89L94) und als Botschafter in Berlin (1897 1902! schildert. Die höchste An erkennung wird dem Scheidenden für feine Verdienste um die Ausrechlerhaltung und Festigung guter Beziehungen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten gezollt: .Dafür gebührt ihm." so schreibt ein Blatt, .unauslöschliche, innige Dankbarkeit ganz besonders von uns Deutlch-Amrrikanern. für welche rin Bruch zwischen unserem alten und unserem neuen Vaterlande das ichreck- lichsie aller Mißgeschicke fein würbe." Als Wditr's Nachfolger wird Dr. David Jahne Hill, der zweithöchste Beamte im Skaats- miiüstkrium zu Washington, genannt, der an allgemeiner Bildung und an gutem Willen dem scheidenden Botschafter nahe kommen soll. x Ungarn. Die letzte Nachricht ans Agram lautet: Infolge der Proklamation des StandrechteS ist plötzlich Ruhe eingetreien Nachmittags sind »enerlich drei Bataillone Infanterie rininarichirt. welche die Demonstranten mit Hohnrufen empfingen Der Pesler Scharfrichter ist in Agram einaetroffen, da- Stand gericht ist bereits konstituirt. Der an de» Ercessen schuldiingende Redakteur des .Srbobrc»," ist angeblich »ach Serbien geflüchtet. — Ter Magistrat legte de» Kroaten nahe, ihre serbischen An gestellten zu entlassen. Tie in Agram lebenden Ezechen veröffent lichen eine Erklärung, in welcher sie gegen die Ausführungen der Prager Mroäni lustv vrolestircn und der Sympathie für die Kroate» Ausdruck geben. Nachis 12 Uhr herrschte in der militärisch befetzlen Stc>dt vollkommene Ruhe. — ES gewinnt immer mehr den Anschein, daß die Agramcr Vorfälle nicht das Ergebnis! einer spontan anfsiaui,»enden leidenschaftlichen Regung, sondern vorbereitet und organisirl waren. Den in den Agramcr Blätter» vorliegenden Nachrichten ist zu entnehmen, daß schon am Montag Versammlungen adgehallen wurde», in denen vir Namen der serbische» Kauflruie. gegen welche später die Ausschreitungen verübt wurden, bekannt gegeben und die Wohnungen aller Serben in Agram bezeichnet wurden. Da alle» das unter den Augen der Polster sich abststelte. ist es um so unbegreiflicher, daß nicht die ge ringsten Vorsichtsmaßregeln getroffen waren, um den so deutlich angekündiglen Äewaltthäligketten rechtzeitig zu begegnen. x Rußland. Die Hoffnung des Kaiscrpaares. diesmal eine» Sohn und Thronerben zu erhalten, ist abermal- nicht in Erfüllung gegangen. Tie Fehlgeburt dürste übrigens nicht verfrüht erfolgt sein, da bereits vor längerer Zeit^einelbet wurde, daß die Eu-bindung der Kaiserin zu Anfang des September zu er warten sei Die Fehlgeburt scheint also darin bestanden zu haben, daß das Kind todt zur Welt gekommen ist. Dem am 14. No vember 1891 geschlossenen Ehebunde des Kaiser- Nikolaus II- mit der Prinzeisin Alix von Hessen, der gegenwärtigen Zarin Alrrandra Fcodorowna. sind bis jetzt vier Kinder entlproffen. aber durchwegs Töchter: Großfürstin Olga, geboren am 3. November 1897,. Großfürstin Tatjana am 29. Mai 1897, Großfürstin Maria am II Juni 1899 und Großfürstin Anastasia am 5. Juni 1901. Das nun erwartete Kind wäre somit der sünste Sprößiing d«S ZarenvaareS gewesen. In dem offiziellen Telegramm wird übrigens das Geschlecht de» fehiaeboreucn Kindes nickt an gegeben. Einstweilen gilt der längere Bruder des Zaren, Großfürst Michael, geboren am 22. November 1878. als Thronfolger. Er ist noch unveruiählt. . . daran hin führt der Weg zum Küchen- und Blumengarten, wo ueben den nöthigen Wurzkräutern zum Tstche die rothgelbe Ring?:, oder Goldblume. die Sonnenblume die Stangenrose. der o utende Rosmarin und Thmnianstauden prangen: an sonnigen Wänden wird die Rebe erzielt oder Avrikoje und Pfirsiche. Große Grasgävien inst Lbstbäumen bretcn neben dem ihnen eigeitthüm- lichen Nutze» auch Raum zum Wäschetrocknen. Bleichen der Leinwand Dürremichen der Feldgewäch-e oder zum Lainmel- platzevon 'Alken und Junge» am Feierabende, a» Sonn- und Festtagen. 'Auch in der Art. wie die Güter von Geschlecht zu Geschlecht iorterben. hat sich ein eiaenthüwlicher Gebrauch erhalten. So- u"e bei uns das „Majorat" dazu dient, den Glanz einer adliaen Familie fortzuerben. so besteht bei den Landleuten de? Elsaß noch das Minorat. Sobald der Vater seine ältesten Kinder verheiratliet oder ausgesteuert hat tritt er dem Jüngsten den Hof ab. indem er sich eine jährliche Rente in Naturalien, einen T'tz im Hause und em Wsttyum oder Leibgedinge sür seine Frau Vorbehalt Ermncrt nuu schon sie Tracht des Elsässers, der breite Filz- last mit der Spitze, die hellrothc Weste mit blanken Knöpfen, die kurze» Hoien und bis an das Knie reichenden Stiesel überall an d i, Schwär,wald. so summen auch Sitten und Gebräuche wie sie liier herrschen, satt ganz mit den Stammverwandten jenseits des Rheines uberein. Wer einmal Gelegenheit gehabt hat, erne Bauernhochzeit im Schwarzwaide, etwa im Gutach. oder Kinzig- tkale. mstznmacben. dem wird eine elsäffer Bauernhochzeit nicht viel Neues bringen. Eine solche Hochzeit nimmt volle acht Tage in Anspruch und eine gute Stückzahl von Kälbern. Ochsen. Ge flügel. nebst einer großen Quantität Weinfässer, werden dann geopfert, um diese ländlichen Magen zu befriedigen: es sind MonstrebaiiketS, würküg der alten sagenzeiten. Schon zu An- -ang der Woche nehmen di« mit einem umfangreichen, beoander- ten RoSmarinstrauh geschmückten Hochzeitsburschrn dre schönsten Pferde aus ihrem Stalle, wohlgeiattelk und geschirrt und ebenfalls mit Bändern geziert, und reiten von Dorf zu Dorf, um die Gäste emzuladen. wo sie der Sitte nach eine Mahlzeit und ein Wein krug erwartet Wenn die Braut zu einer ankeren Gemeinde ge- hört, kommt der Bräutigam, begleitet von leinen Kameraden zu Pferde, mit den Wagen. Diele werden beladen mit den Möbeln, Wäsche, und sonstigen Aussteucrsiücken der Braut. Ter Haupt wagen, aut welchen sie sich mit ihren Brautjungfern und Freund innen selbst setzt, wird in der Regel mit Guirlanden und grünem Laub geschmückt und ein riesenhafter Spinnrocken von schönstem Hans und Flachs, mit Blumen und Bändern ausgestattet. bildet den großen Mast dieses rollenden LaubschifschenS: ein kunstreich gedrechseltes und eingelegtes Svmnrad darf dabei auch nicht kehlen In der Wohnung des Hochzeiters angekommen, wird der Svinnrocken als Fahne an ein Fenster des ersten Stockwerkes gestellt. Schon vor dem Einzug in s Dorf, gewöhnlich aus der Grenze des Weichbildes, erwarten die jungen Leute zu Pserde den Zug: Iubelruie und Flintenschüsse begrüßen dessen Anlunst und die Eavalcade reitet dann feierlich weiter, bis der große Pachthos sie auinunnst. Von dort begiebt sich der Zug zu Fuß in die Kirche. Nach der Ecremonie sangen die Festlichkeiten und die Tänze an. die ost zwei oder drei Tage und Nächte dauern und während welcher das ganze Dorf in Bewegung ist, besonder- wenn die jungen Eheleute zu reichen Familien gehören, die ihren Ruhm und Stolz darein setzen, die .Hochzeit mit größtem Pompe zu feiern. Im Schwarzwald werden die Hochzeiten gewöhnlich im Dorfwirthshaus abgchalten So eine Bauernhochzeit «st etwas ganz Originelles. Ein Jeder kann daran tbciinehmrn. der sick> anständig beträgt, denn es wird dazu im Amtsblatte öffentlich eingeladen. Lb Hoch oder Niedrig, ob Reich oder Arm. das gilt gleich, es ist Alles herzlich willkommen. Dabei lebt Jeder auf seine eigenen Kosten, zahlt der Musik ein Geldstück für das Tanzen, hat auch dem Brautpaar beim Fortgehen ein Geschenk zu machen. Besonders Geladene und demselben näher Stehende thun dies natürlich in der Wohnung selbst: wer aber so beiläufig in di« Schenke kommt, nur um dem Hochzeiter oder der Braut auS alter Bekanntschaft dir Ehr« anzuthun. der drückt beim Weg- gang« dem Ersteren. welcher sich an der Tbür für di« erwiesene Aufmerksamkeit bedankt, ein Geldstück i» die Hand, etwa eine Mark oder zwei, je nach seinen Mitteln. Deshalb werden auch diese Hochzeiten gerne zwei Mal abaehalten. einmal im Dorfe des Bräutigams und da» andere Mai im Ort« der Braut, daS erhöht die Einnahmen wesentlich. Auch in diesem Punkte ist der Schwarzwälder sehr spekulativ. Bei diesen Hochzeiten ist natürlich auch den reichen Bauern der Umgegend Gelegenheit geboten, sich sehen zu lasten. Ter Ramsteinbosbauer und der Hcgelhofbauer sind erschienen. Beide streben schon lange nach der anerkannten Suvrematie im Dorfe: »n Besitzstände au Feld, Vieh und Batzen sind sie sich schon lange gleich. Der Romsleinhoser'ist mit snnf Mann hoch anaerüat: er, seine Frau, seine zwei Mädle und icin Bua Er läßt sich einen Rinderbraten aussetzen und Wein vom besten Der Hegel hofbauer darf aber bei Leibe nicht hinter dem Ramsteinhofbauern zurückznstehen und so befiehlt er dem Wirthe mit lauter Stimme, daß es auch ein Jeder hören kann, noch ein Schweinerne» mit Spätzlen und Kraut zu bringen. Das bars sich nun wiederum der Ramsteinhoser nicht gefallen lasten: er grifft noch einmal tief hinein in seine» Beutel und ruft über alle Tische hinweg: „Herr Wirth, eine Schüssel Krapfen und ein Mus dazu." Der Wirth lupft sein grünsammtnes Käppchen mit der großen Bummel, legt sein Gesicht in wohlwollende Fallen, verbeugt sich sehr devot vor dem reichen Bauer und verschwindet in dem Heiligthum der Küchenregion. Der Hegelhofer aber wirst der Musik einen harten Thaler hin und herrscht ihr dabei zu: „Spielet an Extrren!" Dieser Aufforderung folgt ein großartiger Tusch, zu dem sogar di« mittlerweile einaelchlasen« Klapptrompete ausgeruttelt wird, und einer der Musikanten verkündet: „Ein Solo für den tzegelhof- bauern und seine Eheliebste." Die Paare halten mit Tanzen ein. stellen sich einstweilen hei Seite und in der sreigewordenen Mitte des Saales treten nun die Beiden zum „Ländler" an und tanzen mit echt bäuerlicher Grandezza und mit echt bäuerlichem Selbst gefühl zwei Mal herum. Der Ramsteinhosbauer ist sür diesen Abend matt gesetzt, denn hinter dem Hcgelhoser tanzen ist unter keiner Würde: entweder vor ihm oder gar nicht Bald ver läßt er mißmuthig mit den Seinen da- Fest, dreht sich aber in der Thür noch einmal um und ruft dem Brautpaar mit Gönnev- miene zu: „Laßt » Euch bald 'mal anWauen droben im Ram- teinerhol." Unten wartet ein leichte« Bernrrwäaele. mit x Testern besteckt. Die Pferd« tragen zur größeren gner des , üchsdecken an den Kummeten. Der Brautvater reicht . Zauer zum Abschied noch einmal di« gefüllt« Weinkann« hina die Musik, die es mit ihm auch nichtaanz verderben darf. ti._ unter die Thür und spielt das Lied: „Muaß i denn, muaß i den» »um Städte!« 'naus", das Gesicht de» Bauern hellt sich bei dies« Ovation wieder auf und da» Gefährt rollt heimwärts. L.
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